Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 200V 2kW DC Motor Endstufe hat immer wieder gleichen Defekt


von Peter N. (dduesentrieb)


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Hallo Gemeinde,

ich bitte um Eure Unterstützung. Habe ein Laufband dessen Motor-Endstufe 
immer wieder den gleichen Defekt zeigt. Der Motor ist ein 200V 10A DC 
Bürstenmotor. Kohlen sind noch wie neu, Motor funktioniert an einem 
dicken Netzteil völlig normal. Die Endstufe wird direkt aus dem 230V 
Netz versorgt, jedoch über eine Vorregelung. Habe bisher nur einige 
Teile der Schaltung analysiert und keinen kompletten Schaltplan. Im 
Prinzip besteht das Teil aus Brückengleichrichter, dessen Ausgang dann 
über einen Thyristor (Vorregelung) einen Elko lädt. Über die Vorregelung 
liegen am Elko immer 240V an. Dieser Aufwand ist wohl nötig, weil das 
Teil auch an 115V betrieben werden kann. Nach der Vorregelung kommt dann 
die eigentliche Endstufe mit einem IRFP360 als Leistungstransistor, 
Freilaufdiode und Shunt am Source für die Strommessung. Angesteuert wird 
der Transistor per PWM von einem Mikrokontroller.
Der erste Defekt des Laufbands war, dass der IRFP360 und der Thyristor 
in der Vorregelung zerschossen waren. Beide ausgetauscht, dann 
funktionierte es wieder, jedoch nur für ca. 2..3 Tage. Erneute Analyse: 
IRFP360 wieder defekt. Alle übrigen Bauteile um den IRFP gecheckt => i. 
O. Also Transistor ausgetauscht und es lief wieder.... für ca. 1..2 
Monate. Wieder der gleiche Defekt. Dann statt IRFP360 IRFP460 
eingesetzt, weil der 500V Spannung kann. Nach kurzer Zeit wieder das 
Gleiche.
Ich konnte auf dem Teil bisher keine Spannungs- oder Stromspitzen 
messen, die für den Defekt verantwortlich sein könnten. Freilaufdiode 
scheint intakt. Generellen Konstruktionsfehler würde ich mal 
ausschliessen, weil das Laufband vor der Fehlerserie mindestens 2..3 
Jahre problemlos im EInsatz war.

Ich bitte um Vorschläge
- Wie ich die Endstufe robuster bekomme
- Wie ich messtechnisch oder auch durch Schutzbauteile raus bekommen 
kann, an was der Transistor immer wieder stirbt. Denn das Problem 
scheint ja nur sporadisch aufzutreten.

Hat jemand vielleicht einen Schaltplan zu einer Ansteuerung eines 200V 
DC Bürstenmotors, oder evtl. eine Ersatzteilquelle?
Oder hat jemand (mit mehr Verständnis von Motoren als ich) eine Idee, 
welche Transienten oder Überströme so ein Motor erzeugen kann und wie 
man denen beikommt?

Vorab schon mal vielen Dank für Eure Tipps

Daniel, der düsengetriebene

von Uwe (Gast)


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Was wäre z.B. wenn da ne Wicklung im Motor durch Fliekraft, Temperatur 
ans Motorgehäuse kommt (weil die Wicklung locker ist).

von PeterL (Gast)


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da wird ein Kondensator in der Nähe auch beleidigt sein.
Hatte das öfters bei TV Geräten. Transistor getauscht, nach kurzer Zeit 
Rumms.
Transistor + Kondensatoren getauscht und das Ding ging wieder.

von ArnoR (Gast)


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Peter Niedetzky schrieb:
> Dann statt IRFP360 IRFP460 eingesetzt

Was unnötig ist, weil:

> Über die Vorregelung liegen am Elko immer 240V an
und
> Freilaufdiode scheint intakt

und sogar ein Nachteil ist, weil der einen kleineren SOA hat.

Die Sache sieht doch sehr nach einer Stromüberlastung aus.

von Peter N. (dduesentrieb)


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Hallo Leutchen,

danke für die vielen Antworten.
@Uwe
Das kann ich noch prüfen. Mal schauen, ob ich den Motor zerlegt 
bekommen. Das Motorgehäuse ist aber geerdet. Müsste da dann nicht ein FI 
fliegen?

@PeterL
Unter beleidigt verstehe ich, dass er ausgetrocknet ist. Dadurch würde 
der Ripple höher und der Transistor u. U. mehr Spannung abbekommen. 
Nachgemessen liegt der Spitzenwert immer so um die 260V. Dadurch sollte 
der IRFP360 mit 400V oder der IRFP460 mit 500V nicht hopps gehen.
Ich könnte die Elkos mal vorsorglich tauschen... Muss ich aber erst 
organisieren.

@ArnoR

Peter Niedetzky schrieb:
> Dann statt IRFP360 IRFP460 eingesetzt
Autor:  ArnoR (Gast)
Was unnötig ist, weil:
> Über die Vorregelung liegen am Elko immer 240V an
und
> Freilaufdiode scheint intakt
Richtig. Aber wenn das Teil immer wieder stirbt... Ich hatte 
unterstellt, dass evtl. die Vorregelung sporadisch zickt und deshalb 
vielleicht doch mal mehr Spannung auftreten kann...


und sogar ein Nachteil ist, weil der einen kleineren SOA hat.
Die Sache sieht doch sehr nach einer Stromüberlastung aus.

Wäre möglich. Ich kenne mich mit Leistungselektronik nicht so aus. Bin 
bei Überstrom bisher davon ausgegangen, dass man da dann auch 
irgendwelche Wärmespuren hätte sehen müssen. Laut Oszi Messung am Shunt 
bewegt sich der Strom durch den FET bei ca. 4..5A. Transienten hoch bis 
12A. Aber erstens trau ich meiner Messung bei den Spikes nicht so sehr 
und zweitens stirbt er ja nicht sofort, sondern irgendwann mal, wenn ich 
grad nicht messe.
Denkst Du, dass es sinnvoll wäre mit einem NPN Transistor, der die Shunt 
Spannung misst, den FET noch mal extra vor Überstrom zu schützen?

Noch ein Hinweis: Der FET wird nicht über einen Gatetreiber angesteuert, 
sondern nur von einem NPN Transistor. Also noch nicht mal ein Pulldown 
am Gate. Dadurch kann er natürlich nicht sonderlich schnell ausschalten. 
Also vielleicht doch ein konstruktiver Mängel? Aber warum hat es dann 
jahrelang funktioniert?

Grüße
DD

von Realist (Gast)


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Ich kenne das Problem von meinem Laufband.
Ab und zu knallt da der Leistungs-FET durch.
Kann ein Spannungsspitzenproblem oder ein Wärmeproblem sein.
Sind denn Varistoren in der Umgebung dieser Stromkreise verbaut?
Wenn ja, wechseln, weil man bei denen ohne aufwändiges Testequipment
nicht feststellen kann, ob die defekt sind.
Elektrolytkondensatoren können ihre Kapazität verlieren, was man mit
einem entsprechenden Messgerät aber feststellen kann. Vorher aber den
Kondensator vorsichtig über einen hochohmigen Widerstand entladen, oder
sich ein neues Messgerät danach kaufen wenn man mehrere 100Volt Ladung
da rein jagt.;-b
Sind in der Motorzuleitungen Ringkerne (einen pro Motor) mit einigen 
Windungen verbaut?
Da die aus Ferrit sind, können die zerbrechen, verloren gehen und
plötzlich solche Defekte verursachen.
Sind die zerschossenen Halbleiter auf Kühlkörper und elektrisch isoliert 
montiert?
Da sollte man dann auch das Isoliermaterial überprüfen und 
Hochleistungswärmeleitpaste zwischen schmieren. Einfache Wärmeleitpaste 
reicht da nicht.
Außerdem sollte man das Band gelegentlich vom Abrieb reinigen und alle
drehbaren Teile (Kugellager) auf Leichtgängigkeit prüfen.
Für die Lauffläche unter dem Band sollte man dem Laufband ab und zu
ein wenig Silikonöl, dass es im Sportgeschäft dafür gibt, gönnen.

von ArnoR (Gast)


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Peter Niedetzky schrieb:
> Der FET wird nicht über einen Gatetreiber angesteuert,
> sondern nur von einem NPN Transistor. Also noch nicht mal ein Pulldown
> am Gate.

Ohje. Schau mal ins SOA-Diagramm, der muss in unter 1ms schalten, 
sonst stirbt der gleich. Wenn es ewig gehen soll, dann noch schneller 
schalten. Du wirst einen Mosfettreiber brauchen.

Und einen dickeren FET, denn ein 10A-Motor zieht beim Anlaufen oder 
Überlasten auch mal 100A.

> Denkst Du, dass es sinnvoll wäre mit einem NPN Transistor, der die Shunt
> Spannung misst, den FET noch mal extra vor Überstrom zu schützen?

Natürlich, aber auf keinen Fall als Strombegrenzung, sondern 
Abschaltung, weil bei einer Strombegrenzung dann DC-Betrieb vorliegt und 
der FET sofort stirbt.

von Peter N. (dduesentrieb)


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Hallo Realist,

das sind ja eine Menge Tipps. Danke dafür, wird aber eine Zeit dauern, 
bis ich das alles durch habe.
Varistoren sind in dem Teil keine.
Die Elkos habe ich mal grob mit einer RC Beschaltung vermessen. Hatten 
erwartungsgemäss etwas weniger Kapazität, waren aber noch OK. Ferrite 
sind drin, schauen auch noch gut aus. Ich kann die aber mal erneuern.
Halbleiter sind auf Kühlkörper montiert und mit SiL Folie isoliert. Die 
Folie ist intakt und Spuren von Überschlägen habe ich keine gesehen. Hab 
Wärmeleitpaste von einem alten PC Kühlkörper genommen. Da werden auf 
einem relativ kleinen Die 60..100 Watt umgesetzt, die Paste sollte also 
nicht die schlechteste sein.
Das mit der Wartung, reinigen, schmieren etc. klingt für mich recht 
brauchbar, denn da fehlts wohl wirklich etwas.

Ich mach das mal übers Wochenende, wenn ichs wieder repariert bekomme.

Gruss
Düsentrieb

von Peter N. (dduesentrieb)


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Hallo ArnoR


> Ohje. Schau mal ins SOA-Diagramm, der muss in unter 1ms schalten,
> sonst stirbt der gleich. Wenn es ewig gehen soll, dann noch schneller
> schalten. Du wirst einen Mosfettreiber brauchen.
>
> Und einen dickeren FET, denn ein 10A-Motor zieht beim Anlaufen oder
> Überlasten auch mal 100A.
OK, das wäre dann ein größerer Umbau. Das würde aber bedeuten, dass die 
ursprüngliche Konstruktion Mist war. Funktionierte aber 2..3 Jahre.


>
>> Denkst Du, dass es sinnvoll wäre mit einem NPN Transistor, der die Shunt
>> Spannung misst, den FET noch mal extra vor Überstrom zu schützen?
>
> Natürlich, aber auf keinen Fall als Strombegrenzung, sondern
> Abschaltung, weil bei einer Strombegrenzung dann DC-Betrieb vorliegt und
> der FET sofort stirbt.
Leuchtet mir ein. Aber wie kann ich das realisieren. Ich brächte quasi 
eine Art Thyristor am GAte des Fet. Dadurch würde das Gate bei 
Überspannung runter gezogen, bis ein Nulldurchgang der ansteuernden PWM 
erfolgt. Hast Du da vielleicht einen Schaltungsvorschlag?

Grüße
Düsentrieb

von Realist (Gast)


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Peter Niedetzky schrieb:
>> Natürlich, aber auf keinen Fall als Strombegrenzung, sondern
>> Abschaltung, weil bei einer Strombegrenzung dann DC-Betrieb vorliegt und
>> der FET sofort stirbt.
> Leuchtet mir ein. Aber wie kann ich das realisieren. Ich brächte quasi
> eine Art Thyristor am GAte des Fet. Dadurch würde das Gate bei
> Überspannung runter gezogen, bis ein Nulldurchgang der ansteuernden PWM
> erfolgt. Hast Du da vielleicht einen Schaltungsvorschlag?

Ein DC-Betrieb könnte man mit einem Kondensator vermeiden, aber so
eine Schaltung hab ich in dem Zusammenhang noch nicht gesehen.
Die Varistoren, die ich schon erwähnte, könnten hier aber gute
Dienste leisten, wenn welche um den FET herum platziert wären.
Z-Dioden am Gate oder Supressordioden könnte ich mir auch vorstellen.

Peter Niedetzky schrieb:
> Hab Wärmeleitpaste von einem alten PC Kühlkörper genommen.

Das ist Billigzeug was austrocknet, mit dem ich auch schon mit
meinem PC Ärger hatte.
Nimm lieber Hochleistungspaste von Conrad. Leider hab ich damit noch
keine Langzeiterfahrung, aber ich denke, dass die schon ihre 
Daseinsberechtigung hat.

von nochwas (Gast)


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>> Natürlich, aber auf keinen Fall als Strombegrenzung, sondern
>> Abschaltung, weil bei einer Strombegrenzung dann DC-Betrieb vorliegt und
>> der FET sofort stirbt.
>Leuchtet mir ein. Aber wie kann ich das realisieren. Ich brächte quasi
>eine Art Thyristor am GAte des Fet. Dadurch würde das Gate bei
>Überspannung runter gezogen, bis ein Nulldurchgang der ansteuernden PWM
>erfolgt. Hast Du da vielleicht einen Schaltungsvorschlag?


Uiii. Mir scheint Glueck zu sein, das ueberhaupt etwas lief.
Gatetreiber heisst Gatetreiber.

von ArnoR (Gast)


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Realist schrieb:
> Ein DC-Betrieb könnte man mit einem Kondensator vermeiden, aber so
> eine Schaltung hab ich in dem Zusammenhang noch nicht gesehen.

Oh mann, wenn der Mosfet nur strombegrenzt wird, arbeitet der analog als 
Konstantstromquelle mit dem max. Strom und der maximalen Spannung (die 
Last ist ja kurzgeschlossen) und nicht im Schaltbetrieb, daher 
DC-Betrieb, auch wenn der nur ein paar ms bis zum nächsten Abschalten 
des PWM-Signals dauert. Und in der Zeit geht der schon kaputt, weil er 
weit aus dem SOA raus ist.

> Die Varistoren, die ich schon erwähnte, könnten hier aber gute
> Dienste leisten, wenn welche um den FET herum platziert wären.
> Z-Dioden am Gate oder Supressordioden könnte ich mir auch vorstellen.

Wie sollen den Varistoren oder Z-Dioden oder Supressordioden eine 
Leistungsüberlastung am Mosfet bei eben beschriebenem Fall verhindern? 
Wie kann man nur solchen Stuss schreiben?

von Realist (Gast)


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ArnoR schrieb:
> Wie kann man nur solchen Stuss schreiben?

Wie kann man sich solch einer Gossensprache bedienen?
Im Studium keine Umgangsformen gelernt?

Was die Bauteile angeht, so habe ich die schon des öfteren
in Schaltungen gesehen. Kann also nicht alles Stuss sein.

von ArnoR (Gast)


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Peter Niedetzky schrieb:
> Aber wie kann ich das realisieren. Ich brächte quasi
> eine Art Thyristor am GAte des Fet.

Nein, du legst einfach in die Masse-Source-Leitung einen Messwiderstand 
von 30mOhm und lässt einen npn-Kleinsignal-Transistor die Spannung 
messen (Emitter an Masse, Basis an Source). Der Kollektor bekommt einen 
Widerstand zur Betriebsspannung der PWM (ca. 12V?). An den Kollektor 
schließt du ein Monoflop (TLC555 oder CD4538, ...) an, das an einer 
geeigneter Stelle in die PWM-Erzeugung geht und die abschaltet wenn 
Überstrom ist. Den Monoflop deshalb, damit die Schaltung nicht 
hochfrequent schwingt, sondern nur immer wieder mal einen Versuch 
unternimmt.

von Arsenico (Gast)


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ich tippe auf den MOTOR…als t_Ursache.

von hinz (Gast)


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Peter Niedetzky schrieb:
> Das Motorgehäuse ist aber geerdet. Müsste da dann nicht ein FI
> fliegen?

Nur wenns ein Typ B FI ist.

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