Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Wann wird eine Diode zu einem 0 Ohm Widerstand?


von Nerd (Gast)


Lesenswert?

Wann wird eine Diode leitend, also infolge eines Defekts? Kann ESD der 
Grund sein oder muss sie ordentlich heiß werden (ohne Stromfluss), oder 
ist ein hoher Strom zwingend?

von Charly (Gast)


Lesenswert?

Wenn der PN Übergang durchlegiert oder anders zerstört wird.

Meistens durch Hitze oder Überspannung in Sperrrichtung.

von Possetitjel (Gast)


Lesenswert?

Nerd schrieb:

> Wann wird eine Diode leitend, also infolge eines Defekts?
> [...] muss sie ordentlich heiß werden (ohne Stromfluss),

Zerstörung durch äußere Überhitzung ohne Stromfluss ist
zwar prinzipiell möglich, aber schwer vorstellbar. Die bei
Transistoren häufig genannte maximale Sperrschichttemperatur
von 150°C bzw. 175°C markiert nicht die Zerstörungstemperatur,
sondern es wird lediglich die Eigenleitungsdichte so hoch,
dass das Bauteil nicht mehr richtig funktioniert. Wenn der
Transistor wieder abkühlt, geht er wieder. (U.U. hat er
schlechtere Daten als vorher.)
Die 300°C beim Löten übersteht die Diode schließlich auch.

Irgendwo bei 500°C oder 600°C geht die Diffusion langsam los,
aber das ist ein Prozess von Minuten und Stunden. Wenn Du die
Diode also in den Ofen legst und erhitzt, ist fraglich, ob der
pn-Übergang zuerst aufgibt oder das Gehäuse :-)

von Nerd (Gast)


Lesenswert?

Neben der Diode ist ein Schaltregler-IC abgefackelt. Das Gehäuse der 
Diode hat auch etwas abbekommen. Die Frage ist nur, was war zuerst, also 
welches Bauteil ist der Ausfallgrund?
Ich hätte spontan gesagt, der IC, aber wenn ihr sagt, dass eine Diode 
durch externe Hitze nur schwer kleinzukriegen ist...

von Amateur (Gast)


Lesenswert?

Dioden bekommt man sehr leicht kaputt.
Ist nur eine Frage der Dimensionierung - im wahrsten Sinne des Wortes.

von Helge A. (besupreme)


Lesenswert?

Vielleicht ist der Ausfallgrund ein Fehler im Dämpfungsnetzwerk. Sowas 
kann zu überhöhten Spannungsimpulsen führen, diese wiederum können 
sowohl Schaltregler als auch Diode zerstören.

von Humpfdidumpf (Gast)


Lesenswert?

Hi,

es ist - soweit ich das sehe - so gut wie immer thermische Überlastung. 
Wie das passiert wurde ja schon geschrieben. Dazu gibt es zwei Ursachen:

1. Zuviel Strom in Flussrichtung (trivial...)

2. Zuviel Strom in Sperrichtung (Avalanche Breakdown). Der ist 
eigentlich ja reversibel, aber meistens ist die Spannung in Sperrichtung 
hoch, und damit bei kleinen Strömen schon ein Problem.

3. Speziell bei Schottky-Dioden ist es zusätzlich so, dass es bei 
bestimmten Temperaturen einen "Thermal Runaway" geben kann, ohne 
Überschreitung der maximal zulässigen Spannung und ohne Avalanche 
Breakdown und ohne Strom in Flussrichtung. Einfach dadurch, dass der 
Sperrstrom mit steigender Temperatur ansteigt.

von Nerd (Gast)


Lesenswert?

Hmm, das Mysteriöse ist, dass zu diesem Zeitpunkt nichts am Ausgang 
angeschlossen war, also konnte kein Strom durch die Diode fließen (es 
sei denn, natürlich, dass der IC einfach kurz schloss). Die Diode war 
übrigens jeweils bezogen auf Strom und Spannung um 200% 
überdimensioniert.
Ich kann es mir nur so erklären, dass der Schaltregler einfach schadhaft 
war und plötzlich eines Tages einfach so abrauchte.

von Nerd (Gast)


Lesenswert?

Ne, Quatsch. Selbst bei einem Kurzschluss im IC wäre nichts passiert, 
weil aufgrund der Polarität ja gar kein Strom durch die Diode fließen 
kann. Kapiere ich nicht. Übrigens war die Schaltung korrekt und 
funktionierte nachgewiesen ein paar Tage zuvor.
Also doch Hitze durch spontanen Schaltregler-Meltdown?

von Humpfdidumpf (Gast)


Lesenswert?

Hi,

poste doch mal eine Schaltung. Das kann Fallweise bei der Interpretation 
von Fehlern hilfreich sein.

von Andreas D. (rackandboneman)


Lesenswert?

"sondern es wird lediglich die Eigenleitungsdichte so hoch,
dass das Bauteil nicht mehr richtig funktioniert."

Und wenn dann noch ordentlich Strom fliesst wird ein TEIL des Die 
dadurch noch besser leitend und nimmt daher den ganzen Strom an sich und 
wird noch heisser und... derselbe Effekt wie bei falsch 
parallelgeschalteten Dioden oder BJTs aber alles in einem Gehäuse...

Übrigens, die sehr niedrigen Maximaltemperaturen bei sehr frühen 
Transistoren (Germaniumzeit) hatten wohl einen anderen Grund: Da wurden 
in der Konstruktion Legierungen mit viel Indium usw. genutzt die dann 
schlichtweg geschmolzen sind.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Possetitjel schrieb:
> Die 300°C beim Löten übersteht die Diode schließlich auch.

Eine 1N4148 kann man offenbar auch als Temperatursensor bis ca. 400°C 
verwenden, wobei hierbei natürlich nur ein sehr geringer Strom fließen 
darf. Die 1N4148 ist ja in einem axialen Glasgehäuse mit Hohlraum 
untergebracht, so dass keine thermische Spannungen zwischen Gehäuse und 
Chip auftreten, sondern "nur" zwischen Gehäuse und Anschlussdrähten.

> Irgendwo bei 500°C oder 600°C geht die Diffusion langsam los,
> aber das ist ein Prozess von Minuten und Stunden.

Die Diffusion hängt auch gewaltig von den eingesetzten Materialien für 
die Metallisierungslagen ab. Technisch am anspruchlosesten ist hierbei 
Aluminium, welches deswegen auch bei den meisten Prozessen eingesetzt 
wird. Es war lange Zeit, d.h. bis Ende der 90er Jahre, nicht möglich, 
hierfür Kupfer zu verwenden, was an den sehr kleinen Prozessfenstern 
lag. Metalle wie Kupfer oder Eisen bilden mit Silizium zum einen 
halbleitende oder gar isolierende Silizide und zum anderen "tauchen" 
diese Verbindungen auch gern unter die Oberfläche bzw. lösen sich im 
Silizium. In dem Temperaturbereich von 500°C finden auf jeden Fall schon 
sehr viele Diffusionsprozesse statt.

> Wenn Du die
> Diode also in den Ofen legst und erhitzt, ist fraglich, ob der
> pn-Übergang zuerst aufgibt oder das Gehäuse :-)

Bei den üblichen Kunstoffgehäusen beginnt die Zersetzung auch irgendwo 
im Bereich um 350°C. Aber auch schon deutlich darunter kann es zu 
thermischen Spannungsrissen zwischen Gehäuse und Anschlusspins kommen. 
Dadurch können auf langen Zeitskalen Sauerstoff und andere korrosive 
Gase eindringen und zu einer schleichenden Veränderung der Halbleiter 
führen. Viele Chips werden daher auch mit Passivierungsschichten 
ausgestattet.

: Bearbeitet durch User
von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Si-Dioden sind doch sehr robust, so zumindest meine Erfahrung.

Ein paar 1N4148 löteten sich schon mehrmals von selbst aus 
Testschaltungen aus, und sind nach Messungen stets einwandfrei, verwende 
sie für Tests weiter.

In einem Fön sind die Dioden anscheinend unterdimensioniert, und 
chronisch überhitzt. Eine 1N5407 mußte ich auswechseln. Der Fön lief 
aber genau bis zu dem Zeitpunkt einwandfrei, bis die Diode mechanisch in 
zwei Teile zerbrach. Die Moldmasse pulverisierte sich zu Asche. Der Fön 
läuft einwandfrei weiter, die Reparatur mit dem gleichen Ersatzteil 
kostete ein paar Cent, und Folgeschäden durch defekte Diode sind da im 
Fön auch nicht zu erwarten.

Der Fön hat eine Leistung von 1,6kW, und glaube, daß die Diode einfach 
mehr als die zulässigen 3A ab bekommt. Der Schalter mit zwei Stufen, an 
dem die Diode parallel klemmt, halbiert die Heizleistung. Kein 
Chinateil, gute Marke "Braun". Na ja, ich hab noch genug 
Ersatzteilreserve.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.