Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Einschätzung für Gehlatserhöhung (Elektrotechnik, 1 Jahr im Beruf)


von David (Gast)


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Hallo,

ich wollte mir gerne hier im Forum eine Einschätzung abholen, da hier 
bestimmt viele Leute unterwegs sind, die schon einiges an Erfahrungen 
mit Gehaltsverhandlungen sammeln konnten. Zuerst ein paar Eckdaten:

Ausbildung: Master Elektrotechnik mit Abschluss 1,7 (Uni)
Firma:      Mittelstand, Mitarbeiter <80
Position:   Hardwareentwicklung, bisschen Software, nebenbei der Mann 
für alles (Mittelständler halt)
Gehalt:     44,5k (Einstieg, inkl. Ulraubs- & Weihnachtsgeld)

Ich arbeite jetzt seit knapp über einem Jahr in der Firma. 
Berufserfahrung hatte ich vorher durch meine Ausbildung und Nebenjobs 
(alle in der Elektrotechnik-Branche). Ich arbeite sehr selbstständig, 
habe mich schnell eingearbeitet, arbeite sehr kooperativ und habe schon 
einige Projektteile eigenverantwortlich übernommen. In meinem Job muss 
ich unglaublich flexibel sein, da bei uns am Tag immer irgendwo was 
ansteht, wo man "mal eben helfen muss". Dadurch ist mein Job sehr 
abwechslungsreich aber auch schwer planbar. Aus meiner Sicht habe ich 
gute Leistung erbracht, mich schnell zurechtgefunden und brauchte kaum 
Einarbeitung (Sprung ins kalte Wasser). Von einigen Mitarbeitern bekomme 
ich bereits reglemäßig Feedback, dass Sie mit meiner Arbeit und 
Zusammenarbeit sehr zufrieden sind, da ich versuche vorausschauend zu 
planen. Für meine Gehaltsverhandlung habe ich klare Vorstellungen für 
die Zukunft, ich möchte eigene Projekte übernehmen und nicht mehr "nur" 
die Unterstützung sein. Als Gehaltswunsch hätte ich gerne 500€ monatlich 
mehr.
Nicht gerade wenig, aber nachdem was ich so gelesen und erfahren habe, 
könnte das drin sein. Dieses Gehalt ist am Markt auch mit anderen zu 
vergleichen. Ich werde in meiner Gehaltsverhandlung darlegen, was ich 
alles schon erreicht habe und auch meine Ziele die ich mir für die 
Zukunft gesteckt habe, also schon Gedanken gemacht, ich möchte voran 
kommen.

Was haltet ihr davon? Zu hoch oder gerechtfertigt?

Vielen Dank und schönen Abend noch!

von Elektrofuzzi (Gast)


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500 im Monat mehr sind dann 50k im Jahr. Ist nicht wirklich viel. Wenn 
du so gut bist, wie du denkst, dann sollte dein Arbeitgeber das 
bezahlen. Ob er das dann macht, wird sich herausstellen. Gerade in 
kleinen Unternehmen vergrault man gerne die Leistungsträger, weil man 
ihr Gehalt mit dem der anderen Pappnasen vergleicht, die mangels 
Ambition/Alternativen schon viel länger da sind. Wenn der 
Leistungsträger dann merkt, dass er in großen Unternehmen viel mehr Geld 
für weniger Stress bekommt, entschwindet er schnell.

Die Erfolge darlegen und engagiert in die Zukunft zu blicken ist für 
Gehaltsverhandlungen sicher sinnvoll.

Noch sinnvoller ist übrigens ein Wechsel in 1-2 Jahren. Dann für 60k+. 
Wenn die Wirtschaft bis dahin nicht gerade einbricht, sollte das 
funktionieren.

von Kire L. (Firma: HTW) (sachse88)


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Es spricht nichts dagegen sich die Gehalterhöhung zu holen und ein Jahr 
später trotzdem zu wechseln. Ich peile auch wenigstens 10% Erhöhung nach 
dem 1sten Jahr an (noch 3 Monate, meine Leistungen würden auch 20% 
rechtfertigen) und werde trotzdem 1 max 1,5 Jahre später wechseln.

von Lothar S. (loeti)


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> Zu hoch oder gerechtfertigt?

Nach so kurzer Zeit bist Du noch nicht mal richtig eingearbeitet. Ich 
denke Du überschätzt Dich total.
Schon die Erwähnung der Abschlußnote zeigt das Du noch nicht wirklich
in der Realität gelandet bist.
Die spielt nach dem Einstellungsgespräch absolut keine Rolle mehr.

Grüße Löti

von Wilhelm F. (Gast)


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Man kann ja versuchen, was zu verlangen.

Am Wochenende hatte ich mal ein tieferes Gespräch mit einem Besitzer 
einer Elektrohandwerksfirma.

Ja der sagte aber auch, daß er sich nach der Decke von Kundschaft und 
Aufträgen strecken muß.

Den schlimmsten Fall nannte er mir auch, daß er mal fast ein Großprojekt 
nicht annehmen konnte, und dann die Personaldienstleister und das 
Jobcenter sogar noch abgrasen.

Gegen das Jobcenter wetterte er auch wegen derer Unfähigkeit. Die 
schickten 10 Schlosser, die er ja nun mal überhaupt gar nicht brauchen 
kann. Und einen mit fast 4 Zentnern Körpergewicht. Kann man auch nicht 
brauchen. Neben dem kann im Auto keiner mehr sitzen, und neben dem auch 
nicht zusammen an einen Schaltschrank arbeiten.

Der Mann war ehrlich, einer aus dem Bekanntenkreis.

Seine Angestellten, sagte er, gefallen ihm auch nicht hundertprozentig. 
Aber wenn einer gut ist, und eine Punkerfrisur hat, den kann man dann 
eben nicht zu Kunden schicken, der Mann ist aber auf dem Bau gut, und 
kann sich jederzeit ändern. Aber bei weitem kein Entlassungsgrund sowas.

Im übrigen sagte er, daß immer übertariflich gezahlt würde. Der Mann war 
auch kein Millionär, hatte keinen eigenen Reichtum. Bekannte kennen ihn 
ja gut als wirklich guten Nachbarn. Sonst wäre er ja nicht auf der Party 
gewesen.

Da ich schon die Gelegenheit hatte, auch nach Netzwerkerei zu fragen: 
Der alte Chef sagte, daß er nie gerne auf Partys ging. Auch keine 
Klüngeleien Seilschaften Firmennetzwerke, und mit der Konkurrenz erst 
recht nicht. Die Tanzfläche wurde gerade frei gemacht. Er sagte, er 
hätte sich bei sowas immer verpißt, oder mit 7 Promille. ;-)

von Kire L. (Firma: HTW) (sachse88)


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Lothar S. schrieb:
> Nach so kurzer Zeit bist Du noch nicht mal richtig eingearbeitet. Ich
> denke Du überschätzt Dich total.

Er ist über ein Jahr in der Firma, da er wie ich im Mittelstand ist war 
er da mit Sicherheit nach 3 Monaten im Tagesgeschäft voll eingebunden!! 
Meine "Einarbeitung" waren 3 Wochen dann kam der Chef mit Auftrag für 
Kunden um die Ecke, bei dem hat er mir noch über die Schulter gesehen, 
dann nie wieder. Gut Mechanik ist etwas einfacher zu durchschauen als 
Software daher geht da die Einarbeitung wenn man es drauf hat sicher 
grundsätzlich schneller, aber wo bitte gibt einen eine Firma 1 Jahr zur 
Einarbeitung??

von dvil (Gast)


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Dipl. Ing. (FH) schrieb:
> aber wo bitte gibt einen eine Firma 1 Jahr zur
> Einarbeitung??

Nur weil du sie nicht bekommst, heißt das nicht, dass du sie nicht 
brauchst! Bei mir ist es so, dass man sagt das 3-5 Jahre vergehen ehe 
man selbstständig Projekte abwickelt und 10-15 Jahre braucht um einen 
Überblick über das gesamte Produktportfolio zu bekommen. Das liegt aber 
einfach an der Projektlaufzeit (ca 2 Jahre).

Ich stehe bald allerdings vor ähnlichem Problem, ich habe aber vorher 
schon Erfahrung gesammelt, da ich dort als Werksstudent gearbeitet habe.

Problem ist allerdings so, dass ich automatisch nach 3 Jahren tariflich 
innerhalb der Gruppe aufsteige. Das heißt ich kann nur davor oder danach 
eine Erhöhung fordern, sonst packt man mir ja vor den Kopf. "Sie haben 
doch gerade erste eine Erhöhung bekommen...blabla"

Heißt im Klartext: Ich werde nach 2 Jahren BE mehr fordern.
Da ich mit 5 Jahren BE 70.000 p.a. haben will (Einstieg mit 50k), muss 
man diesen Weg wohl gehen. Ansonsten wird gewechselt.

von Jo S. (Gast)


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David schrieb:
> Als Gehaltswunsch hätte ich gerne 500€ monatlich
> mehr.

Als Verhandlungsbasis paßt das schon. Nach dem 1. Jahr sind 10% drinnen.

Sieh dich nebenher bei Großunternehmen um, dort sollten 55 - 60k 
realistisch sein.

Viel Erfolg!

von David (Gast)


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Hallo,

vielen Dank für eure Auskünfte und Meinungen!

Ich habe mir schon gedacht, dass die Meinungen bei diesem Thema 
auseinander gehen werden. Leider habe ich auch keine Ahnung, ob diese 
Höhe bei uns in der Firma angemessen ist oder nicht, allerdings werde 
ich das bald herausfinden.

Ich habe mich, wie schon erwähnt, natürlich vorher informiert, mit 
anderen gesprochen und im Netz nachgelesen etc. 10% sollten da, denke 
ich schon drin sein und die möchte ich gerne auch haben. Das ich die 
500€ nicht bekomme, davon gehe ich eigentlich aus. Es ist ja eine 
Verhandlung und mein Chef wird bestimmt nicht direkt zustimmen. Wenn ich 
allerdings mit weniger rein gehe und z.B 300€ sage, weiß ich genau, das 
dann evtl. noch verhandelt wird und mit dem was dabei dann rum kommt 
wäre ich nicht zufrieden. Die Höhe soll aber auch nicht unverschämt 
klingen, sondern eher den Eindruck vermitteln, "der Mitarbeiter traut 
sich was, fordert was für seine Leistung, hat Zukunftspläne und noch was 
vor etc."

Mir ging es in erster Linie um ein paar Meinungen von Leuten, die schon 
Erfahrungen mit Gehaltsverhandlungen in "kleineren" Unternehmen sammeln 
konnten. Bei einem Konzern würde ich mir da nicht so viele Gedanken 
machen.

Vielen Dank euch allen!

PS: Die Note hat natürlich bei der Gehaltsverhandlung keine 
Aussagekraft. Ich habe sie lediglich hier angegeben, um zu 
verdeutlichen, dass ich mit einem guten Studienabschluss in den Job 
gestartet bin, mehr nicht.

von lalala (Gast)


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Ehrlich gesagt finde ich nach 1 Jahr nach einer Gehaltserhoehung zu 
fragen etwas zu früh. Alle 2 Jahre scheint mir angemessener, ausser Du 
hattest dazu schon eine Absprache im Vorstellungsgespräch.

von Dipl.- G. (hipot)


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I agree. Asking for a raise after one year seems to be steep. In my 
experience this is only justified if one has relevant grad level 
education and/or viable experience in the particular field.

von Ulf (Gast)


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Nach einem Jahr als Absolvent ist schon sehr gewagt. Ausbildung, 
Nebenjobs zählen nicht als Berufserfahrung. Ich würde lieber noch mind. 
1 Jahr warten, dann aber auf herausragenden Leistungen basierend. Das 
was du beschreibst, sieht mir nicht danach aus.

von Dirk K. (Gast)


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David schrieb:
> Was haltet ihr davon? Zu hoch oder gerechtfertigt?

Zu hoch. Sei nicht undankbar. Geld ist außerdem überbewertet.

von Hirschgeweih (Gast)


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Dirk K. schrieb:
> Geld ist außerdem überbewertet.

Nur Propaganda der Wirtschaftslobby. Natürlich ist Geld Alles.
Deswegen gehe ich überhaupt arbeiten.

Gleich werde ich zerissen....

von 1234567890 (Gast)


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Hirschgeweih schrieb:
> Nur Propaganda der Wirtschaftslobby. Natürlich ist Geld Alles.
> Deswegen gehe ich überhaupt arbeiten.


*Gesundheit
*Freizeit (Neudeutsch: Work-Life-Balance)
*Geld

Wobei Geld, obwohl es an drittgenannter Position ist einen hohen 
Stellwert hat. Was nutzt mir alle Freizeit der Welt, wenn ich keine 
Kohle habe (Hartz IV)?!

von Hirschgeweih (Gast)


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1234567890 schrieb:
> *Gesundheit
> *Freizeit (Neudeutsch: Work-Life-Balance)
> *Geld

Auch einer, der auf die Witschaftslobby-Propaganda reingefallen ist:

Deine Punkte sind sofort widerlegbar:

http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/gesundheitspolitik_international/article/857346/arbeitslosigkeit-armut-krankheit-eu-sozialen-krise.html

"Die soziale Krise in der EU hat dramatische Ausmaße: Auf 
Arbeitslosigkeit folgen Armut und zunehmend Krankheit. Für immer mehr 
Menschen wird Gesundheit unbezahlbar. "

Also: Wer kein Geld hat, ist auch nicht gesund!

Und wer genug Geld hat, hat IMMER Freizeit ;-)

von Bernd (Gast)


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Lass dich hier von den alten Hasen nicht runterhandeln.
Viele denken hier beim schreiben der Beiträge wohl "Mensch, der junge 
Wicht kriegt ja schon fast so viel wie ich. Da wäre ja noch schöner wenn 
ich hier 20 Jahre lang hart arbeite und der kommt frisch von der Uni und 
will auch noch einen Gehaltserhöhung."

Wenn du meinst, dass der Chef auch mit deiner Arbeit zufrieden ist und 
er nicht 20 qualifizierte Bewerber auf deine Stelle hat, dann frag doch 
nach einer Erhöhung.

von Lothar S. (loeti)


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>... dann frag doch nach einer Erhöhung.

Fragen kost' nix. Aber mit der Antwort muß man dann auch leben können!

Grüße Löti

von Pfannenfranz (Gast)


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Ich habe nach weniger als einem halben Jahr 10℅ mehr gefordert.Nach 1.3 
Jahren dann auch bekommen. Natürlich habe ich umgehend mehr gefordert.
Immer fordern fordern fordern :-)

von Lund (Gast)


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Pfannenfranz schrieb:
> Ich habe nach weniger als einem halben Jahr 10℅ mehr
> gefordert.Nach 1.3
> Jahren dann auch bekommen. Natürlich habe ich umgehend mehr gefordert.
> Immer fordern fordern fordern :-)

Was mich interessiert: Habt ihr zusätzlich zu den Jahresgruppensprüngen 
(nach Tarifvertrag) mehr gefordert, oder gibt es sowas bei euch nicht?

von Ing (Gast)


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Also nach einem Jahr 500€ monatlich finde ich auch zu viel. Eine 
generelle Erhöhung im Jahresgespräch anzusprechen dagegen ok. Wenn du 
tariflich eingestellt bist, bekommst du sowieso etwas, da du die 
Stufensprünge zur Zielstufe hast.
Ich frage mich immer ob die Leute, welche hier jedem Anfänger 70k zahlen 
wollen es auch noch tun würden, wenn es ihre eigene Firma wäre?
Auch denken viele Absolventen, dass sie nach 3 Monaten alles können und 
jetzt das doppelte Gehalt bekommen müssen. Ein völliger Mismatch 
zwischen Eigenwahrnehmung und Wahrheit.

von Heinerle was machst du da, kitzelst ja die Omama (Gast)


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David schrieb:
> ich wollte mir gerne hier im Forum eine Einschätzung abholen, da hier
> bestimmt viele Leute unterwegs sind, die schon einiges an Erfahrungen
> mit Gehaltsverhandlungen sammeln konnten
Bei einer Neueinstellung kann man auch einen Staffelplan verhandeln. 
Z.B. 10% mehr jährlich oder welche Kurve auch immer. Und das im Vertrag 
fest schreiben lassen mit dem Ausgangsbetrag. Wenigstens die 
Inflationsrate muß drin sein.

von Peter (Gast)


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Heinerle was machst du da, kitzelst ja die Omama schrieb im Beitrag 
#3586923:
> nd das im Vertrag
> fest schreiben lassen mit dem Ausgangsbetrag. Wenigstens die
> Inflationsrate muß drin sein.

Pures Wunschdenken!

von Heinerle was machst du da, kitzelst ja die Omama (Gast)


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Peter schrieb:
> Pures Wunschdenken!
Nöö.

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