Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Vertrag unterschrieben, Unternehmen kündigt Entlassungen an


von Arno Nym (Gast)


Lesenswert?

Ich bin (bald) Absolvent (Bachelor Elektrotechnik) und fange in den 
nächsten zwei Monaten an zu arbeiten (Wunscharbeitsplatz vor allem 
bezüglich Tätigkeit).

Ich habe am Montag den Vertrag unterschrieben, gestern kündigt das 
Mutter-Unternehmen an, dass der Umsatz seit dem Boom vor 5 Jahren um gut 
40% eingebrochen ist und sich laut Prognosen und Schätzungen nicht mehr 
erholen wird (Ist bereits seit über 2 Jahren so). Die Masse an 
Mitarbeitern aus der Boom-Phase lassen sich langfristig nicht halten 
(Unterlast), daher strebt das Unternehmen an diese sozialverträglich 
abzubauen (erstmalig in der über 100-jährigen Firmengeschichte, ich 
denke das hängt mit dem schnellen Wachstum zusammen).

Ich bin in einem Tochterunternehmen angestellt und betriebsbedingte 
Kündigungen wurden nur explizit für das Mutterunternehmen ausgesprochen, 
nicht für meinen AG. Für eine andere, größere Tochter wurden nur von 
"Maßnahmen" gesprochen, Kündigungen aber ausgeschlossen.

Dennoch fürchte ich irgendwo um meinen Arbeitsplatz, bevor ich ihn 
überhaupt besetze. Oder mache ich mir zu viele Sorgen? Ich meine wenn 
etwas ausgeschrieben und besetzt wird, dann doch eigentlich nicht um 
denjenigen 4 Wochen später wieder zu kicken. Die Unternehmensergebnisse 
liegen ja schon länger vor. Oder ist das eine Kurzschlussreaktion der 
Unternehmensleitung und ich sollte mich schonmal nach "Ersatz" umsehen?

von Technicker (Gast)


Lesenswert?


von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Arno Nym schrieb:

> Oder mache ich mir zu viele Sorgen?

Mach dir allenfalls Sorgen, daß es freiwillige Gratifikationen wie 
Urlaubs- und Weihnachtsgeld eines Tages nicht mehr geben könnte. Auch 
eine Änderungskündigung zum Arbeitsvertrag insbesondere 
Gehaltsabspeckung ist stets möglich.

von Logger (Gast)


Lesenswert?

Wenn es mal so kommt, unterschreibe bloß nicht ungeprüft einen
Aufhebungsvertrag. Kürzlich las ich einen Beitrag in einem anderen
Forum, wo eine Firma nach drei Tagen das genauso durch gezogen hat,
sehr wahrscheinlich um sogar noch die Kosten für die Kündigungsfrist
zu sparen. Das darauf für dem Beschäftigten dann ein Sperre folgt,
sollte den Informierten klar sein. Jedenfalls ist so jemand von
seiner Firma geleimt worden.

von Rudi Radlos (Gast)


Lesenswert?

Arno Nym schrieb:
> am Montag den Vertrag unterschrieben

Achte auf den pünktlichen Gehaltseingang. Falls Verzögerungen auftreten 
ist oft was faul, meinte ein alter Gewerkschafter.

Probezeit ist eigentlich für beide Vertragspartner. Somit ist 
weitersuchen nicht verboten. Interessanter scheint das KLEINgedruckte 
Deines Mietvertrags, falls Du dort schon voreilig eine teure Wohnung 
beziehen möchtest...

von Logger (Gast)


Lesenswert?

Rudi Radlos schrieb:
> Probezeit ist eigentlich für beide Vertragspartner.

"Eigentlich" ist das Quatsch, weil DIE Probezeit erst mal
von der Betriebsgröße gegeben sein muss und nur ein Schlupfloch
für die Firma ist. Der Beschäftigte darf JEDERZEIT FRISTGERECHT
kündigen, egal ob Probezeit oder sonstiges Geschwurbel. Einen
neuen Job sollte man dann aber schon Vertragsfest haben, um keine
Sperre beim Arbeitslosengeld zu bekommen, es sei denn, ein wichtiger
Grund machte den Job unzumutbar.

von Kris M. (kristijan_m)


Lesenswert?

Als Absolvent kannste nix falsch machen. Nimm mit was du bekommen 
kannst, damit meine ich Erfahrung, Geld, Kontakte, whatever.

Wenn du in 2 Jahren gehen musst ist das nicht weiter dramatisch. Du bist 
immernoch eine günstige Fachkraft mit dann sogar 2 Jahren 
Berufserfahrung.

(Und vorallem... nach 2 Jahren weißt du schon eher was du machen 
willst....)

von Logger (Gast)


Lesenswert?

Kris M. schrieb:
> Wenn du in 2 Jahren gehen musst ist das nicht weiter dramatisch. Du bist
> immernoch eine günstige Fachkraft mit dann sogar 2 Jahren
> Berufserfahrung.

Sofern das Arbeitszeugnis und der damit verbundenen Kontaktmöglichkeit
für neue Arbeitgeber keine Stolpersteine hat. Ist zwar Schwarzmalerei,
aber unverhofft kommt oft.

von Arno Nym (Gast)


Lesenswert?

Logger schrieb:
> Sofern das Arbeitszeugnis und der damit verbundenen Kontaktmöglichkeit
> für neue Arbeitgeber keine Stolpersteine hat.

Wie meinst du das?

von Amateur (Gast)


Lesenswert?

Es gibt praktisch keine Unternehmen, die so homogen aufgebaut sind, dass 
bei Überkapazitäten in jeder Abteilung soundso viele Mitarbeiter zuviel 
sind.
Meist ist das Gegenteil der Fall. In einer Abteilung - natürlich die mit 
dem größten Gewinn - werden Arbeitsplätze abgebaut, in den Abteilungen 
oder Bereichen, in denen rote Zahlen geschrieben werden, wird 
eingestellt.
Oder anders herum.

von Logger (Gast)


Lesenswert?

Arno Nym schrieb:
> Wie meinst du das?

Geschönte Arbeitszeugnisse sind hierzulande der Normalzustand
und Makulatur. Aber durch die Firmenanschrift auf dem AZ kann
ein neuer Arbeitgeber sehr leicht hinter dem Rücken des Bewerbers
her schnüffeln und erfährt so Dinge die man nie in einem
Arbeitszeugnis findet. Wohl gemerkt "kann". Wenn ein Jahresgehalt bzw.
Kosten von mehreren 10k im Jahr zur Debatte stehen, wie würde man
das selbst handhaben? Nur Schwarzmalerei? Diskriminierung ist auch
Gang und Gäbe aber da die Firmen vorsichtig geworden sind, ist
das Problem schon lange aus dem Fokus der Gesellschaft wieder
verschwunden.

von P. M. (o-o)


Lesenswert?

Arno Nym schrieb:
> Dennoch fürchte ich irgendwo um meinen Arbeitsplatz, bevor ich ihn
> überhaupt besetze.

Häng doch komplett davon ab, wie der Umsatzrückgang bzw. der damalige 
Boom zustande kam. Überlege dir, ob deine Stelle eher als Folge des 
Booms entstanden ist, oder ob man dich wohl auch angestellt hätte, wenn 
es den Boom nie gegeben hätte.

von Arno Nym (Gast)


Lesenswert?

P. M. schrieb:
> Häng doch komplett davon ab, wie der Umsatzrückgang bzw. der damalige
> Boom zustande kam. Überlege dir, ob deine Stelle eher als Folge des
> Booms entstanden ist, oder ob man dich wohl auch angestellt hätte, wenn
> es den Boom nie gegeben hätte.


Im relevanten Unternehmensbereich ist der Umsatz seit 2010 rückläufig, 
dennoch sind 2011 sowie 2012 knapp 10% Neueinstellungen, besonders im 
Bereich Engineering/Konstruktion hinzu gekommen und sind seitdem 
eigentlich konstant.

Die Frage nach dem Grund der Stellen-Vakanz wurde mir im Gespräch 
übrigens damit beantwortet, dass die Belegschaft in entsprechender 
Abteilung immer älter wird und in den nächsten Jahren in Rente geht, 
dabei deutete der Abteilungsleiter auch auf sich. Es ist also damit zu 
rechnen, dass Nachfolger ausgebildet werden, EIGENTLICH etwas, das 
keinen Aufschub duldet da sonst Probleme bezüglich des Wissenstransfers 
folgen dürften.

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

Arno Nym schrieb:
> dass Nachfolger ausgebildet werden,

Alterstreppe ist wichtig, könnTE aber bei Kündigungenwellen und 
Sozialauswahl auch durchaus Frischlinge treffen. Wenn diese Fa. immer 
weniger verkauft, sollte sie sich um ihre Produkte UND ihre Verkäufer 
langsam mal kümmern!

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.