Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Entstörung einer pH-Verstärkerschaltung


von Kai-Arne K. (kai-arne)


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Hallo zusammen,

ich möchte demütigst um etwas Hilfe bei Entstörung einer 
Verstärkerschaltung bitten.

Die o.a. Schaltung habe ich zur pH-Messung aufgebaut, sie ist eine 
angepasste Version der pH-Verstärkerschaltung aus dem 
http://www.engineering.uiowa.edu/sites/default/files/ees/files/NI/pdfs/01/18/DS011887.pdf 
LMC6001 Datenblatt Seite 9 - welcher durch einen LMC6042 ersetzt wurde.

Kurz vorweg: die Schaltung funktioniert in meinem kleinen Bastelzimmer 
absolut einwandfrei (!), mit sehr geringen Abweichungen produziert sie 
Werte, die ich so auch haben wollte.

Tja, nun habe ich das gute Stück in unserem Foto-Bioreaktor verbaut und 
der Spaß fängt an. Selbst mit kräftiger Mittelwertbildung in der 
Software ist da nichts Sinnvolles abzulesen.

Zum Aufbau: die Schaltungen -es sind insgesamt 6 nebeneinander, jeweils 
eine eigene Platine- sitzen in einem voll geschlossenem 
Aluminium-Gehäuse; der AD-Wandler (ein HB628 von H-Tronic 12bit 0-4096 
mV) direkt daneben. Ebenso die Spannungsversorgung, ein LM258, der als 
Impedanzwandler die symmetrische Versorgung aus 2 Spannungsteilern 
(Trimmer/Widerstand) bereitstellt (+- 12 V --> +- 5V).
Das USB-Kabel (zwischen Gehäuse und auswertendem Rechner) ist doppelt 
Geschirmt (Geflecht und Folie). Die pH-Sonden sind jeweils mit einem 
Klapp-Ferrit nahe am Stecker ausgestattet. Der Mittelleiter der Sonde 
ist per "air-wiring" am hochgebogenen Bein des LMC6042 angeschlossen. 
Der Gute sitzt auf einem Sockel und wurde nur behandschuht berührt. Die 
BNC-Buchse ist Teflon isoliert, das Gehäuse mit Masse verbunden.
Alle Widerstände sind Metallschicht 1%, die beiden Kondensatoren MKP.

Natürlich besitzt der Foto-Bioreaktor tolle störende Sachen aber so ein 
schlechtes Ergebnis habe ich nicht erwartet, dabei war mein Anspruch mit 
einer Genauigkeit von +- 0,2 - 0,5 pH nicht einmal sonderlich hoch.
Einige Störquellen bereiten mir besonders viel Freude (haben großen 
Einfluss):
- die Beleuchtung; Leuchtstoffröhren 230 V AC mit EVG
- der Kompressor; 12 V Gleichstrommotor
- die Kühlung; Spitzenreiter (yippie), zwei 12 V DC Lüfter mit einem 
Peltier-Element und einer 230 V AC Kreiselpumpe.

Keine der Quellen sitzt näher als 30 cm am Gehäuse.

Der Finger in der Wunde kommt aber erst: ein super günstiges Aquarium 
pH-Meter aus dem Reich der Mitte liefert wunderbare, korrekte und 
stabile Werte (als wollte es mich verhöhnen!).

Kann ich das Projekt vergessen?
Einen weniger sensiblen OpAmp einsetzen?
Einen Kondensator mit geringen Leckströmen am Mittelleiter einsetzen?
Weinen, bis alle Störquellen ein Einsehen haben?

Mit Dank und Grüßen,
K.-A.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ich vermisse irgendwie die ganzen Entkopplungskondensatoren...

Ich würde das Ding mal einfach mit Batterien versorgen, um eine 
Brummschleife/Masseschleife ausschließen zu können.

: Bearbeitet durch Moderator
von Kai-Arne K. (kai-arne)


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Und genau dort lag das Problem. Ich bin davon ausgegangen, dass 
irgendein Motor die Störungen verursacht, tatsächlich war es das 
Peltier-Element, das auf der gleichen Spannungs-Versorgung liegt.

Von den Schwankungen her habe ich mit Mittelwertbildung nun alles im 
Griff.
Was jetzt noch auffällt, ist die Tatsache, dass die USB-Wandler-Karte 
"einfriert", wenn ein 230 V Motor (Kompressor oder Pumpe) ausgeschaltet 
wird. Die einzige Verbindung der beiden besteht in der Nutzung der 
gleichen Phase (Rechner-Kompressor-Pumpe).

Wie kommt denn so etwas zu Stande?

Gruß,
K.-A.

von Jonas B. (jibi)


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Spannungsspitze die die Motorwicklung induziert.

>Ich würde das Ding mal einfach mit Batterien versorgen, um eine
>Brummschleife/Masseschleife ausschließen zu können.

Gruß Jonas

von Kai-Arne K. (kai-arne)


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Und wie kann ich das verhindern?

von Uwe (Gast)


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Als allererstes Breit Grinsen weil du nur Glück hast das es zufällig 
funktioniert, weil :
> Ich vermisse irgendwie die ganzen Entkopplungskondensatoren...

von Jonas B. (jibi)


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>Ich würde das Ding mal einfach mit Batterien versorgen, um eine
>Brummschleife/Masseschleife ausschließen zu können.

=> Laptop ohne Netzkabel verwenden zum testen.

gruß Jonas

von Kai-Arne K. (kai-arne)


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Lothar Miller schrieb:
> Ich vermisse irgendwie die ganzen Entkopplungskondensatoren

Werden eingefügt, danke für den Hinweis.

Jonas Biensack schrieb:
> => Laptop ohne Netzkabel verwenden zum testen.

Mit der Trennung von der Phase, gibt es kein Einfrieren der USB-Karte 
mehr. Leider ist ein Desktop für die Messwertaufnahme vorgesehen.
Wahrscheinlich würde nicht einmal das Ausweichen auf eine andere Phase 
helfen, im Verteilerkasten sitzen die ja nun mal alle auf der gleichen 
Schiene.

von Jonas B. (jibi)


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>Mit der Trennung von der Phase, gibt es kein Einfrieren der USB-Karte
>mehr. Leider ist ein Desktop für die Messwertaufnahme vorgesehen.
>Wahrscheinlich würde nicht einmal das Ausweichen auf eine andere Phase
>helfen, im Verteilerkasten sitzen die ja nun mal alle auf der gleichen
>Schiene.

Nicht den Kopf hängen lassen, das zu Erkennen war doch schon die halbe 
Miete...
Und nun musst du halt mal die Ohren Spitzen und dich umhören:

-Wer kennt sich mit der Entstörung von Motoren aus?
-Wer kennt sich mit der galvanischen Trennung von USB-Wandlern aus?

vielleicht schon zu viel verraten..?!

gruß Jonas

von Kai-Arne K. (kai-arne)


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Jonas Biensack schrieb:
> vielleicht schon zu viel verraten..?!

Ich hoffe einfach mal, dass Du dich damit auskennst??

Heute habe ich es mit diesem Gerätlein versucht, ohne Erfolg.
http://www.brennenstuhl.de/de-DE/ueberspannungs-und-blitzschutz/adapter-ueberspannungsschutz.html

von oszi40 (Gast)


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> Wahrscheinlich würde nicht einmal das Ausweichen auf eine andere Phase
> helfen, im Verteilerkasten sitzen die ja nun mal alle auf der gleichen

... wird aber kaum helfen, da Masseschleifen neue Brummspannungen zu 
Deinen hochempfindlichen Sensoren bringen könnten (Desktop-PC-Netzteil 
hat Schutzkonakt auf Masse).

Die einfachste Lösunge wäre: NUR zu messen, wenn alle Störer kurz 
ausgeschaltet sind. Sonst erst mal die empfindlichen Teile gut 
abschirmen. Jeder Draht ist auch eine "Antenne".

von oszi40 (Gast)


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Kai-Arne K. schrieb:

> Heute habe ich es mit diesem Gerätlein versucht, ohne Erfolg.
> /ueberspannungs-und-blitzschutz/adapter-ueberspannungsschutz

Stimmt! Ein Blitzschutz hilft selten gegen Hochwasser.

von Kai-Arne K. (kai-arne)


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-Überspannung- und Blitzschutz

von Kai K. (klaas)


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>Die o.a. Schaltung habe ich zur pH-Messung aufgebaut, sie ist eine
>angepasste Version der pH-Verstärkerschaltung aus dem
>http://www.engineering.uiowa.edu/sites/default/fil...
>LMC6001 Datenblatt Seite 9 - welcher durch einen LMC6042 ersetzt wurde.

Die Schaltungen in den Datenblättern sind immer reine 
Prinzipschaltungen, die in der Realität um etliche Filter- und 
Schutzschaltungen ergänzt werden müssen. So ist der direkte Anschluß des 
pH-Fühlers an die Elektronik ohne Tiefpaß völlig sinnlos, weil der 
Eingangskreis so hochohmig ist, daß selbst der geringste Netzbrumm zur 
Katatstrophe wird. Probiere mal einen Tiefpaß aus 10M und 10n aus, 
direkt am Eingang des OPamp.

Das Eingangskabel ist hoffentlich abgeschirmt und nicht länger als 1m? 
Am OPamp müssen an den Versorgungsspannungsanschlüssen Entkoppelcaps 
hin, mindestens 100n direkt zur Masse. Besser eine Parallelschaltung aus 
100n und 10...47µ Elko. Führe die Versorgungsspannungen aber nicht 
direkt zu, sondern über 47...100R Widerstände, die direkt an den 
Entkoppelcaps sitzen sollten. Auch diese ergeben Tiefpaßfilter und 
entkoppeln die kapazitiven Lasten von den LM358-"Treibern".

An den Ausgang des LMC6042 plazierst du noch einen 47...100R Widerstand. 
Er entkoppelt die kapazitive Last des angeschlossenen Kabels zum ADC. 
Was ist dort für eine Schaltung? Hat der ADC einen eigenen Puffer?

Parallel zu R6 plazierst du noch einen kleinen Cap, so um die 1...10n.

Die Beschaltung der Opamps ist hochohmiger als nötig. Du kannst die Rs 
der ersten Stufe um den Faktor 100 verkleinern, die der zweiten Stufe um 
den Faktor 10.

Wie kompensierst du den Temperaturgang der pH-Fühler?

von S. K. (hauspapa)


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Hallo Kai

Etwas "unkonventionell": Messelektronik eigenständig versorgen (+/-5V 
mit 2 Steckernetzteilen (die kleinen USB Lader könnten reichen)).
Zwische Messelektronik und ADC  ein Netzfilter:
http://www.conrad.ch/medias/global/ce/3000_3999/3900/3980/3987/398712_LB_01_FB.EPS_1000.jpg
GND und Analogsignal durch schicken und evtl. hast Du Ruhe.
Kann Montag mal schauen ob ich noch etwas in der Restekiste liegen hab.

Die PH Elektrode ohne ein einziges Schutzbauteil auf den Opamp ist auch 
sportlich. Wenigstens ein Widerstand und ein Keramik oder 
Folienkondensator sollte schon drin liegen, sonst kann dir jeder kleine 
Husten den Opamp verblasen. Typisch geht das eine Weile, gut weil alle 
mit Baumwoll T Shirt rumlaufen. Irgendwann kommt einer mit den richtigen 
Turnschuhen oder syntethischem Faserpelz und schon haut ein ESD Puls dir 
das Ding kaputt.

viel Erfolg
Hauspapa

von Kai-Arne K. (kai-arne)


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Ich danke für die Anregungen und guten Tipps.

Kai Klaas schrieb:
> Wie kompensierst du den Temperaturgang der pH-Fühler?

Das wird in der Software realisiert.


Ist denn eher Keramik oder Folie (vor allem welche Folie) am Eingang zu 
empfehlen?

Kai Klaas schrieb:
> Was ist dort für eine Schaltung? Hat der ADC einen eigenen Puffer?

Das ist ein fertiges Modul, ich gehe einfach mal davon aus (HB628 von 
H-Tronic).

Ich wünsche eine gute Nacht.

von Kai K. (klaas)


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>Ist denn eher Keramik oder Folie (vor allem welche Folie) am Eingang zu
>empfehlen?

Geschützte Caps sind zu empfehlen. Einen FKP2 könnte man nehmen. Kommt 
natürlich auf den Innenwiderstand des pH-Sensors an, mit dem der 
Isolationswiderstand des Caps einen Spannungsteiler bildet. Hüte dich 
aber auf jeden Fall vor hoher Luftfeuchtigkeit und hohen Temperaturen. 
Die Elektronik eventuell außerhalb des Bioreaktors montieren!

Weglassen des Caps ist keine Lösung, weil schon geringe ESD-Schäden beim 
OPamp die Leckströme am Eingang exorbitant ansteigen lassen können. Die 
internen ESD-Schutzdioden des LMC6042 halten gerade mal 500V aus und 
schützen nur beim Handling in ESD-geschützter Umgebung. Achte auch beim 
10M Widerstand darauf, daß er ESD aushält. Der CMB0207 von Vishay ist 
ein guter Kandidat, eventuell ein paar in Serie.

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