Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Wie kriegt man Mitarbeiter dazu, zu dokumentieren?


von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Ich hab ein Problem....

Wir sind ein kleines IT-Unternehmen (10 MA) und beschäftigen uns 
hauptsächlich damit, eine Software zu verkaufen und zu implementieren. 
Die Implementierung ist recht aufwändig und langwierig (typische 
Projektlaufzeiten zwischen 2 und 18 Monaten) und geht vom Erheben der 
konkreten Kundenbedürfnisse und Prozesse über  Konfiguration der 
Software bis hin zu kleineren Programmierungen (SQL, Perl, C#). Speziell 
die Programmierungen sind im Detail nicht umfangreich, in Summe kommt 
aber schon was zusammen. Erschwert wird das dadurch, dass Kunden dazu 
tendieren, ihre Meinung zu ändern :-( Am Ende steht dann eine 
langfristige Betreuung des Kunden (Updates, neue/geänderte Anforderungen 
etc.)

Ich habe vor Jahren zur Dokumentation eine Art "Tagebuch" eingeführt, 
das Ding sollte eigentlich dauernd offen sein, wenn ich für einen Kunden 
was mache, und es sollte dokumentiert werden was ich mache, warum ich es 
mache, welche Probleme es gab, wie diese gelöst wurden, vor welchen 
Alternativen wir (zusammen mit dem Kunden) standen und für welche wir 
uns entschieden haben etc. Das hat sich aus meiner Sicht extrem bewährt, 
weil der gesamte Projektverlauf festgehalten wird, und man auch in 
"unangenehmen" Situationen immer belastbar nachvollziehen kann warum was 
wann gemacht wurde (oder eben auch nicht, weil es der Kunde damals so 
wollte)

Speziell wichtig ist das, wenn mal jemand für jemanden anderen 
einspringen muss: Unsere Leute sind im wesentlichen Generalisten, d.h. 
jeder Techniker ist in der Lage, ein Projekt zu 80% alleine abzuwickeln, 
und tut das auch. Wenn der in Urlaub ist kommt es immer wieder zu Fällen 
"der Kollege X hat vor zwei Wochen y geändert, das funktioniert aber im 
Fall z nicht" und ein anderer (mit dem Projekt wenig vertrauter) soll 
das dann möglichst schnell reparieren.... In solchen Fällen ist dieses 
"Tagebuch" unbezahlbar.
Subversion ist zwar auch eine große Hilfe, aber da steht halt nur 
drinnen was gemacht wurde, aber nicht warum (das "big picture" fehlt). 
Von einem langfristigen (Krankheit) bis dauerhaften (MA verlässt das 
Unternehmen) Ausfall red ich jetzt erstmal gar nicht...

Soweit, so gut. Mein Problem: einige Mitarbeiter tun das einfach nicht, 
oder nur extrem unvollständig = unbrauchbar.

ich hab schon so ziemlich alle Varianten durch, die ganze Bandbreite von 
freundlichem Erklären warum wir das machen müssen bis hin zu (sehr 
unkorrekten) Wutausbrüchen.

Kündigungsdrohung ist leider eine leere, weil unsere MA eigentlich einen 
sehr guten Job machen, und sehr gut wissen dass sie nicht so einfach 
gekündigt werden können.

Ca. alle zwei bis drei Monate schau ich mal über diese Tagebücher, krieg 
Magengeschwüre, es gibt mal wieder mehr oder weniger ernste Gespräche, 
dann funktionierts wieder. Genau eine Woche lang :-(


Was tut man in einer solchen Situation? ich bin ratlos...

von Johann L. (radiostar)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Was tut man in einer solchen Situation? ich bin ratlos...

Dokumentation als Ziel definieren und einen Teil (die freiwillige 
Zulage) des Gehaltes davon abhängig machen. Ist bei uns ganz normal.

von Tutorial (Gast)


Lesenswert?

1. Hintergründe erfragen, warum es nicht gemacht wird? Vll. ist das 
Logbuch ja technisch schlecht realisiert, so dass ein ergonomischerer 
Workflow schon etwas bringen kann.
2. Den MA klar machen, dass die Doku zentraler Bestandteil ihrer Aufgabe 
ist. Also nicht Proggen ist Hauptaufgabe und Doku Nebenspielplatz 
sondern gleichwertig.
3. Technische Hilfsmittel: Bei jedem Commit etc muss ein Link auf ein 
Dokuelement gesetzt sein, sondern wird der Commit abgelehnt. Nächtlicher 
Suchlauf, ob bei jedem Mitarbeiter in der Doku für den jeweiligen Tag 
etwas eingetragen wurde, sonst gibt es eine Email etc. Workflows 
einführen. (Programmieren -> Dokumentieren -> Commiten)
4. Dokuerstellung als Ziel definieren und Zielerreichung mit Bonus 
verknüpfen.
5. Checkliste für Dokumentation (Mindestanforderung).

von Jan H. (j_hansen)


Lesenswert?

https://de.wikipedia.org/wiki/5-Why-Methode

Wird ja einen Grund haben warum das nicht korrekt gemacht wird. Ohne den 
zu kennen dokterst du nur an Symptomen herum - den Erfolg beschreibst du 
ja selbst.

von Sven (Gast)


Lesenswert?

Also, was ich aus deinem Fall herauslese:

Jeder wurschtelt vor sich hin, ein Wissensautausch findet zwischen den 
Mitarbeitern nicht statt. Zusätzlich hast du noch das Problem, dich bei 
deinen Mitarbeitern durchzusetzen, bzw, weisst nicht, wie man hier etwas 
ändern könnte.

Zuerst würde ich es abstellen, dass einer alleine ein Projekt macht, das 
sollte schon einen Teil der Probleme lösen. Für die Doku musst du als 
Chef konkrete Vorgaben machen und diese auch überprüfen. Wie du dann 
deine Mitarbeiter dzau bringst, dies zu pflegen, da gibt es mehrere 
Ansätze, du kannst es z.B. über "Management by objectives" sprich 
Zielvereinbarungen machen. Du kannst auch einen Preis ausloben, für den 
Besten dokenteur, ... Du musst dir vor allem überlegen, wie du einen 
Change hinbekommst (Stichwort Change-Management). Sie werden erstmal so 
weitermachen, wie bisher, wenn du nicht dabei bleibst.

Ansonsten für Dokumentation selbst hilft es ein paar Regeln 
aufzustellen, wie z.B. Commitkommentare aussehen soll. Sowas wie "Have 
file xy geändert" ist z.B. Quatsch, das kannst du auch aus dem Diff 
lesen, aber sowas wie "Dieser commit fixt Bug XY, dazu musste Z getan 
werden, weil ....".

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Erstmal danke! Da kommen ja gute Anregungen...

J. L. schrieb:
> Dokumentation als Ziel definieren und einen Teil (die freiwillige
> Zulage) des Gehaltes davon abhängig machen. Ist bei uns ganz normal.

Hätt ich mich bisher nicht getraut, klingt aber interessant...

Tutorial schrieb:
> 1. Hintergründe erfragen, warum es nicht gemacht wird? Vll. ist das
> Logbuch ja technisch schlecht realisiert, so dass ein ergonomischerer
> Workflow schon etwas bringen kann.
Hatten wir alles schon, und wir sind uns alle einig dass die jetzige 
methode ok ist.

> 2. Den MA klar machen, dass die Doku zentraler Bestandteil ihrer Aufgabe
> ist. Also nicht Proggen ist Hauptaufgabe und Doku Nebenspielplatz
> sondern gleichwertig.
Das wird laufend und deutlich kommuniziert.

> 3. Technische Hilfsmittel: Bei jedem Commit etc muss ein Link auf ein
> Dokuelement gesetzt sein, sondern wird der Commit abgelehnt. Nächtlicher
> Suchlauf, ob bei jedem Mitarbeiter in der Doku für den jeweiligen Tag
> etwas eingetragen wurde, sonst gibt es eine Email etc. Workflows
> einführen. (Programmieren -> Dokumentieren -> Commiten)
Oweia... ich bin schon froh, dass wir die Commit-Frequenz entsprechend 
erhöhen konnten. Früher gab es den "Tages-Commit" um 17:00 :-)

> 4. Dokuerstellung als Ziel definieren und Zielerreichung mit Bonus
> verknüpfen.
Siehe oben, gefällt mir.

> 5. Checkliste für Dokumentation (Mindestanforderung).
Was meinst du damit?

Jan Hansen schrieb:
> https://de.wikipedia.org/wiki/5-Why-Methode
>
> Wird ja einen Grund haben warum das nicht korrekt gemacht wird. Ohne den
> zu kennen dokterst du nur an Symptomen herum - den Erfolg beschreibst du
> ja selbst.

Ja, die 5W werd ich aufgreifen. Obwohl ich den Grund zu kennen glaube: 
Faulheit. ich krieg aich nie eine zielführende Antwort auf "Warum machst 
du das nicht?" außer "ja, du hast recht, ich sollte, ich weiss es ist 
notwenig, ich werde mich zusammenreissen"

von #Include Promille.h (Gast)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Kündigungsdrohung ist leider eine leere, weil unsere MA eigentlich einen
> sehr guten Job machen, und sehr gut wissen dass sie nicht so einfach
> gekündigt werden können.

Ich erlebte da auch schon so einiges.

Meine eigene Kündigung vor Jahren kann ich wohl auch großteils 
ausführlichster Dokumentation verdanken, daß man damit dann ganz locker 
ohne mich zurecht kommt.

Zwei Kollegen erlebte ich, wo ich mit der Einarbeitung nicht zurecht 
kam, und die mich immer nur überall voll auflaufen ließen. Beide in 
verschiedenen Betrieben unabhängig voneinander sagten, daß sie sich doch 
nicht unentbehrlich machen wollten.

Es wurde also sowohl nach oben als auch nach unten zur Schikane benutzt.

Aber nichtsdestotrotz, ich strebe schon aus eigenem Interesse für 
Dokumentation, weil sie mir selbst hilft. Ich vergesse vieles über die 
Zeit. Heute führe ich sogar privat Notizbücher, wo ich mir alle 
Tagesgeschehnisse wie z.B. Telefonate und deren Inhalte und andere 
Geschehnisse fest halte.

Das Ostfriesenbuch mit dem Ostfriesenwitz über den Ostfriesen, daß man 
ihn nach einem Urlaub wieder neu anlernen muß, darüber lachte ich ja 
früher, als ich selbst noch überhaupt nie was aufzeichnete. Heute lache 
ich darüber weniger.

Gelernt hatte ich das erst mit 35, als ich einen akribisch genauen 
jüngeren Kollegen mit 20 hatte, der sich bei jedem Telefonat den Namen 
des Gesprächspartners und Gesprächsinhalt und Uhrzeit und Datum 
notierte. Damit nix mehr übel passieren kann.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Sven schrieb:
> Also, was ich aus deinem Fall herauslese:
>
> Jeder wurschtelt vor sich hin, ein Wissensautausch findet zwischen den
> Mitarbeitern nicht statt.

Nö, da kann ich dich beruhigen: Das funktioniert sehr gut (kommt 
vielleicht in meiner verkürzten Darstellung nicht so raus)

> Zusätzlich hast du noch das Problem, dich bei
> deinen Mitarbeitern durchzusetzen, bzw, weisst nicht, wie man hier etwas
> ändern könnte.
Richtig.

> Zuerst würde ich es abstellen, dass einer alleine ein Projekt macht, das
> sollte schon einen Teil der Probleme lösen.
Das wird sich in absehbarer Zeit leider nicht ändern lassen, dafür sind 
wir zu klein. Grundsätzlich lassen sich Projekte von einem MA 
abarbeiten, und das funktioniert auch gut.

> Ansonsten für Dokumentation selbst hilft es ein paar Regeln
> aufzustellen, wie z.B. Commitkommentare aussehen soll. Sowas wie "Have
> file xy geändert" ist z.B. Quatsch, das kannst du auch aus dem Diff
> lesen, aber sowas wie "Dieser commit fixt Bug XY, dazu musste Z getan
> werden, weil ....".

Richtig, aber: siehe oben: Wenigstens wird jetzt einigermaßen regelmäßig 
commitet (und nicht nur einmal am Tag) was ich aber unvollständig 
beschrieben habe: nur etwa die Hälfte der typischen Tätigkeit lässt sich 
committen (der Rest sind Konfigurationen, die sich nicht im svn abbilden 
lassen)

von Possetitjel (Gast)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:

> Soweit, so gut. Mein Problem: einige Mitarbeiter tun das
> einfach nicht, oder nur extrem unvollständig = unbrauchbar.
>
> ich hab schon so ziemlich alle Varianten durch, die ganze
> Bandbreite von freundlichem Erklären warum wir das machen
> müssen bis hin zu (sehr unkorrekten) Wutausbrüchen.

Lerne, Deinen Leuten zuzuhören und ihre Beweggründe zu
verstehen. Das ist mein voller Ernst; der Ratschlag
resultiert aus bitterer eigener Erfahrung.

Nicht allen liegt alles gleichermaßen; die Menschen sind
keine Automaten. Du kannst entweder den Chef raushängen
lassen und Macht demonstrieren; dann bist Du der schlechte
Chef eines mäßigen Teams.

Oder Du erkennst die individuellen Stärken und Schwächen
und steuerst den Projektablauf unauffällig so, dass jeder
seine Stärken ausspielen kann. Dann kannst Du u.U. der
gute Chef eines unschlagbaren Teams werden.

von Antimedial (Gast)


Lesenswert?

Manche Menschen können einfach nicht dokumentieren. Das ist ein 
psychisches Phänomen, ähnlich Prokrastination. Hängt vermutlich sogar 
damit zusammen. Ich kenne das ganz gut, habe selbst öfters Probleme.

Gut zureden, Checklisten, Drohungen, und so weiter hilft da gar nicht. 
Technische Hilfsmittel helfen auch nur bedingt, da die die Qualität 
nicht beurteilen können.

Die erste Maßnahme wäre also die Wahl der richtigen Personen.

Meistens ist es aber so, dass die Leute andere Stärken haben. Wenn nicht 
dürfte die Kündigung ja wohl nicht schwer fallen.

Vorbilder sind wichtig. Wenn der Chef es macht und alle anderen es 
machen, gewöhnt man sich selbst auch an den Gedanken.

Ansonsten hilft nur: Dahinter bleiben. Und nicht davon ausgehen, dass 
das irgendwann ein Selbstläufer wird. Das heißt im Prinzip: Dauernde 
Kontrolle. Das darf natürlich nicht auf totale Überwachung hinaus 
laufen. Idealerweise bildet man Paare oder kleine Teams, bei dem ein 
"sorgfältiger" Mensch die Dokumentation der anderen kontrolliert. Und 
dann wird die Dokumentation gemeinsam verbessert. Das heißt nicht 
einfach sagen: "Das ist Schrott, mach neu", sondern zusammen hin setzen 
und komplett Punkt für Punkt durchgehen. Das mag erst einmal Zeit 
kosten, hat aber auch den Vorteil, dass die Qualität höher ist und sich 
gleich zwei Leute mit dem Thema auskennen. Wenn man Glück hat, kann man 
phasenweise die Kontrolle reduzieren, man muss aber davon ausgehen, dass 
es der Mitarbeiter auf die Dauer wieder schleifen lässt, so dass man die 
Leine dann wieder etwas kürzer halten muss.

Alternativ kann man auch einen zentralen "Redakteur" benennen, der die 
Aufgabe hat, die Dokumentation zu pflegen und sich die notwendigen 
Informationen bei Bedarf einzuholen. Das muss natürlich jemand sein, dem 
das richtig Spaß macht und der sorgfältig ist. Je nach Aufwand kann das 
ein Vollzeitjob sein. Das klingt zwar ineffizient, es wird aber ganz 
sicher deutlich günstiger sein als seine "schlampigen" Leute zu zwingen, 
eine Doku zu schreiben. Mit viel Druck werden sie es zwar machen, sind 
dann aber ineffizient und unmotiviert.

von Possetitjel (Gast)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:

>> Zuerst würde ich es abstellen, dass einer alleine
>> ein Projekt macht, das sollte schon einen Teil der
>> Probleme lösen.
> Das wird sich in absehbarer Zeit leider nicht ändern
> lassen, dafür sind wir zu klein. Grundsätzlich lassen
> sich Projekte von einem MA abarbeiten,

Dass etwas möglich ist, heißt nicht automatisch, dass es
auch optimal ist.

> und das funktioniert auch gut.

Offenbar ja nicht - wenn die Dokumentation leidet.

von Amateur (Gast)


Lesenswert?

Wenn einfach drauflos programmiert wird: Gar nicht.

Sonst ist das recht einfach: Die Dokumentation wird zu einem Teil der 
Aufgabe gemacht. Somit ist sie auch nicht fertig, wenn diese nicht 
steht.

Es gibt aber hierbei eine "Bringschuld".
1. Der Begriff:
   Dokumentation muss festgelegt werden. Zum Beispiel ob ein
   Inline-Kommentar, zwei Zeilen am Anfang einer Funktion oder ein
   5-seitiger Roman, eine Dokumentation ist.
2. Es gibt keine Ausnahmen.
   Dies ist in sofern ein Problem, als das sich dadurch das Ende des
   Jobs verzögert.
   Also: "Willst Du den Code haben oder soll ich ihn erst noch
   dokumentieren"...

Es gibt auch "Automaten" die anhand von Schlüsselworten eine Art von 
Dokumentation erstellen. Steht und fällt aber mit Punkt 1 und der 
konsequenten Verwendung dieser Schlüsselworte.

Wenn sich, wie üblich, die Fertigstellung mal wieder verzögert, ist 
Punkt zwei am schwersten einzuhalten.
Hier muss aber gelten: Die Dokumentation hat parallel zur 
Programmerstellung zu erfolgen, weshalb "fast" alles Dokumentiert sein 
sollte oder eine faule Ausrede vorliegt.

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

Einen Anreiz dafür schaffen, und zwar eher einen positiven als einen 
negativen.
Zum Beispiel. Für gute Führung des Tagebuchs gibt es am Jahresende einen 
Tausender als Extrabonus.
Pro Monat ungenügender Führung des Tagebuchs werden davon 200 abgezogen.

Das Problem ist wie schaffst du eine objektive von möglichst allen 
akzeptierte Bewertung was eine "gute Führung des Tagebuchs" ist und was 
nicht.

von Possetitjel (Gast)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:

> Obwohl ich den Grund zu kennen glaube: Faulheit.

Diese Einschätzung ist für einen Vorgesetzten eine
Bankrotterklärung.

> ich krieg aich nie eine zielführende Antwort auf
> "Warum machst du das nicht?" [...]

Natürlich nicht. Glaubst Du, Dein Kollege sagt seinem
Chef in's Gesicht: "Ich halte diesen Schwachsinn für
völlige Zeitverschwendung?"

Lies mal irgendwelche klugen Management-Ratgeber. Da
stehen so erhellende Sachen drin wie "Mach das Wichtige
sofort und das Unwichtige überhaupt nicht."
Wieso ist das, was für die Arbeitsweise des Chefs richtig
ist, für die Arbeitsweise des Programmierers nicht richtig?
Du sagst, wenn Du über Deine Leute redest: Faulheit.
Euer Ober-BWLer würde, wenn er über sich redet, sagen: Effizienz.

von nein? (Gast)


Lesenswert?

>Ca. alle zwei bis drei Monate schau ich mal über diese Tagebücher,


Mach das taeglich. Bis es gut ist, auch wenn's kleinlich erscheint. Wenn 
es ein Arbeitsziel ist, muss darauf geachtet werden. Nicht alle paar 
monate einmal.

von Possetitjel (Gast)


Lesenswert?

Amateur schrieb:

> Die Dokumentation wird zu einem Teil der Aufgabe
> gemacht.

Du kennst offenbar Tom DeMarco nicht. Seine These:
Dokumentation ist kein Teil der Lösung, sie ist Teil
des Problems.

Damit steht im Zusammenhang: Wer vor dem Codieren einen
brauchbaren Feinentwurf macht, muss nach dem Codieren
nicht dokumentieren - er hat nämlich schon dokumentiert.

von #Include Promille.h (Gast)


Lesenswert?

Udo Schmitt schrieb:
> Einen Anreiz dafür schaffen, und zwar eher einen positiven als einen
> negativen.
> Zum Beispiel. Für gute Führung des Tagebuchs gibt es am Jahresende einen
> Tausender als Extrabonus.
> Pro Monat ungenügender Führung des Tagebuchs werden davon 200 abgezogen.

Ja, sowas wäre schon gut.

Arbeitsregeln einführen. Bestenfalls findet man auch Normen als 
Vorschriften, damit man als Chef nicht selbst nur alleine als Buhmann da 
steht.

Auf dem Bau hatte ich auch Vorschriften, eine Anlage und die Verkabelung 
vorschriftsmäßig zu installieren. Mit einem Spinnengeflecht aus 
unbefestigten Drähten hätte man die Anlage wohl aber auch zur Funktion 
bekommen, dann sieht eine Installation mal aus wie in manchen 
südöstlichen Ländern Telefonleitungen. Man mag es kaum glauben, aber ich 
hatte da auch deutsche Kollegen, schnell hin und schnell wieder weg, und 
so sah es dann auch aus.

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

1.Doku sollte nicht nach Aufwand, sondern eher nach Erfolg honoriert 
werden.

2.Es nützt das dickste Telefonbuch wenig, wenn nix Gescheites drin 
steht. Doku muß aus Begeisterung erzeugt werden, weil man sie hinterher 
selbst gut nutzen kann.

3.Leider nimmt mit der zunehmenden Unsicherheit eines Arbeitsplatzes die 
Motivation des Mitarbeiters ab, auch Anderen eine Freude zu machen. 
Warum sollte er für Outsourcing noch den Weg ebenen?

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

Possetitjel schrieb:
> Damit steht im Zusammenhang: Wer vor dem Codieren einen
> brauchbaren Feinentwurf macht, muss nach dem Codieren
> nicht dokumentieren - er hat nämlich schon dokumentiert.

Nur daß bei einem realen Projekt die Dinge im Projektverlauf 10 mal 
geändert werden una am Ende 80% des Produktes völlig anders ist als am 
Anfang gedacht.

Mit deinen Feinentwürfen hast du noch nicht mal angefangen wo dein 
Mitbewerber schon eine fertige Lösung hat.

Dieses alles durchspezifizieren war ein 80/90er Jahre Ansatz und ist bei 
Software von der Realität längt überholt.

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Was tut man in einer solchen Situation? ich bin ratlos...

Was mir aus Deiner Schilderung nicht so recht klar wird: Bist Du der 
Vorgesetzte dieser Mitarbeiter?

Wenn ja, dann ist es Dein gutes Recht eine vernünftige Dokumentation zu 
verlangen. Sie ist schlicht und ergreifend ein Teil des 
Arbeitsergebnisses, das ein Mitarbeiter zu erbringen hat.

Wenn nein, dann solltest Du den Vorgesetzten (also vermutlich den Chef 
der Firma) davon überzeugen, dass es zum Wohl der Firma ist, wenn nicht 
jeder einfach vor sich hin wurschtelt und seine Arbeitsergebnisse nur er 
allein verstehen kann.

Ansonsten, was für Dokumente fertigt Ihr überhaupt an? Gibt es bei Euch 
Anforderungsspezifikationen? Designspezifikationen? Testspezifikationen 
und -protokolle?

Udo Schmitt schrieb:
> Nur daß bei einem realen Projekt die Dinge im Projektverlauf 10 mal
> geändert werden una am Ende 80% des Produktes völlig anders ist als am
> Anfang gedacht.

Das hängt entscheidend von der Branche ab. Es gibt Projekte, bei denen 
zur Unterzeichnung der Verträge Anwälte dabei sind. Da kannst Du Dir 
sicher sein, dass nicht mal eben im Projekt dauernd was geändert wird. 
Es gilt das was im Vertrag steht.

> Dieses alles durchspezifizieren war ein 80/90er Jahre Ansatz und ist bei
> Software von der Realität längt überholt.

Das mag ja sein, aber nur "wild programmieren" und nichts schriftlich in 
Dokumenten festhalten kann ja nun auch nicht die Lösung sein.

: Bearbeitet durch User
von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


Lesenswert?

Ein Bewertungssystem einführen und entsprechend mit Zuschlägen und 
Abzügen vergüten.

wöchentlich oder 14tägig:
Projekt A bewertet Tagebuch von Projekt B
Projekt B bewertet Tagebuch von Projekt C
Projekt C bewertet Tagebuch von Projekt A

Du kontrollierst die Bewertungen und realisierst die Zuschläge und 
Abzüge, verantwortlich bleiben jedoch A,B und C.

von Johannes O. (jojo_2)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Was tut man in einer solchen Situation? ich bin ratlos...

Das mit dem Dokumentieren ist so eine Sache. Ich komme leider auch viel 
zu selten dazu.

Der Hauptgrund ist aber einfach:
Mitarbeiter A sagt: Schau mal über XYZ drüber, da geht was nicht!
Mitarbeiter B kommt währenddessen: Wie schauts in unserem Hauptprojekt 
aus, wo bist du da grad?
Vorgesetzter: Dokumentier mal bitte das Projekt von letztem Monat 
fertig.
Mitarbeiter C: Hast du ne Idee wegen XYZASDF?

Dokumentieren bringt keinen sichtbaren(!) Fortschritt! Viele andere 
Sachen scheinen eine größere Priorität zu haben, insbesondere wenn die 
Arbeit von anderen Leuten wieder davon abhängt.
Ich hab auch meist viel mehr andere Sachen zu tun die interessanter, 
wichtiger und dringender sind, als JETZT SOFORT die Doku zu machen.

Es ist aber auch einfach eine sehr trockene Angelegenheit.


Meiner Meinung nach gibts zwei Hauptgründe: Es ist langweilig und man 
hat besseres zu tun (oder glaubt, man hätte besseres zu tun!).

Du könntest mal versuchen, dass du nem Mitarbeiter sowas sagst wie: 
Dokumentiere heute nur mal die Sachen vom letzten Projekt fertig, 
ansonsten machst du nichts anderes (und dies auch mit den anderen 
Mitarbeitern kommunizieren bzw. sie gleiches machen zu lassen).
Doku sieht vermutlich für sie auch nicht so sonderlich wichtig aus, 
darum würden sie ihren Kollegen dabei einfacher unterbrechen und 
ablenken.

von Possetitjel (Gast)


Lesenswert?

Udo Schmitt schrieb:

> Possetitjel schrieb: [...]
>
> Dieses alles durchspezifizieren war ein 80/90er Jahre
> Ansatz und ist bei Software von der Realität längt
> überholt.

Wenn Du meinen Text zitierst, wäre es ganz schön, wenn
Deine Antwort inhaltlich auch irgend etwas mit meinem
Beitrag zu tun hätte.

von #Include Promille.h (Gast)


Lesenswert?

Udo Schmitt schrieb:
> Nur daß bei einem realen Projekt die Dinge im Projektverlauf 10 mal
> geändert werden una am Ende 80% des Produktes völlig anders ist als am
> Anfang gedacht.

Sowas ist schlecht. Projektänderungen in einem Projekt verlängern die 
Projektdauer auf jeden Fall, im schlimmsten Fall bis hin zum 
Projektanfang und einem Neubeginn.

von Kollege (Gast)


Lesenswert?

Udo Schmitt schrieb:
> Possetitjel schrieb:
> Damit steht im Zusammenhang: Wer vor dem Codieren einen
> brauchbaren Feinentwurf macht, muss nach dem Codieren
> nicht dokumentieren - er hat nämlich schon dokumentiert.
>
> Nur daß bei einem realen Projekt die Dinge im Projektverlauf 10 mal
> geändert werden una am Ende 80% des Produktes völlig anders ist als am
> Anfang gedacht.
>
> Mit deinen Feinentwürfen hast du noch nicht mal angefangen wo dein
> Mitbewerber schon eine fertige Lösung hat.
>
> Dieses alles durchspezifizieren war ein 80/90er Jahre Ansatz und ist bei
> Software von der Realität längt überholt.

Leider wird an den Unis und FHs derxalte Quark immer no ch verbreitet.
xP macht das besser, Code als Doku, daxu gehören auch Tests als Doku.

von Possetitjel (Gast)


Lesenswert?

#Include Promille.h schrieb:

> Udo Schmitt schrieb:
>> Nur daß bei einem realen Projekt die Dinge im Projektverlauf
>> 10 mal geändert werden una am Ende 80% des Produktes völlig
>> anders ist als am Anfang gedacht.
>
> Sowas ist schlecht.

Das ist zu hart ausgedrückt.

Bei Software, die sehr stark in Geschäftsprozesse eingreift,
kann die Anforderungserhebung sehr schwierig sein. Dort kann
es sehr wohl sein, dass sich erst im Laufe des Projektes
herausstellt, wie die optimale Lösung aussieht.

Das hat nur überhaupt nichts mit meinem Zielpunkt zu tun:
Wenn ich für das, was ich heute codieren will, erstmal
einen Entwurf mache und dann den Code in den Rechner tippere,
ist der Code automatisch dokumentiert. Wenn ich den Code
morgen wegschmeisse, muss ich den Entwurf mit wegschmeissen
und einen neuen machen.

Kein Konstrukteur stellt sich selbst an die Fräse und
fertigt Teile ohne Zeichnung an. Programmierer tun das
im übertragenen Sinne ständig.

von Possetitjel (Gast)


Lesenswert?

Kollege schrieb:

> xP macht das besser,

Extreme Programming fordert, dass man keinen Entwurf machen
darf? Das kenne ich aber anders.

von Meister E. (edson)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Ja, die 5W werd ich aufgreifen. Obwohl ich den Grund zu kennen glaube:
> Faulheit. ich krieg aich nie eine zielführende Antwort auf "Warum machst
> du das nicht?" außer "ja, du hast recht, ich sollte, ich weiss es ist
> notwenig, ich werde mich zusammenreissen"

Schonmal daran gedacht, das 4-Augen-Prinzip in so fern aufzuweiten, dass 
einer programmiert und der andere das gleichzeitig dokumentiert? Du 
verlangst zwei in Ihrer Zusammensetzung völlig unterschiedliche 
Ergebnisse am Ende des Tages, und das ist bei SW-Entwicklung eben nicht 
sinnvoll. Ein Entwickler braucht u.U. mal einen Tag zum denken und den 
nächsten Tag zum Implementieren. Da müsste jetzt noch ein Tag für die 
Doku dazu. Bei dir soll aber alles am selben Tag passieren und von ein 
und derselben Person erledigt werden - vielleicht liegt es ja daran?

Wenn ich höre, dass einer seinen Leuten Faulheit vorwirft und selber auf 
anonyme Ratschläge aus dem Internet angewiesen ist, schrillen bei mir 
die Alarmglocken.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Wow, so viel Resonanz!

Noch ein paar Inputs von meiner Seite:

Ich bein einer von zwei Inhabern, also ja, ich bin einer der Chefs. 
Obwohl ich versuche, den nicht "raushängen" zu lassen. In der Praxis 
mach ich den gleichen Job wie meine Kollegen (wie gesagt, wir sind ein 
kleiner Laden, Die Häuptlinge arbeiten also auch)

Was vielleicht auch falsch verstanden wurde: "Programmieren" macht bei 
uns nur grob 50% der Projektarbeit aus. Den haben wir auch (nicht 
zuletzt dank Subversion) ganz gut im Griff. Der Rest ist es, der mir 
Sorgen macht.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Possetitjel schrieb:
> Kein Konstrukteur stellt sich selbst an die Fräse und
> fertigt Teile ohne Zeichnung an. Programmierer tun das
> im übertragenen Sinne ständig.

Ja! Das bringt es auf den Punkt, was wir tagtäglich machen...

von Häsch Define (Gast)


Lesenswert?

Possetitjel schrieb:
> Kein Konstrukteur stellt sich selbst an die Fräse und
> fertigt Teile ohne Zeichnung an. Programmierer tun das
> im übertragenen Sinne ständig.

Ich kenne das noch von früher. Wie gesagt, Doku kannte ich lange 
überhaupt gar nicht. Man machte 1980 mal eine Schaltung aus dem 
Stehgreif.

In der Zeit vor dem PC hätte man auch sehr viel von Hand schreiben 
müssen.

Aber wenn ich heute einen nackten Code ohne Beschreibung irgendwo finde, 
da bekomme ich die Krise.

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Ja! Das bringt es auf den Punkt, was wir tagtäglich machen...

Nun sag bloß noch, Ihr entwickelt einfach auf Zuruf und ohne schriftlich 
festgehaltene Anforderungen. :-(

Häsch Define schrieb:
> Aber wenn ich heute einen nackten Code ohne Beschreibung irgendwo finde,
> da bekomme ich die Krise.

Zu Recht!

: Bearbeitet durch User
von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Meister Eder schrieb:
> Wenn ich höre, dass einer seinen Leuten Faulheit vorwirft und selber auf
> anonyme Ratschläge aus dem Internet angewiesen ist, schrillen bei mir
> die Alarmglocken.

Ich nehme das mit der "Faulheit" zurück, und schiebe das auf meine 
momentane Frustration.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Mark Brandis schrieb:
> Michael Reinelt schrieb:
>> Ja! Das bringt es auf den Punkt, was wir tagtäglich machen...
>
> Nun sag bloß noch, Ihr entwickelt einfach auf Zuruf und ohne schriftlich
> festgehaltene Anforderungen. :-(

Naja, nicht ganz :-)

Unsere Herausforderung ist, dass wir Kunden in einen für sie neuen 
Bereich begleiten, und es dort für den Kunden sehr schwierig ist, vorab 
genau zu definieren, was sie wollen (weil sie nicht wissen können, was 
sie wollen)

Dass wir dabei extrem flexibel sind, ist Teil unseres Erfolgs.

von #Include Promille.h (Gast)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Dass wir dabei extrem flexibel sind, ist Teil unseres Erfolgs.

Richtiges Projektmanagement und extrem flexibel widerspricht sich aber 
wegen laufender Änderungen sehr. Da kann nur so ein halber Mischmasch 
bei raus kommen.

von sprites (Gast)


Lesenswert?

ein Issue-System wie zB. Jira und ein Repository-System wie SVN.
-->Jira mit FishEYE(schnittstelle zu svn). Perfekt kannst du mehrere 
Issues zb auf einen Bestimmten release als ge fixt markieren und und 
und...
so könntest du dir auch gleich einen automatischen Change-Log generieren 
ohne zusatz aufwand.

Es fallen ganz kleine Lizenskosten an. aber es kann vollumfänglich alles 
auf eigene Bedürfnisse angepasst werden. unschlagbar.

https://www.atlassian.com/de/software/jira

von Antimedial (Gast)


Lesenswert?

Und Leute, die sehr flexibel denken können, sind oft eben auch schlechte 
Dokumenteure. Was wieder für die Zweierteam/Redakteurmethode spricht.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

#Include Promille.h schrieb:
> Michael Reinelt schrieb:
>> Dass wir dabei extrem flexibel sind, ist Teil unseres Erfolgs.
>
> Richtiges Projektmanagement und extrem flexibel widerspricht sich aber
> wegen laufender Änderungen sehr. Da kann nur so ein halber Mischmasch
> bei raus kommen.

Ja. Und dieser Mischmasch muss eben dokumentiert sein. Wobei wir wieder 
am Anfang angelangt wären...

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Antimedial schrieb:
> Und Leute, die sehr flexibel denken können, sind oft eben auch schlechte
> Dokumenteure. Was wieder für die Zweierteam/Redakteurmethode spricht.

Ist sicher richtig. Nur leider momentan bei unserer Größenordnung 
unrealistisch. Leider!

von Amateur (Gast)


Lesenswert?

>Und Leute, die sehr flexibel denken können, sind oft eben auch schlechte
>Dokumenteure. Was wieder für die Zweierteam/Redakteurmethode spricht.

Das Erste ist eine faule Ausrede.
Das Zweite halte ich für Unsinn. Der Programmierer erklärt dem 
Dokumentierer was er da und da gemacht hat. Der Dokumentierer schreibt 
das dann auf. Unterbricht dann den Programmieren bei seiner Arbeit, weil 
noch Klarheiten zu beseitigen sind.
In der Zeit hat der Programmierer seinen Erguss auch selbst 
Dokumentiert.

von Possetitjel (Gast)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:

[Umsortiert]

> In der Praxis mach ich den gleichen Job wie meine
> Kollegen

Ich sag's mal ganz hart: Das ist der Fehler. Denn...

> [...] Der Rest ist es, der mir Sorgen macht.

... Dieser "Rest" ist Dein Job.

Programmieren können Deine Leute auch allein - nehme ich
zumindest an. Aber den "Rest" können sie nicht allein.

> [...] Die Häuptlinge arbeiten also auch

Das ist ein ganz böser Spruch. - Ich kenne den Quatsch mit
Zitronenfaltern und Projektleitern auch; das ist typischer
Blödsinn von Leuten, die nie ein Projekt geleitet haben.

Verstehen, was der Kunde will, Verträge machen, die richtigen
Leuten auf die richtigen Probleme ansetzen. Komplikationen
vorhersehen und Notfallpläne in der Schublade haben - das ist
richtig Arbeit. Ich hatte auch Projektverantwortung; ich
kenne das also aus eigener Erfahrung.

von sprites (Gast)


Lesenswert?

Lasst ihn, verdammt! er will hilfe zu seinem Problem(1. Post) und 
versucht nicht mit irgendwelchen abschweifenden Disskusionen ständig die 
Fragesteller zu beleidigen. schlussendlich ist es sein ding seine Firma 
und seine art. er reorganisiert doch seine Firma nicht neu wegen euch 
und will auch nicht hören was er alles falsch und anders machen muss.

Lösung für sein Problem heisst in meinen Augen: Jira verwende es selber 
produktiv in einer Firma. und bin absolut begeistert. läuft alles im 
browser, also platform unabhängig. Von Designer techniker bis 
Buchhaltung, gibt keine ausrede diese Tool nicht zu verwenden.

von #Include Promille.h (Gast)


Lesenswert?

Possetitjel schrieb:
> Ich hatte auch Projektverantwortung; ich
> kenne das also aus eigener Erfahrung.

Im Extremfall möchte ein Kunde aus der Textverarbeitung Word das Spiel 
DOOM3 gemacht haben. Das klingt jetzt kindisch und stark übertrieben, 
aber so ähnlich läuft es ja manchmal.

von Antimedial (Gast)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Ist sicher richtig. Nur leider momentan bei unserer Größenordnung
> unrealistisch. Leider!

Mit der Größe hat das jedenfalls nichts zu tun, sondern eher mit der 
Organisationsstruktur. Man kann auch mit zwei Personen so arbeiten. Die 
Organisation kann man ändern, es erfordert nur etwas Mut. Die 
Gesamteffizienz steigt aber auf jeden Fall.

Amateur schrieb:
> Das Erste ist eine faule Ausrede.

Nein, es ist die Realität. Menschen haben gewisse Neigungen. Natürlich 
gibt es auch die flexiblen, die trotzdem eine 1A-Dokumentation 
abliefern.

Amateur schrieb:
> Das Zweite halte ich für Unsinn. Der Programmierer erklärt dem
> Dokumentierer was er da und da gemacht hat. Der Dokumentierer schreibt
> das dann auf. Unterbricht dann den Programmieren bei seiner Arbeit, weil
> noch Klarheiten zu beseitigen sind.
> In der Zeit hat der Programmierer seinen Erguss auch selbst
> Dokumentiert.

Natürlich kann man die Leute zum dokumentieren zwingen, aber der 
deutlich einfachere Weg ist, seine vorhandenen Ressourcen richtig 
einzusetzen. Und es ist definitiv nicht effizient, wenn man Leute, die 
nicht dokumentieren können, dazu zu zwingen.

Die Vorteile meines Ansatzes hast du noch nicht erkannt. Erstens einmal 
bekommt man so eine Dokumentation mit gleichbleibender Qualität. Das 
bekommt man durch Zwang niemals hin. Eine der Hauptaufgaben des 
Redakteurs ist es, den Mitarbeitern ein Gefühl für gute Dokumentation 
beizubringen. Wenn es gut läuft muss er nach einiger Zeit gar nicht mehr 
nachfragen, die Leute wissen, wie sie ihren Beitrag zu leisten haben. Er 
kennt sich außerdem auch mit allen Projekten aus und kann deshalb bei 
einfacheren Fragen unterstützen, wenn z.B. der Hauptentwickler krank 
ist. Das Hauptargument ist und bleibt aber die gesteigerte Effizienz.

von Possetitjel (Gast)


Lesenswert?

#Include Promille.h schrieb:

>> Dass wir dabei extrem flexibel sind, ist Teil unseres
>> Erfolgs.
>
> Richtiges Projektmanagement und extrem flexibel
> widerspricht sich  aber wegen laufender Änderungen sehr.

Nicht notwendig. Die agilen Methoden sind entwickelt
worden, um gerade diesen Widerspruch zu lösen.

> Da kann nur so ein halber Mischmasch bei raus kommen.

Der kommt meistens raus. Der Unterschied ist: Die
einen leugnen es, die anderen stehen dazu :)

von Meister E. (edson)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Meister Eder schrieb:
>> Wenn ich höre, dass einer seinen Leuten Faulheit vorwirft und selber auf
>> anonyme Ratschläge aus dem Internet angewiesen ist, schrillen bei mir
>> die Alarmglocken.
>
> Ich nehme das mit der "Faulheit" zurück, und schiebe das auf meine
> momentane Frustration.

Da bin ich ja froh, also nicht weil du frustriert bist sondern dass du 
noch differenzieren kannst.

Versuch doch mal, in Gedanken, dein Team in 2er-Gruppen aufzuteilen und 
überlege dir, welche Paarungen sich gut ergänzen. z.B. Wer kann vom 
anderen noch was lernen? Wer arbeitet unter Umständen befreiter und 
effektiver, wenn er einen "alten Hasen" an seiner Seite hat? Ich glaube 
du merkst worauf ich hinaus will.

Du hast ja ein konkretes Ziel, wo du hin willst. Mit den bisherigen 
Maßnahmen wurde es nicht erreicht, obwohl du eingeräumt hast, dass ihr 
eigentlich ganz gute Leute habt. Also musst du, der Chef, was ändern und 
auch etwas investieren.
Wenn du 2er Teams hast, wo einer den Part der Dokumentation zu 100% 
verantworten muss, heisst das ja nicht zwangsläufig, dass nur noch 50% 
effektiv gearbeitet wird. Trotzdem verringert sich der "Wirkungsgrad" 
deiner Mannschaft, das ist klar. Aber diesem Verlust steht ja der Gewinn 
der vollen Dokumentation aller Arbeitsschritte und alle damit 
verbundenen Möglichkeiten der Optimierung gegenüber. Wenn deine 
Einzelkämpfer zu 100% ausgelastet sind, musst du entweder mehr Leute 
einstellen oder mit längeren Projektzeiten rechnen. Aber wie heisst es 
immer: von Nix kommt Nix.

: Bearbeitet durch User
von #Include Promille.h (Gast)


Lesenswert?

Meister Eder schrieb:
> Trotzdem verringert sich der "Wirkungsgrad"
> deiner Mannschaft, das ist klar.

Doku braucht Zeit.

Es sagte mir mal einer schon als Jugendlichem, es gäbe drei Grundregeln 
auf der Welt. Eine davon: In keiner Zeit geschieht nichts.

Der Administrationsaufwand in manchen Unternehmen beläuft sich schon bis 
zu 80% der Nebentätigkeiten.

Dann kommt da wieder einer gelaufen, der sich beklagt: Entwickeln und 
machen die hier eigentlich nichts mehr?

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

> Da bin ich ja froh, also nicht weil du frustriert bist sondern dass du
> noch differenzieren kannst.
Danke :-)

> Versuch doch mal, in Gedanken, dein Team in 2er-Gruppen aufzuteilen und
> überlege dir, welche Paarungen sich gut ergänzen. z.B. Wer kann vom
> anderen noch was lernen? Wer arbeitet unter Umständen befreiter und
> effektiver, wenn er einen "alten Hasen" an seiner Seite hat? Ich glaube
> du merkst worauf ich hinaus will.

Diese Zweierteams haben wir t.w. eh, aber aus anderen Gründen: ein 
"alter Hase" kriegt einen neuen MA zur Seite gestellt, um den 
auszubilden und in die Praxis einzuführen. Dem neuen kann man aber die 
Doku schwer umhängen, der ist schon bedient genug zu verstehen was da 
gerade abgeht :-)

> Du hast ja ein konkretes Ziel, wo du hin willst. Mit den bisherigen
> Maßnahmen wurde es nicht erreicht, obwohl du ja selber sagst, dass ihr
> gute Leute habt. Also musst du, der Chef, was ändern und auch etwas
> investieren.

> Wenn du 2er Teams hast, wo einer den Part der Dokumentation zu 100%
> verantworten muss, heisst das ja nicht zwangsläufig, dass nur noch 50%
> effektiv gearbeitet wird. Trotzdem verringert sich der "Wirkungsgrad"
> deiner Mannschaft, das ist klar. Aber diesem Verlust steht ja der Gewinn
> der vollen Dokumentation aller Arbeitsschritte und alle damit
> verbundenen Möglichkeiten der Optimierung gegenüber. Wenn deine
> Einzelkämpfer zu 100% ausgelastet sind, musst du entweder mehr Leute
> einstellen oder mit längeren Projektzeiten rechnen. Aber wie heisst es
> immer: von Nix kommt Nix.

Das weiss ich. Zweierteams wirds leider kurz- und mittelfristig nicht 
spielen, dazu sind wir zu wenige, und haben (gottseidank) zu viele 
Aufträge. (Ausnahme: neue Mitarbeiter als "Beiwagerl").

ich persönlich empfinde die Doku (das "Tagebuch") auch überhaupt nicht 
als Belastung, ganz im Gegenteil (und nochmal, ich mach im wesentlichen 
den gleichen Job wie meine Kollegen). Aber ich hab auch kein Problem 
damit, wenn die Kollegen dann nur mehr 90% Leistung bringen, weil 10% 
fürs Tagebuch draufgehen (das kann man dann ja optimieren).

Aber dass das Tagebuch fast schon konsequent nicht geführt wird, 
obwohl es eine sehr klare Anweisung der Führung gibt, damit kann ich 
nicht umgehen.

von Antimedial (Gast)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Das weiss ich. Zweierteams wirds leider kurz- und mittelfristig nicht
> spielen, dazu sind wir zu wenige, und haben (gottseidank) zu viele
> Aufträge. (Ausnahme: neue Mitarbeiter als "Beiwagerl").

Du gehst irrtümlich davon aus, dass Zweierteams automatisch "weniger 
Effizienz" bedeutet. Richtig umgesetzt ist es umgekehrt. Aber gut, es 
ist dein Laden.

Michael Reinelt schrieb:
> ich persönlich empfinde die Doku (das "Tagebuch") auch überhaupt nicht
> als Belastung, ganz im Gegenteil (und nochmal, ich mach im wesentlichen
> den gleichen Job wie meine Kollegen)

Michael Reinelt schrieb:
> Aber dass das Tagebuch fast schon konsequent nicht geführt wird,
> obwohl es eine sehr klare Anweisung der Führung gibt, damit kann ich
> nicht umgehen.

Da liegt das Problem: Du verstehst nicht, dass es für deine Kollegen 
sehr wohl eine Belastung ist. Menschen sind eben keine Maschinen und 
manche Leute empfinden eben auch etwas als Belastung, was völlig 
objektiv betrachtet keine ist. Eigne dir vielleicht ein paar 
Psychologie-Kenntnisse an, das könnte dir helfen, deine Mitarbeiter zu 
verstehen.

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Antimedial schrieb:
> Nein, es ist die Realität. Menschen haben gewisse Neigungen. Natürlich
> gibt es auch die flexiblen, die trotzdem eine 1A-Dokumentation
> abliefern.

"Gewisse Neigungen" bedeutet aber nicht, dass man im Berufsleben nur die 
angenehmen Dinge machen kann und die lästigen Arbeiten stets auf jemand 
anderen abschiebt. So funktioniert Arbeit gegen Geld nun mal nicht.

> Amateur schrieb:
> Natürlich kann man die Leute zum dokumentieren zwingen, aber der
> deutlich einfachere Weg ist, seine vorhandenen Ressourcen richtig
> einzusetzen. Und es ist definitiv nicht effizient, wenn man Leute, die
> nicht dokumentieren können, dazu zu zwingen.

"Nicht dokumentieren können" ist keine unheilbare Krankheit. Man kann 
Leute darin schulen, wie es richtig geht.

Mir ist schon klar, dass der Aspekt Schulung in vielen Firmen zu kurz 
kommt. Erlebe es bei meinem Arbeitgeber ja selbst so. Aber ein 
unabänderlicher Zustand ist das nicht.

: Bearbeitet durch User
von Klaus I. (klauspi)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Ich habe vor Jahren zur Dokumentation eine Art "Tagebuch" eingeführt,
> das Ding sollte eigentlich dauernd offen sein, wenn ich für einen Kunden
> was mache, und es sollte dokumentiert werden was ich mache, warum ich es
> mache, welche Probleme es gab, wie diese gelöst wurden, vor welchen
> Alternativen wir (zusammen mit dem Kunden) standen und für welche wir
> uns entschieden haben etc. Das hat sich aus meiner Sicht extrem bewährt,

Letztendlich muß sich dann die Person aber genauso durch die massige 
Aufzeichnungen erstmal durchkämpfen. Ich glaube, Du siehst das Problem 
nur noch aus einer speziellen Brille.
Wenn Du mit spontan mit so einer Idee wie so einem Tagebuch kommen 
würdest, könnte ich nur den Kopf schütteln. Wenn ich mal unsere 
Mitmenschen halbwegs richtig einschätze, würdest Du mindestens doppelt 
soviele Mitarbeiter benötigen, die aber dann auch doppelt solange für 
die wirkliche Arbeit benötigen.


> Speziell wichtig ist das, wenn mal jemand für jemanden anderen
> einspringen muss: Unsere Leute sind im wesentlichen Generalisten, d.h.
> jeder Techniker ist in der Lage, ein Projekt zu 80% alleine abzuwickeln,
> und tut das auch. Wenn der in Urlaub ist kommt es immer wieder zu Fällen
> "der Kollege X hat vor zwei Wochen y geändert, das funktioniert aber im
> Fall z nicht" und ein anderer (mit dem Projekt wenig vertrauter) soll
> das dann möglichst schnell reparieren.... In solchen Fällen ist dieses
> "Tagebuch" unbezahlbar.

Das ist doch immer so, wo ist jetzt das Problem? Der Urlaub?


> Ca. alle zwei bis drei Monate schau ich mal über diese Tagebücher, krieg
> Magengeschwüre, es gibt mal wieder mehr oder weniger ernste Gespräche,
> dann funktionierts wieder. Genau eine Woche lang :-(

Ich habe schon einige Jahre in einem streng reguliertem Umfeld mit 
umfassenden Dokumentationspflichten gearbeitet. Du kannst Dir wohl 
gerade nicht wirklich vorstellen was Du da anrichten wirst.

von Antimedial (Gast)


Lesenswert?

Mark Brandis schrieb:
> "Gewisse Neigungen" bedeutet aber nicht, dass man im Berufsleben nur die
> angenehmen Dinge machen kann und die lästigen Arbeiten stets auf jemand
> anderen abschiebt. So funktioniert Arbeit gegen Geld nun mal nicht.

Ich würde dir Recht geben bei Aufgaben, die jeder als unangenehm 
empfindet. Es ist aber so, dass es Leute gibt, denen dokumentieren 
durchaus Spaß macht. Wieso also nicht diese Leute diese Aufgaben geben?

Idealerweise stellt man sein Team so auf, dass jeder größtenteils 
angenehme Arbeiten macht. Zu 100% funktioniert das nie, aber wenn man da 
nahe ran kommt, erreicht man die bestmögliche Motivation.

Mark Brandis schrieb:
> "Nicht dokumentieren können" ist keine unheilbare Krankheit. Man kann
> Leute darin schulen, wie es richtig geht.

Vielleicht nicht unheilbar, aber es ist nicht verkehrt, das wie eine 
langwierige Krankheit zu betrachten. Dann ist nämlich klar, dass es kein 
Allheilmittel gibt, sondern eine längere Therapie notwendig ist. Ebenso 
ist klar, dass es unterschiedliche Schweregrade gibt. Bei wenigen Leuten 
reicht eine einzelne Ermahnung, bei anderen ist es aber sehr hartnäckig.

Man kann Leute darin schulen, allerdings ist das nicht mit einer 
Tagesschulung getan, sondern erfordert mitunter langfristiges Engagement 
über mehrere Monate oder gar Jahre.

von #Include Promille.h (Gast)


Lesenswert?

Mark Brandis schrieb:
> "Nicht dokumentieren können" ist keine unheilbare Krankheit. Man kann
> Leute darin schulen, wie es richtig geht.

Es ist die selbe Krankheit, wie ein Draufloscodierer auch Flußdiagramme 
und Struktogramme wie eine Pest scheut.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Klaus I. schrieb:
> Letztendlich muß sich dann die Person aber genauso durch die massige
> Aufzeichnungen erstmal durchkämpfen.

Ja, richtig, aber wenn ich ein konkretes sehr ernstes Problem habe, dann 
bin ich froh wenn ich irgendwas habe durch das ich mich durchkämpfen 
muss, als gar nix! (hat dich schon mal ein Kunde angerufen und gebrüllt 
"unsere Beschaffung steht! Lösen Sie das in den nächsten 30 Minuten, 
oder sie können was erleben!")

> Ich glaube, Du siehst das Problem
> nur noch aus einer speziellen Brille.
> Wenn Du mit spontan mit so einer Idee wie so einem Tagebuch kommen
> würdest, könnte ich nur den Kopf schütteln. Wenn ich mal unsere
> Mitmenschen halbwegs richtig einschätze, würdest Du mindestens doppelt
> soviele Mitarbeiter benötigen, die aber dann auch doppelt solange für
> die wirkliche Arbeit benötigen.

Sprichst du aus der Praxis? ich glaube nicht....

von Meister E. (edson)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Diese Zweierteams haben wir t.w. eh, aber aus anderen Gründen: ein
> "alter Hase" kriegt einen neuen MA zur Seite gestellt, um den
> auszubilden und in die Praxis einzuführen. Dem neuen kann man aber die
> Doku schwer umhängen, der ist schon bedient genug zu verstehen was da
> gerade abgeht :-)

Dafür hat er den alten Hasen, den kann er doch fragen (beim jour fix und 
nicht wann es ihm einfällt). Ich merke bei mir selbst, dass ich Vorgänge 
meiner täglichen Arbeit manchmal gar nicht so schnell beschreiben könnte 
wie ich sie umsetze. Klingt komisch, ist aber so ;)
Versuch es so zu sehen: Der Neuling bringt dem alten Hasen wieder bei, 
für ihn einfache Zusammenhänge so zu formulieren, dass sie ein 
Einsteiger verstehen kann. Der Rest ist dann ein Selbstläufer.

> Das weiss ich. Zweierteams wirds leider kurz- und mittelfristig nicht
> spielen, dazu sind wir zu wenige, und haben (gottseidank) zu viele
> Aufträge. (Ausnahme: neue Mitarbeiter als "Beiwagerl").

Schade, denn die "Beiwagerl" (super Begriff übrigens) fahren dann 
beladen mit ein paar Fetzen Know-How auf den nächsten Parkplatz statt 
sich bei euch weiter zu entwickeln, da geht mehr verloren als zu 
gewinnen ist. Die 2er Teams machen nur Sinn, wenn der Mehrwert 
(kommunikationsfreudigere Spezialisten und besser angelernte neue 
Kräfte) danach in der Firma bleibt.

> ich persönlich empfinde die Doku (das "Tagebuch") auch überhaupt nicht
> als Belastung, ganz im Gegenteil (und nochmal, ich mach im wesentlichen
> den gleichen Job wie meine Kollegen). Aber ich hab auch kein Problem
> damit, wenn die Kollegen dann nur mehr 90% Leistung bringen, weil 10%
> fürs Tagebuch draufgehen (das kann man dann ja optimieren).

Um das beurteilen zu können, müsste ich das mit eigenen Augen sehen. Ich 
nehme es mal so.

> Aber dass das Tagebuch fast schon konsequent nicht geführt wird,
> obwohl es eine sehr klare Anweisung der Führung gibt, damit kann ich
> nicht umgehen.

Das verstehe ich, du brauchst eine Lösung.

von #Include Promille.h (Gast)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> hat dich schon mal ein Kunde angerufen und gebrüllt
> "unsere Beschaffung steht! Lösen Sie das in den nächsten 30 Minuten,
> oder sie können was erleben!

Ich erlebte einmal einen, bei dem in 20 Jahren die Anlage nur 3 Minuten 
ausgefallen war. Das war aber Teil unserer Arbeit, und abgesprochen.

Dann kam im Umschaltemoment ein richtiger Tyrann raus auf die Straße 
gerannt, und brüllte, Hilfe, Überfall, Polizei Polizei, ich habe gerade 
durch Ausfall 10 Millionen verloren!

Mein Kollege sagte nur, komm schnell weg in die Büsche, dieses Arschloch 
ist gefährlich!

von Possetitjel (Gast)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:

> ich persönlich empfinde die Doku (das "Tagebuch") auch
> überhaupt nicht als Belastung, ganz im Gegenteil (und
> nochmal, ich mach im wesentlichen den gleichen Job wie
> meine Kollegen).

Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Das ist ein
Fehler. Kümmere Dich als Häuptling um die Häuptlingsthemen
und lass' den Indianern die Indianerthemen.

> [...]
> Aber dass das Tagebuch fast schon konsequent nicht geführt
> wird, obwohl es eine sehr klare Anweisung der Führung gibt,
> damit kann ich nicht umgehen.

Ich verstehe das sehr gut. Dennoch mein Rat: Versuche, von
der persönlichen Kränkung wegzukommen und Deine Leute zu
verstehen - wirklich zu verstehen.
Das Beharren darauf, dass es Dein Recht ist, dies zu verlangen,
hilft Dir nicht weiter.

Hmm... ich zögere... hmm. Na gut: Lies Tom DeMarco.

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Antimedial schrieb:
> Ich würde dir Recht geben bei Aufgaben, die jeder als unangenehm
> empfindet. Es ist aber so, dass es Leute gibt, denen dokumentieren
> durchaus Spaß macht. Wieso also nicht diese Leute diese Aufgaben geben?

Weil Person B nicht das dokumentieren kann, was bei Person A im Kopf 
ist. Dazu müsste B Gedanken lesen können. Haut nicht hin.

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

#Include Promille.h schrieb:
> Es ist die selbe Krankheit, wie ein Draufloscodierer auch Flußdiagramme
> und Struktogramme wie eine Pest scheut.

Also doch 80er Jahre Stil :-)
Structogramme und Flussdiagramme sind sinnvoll bei einfachen 
Ablaufsteuerungen und Projekten im Umfang von einer Mannwoche.

Vieleicht solltest du dich mal mit uml, use cases, test driven 
development, extrem programming, scrum etc. beschäftigen.
Es hat schon seinen Grund, daß z.B. Software von Großkonzernen oft noch 
aussieht, als stämme sie noch aus der Win3.11 Zeit.
Da werden 400 Seiten Feinkonzept entwickelt und dann bleiben noch 15 
Tage für die Implementierung.
Und das Feinkonzept hat über 100 strukturelle Fehler, weil 5 Leute dran 
geschrieben haben und keiner die Ideen der anderen vier richtig 
verstanden hat.
Alles schon gesehen.

Im Endeffekt bläht dieser Versuch alles vorher schon wissen und bedenken 
zu wollen die Entwicklung um bis zu Faktor 5 gegenüber einem 
rundenbasierten System auf. Zumindest bei komplexeren Projekten.

Auch 4 Augen Programmieren kann äusserst effektiv sein. Wer kennt das 
nicht man kommt nicht richtig weiter und holt mal einen Kollegen dazu 
mit dem man das Problem am Monitor durchspricht und gleich mal ein Stück 
implementiert. Oft hat man in 2 Stunden dann zu zweit das geschafft was 
man alleine in einem Tag nicht hingekriegt hätte. Allerdings muss man 
mit dem Kollegen auf einer Wellenlänge liegen.
Und den ganzen Tag wäre mir das zu stressig, weil man nie mal 5min 
abschalten oder auch nur ruhig nachdenken kann.

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

@ Udo Schmitt (urschmitt)

>Es hat schon seinen Grund, daß z.B. Software von Großkonzernen oft noch
>aussieht, als stämme sie noch aus der Win3.11 Zeit.

;-)

>Da werden 400 Seiten Feinkonzept entwickelt und dann bleiben noch 15
>Tage für die Implementierung.

:-0

>Und das Feinkonzept hat über 100 strukturelle Fehler, weil 5 Leute dran
>geschrieben haben und keiner die Ideen der anderen vier richtig
>verstanden hat.
>Alles schon gesehen.

:-(

>Im Endeffekt bläht dieser Versuch alles vorher schon wissen und bedenken
>zu wollen die Entwicklung um bis zu Faktor 5 gegenüber einem
>rundenbasierten System auf. Zumindest bei komplexeren Projekten.

Mag sein, aber es ist kein Freifahrtschein für "Freestyle Hacking". Je 
größer das Projekt, umso strukturierter muss man vorgehen. Und dazu 
gehört auch Dokumentation. In welcher Art und nach welchem System ist 
eine andere Frage.

>implementiert. Oft hat man in 2 Stunden dann zu zweit das geschafft was
>man alleine in einem Tag nicht hingekriegt hätte. Allerdings muss man
>mit dem Kollegen auf einer Wellenlänge liegen.

Stimmt. Allein schon das Erklären des Problem einer anderen Person 
gegenüber bringt einen oft viel weiter, weil man plötzlich seine 
Betriebsblindheit sieht 8-0

von Possetitjel (Gast)


Lesenswert?

Udo Schmitt schrieb:

> Structogramme und Flussdiagramme sind sinnvoll bei einfachen
> Ablaufsteuerungen und Projekten im Umfang von einer Mannwoche.

Das, was man an einem Tag implementieren kann, hat relativ
selten einen Umfang von mehr als einer Mannwoche.

Achtung, mein Text könnte Sarkasmus oder Ironie enthalten.

> Vieleicht solltest du dich mal mit uml, use cases, test driven
> development, extrem programming, scrum etc. beschäftigen.

Soweit mir bekannt ist, verbietet es keine der agilen Methoden,
vor dem Implementieren den Kopf einzuschalten und nachzudenken.
Wenn man das tut, kann man einige Kernpunkte dieses Denkens
auch festhalten. Das käme einem Feinentwurf schon recht nahe.

Und es hat obendrein den Vorteil, dass man sich nicht
hinterher hinsetzen und Dokumentation schreiben muss.

> [...]
> Da werden 400 Seiten Feinkonzept entwickelt [...]

Man kann jede beliebige Methode durch Übertreibung ruinieren,
sowohl das Wasserfallmodell wie auch diverse agile Methoden.
Das hat aber weniger mit der Methode, sondern mehr mit der
Übertreibung zu tun.

von Possetitjel (Gast)


Lesenswert?

Falk Brunner schrieb:

>>Im Endeffekt bläht dieser Versuch alles vorher schon wissen
>>und bedenken zu wollen die Entwicklung um bis zu Faktor 5
>>gegenüber einem rundenbasierten System auf. [...]
>
> Mag sein, aber es ist kein Freifahrtschein für "Freestyle
> Hacking". Je größer das Projekt, umso strukturierter muss
> man vorgehen.

Da ist eigentlich kein Widerspruch. Rundenbasiertes System ist
ja strukturiertes Vorgehen.
Wie ein bestimmter Programmierer den Teil, der in der aktuellen
Runde auf seinem Tisch liegt, im Detail bearbeitet, sollte ihm
weitgehend selbst überlassen sein. Ob das nun "pair programming",
"Freestyle Hacking" oder V-Modell ist, ist im Prinzip seine Sache.
Das hängt von vielen Dingen ab.

> Und dazu gehört auch Dokumentation.

Ja, unbedingt.

> In welcher Art und nach welchem System ist eine andere Frage.

Dokumentation, die tatsächlich benötigt wird, muss gemacht werden.
Dokumentation, die nicht benötigt wird, ist Verschwendung und
daher zu unterlassen.

Die Kunst liegt darin, festzustellen, was wirklich benötigt wird ;-)

von Ernst O. (ernstj)


Lesenswert?

Ich habe einen radikal anderen Vorschlag für die Auswahl von teams:

Man sollte von Zeit zu Zeit für eine begrenzte Zeit gleiche Typen 
miteinander arbeiten lassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich zwei 
"Nichtdokumentierer" auf die Nerven gehen ist nicht gering. Eben weil 
wahrscheinlich eine Situation entsteht, in der eine Dokumentation 
hilfreich wäre. Bei solch einer Aktion muss aber der Zügel kurz gehalten 
werden.

Wenn Du als Häuptling weiter Indianerarbeit machst, dann bitte erst wenn 
der Chefjob getan ist und deine Mitarbeiter das auch mitbekommen, vorher 
nicht. Auf keinen Fall. Nie niemals nicht.

von lalala (Gast)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> . Zweierteams wirds leider kurz- und mittelfristig nicht
> spielen, dazu sind wir zu wenige, und haben (gottseidank) zu viele
> Aufträge.

Es stellt sich die Frage ob nicht irgendwo eine Überlastung vorliegt. 
Deswegen folgende Fragen:

- Wie viel Zeit pro Tag sollte Deiner Meinung nach für die Doku 
verwendet werden
- Wie viel Zeit pro Tag brauchen Deine Mitarbeiter Ihrer Meinung nach 
dazu um es ordentlich zu machen?
- Steht diese Zeit zur Verfügung

Um das Zeitproblem zu lösen, kannst Du ja sagen 16:30 final commit des 
Tages, danach 30 Minuten Doku (falls das Deiner Meinung und der Deiner 
Mitarbeiter reicht)

Wenn Du sagst, nenene geht so nicht, zuviele Aufträge, dann weißt Du 
warum es die Doku nicht gibt

Zweites (mögliches) Problem: Versteht jeder, was Du gerne hättest? Hast 
Du das nur zwischen Tür und Angel gemacht oder einen (halben) 
Schulungstag mit Handout? Wenn nicht : mach es

von Logger (Gast)


Lesenswert?

Finanzielle Anreize bieten oder jemanden einstellen/beauftragen
der die Dokumentation zu seiner Hauptaufgabe macht. Als eigenständige
Abteilung, z.B. Qualitätsmanagement könnte das funzen.

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

Logger schrieb:
> oder jemanden einstellen/beauftragen

Die wesentlichen Kleinigkeiten sollte schon DER dokumentieren, der sich 
damit auskennt. Von Dritten kann man nicht verlangen, daß sie den 
vollständigen Überblick haben. Dann stimmt evtl. nur Form und 
Rechtschreibung.

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

oszi40 schrieb:
> Die wesentlichen Kleinigkeiten sollte schon DER dokumentieren, der sich
> damit auskennt. Von Dritten kann man nicht verlangen, daß sie den
> vollständigen Überblick haben. Dann stimmt evtl. nur Form und
> Rechtschreibung.

Genau, und so eine Doku nützt dann auch nichts.

von Antimedial (Gast)


Lesenswert?

Mark Brandis schrieb:
> Weil Person B nicht das dokumentieren kann, was bei Person A im Kopf
> ist. Dazu müsste B Gedanken lesen können. Haut nicht hin.

Natürlich haut das hin, wenn zwei Leute als Team zusammen arbeiten. 
Neudeutsch auch "pair programming" genannt. Ob der eine jetzt mehr 
dokumentiert und weniger programmiert spielt dabei keine große Rolle. 
Wenn sich die beiden Leute gut ergänzen, ist das Ergebnis mehr als zwei 
Mal der Einzelleistung. Weit mehr.

Ich arbeite seit etwa drei Jahren in einem ähnlichen Modus. Dabei geht 
es zwar weniger um Software, außerdem besteht das Team aktuell aus vier 
Leuten. Aber die Arbeitsweise ist vergleichbar. Das ist wirklich extrem 
effektiv und die Produktivität steigt enorm. Der riesige Vorteil ist, 
dass im Normalbetrieb jeder seine Stärken voll ausspielen kann, im 
"Notfall" (Urlaub, Krankheit, temporär andere Aufgaben, etc...) aber 
jeder jeden ersetzen kann.

Bei einem anderen Zweierteam ist es tatsächlich so, dass der eine der 
kreative Entwickler ist, der die technischen Probleme löst, während der 
andere den ganzen Kram dokumentiert und das Requirement Engineering 
beisammen hält. Die Aufgabenteilung ist natürlich nicht ganz scharf, der 
Entwickler schreibt auch mal ein Dokument, während der "Dokumenteur" 
auch teilweise Hardware entwickelt, Messungen durchführt und so weiter.

Das funktioniert wunderbar, weil sich die Charaktere ergänzen. Die 
einzige Voraussetzung ist, dass man menschlich sehr gut miteinander 
auskommt und die Leute aktiv Wissen teilen wollen. Einzelgänger und 
Geheimniskrämer kann man dabei nicht gebrauchen. Leider gibt es das 
unter Ingenieuren viel zu oft und wir manchmal sogar als Tugend 
angesehen.

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Antimedial schrieb:
> Natürlich haut das hin, wenn zwei Leute als Team zusammen arbeiten.
> Neudeutsch auch "pair programming" genannt. Ob der eine jetzt mehr
> dokumentiert und weniger programmiert spielt dabei keine große Rolle.
> Wenn sich die beiden Leute gut ergänzen, ist das Ergebnis mehr als zwei
> Mal der Einzelleistung. Weit mehr.
>
> Ich arbeite seit etwa drei Jahren in einem ähnlichen Modus. Dabei geht
> es zwar weniger um Software, außerdem besteht das Team aktuell aus vier
> Leuten. Aber die Arbeitsweise ist vergleichbar.

Klingt ja alles gut. Gegenfrage: Wie groß ist die Firma, bei der Du 
angestellt bist? Ich könnte mir vorstellen, dass es bei Euch wesentlich 
mehr Entwickler gibt als die 10 - 2 = 8 Mann, die in der Firma des 
Themenerstellers in dieser Position arbeiten.

von MegaGast (Gast)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Was tut man in einer solchen Situation? ich bin ratlos...

Ein Tagebuch halte ich für wenig sinnvoll. Zusatzaufwand ohne direkten 
Nutzen und hinterher muss man sich die wichtigen Einträge mühsam 
rausfummeln.

Mercurial (oder jedes andere dezentrale SVN ) macht das genau anders 
herum. Eine man page, in 5 Minuten installiert und per Kommandozeile 
oder Grafikoberfläche bedienbar.

Einarbeitungszeit 1-2 Stunden, es nervt nicht und der eigene Benfit ist 
sofort erkennbar. Die Doku entsteht dann fast von selbst. Kosten: 0 in 
Worten null.

von Antimedial (Gast)


Lesenswert?

Mark Brandis schrieb:
> Klingt ja alles gut. Gegenfrage: Wie groß ist die Firma, bei der Du
> angestellt bist? Ich könnte mir vorstellen, dass es bei Euch wesentlich
> mehr Entwickler gibt als die 10 - 2 = 8 Mann, die in der Firma des
> Themenerstellers in dieser Position arbeiten.

10 Entwickler. Die Firma selbst ist natürlich etwas größer.

Das spielt aber auch keine große Rolle, das System funktioniert ja schon 
mit zwei Mann. Ob zwei Mann gemeinsam gleichzeitig an zwei Projekten 
arbeiten oder jeweils einer an einem spielt dann auch keine Rolle. Die 
Umschaltverluste werden nach meiner Erfahrung durch den 
Produktivitätsgewinn mehr als aufgehoben. Man sollte lediglich 
vermeiden, dass zwei Projekte gleichzeitig in die heiße Phase läuft. 
Dann müsste man nämlich wieder auf die 1:1-Methode zurück gehen, um 
Prioritätskonflikte zu vermeiden. Bei vernünftiger Planung ist das aber 
kein Problem.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Danke für die vielen Vorschläge. Die gehen aber zum Teil von falschen 
Voraussetzungen aus, ich hab das wohl nicht ganz klar formuliert:

Wir sind keine klassische Software-Firma! SW-Entwicklung macht bei uns 
je nach Projekt und Projektphase zwischen 0% und 70% aus (wobei die 70% 
selten sind). Diesen teil haben wir aber mit Subversion recht gut im 
griff.

Der Rest ist Konfiguration (diese wird in der Software durchgeführt, und 
ist damit für Subversion nicht greifbar) und klassisches Consulting im 
Sinne von Prozessdesign, Prozessoptimierung, Anpassung von 
Arbeitsabläufen, ...)

Einer Änderung im Code (welche per Subversion dokumentiert ist) ist dann 
meist das Ergebnis einer (wochen-)langen Diskussion, und steht in 
Zusammenhang mit Prozessänderungen oder Änderungen im Arbeitsablauf.

Im Commit-Komentar steht dann z.B. korrekt "Projektgruppe umgestellt von 
'A' auf 'A1' oder 'A2'" Warum das so ist, was damit zusammenhängt, warum 
es kein A3 gibt, die verschlungenen Wege zur Entscheidungsfindung und 
die schlußendliche Beschlussfassung (durch wen?) steht dann im Tagebuch. 
(vielmehr "sollte stehen" :-)

Der Umfang des "Tagebuchs" ist eher gering (natürlich auch abhängig von 
der projektphase). Wenn ich einen ganzen Tag damit verbringe an der 
ERp-Kopplung zu arbeiten, steht da vielleicht nur ein Einzeiler 
"Implementierung ERP-Kopplung". Wenn ich an 25 Themen arbeite, 25 Ein- 
oder Mehrzeiler. Wenn ich den ganzen Tag im Workshop sitze, das 
WorkshopProtokoll. Im Schnitt sag ich mal: eine bis zwei A4-Seite pro 
Tag.  Passt auch gut zu meinen Tagebüchern von größeren Projekten: um 
die 300 Seiten. Also viel zu klein um einen eigenen Mitarbeiter für die 
Doku abzustellen.

: Bearbeitet durch User
von Daniel (Gast)


Lesenswert?

Ohne mehr als die Hälfte des Threads gelesen zu haben:

 - Führt eine Mailingliste ein, auf der alle sitzen die sich potentiell
   irgendwann mal durch so ein Tagebuch wühlen müssen. Dort postet dann
   jeder kurz vor Feierabend seinen Tagebucheintrag. Die Kollegen können
   diese dann schon lesen, bevor sie sich einarbeiten müssen. Rückfragen
   sind so auch möglich.

 - Fordere, wie schon angesprochen, sinnvolle Commit Texte.

 - Commits sollten immer nur eine einzige Sache fixen/verbessern, auch
   wenn sie dann womöglich nur aus einer Zeile bestehen.

 - Sorg dafür, dass sich die Konfigurationsänderungen im SCM abbilden
   lassen, und sei es nur als Dump des Windows Registry Zweiges.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Daniel schrieb:
> Ohne mehr als die Hälfte des Threads gelesen zu haben:
>
>  - Führt eine Mailingliste ein, auf der alle sitzen die sich potentiell
>    irgendwann mal durch so ein Tagebuch wühlen müssen. Dort postet dann
>    jeder kurz vor Feierabend seinen Tagebucheintrag. Die Kollegen können
>    diese dann schon lesen, bevor sie sich einarbeiten müssen. Rückfragen
>    sind so auch möglich.

Gute Idee.

>  - Fordere, wie schon angesprochen, sinnvolle Commit Texte.

Das funktioniert.

>  - Commits sollten immer nur eine einzige Sache fixen/verbessern, auch
>    wenn sie dann womöglich nur aus einer Zeile bestehen.

Funkioniert auch.

>  - Sorg dafür, dass sich die Konfigurationsänderungen im SCM abbilden
>    lassen, und sei es nur als Dump des Windows Registry Zweiges.

Schwierig. Die Software (nicht von uns) speichert die Konfiguration in 
der Datenbank, wie genau ist für uns nicht wirklich nachvollziehbar 
(aber außer zu Doku-Zwecken auch nicht notwendig zu wissen)

von ehemaliger Softwareprojektleiter (Gast)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Was tut man in einer solchen Situation? ich bin ratlos...

Dokumentation als Teil der Zielvereinbarung sehen und entsprechend 
entlohnen.

von Daniel (Gast)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
>>  - Sorg dafür, dass sich die Konfigurationsänderungen im SCM abbilden
>>    lassen, und sei es nur als Dump des Windows Registry Zweiges.
>
> Schwierig. Die Software (nicht von uns) speichert die Konfiguration in
> der Datenbank, wie genau ist für uns nicht wirklich nachvollziehbar
> (aber außer zu Doku-Zwecken auch nicht notwendig zu wissen)

Und was macht ihr, wenn ihr auf einen alten Konfigurationsstand zurück
müsst? Wie macht ihr Backups der Datenbank?

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Daniel schrieb:
> Michael Reinelt schrieb:
>> Schwierig. Die Software (nicht von uns) speichert die Konfiguration in
>> der Datenbank, wie genau ist für uns nicht wirklich nachvollziehbar
>> (aber außer zu Doku-Zwecken auch nicht notwendig zu wissen)
>
> Und was macht ihr, wenn ihr auf einen alten Konfigurationsstand zurück
> müsst? Wie macht ihr Backups der Datenbank?

Schwierig.

Backups gehen über die Standard-Mechanismen des SQL-Servers.

Der Weg zurück hängt davon ab: Wenn nur einer/wenige Parameter geändert 
wurden, setzt man die halt wieder zurück (da ist wenigstens eine Art 
Protokoll in der (Fremd-)Software vorhanden)

Wenns um komplexter Änderunge geht (z.B. Maskenänderungen) erfolgt das 
auch in mühsamer Handarbeit. Da greift leider das Prinzip der 
"normativen Kraft des Faktischen" (die Fremdsoftware ist da leider 
dämlich)

Umso wichtiger ist eine Dokumentation was geändert wurde.

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Umso wichtiger ist eine Dokumentation was geändert wurde.

Ja WENN diese Spezialisten die nötige Zeit dazu bekommen UND noch 
ausreichend motiviert sind (was so ähnlich schon oben zu lesen ist).

von Jörg M. (Firma: Software - Entwicklung) (bobmarlowe)


Lesenswert?

Meiner Erfahrung nach wird eine nachträgliche Dokumentation IMMER 
unzureichend geführt.
Selbst Skripe von Besprechungen lassen oft wichtige Entscheidungen aus, 
besonders wenn diese Begründungen enthalten, warum ein bestimmter 
Lösungsweg NICHT eingeschlagen wurde.
Dagegen hilt eine Zeitnahe (sofortige) Dokumentation auf Stimmrecorder 
und nachtröglicher Abschrift.

Eine nachträgliche Projektdokumentation (mit all ihren qualitativen 
Abstrichen) kann nur durch eine detaillierte VORHERIGE schriftliche 
Absichtserklärung (ähnich einem Pflichtenheft) ersetzt werden. Besteht 
zusätzlich noch die Pflicht, dieses Dokument VOR Ausführung der 
beschriebenen Arbeiten genehmigen zu lassen, ist der gewünschte Status 
erreicht.

Die Dokumentation ist dann die Grundlage der auszuführenden Arbeiten und 
nicht mehr die (mangelhafte) Beschreibung der Ausführung.


Jörg

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

Jörg Meier schrieb:
> Die Dokumentation ist dann die Grundlage der auszuführenden Arbeiten und
> nicht mehr die (mangelhafte) Beschreibung der Ausführung.

Stimmt, Arbeit nach Doku sollte funktionieren. Nur die "kleinen" 
Änderungen, die zum funktionieren noch fehlen, sollten AUCH dokumentiert 
werden...

von Konrad S. (maybee)


Lesenswert?

nein? schrieb:
>>Ca. alle zwei bis drei Monate schau ich mal über diese
> Tagebücher,
>
> Mach das taeglich. Bis es gut ist, auch wenn's kleinlich erscheint. Wenn
> es ein Arbeitsziel ist, muss darauf geachtet werden. Nicht alle paar
> monate einmal.

Das halte ich für den besten Vorschlag. Mach das jeden Tag gleich als 
erste deiner Aufgaben am Morgen. Und kläre die Lücken unmittelbar danach 
mit den einzelnen Mitarbeitern direkt, nicht per Telefon oder E-Mail. 
Bei deinem jetzigen Vorgehen denken sich die Nicht-Dokumentierer: "Ah, 
hat er wieder seinen Doku-Rappel! Gottseidank geht das immer schnell 
vorbei und ich kann wieder in Ruhe meine Arbeit machen." Durch deine 
permanente Aufmerksamkeit vermittelst du, dass Dokumentation wichtig ist 
- und eben kein Rappel, der wieder vorübergeht. Das erfordert Disziplin, 
und zwar von dir! Auch darf deine Aufmerksamkeit nicht nachlassen, wenn 
es dann mal gut läuft.

Die Vorschläge hinsichtlich Bonus/Malus halte ich für nicht zielführend. 
Die Mitarbeiter werden sich zwar anpassen, aber nur dahingehend, dass 
sie versuchen Punkte zu sammeln, statt gut zu dokumentieren. Sowas wirkt 
sich nicht gut auf das Arbeitsklima aus.

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Der Rest ist Konfiguration (diese wird in der Software durchgeführt, und
> ist damit für Subversion nicht greifbar)

Wieso das? Auch eine Konfigurationsdatei kann man in Subversion 
einchecken und mit "diff" die Änderungen zu anderen Versionen 
vergleichen. Einzige Voraussetzung ist, dass man dafür ein vernünftiges 
Dateiformat nimmt, also sowas wie .xml oder .txt oder .csv.

> Im Commit-Komentar steht dann z.B. korrekt "Projektgruppe umgestellt von
> 'A' auf 'A1' oder 'A2'" Warum das so ist, was damit zusammenhängt, warum
> es kein A3 gibt, die verschlungenen Wege zur Entscheidungsfindung und
> die schlußendliche Beschlussfassung (durch wen?) steht dann im Tagebuch.
> (vielmehr "sollte stehen" :-)

So langsam glaube ich zu verstehen, wo das Problem liegt. Wie trackt Ihr 
denn, welche Anforderungen in welchem Projekt bzw. in welcher 
Software-Version umgesetzt werden? Gar nicht? ;-)

Normalerweise verwendet man dafür ein Bugtracking-Tool wie z.B. 
Bugzilla. Dort schreibt man rein, was für Änderungen gemacht werden 
müssen und warum. Ein (noch) fehlendes Feature in der Software wird 
einfach ebenfalls wie ein "Bug" behandelt. Beim Einchecken einer 
Code-Änderung referenziert man dann auf einen bestimmten Eintrag im 
Bugtracking-System. Dadurch hat man das "wie" (nämlich die Code-Änderung 
an sich) mit dem "was" und "warum" verlinkt (was war der Auslöser für 
die Änderung). Et voilà!

http://de.wikipedia.org/wiki/Bugtracker

: Bearbeitet durch User
von Hempel (Gast)


Lesenswert?

Mein bescheidener Vorschlag: Schau dir eine Stunde vor Arbeitsschluss 
die Tagebücher an. So weißt du auch Bescheid, was bzgl. der einzelnen 
Projekte passiert ist am Tag. Wenn ein Mitarbeiter das Tagebuch 
nicht/schlampig geführt hat, dann sagst du ihm, dass er es bitte jetzt 
sofort nachholen soll. Wenn du am Anfang vom Tag kontrollierst, dann 
wird es sowieso bis zum Ende aufgeschoben. Bonus/Malus halte ich für 
eher unangebracht, weil es zum normalen Arbeitspensum gehört, aber 
vielleicht würde etwas in der Größenordnung wie 10-min. früher Schluss, 
wenn Tagebuch ordentlich geführt wurde, oder ein kleiner Bonus zum 
Wochenende helfen. Ob sowas angebracht ist, musst du dir überlegen.
Glaube aber kaum, dass das Kürzen eines Jahresbonus hilft. Es wäre 
natürlich gerechtfertigt, weil es eben zur Arbeit gehört eine 
ordentliche Dokumentation zu erstellen, aber Menschen denken da eher 
kurzfristig und wenn ein Mitarbeiter schon 5 Monate nicht dokumentiert 
hat und auf 0,- ist, dann wird er die restlichen 7 Monate wahrscheinlich 
überhaupt nicht kontrollieren. Wichtig ist mEn also die 
kurzfristige/taggleiche Kontrolle.

von Validierung (Gast)


Lesenswert?

Wenn Du es ordentlich dokumentiert haben willst google mal nach "GAMP 
5".

Aber vermutlich willst Du das sowieso mit Deinem Tagebuch durchführen: 
Dann kontrolliere das jeden Tag und gib den Mitarbeitern mit 
ordentlicher Dokumnetation einen kleinen Bonus bar auf die Tatze, als 
Prämie für zukünfige Effizienz.

von Konrad S. (maybee)


Lesenswert?

Hempel schrieb:
> eine Stunde vor Arbeitsschluss
> ...
> am Anfang vom Tag

Die Variante "eine Stunde vor Arbeitsschluss" hat aus meiner Sicht zwei 
Nachteile:
- Als Kontrollierender ist man evtl. um diese Tageszeit mit "irgendwas 
Unaufschiebbarem" beschäftigt, das jetzt gemacht werden muss und die 
Kontrolle findet an dem Tag nicht mehr statt.
- Bis alle Tagebücher kontrolliert sind, ist evtl. ein Mitarbeiter, den 
man sich schnappen müsste, schon nach Hause gegangen. Also muss man sich 
eine Notiz machen, dass man am nächsten Tag darauf zurückkommt. Das ist 
unnötiger Zusatzaufwand.

von ing² (Gast)


Lesenswert?

Exempel statuieren. Nichts ist schlimmer als MA, die wissen, dass sie 
sich alles erlauben können.

Mal einen Abmahnen und wenn es sich nicht bessert, kündigen. Jeder MA 
ist ersetzbar.

von Antimedial (Gast)


Lesenswert?

ing² schrieb:
> Exempel statuieren. Nichts ist schlimmer als MA, die wissen, dass sie
> sich alles erlauben können.

Toll, eine Terrorherrschaft. Wer sich nicht anders zu helfen weiß ist 
wirklich armselig und als Führungskraft nicht zu gebrauchen.

von Jörg M. (Firma: Software - Entwicklung) (bobmarlowe)


Lesenswert?

In Amiland ist das leider gang & gebe. Die nennen das "Management by 
fear".
Soll ja auch hier vorkommen, aber das hat wohl wenig zukunft...


Jörg

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Antimedial schrieb:
> ing² schrieb:
>> Exempel statuieren. Nichts ist schlimmer als MA, die wissen, dass sie
>> sich alles erlauben können.
>
> Toll, eine Terrorherrschaft. Wer sich nicht anders zu helfen weiß ist
> wirklich armselig und als Führungskraft nicht zu gebrauchen.

Eine Terrorherrschaft ist nicht gut, aber in einem Punkt hat er Recht: 
Die Geschäftsleitung muss Vorgaben machen können, die dann von den 
Angestellten einzuhalten sind. Wenn es zu den klar definierten 
Arbeitsaufgaben eines Angestellten gehört, unter anderem auch 
Dokumentation zu verfassen, dann hat der Angestellte hier nun mal eine 
Pflicht zu erfüllen. Unter anderem für diesen Teil seiner Arbeit wird er 
ja bezahlt.

Wenn er nun wiederholt und trotz mehrerer mündlicher Ermahnungen diesen 
Teil seiner Aufgaben einfach nicht erfüllt, und keinerlei guten Willen 
zeigt dies in Zukunft zu ändern, dann würde ich in dem Fall eine 
schriftliche Abmahnung durchaus für gerechtfertigt halten.

von Jörg M. (Firma: Software - Entwicklung) (bobmarlowe)


Lesenswert?

Noch einmal:
Für den Kunden wird ein Pflichtenheft als Grundlage für die 
Auftragsvergabe erstellt, warum dann nicht die Erweiterung des 
"Internen" Pflichtenhefts schaffen, in dem dokumentiert (in Form von 
QM-Arbeitsanweisungen) ist, WAS auszuführen ist. Wenn das in Papierform 
existiert, kann der betreffende Mitarbeiter "abhaken/abzeichnen" was er 
durchgeführt hat und bekommt gleichzeitig Raum für Notizen zu 
Besonderheiten. Werden später all diese Infos zusammengefasst (es 
arbeiten ja mehrere Leute parallel) so lässt sich nachvollziehen, wer 
wan was ausgeführt hat.
Das entbindet den einzelnen MA von der Pflicht Aufsätze zu schreiben, 
schließlich hat er ja etwas anderes zu tun.
Wird der Text, die äußere Form, der Raum für Ergänzungen und die 
Formulierungen dieses Pflichtenhefts von allen betroffenen MA (im 
Voraus!!!) gemeinsam erstellt, so fühlen sie sich auch stärker daran 
gebunden. Übernimmt nun auch noch eine Schreibkraft das Zusammenführen 
der geänderten / ergänzten Texte, so können zeitnah nach Projektschluss 
Lücken in der Doku erfragt und abgeglichen werden.

Allemal besser als eine Abmahnung.

Jörg

von Achim H. (anymouse)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Im Commit-Komentar steht dann z.B. korrekt "Projektgruppe umgestellt von
> 'A' auf 'A1' oder 'A2'" Warum das so ist, was damit zusammenhängt, warum
> es kein A3 gibt, die verschlungenen Wege zur Entscheidungsfindung und
> die schlußendliche Beschlussfassung (durch wen?) steht dann im Tagebuch.
> (vielmehr "sollte stehen" :-)

Und jetzt stell Dir mal einen Commit-Kommentar vor, der lautet 
"MODULA-1426 Projektgruppe 'A' umgestellt auf 'A1'." Und bei MODULA-1426 
handelt es sich um die Ticketnummer, mit dem die Entwickler die 
Änderungen umsetzen sollen, und in diesem Ticket gibt es einen Verweis 
auf Ticket 'SUPPORT-95234', wo der erste Anruf des Kunden dokumentiert 
wurde.

Ich arbeite ebenfalls als Entwickler in einer kleinen Firma. Wenn ich 
eine Code-Änderung mache (weil irgendein Kunde eine Änderung haben 
möchte), gibt es in mindestens zwei Tickets im firmenweiten 
Ticketsystem, im ganz extremen Fällen sogar ganz viele Issues:

* Ticket vom Support-Team (und eigentlich noch eines im speziellen 
1Level-Support+CRM-Ticketsystem)
* ggf. Ticket vom Projektbereich, um das genaue Vorgehen zu klären (z.B. 
genaue Anforderungen, fällt das unter Pflege oder wird es separat 
abgerechnet, ...)
* Das eigentliche Entwicklungsticket
* ggf. das alte Entwicklungsticket, zur ersten Umsetzung einer jetzt 
anzupassenden Funktion

Das heißt, einige der Dokumentationsangaben ("Warum muss ich hier was 
machen?") stehen schon ohne mein Zutun, bevor ich auch nur die IDE 
öffne.

Wichtig ist: (a) Jeder (auch Entwickler) können auf alle diese 
Verwaltungstickets zugreifen, (b) man kann leicht von einem Issue zu 
einem anderen gelangen, diese sind also auch richtig verknüpft.

Wir benutzen auch die schon erwähnte Kombi "JIRA + Fisheye + 
Subversion".

--

Lass die Entwicklern fühlen, wofür die Doku relevant ist.
Nimm ruhig mal einen der Entwickler relativ früh mit ins Boot (als 
Passagier!), wenn es um eine entsprechende Änderung geht, bzw. wenn man 
später mal Probleme aufklären muss. Damit sie auch sehen, warum das 
wichtig ist.

--

Mal eine andere Frage: Wie dokumentierst Du eigentlich die Aufgaben 
und Anforderungen, welche Du den Entwicklern gibst?

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Danke, Achim, und alle anderen.

Aber: die meisten eurer Vorschläge gehen etwas in die falsche Richtung, 
weil ihr von falschen Voraussetzungen ausgeht. ich hab das schon mal 
versucht klarzustellen, die botschaft ist aber offensichtlich nicht ganz 
angekommen...

Wir sind KEINE SOFTWARE-ENTWICKLER!

Ja, wir programmieren im Zuge eines typischen Projektes auch die eine 
oder andere Kleinigkeit, aber das macht nur einen kleinen Teil der 
Projektarbeit aus. Und den Software-Teil haben wir auch recht gut im 
Griff.

Die Probleme haben wir auch weniger nach Projektabschluß (Stichwort: 
Ticket-System), sondern während der Projektphase. Hier macht aus meiner 
Sicht ein Ticket-System keinen Sinn.

Unsere Projekte sind auch durchaus komplex, trotzdem machen wir vorher 
keine detaillierten Pflichtenhefte (sondern wenden eher eine XP-ähnliche 
Methode an). Vorher werden mit dem Kunden ziele vereinbart, welche 
Funktionalität gegeben sein muss, welche Prozesse abgebildet werden 
sollen, welche Systeme angebunden werden sollen, welche Daten (Metadaten 
und/oder Dateien) urgeladen werden sollen. Das alles aber nicht im 
Detail, das wäre auch gar schwer möglich, bzw. würde uns das kaum ein 
Kunde zahlen, auch ist das für den Kunden meist unmöglich weil er 
einfach keine Erfahrung hat, was ein PDM/DMS für ihn tun kann.

Die Projektphase ist dann ebenfalls recht agil: man macht zum thema 
einen (eintägigen) Workshop mit dem Kunden, erarbeit gemeinsam ein 
Thema, dann wird es umgesetzt, beim nächsten Workshop wird dieser 
teilbereich (meist ein grober Prototyp) gemeinsam beurteilt, 
Änderungen/Verbesserungen besprochen, und das nächste Thema erarbeitet. 
So ist der Kunde immer hautnah dran, er und wir erkennen frühzeitig das 
wir uns irgendwo verrannt oder mißverstanden haben, und das kann sofort 
ohne großen Aufwnad korrigiert werden. Es ist uns noch nie passiert, 
dass der Kunde nach größerem Aufwand unsererseits dann gesagt hat "Nein, 
so hab ich mir das nicht vorgestellt!"

Diese Art Projekte abzuwickeln, mag etwas chaotisch klingen, aber das 
passt schon, weil es etwas chaotisch ist. Aber unglaublich erfolgreich! 
Wir kriegen immer wieder bestätigt, wie schnell und flexibel wir 
agieren, wenn der Kunde das z.B. mit einer ERP-Einführung vergleicht, 
werden da Faktoren von 10..100 genannt :-)

Aber: diese chaotische Vorgehensweise erfordert Dokumentation. Das 
Tagebuch eben.

Auch hier nochmal: das Tagebuch besteht nicht aus Romanen. Der Verlauf 
eines tages sollte halt auf ca. einer A4-Seite mitdokumentiert werden: 
Was wurdegemacht, warum wurde es gemacht, wie wurde es gemacht. Welche 
Entscheidungen kamen vom Kunden, welche problmee gab es wo, was war die 
ursache, wie wurden diese gelöst.

von Dumdi D. (dumdidum)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Der Verlauf
> eines tages sollte halt auf ca. einer A4-Seite mitdokumentiert werden:

Von wie vielen Mitarbeitern zusammen ergibt das 1 A4 Seite? 
Normalerweise ist 1 A4 Seite ca 2h Arbeit (doppelter Zeilenabstand).

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Danke, Achim, und alle anderen.
>
> Aber: die meisten eurer Vorschläge gehen etwas in die falsche Richtung,
> weil ihr von falschen Voraussetzungen ausgeht. ich hab das schon mal
> versucht klarzustellen, die botschaft ist aber offensichtlich nicht ganz
> angekommen...
>
> Wir sind KEINE SOFTWARE-ENTWICKLER!

Und? darum geht es doch gar nicht. Es geht doch wohl darum: Du bist 
Chef/Vorgesetzter und deine Leute machen nicht was du ihnen sagst. Also 
ein Führungsproblem.

Entweder überzeugst du deine Mitarbeiter durch Reden, Zuckerbrot 
und/oder durch Druck (Peitsche).

Wenn die nichts mehr einfällt, dann wie schon erwähnt Druck:

- Regelmäßige Kontrolle und Anschiss wenn nicht gemacht.

- An den Bonus / die Leistungszulage koppeln.

- Abmahnen wegen Nichtbefolgen ein Arbeitsanweisung (die 
Arbeitsanweisung zuvor natürlich klar, deutlich und arbeitsgerichtfest 
erteilen)

- Kündigungen / Versetzen (auch hier natürlich gerichtsfest)

Freunde machst du dir damit nicht. Aber dafür bekommst du den 
Chef-Gehalt. Keine Eier in der Hose es zu machen? Tja, dumm gelaufen.

von Achim H. (anymouse)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> (Stichwort: Ticket-System)

Lös Dich mal von der Vorstellung, dass ein Ticket-System nur für Bugs 
benutzt werden darf.

Bei uns ist auch die Freischaltung eines Kundenzugangs zum 
Online-Hilfesystem ein Issue, das kriegen wir Entwickler nie zu sehen. 
Oder auch die Änderungswunschliste eines Kunden.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

dumdi dum schrieb:
> Michael Reinelt schrieb:
>> Der Verlauf
>> eines tages sollte halt auf ca. einer A4-Seite mitdokumentiert werden:
>
> Von wie vielen Mitarbeitern zusammen ergibt das 1 A4 Seite?
pro Mitarbeiter

> Normalerweise ist 1 A4 Seite ca 2h Arbeit (doppelter Zeilenabstand).

geh bitte! meisselst du das in Stein oder was?

von Dumdi D. (dumdidum)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> geh bitte! meisselst du das in Stein oder was?

Ernsthaft! Eine A4 Seite pro Tag Doku pro Person läuft nicht so einfach 
mit, das kostet Zeit. (und zwar mehr als Deine Jungs haben). Genau hier 
ist Dein Problem und nirgendwo anders.
Falls Du jetzt anfängst Deinen Mitarbeitern den Bonus zu kürzen bist Du 
die guten zuerst los.

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Wir sind ein kleines IT-Unternehmen (10 MA) und beschäftigen uns
> hauptsächlich damit, eine Software zu verkaufen und zu implementieren.

Michael Reinelt schrieb:
> Wir sind KEINE SOFTWARE-ENTWICKLER!

Ja, was denn nun?

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

dumdi dum schrieb:
> Ernsthaft! Eine A4 Seite pro Tag Doku pro Person läuft nicht so einfach
> mit, das kostet Zeit. (und zwar mehr als Deine Jungs haben). Genau hier
> ist Dein Problem und nirgendwo anders.
Nein, Einspruch! die Doku muss nicht "schön" ausformuliert und schön 
formatiert sein. Notizen halt. Eine A4-Seite Notizen kostet mich 
maximal 15 Minuten. Und die zeit ist vorhanden. Punkt.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Mark Brandis schrieb:
> Michael Reinelt schrieb:
>> Wir sind ein kleines IT-Unternehmen (10 MA) und beschäftigen uns
>> hauptsächlich damit, eine Software zu verkaufen und zu implementieren.
>
> Michael Reinelt schrieb:
>> Wir sind KEINE SOFTWARE-ENTWICKLER!
>
> Ja, was denn nun?

Du kennst aber den Unterschied zwischen Software entwickeln und (fertige 
Fremd-)Software implementieren?

von Dumdi D. (dumdidum)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Notizen halt. Eine A4-Seite Notizen kostet mich
> maximal 15 Minuten.

Vielleicht ist da ein Missverständnis: Die Notizen werden getippt oder 
redest Du von einer Seite handschriftlich?

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

dumdi dum schrieb:
> Michael Reinelt schrieb:
>> Notizen halt. Eine A4-Seite Notizen kostet mich
>> maximal 15 Minuten.
>
> Vielleicht ist da ein Missverständnis: Die Notizen werden getippt oder
> redest Du von einer Seite handschriftlich?

Natürlich getippt!
Alleine schon deshalb weil tlw. per Copy&paste reinkopiert wird 
(Ausschnitte aus emails, SQL-Statements, Commands etc.)

: Bearbeitet durch User
von Daniel (Gast)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Natürlich getippt!
> Alleine schon deshalb weil tlw. per Copy&paste reinkopiert

Gut, dann sag ihnen doch, dass das Tagebuch zwar eine Seite sein soll, 
sie dafür aber nicht mehr Zeit verwenden dürfen als die Besagten 15 min.
Dafür ist es auch erlaubt, Stichpunktartig mit Copy und Paste die Seite 
zu füllen.


Dass dies später keiner mehr entziffern kann, weil nicht genügend Zeit 
vorhanden warum um ganze verständliche Sätze zu formulieren ist dann 
dein Problem.

Oder du gibts ihnen, sagen wir mal, eine Stunde pro Tag zeit dafür.
Dann musst du als Chef aber damit zu recht kommen, dass deine Projekte 
plötzlich um 12% langsamer ablaufen weil sie 1/8 ihrer Zeit mit 
Tagebuchschreiben opfern müssen.

Ich sehe hier, wie schon angedeutet ein anderes Problem.
Du bist Chef, und deine Angestellten machen nicht was du verlangst.

Und du verlangst zusätzlich dass sie eine Tätigkeit "einfach so 
nebenher" machen, die garkeine Zeit kosten darf.
Zusätzliche Tätigkeiten benötigen zusätzliche Zeit.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Daniel schrieb:
> Und du verlangst zusätzlich dass sie eine Tätigkeit "einfach so
> nebenher" machen, die garkeine Zeit kosten darf.
> Zusätzliche Tätigkeiten benötigen zusätzliche Zeit.

Woraus schließt du das?

ich habe mehrfach klargestellt, dass die zeit dafür vorhanden ist.

Auch wie der Inhalt aussehen soll (Stichworte, unvollständige Sätze, 
kein "Schul-Deutsch", Copy&Paste, Umfang) wurde mehrfach im Team 
definiert und abgesegnet (nicht von mir, sondern vom team)

von Antimedial (Gast)


Lesenswert?

Mark Brandis schrieb:
> Die Geschäftsleitung muss Vorgaben machen können, die dann von den
> Angestellten einzuhalten sind. Wenn es zu den klar definierten
> Arbeitsaufgaben eines Angestellten gehört, unter anderem auch
> Dokumentation zu verfassen, dann hat der Angestellte hier nun mal eine
> Pflicht zu erfüllen. Unter anderem für diesen Teil seiner Arbeit wird er
> ja bezahlt.

Klar, das ganze klingt in der Theorie echt toll und würde perfekt 
funktionieren, wenn Menschen gefühlslose, gleichgeschaltete Maschinen 
wären, die Anweisungen einfach abarbeiten würden. Zum Glück sind die 
meisten Menschen eben doch fühlende Wesen, die sich eben nicht immer 
perfekt Verhalten und Anweisungen befolgen. Zum Glück, sonst wäre 
nämlich kein Platz für Kreativität (zugegeben: gerade in Konzernen ist 
Kreativität wegen genau solchen Vorschlägen schon fast ausgestorben).

Doch da entsteht eben auch das Problem: Menschen tun nicht das, was sie 
gesagt bekommen, sondern in erster Linie das, was sie für sinnvoll 
halten und worin sie ihre Neigung sehen (lapidar: was ihnen Spaß macht). 
Wenn sie etwas anderes tun, werden sie extrem ineffektiv bis zu dem 
Punkt, dass es besser wäre, sie gleich raus zu schmeißen.

Hirnlose Manager geben nur Anweisungen, weil sie diese Komponente 
einfach nicht verstehen können. Schlaue Führungskräfte erkennen das und 
stellen ihr Team so auf, dass jeder so viel wie möglich nach seinen 
eigenen Neigungen arbeiten kann. Und an Stellen, an denen es nicht 
funktioniert, muss man eine Lösung finden, wie man die Leute überzeugt, 
dass die "unliebsame" Tätigkeit so angenehm und sinnvoll wie möglich 
gestaltet wird. Hier können Tools helfen (sie können es aber auch 
schlechter machen). Hier kann aber auch ein gutes Vorbild helfen. Wenn 
ein Chef oder ein zentraler Mitarbeiter tagtäglich vorlebt, wie man gute 
Doku erstellt, mit der man sehr gut arbeiten kann, werden auch die 
größten Dokumuffel irgendwann einsehen, dass sie sich wenigstens etwas 
bemühen könnten. Man darf aber nie erwarten, dass die die gleiche 
Qualität abliefern wie der geborene Dokumenteur.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Antimedial schrieb:
> Und an Stellen, an denen es nicht
> funktioniert, muss man eine Lösung finden, wie man die Leute überzeugt,
> dass die "unliebsame" Tätigkeit so angenehm und sinnvoll wie möglich
> gestaltet wird. Hier können Tools helfen (sie können es aber auch
> schlechter machen). Hier kann aber auch ein gutes Vorbild helfen. Wenn
> ein Chef oder ein zentraler Mitarbeiter tagtäglich vorlebt, wie man gute
> Doku erstellt, mit der man sehr gut arbeiten kann, werden auch die
> größten Dokumuffel irgendwann einsehen, dass sie sich wenigstens etwas
> bemühen könnten. Man darf aber nie erwarten, dass die die gleiche
> Qualität abliefern wie der geborene Dokumenteur.

Danke dir, das bringt mein Problem auf den Punkt.

Ich hoffe ich bin ein einigermaßen brauchbares Vorbild, genauso wie 
einige andere Mitarbeiter. In gemeinsamen Reviews (die wir leider viel 
zu selten machen) holen wir uns da auch gegenseitig Anregungen, wie man 
das effektiver, effizienter, einfacher, schneller machen kann. Die 
"problematischen" (blödes Wort) Mitarbeiter arbeiten da auch mit, 
bringen sich ein, sparen auch nicht mit Kritik, die dann im Team 
aufgearbeitet wird. Natürlich greift dann von Fall zu Fall auch das 
"Ober sticht Unter" Prinzip, aber auch das im Wesentlichen im Konsens.

So weit, so schön, so nett.

Nur funktioniert es nicht. Ich hab immer noch zwei, drei Kandidaten, bei 
denen es einfach nicht funktioniert.

von Konrad S. (maybee)


Lesenswert?

Konrad S. schrieb im 
Beitrag "Re: Wie kriegt man Mitarbeiter dazu, zu dokumentieren?"
> Mach das jeden Tag gleich als
> erste deiner Aufgaben am Morgen

Und, schon mal darüber nachgedacht?

von Antimedial (Gast)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Nur funktioniert es nicht. Ich hab immer noch zwei, drei Kandidaten, bei
> denen es einfach nicht funktioniert.

Das klingt doch gar nicht so schlecht. Ein paar Ausreißer gibt es immer, 
damit muss man leben. Deinen Beschreibungen nach hätte ich eher mit > 
50% gerechnet. So brauchst du noch nicht einmal einen halbe 
Arbeitskraft, um die zwei Leute in Griff zu bekommen (wie gesagt, 
insgesamt kommst du ja positiv raus, da die halbe Arbeitskraft effektiv 
mehr Gewinn heraus holt). Das lohnt sich allerdings nur, wenn die Leute 
sonst wirklich tauglich sind und nur nicht dokumentieren können. 
Ansonsten kannst du ja mal einen raus werfen und schauen was mit den 
anderen passiert.

von Ernst O. (ernstj)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Nur funktioniert es nicht. Ich hab immer noch zwei, drei Kandidaten, bei
> denen es einfach nicht funktioniert.

Sind das vielleicht dummerweise ausgerechnet die, die am meisten Arbeit 
wegschaffen?

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Du kennst aber den Unterschied zwischen Software entwickeln und (fertige
> Fremd-)Software implementieren?

Auch wenn man Komponenten "zusammenschraubt" die von anderen entwickelt 
wurden, und diverse Parameter konfiguriert, kann man das durchaus noch 
mit einigem Recht als Softwareentwicklung ansehen.

Jede einzelne Sache, die der Kunde haben will (besser noch: für die er 
bezahlen will), wird als Feature betrachtet. Ein fehlendes Feature ist 
ein Bug. Dieser Bug wird in einen Bugtracker eingetragen. Anschließend 
unternimmt man die nötigen Schritte, um den Bug zu beheben. Diese 
Schritte werden somit im Bugtracking-System dokumentiert.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Mark Brandis schrieb:
> Jede einzelne Sache, die der Kunde haben will (besser noch: für die er
> bezahlen will), wird als Feature betrachtet. Ein fehlendes Feature ist
> ein Bug. Dieser Bug wird in einen Bugtracker eingetragen. Anschließend
> unternimmt man die nötigen Schritte, um den Bug zu beheben. Diese
> Schritte werden somit im Bugtracking-System dokumentiert.

Klingt gut, ist aber praxisfern.

ERP-Leute mögen das so machen (daher kommt vermutlich auch ihr "guter" 
Ruf), wir machen das nicht so.

von Berlin-Fanclub (Gast)


Lesenswert?

> Kündigungsdrohung ist leider eine leere, weil unsere MA eigentlich einen
> sehr guten Job machen, und sehr gut wissen dass sie nicht so einfach
> gekündigt werden können.
Schon mal das Ganze aus der Sicht Deiner Mitarbeiter gesehen?
Sobald die anfangen gut zu dokumentieren, schaden die sich selbst, genau 
dann sind sie notfalls auch entbehrlich ... mal ganz abgesehen davon, 
daß sowas auch einiges an Zeit und Nerven (je nach Typ) der Mitarbeiter 
kostet ... mehr verdienen die deswegen nicht, da wäre ich auch nicht 
motiviert.

von Achim H. (anymouse)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Mark Brandis schrieb:
>> Jede einzelne Sache, die der Kunde haben will (besser noch: für die er
>> bezahlen will), wird als Feature betrachtet. Ein fehlendes Feature ist
>> ein Bug. Dieser Bug wird in einen Bugtracker eingetragen. Anschließend
>> unternimmt man die nötigen Schritte, um den Bug zu beheben. Diese
>> Schritte werden somit im Bugtracking-System dokumentiert.
>
> Klingt gut, ist aber praxisfern.

Sehr schlecht formuliert :)

Wie wäre es damit (habe einen Begriff ersetzt, nicht nur ein Wort):

Jede einzelne Sache, die der Kunde haben will (besser noch: für die er
bezahlen will), wird als Feature betrachtet. Ein fehlendes Feature ist
ein Issue. Diese Issue wird in einen Issue-tracker eingetragen. 
Anschließend
unternimmt man die nötigen Schritte, um das Issue einzubauen. Diese
Schritte werden somit im Issuetracking-System dokumentiert.

----
Mal was anderes:

Deine Mitarbeiter kriegen Papier-Pflichtenhefte. Haben die irgendeine 
halbwegs kurze eindeutige Kennzeichnung? So dass man diese im Commit 
oder sonstigen Einträgen kurz erwähnen kann? Wie können die Mitarbeiter 
auf alte Pflichtenhefte zugreifen, um dort nachzuschauen (z.B. warum man 
damals eine bestimmte naheliegende Lösung nicht genommen hat)?

Papier hat halt den Nachteil, dass man es so schlecht "sharen" 
verschiedenen Orten gleichzeitig darauf zugreifen kann.

von Daniel (Gast)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Klingt gut, ist aber praxisfern.
>
> ERP-Leute mögen das so machen (daher kommt vermutlich auch ihr "guter"
> Ruf), wir machen das nicht so.


Dein Wunsch nach Dokumentation klingt auch gut, ist aber praxisfern.

Softwareentwickler machen das so (aber ihr entwickelt ja auch keine 
Software), ihr macht das nicht so.

;-)

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Berlin-Fanclub schrieb:
> Schon mal das Ganze aus der Sicht Deiner Mitarbeiter gesehen?
> Sobald die anfangen gut zu dokumentieren, schaden die sich selbst, genau
> dann sind sie notfalls auch entbehrlich ...

Ich erlebe im Beruf das vollkommene Gegenteil davon!

Immer wieder mal gibt es Leute, die mit diesem Argument ankommen. Und 
weißt Du, wer so argumentiert? Die schlechten Entwickler. 
Diejenigen, die sich auch krampfhaft weigern, ihren Code vernünftig zu 
dokumentieren. Die so programmieren, dass man sich für eine Funktion von 
zwanzig Zeilen Umfang erstmal eine Viertelstunde lang hinsetzen muss und 
sie mit Bleistift und Papier analysieren muss um sie zu verstehen, weil 
der Code so grottig schlecht geschrieben ist. Diejenigen, die Wochen 
brauchen um auf eine einfache Anfrage per E-Mail zu antworten.

Ich habe noch nie erlebt, dass jemandem gekündigt wurde, weil er einen 
guten Job gemacht hat. Ganz so blöd sind die Arbeitgeber dann doch 
nicht. Die Leute, die gut dokumentieren, machen in der Regel auch 
ansonsten einen guten Job. Die Leute, die schlecht arbeiten, 
dokumentieren das nicht gerne, weil dann ja offensichtlich wird dass sie 
ihre Arbeit mit einer sehr begrenzten Qualität durchführen. Das ist 
jedenfalls meine persönliche Erfahrung mit mehreren Dutzend 
Entwickler-Kollegen.

Gute Entwickler dokumentieren ihren Software. Sie schreiben keine 
Romane, das nicht, aber das verlangt ja auch niemand. Die Informationen, 
die sinnvollerweise da sein müssen, müssen da sein. Wer diese nicht 
bereitstellt, ist kein guter Entwickler. Punkt.

: Bearbeitet durch User
von Edi M. (Gast)


Lesenswert?

Berlin-Fanclub schrieb:
>> Kündigungsdrohung ist leider eine leere, weil unsere MA eigentlich einen
>> sehr guten Job machen, und sehr gut wissen dass sie nicht so einfach
>> gekündigt werden können.
> Schon mal das Ganze aus der Sicht Deiner Mitarbeiter gesehen?
> Sobald die anfangen gut zu dokumentieren, schaden die sich selbst, genau
> dann sind sie notfalls auch entbehrlich ... mal ganz abgesehen davon,
> daß sowas auch einiges an Zeit und Nerven (je nach Typ) der Mitarbeiter
> kostet ... mehr verdienen die deswegen nicht, da wäre ich auch nicht
> motiviert.

Scheint ja ein sehr brisantes Thema zu sein. Wenn ich allein schon sehe, 
dass der TE eine -5 Bewertung hat, nur weil er dokumentieren lassen 
will. Das Thema ist ja definitiv lesenswert und die Frage berehchtigt, 
allerdings scheinen hier doch sehr viele Hacker rumzuhähngen, die den 
Sinn ihres Daseins darin sehen, ihr Knowhow nicht abzugeben sondern in 
die Produkte zu injizieren um sich unkündbar zu machen. Das ist genau 
so, als würden Schaltplanentwickler keine Schaltpläne mehr abgeben 
sondern nur noch Platinen und hinterher die Bestückunspläne verschwinden 
lassen.

Von diesen "Programmieren" braucht die Industrie aber keinen einzigen. 
Erstens nicht, weil sie auf eigene Rechnung arbeiten und zweites nicht, 
weil ihre Ergebnisse nicht zu gebrauchen sind.

Bei guten Projektleitern und QM-Verantwortlicnen gibt es sowas nicht.

Raus mit den Hackern!

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

E. M. schrieb:
> Von diesen "Programmieren" braucht die Industrie aber keinen einzigen.
> Erstens nicht, weil sie auf eigene Rechnung arbeiten und zweites nicht,
> weil ihre Ergebnisse nicht zu gebrauchen sind.
>
> Bei guten Projektleitern und QM-Verantwortlicnen gibt es sowas nicht.
>
> Raus mit den Hackern!

Genau so sieht's aus.

von Antimedial (Gast)


Lesenswert?

Mark Brandis schrieb:
> Immer wieder mal gibt es Leute, die mit diesem Argument ankommen. Und
> weißt Du, wer so argumentiert? Die schlechten Entwickler.

Soweit d'accord.

Mark Brandis schrieb:
> Diejenigen, die sich auch krampfhaft weigern, ihren Code vernünftig zu
> dokumentieren.

Hier allerdings nicht mehr. Es gibt immer noch Leute, die exzellente 
Arbeit abliefern, aber sich mit der externen Dokumentation schwer tun. 
Der Code wird meistens noch gut dokumentiert, aber Dinge wie Requirement 
Engineering und alles, was aus der QM-Welt kommt, wird es eben 
schwierig.

Mark Brandis schrieb:
> Die Leute, die gut dokumentieren, machen in der Regel auch
> ansonsten einen guten Job.

Da habe ich auch schon anderes erlebt. Nämlich Leute, die ihre nicht 
vorhandenen Ergebnisse hinter einem Berg von Pseudo-Dokumentation 
verstecken. Okay, jetzt kann man natürlich sagen, dass das nicht als 
"gut dokumentieren" zählt.

Mark Brandis schrieb:
> Gute Entwickler dokumentieren ihren Software. Sie schreiben keine
> Romane, das nicht, aber das verlangt ja auch niemand. Die Informationen,
> die sinnvollerweise da sein müssen, müssen da sein. Wer diese nicht
> bereitstellt, ist kein guter Entwickler. Punkt.

Leider gehen die Meinungen, was gebraucht wird, oft sehr stark 
auseinander. Vor allem wenn Nicht-Techniker im Projekt involviert sind. 
Dokumentation, die nur zum Generieren von Kennzahlen benötigt wird, ist 
überflüssig. Leider trotzdem häufig gefordert.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Berlin-Fanclub schrieb:
> Schon mal das Ganze aus der Sicht Deiner Mitarbeiter gesehen?
> Sobald die anfangen gut zu dokumentieren, schaden die sich selbst, genau
> dann sind sie notfalls auch entbehrlich ... mal ganz abgesehen davon,
> daß sowas auch einiges an Zeit und Nerven (je nach Typ) der Mitarbeiter
> kostet ... mehr verdienen die deswegen nicht, da wäre ich auch nicht
> motiviert.

Sorry, aber die Argumentation krankt vorne und hinten.

Jemand, der dokumentiert, macht sich nicht entbehrlich, ganz im 
Gegenteil. Aber das wurde von anderen ja schon ausführlich begründet.

Und die Arbeit kostet Zeit und nerven? Stell dir vor, alles was ich (und 
die meisten anderen) den lieben langen Tag lang tue, um Geld zu 
verdienen, kostet zeit und Nerven...

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Achim Hensel schrieb:
> Jede einzelne Sache, die der Kunde haben will (besser noch: für die er
> bezahlen will), wird als Feature betrachtet. Ein fehlendes Feature ist
> ein Issue. Diese Issue wird in einen Issue-tracker eingetragen.
> Anschließend
> unternimmt man die nötigen Schritte, um das Issue einzubauen. Diese
> Schritte werden somit im Issuetracking-System dokumentiert.

nein, das funktioniert so auch nicht. Zumindest nicht in der 
Implementierungsphase. Das liegt daran, dass die Software bzw. unsere 
projekte nicht so funktionieren, dass man ein grundsätzlich 
funktionierendes Paket einspielt, welches der Kunde ändert (wie es bei 
vielen ERP-Systemen der Fall ist). Es gibt nicht "den Standard". Die 
Prozesse und die Konfiguration sind bei jedem Kunden anders, und müssen 
erarbeitet werden. Natürlich gibt es Ähnlichkeiten, best practices etc.

Sehr sehr hinkender Vergleich: wir verkaufen und implementieren 
Kreissägen. Kunde will eine Hundehütte bauen. Welchen Issue nimmst du in 
deinen Tracker auf?

(und NEIN, wir verkaufen kein Sharepoint :-)


> Deine Mitarbeiter kriegen Papier-Pflichtenhefte. Haben die irgendeine
> halbwegs kurze eindeutige Kennzeichnung? So dass man diese im Commit
> oder sonstigen Einträgen kurz erwähnen kann? Wie können die Mitarbeiter
> auf alte Pflichtenhefte zugreifen, um dort nachzuschauen (z.B. warum man
> damals eine bestimmte naheliegende Lösung nicht genommen hat)?
>
> Papier hat halt den Nachteil, dass man es so schlecht "sharen"
> verschiedenen Orten gleichzeitig darauf zugreifen kann.

hey, wir machen (u.a.) in Dokumentenmanagement! "Papier" ist sowas wie 
ein "böses Wort" bei uns :-)

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

E. M. schrieb:
> Scheint ja ein sehr brisantes Thema zu sein. Wenn ich allein schon sehe,
> dass der TE eine -5 Bewertung hat, nur weil er dokumentieren lassen
> will.

Halleluja, das hab ich ja noch gar nicht bemerkt....

ich möchte wissen, was in dem geneigten leser vorgeht, der dieses Thema 
negativ bewertet... nun, Job bei uns wird er wohl keinen bekommen...

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> ich möchte wissen, was in dem geneigten leser vorgeht, der dieses Thema
> negativ bewertet... nun, Job bei uns wird er wohl keinen bekommen...

Das Bewertungssystem hier ist sowieso völlig Stulle. Mach Dir nichts 
draus.

von Achim H. (anymouse)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Sehr sehr hinkender Vergleich: wir verkaufen und implementieren
> Kreissägen. Kunde will eine Hundehütte bauen. Welchen Issue nimmst du in
> deinen Tracker auf?

Ich nehme mal an, dass bei einem einfachen Projekt (nur eine Hundehütte) 
auch keine großartige Doku notwendig ist. Da würde vielleicht das Issue 
"Kauf Standardprodukt 08/15" reichen :)

Also mal auf eine Hundehüttenfabrik erweitert :)

Das gibt mit der Zeit mehrere Issues (Nummern geben nicht unbedingt die 
tatsächliche Reihenfolge an):

Issue 1: Projekt-Vorbesprechung "Hundehütte-ondemand.de GmbH"
Issue 2: Technische Eigenschaften des speziellen, bisher nicht bekannten
Hundehüttenholz ermitteln
Issue 3: Erster Grobprojektplan Kreissägenstraße für 
Hundehüttenprofuktion aufgrund Gegebenheiten beim Kunden
Issue 4: Finaler Plan für die Erweiterung der Elektroinstallation beim 
Kunden durch dessen Elektro-Partner
Issue 5: Anpassung von Standardmaschine A17 auf dickere, aber faserigen 
Werkstoff
Issue 6: Erneuter Workshop mit Kunde, ob Anforderung 13.II.02a leicht 
abgeändert werden kann, weil die erste Vorstellung des Kunden zu einem 
recht aufwändig zu lösendem Problem führen würde
Issue 7: Zusammenstellung und Montage einer Anlage, zunächst für 
Testbetrieb
Issue 8: Workshop Einarbeitung des Sägepersonals
Issue 9: Umbau der Anlage an andere Zulieferstelle aufgrund neuer 
Erkenntnisse im Testbetrieb
Issue 10: Auslieferung und Montage der auf Hundehüttenholz optimierten 
Sägeblätter
Issue 11: Ersetzen der Absaugeanlage, weil erst im Betrieb gemerkt 
wurde, dass Hundehüttenholz den normalen Filter zu schnell zusetzt
Issue 12: Projektvorbereitung Erweiterung der Sägemaschinenstraße um das 
Hobelmodul

--


Andere Frage: Setzt Ihr Euer Produkt auch selbst ein? Vermutlich gibt es 
dort eine hierarchische Dokumentenorganisation? Kann man über eine sehr 
einfache eund kurze Kennung auf diese einzelnen Hierarchien 
referenzieren?

von Ernst O. (ernstj)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> ich möchte wissen, was in dem geneigten leser vorgeht, der dieses Thema
> negativ bewertet... nun, Job bei uns wird er wohl keinen bekommen...

Vielleicht das mulmige Gefühl, dass die Öffentlichkeit dieses Forums 
nicht  mehr der angemesssene Ort ist für die Lösung dieses Problems. Die 
grundlegenden Stellungnahmen sind abgegeben. Wenn es noch weiter 
diskutiert werden soll braucht es einfach mehr Vertraulichkeit und 
vielleicht einen Moderator.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Achim Hensel schrieb:
> [ Issue tracker]

Lass mal gut sein mit deinem Issue Tracker. gut gemeint, wir haben in 
die Richtung auch schon Versuche gemacht, hat sich einfach nicht 
bewährt, aus verschiedenen Gründen.

> Andere Frage: Setzt Ihr Euer Produkt auch selbst ein?
Ja.

> Vermutlich gibt es dort eine hierarchische Dokumentenorganisation?
Ja, gäbe es, verwenden wir aber sehr selten. (Wir wollen keinen 
"besseren Explorer" haben). Wir bevorzugen Beschlagwortung.

> Kann man über eine sehr
> einfache eund kurze Kennung auf diese einzelnen Hierarchien
> referenzieren?
Ja, könnte man. ich weiss worauf du hinauswillst. Hatten wir auch schon. 
Hat sich auch nicht bewährt.

Außerdem: mein Problem wird sicher nicht durch die Tool-Frage gelöst

von Konrad S. (maybee)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> Außerdem: mein Problem wird sicher nicht durch die Tool-Frage gelöst

Und tägliche Kontrolle der Tagebücher ist zu lästig, gell? ;-)

von Berlin-Fanclub (Gast)


Lesenswert?

> Das Thema ist ja definitiv lesenswert und die Frage berehchtigt,
> allerdings scheinen hier doch sehr viele Hacker rumzuhähngen, die den
> Sinn ihres Daseins darin sehen, ihr Knowhow nicht abzugeben sondern in
> die Produkte zu injizieren um sich unkündbar zu machen. Das ist genau
> so, als würden Schaltplanentwickler keine Schaltpläne mehr abgeben
> sondern nur noch Platinen und hinterher die Bestückunspläne verschwinden
> lassen.
Das ist völlig legitim, daß ich mir den Ast auf dem ich sitze nicht 
selbst absäge.

> Von diesen "Programmieren" braucht die Industrie aber keinen einzigen.
> Erstens nicht, weil sie auf eigene Rechnung arbeiten und zweites nicht,
> weil ihre Ergebnisse nicht zu gebrauchen sind.
>
> Bei guten Projektleitern und QM-Verantwortlicnen gibt es sowas nicht.
>
> Raus mit den Hackern!
Du siehst ja, daß der TO mit seinen Mitarbeitern, die ansonsten nach 
seiner Aussage sehr gut sind ein Problem hat ... und das hat tiefere 
Ursachen auf die sich der TO keinen Reim machen kann.
Wenn man in der Lage ist - was hier offenbar niemand ist - das Ganze mal 
aus dem Blickwinkel des Mitarbeiters zu sehen, kommt man zu neuen 
Erkenntnissen.
Schwache Führungsleistung, wenn man die Realität permanent ignoriert und 
hier rumjammert bzw. sich eine andere Realität herbeiwünscht und immer 
noch mehr an die Mitarbeiter delegiert - ist doch klar, daß die 
irgendwann dicht machen.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Konrad S. schrieb:
> Michael Reinelt schrieb:
>> Außerdem: mein Problem wird sicher nicht durch die Tool-Frage gelöst
>
> Und tägliche Kontrolle der Tagebücher ist zu lästig, gell? ;-)

Nein, ganz im Gegenteil. Das ist einer der vielen Ratschläge die ich 
hier bekommen habe, welche ich umsetzen werde.

von Antimedial (Gast)


Lesenswert?

Berlin-Fanclub schrieb:
> Das ist völlig legitim, daß ich mir den Ast auf dem ich sitze nicht
> selbst absäge.

Das tust du aber, wenn du absichtlich Arbeitsergebnisse verschwinden 
lässt oder Wissen zurück hältst.

von Berlin-Fanclub (Gast)


Lesenswert?

> Gute Entwickler dokumentieren ihren Software. Sie schreiben keine
> Romane, das nicht, aber das verlangt ja auch niemand. Die Informationen,
> die sinnvollerweise da sein müssen, müssen da sein. Wer diese nicht
> bereitstellt, ist kein guter Entwickler. Punkt.
diese Schwarz-Weiß bzw. Gut-Schlecht Denkweise a la Ronald Reagan ist 
etwas abgegriffen. Das Ganze hat Gründe und die sind sehr 
unterschiedlich.
Aber macht mal weiter mit der rosaroten Welt ;-)

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Berlin-Fanclub schrieb:
> Du siehst ja, daß der TO mit seinen Mitarbeitern, die ansonsten nach
> seiner Aussage sehr gut sind ein Problem hat ... und das hat tiefere
> Ursachen auf die sich der TO keinen Reim machen kann.
Soweit richtig.

> Wenn man in der Lage ist - was hier offenbar niemand ist - das Ganze mal
> aus dem Blickwinkel des Mitarbeiters zu sehen, kommt man zu neuen
> Erkenntnissen.
Ok...

> Schwache Führungsleistung
Danke...

> wenn man die Realität permanent ignoriert
aha...
> und hier rumjammert
ach?
> bzw. sich eine andere Realität herbeiwünscht
echt?
> und immer noch mehr an die Mitarbeiter delegiert
ach so?

Sorry, wer von uns hat grad ein problem mit der Realität?

von Berlin-Fanclub (Gast)


Lesenswert?

> Das tust du aber, wenn du absichtlich Arbeitsergebnisse verschwinden
> lässt oder Wissen zurück hältst.
ich nicht, aber es unterschiedliche Motivationen und eigentlich sollte 
man die kennen ... last but not least gibt es auch sowas wie eine 
Delegationsgrenze und dann machen wie im Beispiel des TO offenbar auch 
die Mitarbeiter dicht, möglicherweise ?!
Irgendwelche Gründe muß es ja wohl geben, oder?

von Achim H. (anymouse)


Lesenswert?

Mal wieder zum ersten Post zurück:

> ich hab schon so ziemlich alle Varianten durch, die ganze Bandbreite von
> freundlichem Erklären warum wir das machen müssen bis hin zu (sehr
> unkorrekten) Wutausbrüchen.

Also nur alle Varianten, die das Problem aus einer (für die Mitarbeiter) 
extrem externen Sichtweise präsentieren. Hautnah und selbst die Folgen 
spüren tun die das erstmal gar nicht, sondern alles nur als "Gemecker 
vom Chef".

> Ca. alle zwei bis drei Monate schau ich mal über diese Tagebücher, krieg
> Magengeschwüre, es gibt mal wieder mehr oder weniger ernste Gespräche,
> dann funktionierts wieder. Genau eine Woche lang :-(

Wie schon gesagt: dann schau mal jede Woche (oder noch häufiger) über 
die Tagebücher.

Oder frag in der zweiten Woche mal nach, warum diese Mitarbeiter 
wieder die Doku vernachlässigen, und versuche mit ihnen gemeinsam Wege 
zu finden, wie sie länger durchhalten. Vielleicht ist die von Dir 
vorgeschlagene Form auch für sie sehr ungünstig, und eine andere würde 
ebenfalls ausreichen allerdings viel einfacher für sie sein.

> Soweit, so gut. Mein Problem: einige Mitarbeiter tun das einfach nicht,
> oder nur extrem unvollständig = unbrauchbar.

Sind die wirklich total unbrauchbar, oder nur sehr dünn und nicht in der 
gewünschten Form?

Es kann auch sein, dass der betreffende Mitarbeiter die  Lücken gar 
nicht als so groß sieht (z.B. weil er schon implizit gewisse weiteres 
mitdenkt, wie "Bei Arbeiten an Modul A müssen auch immer Module B und C 
berücksichtigt und angepasst werden, also reicht es, wenn ich nur A 
aufschreibe").

> Kündigungsdrohung ist leider eine leere, weil unsere MA eigentlich einen
> sehr guten Job machen, und sehr gut wissen dass sie nicht so einfach
> gekündigt werden können.

Statt "Kündigung" könnte auch mal die "Straf"zuweisung von ungeliebter 
Arbeit, etwa Nachträgliches Erstellen der Dokumentation von Mitarbeitern 
X, Y, Z in Projekten A, B und C, angedacht werden (nach vorheriger 
Ankündigung).

--

Mir klingt die Dokumentation nach etwas, was nach "lästig und unnütz" 
(aus Sicht der Mitarbeiter) schmeckt. Wenn es dann noch aufwändig wird, 
und sich als großen Block auftürmt, ist das "blöd".

Andererseits: Muss wirklich alles und umfangreich dokumentiert 
werden? Wie häufig muss auf die Doku den zurückgegriffen werden?
Reicht es vielleicht aus, das ganze zwar bruchstückhaft zu sichern, und 
nur bei Bedarf (dann zeitaufwändig) das ganze nachzurekonstruieren?

Einer meiner Kollegen schreibt als Commit-Kommentar sogar nur die 
Issue-Nummer; was er genau gemacht und warum er es gemacht hat, kann man 
ja aus seinen Änderungen nachvollziehen (gut, dauert etwas; aber 
meistens braucht man das ja eh nicht).

---

Ein Protokoll lässt sich halt am gemütlichsten erstellen, wenn man es 
während der Arbeit erstellt, man wenig einbringen braucht und es nicht 
als aufhaltend empfunden wird.

Der Unterschied bei "als aufhaltend empfunden" kann schon sein, ob der 
Ctrl-PrtSc-Screenshot einfach schon im zweiten Fenster eingefügt werden 
kann, oder nach dem Crtl-PrtCr ein weiteres Programm geöffnet, dort 
der Screenshot als Bild erstellt, als Datei abgelegt, im Zielsystem die 
Datei ausgewählt und hinzugefügt und abschließend wieder das normale 
Arbeitsprogramm in den Vordergrund geholt werden muss.

Das zweite mag vielleicht dreimal so lange dauern, ist aber gefühlte 
10mal aufwändiger, und dann macht man sich nicht mehr die Mühe.

---

Solche Probleme scheinen mir dann um so häufiger, wenn die Betroffenen 
kein Gespür für die Auswirkungen haben (etwa weil dies weit außerhalb 
ihres Arbeitsfeldes liegt). Da kann es helfen, diese mit den Prozess 
einzubeziehen, wo sie diese Auswirkungen auch selbst miterleben können.

von Berlin-Fanclub (Gast)


Lesenswert?

> Sorry, wer von uns hat grad ein problem mit der Realität?
es soll ja eine sachliche Diskussion bleiben?
Irgendwelche tieferen Gründe für Deine ansonsten guten Mitarbeiter muß 
es doch geben ???
Oder sind die völlig verblödet?

von Antimedial (Gast)


Lesenswert?

Berlin-Fanclub schrieb:
> ich nicht

Stimmt, du bist ja arbeitslos.

Berlin-Fanclub schrieb:
> aber es unterschiedliche Motivationen und eigentlich sollte
> man die kennen ...

Als Arbeitnehmer sollte man aber auch die Konsequenzen seiner Handlungen 
richtig einschätzen können. Und wenn man absichtlich Arbeitsergebnisse 
verschleiert, sägt man sich den eigenen Ast ab.

Berlin-Fanclub schrieb:
> Irgendwelche Gründe muß es ja wohl geben, oder?

Ja, die habe ich ja schon geschildert. Die Möglichkeit, dass jemand 
absichtlich seine Arbeit sabotiert, habe ich allerdings erst einmal 
nicht in Betracht gezogen. Das wäre natürlich auch möglich.

von Jörg M. (Firma: Software - Entwicklung) (bobmarlowe)


Lesenswert?

Irgendwie sinkt zur Zeit die Qualität der Beiträge mit steigender 
Frequenz derselben. Ist jetzt Wochenende und die "Sonntagsfahrer", also 
alle die nicht selber in einer Firma führende Positionen bekleiden hier 
ihren Frust rauslassen?

Macht doch mal konstruktive neue Vorschläge!


Jörg

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Achim Hensel schrieb:
> Mal wieder zum ersten Post zurück:
Gute Idee!

> Also nur alle Varianten, die das Problem aus einer (für die Mitarbeiter)
> extrem externen Sichtweise präsentieren. Hautnah und selbst die Folgen
> spüren tun die das erstmal gar nicht, sondern alles nur als "Gemecker
> vom Chef".
Nein, nicht wirklich. Wir führen immer wieder Gespräche über die 
Notwendigkeit dieser Doku, welche sich auf zwei Punkte fokussiert:

a) Projektleiter fällt aus (wir verwenden dafür den scherzhaften Begriff 
"von der Straßenwalze überfahren") und ein Kollege muss übernehmen. 
Anhand des Tagebuchs sollte der in der Lage sein, einigermaßen 
8natürlich mit Reibungsverlusten) weiterarbeiten zu können.

b) es kommt zu einer Eskalation seitens des Kunden: Dann ist anhand des 
Tagebuchs einigermaßen belastbar nachvollziehbar, was wann warum gemacht 
wurde, wo man sich im kreis gedreht hat, wo welche Informationen 
eingefordert wurden aber nie gekommen sind oder mehrmals falsch gekommen 
sind etc. Da im Falle einer solchen Eskalation immer der Projektleiter 
in der Schusslinie steht, tut er gut daran sich entsprechend 
abzusichern.

Beide Punkte sind allen Mitarbeitern klar, und generell herrscht 
Konsens, dass und wie die Tagebücher zu führen sind.

Es ist sich auch jeder daruber im klaren, dass ihn a) treffen kann (dass 
er für jemanden anderen einspringen muss)  und b) dass er in die 
Schusslinie kommt.

Das ist ja genau der Punkt der mich ratlos macht: jeder sagt "ja wir 
müssen das machen, das ist sinnvoll und notwendig...", aber keiner sagt 
"ich kann/will das nicht machen, weil..."

> Wie schon gesagt: dann schau mal jede Woche (oder noch häufiger) über
> die Tagebücher.
Werd ich machen.

> Sind die wirklich total unbrauchbar, oder nur sehr dünn und nicht in der
> gewünschten Form?
entweder zu dünn, oder total unvollständig (Ein Eintrag alle 4 Wochen 
hilft niemandem)

> Mir klingt die Dokumentation nach etwas, was nach "lästig und unnütz"
> (aus Sicht der Mitarbeiter) schmeckt. Wenn es dann noch aufwändig wird,
> und sich als großen Block auftürmt, ist das "blöd".
Ja eh. aber siehe oben: Eigentlich wissen alle warum wir das machen.

> Andererseits: Muss wirklich alles und umfangreich dokumentiert
> werden? Wie häufig muss auf die Doku den zurückgegriffen werden?
> Reicht es vielleicht aus, das ganze zwar bruchstückhaft zu sichern, und
> nur bei Bedarf (dann zeitaufwändig) das ganze nachzurekonstruieren?

Ja, ich erwarte dass alles relevante dokumentiert wird. Aber eben nicht 
umfangreich. Zumindest soweit dass ein anderer daraus schlau wird.

> Ein Protokoll lässt sich halt am gemütlichsten erstellen, wenn man es
> während der Arbeit erstellt, man wenig einbringen braucht und es nicht
> als aufhaltend empfunden wird.

Genau so sehe ich es auch. ich mach das ganz automatisch, allein weil es 
für mcih eine Gedankenstütze ist.

> Der Unterschied bei "als aufhaltend empfunden" kann schon sein, ob der
> Ctrl-PrtSc-Screenshot einfach schon im zweiten Fenster eingefügt werden
> kann, oder nach dem Crtl-PrtCr ein weiteres Programm geöffnet, dort
> der Screenshot als Bild erstellt, als Datei abgelegt, im Zielsystem die
> Datei ausgewählt und hinzugefügt und abschließend wieder das normale
> Arbeitsprogramm in den Vordergrund geholt werden muss.

Deshalb ist unser "Tagebuch" ein simples Word-Dokument, wo man mit 
Copy&Paste sowohl SQL-Statements als auch Email-Ausschnitte als auch 
Screenshots denkbar einfach reinkriegt.

> Solche Probleme scheinen mir dann um so häufiger, wenn die Betroffenen
> kein Gespür für die Auswirkungen haben (etwa weil dies weit außerhalb
> ihres Arbeitsfeldes liegt). Da kann es helfen, diese mit den Prozess
> einzubeziehen, wo sie diese Auswirkungen auch selbst miterleben können.

Die Kollegen erleben die Auswirkungen, öfter als ihnen lieb ist. Nicht 
dass wir jetzt erhöhtes Straßenwalzen-Risiko hätten, aber 
Urlaubsvertretung kommt dauernd vor. Und Ratlosigkeit aufgrund fehlender 
Doke detto.

Aus diesem Grund empfinde ich das Nicht-Dokumentieren nicht nur als 
Affront gegen mich, sondern auch als extrem unfair den kollegen 
gegenüber.

von Achim H. (anymouse)


Lesenswert?

Such Dir jemandem im Betrieb als Moderator (zur Vermeidung von 
Hierarchie-Problemen). Dieser soll den Betroffenen helfen, dass diese 
selbst Maßnahmen entwickeln, um eine geeignete 
Dokumentierung/Protokollierung dauerhaft zu gewährleisten. Nach einer 
Weile die Maßnahmen anhand der Ergebnisse überprüfen, und ggf. 
ändern/abschaffen/neue finden.

--

Schaffe eine Art interne Abnahmeprozess für die Abarbeitung 
(4-Augen-Prinzip), ähnlich des Tests in der Software-Entwicklung. Mache 
eine geeignete Doku zu einem Abnahmekriterium. Ein Thema ist erst dann 
fertig und auslieferungsreif, wenn auch die Doku steht. Die 
Mehr-Schleifen können am Anfang zu (hoffentlich erwarteten) 
Verzögerungen führen. Mit der Zeit sollte sich der Aufwand etwas 
verringern, aber auch mit in der Planung wiederfinden.

Eine Qualitätssteigerung sollte niemals als Aufwandsneutral angesetzt 
werden.

--

Konfrontiere die betroffenen Mitarbeiter mit den Auswirkungen. Manche 
Leute begreifen bestimmte Anforderungen besser und folgen diesen 
leichter, wenn sie die Konsequenzen "am eigenen Leib" spüren (z.B. mit 
in der Sitzung sitzen, wo Kunde X wegen Problem Y wettert, welches 
eigentlich auf sein Konto zuzuschreiben ist, man das aber nur schwer 
nachweisen kann).

von Achim H. (anymouse)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> a) Projektleiter fällt aus (wir verwenden dafür den scherzhaften Begriff
> "von der Straßenwalze überfahren") und ein Kollege muss übernehmen.
> Anhand des Tagebuchs sollte der in der Lage sein, einigermaßen
> 8natürlich mit Reibungsverlusten) weiterarbeiten zu können.

Kauf Straßenwalzen und überfahre Projektleiter. :) Besser: forciere das 
Problem (zu geeigneten Zeiten, wenn die Auswirkungen vertretbar sind). 
Ziehe einen Projektleiter ab und gibt ihm ein neu hereinkommendes 
Projekt. Mache aus einem "Ja, kann mich treffen." ein "Das wird mich 
treffen!" Suche Dir die richtigen Leute und Projekte sehr sorgfältig 
aus, das ist ja zum Lehren.

> b) es kommt zu einer Eskalation seitens des Kunden: Dann ist anhand des
> Tagebuchs einigermaßen belastbar nachvollziehbar, was wann warum gemacht
> wurde, wo man sich im kreis gedreht hat, wo welche Informationen
> eingefordert wurden aber nie gekommen sind oder mehrmals falsch gekommen
> sind etc. Da im Falle einer solchen Eskalation immer der Projektleiter
> in der Schusslinie steht, tut er gut daran sich entsprechend
> abzusichern.

Auch hier muss ja nicht unbedingt die Situation nur durch die Eskalation 
seitens eines Kunden ausgelöst werden. Wenn es gerade etwas ruhiger ist, 
kann ja mal der Ernstfall als Manöver durchgespielt werden: Könnte 
aufgrund der vorliegenden Doku ein gedachter Einwand eines Kundens 
abgewiesen werden?

von kopfkratzer (Gast)


Lesenswert?

kopfkratz
Was ist denn nun das eigentliche Problem ?
Im Projektmanagement geht man Top-Down vor, zuerst wird der Kunde nach 
seinen Vorstellungen befragt und das in einem Lastenheft erfaßt.
Nachdem klar ist was das Ziel des Kunden ist geht man hin und 
konkretisiert das Lastenheft zum Pflichtenheft, wo detailliert 
beschrieben wird welche Umgebung, welche Software und welche 
Schnittstellen zu verwenden sind.
Wenn man das nun flexibel haben möchte definiert man entsprechende 
Schnittstellen und Erweiterungen.
Zur internen Dokumentation der daraus resultierenden Programme gibt man 
den Entwicklern entsprechende Vorgaben, z.B. das wie in doxygen zu den 
einzelnen Klassen eine detaillierte Definition als Kommentar 
vorgeschrieben ist in dem alle notwendigen Parameter und die Funktion 
der Klasse beschrieben sind.
Man könnte nun sogar soweit vorarbeiten indem man für die Programmierer 
exakt diese doxygen Kommentare schreibt und sich der Programmierer nur 
um die Umsetzung kümmert.
Wenn man das zentral erledigt hat das zwei Vorteile, erstens ist es 
immer konsistent da es von einer Quelle kommt, zweitens gibt es für den 
Programmierer keinen Interpretationsspielraum wegen Parametern oder 
Rückgabewerten.
Wichtig ist das im Pflichtenheft alles detailliert erfaßt ist und in der 
Planung auch Ausstiegspunkte mit Testkriterien festgehalten sind die 
beide Parteien verbindlich anerkennen.
Und meistens liegt es daran das die Auftraggeber selber das 
offensichtliche übersehen und nicht diejenigen mit einbeziehen die 
nachher täglich mit dem Programm arbeiten müssen.
Nehmen wir als Beispiel eine Arztpraxis, man kann nun eine Eingabemaske 
in Tabellenform für das Rezept/Überweisung/usw. anlegen oder man scannt 
einfach eine Rezept/Überweisung ein und nimmt das als Eingabeformular.
Was wäre da sinnvoller ?
Um wieder auf das Programmieren zu kommen, verbindliche Kommentar was 
denn eine Funktion/Berechnung konkret tut sollten vorgeschrieben sein, 
genauso wie selbsterklärende Variablen-, Klassen- und 
Funktionsbezeichnungen.

von Berlin-Fanclub (Gast)


Lesenswert?

> Ja, ich erwarte dass alles relevante dokumentiert wird. Aber eben nicht
> umfangreich. Zumindest soweit dass ein anderer daraus schlau wird.
aha - das ist allerdings sehr dehnbar je nach Kunden?
Da wäre dann ein Musterbeispiel für Deine Mitarbeiter sinnvoll.

von Achim H. (anymouse)


Lesenswert?

kopfkratzer schrieb:
> kopfkratz
> Was ist denn nun das eigentliche Problem ?
> Im Projektmanagement geht man Top-Down vor, zuerst wird der Kunde nach
> seinen Vorstellungen befragt und das in einem Lastenheft erfaßt.

In manchen Situationen wird das aber schwierig: Vor allem, wenn der 
Kunde noch gar keine konkreten Vorstellungen hat, was er den eigentlich 
will und braucht, weil die gesamte Thematik ganz neu und ungewohnt ist. 
Da kann es passieren, dass sich Anforderungen und/oder Wünsche erst im 
Laufe des Betriebs herausstellen, weil der Kunde sich irgendetwas 
anderes vorgestellt hat oder plötzlich auf neue Ideen kommt, oder 
Probleme mitgelöst werden sollen, die eigentlich ganz woanders liegen, 
oder Eierlegende Wollmilchsäue vom Kunden beim ersten Gespräch gefordert 
wurden.

Das Problem bei Software ist vor allem, dass auch für Ausnahmen Regeln 
definiert werden müssen.

Kann ich mir bei der Einführung einem zentralen DMS sehr gut vorstellen. 
:(

Welche Schlagworte, festgelegter Katalog oder freie Auswahl? Welche 
Beschreibungsfelder? Wie soll eine Hierarchie erstellt werden (vor allem 
bei den entgegengesetzten Wünschen von Abteilung A und Büro B)? Sind die 
überdetailierten Kategorisierungen von Person P wirklich notwendig, vor 
allem da Q damit nichts anfangen kann?

Da geht es eben auch um einen gefühlten Eingriff in die eigene 
Organisation jedes Vorgesetzten und Mitarbeiters.

von kopfkratzer (Gast)


Lesenswert?

Achim Hensel schrieb:
> kopfkratzer schrieb:
>> kopfkratz
>> Was ist denn nun das eigentliche Problem ?
>> Im Projektmanagement geht man Top-Down vor, zuerst wird der Kunde nach
>> seinen Vorstellungen befragt und das in einem Lastenheft erfaßt.
>
> In manchen Situationen wird das aber schwierig: Vor allem, wenn der
> Kunde noch gar keine konkreten Vorstellungen hat, was er den eigentlich
> will und braucht, weil die gesamte Thematik ganz neu und ungewohnt ist.
> Da kann es passieren, dass sich Anforderungen und/oder Wünsche erst im
> Laufe des Betriebs herausstellen, weil der Kunde sich irgendetwas
> anderes vorgestellt hat oder plötzlich auf neue Ideen kommt, oder
> Probleme mitgelöst werden sollen, die eigentlich ganz woanders liegen,
> oder Eierlegende Wollmilchsäue vom Kunden beim ersten Gespräch gefordert
> wurden.

Deswegen definiert man ja die genannten Schnittstellen und 
Erweiterungen.
Wenn der Kunde nicht weiß was er will und vor allem was er braucht 
bringt einfach darauflos Prototypen u.ä. gar nichts.
Dann muß man halt die Gummihandschuhe anziehen und die Würmer einzeln 
aus der Nase des Kunden ziehen.

Achim Hensel schrieb:
> Das Problem bei Software ist vor allem, dass auch für Ausnahmen Regeln
> definiert werden müssen.

Das betrifft die genannte Planung in der Ausstiegspunkte und 
Prüfkriterien festgelegt sein müssen.

Das hat alles NICHTS mit Programmierung zu tun, das ist 
Projektmanagement !
Ob es sich dabei um eine Brücke, eine Straße, Kraftwerk oder Babynahrung 
handelt, das vorgehen ist immer gleich.

Achim Hensel schrieb:
> Da geht es eben auch um einen gefühlten Eingriff in die eigene
> Organisation jedes Vorgesetzten und Mitarbeiters.

Darum geht es ja im Management, der Manager/Abteilungsleiter/Leiter/Chef 
ist die Schnittstelle zwischen der produzierenden Abteilung, dem Kunden 
und der Buchhaltung.
Ich kenne mehr als genügend Beispiele wo das eben nicht korrekt gegeben 
ist.
Dann passiert es z.B. das Vertriebi-Y bei Kunden-Z etwas verkauft was 
nicht da ist und dann Abteilungsleiter-X das bei RD einwirft.
RD erledigt den Job und Kunde-Z ist super zufrieden, Vertriebi-Y hat 
seine Prämie und in der Buchhaltung gibt's rote Zahlen.
Auch immer wieder gesehen, Betrieb läuft ohne Reibungsverluste, 
Topmanager-K liest was tolles im Managermagazin und bringt das in der 
nächsten Besprechung zur Rede und labert alle an die Wand.
Fazit laufender Betrieb wird wegen angeblichen 5% mehr 
Gewinn/Effektivität/o.ä. komplett gestoppt, weil nun das tolle Ding 
eingeführt wird.
Nach einem Jahr roter Zahlen findet man folgende Seite:
http://scheissprojekt.de/

Um nochmal auf das eigentliche Problem zurück zu kommen:
Klare Vorgaben seitens des Managements sind immer der bessere Weg als 
eine Laissez-faire-Politik, wenn es dann irgendwo klemmt kann man sich 
einfach einen Tag zusammensetzen und aufschreiben was denn nun der 
kleinste gemeinsame Nenner ist.
Also einfach mal hinsetzen und sich eine Vorgabe überlegen, doxygen ist 
da schon der richtige Ansatz, es fehlt aber auch ein Verwaltungssystem 
für das Projektmanagement selber.
Wenn man schön alles erfaßt und sichert was bei den Kundengesprächen so 
auf dem Tisch war spart man sich später länger Erklärungen vor dem Kadi 
wenn es gegen die Wand gefahren ist weil Kunde partout nicht mit dem 
Ausstieg einverstanden war bzw. nichts konkretes beigetragen hat.
Aus den Dokumenten lassen sich dann auch recht einfach passende 
Benutzeranleitungen bauen, denn dazu dient ja der Kundenkontakt 
herauszufinden was der Kunde wie umsetzen will.
Man kann sagen das bei einem Projekt gut zwei drittel darin besteht 
genügend Gummihandschuhe in diverse Nasen zu versenken um die Würmer 
alle zu finden als nachher das konkrete Projekt gezielt umzusetzen.
Das wird leider in den meisten Fällen vor allem bei EDV nicht beachtet.
Schönes Beispiel wie man es auf gar keinen Fall machen darf ist der BER.
Keine Dokumentation, keine konkreten Pflichtenhefte, keine Kontrollen 
und was ist deswegen passiert ?

von J. S. (engineer) Benutzerseite


Lesenswert?

Antimedial schrieb:

> Bei einem anderen Zweierteam ist es tatsächlich so, dass der eine der
> kreative Entwickler ist, der die technischen Probleme löst, während der
> andere den ganzen Kram dokumentiert und das Requirement Engineering
> beisammen hält.

Das ist exakt das, was NICHT gefragt ist und was auch nicht der Sinn 
des RE ist! Leider scheint das aber die Folge der in den Firmen 
verbreiteten QM-Politik und der Reaktion einiger Entwickler darauf zu 
sein. Ich nenne das Duales System. Entwicklen und parallel davon QM 
erfüllen. Die Doku ist aber nicht primär dafür da, dass irgendwann mal 
einer kommt und es formell prüft oder einer mal weiterentwickelt - das 
sind sekundäre Effekte - sondern dass man selber geradaus entwickelt 
und vor allem Teamarbeit möglich wird!

In dem Zusammenhang möchte ich dann mal fragen, wie es sein kann, dass 
der o.g. "kreative" Entwickler überhaupt weiss, wonach er arbeiten muss 
und wie er das strukturiert und mit anderen koordiniert. Diese 
"kreative" Arbeitsweise ist letztlich nicht anderes, als 
Einzelkämpfer-Chaos-im-Kopf-Bewältigung indem man dranstürmt und beim 
Arbeiten ändert und sich überlegt, was man macht.

Antimedial schrieb:

> Es gibt immer noch Leute, die exzellente
> Arbeit abliefern, aber sich mit der externen Dokumentation schwer tun.
Alles erlernbar. Absolut erlernbar! Wer komplexe Software scheiben kann, 
der kann sie auch *be*schreiben.

> Der Code wird meistens noch gut dokumentiert, aber Dinge wie Requirement
> Engineering und alles, was aus der QM-Welt kommt, wird es eben
> schwierig.

Wieder zwei schwere Denkfehler:

1) Erstmal kommen requirements nicht von der QM. Von dort kommt der 
Prozess und die Vorgabe, a) DASS so formell und b) WIE genau vorzugehen 
ist. R's kommen aus verschiedenen Ebenen, sei es die GL, das PM und/oder 
physikalischen Randbedingungen oder auch Normen. All das muss 
berücksichtigt werden. Soweit ist das aber sicher klar, meine ich.

2) RE ist etwas, was der Entwickler tun muss. Wie bitte entwickelt denn 
derjenige überhaupt, wenn er kein RE betreibt? Faktisch betreibt doch 
jeder Ingenieur RE, auch wenn er es formell nicht so nennt. Der Punkt 
ist nur der, dass Viele glauben, alles im Kopf managen und intuitiv 
entscheiden zu könnnen, was nicht der Fall ist, sobald die Projekte 
grösser werden und von mehreren zu bearbeiten sind. Richtig gute 
Produkte sind das Ergebnis von mehreren Leuten, die Input geliefert 
haben und nicht das Ergebnis von einem Bastler, der vor sich hinwerkelt.

Das "kreative" Gebastel klappt nur daheim, wenn man sich selber die 
Vorgaben, die Randbedinungen und die Termine macht und bei sehr kleinen 
überschaubaren Projekten.

von Klaus I. (klauspi)


Lesenswert?

E. M. schrieb:
> allerdings scheinen hier doch sehr viele Hacker rumzuhähngen, die den
> Sinn ihres Daseins darin sehen, ihr Knowhow nicht abzugeben sondern in
> die Produkte zu injizieren um sich unkündbar zu machen.

Falsch gedacht und lies Dir mal lieber vorher die Beiträge durch. Hier 
wurde schon mehrmahls auf die Notwendigkeit hingewiesen, etwas 
grundsätzlich an der bisherigen Struktur zu ändern. Aber das ist ja laut 
TO mal nicht notwenig, mal zu übertrieben und ein anderes mal komplett 
daneben.
uswusf.

> Von diesen "Programmieren" braucht die Industrie aber keinen einzigen.
> Erstens nicht, weil sie auf eigene Rechnung arbeiten und zweites nicht,
> weil ihre Ergebnisse nicht zu gebrauchen sind.
>
> Bei guten Projektleitern und QM-Verantwortlicnen gibt es sowas nicht.
>
> Raus mit den Hackern!

Wie gesagt, lies Dir doch mal die Beiträge hier durch. Aber spätestens, 
nach diesem Absatz habe ich schon eine gewisse Vorstellung davon, auf 
welche Art und Weise Du Dir die Deine Brötchen verdienst.

P.S.: ich kenne den Nutzen sinnvoller und tiefergehender Dokumentationen

: Bearbeitet durch User
von Antimedial (Gast)


Lesenswert?

Jürgen Schuhmacher schrieb:
> ie Doku ist aber nicht primär dafür da, dass irgendwann mal
> einer kommt und es formell prüft oder einer mal weiterentwickelt

In manchen Firmen ist das aber genau so.

Jürgen Schuhmacher schrieb:
> In dem Zusammenhang möchte ich dann mal fragen, wie es sein kann, dass
> der o.g. "kreative" Entwickler überhaupt weiss, wonach er arbeiten muss
> und wie er das strukturiert und mit anderen koordiniert.

Auch der "kreative" Entwickler kann strukturiert arbeiten, auch wenn das 
von außen manchmal nicht so aussieht. Der "kreative" Entwickler arbeitet 
mehrdimensional und nichtlinear. Die Fähigkeit, diese Denkweise zu 
strukturieren unterscheidet ein kreatives Wesen von einem Chaoten.

Dazu kommt noch die Teamdynamik. Wenn die Chemie auf persönlicher Ebene 
stimmt, ist ein Team aus kreativen Entwicklern und strukturierten 
Dokumenteuren/Projektleitern/Moderatoren unschlagbar.

Jürgen Schuhmacher schrieb:
> 1) Erstmal kommen requirements nicht von der QM. Von dort kommt der
> Prozess und die Vorgabe, a) DASS so formell und b) WIE genau vorzugehen
> ist. R's kommen aus verschiedenen Ebenen, sei es die GL, das PM und/oder
> physikalischen Randbedingungen oder auch Normen. All das muss
> berücksichtigt werden. Soweit ist das aber sicher klar, meine ich.

Nur hat sich gezeigt, dass dieser Top-Down-Ansatz in der Praxis nicht 
funktioniert. Deshalb gibt es inzwischen ja agile Ansätze, die oftmals 
viel besser funktionieren.

Jürgen Schuhmacher schrieb:
> Wie bitte entwickelt denn
> derjenige überhaupt, wenn er kein RE betreibt?

Agile Entwicklung. Sie erfasst auch Anforderungen, gibt sich allerdings 
nicht dem Irrglauben hin, dass Requirements etwas unveränderbares, Gott 
gegebenenes ist.

Jürgen Schuhmacher schrieb:
> Richtig gute
> Produkte sind das Ergebnis von mehreren Leuten, die Input geliefert
> haben und nicht das Ergebnis von einem Bastler, der vor sich hinwerkelt.

Richtig gute Produkte sind aber auch nicht das Ergebnis von formalem 
Requirement Engineering.

Jürgen Schuhmacher schrieb:
> Das "kreative" Gebastel klappt nur daheim, wenn man sich selber die
> Vorgaben, die Randbedinungen und die Termine macht und bei sehr kleinen
> überschaubaren Projekten.

Das ist etwas, was sich die QM-Top-Down-Spinner in Konzernen erzählen. 
Die Wahrheit ist, dass viele hoch innovative Produkte nur durch freies, 
kreatives Experimentieren (herabwürdigend "Gebastel" genannt) entstehen.

von Achim H. (anymouse)


Lesenswert?

kopfkratzer schrieb:
> Wenn man schön alles erfaßt und sichert was bei den Kundengesprächen so
> auf dem Tisch war spart man sich später länger Erklärungen vor dem Kadi
> wenn es gegen die Wand gefahren ist weil Kunde partout nicht mit dem
> Ausstieg einverstanden war bzw. nichts konkretes beigetragen hat.

Genau. Und was macht man dann, wenn einige Mitarbeiter beim "schön alles 
erfassen und sichern" eben nicht mitziehen? Das ist der Punkt, um den es 
in diesem Thread eigentlich geht.

kopfkratzer schrieb:
> Deswegen definiert man ja die genannten Schnittstellen und
> Erweiterungen.
> Wenn der Kunde nicht weiß was er will und vor allem was er braucht
> bringt einfach darauflos Prototypen u.ä. gar nichts.
> Dann muß man halt die Gummihandschuhe anziehen und die Würmer einzeln
> aus der Nase des Kunden ziehen.

Hier geht es aber nicht um ein rein Kundenspezifisches 
Von-Grund-auf-Neues-Projekt, sondern um "Standardprodukt plus 
Customizing". Und wenn der Kunde das Produkt nicht kennt, dann kann er 
gar nicht wissen, welche Ausprägung und Erweiterungen, Anpassungen etc. 
er genau braucht. Deswegen neigt er dazu, eine eierlegende Wollmilchsau 
haben zu müssen. Da hilft es manchmal, ihm erstmal das (bereits 
fertige!) Standardprodukt vorzusetzen, mit einigen Einstellungen, die in 
seine Richtung gehen. Mit diesem Stand kann er erstmal Erfahrungen 
sammeln. Und auf Grundlage dieser
Erfahrungen kann er dann viel besser entscheiden, was er wirklich 
braucht, was er sich dann doch spart, und wovon er vorher gar nicht 
geahnt hat, dass er es braucht.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Berlin-Fanclub schrieb:
>> Ja, ich erwarte dass alles relevante dokumentiert wird. Aber eben nicht
>> umfangreich. Zumindest soweit dass ein anderer daraus schlau wird.
> aha - das ist allerdings sehr dehnbar je nach Kunden?
Nein, nicht nach Kunde, sondern eher nach MA. Manche führen 
detaillierter Buch, manche weniger, manche (fast) gar nicht. ich möchte 
ein Mindestmaß.
> Da wäre dann ein Musterbeispiel für Deine Mitarbeiter sinnvoll.
Deren gibt es zur Genüge, und die sind auch bekannt.

@Kopfkratzer: Das Pflichtenheft/Lastenheft-Spiel spielts bei uns nicht 
(hab ich weiter oben dargelegt warum nicht). Und doxygen schon gar nicht 
(nochmal - wir sind keine SW-Entwickler). Der von antimedial 
beschriebene "agile" Ansatz triffts viel mehr...

> Wenn der Kunde nicht weiß was er will und vor allem was er braucht
>bringt einfach darauflos Prototypen u.ä. gar nichts.

Doch genau das bringts!
Der Trick liegt in unserer Erfahrung, damit daraus nicht ein "einfach 
drauflos" Prototyp wird. In der Regel treffen wir da sehr gut

von Antimedial (Gast)


Lesenswert?

Michael Reinelt schrieb:
> @Kopfkratzer: Das Pflichtenheft/Lastenheft-Spiel spielts bei uns nicht
> (hab ich weiter oben dargelegt warum nicht). Und doxygen schon gar nicht
> (nochmal - wir sind keine SW-Entwickler). Der von antimedial
> beschriebene "agile" Ansatz triffts viel mehr...

Ja, das klingt schon sehr nach agiler Entwicklung, was ihr da macht. 
Daraus kann man sich auch ein paar Methoden entleihen, um die Probleme 
von einem organisatorischen Standpunkt aus anzugehen. Die menschliche 
Seite sollte man aber trotzdem nicht vernachlässigen.

von J. S. (engineer) Benutzerseite


Lesenswert?

Antimedial schrieb:
> In manchen Firmen ist das aber genau so.
ich weiss:-)

> Der "kreative" Entwickler arbeitet mehrdimensional und nichtlinear
> Dazu kommt noch die Teamdynamik
Schon richtig, aber je komplexer die Entwicklung, desto wichtiger ist 
Kommunikation und die kann nicht allein verbal erfolgen. Die Situation 
die wir täglich erleben ist doch die, dass es massenweise Besprechungen 
gibt, die wenig Wert haben weil parallele Entscheidungsprozesse laufen, 
die direkt Widersprüche aufwerfen.

> Nur hat sich gezeigt, dass dieser Top-Down-Ansatz in der Praxis nicht
> funktioniert. Deshalb gibt es inzwischen ja agile Ansätze, die oftmals
> viel besser funktionieren.

Es ist nicht notwendigerweise so, dass alles in einem Einmalprozess 
Top-Down gemacht wird. Im Gegenteil: Gerade eine saubere Planung 
ermöglicht, rasche und effektve Besprechungen, Planungen und 
Entscheidungen, wenn es ums Ändern geht.


> Richtig gute Produkte sind aber auch nicht das Ergebnis von formalem
> Requirement Engineering.

Man muss nur entsprechende mile stones einhalten: Die R's, die von 
aussen eingetrieben werden, müssen eben stehen, bevor angefangen wird, 
umzusetzen. Und sie müssen GUT stehen. Und je nach Kompetenz derer, die 
formulieren, ist das eben mehr oder weniger brauchbar. Das System ist 
weniger das Problem: Es hapert an der Umsetzung!

> Das ist etwas, was sich die QM-Top-Down-Spinner in Konzernen erzählen.
> Die Wahrheit ist, dass viele hoch innovative Produkte nur durch freies,
> kreatives Experimentieren (herabwürdigend "Gebastel" genannt) entstehen.

Wir müssen hier mal differenzieren: Was Du hier beschreibst, ist 
forschendes Entwicklen mit entsprechenden Freiräumen, als ohne grosse 
formelle Vorgaben. Das dies zu Ergebnissen und Ideen führt wiederspricht 
nicht der Notwendigkeit einer strukturierten Produktentwicklung. Es hat 
ja mithin niemand festgelegt, dass dies strictly top down sein muss. Das 
tun nur die mit vereinfachter Sicht auf die Dinge, die mangels 
technischer Detailkenntnisse einfache PowerPoint-Methoden propagieren. 
Das muss aber nicht so sein.

Kommen wir aber nochmal zum Thema, dem wie und wann Dokumentieren: 
Unabhängig davon, wer oder wieviele an einem Subthema werkeln, geht es 
nur mit einer gemeinsamen Zieldefinition. Und die ist - weil 
mehrdimensional (Dein Argument) - aufschreibepflichtig.

Ich sehe keinen Mangel daran, sich hinzusetzen und saubere Konzepte der 
Lösung aufzusetzen und diese kommunizierbar zu machen, denn nur so sind 
Zeiten, Kosten und Kompatibilität zu anderen Subthemen abschätzbar und 
zu managen. Die ausgeklügelte Doku vorher ist die geeignete Gesprächs- 
und Planungsgrundlage.

> Agile Methoden
Richtig, aber auch das ist eine formelle Vorgehensweise, die Regeln 
unterliegt, denen alle folgen müssen und die Doku erfordert.

: Bearbeitet durch User
von Antimedial (Gast)


Lesenswert?

Jürgen Schuhmacher schrieb:
> Schon richtig, aber je komplexer die Entwicklung, desto wichtiger ist
> Kommunikation und die kann nicht allein verbal erfolgen. Die Situation
> die wir täglich erleben ist doch die, dass es massenweise Besprechungen
> gibt, die wenig Wert haben weil parallele Entscheidungsprozesse laufen,
> die direkt Widersprüche aufwerfen.

Das ist aber rein eine Disziplinfrage und nicht der von klassischen 
Entwicklungsmodellen oder agiler Entwicklung.

Jürgen Schuhmacher schrieb:
> Es ist nicht notwendigerweise so, dass alles in einem Einmalprozess
> Top-Down gemacht wird. Im Gegenteil: Gerade eine saubere Planung
> ermöglicht, rasche und effektve Besprechungen, Planungen und
> Entscheidungen, wenn es ums Ändern geht.

So ist aber der Wunsch der QM-Heinis, die das Requirement Engineering 
als das Maß der Dinge verkaufen wollen.

Jürgen Schuhmacher schrieb:
> Man muss nur entsprechende mile stones einhalten: Die R's, die von
> aussen eingetrieben werden, müssen eben stehen, bevor angefangen wird,
> umzusetzen. Und sie müssen GUT stehen.

Genau da sind wir wieder am sturen Top-Down-Ansatz.

Jürgen Schuhmacher schrieb:
> Das
> tun nur die mit vereinfachter Sicht auf die Dinge, die mangels
> technischer Detailkenntnisse einfache PowerPoint-Methoden propagieren.
> Das muss aber nicht so sein.

So ist es aber bei den Leuten, die diese Entwicklungsmethoden 
propagieren.

Jürgen Schuhmacher schrieb:
> Unabhängig davon, wer oder wieviele an einem Subthema werkeln, geht es
> nur mit einer gemeinsamen Zieldefinition. Und die ist - weil
> mehrdimensional (Dein Argument) - aufschreibepflichtig.

Da ist der Knackpunkt. Viele Probleme sind so mehrdimensional, das man 
sie nicht in vertretbaren Aufwand schriftlich erfassen kann. Zumindest 
nicht im Vorfeld.

Jürgen Schuhmacher schrieb:
> Die ausgeklügelte Doku vorher ist die geeignete Gesprächs-
> und Planungsgrundlage.

Ein Konzept kann man auch knapp und effizient beschreiben. Ein 
Blockschaltbild reicht in vielen Fällen für einen kompetenten 
Entwickler, um beginnen zu können.

von Dokumentationsbemängeler (Gast)


Lesenswert?

Ich kann meinen Vorrednern die die Dokumentation gerade im 
Softwarebereich bemängeln, nur Recht geben!

Unabhängig von Arbeits und Entwicklungsmethoden ist es unabdingbar, 
seine Arbeit zu planen und zu strukturieren. Wer nur aus der Hand und 
dem Kopf werkelt, bringt nur das hin, was er selber kann und ist nicht 
der Lage andere in sein Denken zu involvieren. Das aber ist der 
entscheidende Schlüssel zum Teamerfolg. Anspruchsvolle Aufgaben lassen 
sich nur so bewältigen.

Und jetzt mal Hand aufs Herz: Wer hat nicht schon Software gesehen, die 
er umarbeiten musste und sich an der falschen und nicht vorhandenen Doku 
gestossen?

Wer hat nicht schon Anpassungen machen müssen, weil ein Teammitglied 
irgendwas zusammengestöpselt hat und die Vorgaben, die er indirekt 
vorgenmmen hat, nicht zu der eigenen Modulstrategie passten?

In aller Regel ist es doch so, dass eher zu wenig gemacht wird, als 
zuviel!

In Deutschland herrscht Dokumentationsmangel!

von Berlin-Fanclub (Gast)


Lesenswert?

> Wer hat nicht schon Anpassungen machen müssen, weil ein Teammitglied
> irgendwas zusammengestöpselt hat und die Vorgaben, die er indirekt
> vorgenmmen hat, nicht zu der eigenen Modulstrategie passten?
ganz einfache Lösung:
Teammitarbeiter abmahnen und wenn das nicht fruchtet Kündigung und 
Neueinstellung ... jeder ist ersetzbar.

von Berlin-Fanclub (Gast)


Lesenswert?

> In Deutschland herrscht Dokumentationsmangel!
das ist auch eher eine Arbeit für den Vorgesetzten - soll ich auch noch 
als schlechtbezahlter Angestellter meinen Nachfolger ausbilden, ne 
Danke.

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Berlin-Fanclub schrieb:
> das ist auch eher eine Arbeit für den Vorgesetzten

Unsinn.

> - soll ich auch noch als schlechtbezahlter Angestellter meinen Nachfolger
> ausbilden, ne Danke.

Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Manche wollen anscheinend der Nachwelt nichts an Informationen 
hinterlassen, sind aber selber froh über jedes bisschen an Doku, das die 
Vorgänger verfasst haben. Das passt logisch nicht zusammen. Da braucht 
man kein Hochschulstudium, um das zu verstehen.

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

@ Berlin-Fanclub (Gast)


>ganz einfache Lösung:
>Teammitarbeiter abmahnen und wenn das nicht fruchtet Kündigung und
>Neueinstellung ... jeder ist ersetzbar.

Die Androhung der "Todesstrafe" muss das allerletzte Mittel sein, denn 
sonst hat man als Führungskraft versagt. Dann dieses Mittel ist ein 
reines Druckmittel, aber keine Überzeugung.

>> In Deutschland herrscht Dokumentationsmangel!
>das ist auch eher eine Arbeit für den Vorgesetzten -

Blödsinn.

>soll ich auch noch
>als schlechtbezahlter Angestellter

Du klingst eher nach schlechter Angestellter. Die Bezahlung orientiert 
sich daran.

>meinen Nachfolger ausbilden, ne

Eben solche Leute braucht keiner. Du wärst der Erste auf der 
Abschußliste.

von STK500-Besitzer (Gast)


Lesenswert?

einfach die Mitarbeiter in einem Leistungsdialog damit nerven, dass das 
genauso zu seinem Job gehört. Da muss man einfach penetrant sein und 
auch nach Gründen fragen, wieso der Mitarbeiter das nicht so macht, wie 
von ihm gefordert. Es ist sein Job bzw. ein Teil davon.

von Berlin-Fanclub (Gast)


Lesenswert?

> einfach die Mitarbeiter in einem Leistungsdialog damit nerven, dass das
> genauso zu seinem Job gehört. Da muss man einfach penetrant sein und
> auch nach Gründen fragen, wieso der Mitarbeiter das nicht so macht, wie
> von ihm gefordert.
da das ja nur einen Teil der Mitarbeiter betrifft, könnte ich mir auch 
gut vorstellen, daß die innerlich schon gekündigt haben ... oder die 
sind wirklich zu doof und wollen Chefe absichtlich foppen. Irgendwelche 
Verhaltensgründe muß es ja wohl geben?
Ich könnte mir auch gut Überforderung vorstellen, immer noch mehr 
"kleine" Aufgaben erfüllen, da schaltet doch jeder irgendwann auf 
Standbye und sagt sich, ja,ja, müssen wir tun.

> Die Androhung der "Todesstrafe" muss das allerletzte Mittel sein, denn
> sonst hat man als Führungskraft versagt.
typisch Deutschland; anderswo ist eine Kündigung / Anstellung ein ganz 
normaler Vorgang ... hier nicht.

> Blödsinn.
Ist schon klar, daß das Aufgaben delegieren grenzenlos ist.

> Du klingst eher nach schlechter Angestellter. Die Bezahlung orientiert
> sich daran.
Richtig, die Motivation steigt mit der Bezahlung und wenn die niedrig 
ist, dann mache ich auch nur das was notwendig ist ... wie jeder Beamter 
ja auch und der bekommt mehr Kohle.
Bonusleistungen kosten Extra.
Du darfst Dich aber gerne als "gut" oder Held der Arbeit fühlen, mehr 
Geld bzw. Freizeit bekommst Du deshalb nicht.

> Eben solche Leute braucht keiner. Du wärst der Erste auf der
> Abschußliste.
das ist mir ziemlich egal, schlechtbezahlte Arbeit kann ich überall 
finden und die anderen Jobs sind sowieso schon vergeben ... an den 
Weihnachtsmann habe ich auch mal geglaubt, aber die Zeiten sind lange 
vorbei.

von Berlin-Fanclub (Gast)


Lesenswert?

> Und jetzt mal Hand aufs Herz: Wer hat nicht schon Software gesehen, die
> er umarbeiten musste und sich an der falschen und nicht vorhandenen Doku
> gestossen?
das Ganze muß ja auch schnell gehen, da hat man keine Zeit sich 
großartig mit Doku aufzuhalten, nur damit das auch jeder Idiot blickt.
Wenn die Doku falsch war, noch schlimmer - dann mußte ganz schnell 
irgendwas aufs Papier gebracht werden nur um des Papieres willen.
Hinzu kommt auch, daß jeder ein unterschiedlichen Verständnis hat - dann 
müßte dumpfbackenmäßig jede Kleinigkeit dokumentiert werden, damit das 
auch irgendein Umschüler rallt. Sowas kostet Zeit ohne Ende, weil einem 
selbst die Sache völlig klar ist (und genau das dokumentiert man dann 
auch nicht!) ... nicht jeder ist ein guter Lehrer, Doku ist was für 
Leute mit pädagogischen Background.

von Edi M. (Gast)


Lesenswert?

Antimedial schrieb:
> Die Wahrheit ist, dass viele hoch innovative Produkte nur durch freies,
> kreatives Experimentieren (herabwürdigend "Gebastel" genannt) entstehen.

"Gute" Produkte sind vor allem "verkaufsfähige" und die entstehen nicht 
durchs Experimentieren, sondern dadurch, dass auch Kostenthemen, 
Machbarkeit und Produzierbarkeit in die Entwicklung mit einfließen und 
diese Informationen zu koordinieren und aufzubieten ist die eigentliche 
Leistung. Ohne das sinnvoll niederzulegen, geht da Garnichts.

Der eine kreative Entwickler ist schon lange nicht mehr gefragt, weil 
alles, was einer allein im Kopf erdenken und durchplanen kann, bereits 
lange existiert.

Komplexe Projekte gedeihen im Team und da ist Kommunikation das 
Entscheidende. Information richtig und verständlich aufzubereiten, ist 
genau so nötig, wie sie zu erzeugen und das macht den guten Mann aus. 
Erst das macht ein Projekt auch planbar, beurteilbar und durchführbar.

Wenn es im Rahmen der Durchführung dann zu Problemen kommt, liegt das 
praktisch immer daran, dass sich einzelne querstellen und nicht 
mitspielen und ihr eigenes Süppchen kochen.

von Lars R. (lrs)


Lesenswert?

E. M. schrieb:
> [1. Abschnitt]
gefällt mir sehr.

> Der eine kreative Entwickler ist schon lange nicht mehr gefragt,
Ja.

> weil alles, was einer allein im Kopf erdenken und durchplanen kann,
> bereits lange existiert.
Nein. Weil kaum eine Firma sich das noch leisten kann, weil man nicht 
mit Sicherheit weiß, was dabei heraus kommt. Unter anderem bei Bosch gab 
es einmal den Ansatz, dass jeder Mitarbeiter einen kleinen Teil seiner 
Zeit bewusst experimentieren soll.

> Komplexe Projekte gedeihen im Team und da ist Kommunikation das
> Entscheidende.
Projekte gedeihen, wenn die Aufgabenverteilung klar definiert und die 
Definition immer wieder verfeinert wird. Komplexe Projekte gedeihen in 
Hierarchien. Kommunikation ist ein notwendiges Übel. Sie artet aus, wenn 
der Weisungsbefugte keine Ahnung von seinem Team, von Führung oder keine 
Ahnung von der Materie hat. Dann bekommt der Weisungsbefugte alles 
vorgekaut aber das ist eine optimierbare Kostenkomponente. Die einzige 
großzügig durchzuführende  Kommunikation ist das Verhandeln mit dem 
Kunden.

> Wenn es im Rahmen der Durchführung dann zu Problemen kommt, liegt das
> praktisch immer daran, dass sich einzelne querstellen und nicht
> mitspielen und ihr eigenes Süppchen kochen.
Wohl kaum. Was ist denn ein Problem? Es gibt "verborgene Aufwände" und 
Änderungen. Für beides kann man Prozesse einführen und wenn die 
funktionieren, braucht man nicht bei jedem Problem erneut hektisch 
"herum zittern". Dann wird im Nachhinein auch transparent, ob fachlich 
die richtigen Entscheidungen getroffen wurden.

von Pandur S. (jetztnicht)


Lesenswert?

Ich hab auch mal ein kleines Team in Sachen Dokumentation beraten, 
inklusive Geschaeftsfuehrung.
Am Wichtigsten. Jeder muss schnell ersetzbar sein, durch seinen 
Stellvertreter. Auch der Geschaeftsfuehrer, in diesem Fall durch seinen 
Sohn. Daher muss alles transparent dokumentiert sein. Seien das nun 
Treffen mit Kunden, Verhandlungen, Modul Spezifikationen, Modultests, 
Anforderungsaenderungen, Kundenwuensche, ..

Schnell bedeutet je nachdem eine Woche, ein Monat. Wenn ein Neuer sich 
einarbeiten muss und 6 Monate braucht, ist der Laden schon geschlossen 
worden. Im besseren Fall ist ein Ausfall nur temporaer, im schlechteren 
Fall ein Totalausfall. Es kann alles passieren, mit Ankuendigung, oder 
ohne.

Dabei ist anzumerken, das Team war extrem erfolgreich, eine Marktluecke. 
Da kamen Millionen rein, die Resourcen waren alle da. Ausser Zeit. Ihre 
Spezialitaeten waren wurze Lieferfristen und Flexibilitaet. Jede Anlage 
war kundenspezifisch.

Das hat dann eingeleuchtet. Wie erfolgreich die Umsetzung war, weiss ich 
leider nicht. Auch wichtig .. keiner musste Angst haben aus 
Kostengruenden wegoptimiert zu werden.

von Edi M. (Gast)


Lesenswert?

Jetzt N. schrieb:
> Das hat dann eingeleuchtet. Wie erfolgreich die Umsetzung war, weiss ich
> leider nicht.

Du hast also kein Feedback, ob Deine Beratung was genutzt hast?

Wie willst Du wissen, ob Dein Ansatz richtig war?

von Karl Käfer (Gast)


Lesenswert?

Hallo Udo,

Udo S. schrieb:
> Einen Anreiz dafür schaffen, und zwar eher einen positiven als einen
> negativen.
> Zum Beispiel. Für gute Führung des Tagebuchs gibt es am Jahresende einen
> Tausender als Extrabonus.
> Pro Monat ungenügender Führung des Tagebuchs werden davon 200 abgezogen.
>
> Das Problem ist wie schaffst du eine objektive von möglichst allen
> akzeptierte Bewertung was eine "gute Führung des Tagebuchs" ist und was
> nicht.

Entschuldige bitte, aber der Motivationseffekt von Geld wird gemeinhin 
stark überschätzt. Das funktioniert schon bei großen Gehaltserhöhungen 
und hohen Boni nicht, aber bei so überschaubaren Summen in ferner 
Zukunft dürfte der Effekt solcher Motivationsversuche nahe null sein -- 
wenn das nicht sogar kontraproduktiv ist, wenn de Mitarbeiter den 
Eindruck gewinnt, sich durch den Verzicht auf die paar Cents, die ihm am 
Ende übrigbleiben würden, von seinen Pflichten zur Dokumentation gefühlt 
"freikaufen " kann.

Liebe Grüße,
Karl

von торфкопф (Gast)


Lesenswert?

> Du hast also kein Feedback, ob Deine Beratung was genutzt hast?
> Wie willst Du wissen, ob Dein Ansatz richtig war?

Eigentlich wurden nur neue Gruende, resp Motivation zur Dokumentation 
aufgezaehlt. Wie die Dokumentation denn haette aussehen sollen wurde 
nicht erwaehnt.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.