Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik wohin mit der Blindleistung im Generator?


von Conny P. (conny_phi)


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Hallo,

angenommen, ein ohmsch induktiver Verbraucher hängt an einem 
Synchrongenerator, der im Inselbetrieb läuft. Als Läufer dient ein 
Dauermagnet.
Jetzt kann man überall nachlesen, wie sich das einstellt mit der 
Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung, der Momentan- Wirk- und 
Blindleistung und der pendelnden Energie.

Dabei stößt man zwangsläufig auf die Frage, wo denn nun die pendelnde 
Energie gespeichert wird, wenn sie gerade im Generator ist. Wenn sie in 
Rotationsenergie umgesetzt wird, müsste dann nicht der Rotor zwei mal je 
Umdrehung an Winkelgeschwindigkeit zu- und wieder abnehmen? Kaum 
vorstellbar.
Wer kann da Licht ins Dunkel bringen?

Vielen Dank für alle Antworten

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Conny Phi schrieb:
> wo denn nun die pendelnde Energie gespeichert wird, wenn sie gerade im
> Generator ist
Man könnte eine solche Energie z.B. tadellos vorübergehend im Magnetfeld 
einer Spule "speichern"...

Und natürlich nimmt die Winkelgeschwindigkeit theoretisch laufend zu und 
ab (50 mal pro Sekunde), wenn die Trägheit/Schwungmasse des Systems 
diese Energie nicht aufnehmen kann.

von Conny P. (conny_phi)


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Lothar Miller schrieb:
> Conny Phi schrieb:
>> wo denn nun die pendelnde Energie gespeichert wird, wenn sie gerade im
>> Generator ist
> Man könnte eine solche Energie z.B. tadellos vorübergehend im Magnetfeld
> einer Spule "speichern"...
Die Blindenergie ist doch genau dann nicht im induktiven Verbraucher 
(also im Generator), wenn der Strom Nulldurchgänge hat. Aber zu diesen 
Zeiten ist auch der Strom durch die Spule des Generators gleich Null. 
Wie soll dann darin (also im Magnetfeld der Generatorspule) zu diesen 
Zeitpunkten Energie gespeichert sein?

>
> Und natürlich nimmt die Winkelgeschwindigkeit theoretisch laufend zu und
> ab (50 mal pro Sekunde), wenn die Trägheit/Schwungmasse des Systems
> diese Energie nicht aufnehmen kann.
Nach meinem Verständnis nimmt die Winkelgeschwindigkeit genau dann zu, 
wenn die Schwungmasse Energie aufnimmt.

von U. B. (Gast)


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> Aber zu diesen Zeiten ist auch der Strom durch die Spule des
> Generators gleich Null.
> Wie soll dann darin (also im Magnetfeld der Generatorspule) zu
> diesen Zeitpunkten Energie gespeichert sein?

Dann genau ist natürliche KEINE Energie gespeichert:

E = 0,5 * L*I^²


> Nach meinem Verständnis nimmt die Winkelgeschwindigkeit genau dann zu,
> wenn die Schwungmasse Energie aufnimmt.

Das ist genau dann der Fall.

Falls die Drehzahl jedoch in jedem Zeitpunkt exakt konstant gehalten
bleibt, ändert sich eben das (momentane) Drehmoment.

(Beachten: Bei einer 3~Maschine bleibt das Drehmoment IMMER konstant, 
dann ist Vorstehendes nicht relevant.)

von Magic S. (magic_smoke)


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Gewissermaßen ändert sich die Drehzahl oder das Drehmoment. Das Problem 
hatten die Bahnstromer mit ihren einphasigen Generatoren der 
Umformersätze, die ziemlich unschöne 33,4Hz Schwingungen produzieren.

Edit:
Natürlich keine 100Hz, sondern das doppelte der dort verwendeten 16,7Hz.

von Conny P. (conny_phi)


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U. B. schrieb:
>> Aber zu diesen Zeiten ist auch der Strom durch die Spule des
>> Generators gleich Null.
>> Wie soll dann darin (also im Magnetfeld der Generatorspule) zu
>> diesen Zeitpunkten Energie gespeichert sein?
>
> Dann genau ist natürliche KEINE Energie gespeichert:
>
> E = 0,5 * L*I^²
>
Ja eben. Und damit fällt doch das Magnetfeld des Generators als 
Energiespeicher auf Generatorseite für den induktiven Verbraucher auf 
der anderen Seite weg. Beide "wollen" zur selben Zeit Energie aufnehmen 
bzw. abgeben.

von Conny P. (conny_phi)


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magic smoke schrieb:
> Gewissermaßen ändert sich die Drehzahl oder das Drehmoment. Das Problem

Wenn sich nur das Drehmoment erhöht und die Drehzahl konstant bleibt, 
nimmt die rotierende Masse doch keine Energie auf. Wie muss man sich das 
vorstellen?

von U. B. (Gast)


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> Wenn sich nur das Drehmoment erhöht und die Drehzahl konstant bleibt,
> nimmt die rotierende Masse doch keine Energie auf. Wie muss man sich das
> vorstellen?

Die antreibende Maschine liefert dann weniger Drehmoment
bzw. das Drehmoment wechselt sogar das Vorzeichen
=> Betrieb im 2. Quadrant / "Rückspeisung".

von STM32 Einarbeiter (Gast)


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Nur ein paar Denkanstöße:

große Synchrongeneratoren (Ausnahme: Bahnstrom) laufen mit Drehstrom
-> hin- und rücklaufende Blindleistung der Phasen addiert sich zu jedem 
Augenblick zu Null -> kein Problem

Annahme: weitgehend symmetrische Belastung

von Conny P. (conny_phi)


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U. B. schrieb:
>> Wenn sich nur das Drehmoment erhöht und die Drehzahl konstant bleibt,
>> nimmt die rotierende Masse doch keine Energie auf. Wie muss man sich das
>> vorstellen?
>
> Die antreibende Maschine liefert dann weniger Drehmoment
> bzw. das Drehmoment wechselt sogar das Vorzeichen
> => Betrieb im 2. Quadrant / "Rückspeisung".

Sorry, wenn ich nochmal nachfrage.
Aber woher weiß denn die antreibende Maschine, dass sie mal eben weniger 
Drehmoment liefern muss? Wenn das ein z.B. Wasserrad ist, dann hat das 
bei gleichbleibendem Wasserdurchfluss ein konstantes Drehmoment.

von Conny P. (conny_phi)


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STM32 Einarbeiter schrieb im Beitrag #3596697:
> Nur ein paar Denkanstöße:
>
> große Synchrongeneratoren (Ausnahme: Bahnstrom) laufen mit Drehstrom
> -> hin- und rücklaufende Blindleistung der Phasen addiert sich zu jedem
> Augenblick zu Null -> kein Problem
>
> Annahme: weitgehend symmetrische Belastung

Danke für die Antwort. Das hab ich auch soweit verstanden.

Aber wenn die Belastung mal nicht völlig symmetrisch ist (und wann ist 
sie das in der Praxis schon?), stellt sich genau die selbe Frage und wir 
haben wieder das Problem.

von Magic S. (magic_smoke)


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Wenn das Drehmoment der antreibenden Maschine (völlig egal ob Wasserrad 
oder Dampfturbine) nicht nachgeregelt wird (was so schnell ziemlich 
unmöglich ist), dann ändert sich die Drehzahl. Das wird durch die hohe 
und teils sehr schnell drehende Masse aber stark gedämpft, so daß man es 
nicht sehen kann. Zumal auf eine Beschleunigung bei Aufnahme von Energie 
sofort eine Abbremsung in gleicher Höhe bei der Abgabe von Energie 
erfolgt, immer abwechselnd.

von Conny P. (conny_phi)


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Vielen Dank für die Erklärungen!

von Frank X. (flt)


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Conny Phi schrieb:
> Aber wenn die Belastung mal nicht völlig symmetrisch ist (und wann ist
> sie das in der Praxis schon?), stellt sich genau die selbe Frage und wir
> haben wieder das Problem.

Dann übernimmt der Dämpferkäfig des Läufers die Funktion
einer Ausgleichswicklung.

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