Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Invertierende oder Nicht-Invertierende OPV-Schaltung


von Vadislav (Gast)


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Hallo,

ich möchte gerne mir eine OPV-Verstärker Schaltung aufbauen, verstärken 
möchte ich ein Sinus-Signal.

Jetzt würd ich gerne wissen, welche Schaltung eig. zu bevorzugen wäre:

Eine invertierender oder eine Nicht-Invertierende OPV-Schaltung?

Die Phasenlage des SInussignals ist mir egal, lediglich auf die 
Verstärkung kommt es an.

Ich habe nämlich mal gelesen, dass grundsätzlich immer zunnächst eine 
invertierende Schaltung zu bevorzugen wäre.

von M. K. (sylaina)


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Vadislav schrieb:
> Ich habe nämlich mal gelesen, dass grundsätzlich immer zunnächst eine
> invertierende Schaltung zu bevorzugen wäre.

Das kommt drauf an ob deine Verstärkung größer eins sein soll oder 
kleiner eins. Die nicht invertierende Schaltung kann nämlich nicht 
kleiner eins, genau genommen kann sie nur größer eins.
Nachteil der invertierenden Schaltung ist allerdings, dass der 
Eingangswiderstand vergleichsweise klein ist wegen der virtuellen Masse.

Ich sage: Mach was dir am Besten gefällt.

von Häsch Define (Gast)


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Vadislav schrieb:

> Ich habe nämlich mal gelesen, dass grundsätzlich immer zunnächst eine
> invertierende Schaltung zu bevorzugen wäre.

Warum?

Dann bräuchte es die nicht invertierende Schaltung ja gar nicht zu 
geben.

von Possetitjel (Gast)


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Häsch Define schrieb:

> Vadislav schrieb:
>
>> Ich habe nämlich mal gelesen, dass grundsätzlich immer
>> zunnächst eine invertierende Schaltung zu bevorzugen wäre.
>
> Warum?

Weil bei der invertierenden Schaltung keine Gleichtakt-
aussteuerung der Eingangstransistoren erfolgt und deswegen
die Verzerrungen geringer sind.
Nachteil ist die geringe Eingangsimpedenz.

> Dann bräuchte es die nicht invertierende Schaltung ja gar
> nicht zu geben.

Doch.

Wenn man eine hohe Eingangsimpedanz benötigt, muss man halt die
Verzerrungen in Kauf nehmen und einen nichtinvertierenden
Verstärker wählen.

Irgendwas ist immer ;-)

von Häsch Define (Gast)


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Possetitjel schrieb:

> Wenn man eine hohe Eingangsimpedanz benötigt, muss man halt die
> Verzerrungen in Kauf nehmen und einen nichtinvertierenden
> Verstärker wählen.

Kannst du dies mal genau erläutern?

von Possetitjel (Gast)


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Häsch Define schrieb:

> Possetitjel schrieb:
>
>> Wenn man eine hohe Eingangsimpedanz benötigt, muss man halt
>> die Verzerrungen in Kauf nehmen und einen nichtinvertierenden
>> Verstärker wählen.
>
> Kannst du dies mal genau erläutern?

Was ist "dies"?

Für mich sind die Zusammenhänge offensichtlich; ich weiss nicht,
was ich Dir erläutern soll.

von Marek N. (Gast)


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Er meint,

dass bei der invertierenden Schaltung die Eingänge stets gleiches 
Potenzial haben, i.d.R. Masse, weil ja der pos. Eingang auf GND liegt. 
Damit ist der Arbeitspunkt der Eingangsstufe konstant.

Beim nichtinvertierenden Verstärker wird der pos. Eingang von 
Eingangssignal durch die Gegend geschoben. Durch die Gegenkopplung 
versucht der OPV mit dem Potenzial am neg. Eingang zu folgen. Die 
Eingangsstufe wird mit ihrem Arbeitspunkt durch die Gegend geschoben. 
Das "kann" zu verschlechterten Parametern führen. Bias-Ströme können 
sich verändern, CMRR kann verändert werden, Offset-Spannung, Klirr... , 
ganz allgemein können Dreckeffekte dazukomen und das Ausgnagssignal 
beeinflussen.

von Benjamin V. (samsung)


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Je geringer das common mode-Signal am Eingang, desto niedriger i.a. die 
Verzerrungen. Das liegt an den parasitären Kapazitäten der 
Eingangstransen die eben durch die Sperrschichtdicke moduliert sind und 
sich damit signalabhängig ändern -> zusammen mit den Quellwiderständen 
ergibt sich damit ein änderlicher Tiefpass und entsprechend 
Verzerrungen. Beim invertierenden Verstärker ist das common-mode Signal 
geringer; der nicht-inv. Eingang liegt auf Masse und der inv. sieht nur 
das "winzige" Fehlersignal was nötig ist um den Ausgang dem Eingang 
folgen zu lassen. Beim nicht-inv. Verstärker sehen dagegen beide 
Eingänge das volle Eingangssignal.

von Vadislav (Gast)


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Angenommen, ich würde mich für eine invertierende Schaltung entscheiden:


Sowohl für R1 als auch für R2 würde ich Widerstandsdekaden verwenden in 
einem Bereich von 200 Ohm bis 500k Ohm.....

Normalerweiße würde man aber irgendwie nur bis 100k Widerstände 
verwenden, ist es problematisch solch hohe Widerstände zu verwenden?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Benjamin Van Gyseghem schrieb:
> Beim invertierenden Verstärker ist das common-mode Signal geringer; der
> nicht-inv. Eingang liegt auf Masse und der inv. sieht nur das "winzige"
> Fehlersignal was nötig ist um den Ausgang dem Eingang folgen zu lassen.
Das funktioniert aber nur bei bipolarer Versorgung. Und bei OPs, die für 
bipolare Versorgung ausgelegt sind...

von Possetitjel (Gast)


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Lothar Miller schrieb:

> Benjamin Van Gyseghem schrieb:
>> Beim invertierenden Verstärker ist das common-mode Signal
>> geringer; der nicht-inv. Eingang liegt auf Masse und der
>> inv. sieht nur das "winzige" Fehlersignal was nötig ist
>> um den Ausgang dem Eingang folgen zu lassen.
>
> Das funktioniert aber nur bei bipolarer Versorgung.

<Seufz>

Eigentlich wird den Computern nachgesagt, dass sie nicht in der
Lage sind, zu verstehen, was gemeint ist, sondern alles
buchstabengetreu auslegen...

Bei einem invertierenden Verstärker mit OPV liegt der Plus-Eingang
i.d.R. auf Konstantspannung (=Masse, U_b/2, V_ref, Whatever...)

Sowohl das Eingangssignal der Stufe als auch das rückgekoppelte
Ausgangssignal werden über je einen Widerstand dem Minus-Eingang
zugeführt. Es handelt sich um eine Kompensationsschaltung; der
Plus-Eingang bleibt fest, am Minus-Eingang liegt nur die
Fehlerspannung an. (Früher, in der guten alte Zeit, sprach man
von einer "virtuellen Masse", aber das unterlasse ich lieber...)
Es findet keine Gleichtakt-Aussteuerung statt.

Der nicht-invertierende Verstärker arbeitet prinzipbedingt immer
mit Gleichtakt-Aussteuerung, weil Eingangssignal und Rückkopplung
immer an verschiedene Eingänge geführt werden. Die Schaltungs-
topologien sind substanziell verschieden !

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Possetitjel schrieb:
> <Seufz>
> Eigentlich wird den Computern nachgesagt, dass sie nicht in der Lage
> sind, zu verstehen, was gemeint ist, sondern alles buchstabengetreu
> auslegen...
Sei sicher, ich weiß, was du gemeint hast. Aber damit ist die Frage 
nicht geklärt: was ist an der Gleichtaktaussteuerung so schlecht?

Marek N. schrieb:
> Das "kann" zu verschlechterten Parametern führen.
An welcher Zahl erkennt jetzt der Laie, ob "sein" OP überhaupt 
"sinnvoll" als nichtinvertierender/addierender Verstärker verwendet 
werden darf. Oder andersrum: welche OPs sollte man besser nicht als 
nichtinvertierende oder addierende Verstärker beschalten?

: Bearbeitet durch Moderator
von Possetitjel (Gast)


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Lothar Miller schrieb:

> Sei sicher, ich weiß, was du gemeint hast.

Um so besser; das hatte ich Deiner Erwiderung nicht
entnehmen können. Ich wollte Dir nicht zu nahe treten.

> Aber damit ist die Frage nicht geklärt: was ist an
> der Gleichtaktaussteuerung so schlecht?

Schlecht an der Gleichtaktaussteuerung ist, dass
sie - infolge der endlichen Gleichtakt-Unterdrückung -
einen Fehler im Regelkreis verursacht. Da Transistoren
nichtlineare Bauteile sind, muss man befürchten, dass
dieser Fehler auch nichtlinear vom Gleichtaktsignal
abhängt. Das wären dann zusätzliche Verzerrungen.

Dieser Fehler ist beim invertierenden Verstärker
prinzipiell nicht vorhanden - eben weil keine
Gleichtaktaussteuerung stattfindet. Die Übereinstimmung
der Eingangstransistoren ist dann nicht so extrem wichtig.

> An welcher Zahl erkennt jetzt der Laie, ob "sein" OP
> überhaupt "sinnvoll" als nichtinvertierender/addierender
> Verstärker verwendet werden darf. Oder andersrum: welche
> OPs sollte man besser nicht als nichtinvertierende oder
> addierende Verstärker beschalten?

Ich würde so sagen: Invertierend geht immer. Das ist der
unproblematische Fall.

Eigentlich fällt mir überhaupt nur eine Anwendung ein, bei
der man zwingend einen nicht-invertierenden Verstärker haben
will: Beim Impedanzwandler.
In diesem Falle würde ich das Datenblatt genau lesen:
Gleichtaktunterdrückung, nichtlineare Verzerrungen, ist der
OPV ein Präzisionstyp usw.

von Kai K. (klaas)


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>Eigentlich fällt mir überhaupt nur eine Anwendung ein, bei
>der man zwingend einen nicht-invertierenden Verstärker haben
>will: Beim Impedanzwandler.

Und natürlich, wenn man rauscharm verstärken will.

Es ist richtig, daß bei 1kHz die invertierende Beschaltung fast immer 
geringeren Klirr erzeugt als die nicht-invertierende. Bei hohen 
Audiofrequenzen kann das sich aber auch ins Gegenteil drehen. Der AD745 
und LT1128 sind solche Kandidaten.

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