Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Erfahrungen mit Inovationssoftware gesucht


von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Entwickler und Erfinder,

ich streite mich gerade mit einem Fan der Ideensoftware T***Z.

In diesem Streit sind derzeit die Verheißungen im Vorteil, aber das 
waren auch die zum Perpetuum mobile bis zu den Hauptsätzen der 
Thermodynamik.

Wo sich Verantwortliche über Innovationsschwäche sorgen, da setzen sie 
heute gern einen Innovationsmanager ein - und so wenig Ahnung der im 
technischen Fach hat, so gern setzt er eine Software wie T...Z ein.
Die soll ihm Erfindungen liefern mit der notwendigen Erfindungshöhe.

Wer keine Ahnung hat, wie Innovation abläuft, dem könnte leicht weis 
gemacht werden, ein Algorithmus plus Datenbank ersetze Leute wie Thomas 
A. Edison.

Mit Jubelberichten irgendwelcher Journalisten verschwende ich keine 
Zeit. Solche Artikel stammen wahrscheinlich eh von Vertriebsagenten.


Sondern mich interessieren Eure Meinungen von der Front:

* Welche Patente beruhen wesentlich auf einer Idee, wo das 
"Erfindugsgemäße" von einer Software stammt?

* Wer kann bestätigen, dass solche Software Lösungen geliefert hat, die 
vorher keinem bekannt waren?

* Wer hat eher Anekdoten, wo der Einsatz solcher Software zur 
Bevormundung, Demotivation und gar Kündigungen erfahrener Fachleute 
geführt hat?

Ciao
Wolfgang Horn

von Car (Gast)


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Wie heißt denn die Software komplett? Warum wird der Name verschleiert?

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Car,

> Warum wird der Name verschleiert?

1. Weil die nur Beispiel ist.
2. Vorbeugung gegen Verleumdungsklagen.
3. Vorbeugung auch für jeden, der antworten könnte.

Ciao
Wolfgang Horn

von abc (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:
> 1. Weil die nur Beispiel ist.
> 2. Vorbeugung gegen Verleumdungsklagen.
> 3. Vorbeugung auch für jeden, der antworten könnte.

4. Viel spass bei weiteren Selbstgesprächen.

Wolferl geh mal raus an die frische Luft und les dir später nochmal dein 
Geschreibsel.

von Car (Gast)


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Schade, bin sehr an Innovationsprozessen interessiert und es ist das 
erste mal, dass ich von einer solchen Art von Software gehört habe. 
Würde gerne mehr darüber erfahren können...

von TX (Gast)


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Dito

von Jan H. (j_hansen)


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Meinst du TRIZ? Aber das ist ja keine Software, sondern eine Methode. 
Die man aber ev. softwareunterstützt anwenden kann.

Aber ich denke nicht, dass man so Erfinden geliefert bekommt. Das dient 
doch eher dazu Denkanstöße für Innovationen zu liefern. Nur ein paar 
Daten einzutragen und auf's Knöpfen zu drücken spielt es sicher nicht.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Car schrieb:
> Würde gerne mehr darüber erfahren können...

http://www.triz-online.de/index.php?id=5531

von MAX (Gast)


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Falls du wirklich von triz sprichst?
Solltest du vielleicht mal den Wiki Eintrag dazu lesen. Im Grunde sagen 
"der/die Erfinder" von Triz nur das es bei Entwicklungen/Ideen helfen 
soll, nicht das es Ideen aus dem nichts hervorzaubert.
Ich hab dich immer für aufgeschlossen gehalten Wolfgang, hier suchst du 
ja nur Gründe um etwas von vornhinein abzulehnen. Sicher gibt es Leute, 
gerade die Typen aus der Marketing Ecke die das Allheilmittel 
versprechen. Ist doch mit SAP oder Excel das gleiche. Alles nützliche 
Programme die helfen können, aber nicht alles alleine machen.

von Car (Gast)


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Danke!

von MAX (Gast)


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Falls du noch interesse hast Car, gibts einr PDF Vorlesung/Vortrag
einfach nach "TRIZ Alexander Frank" googeln. Ist doch ganz Interessant.

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Car,

> Schade, bin sehr an Innovationsprozessen interessiert

An Innovation per Software oder an Innovation selbst?

Innovation ist nicht, wenn das Ford Model T endlich mal nicht nur 
schwarz lackiert werden kann. Sondern wenn Du die Patentklagen 
abgewiesen hast - oder Deine Firma die gegen Dein Arbeitnehmerpatent -, 
Ihr nun das exklusive Recht auf Verwertung eines Butter&Brot-Produkt 
habt, Eure Kunden für Eure tolle Lösung ihrer Probleme auch noch 
Mundpropaganda macht.

Aber in den Beschreibungen des Ausbildungsganges "Innovationsmanager" 
finde ich stattdessen nur Marketing, Projektmanagement, 
Produktionsingenieur - und ich erlebe solch ausgebildete 
Innovationsmanager, die T***Z einsetzen.

Ja, ich bin befangen, groß geworden in seinem sehr innovativen 
Unternehmen, wo der Dr. Rohde immer wieder mal an einem der Labortische 
zu sehen war, wie er mit einen jüngst eingestellten Ingenieur am 
Fachsimpeln war.
In diesem Sinne verstehe ich Innovation als einen Prozess, der beginnt, 
wenn der Entwickler sich mit einem Anwender seines Schlüsselkunden 
trifft und dieser seine Probleme schildert und jener seinen Gedanken 
freien Raum gibt.
In diesem Sinne passiert das eigentlich Erfinderische im Zusammenspiel 
von Entwickler und seinem Kunden. Der Rest ist nur noch Patentierung, 
Machbarkeitsuntersuchung, Umsetzung für eine Erprobung, Erprobung, 
Serienfertigung, Marketing in Zusammenarbeit mit dem Erstkunden.

R&S hat mehrere meiner Arbeitnehmerpatente angemeldet. Ein bisschen weiß 
ich also, wovon ich rede.

Denk an das UKW-Radio - erst verschenkte R&S UKW-Autoradios an VIP, dann 
erst setzte die Werbung ein.

Diese Art der Innovation erfordert höchsten Sachverstand, weil nämlich 
mehr als bei der besten Konkurrenz, und sehr viel anderes, damit die 
eigene Erfindung zuerst beim Patentamt ist und zuerst in der Presse.


Und nun sehe ich, wie Wirtschaft und Politik schreibe "wir brauchen mehr 
Innovation" und wie in der Antwort auf diesen Bedarf Fachhochschulen und 
andere Ingenieurstudenten verführen, die Innovation zu managen. Wie 
denen aber notwendige Voraussetzungen fehlen - aber die Vorstände 
vertrauen der Ausbildung "Innovationsmanager".


Ich erlebe, wie Innovationsmanager in ihrem Streben, Innovation machen 
zu wollen, auf unausgegorene technische Trends hereinfallen, weil sie 
zwar ein Budget haben, aber nicht urteilen können, was wohl wirklich 
eine Chance hat auf ein echt innovatives Produkt,
In der Folge erlebe ich, wie der Vertrieb seine Kunden von seinen 
Entwicklern abschirmt, damit die echte Innovation unterbindet und die 
krückenhafte des Innovationsmanagements zulässt.
Ich erlebe, wie einst hoch innovative Firmen Innovationen zukaufen, weil 
sie ihre eigene technologische Kompetenz verscherbelt haben. Wie die 
Kosten dieser Fremdentwicklung so hoch sind, dass eigenen Entwicklern 
gekündigt werden muss. Und dann liefert der Zulieferer noch an die 
Konkurrenz.

Ja, ich bin so befangen, wie das grundfalsch ist. Eher kann Deine Firma 
die Geschäftsführung outsourcen als die Innovation.


T***Z habe ich von Anfang an verfolgt, wo ein Computer einen 
Schachweltmeister schlägt, da wäre es ja auch denkbar, dass auch das 
Zusammenspiel der technischen Gedanken im Computer besser läuft als im 
Fachmann. Auch ein Seminar habe ich mir abgequält, wo der Einsatz von 
T'''Z zur Innovation gepriesen wurde.

Aber bisher fehlt mit das Material. Nur Werbeversprechen habe ich genug.

Zurück, Car, zur echten Innovation: Wo die Innovation schwächeln sollte, 
da ist die Strategie der Ingenieure, Informatiker und Techniker 
effizienter: Die Ursache der Schwäche diagnostizieren und abstellen.

Die üblichen Ursachen hat Dilbert schon alle auf's Korn genommen, denn 
sie liegen weniger beim Entwickler, als eher in der 
Orientierungslosigkeit seines Managers, der vor Zahlen, Daten und Fakten 
das Wichtige übersieht.


Und nun suche ich halt Material.

Ciao
Wolfgang Horn

von Labersülz (Gast)


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Wolgang warf sich in die Brust:
>Ein bisschen weiß ich also, wovon ich rede.

Bist Du sicher?

Innovation, Marketing, Labersülz...

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, MAX hi Jan,

> Solltest du vielleicht mal den Wiki Eintrag dazu lesen.
Längst geschehen.

> Im Grunde sagen "der/die Erfinder" von Triz nur das es bei
> Entwicklungen/Ideen helfen soll, nicht das es Ideen aus dem nichts
> hervorzaubert.

Der Prozess der Erfindung im eigenen Kopf lässt sich modellieren und 
nachvollziehen.
Er ist angeboren und schon bei Babys zu beobachten, wenn sie mit ihren 
Fingern spielen oder auf die Besteckschublade zukrabbeln und 
Hindernissen ausweichen. Das Erfinderische liegt in der größeren 
geistigen Beweglichkeit und dem größeren geistigen Horizont. Der Prozess 
ist relativ unwichtig, wichtiger ist das erworbene fachliche Können.

Wer einen Prozess optimieren will, der modelliert den erst mal und 
schaut sich dann die Engpässe darin getrennt an. Dann weitet er den 
engsten Engpasse auf und dann den nächsten - bis er woanders dringender 
gebraucht wird.

Einen wesentlichen Engpass hat der Erfinder von TRIZ treffend genannt: 
Denkblockaden. Die kennen wir auch aus unserer Schulzeit: Bei dem einen 
Lehrer waren alle verstockt und wollten nicht lernen, nach dem 
Lehrerwechsel blühten sie auf. Pfusch ist, die Ursache der Blockade zu 
erdulden und mit einer Krücke umgehen zu wollen.
Efizienter ist die Diagnose der Ursache der Blockade und deren 
Abstellung. Da Problem dabei: Diese Ursachen befinden sich meist in 
höheren Leitungsebenen, wo echte Kritik als Kündigungsgrund gesehen 
werden könnte.
Dilbert lässt grüßen.

Aber das ist nicht der einzige Engpass. Aber wer vor einem Blechdepp 
steht, der sieht wohl keine weiteren mehr.


> Ich hab dich immer für aufgeschlossen gehalten Wolfgang, hier suchst du
> ja nur Gründe um etwas von vornhinein abzulehnen.
Die Aufgeschlossenheit einer Person hängt sehr vom jeweiligen Gegenstand 
ab. Ein Polizist mag im Spiel mit seinen Kindern sehr aufgeschlossen 
sein, in der Bekämpfung der Bösen aber hat er sehr konsequent zu sein.


> ... die das Allheilmittel versprechen.
Klar. Abgezockt wird immer da, wo die Leute zwar ein Budget haben, ihnen 
aber die Orientierung fehlt. Beispiel: Der Raubzug der Heuschrecken, der 
als Bankenkrise verharmlost wird.

Da ist Aufklärung notwendig.

Ciao
Wolfgang Horn

von Labersülz (Gast)


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Mein Gott -was für ein Geschwafel....

von Jan H. (j_hansen)


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Oben schreibst du, dass Innovation eben nicht ist, dass man das T-Modell 
anders lackiert. Doch genau diese Art von Weiterentwicklung bekommt man, 
wenn man nur ziellos tratscht oder mit dem Kunden plaudert.

Deshalb haben sich Menschen überlegt, wie man Innovation zielgerichtet 
betreiben kann. Und damit Methoden und Prozesse dafür entwickelt. Eine 
davon ist TRIZ. Meiner Meinung nach wirklich interessant.

Das heißt natürlich nicht, dass man dann die Innovationen vom Computer 
geliefert bekommt. Hätte mir gegenüber auch noch nie jemand behauptet. 
Auch heißt es nicht, dass man dann keine genialen Köpfe mehr benötigt.

Allerdings sind gerade Techniker (ja, ich bin auch so einer) 
normalerweise eher negativ gegenüber solchem "Management-Wischi-Waschi" 
eingestellt. Außerdem ist die Anwendung von z.B. TRIZ nicht trivial, 
auch wenn es auf den ersten Blick so zu sein scheint. Man kann sich also 
durchaus einen Innovationsmanager leisten. Der muss nichts selbst 
erfinden, sondern im Idealfall die Techniker unterstützen und das Thema 
aktiv treiben. Der muss dann auch nicht im Detail alles umsetzen können.

Auch Steve Jobs war kein genialer Techniker, sondern innovativ. Und zu 
seinen Ideen kam oft von Technikern "nicht umsetzbar" und von den Kunden 
"brauche ich nicht". Aber so etwas ist eben echte Innovation, und dafür 
sind gewisse Techniken einfach hilfreich.

von Wolfgang H. (Gast)


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Richtig, Jan,

> Oben schreibst du, dass Innovation eben nicht ist, dass man das
> T-Modell anders lackiert. Doch genau diese Art von Weiterentwicklung
> bekommt man, wenn man nur ziellos tratscht oder mit dem Kunden plaudert.
Die Ursache des Fehlers liegt im "ziellos". Genauer, im Mangel an der 
eigenen Orientierung.
Der Unternehmer und seine Leute müssen sich entscheiden, was sie wollen. 
In welche Richtung sie sich entwickeln wollen, welche Aufträge sie 
annehmen - und welche anderen sie ablehnen.

> Deshalb haben sich Menschen überlegt, wie man Innovation zielgerichtet
> betreiben kann.
Keine Methode, kein Prozess kann dem Unternehmer seine strategische 
Entscheidung abnehmen. Die damit verbundene Verantwortung kann ihm auch 
keiner abnehmen.

> Meiner Meinung nach wirklich interessant.
Das schon.

> Allerdings sind gerade Techniker... negativ ... eingestellt.
Unterschiede im Erfahrungshorizont führen zu unterschiedlichen 
Wertungen.

> ... Man kann sich also durchaus einen Innovationsmanager leisten.
Leisten? Das ist nicht nur eine Frage des Gehalts. Beim Vergleich zweier 
Prozesse der Innovation ist der Gesamtbeitrag zu den Unternehmenszielen 
zu sehen - und zwar einschließlich der Risiken und Nebenwirkungen.

> Auch Steve Jobs war kein genialer Techniker, sondern innovativ.
Nur bei großen technologischen Sprüngen kann ein Einzelerfinder weit vor 
seiner Konkurrenz bleiben.
Andernfalls braucht er ein Team vieler Könner, die in jeweils ihrem Fach 
zur Spitze gehören.
Wer von denen nachher ins Rampenlicht tritt, ist dann sekundär.

Bestimmte Techniken und Methoden mögen dabei helfen, das müsste man dann 
einzeln untersuchen - oder einfach den machen lassen, der die 
Verantwortung übernommen hat.

Ciao
Wolfgang Horn

von Braini (Gast)


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Klingt ja wie so ein typisches Meeting, in dem man auf Knopfdruck 
"kreativ" sein soll.

Es ist doch ganz trivial:

i) Nicht jeder Mensch ist zum Innovator geeignet
ii) Das Gehirn eines Innovators kann nicht in einem Algorithmus 
implementiert werden (zu komplex).
iii)Jeder Versuch endet in Prozessen.
iv) Prozess und Innovation sehen im Widerspruch.

Nuff said.

von ich fresse bwler zum frühstück (Gast)


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Ist halt der Mangerwunschtraum auf Kopfruck "Innovationen" rauszuhauen 
wie ein Maschine, daran sieht man wieder wie saublöd die reinen BWLer 
sind. Jemand mit technischem Hintergrund weiss sofort wie naiv-doof 
diese Wunschvorstellungen sind. Andererseits kann man denen auch jedes 
Schlangenöl andrehen, diese Blödheit sollte man ausnutzen.

Passend auch das hier:
http://www.youtube.com/watch?v=BKorP55Aqvg

von A Team (Gast)


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Hm, wenn Bosch jeden Tag 2 Patente raushaut, dann sind das doch auch 
nicht jedesmal neue "Erfindungen", oder liege ich da falsch? Mein 
Verdacht ist halt, dass solche großen Konzerne das TRITZ benutzen, um 
von 1 Erfindung die ganzen nahen Verwandten systematisch abzugrasen, um 
diese dann auch gleich mal präventiv zum Patent anzumelden.

Wie gesagt: ist nur mein Verdacht. Aber bei über 800 Patenten pro Jahr 
(also rund 3 Patenten jeden Arbeitstag)... Respekt ;-)

von Car (Gast)


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A Team schrieb:
> Wie gesagt: ist nur mein Verdacht. Aber bei über 800 Patenten pro Jahr
> (also rund 3 Patenten jeden Arbeitstag)... Respekt ;-)

Man kann doch wohl von einem Ingenieur erwarten, dass seine Arbeit 
innerhalb von 10 Jahren zu einem Patent führt.

Da entsprechen 800 Patente pro Jahr einer Firma mit 8000 Ingenieuren.

von думлихер троль (Gast)


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Innovation per Software? Das wird wohl ein wahlloses Permutieren von 
irgendwelchen Prinzipien, Anwendungen und Problemen sein.

von A Team (Gast)


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Car schrieb:
> Man kann doch wohl von einem Ingenieur erwarten, dass seine Arbeit
> innerhalb von 10 Jahren zu einem Patent führt.

Oder ich warte bis zur Rente und melde die Patente dann auf mich selber 
an. Muss mir mal überlegen, wie ich das hindrehe, so dass mein 
ehemaliger AG nicht irgendwie juristisch an meine Patenteinkünfte ran 
kann...

von Car (Gast)


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A Team schrieb:
> Oder ich warte bis zur Rente und melde die Patente dann auf mich selber
> an. Muss mir mal überlegen, wie ich das hindrehe, so dass mein
> ehemaliger AG nicht irgendwie juristisch an meine Patenteinkünfte ran
> kann...

Ich weiß ja nicht wie alt Du bist, aber bis dahin sind die Erfindungen 
aufgrund des technischen Fortschritts wohl wertlos.

Die wenigsten Patente erziehlen aktiv Einkünfte.

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

A Team schrieb:
> Car schrieb:
>> Man kann doch wohl von einem Ingenieur erwarten, dass seine Arbeit
>> innerhalb von 10 Jahren zu einem Patent führt.
>
> Oder ich warte bis zur Rente und melde die Patente dann auf mich selber
> an. Muss mir mal überlegen, wie ich das hindrehe, so dass mein
> ehemaliger AG nicht irgendwie juristisch an meine Patenteinkünfte ran
> kann...

Dazu muss man aber ganz kurz vor der Rente stehen, sonst wird man -wie 
von Car geschrieben- vermutlich leer ausgehen und damit nicht mal mehr 
"den kleinen Bruchteil" der Einnahmen abbekommen.
Vorrausgesetzt das Patent wird überhaupt ein Erfolg. Und das 
Kostenrisiko ist ja auch nicht zu verachten.

Wenn man natürlich ganz kurz vor der Rente steht und glaubt man hätte 
etwas super Erfolgreiches erfunden kann es sich trotzdem lohnen.

Interessanter fände ich allerdings die Frage wie es aussieht wenn man 
einer (erlaubten) Nebenbeschäftigung nachgeht. Man also ZWEI Arbeitgeber 
hat. (Einfach so darf ein AG ja eine Nebenbeschäftigung nicht 
untersagen...)

Wie ist da die LAge wenn man ein Patent anmeldet und gleichzeitig SELBER 
ein gewerbe angemeldet hat oder aber beispielsweise bei einer auf die 
Frau/die Kinder/die Eltern angemeldete UG/GmbH formal angestellt ist und 
dann behauptet die Erfindung sei im Rahmen der Tätigkeit DIESES Jobs 
entstanden...?

Car schrieb:
> Man kann doch wohl von einem Ingenieur erwarten, dass seine Arbeit
> innerhalb von 10 Jahren zu einem Patent führt.
>
> Da entsprechen 800 Patente pro Jahr einer Firma mit 8000 Ingenieuren.

Für einen in der "Forschung" beschäftigten Ing. kann man das mit mind. 1 
Patent in 10 Jahren als Größe sicher so erst einmal stehen lassen.
(Auch wenn es nur eine Vermutung ist!)

Allerdings gibt es sehr viele Ing. die hervorragende Arbeit leisten und 
in Ihrer ganzen Laufbahn überhaupt kein Patent hervorbringen.
Wenn - dann ist das nur ein Zufall!

Auch darf man nicht vergessen das die Großfirmen so manches Patent 
anmelden dessen Inhalt einem KMU einfach zu trivial vorkommen würde und 
das vermutlich auch keinen Anfechtungsprozess überleben würde.
Einfach damit man mit mit einer möglichst hohen Zahl an Patenten 
brillieren kann. Auch wenn diese Patente aus Gründen der 
Durchsetzbarkeit (Kippen bei Anfechtung) niemals aus sich selbst heraus 
Einnahmen erzielen werden.

Gruß
Carsten

: Bearbeitet durch User
von Mark 99 (Gast)


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Fangen wir mal mit einer klaren Aussage an:

Ein Idiot mit einem Werkzeug ist ein Idiot -- mit einem Werkzeug.

Kein Werkzeug (Software, Methode) kann einfach Blei in Gold wandeln oder 
einen Idioten zu einem Innovator machen. Ein Werkzeug, dass das 
verspricht ist klassisches Schlangenöl, die "Silver Bullet", die es 
nicht gibt.

Bei TRIZ kommt noch hinzu, dass das ein sektenartiges System ist. 
Basierend auf einer dubiosen, nicht abgesicherten Forschung, mit 
Esoterik angereichert, entstanden im tiefsten Sumpf der 50er-Jahre 
UdSSR-Parapsychologie (Gedankenkontrolle, etc.). Man muss es glauben. 
Glaubt man dran, passiert etwas erstaunliches. Es funktioniert. 
Manchmal. Es funktioniert nämlich mit denjenigen, die auch ohne TRIZ 
Ergebnisse geliefert hätten. So hat man den wunderbaren "Beweis" dass 
was rauskommt.

Nun ist es mit TRIZ im Unternehmen so wie sonst auch. Man muss sich 
seine Kämpfe sorgfältig aussuchen. Will man den steinigen Weg gehen und 
dagegen kämpfen, oder kann man sich mit der Methode arrangieren und es 
einfach aussitzen?

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Carsten,

> Dazu muss man aber ganz kurz vor der Rente stehen,

Laut Patentgesetz wird ein Patent nur auf eine technische Lösung 
erteilt, die erstens neu ist, zweitens nachvollziehbar und drittens 
nützlich für den Anwender.

Wer eine der Voraussetzungen verletzt sieht, der kann auf Nichtigkeit 
klagen.

Daraus ergibt sich der Wettlauf zum Einwurfkasten am Patentamt.
Deshalb müssen Patente entweder sofort angemeldet werden - oder höhere 
Lizenzzahlungen in den Verkaufspreis einkalkuliert werden.

> Interessanter fände ich allerdings die Frage wie es aussieht wenn man
> einer (erlaubten) Nebenbeschäftigung nachgeht. Man also ZWEI Arbeitgeber
> hat.
Wegen der vielen Antworten auf solche SUDOKU-haft kniffligen Frage sind 
die Bücher über PatentGesetz und Arbeitnehmererfindungsgesetz so richtig 
dicke Schwarten.

Da erwarte ich einige Prozesse, weil ein Zeitarbeiter 
Betriebsgeheimnisse vom einen AG zum nächsten getragen hat, vielleicht 
auch ein eigenes Patent angemeldet. Die Gegenmaßnahme erleben wir in den 
Quibicles in Dilberts Klitsche - wer meint, Zeitarbeiter seien billiger, 
der muss sie von aller Kommunikation zu Kollegen aussperren, sonst werde 
sie als Leck für Geheimnisse zu teuer.

So interessant die Fragen auch sind, die Antworten sind so gefährlich 
wie die Rechtsberatung als Nicht-Anwalt.

> ... oder aber beispielsweise bei einer auf die Frau/die Kinde ...
So einen Fall habe ich erlebt - der Sohn eines Kollegen meldete Patente 
aus dem Arbeitsbereich seines Vaters an, stellte seinen Vater an und 
dessen ehemaliger Arbeitgeber hatte das Nachsehen.

> Für einen in der "Forschung" beschäftigten Ing. kann man das mit mind. 1
> Patent in 10 Jahren als Größe sicher so erst einmal stehen lassen.
> (Auch wenn es nur eine Vermutung ist!)
Ich kenne einen Kollegen, der hat ein Dutzend Arbeitnehmererfindungen 
pro Jahr angemeldet und dafür je einen Tausender Einreichungsprämie 
kassiert.
Seine Kollegen haben ihn gemieden, weil er deren Probleme aufgegriffen 
und erfindungsgemäss gelöst hat. Wo andere SUDOKUS lösten, da las er die 
Offenlegungsschriften des Patentamts.

> Allerdings gibt es sehr viele Ing. die hervorragende Arbeit leisten und
> in Ihrer ganzen Laufbahn überhaupt kein Patent hervorbringen.
> Wenn - dann ist das nur ein Zufall!
Mancher schafft sich halt einen erhebliche Nebenverdienst, indem er die 
im Kollegenkreis diskutierten Probleme löst, andere lehnen Patente ab, 
als kämen die aus der Hölle.
>
> Auch darf man nicht vergessen das die Großfirmen so manches Patent
> anmelden dessen Inhalt einem KMU einfach zu trivial vorkommen würde und
> das vermutlich auch keinen Anfechtungsprozess überleben würde.
Klar. Der Innovationsmanager muss seinen Vorgesetzten ja seinen Wert 
beweisen "50% Steigerung der Einreichungen von Arbeitnehmererfindungen 
jährlich!" ist kinderleicht machbar - solange einem die Qualität und die 
Nebenwirkungen egal sind.

> Durchsetzbarkeit (Kippen bei Anfechtung) niemals aus sich selbst heraus
> Einnahmen erzielen werden.
Ich hätte nie gedacht, dass Samsung für seine runden Ecken Milliarden 
Dollar zahlen darf...

Wolfgang Horn

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Braini,

> Klingt ja wie so ein typisches Meeting, in dem man auf Knopfdruck
> "kreativ" sein soll.
Schrecklich. Der Boss kommt rein, verlangt Kreativität, schmettert alle 
spontanen Vorschläge ab und "gewinnt" dann mit seinem Halbgaren. Bäh.

> i) Nicht jeder Mensch ist zum Innovator geeignet
Das ist wie mit den Casanovas: Alle Menschen sind gleich geboren. 
Kreativität ist angeboren. Aber viel zu Wenige haben alle 
Voraussetzungen für lohnende erfinderische Tätigkeit. Die 
Voraussetzungen sind sehr zahlreich und müssen alle erfüllt sein.

> ii) Das Gehirn eines Innovators kann nicht in einem Algorithmus
> implementiert werden (zu komplex).
Das reklamiert der Erfinder von T***Z - und er hat genügend Recht, dass 
Innovationsmanager darin ausgebildet werden und ihm die Software 
abkaufen.
Dilberts Managern traue ich zu, dass sie aus dem Praktikanten mit Hilfe 
der Software zum Serienerfinder machen.

> iii)Jeder Versuch endet in Prozessen.
Ich erwarte sehr viele erfolgreiche Klagen auf Nichtigkeit, weil dem 
Algorithmus die Erfahrung fehlt und der jede Sackgasse der Innovation 
erneut entdeckt.

> iv) Prozess und Innovation sehen im Widerspruch.
Ja. Vor allem, da die Verfasser des Patentgesetzes eine Erfindung als 
göttliche Eingebung sahen, als Gunstbeweis Gottes. Ein erfinderischer 
Algorithmus beendet diese Illusion wirksam.

Ciao
Wolfgang Horn

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Mark 99,

> Manchmal. Es funktioniert nämlich mit denjenigen, die auch ohne TRIZ
> Ergebnisse geliefert hätten. So hat man den wunderbaren "Beweis" dass
> was rauskommt.

Darin vermute ich sogar den größten Nutzen. Und zwar einen, der dem des 
klugen Astrologen ähnelt: Was am Königshofe Tabu ist, das kann den 
Sternen aber doch in den Mund gelegt werden.

Niemals würden Dilbert oder seine Kollegen ihren Boss einen Deppen 
nennen.
Aber die vom Boss favorisierte SW könnte man das sagen lassen.

TRIZ reklamiert, Blockaden im Denken lösen zu können. Welcher Entwickler 
weiß nicht von den Vorlieben und Tabus, die seine Kollegen und sein Boss 
- und auch er selbst - mit sich herum schleppen? Mercedes war eben 
Familienkutsche und kein Sportwagen, Basta! Und die A-Klasse ist per 
Anordnung kurvenstabil, Basta!

Wer zu solchen Vorurteilen neigt, der neigt auch zum Kauf von TRIZ. Der 
Boss Dilberts kann gar nicht anders, weil er Dilbert längst in die 
Innere Kündigung getrieben hat.


> Ein Idiot mit einem Werkzeug ist ein Idiot -- mit einem Werkzeug.
Mag sein. Manche Hexe war nur deshalb eine, weil die Dorfdeppen einen 
Sündenbock brauchten.

> Kein Werkzeug ... kann ... einen Idioten zu einem Innovator machen.
Das ist eine selbsterfüllende Prophezeiung - wer bereits als Idiot 
verschrien ist, dem glaubt keiner mehr.

> Bei TRIZ kommt noch hinzu, dass das ein sektenartiges System ist.
Wer einem Computer das Permutieren mit Schachfiguren beibringen kann, 
der wird ihm auch das Permutieren mit Konstruktionsprinzipien beibringen 
können.

> Basierend auf einer dubiosen, nicht abgesicherten Forschung,
Die ist so wenig notwendig, wie Dilberts Boss froh ist, wenn ihm sein 
Praktikant mit TRIZ mehr Erfindungen pro Jahr beschert als Dilbert.

"Kreativität" und "Genialität" werden noch heute vielfach für 
Eingebungen aus einer andere Sphäre gehalten.

> ... Man muss sich seine Kämpfe sorgfältig aussuchen.
Klar.

Ciao
Wolgang Horn

von Oh mein Gott (Gast)


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Labersülz schrieb:
> Mein Gott -was für ein Geschwafel....

Der bisher sinnvollste Beitrag in diesem Thread.

von asdf (Gast)


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> Man kann doch wohl von einem Ingenieur erwarten, dass seine Arbeit
> innerhalb von 10 Jahren zu einem Patent führt.

Hahaha - made my day :-)

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