Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Schrittmotor Pollin und PBL3717


von Schrittmotor (Gast)


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Hallo,

ich habe hier einen Schrittmotor von Pollin (310453), der zwar 
augenscheinlich ein recht gutes Haltemoment hat, doch bei meinen ersten 
Tests mit einer Ansteuerung mithilfe des PBL3717A gibt es für meinen 
Geschmack relativ viele Aussetzer so dass Schritte übersprungen 
werden... Es dreht nur die nackte Welle ohne Last...
Ich meine 0,38Nm Haltemoment sind ja immerhin 380Gramm mit einem Hebel 
von einem Meter. Da hätte ich erwartet, dass ich direkt an der Welle 
eine enorme Kraft spüren müsste, dem ist aber nicht so...

Der Motor wird mit 12V versorgt.
Der Sense Widerstand ist 0,48 Ohm.

Ist zwar schwierig zu mutmaßen, aber möglicherweise habe ich 
irgendwelche dummen Anfängerfehler begangen auf die ihr mich aus der 
Ferne aufmerksam machen würdet?


Danke und schönen Restsonntag.

von m.n. (Gast)


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Schrittmotor schrieb:
> Ich meine 0,38Nm Haltemoment sind ja immerhin 380Gramm mit einem Hebel
> von einem Meter.

Das würde ich noch einmal nachrechnen.

> Ist zwar schwierig zu mutmaßen, aber möglicherweise habe ich
> irgendwelche dummen Anfängerfehler begangen auf die ihr mich aus der
> Ferne aufmerksam machen würdet?

Du zeigst weder Schaltung noch Programm. Was soll man dann dazu sagen?

> Danke und schönen Restsonntag.

Dir auch noch einen schönen Palmensonntag!

von Schrittmotor (Gast)


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Oh, stimmt, um eine Zehnerpotenz verrechnet.

1kg = 10N

Damit wären 0,38Nm aber immernoch 38g auf einen Meter und doch erheblich 
3,8kg auf einen Zentimeter.

Die Achse selbst hat ca. 5mm Durchmesser, d.h. an der Achse selbst muss 
die Kraft ca. 7kg Haltemoment betragen.

Ich habe zwar keinen Kraftmesser hier, aber diese Kraft wird garantiert 
nicht aufgebracht...

Irgendwie ist der Motor einfach nicht so stark, wie ich es aufgrund 
seines Haltemoments erwarten würde.

Zu der Ansteuerung:
Der Schaltplan entsprich exakt demjenigen des Datenblattes mit einem 
Unterschied: In Ermangelung von 1Ohm Widerständen habe ich für den 
Sense-Resistor 0,47Ohm verwenden müssen.


Die Software sieht so aus, dass ich Die vier IO-Ports auf "low" gesetzt 
habe und die Phase immer Viertelperiodisch high und low setze.


P1-Low P2 Low
P1-High P2 Low
P1-High P2 High
P1-Low P2 High

Jeweils 100ms Wartezeit zwischen den einzelnen Umschaltprozessen.

von Marek W. (ma_wa)


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Das kann mehrere Gründe haben, da kann man ohne Schalung nicht viel zu 
sagen.

1.) Das Haltemoment gilt nur bei den Vollschritten.

2.) In Bewegung gibt es einen gegen EMK der deinem Strom und damit dem 
EMK entgegen wirkt. Je schneller sich der Schrittmotor bewegt um so 
größer ist der gegen EMK. Daher eignet sich ein Schrittmotor auch nicht 
wirklich gut als Antriebsmotor. Diesem wirkt man mit einer geregelten 
höheren Spannung entgegen, da der Strom für das Halte- oder besser 
Drehmoment zuständig ist.
http://de.wikipedia.org/wiki/Elektromotorische_Kraft

3.) Nimm doch mal ein Messgerät und ermittle den Strom der im 
Haltezeitpunkt durch die Wicklungen fließt, mit Hilfe des Datenblattes 
kann man dann das Haltemoment ermitteln. Eventuell passt hier etwas 
nicht und der Strom ist zu klein.

4.) Prüfe die Schaltung und die Anschlüsse der Motorspulen, eventuell 
ist hier etwas vertauscht oder gedreht.

5.) Verlinke bitte hier das Datenblatt und deine Schaltung. Kaum einer 
hier hat Lust die die Rosinen aus der Nase zu ziehen oder bei Pollin ein 
Datenblatt zu suchen.

von Schrittmotor (Gast)


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Hier wäre meine Beschaltung.

von m.n. (Gast)


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Schrittmotor schrieb:
> Zu der Ansteuerung:
> Der Schaltplan entsprich exakt demjenigen des Datenblattes mit einem
> Unterschied: In Ermangelung von 1Ohm Widerständen habe ich für den
> Sense-Resistor 0,47Ohm verwenden müssen.

Dann mußt Du einen Fehler bei der Verdrahtung haben. Der ...3717 ist 
zwar ein 'ausgedientes' Teil, aber im Ruhezustand bei 1A wird das 
erwartete Haltemoment für ihn kein Problem sein.
Vermutlich funktioniert die Stromregelung nicht.

Ich sehe gerade die Daten vom Motor: 12V Strangspannung, das ist 
schlecht!
Nimm einen Motor mit einer deutlich kleineren Strangspannung oder 
betreib die Schaltung mit >=24V.

von Marek W. (ma_wa)


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Du verwendest ein Treiber mit Chopperbetrieb. So etwas wird verwendet, 
um dem gegen EMK entgegen zu wirken, daher auch die Sense-Widerstände, 
die den Spulenstrom messen.

https://www.pollin.de/shop/downloads/D101108D.PDF

Lese das Datenblatt!

Die Betriebsspannung der Schaltung muss deutlich 75%-150% über der 
Nennspannung des Motors liegen. Ist das nicht der Fall, kann das IC 
nicht den Nennstrom durch die Spulen schicken. Das Choppern erfolgt 
durch das Ein- und Ausschalten der Spulen, ist also eine Art PWM für das 
Halte- oder Drehmoment.

Poste bitte hier einmal deine Motordaten, ich kann da später noch mal 
drüber schauen.

von Schrittmotor (Gast)


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Also das Datenblatt meines Schrittmotors ist das folgende:

http://www.pollin.de/shop/downloads/D310453D.PDF



Meine VS-Versorgungsspannung beträgt 12V für den Motor. Diese Spannung 
wird auch als Nennspannung für den Motor angegeben, wobei der Motor mit 
seinen 30 Ohm Windungen damit 400mA Nennstrom besitzt
Das IC nennt als minimale Spannung 10V, sollte also mit 12V keine 
Probleme haben.

Nun zwei Fragen:

1)
Wo soll ich aus dem Datenblatt entnehmen können, dass ich für VS 
deutlich mehr Spannung nehmen soll als die Motor-Nennspannung?


2)
Wenn ich mehr Spannung nehme, beschädige ich damit nicht zwangsweise 
meinen Motor? Der Strom wird doch damit zwangsweise höher als die vom 
Motor geforderten 400mA..


Und dann mal noch eine dritte Frage:

3)
Woher entnehme ich eigentlich, wieviel Strom das IC bei den drei 
Strom-Modi
Low-Current
Medium-Current
High-Current

bereitstellt?

von spess53 (Gast)


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Hi

>Wo soll ich aus dem Datenblatt entnehmen können, dass ich für VS
>deutlich mehr Spannung nehmen soll als die Motor-Nennspannung?

Eine höhere Spannung ist die Bedingung für den Chopperbetrieb.

>Wenn ich mehr Spannung nehme, beschädige ich damit nicht zwangsweise
>meinen Motor? Der Strom wird doch damit zwangsweise höher als die vom
>Motor geforderten 400mA..

Nein. Im Chopperbetrieb misst der IC den Strom durch den Motor über den 
Sensewiderstand. Bei der eingestellten Schwelle wird der Strom 
abgeschaltet.

>Woher entnehme ich eigentlich, wieviel Strom das IC bei den drei
>Strom-Modi
>Low-Current
>Medium-Current
>High-Current

>bereitstellt?

Im Datenblatt findest du auf S.4 Angaben zum Komparator. Interessant 
sind

Comparator Low Threshold Voltage          78 mV
Comparator Medium Threshold Voltage      251 mV
Comparator High Threshold Voltage)       416 mV

das sind die Spannungen, bei denen (bei Vref=5V) der Strom in den 
einzelnen Modi abgeschaltet wird. Die Spannung kommt vom 
Sensewiderstand. Der Rest ist ohmsches Gesetz: Bei 1R Senswiderstand 
ergeben sich folgende Ströme:

Low-Current          78 mA
Medium-Current      251 mA
High-Current        416 mA

Datenblatt im Anhang ist da etwas ausführlicher.

MfG Spess

von Kein Name (Gast)


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> Wo soll ich aus dem Datenblatt entnehmen können

Na ja, der Motor ist halt bei Pollin gelandet, weil es kein 
vollständiges Datenblatt gibt.
Theoretisch könntest du aus den 40mH die Spannung berechnen. Praktisch 
geht es besser experimentell. 0,4A Strombegrenzung einstellen und 
schauen, wie viel Spannung du bei der gewünschten Drehzahl für die 0,4A 
brauchst.

>Der Strom wird doch damit zwangsweise höher

Wegen diesem Problem benutzt du ja ein so einen aufwendigen Treiber. 
Unabhängig von der Spannung begrenzt der pbl3717a den Strom.

>Woher entnehme ich eigentlich

Diese Ströme stellst du selbst ein.
Der pbl3717a vergleicht die Spannung an Pin10 mit den Spannungen am 
Pin11 Spannungsteiler. Du musst nun Rs und Ref so wählen, dass die 
gewünschten Ströme entstehen.

Z.B. du willst 0,4A und Rs ist 1 Ohm. Ergibt 0,4 Volt an Pin10. Brauchst 
4,8 Volt an Pin11 ((105+223+223)*4,8)/(6000+105+223+223) = 0,4.

von Marek W. (ma_wa)


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spess53 (Gast) hat das schon gut beschrieben, dem ist eigentlich nichts 
weiteres hinzu zu fügen. Einfach einmal den Sense-Widerstand berechnen, 
ich denke, hier kommst du mit einem Ohm sehr gut hin. Im Haltemoment 
wirkt nur der ohmsche Anteil der Spule und daher sollte das mit deinen 
400mA ganz gut passen.

Am besten im Betrieb einmal indirekt über die Sense den Spulenstrom 
ermitteln. Eventuell wäre hierfür ein Oszi ganz gut, dann sieht man auch 
gleich, ob der Chopper arbeitet. Dann einfach die Betriebsspannung 
erhöhen, ich den ca. 20V-24V sollte reichen. Aber dabei einmal den Strom 
im Auge behalten.

Danach kannst du einmal die Spannung über die Spulen messen. Wenn der 
Motor mit einer hohen Winkelgeschwindigkeit betrieben wird, sollte die 
Spulenspannung durch den Chopper steigen. Das sollte kein Problem 
darstellen, da die höhere Spannung der Induktion durch die Drehbewegung 
entgegenwirkt. Der Strom sollte sich dann dabei nicht verändern und bei 
ca. 400mA liegen. Der Strom ist es, der für deinen Halte- oder 
Drehmoment verantwortlich ist. Die Spannung ist es, die den Strom 
treibt.

Wenn man den Drehmoment bei einer sehr hohen Winkelgeschwindigkeit 
braucht, muss die Spannung noch höher werden. Das könnte man sich mit 
der Spuleninduktivität aus dem Datenblatt und der gewünschten 
Geschwindigkeit ausrechnen. Ich denke aber, das ist in deinem Fall mit 
Kanonen auf Spatzen schießen, 24V sollten für deinen Zweck mehr als 
genug sein.

: Bearbeitet durch User
von Schrittmotor (Gast)


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Ok, euch allen herzlichen Dank für die Hilfe. Das neuere Datenblatt ist 
ein enormer Gewinn.

Ich denke ich werde es heute Abend nochmal mit einer höheren Spannung 
ausprobieren und mal mit dem Sense-Resistor spielen. 24V sind Dank 
zweier Bleibatterien kein Problem.

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