Forum: Haus & Smart Home Rückwirkung Induktiver Lasten auf Stromnetz


von Lurch09 (Gast)


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Hallo,


ich hätte folgende Verständnisfrage:


wenn ich in meiner Wohnung eine große induktive Last einstecke, dann hat 
das ja eine Phasenverschiebung von Spannung und Strom zur Folge.

Nur - bis wohin wirkt sich das aus? Wenn am gleichen Stromkreis eine 
Glühbirne hängt, verschiebt sich dann dort auch die Phasenlage von 
Spannung und Strom? Was ist mit der Wohnung meines Nachbarn?

Und was ist, wenn der Nachbar eine kapazitive Last einsteckt? Welche 
Phasenlage nehmen Spannung und Strom dann ein?


Danke für die Antworten!

von Possetitjel (Gast)


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Lurch09 schrieb:

> wenn ich in meiner Wohnung eine große induktive Last
> einstecke, dann hat das ja eine Phasenverschiebung von
> Spannung und Strom zur Folge.

Ja.
Der Strom durch die induktive Last ist gegen die Spannung
an der Last phasenverschoben. Richtig.

> Nur - bis wohin wirkt sich das aus?

Theoretisch bis zum Generator.
Praktisch ist die Auswirkung (wegen der Vielzahl der insgesamt
vorhandenen Verbraucher) minimal bis vernachlässigbar.

> Wenn am gleichen Stromkreis eine Glühbirne hängt, verschiebt
> sich dann dort auch die Phasenlage von Spannung und Strom?

Nein.
Es hat keinen Sinn, den Strom durch die Induktivität mit
der Spannung an der Glühlampe in Beziehung zu setzen.

Genauer: Vom Abzweig bis zur Lampe sind Strom und Spannung in
Phase, weil die Glühlampe ein Wirkwiderstand ist. Im
"gemeinsamen" Teil des Stromkreises addieren sich die
Ströme natürlich mit ihrer jeweiligen Phase; der Gesamtstrom
ist also gegen die Spannung am Kreis verschoben - allerdings
um weniger als 90°.

> Was ist mit der Wohnung meines Nachbarn?

Nicht viel.

Die Verbraucher im Netz sind parallelgeschaltet. Es hat
wenig Sinn, den Strom in Deinem Zweig mit der Spannung
im Zweig des Nachbarn in Beziehung zu setzen.

Erst dort, wo sich die Ströme addieren - nämlich in der
Versorgungsleitung für Eure Straße - wird die Sache
wieder interessant. Dieser Strom ändert sich tatsächlich,
wenn der Nachbar z.B. den Kondensator ansteckt.

> Und was ist, wenn der Nachbar eine kapazitive Last
> einsteckt? Welche Phasenlage nehmen Spannung und Strom
> dann ein?

Fragestellung ist sinnlos: Die Verbraucher sind parallel-
geschaltet. Man kann also bei allem, was an einem Ortstrafo
hängt, in guter Näherung von der Spannung sprechen, aber
nicht von dem Strom. Jeder Zweig nimmt sich den Strom, den
er braucht - nach Amplitude und Phase.

Die Spannung ist gemeinsam, aber der Strom ist in jedem Zweig
extra.

von Peter (Gast)


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Lurch09 schrieb:
> wenn ich in meiner Wohnung eine große induktive Last einstecke, dann hat
> das ja eine Phasenverschiebung von Spannung und Strom zur Folge.

Ja richtig. Der Strom eilt der Spannung an einer Induktivität nach (um 
90° theoretisch). Diese Verschiebung macht sich auch Leistungmäßig 
bemerkbar. Das ist die sog. Blindleistung oder auch Pendelleistung. Bei 
Privathaushalten wird das akzeptiert, bei Industrie wird dann ein 
Blindleistungszähler zusätzlich installiert. Es entstehen nämlich 
Blindleistungsverluste. Und diese sind gerade in der Industrie ziemlich 
stark, da so gut wie alle großen Verbraucher induktiver Natur sind 
(Motor = Induktivität).

Lurch09 schrieb:
> Nur - bis wohin wirkt sich das aus? Wenn am gleichen Stromkreis eine
> Glühbirne hängt, verschiebt sich dann dort auch die Phasenlage von
> Spannung und Strom?

Nein. Die Verbraucher hängen alle Parallel am Generator. Wie mein 
Vorgänger bereits betonte addieren sich die Spannungen und Ströme 
vektoriell (gesehen an deinem Hausanschluss).

von Kein Name (Gast)


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Die Vektoraddition kann man in Spice recht gut sehen.

Da sieht man auch, der Strom den das E-Werk liefert ist geringer als der 
Strom duch L1.

Die Industrie bezahlt für den induktiven Blindstrom, den kapazitiven 
Blindstrom unserer Energiesparlampen bekommen wir nicht vergütet... 
Augenblick mal... da stimmt doch was nicht.

von Ein Elektroniker (Gast)


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Lurch09 schrieb:

> Und was ist, wenn der Nachbar eine kapazitive Last einsteckt? Welche
> Phasenlage nehmen Spannung und Strom dann ein?

Das mache ich gerade. Ich bastele ein kleines Nachtlicht für die total 
dunkele Diele, mit ca. 1W Wirkleistung. Ein Birnchen mit 60V, und einen 
kapazitiven Blindwiderstand davor, an 230V. Paßt in ein Steckergehäuse. 
Der Kondensator hat etwa 350V Nennspannung, und unter 1µF.

Damit kompensiere ich ein wenig, aber nicht nennenswert.

Evtl. verfeinere ich das mal noch mit Umgebungshelligkeit, oder einem 
kleinen Mikropower-µC wie bspw. ein PIC12F675, und Daten von Sonnenauf- 
und Untergangszeiten, und Schlafzeitgewohnheiten. Mal sehen.

Aber 1W ist sogar als Glühbirne nachts hell in der Diele. Als Jux und 
Gag hatte ich jetzt mal ein paar Tage das Fahrrad mit Beleuchtung in der 
Diele stehen, das ist gar nicht so übel. Dort sah ich, daß die 3W 
Standardbeleuchtung schon sehr hell sind. Also mit einem Trafo 6V direkt 
ans Fahrrad geklemmt. Dynamo vorher abklemmen!

Aber eine Kompensation ist ja simpel berechenbar, kapazitive und 
induktive Blindwiderstände müssen gleich sein, bzw. die Ströme und 
Leistungen, je nach dem über welchen Rechenweg man es rechnet.

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