Forum: HF, Funk und Felder Was ist der Nach- / Vorteil eines hohen LO Levels beim Mischer ?


von Peter (Gast)


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Guten Abend,

ich habe eine Frage zu Mischern: Was ist der Vorteil oder Nachteil eines 
Mischers mit "hohem" LO-Level? Sagen wir ich habe 2 weitestgehend 
identische Mischer zur Auswahl. Einer fordert +10dBm und einer +17dBm am 
LO Eingang. Wieso sollte ich welchen wählen?

mfg Peter

von W.S. (Gast)


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Das kann man ohne nähere Kenntnis des konkreten Mischers überhaupt nicht 
sagen.

Das Wort "viel hilft viel" gilt nicht.

Ich vermute mal, daß du auf dem Flohmarkt bei einer zurückliegenden 
Hamrad ein paar ausgelötete Ringmischer gekauft hast. Ja, da sind Typen 
dabei, die intern alles erstmal um etwa 6dB resistiv herunterdämpfen. 
Das hat den (zweifelhaften) Vorteil, daß Fehlanpassungen auf allen 3 
Zweigen (in, out, lo) nicht mehr so ins Gewicht fallen wie bei einem 
Ringmischer ohne solche eingebauten Dämpfungen.

W.S.

von короткое троль (Gast)


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Es gibt Systeme, bei denen das Ausgangssignal proportional zum LO ist. 
Dann ist ein um 7dB hoeherer LO besser. Das Problem ist eher diese 7dB 
mehr an LO zu haben. 17dBm sind immerhin 50mW. Verstaerker mit soviel 
Ausgangsleistung sind insofern heikel als sie in vielen Fallen bei 
zuviel Reflexion am Ausgang schon kaputt sind.

von Peter (Gast)


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Ich hatte ehrlich gesagt über diesen hier nachgedacht: 
http://217.34.103.131/pdfs/SYM-63LH+.pdf

Nun gibt es einen Mischer der in dem von mir angepeilten Frequenzbereich 
von 2,9 GHz auch drin ist, nur eben mit einem LO Level von +17 dBm statt 
wie dieser mit +10 dBm.

Ich möchte einfach verstehen, ob mir ein Nachteil entsteht wenn ich nun 
den mit +17 dBm wähle (hat bessere Großsignalfestigkeit).

von Possetitjel (Gast)


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Peter schrieb:

> Ich möchte einfach verstehen, ob mir ein Nachteil
> entsteht  wenn ich nun den mit +17 dBm wähle (hat
> bessere Großsignalfestigkeit).

Natürlich entstehen Dir Nachteile.

Erstens musst Du die +17dBm irgendwie erzeugen, und zwar
im gesamten von Dir gewünschten Band - und möglichst auch
mit ein bissl Reserve; ein 3dB-Dämpfungsglied macht sich
ggf. zur Entkopplung ganz gut.

Zweitens ist die Symmetrie des Mischers nie ideal, d.h.
der Oszillatordurchschlag (von LO nach IF) ist auch
entsprechend stärker, wenn der LO stärker ist. Dein
ZF-Verstärker muss ohne IM wegstecke können. Das Datenblatt
sagt: Obere Bandhälfte (also 3GHz - 6GHz): LO-IF-Isolation
minimal 12dB (!!!). Das bedeutet: Wenn Du Pech hast, kommen
17dBm-12dB=5dBm Oszillatorleistung am ZF-Verstärker an.
Das sind 400mV (!). Setz das mal zu Deinem minimalen
Empfangssignal von vielleicht 2µV in Relation...

von Jens G. (jensig)


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>minimal 12dB (!!!). Das bedeutet: Wenn Du Pech hast, kommen
>17dBm-12dB=5dBm Oszillatorleistung am ZF-Verstärker an.

Gegen sowas setzt man möglichst weit vorne einsprechende Filter ein ...

von Possetitjel (Gast)


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Jens G. schrieb:

>>minimal 12dB (!!!). Das bedeutet: Wenn Du Pech hast, kommen
>>17dBm-12dB=5dBm Oszillatorleistung am ZF-Verstärker an.
>
> Gegen sowas setzt man möglichst weit vorne einsprechende
> Filter ein ...

Richtig.

Aber: Keine Rose ohne Dornen.
Im Durchlassbereich des Filters wird die Rauschzahl (durch
die Verluste, d.h. die Durchgangsdämpfung des Filters)
verschlechtert.
Im Sperrbereich muss man dafür sorgen, dass die Fehlanpassung
an den Mischer nicht zu stark wird. Sehr selektive Filter
sorgen i.d.R. auch für sehr starke Fehlanpassung...

von ZF (Gast)


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Possetitjel schrieb:
> Zweitens ist die Symmetrie des Mischers nie ideal, d.h.
> der Oszillatordurchschlag (von LO nach IF) ist auch
> entsprechend stärker, wenn der LO stärker ist.

Nicht nur in dieser Richtung gibt es Durchschlag. Ein Teil der LO 
Leistung landet auch am RF Port (LO-RF Isolation). Selbst wenn zwischen 
Antenne und Mischer noch ein Verstärker ist, so hat dieser nur ein 
endliches S12 und ein Teil der LO Leistung wird abgestrahlt. Beim 
Vergleich der Mischer also nicht nur auf den LO-Pegel sondern auf alle 
Parameter achten. Gegebenenfalls sind Gegenmaßnahmen gegen die LO 
Abstrahlung nötig.

> Im Sperrbereich muss man dafür sorgen, dass die Fehlanpassung
> an den Mischer nicht zu stark wird.

Das geht z.B. mit einem Diplexer.

von Ralph B. (rberres)


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Mischer mit höheren LO Level haben prinzipiell einen höheren 
Intermodulationsabstand sowohl IP2 als auch IP3.

Mischer mit hohen LO-Level machen immer dann Sinn, wenn der Mischer hohe 
Dynamikunterschiede verarbeiten muss. Das ist z. B. im KW Empfänger an 
einer guten Antenne der Fall. Aber auch in einen Spektrumanalyzer oder 
Funkstörmessempfänger.

Alle Ports des Diodenringmischers müssen breitbandig mit 50 Ohm 
abgeschlossen sein, sonst werden die IM Eigenschaften drastisch 
schlechter.
Das kann man z.B. mit einen Dämpfungsglied an jedem Port erreichen, aber 
auch durch eine geeignete Filterkombination, welches außerhalb seines 
Durchlassbereiches den Ringmischer mit 50 Ohm abschließt.

Da ein Diodenringmischer sowieso auf Grund seiner Durchlassdämpfung von 
ca 6-7db die Rauschzahl der Empfängerkette verschlechtert, schaltet man 
oft ein Vorverstärker davor, welches auch verhindert, das das LO Signal 
über die Antenne abgestrahlt wird.

Bei breitbandigen Empfängern mit hochliegender ZF bekommt man den LO 
Durchschlag mit Hilfe geeigneter Filter eigentlich ganz gut in den 
Griff.

Spektrumanalyzer machen es uns seit den 60ger Jahren vor, wie es geht.

Ralph Berres

von Possetitjel (Gast)


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Ralph Berres schrieb:

> Da ein Diodenringmischer sowieso auf Grund seiner
> Durchlassdämpfung von ca 6-7db die Rauschzahl der
> Empfängerkette verschlechtert, [...]

Ja.
Wobei es meiner Meinung nach ein typischer Anfängerfehler
ist, die Bedeutung der Rauschzahl zu überschätzen.

von asd (Gast)


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> Wobei es meiner Meinung nach ein typischer Anfängerfehler
> ist, die Bedeutung der Rauschzahl zu überschätzen.

Bei Kurzwelle ist eine niedrige Rauschzahl tatsächlich weniger wichtig 
als Großsignalfestigkeit. Bei hohen Frequenzen im GHz-Bereich sieht das 
anders aus.

von W.S. (Gast)


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Mal ne Frage: Wozu soll das eigentlich gut sein, nur Empfänger oder 
und/auch Sendetrakt?

Für nen Empfänger bei 2.9 GHz würde ich erstmal nicht an einen 
Ringmischer denken, sondern an einen dezenten IC mit Gilbertzelle oder 
so.

W.S.

von Peter (Gast)


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> LO-IF-Isolation minimal 12dB (!!!). Das bedeutet: Wenn Du Pech hast,
> kommen 17dBm-12dB=5dBm Oszillatorleistung am ZF-Verstärker an. Das sind
> 400mV (!). Setz das mal zu Deinem minimalen Empfangssignal von
> vielleicht 2µV in Relation...

Hmm das ist nun auch wieder wahr - aber irgendwie bekomme ich immer 
wieder gepredigt, bloß vor dem ersten Mischer nicht zu viel zu 
verstärken. Ich lese immer wieder: nur so viel wie die Mischervetluste + 
ein paar dBm Reserve. Keinesfalls aber mehr als 20dBm. Aber was denn 
jetzt?

von Possetitjel (Gast)


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Peter schrieb:

>> LO-IF-Isolation minimal 12dB (!!!). Das bedeutet: Wenn
>> Du Pech hast, kommen 17dBm-12dB=5dBm Oszillatorleistung
>> am ZF-Verstärker an. Das sind 400mV (!). Setz das mal zu
>> Deinem minimalen Empfangssignal von vielleicht 2µV in
>> Relation...
>
> Hmm das ist nun auch wieder wahr - aber irgendwie bekomme
> ich immer wieder gepredigt, bloß vor dem ersten Mischer
> nicht zu viel zu verstärken.

Ähh... Jaahhh?! - Das ist ja auch richtig.

> Ich lese immer wieder: nur so viel wie die Mischervetluste +
> ein paar dBm Reserve.

Stimmt genau. Mehr ist i.d.R. von Übel.

> Aber was denn jetzt?

???

Ich kann Dir nicht folgen:
Deine Frage war: "Welchen Nachteil hat ein hoher LO-Pegel?"
Meine Antwort ist: "Den hohen Oszillatorpegel im ZF-Trakt."
Die Rezepte dagegen sind auch schon genannt worden:
- Diplexer
- Dämpfungsglieder
- hochselektive Filter
- IM-fester ZF-Verstärker.
Wenn Du einen Level-17-Mischer einsetzen willst, ist halt ein
gewisser Aufwand nötig. Das ist halt so. - Und Du erreichst
ggf. auch keine Rauschzahl von 0.4dB. Dafür ist dem Empfänger
dann ein Eingangssignal von 200mV mehr oder weniger völlig egal.
Es kommt halt immer darauf an, was Dir wichtig ist.

von W.S. (Gast)


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Possetitjel schrieb:
> Dafür ist dem Empfänger
> dann ein Eingangssignal von 200mV mehr oder weniger völlig egal.

Bei 2.0 GHz (Giga!) ???
Er will sich sicherlich nicht direkt in den Strahl eines Radargerätes 
stellen - oder?

Also für normale Empfangsvorhaben sollte man was dezenteres nehmen als 
solche Rummswummen, bei denen der ZF-Verstärker vom eignen LO zugedrückt 
wird. Oder hat hier jemand nen wirklich guten Filter für eine 
hochliegende ZF von - sagen wir mal.. - 1.7 GHz ?

W.S.

von Possetitjel (Gast)


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W.S. schrieb:

> Possetitjel schrieb:
>> Dafür ist dem Empfänger
>> dann ein Eingangssignal von 200mV mehr oder weniger
>> völlig egal.
>
> Bei 2.0 GHz (Giga!) ???

Mann...!

> Er will sich sicherlich nicht direkt in den Strahl
> eines Radargerätes stellen - oder?

Vermutlich nicht, nein. - Er hat sich ja überhaupt
ausgeschwiegen über die konkrete Anwendung; und ich
wollte zunächst mal seine Frage nach den Vor- und
Nachteilen beantworten.

> Also für normale Empfangsvorhaben sollte man was
> dezenteres nehmen als solche Rummswummen,

Ja, sicher. Das Empfängerkonzept sollte schon irgendwie
halbwegs zur Anwendung passen - zumal man die LO-Leistung
ja auch erstmal herstellen und in den Mischer bekommen
muss. Das ist bei 2GHz nicht mehr völlig trivial.

> bei denen  der ZF-Verstärker vom eignen LO zugedrückt
> wird.

Also von einem einfachem Messempfänger (2MHz - 100MHz)
mit Schottky-Ringmischer kann ich berichten, dass sich
von 500mV (eff. an 50 Ohm) Oszillatorpegel ein einstelliger
Wert - also irgendwas zwischen 1mV und 10mV - im ZF-Eingang
wiederfindet.
Bei z.B. 10µV am RF-Eingang sieht man die gewünschte ZF auf
dem Oszi überhaupt nicht (auch nicht mit'm zusätzlichen
Verstärker von dem Oszi); der LO-Durchschlag dominiert alles.
Trotzdem funktioniert das Ding korrekt; die Filter trennen
das.

> Oder hat hier jemand nen wirklich guten Filter für eine
> hochliegende ZF von - sagen wir mal.. - 1.7 GHz ?

"Haben" nicht - aber ich halte das nicht für Hexenwerk.
(Wendel-)Topfkreise für den Bereich sollten akzeptable
Größe haben. - Das Problem ist eher:
"Selektivität, Anpassung, Rauschzahl: Wähle zwei von drei."

von Ralph B. (rberres)


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Peter schrieb:
> Hmm das ist nun auch wieder wahr - aber irgendwie bekomme ich immer
> wieder gepredigt, bloß vor dem ersten Mischer nicht zu viel zu
> verstärken. Ich lese immer wieder: nur so viel wie die Mischervetluste +
> ein paar dBm Reserve. Keinesfalls aber mehr als 20dBm. Aber was denn
> jetzt?

Wie wäre es wenn du uns einfach erst mal darüber aufklärst, was du 
konkret vorhast. Was für ein Gerät soll das werden?

Rohde&Schwarz hat m.W. bei einen früheren KW-Empfänger sogar mal einen 
+27dbm Ringmischer eingesetzt, um die Großsignalfestigkeit des 
Empfängers zu optimieren. Der hatte keinen Vorverstärker am Eingang, 
aber wegen der hochliegenden ZF von  (ich glaube es waren 70MHz ) einen 
Tiefpass, und schaltbare Oktavbandpässe. Die Rauschzahl war entsprechend 
schlecht ( so 14db ) aber auf KW ja kein Problem.

Aber das ist vermutlich nicht dein Einsatzgebiet.

Sollte es ein Spektrumanalyzer werden, dann würde ich auch mindestens 
einen 13dbm Mischer nehmen. Besser einen 17dbm Mischer.
Auch die haben in der Regel eine hochliegende ZF welche knapp über der 
höchsten zu empfangenen Frequenz liegt. Am Eingang liegt nur ein 
Tiefpass, welche die Spiegelfrequenz unterdrückt. Ein Vorverstärker ist 
wenn überhaupt nur zuschaltbar am Eingang integriert. Die Rauschzahl bei 
einen älteren Spektrumanalyzer liegt bei etwa 30db. ( Nein ich habe kein 
Komma vergessen ). Gegen den Oszillatordurchschlag auf der ZF hilft ein 
möglichst schmalbandiges und steiles Bandfilter in Helixwendelbauform, 
oder
Fingerfiltertechnik, in Verbindung mit einen Tiefpass.

Das ist alles kein Hexenwerk, und wird seit gefühlte 50 Jahren in mehr 
oder weniger veränderten Form von den Messgeräteschmieden so gebaut.

Für normale SHF Empfänger welche nur einen schmalen Frequenzbereich 
empfangen soll, ist ein +17dbm Mischer wahrscheinlich nicht notwendig.
Da wird man durch entsprechende Vorselektion den Mischer vom Müll am 
Eingang entlasten können. Hier wird das Augenmerk eher auf eine niedrige 
Rauschzahl gesetzt.

Also vielleicht verrätst du uns einfach mal den genauen Einsatzzweck, 
ehe wir hier weiter Kaffeesatz lesen müssen.

Ralph Berres

von W.S. (Gast)


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Ralph Berres schrieb:
> Das ist alles kein Hexenwerk, und wird seit gefühlte 50 Jahren in mehr
> oder weniger veränderten Form von den Messgeräteschmieden so gebaut.

Ralph, hör mal, für die einschlägige Industrie ist das sicherlich 
durchaus machbar, aber wenn unsereiner als Bastler in seiner Kellerecke 
sich an sowas wagt, dann habe ich da erhebliche Bedenken, daß da was 
draus wird - und der Peter macht mit seinem Startbeitrag mir nicht den 
Eindruck, als ob er dickes Equipment und reichliche Erfahrung hätte.

Ich hatte her schon mal einen kleinen Wobbler auf ähnlicher Basis 
gepostet, mit einem festen 2.2 GHz Oszi, einem abgestimmten 2.2 - 4.4 
GHz Oszi und einem FET-Mischer von Peregrine dazwischen. Sowas geht, 
aber beide Inputs kann man im Ausgangssignal mit nem AR5000 prächtig 
lesen, da helfen auch keine ausgefuchsten Ausgangsfilter so recht 
weiter. Die UHF kriecht einem förmlich über alles was leitet und fliegt 
durch alles, was nicht leitet. Für das, was man mit nem AD8313 (70 dB) 
sehen kann, reicht das Ganze ja aus, aber für einen echten Empfänger? 
Vielleicht, wenn man als ZF die GPS Frequenz (so bei 1.7 GHz etwa) 
nimmt, denn dafür gibt es fertige Filter, die angeblich so um die 
30..100 MHz breit sind.

W.S.

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