Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Und wieder CE Zeichen, EAR und co, ein neues Produkt aus fertigen Einzelteilen herstellen?


von Alexei S. (jurko)


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Hallo Freunde der Nacht,

Ich benötige Euren Rat in einer folgenden Situation:

Ich möchte mehrere fertige Elektrogeräte, die eigenständig mit CE 
Zeichen versehen sind, in einem Plastikgehäuse unterbringen, 
elektrotechnisch wird dabei nichts verändert. Vereinfacht: Eine 
Schaltuhr schaltet ein anderes Gerät ein. Durch dieses Zusammenspiel 
entsteht ein neues Produkt, das ich verkaufen möchte. Kleingewerbe, 
20-50 Stück pro Jahr.

Wie sieht es aus mit der EAR Registrierung, die Elektrokomponenten haben 
diese schon hinter sich (denke ich zumindest, das Mülltonnen Symbol ist 
drauf)?

Die CE Zeichen an den Elektrogeräten sind angebracht.

Kann ich dem so zusammengeschaltetem Gerät ein eigenes CE Zeichen mit 
einer eigenen Konformitätserklärung „vergeben“?

Oder ist das alles zu einfach gedacht und obwohl keine neuen 
elektronischen Komponenten dazukommen man die ganzen Hürden noch einmal 
durchlaufen muss?

von Christian B. (luckyfu)


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Alexei S. schrieb:
> Kann ich dem so zusammengeschaltetem Gerät ein eigenes CE Zeichen mit
> einer eigenen Konformitätserklärung „vergeben“?

Mit eigener Konformitätserklärung schon. Aber du kannst nicht einfach 
schreiben: "Da die Grundkomponenten CE Konform sind ist das mein 
Endprodukt automatisch.", das stimmt nämlich so nicht.

Alexei S. schrieb:
> Oder ist das alles zu einfach gedacht und obwohl keine neuen
> elektronischen Komponenten dazukommen man die ganzen Hürden noch einmal
> durchlaufen muss?

so sieht es aus. Bezüglich EAR kann ich dir leider nicht helfen

von lalala (Gast)


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Christian B. schrieb:
> Aber du kannst nicht einfach schreiben: "Da die Grundkomponenten CE
> Konform sind ist das mein Endprodukt automatisch.", das stimmt nämlich
> so nicht.

Stimmt. Einfachstes Beispiel waere ein 100mA Netzteil an einen 200mA 
Verbraucher anzuschließen. Also überprüfe ob die Spezifikationen 
zusammen passen und dokumentiere das. Anleitung schreiben nicht 
vergessen und dann sollte das i.o. sein. Natürlich darf niemand zu 
Schaden kommen sonst geht Theater los.

von MaWin (Gast)


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Alexei S. schrieb:
> Kann ich dem so zusammengeschaltetem Gerät ein eigenes CE Zeichen mit
> einer eigenen Konformitätserklärung „vergeben“?

Ja, du musst sogar, denn du gibst dem Gesamtding einen neuen Namen, 
Willibaldis Temperaturwächter oder wie auch immer, zumindest heisst es 
nicht mehr Kienzle Schaltuhr an 50W Osramlampe.

Damit bist du Hersteller falls du das gewerblich und nicht bloss als 
Hobby Liebhaberei (unter 5 Verkäufe monatlich mit weniger als 450 EUR 
Einnahmen die gegen Einkaufspreis gerechnet keinen Gewinn ergeben) 
machst.

Allerdings vereinfacht sich dein CE, weil du davon ausgehen kannst, dass 
die Geräte an sich CE konform sind. Also musst du bloss noch bewerten ob 
der Zusammenbau VDE konform und das Gehäuse brandsicher ist, das kannst 
du aus dem Handgelenk entscheiden.

Bleibt die Frage, ob du WEEE konform eine insolvenzsichere Entsorgung 
der Elektrogeräte bezahlen musst, weil vermutlich das für alle 
enthaltenen Elektrogeräte schon von deren Herstellern getan wurde.

EAR wird "sicher" sagen. Dann solltest du den Herstellern 'OEM' der von 
dir zu kaufenden Einzelteile sagen können, sie müssen die nicht bei EAR 
melden weil B2B OEM Ware. Das wird bei 50 von 50000 aber keinen 
interessieren, also wird doppelt gezahlt.

Ja, so krank ist das deutsche WEEE Gesetz. Aber letztlich geht es nur um 
umgelegte reale Entsorgungskosten, die sind konstant, nur die doppelte 
Stiftung EAR Gebühr stört halt, aber die ist eh mengenunabhängig.

von Christian B. (luckyfu)


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MaWin schrieb:
> Allerdings vereinfacht sich dein CE, weil du davon ausgehen kannst, dass
> die Geräte an sich CE konform sind. Also musst du bloss noch bewerten ob
> der Zusammenbau VDE konform und das Gehäuse brandsicher ist, das kannst
> du aus dem Handgelenk entscheiden.

Das wiederum würde ich auch nicht so unterschreiben!
Beispiel: Einbaunetzteil 230V~ In, irgendwas DC out. Natürlich CE 
Konform.
Wenn du nun aber in den Prüfbericht schaust, stehen dort sehr oft 
abenteuerliche Dinge drin, was die Testbedingungen angeht. Da wird eine 
Last z.B. gerne mit 10cm Leitungen angeschlossen. Wenn du dann in deinem 
Gerät aber 20cm Leitungslänge hast kann, nein wird sich das schon wieder 
negativ z.B. auf die EMV auswirken. Des weiteren können unterschiedliche 
Geräte zusammen sehr tolle Effekte verursachen.

Fakt ist: wenn du unterschiedliche Geräte zu einem neuen 
Zusammenstellst, welches eine so noch nicht geprüfte Kombination ergibt 
musst du imho die EC Konformität mindestens prüfen, wenn schon nicht 
nachweisen.

Natürlich passiert nix, solange keiner der Meinung ist, da mal in Aktion 
treten zu müssen. Aber z.B. ein Konkurrent könnte eines deiner Geräte 
untersuchen lassen und wenn dann was nicht stimmt hast du ein Problem.

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