Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik stromfestigkeit von fädeldraht


von Harald (Gast)


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Guten Morgen!

Ich habe mir zum basteln dip Adapter für plcc mit Sockel, buchsenleisten 
und fädeldraht gebaut.
Die Stromfestigkeit des drahts beträgt 100mA.
Ist dieser Wert "gut" gerechnet?
Ich möchte diverse Microcontroller und Z80 Chips verwenden...
Diese haben ja mehrere V+ und/oder GND pins. Verteilt sich dann der 
Strom entsprechend?
Oder sollte ich doch lieber mehrere drähte an die Versorgungspins 
anschliessen?
Danke für die Hilfe!

von hk_book (Gast)


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Die Stromversorgung würde ich nicht fädeln, sondern vorab mit 
Schaltdraht verlegen und dabei auch gleich die Stützkondensatoren mit 
einbauen. Erst danach dann die Signalleitungen fädeln.

von Dennis K. (scarfaceno1)


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Ich würde auch dazu raten erst einmal die Versorgung mit etwas 
stabilerem Draht und Stütz-/Abblockkondensatoren zu bauen.
Danach die Siganlleitungen "fädeln".

von Harald (Gast)


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Vielen Dank für diese Tipps. Ist eine gute Idee. Werde ich in Zukunft 
auch so machen.
Allerdings beantwortet dies nicht meine Frage.

von Dennis K. (scarfaceno1)


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Harald schrieb:
> Die Stromfestigkeit des drahts beträgt 100mA.
> Ist dieser Wert "gut" gerechnet?

Wenn der Wert für den "Fädeldraht" so angegeben ist, wird das wohl 
stimmen.
Gibt ja Tabellen in denen man nachsehen kann, bei welchem Querschnitt 
welcher Strom erlaubt ist. Wenn das dann alles eng beieinander auf der 
Platinenunterseite verlegt ist, eher 30% weniger.

Harald schrieb:
> Diese haben ja mehrere V+ und/oder GND pins. Verteilt sich dann der
> Strom entsprechend?

Die haben ja z.T. verschiedene Funktionen. Für Analog und Digital oder 
Referenz. Die, die gleich bezeichnet sind sollten sich den Strom teilen.
Wenn man die Abblock-/Stützkondensatoren richtig setzt, dann ist das 
kein Problem.

von Harald (Gast)


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Dankeschön!

Ist mir schon klar, dass es so sein wird, wenn es so angegeben ist. Oft 
wird bei Produkten ja mit gewissen Sicherheiten und garantierten Werten 
gerechnet, die dann für Basteln und Prototyping nicht unbedingt gelten 
bzw um einiges höher liegen. Ich denke da gerade nur an die Flashcyclen 
bei Microcontrollern...

Aber ich denke ich werd nichts riskieren und meine Adapter umbauen. Hab 
ja zum Glück erst zwei davon verdrahtet...

von Klaus W. (mfgkw)


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HM, wenn ich das Problem hätte, würde ich ein Labornetzteil nehmen, ein 
Amperemeter und ein Stück von dem Draht.
Bei 0 anfangen und langsam hochdrehen...

von Harald (Gast)


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Und ich dachte, ich frag mal die Experten, die ihre Jugendzeit damit 
verbracht haben... ;-)

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Harald schrieb:
> Die Stromfestigkeit des drahts beträgt 100mA.

Sagt wer? Und mit welchen Nebenbedingungen?

Die "Stromfestigkeit" irgendwelcher Leiter (Verlegekabel, Leiterbahnen) 
ist oft thermisch limitiert. Der Leiterwiderstand sorgt in Verbindung 
mit dem fließenden Strom für Verlustleistung, die wiederum in Verbindung 
mit dem Wärmewiderstand zu einer Temperaturerhöhung gegenüber der 
Umgebung. Bei einer bestimmten Temperatur versagt dann z.B. die 
Isolierung.

Nun ist aber der Wärmewiderstand keine Konstante. Dito die Umgebungs- 
temperatur. Man muß also wenigstens noch Angaben machen, ob ein 
Verlegekabel bspw. direkt im Putz liegt oder in einem Kabelkanal. Oder 
für welche Temperaturerhöhung das gilt (oft gesehene Werte sind hier 20 
oder 40 Kelvin)

Bei Fädeldraht kann man meist von Umgebungstemperaturen von 20-50°C 
ausgehen. Kritisch wird es wohl erst gut 100 Grad höher. Eine Angabe für 
20K Übertemperatur ist also Makulatur. Auf der anderen Seite stört aber 
vielleicht viel eher der Spannungsabfall am Draht. So ein Ur-Z80 zieht 
ja auch gern mal 350mA. Und findet es nicht lustig, wenn die Potentiale 
an GND und Vcc um ein paar 100mV zappeln.

Andererseits: bei einem PLCC-zu-DIP Adapter sind die Leiterlängen doch 
sicher alle nur wenige cm. So dünnen Fädeldraht nimmt man doch gar 
nicht, daß da der Widerstand schon kritisch werden könnte.


XL

von Harald (Gast)


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von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Harald schrieb:
> Und ich dachte, ich frag mal die Experten, die ihre Jugendzeit damit
> verbracht haben... ;-)

Je kürzer, desto mehr. Bei nur 1 cm Länge sehe ich weniger Probleme als 
bei 10 cm.

von (prx) A. K. (prx)


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Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Je kürzer, desto mehr. Bei nur 1 cm Länge sehe ich weniger Probleme als
> bei 10 cm.

Aufgrund der Wärmeableitung über die Lötungen an den Endpunkten? Ist bei 
sehr dünnem Draht nicht sonderlich stark ausgeprägt, wie jeder weiss, 
der Draht unterschiedlicher Dicke mal beim Löten angefasst hat.

: Bearbeitet durch User
von Harald (Gast)


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Naja die Adapter sind nicht unbedingt groß...
Vlt lass ich es auch mal auf einen Versuch ankommen. Ich dachte nur ihr 
hättet Erfahrungen, ob man zb eine Z80 CPU so betreiben kann ohne Sorge.

Für den AT89C51CC03 komm ich laut Datasheet auf einen maximalen Icc von 
rund 70mA. Das sollte dann ja sowieso ok sein...

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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A. K. schrieb:
> Aufgrund der Wärmeableitung über die Lötungen an den Endpunkten?

Bei 100 mA erhitzt sich Fädeldraht nicht so, daß man sich über 
Wärmeableitung irgendwelche Gedanken machen muss.

von Soul E. (Gast)


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Fädeldraht hat einen Durchmesser von 0,14 mm, also einen Querschnitt von 
(0,14 mm*pi)/4 = 0,015 mm2.

Eine Leiterbahn hat eine Dicke 0,035mm. Der Fädeldraht entspricht also 
0,44 mm bzw 17 mil Leiterbahnbreite. Auf FR4 würde man da ca 2 Ampere 
durchschicken (bei 10° zulässiger Temperaturerhöhung).

von (prx) A. K. (prx)


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soul eye schrieb:
> Eine Leiterbahn hat eine Dicke 0,035mm. Der Fädeldraht entspricht also
> 0,44 mm bzw 17 mil Leiterbahnbreite. Auf FR4 würde man da ca 2 Ampere
> durchschicken (bei 10° zulässiger Temperaturerhöhung).

Allerdings hat die Leiterbahn eine maximierte Fläche, der Fädeldraht 
eine minimierte. Das verändert die Kühlung markant.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Mal kurz gerechnet. Wenn wir brutto 0.15mm Drahtdurchmesser haben und 
annehmen, daß die Lackisolation 10µm dick ist, dann bleiben 130µm 
Kupferdurchmesser netto. Bzw. 0.013mm² Querschnitt. Ergibt bei den 
angegebenen 100mA eine Stromdichte von 7.5A/mm². Plausibel.

Außerdem errechne ich ca. 12 Milliohm pro Zentimeter Fädeldraht. Jetzt 
kannst du selber ausrechnen, wieviel Spannungsabfall du auf den 
kritischen Verbindungen (GND, Vcc) hast und abschätzen ob das ein 
Problem ist.


XL

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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A. K. schrieb:
> Allerdings hat die Leiterbahn eine maximierte Fläche, der Fädeldraht
> eine minimierte. Das verändert die Kühlung markant.

Axel Schwenke schrieb:
> Außerdem errechne ich ca. 12 Milliohm pro Zentimeter Fädeldraht. Jetzt
> kannst du selber ausrechnen, wieviel Spannungsabfall du auf den
> kritischen Verbindungen (GND, Vcc) hast und abschätzen ob das ein
> Problem ist.

Eben.

100 mA bei 12 Milliohm,

also
P = R * I²

120 µW pro cm.

Da muss man ja schon Kühlrippen am Fädeldraht anbringen.

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