Forum: HF, Funk und Felder Antennengröße viel kleiner als die Wellenlänge, wie geht das?


von Rolf R. (dankobum)


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Im Studium hatte ich viele Vorlesungen zu Antennen und Feldern und 
Wellen. Das war bis zum Jahr 1996.

Ich habe damals gelernt, dass eine Stabantenne z.B. Lambda/2 der 
Wellenlänge der eingesetzten Frequenz gross sein muss, so ca. zumindest.

Heute habe ich hier ein WLAN-USB-Adapter, das ca. 1 cm aus dem USB-Port 
herausragt. WLAN hat glaube ich so ca. 2 GHz, also ist die Wellenlänge 
viel größer als diese 1 cm. Wie kommt es damit zum Empfang und zur 
Abstrahlung zum Senden?

Im Studium gingen die ganzen Berechnungnen immer von den Maxwellschen 
Gleichungen aus und dann berechnete man bei Antennen immer die Felder 
und Wellen, die sich beim Senden von der Antenne ablösen. Es folgte dann 
der ganze Kram mit Abstrahlcharakteristik und Keulen usw.. Diese 
Mathematik habe ich heute nicht mehr drauf. Aber ich frage mich, wie das 
dann heute mit diesen kleinen Größen möglich ist.

Hat jemand eine Erklärung dafür?

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von Peter R. (pnu)


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Dass bei lambda halbe die optimale Abstrahlung stattfindet, besagt 
nicht, dass bei einem hundertstel lambda keine Ankopplung an das freie 
Feld stattfindet.

jedes kurze Drahtstück und jede Stromschleife erzeugt ein elektrisches 
Feld in seiner Umgebung. Aus der Änderung dieses Felds entsteht die dazu 
passende Komponente Magnet-oder elektrisches Feld, die beide sich 
ausbreiten, untereinander verkettet.

Beim lambda-halbe-Stab ist im Ersatzbild nur ein ohmscher Widerstand 
vorhanden, der den Leistungsverlust durch Abstrahlung darstellt. Dem 
angeschlossenen Sender ist es völlig gleichwertig ob P als Wärme oder 
Abstrahlung verloren geht.

Bei verkürzten Stäben ist das Ersatzbild das L und das C des verkürzten 
Stabes, das eben nicht in Resonanz steht, sondern bei einem Stab z.B. 
nur als ein resultierendes C messbar ist. Der Strahlungswiderstand in 
dem der Leistungsverlust durch Abstrahlung "ersetzt" wird, ist dann oft 
ein Widerstand im kOhm-Bereich.

Um z.B. einen reelen Lastwiderstand für den Sender zu erzeugen setzt man 
dann an den Fuß des Antennenstabes eine Spule, um das C des verkürzten 
Stabs zu kompensieren. (die sogenante Verkürzungsspule)

Das Feld in der Nähe des Stabs ist natürlich "verstümmelt". Aber nach 
einigen Lambda hat sich dann Durch Wechselwirkung von Magnet und El-Feld 
das Fernfeld daraus gebildet, an dem man die Entstehung aus verkürztem 
Stab nicht mehr messen kann.

von Paul M. (paul_m65)


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1. Es funktioniert jedes (kurze) Stück Draht als Antenne, auch wenn die 
Anpassung und Resonanz nicht stimmt. Gut ist es allerdings nicht.

2. Durch zusätzliche Induktivitäten und/oder Kapazitäten kann man auch 
mit kurzen Dräthten Anpassung erreichen. In der praktischen Ausführung 
gibt es da sehr viele Varianten. Von einem LC Anpassnetzwerk in PI oder 
T-Form oder einer Spule am Fußpunkt einer Vertikalantenne bis zur 
aufgewickelten Spule entlang der gesammten Antennenlänge oder flächige 
Antennenenden als Kapazität und Kombinationen verschiedenster Varianten.

Im Kurzwellenbereich ist das alles sehr verbreitet weil man meist kein 
Platz für genügend lange Antennen hat. Durch die Miniaturisierung der 
Elektronik sieht man es aber auch immer häufiger bei höheren Frequenzen, 
so wie in deinem Fall.


Ja das alles kann man auch mit Maxwell berechnen.

von Rolf R. (dankobum)


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Danke für die Antworten.

Paul M. schrieb:
> Ja das alles kann man auch mit Maxwell berechnen.

Hast du dafür einen Link zu einem Vorlesungsscript oder 
Übungsmaterialien von Unis oder FHs? Auch Bilder der Felder und Wellen 
eines solchens Falles würde ich gerne sehen.

Die Maxwellberechnung hiervon "Aber nach
einigen Lambda hat sich dann Durch Wechselwirkung von Magnet und El-Feld
das Fernfeld daraus gebildet, an dem man die Entstehung aus verkürztem
Stab nicht mehr messen kann." haben wir auf jeden Fall vor 1996 nicht 
gemacht.

von HF-Werkler (Gast)


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Rolf R. schrieb:
> Heute habe ich hier ein WLAN-USB-Adapter, das ca. 1 cm aus dem USB-Port
> herausragt. WLAN hat glaube ich so ca. 2 GHz, also ist die Wellenlänge
> viel größer als diese 1 cm. Wie kommt es damit zum Empfang und zur
> Abstrahlung zum Senden?
Durch Antennen, die in der Grösse durch ein entsprechendes Dielektrikum 
angepasst ist. Meist sind das bei USB-Sticks dann kleine 
Keramikantennen, die zusammen mit der recht grossen elektrisch leitenden 
Gehäuseteilen des PC eine noch brauchbare Antenne bilden. Durch die 
starke Verkürzung (hoher Kapazitätsbeöag) leidet allerdings der 
Wirkungsgrad der Antenne und das Diagramm ist eher recht unkontrolliert.

Bis jetzt gibt es keine gute Antenne, die nicht doch irgendwo wieder 
einen elektrischen Leiter mit in etwas den benannten Abmessungen 
vorweist. Übrigens ist WLAN 2.4GHz --> ca. 6cm für Lamda/2 und ca. 3cm 
für Lambda/4

Gruss

von Plasmon (Gast)


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Rolf R. schrieb:
> Ich habe damals gelernt, dass eine Stabantenne z.B. Lambda/2 der
> Wellenlänge der eingesetzten Frequenz gross sein muss, so ca. zumindest.

Dadurch, dass man die Antenne auf eine HF-taugliche Keramik (geringer 
Verlustfaktor, eps_r ca. 10 bei Al2O3) setzt, können die Strukturen 
kleiner werden. Wenn man zusätzlich ein kleines Anpassnetzwerk 
akzeptiert, kann man noch ein bisschen Größe herausquetschen und den 
Strahler im kapazitiven Bereich betreiben. Wie bereits geschrieben 
bezahlt man sowas mit einem schlechteren Wirkungsgrad, weil in 
verkürzten Strahlern bei gleicher abgestrahlter Leistung die 
Strahlerströme größer sein müssen. Aber bei Kurzstreckenverbindungen ist 
das eben bis zu einem gewissen Grad akzeptabel. Hier ein Beispiel mit 
Datenblatt, wie sowas heute aussieht:

http://de.farnell.com/antenova/a10192-l/antenne-fusca-smd-2-4ghz/dp/1518277

von Harald W. (wilhelms)


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Rolf R. schrieb:

> Antennengröße viel kleiner als die Wellenlänge, wie geht das?

Das funktioniert ähnlich, als wenn Du mit einer Feuerwehrspritze
Wasser in ein Rohr mit einer Öffnung von 1cm hineinspritzen willst.
Etwas Wasser geht hinein, aber das meiste geht daneben. :-)
Gruss
Harald

von Matthias K. (kannichauch)


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Es gibt die verkürzte Antenne, bei der die korrekte Resonanzfrequenz mit 
einer Induktivität am Fußpunkt wieder hergestellt wird.
Nichtsdestotrotz ist die eingefangene Energie direkt von der Baugröße 
abhängig.

von Rauschi (Gast)


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Den Arno Weidemann wird es freuen, dass man über seine Gelsenkirchener 
Mobilantenne vielleicht wieder diskutiert

http://www.dl9ah.de/antenne1/Die%20Gelsenkirchner%20Mobilantenne.pdf

von Paul Baumann (Gast)


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Antennen, die sind niedlich,
Antennen sind so klein,
die können noch viel kleiner
als Lambda viertel sein!

Immer dann, wenn man's nicht braucht,
immer wenn ein Mist auftaucht
fragt man sich: Was kann da senden
(wenn wir dieses Stück nur fänden...)


MfG Paul

von Heinz Wäscher (Gast)


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Der Dipol, dem man den Namen nach Herrn Hetz gegeben hat ist auch sehr 
klein - und strahlt doch.

Das steckt immer noch in den Köpfen, dass eine Antenne nur dann strahlt, 
wenn sie in Resonanz ist. Resonanz bedeutet lediglich, dass der 
Eingangswiderstand bei dieser Frequenz reell ist. Ansonsten strahlt 
jeder Leiter mit beschleunigten Ladungen gleich gut als Antenne. 
Vorausgesetzt man schafft es durch eine geeignete Anpassschaltung die 
Energie vom Sender auf den Strahler zu koppeln.

Gruß

von Rübezahl (Gast)


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Heinz Wäscher schrieb:
> Der Dipol, dem man den Namen nach Herrn Hetz gegeben hat ist auch
> sehr
> klein - und strahlt doch.
>
> Das steckt immer noch in den Köpfen, dass eine Antenne nur dann strahlt,
> wenn sie in Resonanz ist. Resonanz bedeutet lediglich, dass der
> Eingangswiderstand bei dieser Frequenz reell ist. Ansonsten strahlt
> jeder Leiter mit beschleunigten Ladungen gleich gut als Antenne.
> Vorausgesetzt man schafft es durch eine geeignete Anpassschaltung die
> Energie vom Sender auf den Strahler zu koppeln.
>
> Gruß

Wäscher mit ä?
Das hat mir noch keiner gesagt!

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Heinz Wäscher schrieb:
> Der Dipol, dem man den Namen nach Herrn Hetz gegeben hat ist auch sehr
> klein - und strahlt doch.

Ein Hetzdipol?  Hetzsender kenne ich ja noch … :)

> Das steckt immer noch in den Köpfen, dass eine Antenne nur dann strahlt,
> wenn sie in Resonanz ist.

Nein, das ist Quatsch.  Resonanz macht nur die Anpassung bequemer,
verhindert Mantelwellen auf dem Kabel und vermeidet zusätzliche
Verluste.  Aber notwendig ist sie nicht.

> Ansonsten strahlt
> jeder Leiter mit beschleunigten Ladungen gleich gut als Antenne.

Wenn du das „gleich gut“ weglässt, wird ein Schuh draus.

In Resonanz muss er nicht sein, aber irgendeine durchsetzte Fläche
zum Abstrahlen braucht er schon, und die kommt nicht aus dem Nichts.

Die Physik hat hier noch keiner überlistet.

von Heinz Wäscher (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Resonanz macht nur die Anpassung bequemer,
> verhindert Mantelwellen auf dem Kabel

Den Mechnismus, wie Resonanz Mantelwellen verhindern soll, solltest du 
uns mal genauer erklären.

Vielleicht ist das nur Wunsch-Denken :-)

Gruß

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Heinz Wäscher schrieb:
> Den Mechnismus, wie Resonanz Mantelwellen verhindern soll, solltest du
> uns mal genauer erklären.

Indem das Kabel reell abgeschlossen ist.  Einen Balun braucht man
natürlich trotzdem noch, wenn man eine symmetrische Antenne mit einem
unsymmetrischen Kabel speisen will, das sollte klar sein.  Bei einem
reaktiv (also überwiegend kapazitiv oder induktiv) abgeschlossenen
Kabel (nicht resonante Antenne) können dagegen trotz des Baluns noch
Mantelwellen entstehen.

von Heinz Wäscher (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Bei einem
> reaktiv (also überwiegend kapazitiv oder induktiv) abgeschlossenen
> Kabel (nicht resonante Antenne) können dagegen trotz des Baluns noch
> Mantelwellen entstehen.

Mit Verlaub - das ist Folklore.

Mantelwellen entstehen vornehmlich durch Ausgleichsströme in Folge von 
Unsymmetrie. Selbst bei hochgradig fehlangepassten Antennen wie bei 
einem nichtresonanten Dipol, der über eine Paralleldrahtleitung gespeist 
wird ist die Symmetrie auf der Leitung nicht gestört, so lange die 
Stromverteilung in die Last symmetrisch ist.

Bitte nochmal darüber meditieren - oder nachlesen.

Gruß

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Heinz Wäscher schrieb:
> bei einem nichtresonanten Dipol, der über eine Paralleldrahtleitung
> gespeist wird

Eine Paralleldrahtleitung hat *Mantel*wellen?  Hmm.

von Heinz Wäscher (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Eine Paralleldrahtleitung hat *Mantel*wellen?  Hmm.

Eine Leitung, ob Paralleldraht oder koaxial, verhält sich prinzipiell 
gleich. Die Gesetzmäßigkeiten bei der Energieübertragung gleich.

Bei der Paralleldrahtleitung führt Unsymmetrie zu Gleichtaktströmen auf 
einem der beiden Leiter des Pralleldrahts. Bei Koaxialkabel führt 
Unsymmetrie zu einem Gleichtakt-Ausgleichsstrom auf dem Außenmantel. Die 
Entstehungsursache ist bei beiden Leitungsformen gleich. Die Folgen 
auch: z.B. eine strahlende Leitung.

Kurzum:

- Es gibt weder einen qualitativen noch einen quantitativen Zusammenhang 
zwischen Fehlanpassung oder nicht-Resonanz einer Antenne und dem 
Auftreten von Mantelwellen auf der Speiseleitung.

- Es gibt einen Zusammenhang beim Übergang von Symmetrie und Unsymmetrie 
an einer Antenne und dem Auftreten von Mantelwellen.

Gruß

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Heinz Wäscher schrieb:

>> Eine Paralleldrahtleitung hat *Mantel*wellen?  Hmm.
>
> Eine Leitung, ob Paralleldraht oder koaxial, verhält sich prinzipiell
> gleich. Die Gesetzmäßigkeiten bei der Energieübertragung gleich.

Trotzdem habe ich noch nicht gehört, dass jemand die unsymmetrischen
Ströme einer Paralleldrahtleitung als Mantelwellen bezeichnen würde,
denn der Begriff „Mantel“ bezieht sich nun mal auf den Kabelmantel
eines Koaxkabels.

> - Es gibt weder einen qualitativen noch einen quantitativen Zusammenhang
> zwischen Fehlanpassung oder nicht-Resonanz einer Antenne und dem
> Auftreten von Mantelwellen auf der Speiseleitung.

Du hast eins vergessen: den nicht idealen Balun, der typisch am Ende
einer unsymmetrischen Leitung sitzt, wenn man eine symmetrische
Antenne damit speist.  Der funktioniert noch einigermaßen ideal,
solange er eine reelle Last hat (resonante Antenne), aber bei nicht
reeller Last symmetriert er nicht mehr sauber genug, was letztlich
zu Mantelwellen auf dem Kabel führen kann (aber nicht muss).

Klar, in der reinen Theorie passiert das nicht.  Aber die Praxis nimmt
sich zuweilen das Recht heraus, davon abzuweichen.

von Heinz Wäscher (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Klar, in der reinen Theorie passiert das nicht.  Aber die Praxis nimmt
> sich zuweilen das Recht heraus, davon abzuweichen.


Auf welches Niveau der Diskussion rutschen wir denn jetzt?

Statt nachvollziehbarer Argumente nur noch Verschwörungstheorie, dass 
die Praxis zuweilen von der Theorie abweicht.

Lassen wir es gut sein!

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Heinz Wäscher schrieb:
> Statt nachvollziehbarer Argumente nur noch Verschwörungstheorie, dass
> die Praxis zuweilen von der Theorie abweicht.

Was ist daran eine „Verschwörungstheorie“?

Sie weicht leider viel öfter von der Theorie ab, als uns zuweilen lieb
wäre.  Damit müssen wir aber leben.

Ansonsten warst du es, der da mit „Verschwörungstheorien“ angefangen
hat: mit der Behauptung, es stecke „in den Köpfen [etwas] drin“,
und mit der reichlich kühnen Behauptung, dass „jeder Leiter gleich
gut“ strahlen würde.

Natürlich kann man jedes Stück Draht irgendwie als Antenne missbrauchen.
Trotzdem ist es eben der Idealzustand, dass die Antenne bei
Betriebsfrequenz eine reelle Last möglichst gleich der Nennimpedanz
darstellt, und dieser Idealzustand bereitet im Allgemeinen die wenigsten
Probleme im Betrieb.  Eine resonante Antenne ist dabei eine
Möglichkeit, diesen Zustand zu erreichen — nicht mehr, aber auch nicht
weniger.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Zum Problem des TE wurde alles gesagt.

Falls Heinz oder jemand anders mit mir ins Gespräch kommen will, wird
er problemlos in der Lage sein, meine Mailadresse zu finden.  Sollte
derjenige Lust haben, morgen an der Minimal Art Session teilzunehmen
(egal ob mit oder ohne Mantelwellen oder resonanter Antenne ;): sehr
gern. :)

: Bearbeitet durch Moderator
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