Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schutzschaltung für Strommessung mit Shunt


von Roland L. (Gast)


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ich möchte mit einem AD-Wandler (MCP3911) und einem 5 mOhm-Shunt einen 
Strom messen. Mein Problem ist, dass im Kurzschlussfall kurzzeitig ca. 
800A fließen, was 4V entspricht. Der AD-Wandler hält aber nur max. 2V 
aus. Gibt es eine sinnvolle Möglichkeit, die Eingangsspannung am 
AD-Wandler zu begrenzen?

Was ich mir bisher überlegt habe:

- einen kleineren Shunt verwenden, was die Messgenauigkeit herabsetzen 
würde, außerdem ist der Shunt bereits vorhanden (ist aber immer noch die 
beste Lösung, die mir eingefallen ist)

- Dioden parallel zum Shunt, aber bei den Strömen kommt man da auch 
leicht über 2V Durchlassspannung.

- Vorwiderstände und eine Spannungsbegrenzung an die Eingänge. Der 
Wandler hat aber einen recht kleinen Eingangswiderstand, so dass ich 
dann wohl einen Impedanzwandler brauche, was wiederum für die 
Genauigkeit schlecht ist und eine bipolare Spannungsversorgung 
erfordert.

hat jemand eine bessere Idee?

von Ich (Gast)


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Spannungsteiler am Eingang des ADC?

von Falk B. (falk)


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@ Roland L. (roland2)

>ich möchte mit einem AD-Wandler (MCP3911) und einem 5 mOhm-Shunt einen
>Strom messen.

Wieviel maximal?

>Mein Problem ist, dass im Kurzschlussfall kurzzeitig ca.
>800A fließen, was 4V entspricht.

>Der AD-Wandler hält aber nur max. 2V
>aus. Gibt es eine sinnvolle Möglichkeit, die Eingangsspannung am
>AD-Wandler zu begrenzen?

Sicher.

>- einen kleineren Shunt verwenden, was die Messgenauigkeit herabsetzen

Nein.

>- Dioden parallel zum Shunt, aber bei den Strömen kommt man da auch
>leicht über 2V Durchlassspannung.

Nein, das kann man schon machen, braucht aber dicke Leistungsdioden, 
sowas wie DSI45 von IXYs.

>- Vorwiderstände und eine Spannungsbegrenzung an die Eingänge.

Genau.

> Der
>Wandler hat aber einen recht kleinen Eingangswiderstand,

Wie klein?

Mit richtigier Dimensionierung ist das kein Problem. Einfach zwei 
Klemmdioden nach V- und V+, wahrscheinlich am besten Schottkys, und 
einen Strombegrenzungswiderstand. Der kann relativ klein sein, denn die 
Klemmdioden verkraften einiges an Strom, 100mA und mehr ist kein 
Problem.

von Ulrich H. (lurchi)


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Ein Vorwiderstand und dann eine (ggf. auch 2) Diode für die Begrenzung 
der Spannung sollte reichen. Die Widerstand muss ja nur den Strom durch 
die Diode  Begrenzen, bei maximal etwa 4 V und einem kurzen Puls darf 
der Widerstrand da auch recht klein (z.B. 10-50 Ohm) sein, so dass es 
den AD Wandler nicht mehr Stören sollte. Schwierig wird es höchstens 
wenn das interessante Signal auch über 1 V kommt - das sollte aber bei 
einem 5 mOhm Shunt eher nicht der Falls ein.

von Roland L. (Gast)


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schon mal danke für die Antworten.

Der Strom, der gemessen werden soll, hat maximal 40A Spitzenwert (50Hz 
mit einem Gleichanteil von maximal ca. 50mA)

Der Eingangswiderstand des AD-Wandlers ist unterschiedlich, je nach 
interner Verstärkung und liegt zwischen 33kOhm und 230KOhm.

bei 16 bit Auflösung dürfte nach meiner Rechnung der Vorwiderstand max. 
0,5 Ohm haben um 1LSB Fehler zu erzeugen.

der AD-Wandler wird mit einer potenzialfreien Spannung versorgt. Viel 
anklemmen kann man da nicht, sonst geht die Spannung einfach hoch und V- 
gibt es gar nicht.

Die DSI45 hab ich mir angeschaut. Wenn ich die Durchlasskennlinie auf 
400A extrapoliere, komme ich auch auf ca. 3,5V

von Falk B. (falk)


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@ Roland L. (roland2)

>Der Strom, der gemessen werden soll, hat maximal 40A Spitzenwert (50Hz
>mit einem Gleichanteil von maximal ca. 50mA)

Macht 200mV Amplitude an 5mOhm.

>Der Eingangswiderstand des AD-Wandlers ist unterschiedlich, je nach
>interner Verstärkung und liegt zwischen 33kOhm und 230KOhm.

Das nennst du NIEDRIG?

>bei 16 bit Auflösung dürfte nach meiner Rechnung der Vorwiderstand max.
>0,5 Ohm haben um 1LSB Fehler zu erzeugen.

Bitte?

>der AD-Wandler wird mit einer potenzialfreien Spannung versorgt. Viel
>anklemmen kann man da nicht, sonst geht die Spannung einfach hoch

Dagegen hilft eine Z-Diode.

>und V-
>gibt es gar nicht.

Das ist dann halt GND.

>Die DSI45 hab ich mir angeschaut. Wenn ich die Durchlasskennlinie auf
>400A extrapoliere, komme ich auch auf ca. 3,5V

Kommt hin. Das war auch nur Beispiel, welches Kaliber Diode man braucht, 
wenn man am Shunt klemmen will. Für 800A muss man eher zwei parallel 
schalten. Wenn es bipolar ist, dann noch zwei antiparallel. Einfacher 
ist aber die Klemmung am ADC, die Dioden sind auch "etwas" kleiner.

Mal rechnen. Wenn man auf +/-500mV begrenzen will, reichen zwei 
antiparallele 1N4001 am AD-Eingang.

R = U / I = 3,5V / 1A = 3,5 Ohm, Normwert 3,9 Ohm

Also reichen ~4 Ohm Vorwiderstand, um die Klemmdioden nicht zu 
überfahren.
Die 0,5 Ohm, die du ausgerechnet hast, sind rein akademisch. Denn dazu 
müsste der Eingangswiderstand auf 0,5 Ohm GENAU sein. Das ist er mit 
Sicherheit nicht. Kalibieren muss man so oder so, wenn man WIRKLICH so 
genau messen will. Damit spielen die 4 Ohm keine Rolle.

von Falk B. (falk)


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Ausserdem sollte man den Unterschied zwischen
Auflösung und Genauigkeit kennen.

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Roland L. schrieb:
> Der AD-Wandler hält aber nur max. 2V
> aus. Gibt es eine sinnvolle Möglichkeit, die Eingangsspannung am
> AD-Wandler zu begrenzen?

10k Vorwiderstand, verfälscht das Messergebnis nicht, begrenzt aber den 
Strom der eventuell über die Schutzdioden abfliesst.

Dein A/D-Wandler ist etwas merkwürdig, weil er zwar -2V, aber nur +2V 
anm Analgeingang erlaubt. Zum Schutz sollte also wohl 3 Dioden in Reihe 
nach GND geschaltet werden oder so.

von Ulrich H. (lurchi)


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Wenn man den 1N400x 1 V erlaubt, können die Kurzzeitig (z.B. 20 ms) auch 
deutlich mehr als 1 A vertragen. So lange Verträgt wohl auch der Shunt 
den hohen Strom nicht. Der Widerstand dürfte also auch einiges kleiner 
als 4 Ohm werden. Der Schutzwiderstand gibt auch nur einen konstanten 
Faktor für die abweichung - da wäre die Frage eher wie genau ist der 
Shunt und die Ref. Spannung des ADs. Selbst dann kann man den Effekt 
auch in 1. Näherung korrigieren, wenn man unbedingt will. Wenn man so 
will muss der Widestand nur auf 0,5 Ohm genau bekannt sein - wo bei aber 
eher der Fehler beim Einagngswiderstand größer ist.

Ein 10 K Widerstand als Schutz wäre dagegen schon eine Einschränkung:
einige Sigma Delta ADC reagieren auf einen höheren Eingangswiderstand 
zusammen mit der Kapazität der Dioden auch noch mit Nichtlinearität, und 
nicht nur dem um einen konstanten Faktor zu kleinen Messwert.

von Roland L. (Gast)


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da ich nicht weiß, wie der Eingangswiderstand aussieht wollte ich mit 
dem Vorwiderstand auf Nummer sicher gehen. Der Eingangswiderstand ist ja 
kein echter ohmscher Widerstand, sondern nur eine äquivalente Angabe. 
Wie sich der mit der Eingangsspannung, der Temperatur und sonstwas 
verändert, weiß ich nicht.
Ein separater Abgleich der verschiedenen internen Verstärkungen wäre bei 
einem größeren Vorwiderstand auf jeden Fall erforderlich.

Die absolute Genauigkeit von 16bit benötige ich nicht, ich muss nur den 
Gleichanteil noch einigermaßen genau messen können, daher benötige ich 
die Auflösung.

Der AD-Wandler wird mit +3,3V versorgt, die Eingangsspannung darf 
maximal +-2V gegen GND betragen. Einfache Klemmdioden gegen 
Betriebsspannung funktionieren daher nicht.

von U. M. (oeletronika)


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Roland L. schrieb:
> Der AD-Wandler wird mit +3,3V versorgt, die Eingangsspannung darf
> maximal +-2V gegen GND betragen. Einfache Klemmdioden gegen
> Betriebsspannung funktionieren daher nicht.
Hallo,
dann erzeuge mit einem Low-Drop-Regler eine Hilfsspannung von ca. 1,3V.
Damit kannst du dann Klemmdioden (z.B. BAV199) gegen gnd und +1,3V 
nutzen.

Um sich bei evtl. Zerstörung des Shunt auch gegen Zersörung des ADC zu 
schützen, empfehle ich eine Reihenschaltung von 2 Vorwiderständen.
Nach dem ersten Vorwiderstand (z.B. 47 Ohm) kannst du eine 
leistungsfähigere Suppressordiode (z.B. 3,3V) setzen und nach dem 2 
Vorwiderstand (z.B. 220 Ohm)dann die Klemmdioden.
Im Falle eines Totalausfalls des Shunt dürfte max. der erste Widerstand 
verbrutzeln. Feinsicherungen können auch dagegen schützen.
Gruß Öletronika

von MaWin (Gast)


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Roland L. schrieb:
> bei 16 bit Auflösung dürfte nach meiner Rechnung der Vorwiderstand max.
> 0,5 Ohm haben um 1LSB Fehler zu erzeugen.

Stimmt, der A/D ist ätzend.

Roland L. schrieb:
> Der Strom, der gemessen werden soll, hat maximal 40A Spitzenwert

Also +/-0.2V sollen ungestört sein und 800A nicht über 2V gehen.

        +--|<|--+-- GND
        |       |
        +--|>|--+
        |
+--0R5--+---- A/D
|
5mOhm
|


Das macht maximal 8A über den Schutzdioden die damit sicher unter 2V 
bleiben.

von Roland L. (Gast)


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ich werde das mit dem 0,5 Ohm Widerstand und den Dioden mal 
ausprobieren. Wenn der AD-Wandler es nicht überlebt, versuch ich es mit 
dem Spannungsteiler.

Gibt es Kennlinien von Leistungsdioden, die bis 100mV oder weniger 
gehen?
verhalten sich Dioden in diesem Bereich so, wie es sich die Theorie 
vorstellt, oder wäre es evtl. besser, einen Transistor mit 
kurzgeschlossener Basis-Kollektorstrecke zu verwenden?

von Falk B. (falk)


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@ Roland L. (roland2)

>ich werde das mit dem 0,5 Ohm Widerstand und den Dioden mal
>ausprobieren.

Hast du meinen Beitrag nicht gelesen? Oder nicht verstanden?

Beitrag "Re: Schutzschaltung für Strommessung mit Shunt"

> Wenn der AD-Wandler es nicht überlebt, versuch ich es mit
>dem Spannungsteiler.

Das ist Unsinn.

>Gibt es Kennlinien von Leistungsdioden, die bis 100mV oder weniger
>gehen?

Eher nicht.

>verhalten sich Dioden in diesem Bereich so, wie es sich die Theorie
>vorstellt,

Wie lautet denn deine Theorie?
Meine sagt, dass bei 200mV Vorwärtspannung je nach Typ nur wenige nA 
Strom fließen.

> oder wäre es evtl. besser, einen Transistor mit
>kurzgeschlossener Basis-Kollektorstrecke zu verwenden?

Nein. Mach dir mal um Leckströme nicht zuviel Gedanken. Du willst 
40A/65536 = 0,6mA auflösen, selbst schlechte Dioden sind da locker 
Faktor 100 darunter.

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