Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Breadboard - hat jemand Langzeiterfahrung?


von Micha (Gast)


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Heute hab ich grad mal wieder frustriert an einer Breadboard-Schaltung 
gebastelt. Hätte eigentlich funktionieren sollen - ging aber auch nach 
stundenlanger Probiererei nicht!

Irgendwann hab ich den ganzen Murks beiseite getan, und frisch mit einem 
neuen Breadboard und neuen Elementen angefangen - funktionierte auf 
Anhieb!

Das erste Board war schon diverse Male in Gebrauch, ebenso die Elemente.
Wollte nur mal fragen ob es paar Richtlinien gibt mit denen man diese 
Art von Frust zumindest minimieren kann?
Ev. sowas in der Art (nur mal spekuliert) dass man eingesteckte 
Widerstände nur einmal verwendet?

von Dennis (Gast)


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Micha schrieb:
> Wollte nur mal fragen ob es paar Richtlinien gibt mit denen man diese
> Art von Frust zumindest minimieren kann?

Oszi und Multimeter einsetzen und damit Stück für Stück den Fehler 
eingrenzen.

Alternativ fädeln.

von Mike (Gast)


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Micha schrieb:
> Ev. sowas in der Art (nur mal spekuliert) dass man eingesteckte
> Widerstände nur einmal verwendet?

Das kommt wohl mehr drauf an, wie sehr durch zu dicke Drähte die 
Elastizität leidet und was für korrosiven Einflüsse sich negativ auf die 
Kontaktfreudigkeit der Oberfläche auswirken.

von Harald (Gast)


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Meines Erachtens merkt man da die Qualität der jeweiligen Breadboards. 
Diverse welche in Kits enthalten waren zeigten schon nach den ersten 
Verwendungen Wackelkontakte etc. Andere die ich zum entsprechenden Preis 
gekauft habe halten länger. Soweit meine Erfahrung dazu.
Die billigen dienen mir maximal noch als Ständer beim Anlöten von 
Stiftleisten ;-)

von Michael L. (michaelx)


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Micha schrieb:
> Das erste Board war schon diverse Male in Gebrauch, ebenso die Elemente.
> Wollte nur mal fragen ob es paar Richtlinien gibt mit denen man diese
> Art von Frust zumindest minimieren kann?
> Ev. sowas in der Art (nur mal spekuliert) dass man eingesteckte
> Widerstände nur einmal verwendet?

Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass zuerst die unmöglichsten 
Möglichkeiten in Betracht gezogen werden, aber das Naheliegende völlig 
ausgeblendet wird.

So ein Breadboard ist keine heilige Blackbox, da darf man sich ruhig mal 
Gedanken drüber machen, wie es innen drin aussieht. - Zur Not auch 
aufmachen und nachgucken. ;-)

von MaWin (Gast)


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Micha schrieb:
> Wollte nur mal fragen ob es paar Richtlinien gibt mit denen man diese
> Art von Frust zumindest minimieren kann?

Keine zu dicken Drähte einstecken, der Klassiker sind TO220 die 
reingewürgt werden und die Federklemmen so weit aufbiegen, dass sie 
Wackelkontakte bekommen und gegen neue Streifen aus einem kleineren 
Board ausgetauscht werden müssen. Ich habe an manchen Bauteilen 
angelötete Starrdrahtverlängerungen, beispielsweise Schalter und Potis.

Korrosionsprobleme hatte ich noch keine.

von Helge A. (besupreme)


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Beliebter Fehler #1: Bauteile aus dem Gurt haben noch Klebe an den 
Beinchen. Die Reste werden dann irgendwann in den Steckbrett-Kontakten 
hart.

Beliebter Fehler #2: zu hoher Strom. Die Klemmfedern werden weich und 
verbiegen.

Beliebter Fehler #3: zu dicke Beinchen verbiegen die Kontakte.

Wer den Elan hat, häufig lassen sich die Steckbretter zerpflücken und 
wieder gangbar machen. Notfalls aus-2-mach-1.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Helge A. schrieb:
> Beliebter Fehler #1: Bauteile aus dem Gurt haben noch Klebe an den
> Beinchen. Die Reste werden dann irgendwann in den Steckbrett-Kontakten
> hart.
>
> Beliebter Fehler #2: zu hoher Strom. Die Klemmfedern werden weich und
> verbiegen.
>
> Beliebter Fehler #3: zu dicke Beinchen verbiegen die Kontakte.

Ja, das sind wichtige Punkte. Hier sind noch ein paar mehr:

Beliebter Fehler #4: Steckbrücken aus Kupferschaltdraht, die mit der
Zeit oxydieren und zu erhöhten Kontaktwiderständen führen. Besser ist
verzinnter Kupferschaltdraht.

Beliebter Fehler #5: Nichtberücksichtigung von Kapazitäten zwischen den
einzelnen Kontaktinseln. Insbesondere bei auf Metallplatten montierten
Steckbrettmodulen entstehen diese Kapazitäten nicht nur zwischen
benachbarten, sondern auch zwischen weit voneindander entfernten
Kontaktinseln.

Beliebter Fehler #6: Nicht durchgehende Verbindung in den
Versorgungsleisten am Rand des Steckbretts. Je nach Hersteller
unterscheiden sich die Steckbretter mitunter in diesem Punkt.

von Oldie (Gast)


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Ich habe eines schon seit über 30 Jahren in Gebrauch.

A: Es war kein Billig-Angebot (!)
B: Kontakte nicht überdehnen, oder verschmutzen
C: Keine großen Ströme (< 50..100 mA)

D: Nicht zu viel erwarten:

- Man muss mit ein paar Ohm Kontaktwiderstand rechnen,
  das kann durch die jeweilige Oberfläche des Anschlussdrahts
  auch noch schlechter werden.

- Zwischen benachbarten Kontaktreihen sind etliche pF.

- Es ergeben sich oft weite Wege für die Abblock-Cs.

Aber: Eine Schaltung, die auf dem Breadboard leidlich gut
funktioniert, macht es zu 99% sehr gut, wenn sie dann
ordentlich verlötet ist.

von Teo D. (teoderix)


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Beliebter Fehler #7: Bauteile mit zu dünnen Anschlussdrähten, zu dünne 
Steckbrücken.

von Helge A. (besupreme)


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Oldie schrieb:
> Ich habe eines schon seit über 30 Jahren in Gebrauch.

Mein 1. Steckbrett (von Völkner, damals ca. 40DM) hat auch gut 25 Jahre 
überlebt. Aber irgendwann rosteten die Stahlklammern weg, die die 
Kontakte zusammendrückten. Das aktuelle (Conrad, SFR15) hält bis jetzt 3 
Jahre ohne Ausfallerscheinungen. Scheinbar recht hohe Kapazität zwischen 
den Kontaktstreifen.

von Falk B. (falk)


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@ Helge A. (besupreme)

>Jahre ohne Ausfallerscheinungen. Scheinbar recht hohe Kapazität zwischen
>den Kontaktstreifen.

Mal versucht das zu messen? Denn das Gefühl täuscht gern mal.

http://www.eevblog.com/2014/01/15/eevblog-568-solderless-breadboard-capacitance/

von IT-Willy (Gast)


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Micha schrieb:
> Heute hab ich grad mal wieder frustriert an einer Breadboard-Schaltung
> gebastelt. Hätte eigentlich funktionieren sollen - ging aber auch nach
> stundenlanger Probiererei nicht!
>
> Irgendwann hab ich den ganzen Murks beiseite getan, und frisch mit einem
> neuen Breadboard und neuen Elementen angefangen - funktionierte auf
> Anhieb!
Vielleicht auch nur ein Bauteil falsch eingesteckt, passiert mir auch 
immer wieder wenn es voll wird, man sieht einfach die Löcher vor lauter 
Kabeln nicht mehr. Brüchige Kabel hatte ich auch schon. Selbst die 
Kontakte an einem "geschmolzen" Board funktionieren immer noch, das 
Board selber ist eigentlich nie das Problem, ausser man hat so ein 
Billigding die beim Einstecken schon schwergängig sind, die verwende ich 
als Kaffeeuntersetzer.

von Helge A. (besupreme)


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@Falk:

Ich hab dafür kein passendes Meßmittel, und so wichtig war's mir auch 
nit. Immerhin ist die Kopplung stark genug, daß ein empfindlicher 
Transistorverstärker auf dem neuen Brett sich regelmäßig als Audion für 
eine feste Frequemz entpuppt. Die AC-Kopplung ließ sich auch sehr gut 
dadurch nachweisen, daß ich einen Audioeingang versehentlich auf dem 
danebenliegenden Streifen angeschlossen hatte - und man konnte trotzden 
bissel was hören.

: Bearbeitet durch User
von Micha (Gast)


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Vielen Dank für die vielen hilfreichen Antworten! Die Hitliste der 
beliebten Fehler werd ich mir mal herausziehen und in einem Textdokument 
konsolidieren. Da sind paar ganz gute Hinweise dabei, wenn man die 
verinnerlicht hat man sicher ne Chance, es in Zukunft besser zu machen 
;-)

Bei mir ganz oben auf der Hitliste der Fehler die man machen kann steht 
die Stromversorgung. Neulich hatte ich mir eine Schaltung auf Breadboard 
aufgebaut, bei der ich ziemlich sicher war dass die funktionieren MUSS. 
Hat sie aber nicht. Erst nach längerem Rumgemurkse hab ich durch Zufall 
gefunden, dass die "Wandwarze" für die Stromversorgung irgendwie aus der 
Steckdose rausgezogen war. Schlussfolgerung: immer erst mal schauen ob 
die Stromversorgung "on" ist, ggf. auch mal Versorgungsspannung messen. 
Wahrscheinlich ist auch ein ordentliches Labornetzteil eine gute Sache - 
also stabile, ordentlich geglättete Versorgungsspannung die bei 
Lastspitzen nicht einbricht. So ein Teil hab ich selber bisher noch 
nicht :(

In einem der Beiträge wurde gesagt, wenn eine Schaltung auf Breadboard 
funktioniert, dann wird sie nachher als ordentlich gelötete Schaltung 
erst recht funktionieren. Dem stimme ich vollkommen zu - gelötete 
Schaltungen funktionieren tendenziell stabiler. Ich würde sogar so weit 
gehen zu behaupten, dass man beim Breadboard-Aufbau eventuell alle "nice 
to have" Teile der Schaltung besser weg lassen sollte. Hab das gerade 
konkret erlebt - ich bastel an einem Ersatz für nen Kassettenrecorder 
für Heimcomputer. Hab eigentlich einen Piezo vorgesehen, der akustisch 
signalisiert dass Daten übertragen werden. Sowie paar LEDs, die den 
Zustand (Record/Play...) signalisieren. Wenn ich den Piezo und die LEDs 
dran hab, gibts immer mal Datenfehler, lasse ich diese Elemente weg, 
funktioniert es stabil auf dem Breadboard. Bin ziemlich sicher dass ich 
diese Elemente vorläufig weg lassen und dann bei der PCB Version ohne 
Probleme dazutun kann...

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