Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Auskopplung aus Oszillator.


von Tobias P. (hubertus)


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Hallo

ich möchte einen VCO bauen wie im angehängten Bild.
Prinzipiell sollte das ja funktionieren, die Schaltung habe ich so schon 
gebaut (allerdings mit J310) und habe sie jetzt einfach noch mit 
Kapazitätsdioden erweitert. Was mir jetzt noch fehlt ist eine gescheite 
Auskopplung des Oszillatorsignals.

Unten bei R1 sollte ich es ja im Prinzip tunlichst vermeiden, was 
abzugreifen, denn wenn da z.B. ein Koppelkondensator hin käme, dann 
würde dieser ja in den Schwingkreis hinein transformiert und beeinflusst 
meine Frequenz. Wo kopple ich also klugerweise aus? und wie? am liebsten 
hätte ich einen 50 Ohm Ausgang.

Ich hätte jetzt als Ausgangsstufe einen Emitterfolger oder ähnlich hin 
gesetzt und diesen auf ca. 50 Ohm Ausgangswiderstand dimensioniert.... 
wie macht man es richtig?

Gruss

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Tobias Plüss schrieb:
> Unten bei R1 sollte ich es ja im Prinzip tunlichst vermeiden

Wäre aber die passende Stelle.  Dort würde ich einen Emitter- oder
Sourcefolger ansetzen.  Ja, dessen kapazitive Last geht in den Kreis
mit ein, aber solange sie (weitgehend) konstant ist, sollte das ja
kein Problem sein.

Eine gewisse Rückwirkung hat man natürlich immer.  Wenn man die
Folgestufe hinreichend lose ankoppelt und deren Last wieder relativ
konstant ist, bleibt das gering.

Alternativ könnte man einen Auskoppelschwingkreis in den Drainkreis
bauen (und aus diesem induktiv auskoppeln), aber das beeinflusst
natürlich den Oszillator ebenfalls.

von Tobias P. (hubertus)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Dort würde ich einen Emitter- oder
> Sourcefolger ansetzen.


etwa so?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Sieht ja auf den ersten Blick vernünftig aus.  Scheint ja, dass du für
die Simulation reale Transistormodelle verwendest.  Dann kannst du dir
ja mal ansehen, was die Oszillatorfrequenz macht, wenn du die Last von
50 Ω auf 1 kΩ erhöhst.

von Tobias P. (hubertus)


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Hmm ja das sieht nicht so berauschend aus. Wenn ich die Last entferne 
(>1k) dann steigt die Frequenz gute 200kHz. Das ist nicht so toll, oder? 
bekommt man das noch besser hin? die Idee ist zwar schon, dass die Last 
50 Ohm sein soll. Eigentlich betribt man den Oszi ja nie ohne Last :-)

Die Frage ist auch noch wie hoch man frequenzmässig damit kommt. Der 
J309 oder ähnlich sollte ja ein paar 100 MHz noch können, wie es dann 
beim Emitterfolger aussieht bin ich nicht sicher...

von Joachim (Gast)


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Dein Emitterfolger hat aber nicht 50 Ohm, sondern etwa 1 Ohm 
Ausgangswiderstand. Die 50 Ohm müssen dann zum Kabel hin.

Versuch doch einen Sourcefolger mit zusätzlichem Widerstand vor dem 
Gate. Den Widerstand so groß bemessen, das er mit den FET-Kapazitäten 
keinen nennenswerten Tiefpass bildet.

Gruß

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Joachim schrieb:
> Versuch doch einen Sourcefolger mit zusätzlichem Widerstand vor dem
> Gate.

Dann kann er auch gleich den Koppelkondensator kleiner machen.

von Joachim (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Joachim schrieb:
>> Versuch doch einen Sourcefolger mit zusätzlichem Widerstand vor dem
>> Gate.
>
> Dann kann er auch gleich den Koppelkondensator kleiner machen.

Noch viel kleiner als 10p?

Gruß

PS:
Der Widerstand vor dem Gate gibt dem Sourcefolger auch Stabilität.

von Stefan M. (derwisch)


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Um einigermassen rückwirkungsfrei auszukoppeln muss eigentlich immer 
mindesens eine nachfolgende ( Buffer ) Stufe folgen.
Eine direkte Auskopplung am Oszillator ist ohne Rückwirkung kaum 
möglich.

Ich verwende dafür sehr erfolgreich die sog. MMIC Bausteine ( 50 Ohm 
input, 50 Ohm output )

Davon gibt es ja für jede Anwendung eine extrem große Auswahl.

Reihenfolge: Oszillator ( mit definiertem Auskoppelpunkt ) dann 
Dämfungsglied in "Pi" Schaltung, dann MMIC, dann wieder Dämpfungsglied, 
und wieder MMIC.

Der Aufwand ist dann zwar schon höher, aber Rückwirkungen sind dann weg,
und man kann mit den MMICs + Dämpfungsglied wunderbar die gewünschte 
Ausgangsleistung bestimmen.

: Bearbeitet durch User
von Possetitjel (Gast)


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Tobias Plüss schrieb:

> ich möchte einen VCO bauen wie im angehängten Bild.
> Prinzipiell sollte das ja funktionieren,

Hmmm. Ja.

Meiner Meinung nach ist der Schwingkreis zu staff an den FET
angekoppelt. Fast 5V Signal bei 5V Betriebsspannung kommt mir
leicht ungesund vor.

> Unten bei R1 sollte ich es ja im Prinzip tunlichst vermeiden,
> was abzugreifen,

Nö, nicht zwingend. Wenn Du den FET loser ankoppelst, indem
Du den 100pF-Koppelkondensator mit in den Schwingkreis
einbeziehst (und so aus dem Colpitts- einen Clapp-Oszillator
machst), wirkt sich auch jede Veränderung am FET entsprechend
weniger auf dem Schwingkreis aus.

> denn wenn da z.B. ein Koppelkondensator hin käme, dann
> würde dieser ja in den Schwingkreis hinein transformiert

Nein.
Es wird die Reihenschaltung aus Koppelkondensator und Eingangs-
kapazität der Folgestufe hineintransformiert, und das ist
sehr viel weniger als der Koppelkondensator allein.

> und beeinflusst meine Frequenz.

a) Nur sehr wenig und
b) nahezu konstant.

> Wo kopple ich also klugerweise aus?

Am Source oder am Drain, das ist fast Jacke wie Hose.

> und wie?

Am einfachsten an einem kleinen Widerstand. - Du kannst die
220 Ohm im Source übrigens auch teilen. Oder Du schaltest
einen kleinen Widerstand in den Drain-Zweig ein. Ein
Schwingkreis im Drain geht natürlich auch, ist aber
schmalbandig.

> am liebsten hätte ich einen 50 Ohm Ausgang.

Nie. Nie im Leben. Nicht direkt am Oszillator. Never.

Ich würde nach dem Oszillator eine Trennstufe und einen
Impedanzwandler vorsehen - also alles in allem (mit
Oszillator-FET) 3 Transistoren.

> Ich hätte jetzt als Ausgangsstufe einen Emitterfolger
> oder ähnlich hin gesetzt

Kann man machen. Kollektorstufe (=Emitterfolger) ist aber
bei hohen Frequenzen nur bedingt empfehlenswert; man muss
die Transistoren ziemlich braten.

> und diesen auf ca. 50 Ohm Ausgangswiderstand dimensioniert....

Geht sicher, ist aber unschön.
Am elegantesten ist mMn transformatorische Auskopplung; das
kann man als Eintakt- oder als Gegentaktschaltung machen.

von Norbert L. (norbert_l64) Benutzerseite


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Für einen 10 MHz Quarzoszillator mache ich soetwas wie im Schaltbild an 
R4.
Hab da schon einige Meter Koaxkabel mit getrieben.

Die Darlingtonstufe ist für mich notwendig, um den Quarz nur minimal zu 
belasten.

von ArnoR (Gast)


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Tobias Plüss schrieb:
> Wenn ich die Last entferne
> (>1k) dann steigt die Frequenz gute 200kHz.

Dann versuch mal die angehängte Schaltung. Die hat einen 50Ohm-Ausgang 
und Laständerungen wirken sich praktisch nicht auf den Oszillator aus. 
Im Bild sind mal Kollektorwiderstände von 1R, 50R und 150R gezeigt. Die 
Periodendauer war immer 10,198ns, die Abweichung also <<10kHz.

Der BF959 arbeitet in Basisschaltung und hat einen sehr kleinen 
Eingangswiderstand, der parallel zu den 22R liegt. Damit ist seine 
Rückwirkung auf den Sourcefolger sehr klein, weil die Spannung an den 
22R entsprechend klein ist. Außerdem hat der eine kleine Rückwirkung vom 
Kollektor auf den Emitter.

von Tobias P. (hubertus)


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Hallo zusammen,

habe die Auskopplung jetzt so gemacht, wie es Arno zeigt, mit der 
Basisschaltung. Den Sourcewiderstand unterteilt in 22Ohm und 180Ohm. Der 
Ausgang der Basischaltung sollte dann eigentlich 50Ohm betragen, wenn 
der Kollektorwiderstand 50Ohm beträgt, oder? zumindest so ungefähr.

von ArnoR (Gast)


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Tobias Plüss schrieb:
> Der
> Ausgang der Basischaltung sollte dann eigentlich 50Ohm betragen, wenn
> der Kollektorwiderstand 50Ohm beträgt, oder? zumindest so ungefähr.

Ja, richtig. Der Ausgangswiderstand ist etwas kleiner als der 
Kollektorwiderstand.

Hast du mal mit höherer Auflösung simuliert wie sich die Frequenz 
ändert? Ich hab das in TINA nicht hingekriegt, weil man da keinen echten 
Zeitschritt angeben kann und daher immer eine gewisse Unsicherheit bei 
der Periodendauermessung mit dem Cursor bleibt. Was man noch mal 
untersuchen sollte sind die Temperaturabhängigkeit und die 
Spannungsabhängigkeit der Frequenz.

von Tobias P. (hubertus)


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Hallo,

Arno, hast du noch ein paar Infos wie man die Basisschaltung richtig 
dimensioniert? Meine funktioniert zwar, aber try & error ist nicht so 
toll :-)

von ArnoR (Gast)


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Tobias Plüss schrieb:
> hast du noch ein paar Infos wie man die Basisschaltung richtig
> dimensioniert?

Das ist nichts weiter als eine normale stromgegengekoppelte 
Emitterschaltung (ohne Ansteuerung an der Basis), bei der in den 
Emitterwiderstand durch den JFet zusätzlich etwas Strom eingespeist 
wird. Da die Fet-Parameter ziemlich streuen und sich Sourcestrom und 
Emitterstrom gegenseitig beeinflussen, dimensioniert man das so, dass 
der Emitterstrom (~17mA) deutlich größer als der Sourcestrom (~4mA) ist.

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