Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Tiefpass - Wirkung auf Anstiegszeit


von Miglo (Gast)


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Hallo,
ich häng grad etwas fest und bräuchte mal einen kleinen Denkanstoß.
Folgende (vereinfachte) Situation: Ich gebe ein Signal auf ein RC-Glied 
1. Ordnung. Das Signal hat ursprünglich eine Anstiegszeit von 5ns. Das 
Ausgangssignal hat einen flacheren Anstieg, logisch. Eigentlich müsste 
ich doch mit Hilfe dieser neuen Anstiegszeit das C berechnen können. 
Gibt es dazu eine Formel, das ist doch prinzipiell recht trivial?
Theoretisch rangegangen: Letzendlich ist das doch ein RC-Tiefpass 2. 
Ordnung, dessen Sprungantwort ist mein Ausgangssignal. Die Kennwerte wie 
Verzugs- und Ausgleichszeit krieg ich raus. Und nun?

von Miglo (Gast)


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Wobei...2. Ordnung passt nicht zum Oszibild, Verzugszeit = 0.

von U. B. (Gast)


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von Bernie (Gast)


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Um was für Größenordnungen von R und C gehts denn?
Also Zo der Signalquelle, des Messaufbaus und weitere beteiligte
Komponenten?

Wenn die Anstiegszeit auf Werte > 100 ns ansteigt, kannst
du mit R = Ri + R_TP, sowie C = C_TP + Cin_Messgerät rechnen.

Sonst mit ...

Aber einfach mal einen definierten (!) TP 2. Ordnung
anzunehmen, scheint mir (ohne weitere Daten) doch recht
blauäugig.

von Wolfgang (Gast)


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Miglo schrieb:
> Das Ausgangssignal hat einen flacheren Anstieg, logisch.

Und wie flach?
Deine Anstiegszeit von 5ns gibt erstmal nur eine Zeit zwischen zwei 
Pegeln an, oft 10% und 90% der Sprunghöhe, sagt aber nichts über den 
Signalverlauf. Ob das Ähnlichkeit mit dem Ausgangssignal eines TP 
1.Ordnung hat, ist so nicht zu entscheiden.
Wenn die Anstiegszeit nach deinem (unbekannte) RC-Glied deutlich höher 
als die 5ns ist, spielen die 5ns sowieso kaum eine Rolle. Rechne mal 
nach und zeige ein Bild vom Signalverlauf.

von Helmut S. (helmuts)


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Diese Formel zur Berechnung der Gesamtanstiegszeit "tr" man oft in 
Büchern.

tr = sqrt(tr1^2 + tr2^2)

Die kannst du dann nach tr2 umstellen um die Anstiegszeit des Tiefpasses 
auszurechnen.

Je nach Definition ob 20%/80% oder 10%/90% Anstiegsszeit gefragt wird 
gibt es einen bestimmten K-Wert. Für 20%/80% und RC-Glied ist K ungefähr 
1,4.

tr2 = tau*K

von Ralph B. (rberres)


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Bei einen Tiefpass erster Ordnung gilt Tau = R*C

Bei 1 Tau ist hat sich der Kondensator auf 63% des Maximalwertes 
aufgeladen.

Bei 2 Tau sind es von dem Wert für 1 Tau wiederum 63%

Bei 3 Tau sind es von dem Wert für 2 Tau wiederum 63%

usw.

Ralph Berres

von Miglo (Gast)


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Ok, 2. Ordnung ist nicht passend. Letztendlich will ich ja auch die 
Wirkung von dem (real vorhandenen) RC-TP 1.O. rausbekommen, nicht 
irgendwas vorher. Nach dem Tiefpass sieht das Signal zumindest eindeutig 
nach exp. Ladekurve aus, wie im Bild (ich mach heute Mittag noch mal 
eine sinnvollere Aufnahme, nehmt das erstmal nur zur Veranschaulichung.)

Bsp. (für 10%-90%):
t_rise_vor = 3ns
t_rise_nach_1 = 5,5ns

t_osc = 1ns

von Miglo (Gast)


Angehängte Dateien:

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Hier das Bild.

von Oldie (Gast)


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Kannst du dein Anliegen nicht mal so beschreiben, dass es für
Andere nachvollziehbar wird?

Begriffe wie Tiefpass 1. / 2. Ordnung etc. haben ja schon
einen Wiedererkennungswert.

Auf dem Bild sehe ich einen steilen Anstieg und nach einer
relativ SEHR großen Verzögerung einen nicht ganz
so steilen Anstieg.

Sowas erzeugt man nicht durch Tiefpässe von irgendwelcher
Ordnung!

Also: SCHALTBILD, Beschreibung, Daten, ...

Sonst: WEISS KEINER, WAS DU WISSEN WILLST!

von Miglo (Gast)


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Ich möchte eigentlich auf etwas wahrscheinlich recht triviales hinaus 
udn wollte es daher nicht durch zuviele Infos verkomplizieren.
Ich habe einen mir unbekannten RC-Tiefpass. C dürfte im nF-Bereich sein, 
R wenige Ohm betragen.

Ich weiß, wie das Rechtecksignal des Generators "pur" aussieht. Die 
Anstiegszeit beträgt nominell 3 ns, auf dem Oszi sind es aber 4ns.

Ich habe weiterhin das Rechtecksignal, wie es durch den TP verändert 
wird. Form bleibt, Anstieg wird flacher (dank C). Beispielsweise beträgt 
die Anstiegszeit jetzt (auf dem Oszibild) 5,5ns.

Kann ich aus diesen Informationen das C berechnen, wenn R bekannt ist? 
Wenn ja, wie?

von Helmut S. (helmuts)


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tr = sqrt(tr1^2 + tr2^2 + tr3^2)

tr1: Rechteckpuls 3ns
tr2 Oszi Anstigszeit 2,x ns
tr3 Gesuchtes RC Glied

Die kannst du dann nach tr3 umstellen um die Anstiegszeit des Tiefpasses
auszurechnen.

Je nach Definition ob 20%/80% oder 10%/90% Anstiegsszeit gefragt wird
gibt es einen bestimmten K-Wert. Für 20%/80% und RC-Glied ist K ungefähr
1,4.

tr3 = tau*K

tau = tr3/K

tau = R*C

von Miglo (Gast)


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Das klingt gut, danke!

Ich probier gleich mal aus, ob sich etwas realistisches ergibt.

(Woher kommt eigentlich die 2 bei "tr2 Oszi Anstigszeit 2,x ns"?)

von Helmut S. (helmuts)


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sqrt(3^2+2,65^2) = 4ns

von Miglo (Gast)


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Achso, ja klar. Vielen Dank!

von Helmut S. (helmuts)


Angehängte Dateien:

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Das wäre jetzt mal ein Simulationsbeispiel falls du 10%/90% Anstiegszeit 
gemessen hast. Lade dir LTspice herunter. Dann kannst du das angehängte 
Beispiel modifizieren und selber simulieren.

von Ralph B. (rberres)


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wenn du den R so weit vergrößerst, das die Anstiegszeitkonstante des 
Oszillografen und Generators keine Rolle mehr spielt, kannst du mit dem 
Oszillografen das Tau messen. Wenn du das Signal der Ladekurve auf dem 
Oszillografen so einstellst, das zwischen Beginn der Aufladung und voll 
aufgeladen genau die 8 Teilstriche des Scopes ausgenützt werden, so ist 
bei 5,04 Teilstriche der Kondensator auf 63% aufgeladen, was 1 Tau 
entspricht.
Den Generator auf eine niedrige Frequenz stellen, das der Kondensator 
sich auch wirklich voll auflädt.

Man muss nur die Zeit zwischen Beginn und ein Tau mit Hilfe der 
vertikalen Cursor möglichst genau ausmessen. Aus dem Tau und dem ( 
möglichst genauen Widerstand kann man den Kondensator auf 1% genau 
bestimmen.

Ist einer der Übungen bei uns im Grundlagenlabor.


Ralph Berres

von Miglo (Gast)


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Vielen Dank für eure Hilfe! Die Werte passen soweit.

@Helmut  Noch eine kurze Frage: In deiner Simulation bist du ja von 
einem LC-Glied ausgegangen und hast ein entsprechendes RC-Glied 
ermittelt. Dass ich von tau ausgehend ein C berechnen kann, ist klar. 
Ein L wäre ebenso möglich, wenn man es als LC-Glied annimmt. Aber das 
entspricht ja nicht dem eigentlichen C- bzw. L-Anteil der ursprünglichen 
Schaltung. Kann ich mit dieser Methode mehr über ein LC oder RLC-Glied 
herausfinden? Was brauche ich dazu?

von Helmut S. (helmuts)


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Man muss halt für das gesuchte (R)LC-Glied gewisse Annahmen bezüglich 
dessen Dämpfung d (oder Güte Q) machen, z. B. aperiodischer Grenzfall.

: Bearbeitet durch User
von Miglo (Gast)


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Hm... kurz zum Verständnis:
Beim normalen statischen Messen dürfte die Induktivität keine Rolle 
spielen. (Ist zumindest bei mir der Fall)
Mit Hilfe der Anstiegszeit sehe ich aber eine Überlagerung des Effektes 
von C und L, ja?

von Miglo (Gast)


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Nachtrag: "Keine Rolle" -> im Leerlauf.

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