Forum: Ausbildung, Studium & Beruf lean office im Ingenieursbereich


von Thomas F. (thomas_f39)


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Hallo Gemeinde,

hat irgendwer Erfahrungen mit lean office im Ingenieursbereich gemacht ?
Bei meinem Arbeitsplatz im Maschinenbau soll das jetzt eingeführt 
werden.

gruss

von olibert (Gast)


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Ja, unsere Abteilung (im IT-Bereich) stellt seit etwa einem Jahr auf 
Lean nach dem Toyota-Prinzip um. Ablaeufe werden stark vereinfacht und 
"Cells" wurden/weren eingefuehrt. Ausserdem kann der Einzelne durch ein 
"Call-out" Verbesserungen einbringen.

von Christian B. (casandro)


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Ich glaub das ist außerhalb von Siemens und dem 
Automotive-/Rüstungs-Bereich ganz normal.

Das erfordert jedoch gute Ingenieure.

: Bearbeitet durch User
von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Thomas F. schrieb:
> hat irgendwer Erfahrungen mit lean office im Ingenieursbereich gemacht ?

Die Frage sagt wohl alles aus, was auf dich zukommen wird!
Der Laden in dem du dich befindest, scheint noch nicht mal in der Lage 
zu sein, sowas den Leute mitteilen zu können.

Im Endeffekt geht es darum die Prozesse besser aufeinander abzustimmen, 
weil ein paar Schlaue rausgefunden haben, das rund 27% der Ressourcen 
dort (Office) verschwendet werden. (Wie die das rausgefunden haben, ist 
auch so ein Geheimnis!)
Du wirst auf jedenfall viel heiße Luft hören und deine QM-Futzies werden 
viele Schulung veranstalten (wo danach keiner weis wer was weis!).
Ein ECM-System dürfte auch als "Sturmgeschütz" dargestellt werden. Mit 
dem wird dann der alte Plunder  virtuell niedergewalzt, um Platz für 
neuen Blödsinn zu schaffen.
Wirklich was ändern wird sich in deinem Laden kaum.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Ich hab noch vergessen:
Im Officebereich besthen die Ressourcen zu 100% aus Humankapital.
Also wenn 27% der Ressourcen verschwendet werden, kann man mit "lean 
office" jeden vierten MA "einsparen".
Alles klar!

von Christian B. (casandro)


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Also meiner Erfahrung nach gibt es da 2 Arten von Firmen. Die einen 
haben den ganzen Office und Prozesskram gar nicht, oder nur in 
sinnvollen Maßen eingeführt, die anderen zelebrieren das gerade zu 
elaboriert durch.

Die "schlanken" Firmen haben in der Regel gar nicht so viele 
Mitarbeiter, denn die schaffen das auch mit wenig Leuten. Je mehr Leute 
Du auf ein Problem ansetzt um so weniger produktiv ist der einzelne.

Wenn Du ein Problem nur auf genügend viele Leute aufteilst kommen sogar 
noch weitere Probleme hinzu. Da jeder Ingenieur nur einen winzigen Teil 
der Arbeit macht, werden die guten Ingenieure zu tiefst unzufrieden 
sein, weil sie jeden Tag das gleich machen und viel Zeit mit dem ganzen 
Overhead verbringen müssen. (z.Bsp. nachfragen warum die Zulieferteile 
von anderen Abteilungen nicht da sind, und die Beantwortung solcher 
Nachfragen)
In solchen Firmen arbeiten dann die Leute massiv Überstunden und 
schaffen trotzdem nichts.

Hier übrigens Seymour Cray in einem Vortrag über den Cray-1 und wie man 
eine Firma machen muss die so was in kurzer Zeit leisten kann:
http://www.youtube.com/watch?v=vtOA1vuoDgQ

von Thomas.F (Gast)


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Cha-woma M. schrieb:
> Die Frage sagt wohl alles aus, was auf dich zukommen wird!
> Der Laden in dem du dich befindest, scheint noch nicht mal in der Lage
> zu sein, sowas den Leute mitteilen zu können.

Das Problem ist, dass ich mich 2/3 des Jahres im Ausland aufhalte und 
nur für die Reisekostenabrechnung und zu kurzen Projektvorbereitungen 
ins Büro komme.

Den drei weiteren Kollegen meiner Abteilung geht es ähnlich.
Es wurde eine Schulung angeboten an der ich aber aus terminlichen 
Gründen nicht teilnehmen konnte.

Unser Chef war in Japan bei Toyota und hat sich dort inspirieren lassen.
Ich habe gelernt das die Verschwendung im Büro beseitigt werden soll.
Die Japaner habe aber eie ander Mentalität. Wenn dort der Chef 
vorbeikommt
verneigen sich die Mitabeiter. Bei uns zeigen sie einen Vogel.

Das Büro ist mit großen Plantafeln zugepflastert. Jeder Kollege hat dazu 
noch seine persönliche Plantafel mit Foto bekommen.

Bin fast 60, habe beruflich viel erlebt, das verstehe ich nicht mehr.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Thomas.F schrieb:
> Bin fast 60, habe beruflich viel erlebt, das verstehe ich nicht mehr.

Dann biste bei den 27%!
Aber macht doch nix du kannst ja nach Arbeitslosigkeit (min. 18 Monate 
ALGI haste sicher) "wegen Arbeitslosigkeit" abschlagsfrei in Rente.
Was willst du den noch mehr?

von name (Gast)


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Lean tools are powerful, but blind application will only makes things 
worse.

von Jo S. (Gast)


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Christian Berger schrieb:
> Ich glaub das ist außerhalb von Siemens und dem
> Automotive-/Rüstungs-Bereich ganz normal.

Joe Kaeser will doch 11.000 Leute aus der Verwaltung eliminieren
---> lean !  ;)

von Jo S. (Gast)


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Cha-woma M. schrieb:
> Im Officebereich besthen die Ressourcen zu 100% aus Humankapital.
> Also wenn 27% der Ressourcen verschwendet werden, kann man mit "lean
> office" jeden vierten MA "einsparen".

Es geht immer um Profitsteigerung, hier also durch Kostensenkung.

Das Hauptziel von Qualitätsmanagement, das Anfang der 90er eingeführt 
wurde, ist die Renditesteigerung.

Das Hauptziel von Projektmanagement ist die Renditesteigerung.

Lean Production in der Fertigung (Automatisierung, 
Produktionsverlagerung)

Lean Management (Hierarchieebenen eliminieren, Teamarbeit)

Nun Lean Office im Bürobereich

von Jo S. (Gast)


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Thomas.F schrieb:
> Bin fast 60

Gratuliere, Du hast es fast geschafft!

von Jo S. (Gast)


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Thomas.F schrieb:
> habe beruflich viel erlebt, das verstehe ich nicht mehr.

Alle paar Jahre zieht eine neue Mode ins oberste Management ein. Die 
Begriffe Rationalisierung und Kostensenkung sind negativ belegt. Also 
bedient man sich der Schwuchtelsprache und verwendet Ausdrücke wie Lean 
oder Management (oder Cells, Call-outs, etc.).

Durch hochtrabendes Geschwafel soll der Eindruck erweckt werden, daß es 
sich um umfassende Methoden handelt. Wenn man aber mal den Quatsch 
durchschaut hat, stellt man fest, daß eigentlich nicht viel dahinter 
ist.

Trotzdem muß man aufpassen, daß man wegen der Verschlankung nicht zum 
Opfer wird!

von Jo S. (Gast)


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Cha-woma M. schrieb:
> Dann biste bei den 27%!

Nein, denn er ist 2/3 der Zeit im Ausland und ist somit kein 
Bürobeschäftigter, der hier im Fokus liegt.


@ Thomas F.
Was machst du eigentlich (im Ausland)?

von As-I-Roved-Out (Gast)


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Lean Office ist nichts "Besonderes" mehr.
Es ist durchaus nützlich und bringt eine gewisse Transparenz mit sich 
ausserdem wird es für einige Pappnasen deutlich schwerer sich aus der 
Verantwortung zu stehlen.
Dumm nur, dass damit die Emailflut zunimmt
und die "Altgedienten" erstmal ausdrucken, was druckbar ist.
Es funktioniert nur dann gut, wenn der prozessdefinierende 
Verantwortliche die Prozesse auch schon kennt und ausreichend 
abstrahieren kann.

Ohne unterstützendes PDM/PLM System (Das ausreichend konfiguriert sein 
muss um möglichst viele der bisherigen Systeme abzulösen UND deren 
Datenbestand voll zu integrieren) ist es sowieso unbrauchbar.

von chris (Gast)


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Thomas F. schrieb:
> hat irgendwer Erfahrungen mit lean office im Ingenieursbereich gemacht ?

Ja! - eine spitzenmäßige Grundlage, um Bullshit-Bingo zu spielen.

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