Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik regelbare elektromotorische Bremse - 230V Problem


von Jan Z. (Firma: FH Aachen) (zimu)


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Guten Morgen,

Ich bin schon etwas länger fleißiger Mitleser hier im Forum und habe so 
auch schon die eine oder andere gute Anregung gefunden. Nun geht es aber 
um ein etwas spezielleres Problem und ich hoffe hier mit eurer Hilfe 
einen Schritt weiter zu kommen :-)

Zunächst mal, worum geht es überhaupt? Ich versuche das ganze mal kurz 
zusammenzufassen, damit man es etwas einordnen kann:

Für ein Projekt der Hochschule soll ein Prüfstand (Rollenprüfstand) für 
Modellautos konstruiert werden. Dabei soll der Prüfstand in der Lage 
sein geschwindigkeitsabhängige Fahrwiderstände abzubilden, aber auch zur 
Aufnahme von Leistungskennlinien gegen den Motor des RC-Fahrzeugs zu 
arbeiten und eine konstante Geschwindigkeit halten können (verschiedene 
Lastpunkte anfahren etc.). Die Fahrzeuge im Maßstab 1:5 erreichen dabei 
kurzzeitig Spitzenleistungen von etwa 4kW. Da nicht dauerhaft 
Spitzenlast gefahren wird, gehe ich von einer Belastung von 2kW aus.

Nun zum Problem: Die Auswahl der elektrischen Komponenten!

Der Prüfstand soll relativ kompakt bleiben, wodurch schwere 2-4kW 
Industriemotoren als Belastungmaschine ausscheiden. Ich habe mich für 
folgende Kombination entschieden:

Als Motor ein 2kW-Spindelantrieb einer Fräsmaschine (Leistung passt, 
dazu sehr kompakt, hohe Drehzahlen möglich)

http://www.technik-center24.de/cnc-artikel/fraesmotoren/mechatron-hf-spindeln/1233/hf-motorspindel-8022-luftgekuehlt-2-2kw

Angesteuert werden soll das ganze durch einen Frequenzumrichter, wichtig 
hier 230 Volt weil nur 230 Volt Netz vorhanden ist und genutzt werden 
muss. Dadurch auch das Problem, dass die gesamte Leistung die der Motor 
abbremst "verbraucht" werden muss, Rückspeisung ins Netz ist nicht 
möglich da, soweit ich das richtig durchschaut hab, unzulässig. 
PC-Verbindung dann über RS232.

http://www.sourcetronic.com/shop/frequenzumrichter/frequenzumrichter-st9100a-4kw-230v.html

Deshalb erstmal die Idee, das ganze an einem überdimensionierten 
Bremswiderstand in Form von Wärme abzuführen

http://www.sourcetronic.com/shop/bremswiderstand/bremswiderstand-stbr50-1040-11kw.html

Die Komponenten sollen erstmal nur beispielhaft sein. Ich hoffe meine 
Gedanken dazu waren bis hier hin halbwegs schlüssig.

Da ich eigentlich eher in den Bereichen Mechanik/Konstruktion und 
Applikation (Matlab/Simulink-Modelle) heimisch bin und weniger in der 
Elektrotechnik, bin ich mir trotzdem nicht ganz sicher, ob das so 
zusammen funktioniert wie ich mir das vorstelle.

Also zunächst mal, was ist die fachkundige Meinung zu der Auswahl 
bisher?

Zum anderen bewege ich mich mit 230V ja schon im Bereich wo diverse 
VDE-Regelungen zu Abnahme von elektrischen Anlagen etc. greifen. Wenn 
ich nur ein Kabel vom Prüfstand wo der E-Motor drin verbaut ist in einen 
Schaltschrank lege und da drin den FU verbaue, würde ich doch die Erdung 
über das Kabel zur Steckdose realisieren, oder? Ich lese bei Maschinen 
mit solchen Elektroschränken die ganze Zeit was über "Gehäuseerdung mit 
Erdungsband"?! Das ist ja beim Aufstellen in einem normalen Raum (ist 
zwar ein Labor aber es sind nur 6 normale 230V Steckdosen vorhanden) 
nicht zu realisieren. Einen Erdanker kann ich ja schlecht in den Boden 
rammen ;-)

So das wars erstmal, sonst wird es wahrscheinlich zu viel auf einmal. 
Wenn fragen zu Details sind gerne fragen!

Ich hoffe ihr könnt mir ein wenig Rückmeldung oder auch nur ein paar 
kleine Anregungen geben.

Viele Grüße

Zimu

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Jan Zimutta schrieb:

> Als Motor ein 2kW-Spindelantrieb einer Fräsmaschine (Leistung passt,
> dazu sehr kompakt, hohe Drehzahlen möglich)

Wegen dem unmittelbaren Zusammenhang von Drehmoment und Strom
würde ich eher einen Gleichstrommotor nehmen. Energiespareffekte
dürften bei einem Prüfstand wohl keine grosse Rolle spielen.
Gruss
Harald

von innerand i. (innerand)


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Naja, erstmal lassen sich Asynchronmotoren nicht so ohne weiteres als 
Generator betreiben.
Wenn Sie sich das Leben nicht unnötig schwer machen wollen, nehmen S 
eine Gleichstrommaschine oder wenigstens eine permanent-erregte 
Synchronmaschine.

Mit den Vektorreglern heute geht zwar schon viel, aber für einen 
Prüfstand würd' ich dann doch etwas mit einem einfacheren 
Regelungskonzept wählen.

von Jan Z. (Firma: FH Aachen) (zimu)


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Schnonmal Danke für die schnelle Rückmeldung euch beiden!

Das mit dem "einfacherer Zusammenhang zwischen Strom und Moment => 
besser DC-Motor als Generator" hatte ich in meiner ersten Überlegung 
auch so aufgenommen, allerdings bin ich auf der Suche nach einem 
Vierquadrantensteller für DC-Motoren der den Anschluss eines 
Leistungs-/Bremswiderstands ermöglicht nicht fündig geworden, bzw. es 
waren meistens kleine Platinen das wär mir bei längerem Bremsen auf 
Grund der Wärmeentwicklung zu heikel. Da ist mir die große, robuste 
Industrievariante doch lieber.

Oder habt ihr Komponenten parat, die dafür geeignet wären?

Es muss auch nicht zwingend ein einfacherer Zusammenhang sein, da die 
Regelung mit einer Momentenmesswelle abgeglichen wird. Heißt ich würde 
den Motor so ansteuern, dass das gewünschte Moment gemessen wird.

Oder ist der FU mit dem Motor dazu gar nicht in der Lage?

Grüße

Zimu

von Helge A. (besupreme)


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Ich würde das Problem mit Standardkomponenten aus der 
Industrieelektronik angehen. Einen permanenterregten 3-Phasen-Motor mit 
Resolver, wie sie z.B. an Robotern oder Verfahreinheiten verwendet 
werden. Diesen verwenden, um einen Zwischenkreiskondensator aufzuladen. 
Elektronisch gesteuert braucht dann nur noch ein Bremswiderstand werden, 
der den Kondensator entlädt.

Solche Motoren gibts von ca. 50W bis ca. 15kW. Der Resolver kann zur 
Messung der Drehzahl verwendet werden, und eine 24V-Motorbremse ist auch 
eingebaut für den Notfall.

Der geregelte Belastungskreis besteht dann nur aus Motor, Gleichrichter, 
Elko, Transistor, Widerstand. Das ist überschaubar.

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Hallo Jan,

> Angesteuert werden soll das ganze durch einen Frequenzumrichter, wichtig
> hier 230 Volt weil nur 230 Volt Netz vorhanden ist und genutzt werden
> muss.

Meinst du damit explizit 1-phasig, oder darf es auch 3-phasig (3*230V 
alo 400V) sein?

> Deshalb erstmal die Idee, das ganze an einem überdimensionierten
> Bremswiderstand in Form von Wärme abzuführen

Entweder das, oder man nimmt einen rückspeisefähigen Umrichter. Das wäre 
hier aber vermutlich overkill.

> Zum anderen bewege ich mich mit 230V ja schon im Bereich wo diverse
> VDE-Regelungen zu Abnahme von elektrischen Anlagen etc. greifen. Wenn
> ich nur ein Kabel vom Prüfstand wo der E-Motor drin verbaut ist in einen
> Schaltschrank lege und da drin den FU verbaue, würde ich doch die Erdung
> über das Kabel zur Steckdose realisieren, oder? Ich lese bei Maschinen
> mit solchen Elektroschränken die ganze Zeit was über "Gehäuseerdung mit
> Erdungsband"?! Das ist ja beim Aufstellen in einem normalen Raum (ist
> zwar ein Labor aber es sind nur 6 normale 230V Steckdosen vorhanden)
> nicht zu realisieren. Einen Erdanker kann ich ja schlecht in den Boden
> rammen ;-)

Das Erdungsband verbindet z.B. die Tür vom Schaltschrank mit dem 
Schaltschrank selbst und stellt damit die Erdung aller Metallteile 
sicher. Der Motor ist über seine Zuleitung geerdet. Es kann zusätzlich 
sinnvoll sein, den Teststand selbst mit einer Erdungsleitung zu 
versehen, die im Schaltschrank aufgelegt wird.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Jan Zimutta schrieb:
> auf der Suche nach einem Vierquadrantensteller
Wozu vier Quadranten? Zwei müssten doch reichen...
Und eigentlich brauchst du doch nur einen DC Motor und eine 
elektronische Last.

Und der Ansatz mit dem AC Servomotor und dahintergeschalteter 
Dreiphasenbrücke ist ganz neckisch.

Was mir noch nicht ganz klar ist: willst du einen Rollenprüfstand oder 
einen Motorprüfstand aufbauen? Da sind doch immerhin komplett 
unterschiedliche Drehzahlen am Werk...

: Bearbeitet durch Moderator
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