Forum: HF, Funk und Felder [EMV] Charakterisierung und Behebung von DCDC Wandler Störungen


von Control:Eng (Gast)


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Hallo,

leider habe ich gerade mit bösartigen Störungen eines DCDC-Wandlers zu 
kämpfen, der mir sensible Messsignale unbrauchbar macht.

Spezifikationen des DC-DC-Wandlers:
- Uin = 18-36V
- Uout = 3,3V
- Ibmax = 6A

Zur Charakterisierung der Störungen habe ich folgendes durchgeführt:

Ich habe zwei Messleitungen neben meinem DC-DC Wandler in einer 
Entfernung von ca. 10cm vorbeigeführt.

Wird dann der DC-DC-Wandler eingeschaltet und mit 4A belastet.
Dann werden ca. 100mVpp Störsignale auf den messleitungen sichtbar. Der 
DC-DC Wandler taktet mit 350kHz laut Datenblatt. Das periodische 
Störsignal hat allerdings nur eine Frequenz von 310kHz. Weitere 
Störquellen wie Labornetzgerät können als Störquellen ausgeschlossen 
werden, da diese sich nicht in der näheren Umgebung befunden haben.

Somit scheint es sich um feldgebundene Störungen zu handeln.

In den Application Notes von Recom:
http://www.recom-international.com/fileadmin/Media/Folder-Flyer/App_Notes_16062014.pdf

findet sich auf Seite 31 eine geeignete Schaltung.

Darin werden stromkompensierte Drossel im Rahmen eines PI-Filters 
vorgeschlagen. Für meinen DC-DC-Wandler wird sogar ein zweistufiges 
Filter empfholen.

Welchen Sinn haben die zwei Stufen?
Warum werden stromkompensierte Drosseln eingesetzt?
Würde mir diese Schaltung helfen meine oben geschilderten Probleme zu 
lösen?

Meine Simulationen für die in den AppNotes angegebene zweistufige 
Schaltung mit LTSpice haben ergeben, dass sich ein solches Filter nicht 
wie ein klassisches Tiefpassfilter verhält. Die Simulation mit den 
passenden Modellen von Würth Elektronik ist im Anhang zu finden.


Über jedwelche Hilfe wäre ich sehr dankbar!

Beste Grüße

von B e r n d W. (smiley46)


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Hallo,

> Wird dann der DC-DC-Wandler eingeschaltet und mit 4A belastet.

Es gibt jetzt mehrere Möglichkeiten:

- Schaltet die Last mit einem entsprechenden Takt und die eigene 
Schaltung bietet keinen ausreichenden Blockkondensator, so muss der 
AC-Strom über den DCDC-Wandler fließen. Direkt neben der Störquelle 
sollte mit einem geeigneten Keramik-Kondensator abgeblockt werden.

- Der Ausgang des DCDC-Wandlers enthält Gleichtakt-Störungen. Diese 
können mit der erwähnten stromkompensierten Drossel weggefiltert werden.

- Das Ausgangssignal des DCDC-Wandlers enthält noch zuviel Ripple und 
muss besser geglättet werden. Das kann man mit einer Drossel ~1µH in der 
Plusleitung und 2-3 Low-ESR Elkos 1000...2200µF gegen GND wegbekommen. 
Die Drossel muss die 4 bzw. 6 A verkraften, sowas gibts z.B. von Würth.

Gruß, Bernd

von Control:Eng (Gast)


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Hallo Bernd,

Danke für deine Antwort!

Den ersten Punkt kann ich verneinen. Die Last stellt eine einfache 
Parallelschaltung von Hochleistungswiderständen dar. Entsprechend 
generieren die mir kein Wechselssignal was noch zusätzlich abgeblockt 
werden müsste.

Zu Punkt 2 und 3:

Kann ich wirklich derzeit nicht beurteilen da ich noch nicht recht weiß 
wie sich solche Störungen messtechnisch erfassen und charakterisieren 
lassen.

Wäre nicht folgendes eine Option:

http://www.beta-dyne.com/pdf/dcdc_an02REVA.pdf

So könnte ich den Ripple sinnvoll verringern bedingt durch die 
eingeführte Polstelle die mir die -20dB/Dekade bringt. Zudem hätte ich 
mich mit den stromkompensierten Drossel um die Gleichtaktstörungen 
gekümmert. Abblocken tue ich den DCDC Wandler auch noch primär und 
Sekundärseitig mit 100nF X7R Kondensatoren.

Spricht etwas gegen den Einsatz dieser Lösung? Hätte geeignete 
PowerFerrite mit denen ich das LC Filter realisieren könnte. Würden vom 
Strom her sowohl für Ein- und Ausgang passen.


Letzte Frage aber noch:

Soeben habe ich die stromkompensierte Drossel alleine ohne Caps 
simuliert und ein BodeDiagramm angefertigt.
Dabei zeigt sich annähernd der selbe Verlauf wie im Bild oben zu sehen. 
Es kommt zu einer sehr scharfen Resonanzüberhöung und dem "merkwürdigen" 
Phasengang.

Ist das so normal? Wie könnte eine Übertragungsfunktion von solch einer 
Drossel aussehen?

von B e r n d W. (smiley46)


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Beim obigen Diagram reicht die Auflösung nicht aus, dadurch wird die 
Kurve eckig.

Oft ergeben sich solche Resonanzen, wenn ideale Bauteile verwendet 
werden. Eine Spule hat aber immer einen Gleichstrom-Widerstand eine 
Parallelkapazität und dadurch eine Eigenresonanz und weitere 
Dämpfungsfaktoren wie Eisenverluste. Werden die Verluste in das Modell 
einbezogen, sind meist die Überschwinger weg.

> mit den stromkompensierten Drossel

Mit zwei einzelnen Drosseln sind Gleich- und Gegentaktstörungen weg, 
zugegebenermaßen ist die stromkompensierte Drossel deutlich kleiner.

Versuch macht Klug!

von Marc O. (Firma: REICHL EMVandromed) (guglielmo)


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Control:Eng schrieb:
> Darin werden stromkompensierte Drossel im Rahmen eines PI-Filters
> vorgeschlagen. Für meinen DC-DC-Wandler wird sogar ein zweistufiges
> Filter empfholen.
>
> Welchen Sinn haben die zwei Stufen?
> Warum werden stromkompensierte Drosseln eingesetzt?
> Würde mir diese Schaltung helfen meine oben geschilderten Probleme zu
> lösen?

Filterschaltungen in Versorgungsleitungen sind keine Filter im 
eigentlichen Sinn, da sie keine definierte Ein- und Ausgangsimpedanz 
aufweisen. Die (große) Induktivität reduziert den differentiellen Strom, 
der aus dem Schaltnetzteil herausfließt.  Damit wird der in die 
Netznachbildung, die sinnvollerweise als Wandler benutzt wird, fließende 
Strom verkleinert; der  X-Kondensator läßt wiederum einen Teil des HF- 
Stromes gleich wieder in die Quelle zurückfließen; der in die 
Netznachbildung fließende Strom wird dadurch weiter reduziert.
Stromkompensierte Drosseln sind absolut geniale Bauteile: durch die Art 
der Wicklung wird der Eisenkern magnetisch nicht belastet; im Bereich 
des symmetrischen Stromflusses ( also bis etwa einige Hundert kHz ) 
wirken beide Induktivitäten getrennt für die niederfrequenteren 
Störspannungen ( bis etwa einige Hundert kHz eben ).
Im Bereich des unsymmetrischen Stromflusses hingegen ( einfach gesagt: 
oberhalb von einigen Hundert kHz ) kompensieren sich die beiden (großen) 
Induktivitäten, es bleibt die sog. Streuinduktivität übrig, die etwa 1% 
der Nenninduktivität beträgt und in Verbindung mit den Y-Kondensatoren 
für den Bereich höherer Frequenzen einen HF-Spannungsteiler darstellt.
Warum verwenden wir gelegentlich zwei Drosseln?
Bei Filterschaltungen, die niedrige Frequenzen abblocken und 
gleichzeitig hohen Stromfluß gewährleisten sollen, werden -oft 
gleichartige - Drosseln wegen der Bauteilgröße verwendet.
Gelegentlich ist das Störspektrum eines Gerätes aber so gemein, daß zwei 
Drosseln seriell betrieben werden, eine für eher niedrige Frequenzen, 
eine zweite für eher höhere Frequenzen.
Zu deiner letzten Frage: Filter helfen grundsätzlich immer, wenn sie 
korrekt dimensioniert sind...

: Bearbeitet durch User
von Georg A. (georga)


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Bist du sicher, dass die Störungen über die Pins rauskommen? Nur dann 
kann man überhaupt was filtern... Ich hatte bei einem viel kleineren 
DC-DC-Wandler (200mA oder so) Erfolg mit einer Weissblechabschirmung des 
Wandlergehäuses, war auch noch mit GND verbunden. Danach wars viel 
ruhiger ;)

von oszi40 (Gast)


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Ohne den Aufbau gesehen zu haben:

1.Dreck aus dem DC-Ausgang?
2.Induktive Effekte durch ungünstigen Aufbau, die auf Deine 
Messleitungen eingekoppelt werden.

Verändere den Aufbau und mache die Gegenprobe. Ein DC/DC-Wandler liefert 
selten wirklich saubere Gleichspannung am Ausgang. Um allerdings aus 24V 
nur 3,3V zu bekommen ist das die verlustärmste Lösung.

> Das periodische Störsignal hat allerdings nur eine Frequenz von 310kHz.
Da ist kein Quarz für die Frequenz. Die Frequenz könnte sich auch 
ändern.

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