Hallo zusammen, Bei uns auf Arbeit ist zur Zeit mal wieder eine Unternehmensberatung am Werke, die es doch tatsächlich geschafft hat, eine nennenswerte Unruhe zu stiften. Aktuelles Thema welches uns alle beschäftigt, ist die Durchlaufzeiten für Neuentwicklungen auf 12 Monate zu reduzieren (Planung bis Serienfreigabe) Das würde ich jetzt einfach mal so stehen lassen. Es handelt sich dabei um relativ komplexe Geräte (Antriebstechnik), bei denen u.a. sehr viel Zeit aufgrund der Zertifizierungen benötigt wird. Ich schreibe einfach mal die ungefähre Dauer auf: - Planung/Pflichtenheft: 3 Monate (wg. Prüfung der Konzepte) - Elektronikentwicklung erstes Muster: 8 Wochen - Mechanik erstes Muster: 12 Wochen - Vorabprüfung der ersten Muster: 4 Wochen (Funktionstest, teilw. Normtest) - Korrekturen/Fehlersuche Elektronik: 5 Wochen - Korrekturen Mechanik: 1-4 Wochen (je nach Anforderungen) - Wiederholung der nicht bestandenen Vorabprüfung: 2 Wochen - Serienstand Teile Mechanik: 16 Wochen (kundenspez. Teile) - Typprüfung: 5 Wochen (Normtests) - Zertifizierung: 8 Wochen (UL/CSA/usw.) Summe = ca. 55 Wochen Am Ende haben wir dann 5 neue Geräte in verschiedenen Ausprägungen für den Kunden. Die Schaltung wird nicht komplett neu erstellt, nur an den relevanten Stellen abgeändert. Ich denke, was hier ins Auge fällt, ist die lange Dauer für das erste Muster. Das resultiert aus der Philosophie, das mech. Robustheitstest(notwendig) und die Zertifzierungsstellen (Vorprüfung) bereits frühzeitig durchgeführt werden soll. Dann kommen immer noch Korrekturen für das ein oder andere. Ohne jetzt großartig Einblick in andere Firmen zu haben, find ich das jetzt gar nicht so schlecht. Die Langläufer wirken sich meiner Meinung nicht negativ aus, da man sich bei z.B. Lieferzeiten mit anderen Themen beschäftigen kann. Würde das alles 'besser', d.h. kürzer werden, wäre für andere Themen nicht mal mehr Zeit vorhanden. Wie siehts denn bei euch zeitlich aus?? Das würde mich ehrlich interessieren.
Es wird für uns sicher sehr schwer sein zu vergleichen da es ja immer darauf ankommt was entwickelt wird. Ich selber bin nicht in der Entwicklung und kann nur aus Erfahrung sagen das alles eben seine Zeit benötigt. Sicherlich ist es gut eine Entwicklung in ein zeitliches korsett zu drücken damit jedem Beteiligten auch klar ist an welchem Punkt er sich gerade befindet. Es geht ja schon mit ganz trivialen Gegenheiten los wo sind die 2 Wochen Krankheit unterzubringen, was wenn die Prüfung durchfällt oder die Zerifizierung einfach 12 Wochen benötigt ? Bei uns ( auch Antriebstechnik) dauert die Entwicklung manchmal Jahre ..
Ich verstehe leider nicht was das Problem mit der Unternehmensberatung ist. Verstehe ich das richtig: aktueller Plan 55 Wochen, Unternehmensberatung möchte auf 52 Wochen reduzieren? Ein bisschen Reduktion geht immer, aber ob es der Qualität zuträglich ist? Vielleicht geht es auch in die Hose und das Projekt dauert dann dafür 80 Wochen :)
Werner schrieb: > - Elektronikentwicklung erstes Muster: 8 Wochen Lachhaft! Wo ist denn das Erstellen der REQs? Eine Elektronik, die von Null auf gemacht wird, daher schon mal deshalb länger, weil das Layout dauert. Da stimmt die Balance von Planung und Umsetzung nicht. Wenn ich eine neue Schaltung mache, läuft das bei kleinen Platinen so: 1. Woche Konzept, davon 50% Copy und Paste aus Vorprojekten 2. Woche formelle CRS mit Abnahme und Review 3. Woche formelle CDS , parallel Anpassung CDS aus Review 4. Woche Abschluss CDS mit Review Während CDS läuft Bauteilbeschaffung und Bestellung 5. Woche Elektronikkonzept auf SPEC Ebene fertigstellen und Schaltung 6. Schaltung abschliessen und CDS Review Ergebnisse einbauen 7. Schaltungs Review und CDS Freigabe, Testplan erstellen 8. Schaltungsfreigabe, Abschluss CRS, CDS und Testplan 9. Woche Layout extern, ich mache was anderes und betreue 10. Woche Layout, ich betreue 11. Woche Layout, gfs schon Fertung 12. Fertigung 13. Woche Lieferung Platine und Bestückung Hier ist der 3M-Plan zu Ende. In der Regel klappt das in 3M oft aber auch nicht. Daher plane ich hier immer 2 Wochen Reserve. Bei grösseren Platinen plane ich 4M! Dann neu: 1. Woche IB Platine 2. Woche IB Platine Komponententest mit Software, sofern fertig! 3. Änderungen Hardware, Software / Firmware definieren, 4. manuelle Änderungen und Reservezeit. Das klappt in der Regel so! Ja nach firmware, muss hier aber auch gewartet werden. Dann der nächste Block: Beginn des Kompententests im System Wenn ich das normal aufsetze, dauert das 16-18 Wochen, bis die Elektronik läuft und nicht 8! Parallel kann man schon das redesign angehen. In 8 Wochen Elektronik bauen klaupt nur bei 80% Copy und Paste aus einem Vorprojekt.
Ingenieur der Elektrotechnik schrieb: > Werner schrieb: > - Elektronikentwicklung erstes Muster: 8 Wochen > > Lachhaft! Wo ist denn das Erstellen der REQs? REQs = Requirements? Wohl in der dreimonatigen Phase die darüber steht. > Eine Elektronik, die von Null auf gemacht wird, daher schon mal deshalb > länger, weil das Layout dauert. Da stimmt die Balance von Planung und > Umsetzung nicht. > In 8 Wochen Elektronik bauen klaupt nur bei 80% Copy und Paste aus einem > Vorprojekt. Steht doch da: vorhandenes Design wird an bestimmten Stellen abgeändert. Nicht "von Null an".
Werner schrieb: > Wie siehts denn bei euch zeitlich aus?? Das würde mich ehrlich > interessieren. Ich sag mal wie es bei uns abläuft: Zeiten sind immer knapp kalkuliert. Ab und zu bekommt der eine und andere einen Burnout. =Das Projekt verzögert sich. Dann gibts Streitereien zwischen den Technikern. Keiner kann keinen riechen. =Das Projekt verzögert sich. Das sind viele unzuverlässig. Machen ihren Job nicht gut, haben keine Lust. =Das Projekt verzögert sich. Dann werden mehrere krank. =Das Projekt verzögert sich. Dann nach Monaten der Verzögerung, läuft der leitende Ingenieur Amok und das Projekt wird schnell fertiggestellt.
Ing. schrieb: > Dann nach Monaten der Verzögerung, läuft der leitende Ingenieur Amok und > das Projekt wird schnell fertiggestellt. Glaube ich weniger. Oder macht der leitende Ingenieur das dann alleine vom Gefängnis aus?
Werner schrieb: > Aktuelles Thema welches uns alle beschäftigt, ist die Durchlaufzeiten > für Neuentwicklungen auf 12 Monate zu reduzieren (Planung bis > Serienfreigabe) Ein projekt wird in 3 dimensionen gemessen: -in time -in budget -in quality Macht dem zeiteinsparer klar, das er damit auch die Qualität der Entwicklung reduziert. Dann sollte man auch daraufhin weisen, das Konstruktionsfehler die erst beim Kunden entdeckt werden richtig teuer zu beheben sind. Frühzeitig Mängel durch hohe Testtiefe entdecken ist die einzige Möglichkeit die Qualität zu garantieren die der Kunde gewöhnt ist. MfG,
Das hört sich alles genau nach den Diskussionen an, die wir schon auf Arbeit hatten. Ja Testen ist gut für die Qualität .. dauert so lange wie es braucht .. wenn jemand ausfällt ist der Zeitrahmen geplatzt, weil kein Puffer eingebaut ist. In der Vergangenheit liefen die Verklärungen oft relativ lange und die die es ausführen sollten waren dann doch andere. Da ging viel Zeit für Happy Engineering drauf. Und in diesen Fällen konnte man oft wichtige Fehler durch Außenstehende aufdecken. Schneller zu werden hieß eigentlich immer nur den Zeitpuffer zu reduzieren. Und es wurde weniger getestet. Als mögliche Verbesserung seh ich einfach mal den richtigen Leuten bei ihrer Beurteilung zu vertrauen und .. sehr wichtig .. die vorhandenen Strukturen abzuflachen. Es gibt viel Engstellen, weil sich bestimmte Leute eine 'Sonderrolle' ausgedacht haben. Die machen dann nur das was zu ihrem Traumgebilde passt und die Führungskräfte machen da auch noch lustig mit. Das nervt mich schon ein wenig.
Werner schrieb: > Da ging viel Zeit für Happy Engineering drauf. Blöde Frage: Was ist Happy Engineering? Aus dem Kontext raus denke ich dabei an "Einfach drauf los entwerfen", ohne großen Plan/Vorgabe. Auf jeden Fall eine lustige Wortschöpfung.
Ich weiß :D Habe ich von meinem CEO Genau das ist damit gemeint. Nicht methodisches Vorgehen, bei dem sagen wir mal n mal ein ähnliches Bauteil betrachtet wird, während die Schaltung noch nicht abgeschlossen wurde. Und die Schaltung gibt es noch nicht, weil es noch kein fertiges Konzept gibt. Und das Konzept ist noch nicht fertig, weil es noch keinen festen finanziellen Rahmen gibt. Und so weiter... Am Anfang ist man sich halt erst mal einig, das man etwas machen möchte. Aber die Zuständigen haben dann nicht mal die Eier in der Hose, ein festes GO zu setzen. Also rennt die Entwicklungsmannschaft schon mal los und macht Vorabklärungen, damit der wieder mal zu enge Terminplan eingehalten werden >könnte<. Am Ende ist das Alles fürn A?!?, weil ganz weit vorne etwas abgeändert wird. Unklare Vorgaben Happy Engineering == sich selbst bespaßen
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