Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Vintage Kondensator wie ersetzen?


von Thomas S. (ledcalc)


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Liebe Elektroniker,

mit ungetrübter Begeisterung verwendet ich einen alten Taschenrechner 
HP-21 aus den 70er Jahren. Leider macht der zunehmend Probleme, so dass 
ich ihn geöffnet habe. Einen früheren Austausch der ausgelaufenen Akkus 
hat er schon hinter sich.

Ich vermute ein Problem mit der Stromversorgung - obwohl er noch 
leuchtet und auf Tasteneingaben reagiert, jedoch keine richtigen 
Ergebnisse bringt.

Nur vom Betrachten her habe ich den abgebildeten Kondensator als 
problematisch in Verdacht. Er hat auf der rechten Seite um den Draht 
herum ein Loch durch das man ins Innere sehen kann, links ist er 
verschlossen.

Habe ihn herausgelötet und wollte ihn mit einem Multimeter testen - was 
mir vermutlich nicht gelungen ist. Es zeigt unendlich an.

Die Aufschrift lese ich als

TASM    +
60mF    K
6V
750 2P

Meine laienhafte Recherche hat ergeben, dass es sich um einen bipolaren 
Kondensator handelt. Vielleicht hat deshalb meine Messung nicht 
funktioniert oder er ist wirklich kaputt oder beides.

Ebenso vermute ich, dass mF für mikro Farad steht und sonst eher als uF 
geschrieben wird?

Um irgendwie weiter zu kommen habe ich aus einer Sammlung einen 100uF 
10V Elko eingelötet was auch erst mal zum Erfolg führte. Leider hatte 
ich am nächsten Tag wieder ähnliche Probleme wie zuvor. Könnte gut sein, 
dass ich den Fehler noch nicht gefunden habe.

Nun endlich zur Frage: Mit welchem handelsüblichen Kondensator kann ich 
diesen nicht mehr sehr gängigen Glaskondensator ersetzen? Bei den 
üblichen einschlägigen Händlern habe ich nichts passendes gefunden.

Auch frage ich mich, ob ich den Kondensator überhaupt brauche. Er ist in 
einem Teil des Gerätes verbaut das unterschiedliche Spannungen erzeugt, 
so z.B. 6V für das Display und 3V für den Prozessor. Der Rechner wird 
von mir nur über Batterien betrieben und hängt nicht am Netzteil.

Über Hilfe würde ich mich freuen.

Viele Grüße,

  Thomas

von MaWin (Gast)


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Die Elkos sind nicht aus Glas, da ist eine Plastikfolie um einen 
Aluzylinder, aus Glas sind auf deiner Platine ganz andere Bauteile, und 
sie sind nicht bipolar, sondern haben ein deutliches + Zeichen für den 
unipolaren Anschluss. Du kannst irgendeinen 68uF/6V Elko nehmen, die 
sind heute so klein wie es damals nur mit Tantal zu erreichen war.

http://www.tedss.com/2020025463
http://www.tedss.com/2020061295

Die schwarzen Tropfen sind auch Tantal, vielleicht sind die kaputt, 
Epoxy dichtet nicht so hermetisch wie Alu.

von Teo D. (teoderix)


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Seh' ich das richtig.
Zwei Widerstände mit Glaskörper?
Sowas hab ich ja nu auch noch nich gesehen :o

von sven (Gast)


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Teo Derix schrieb:
> Zwei Widerstände mit Glaskörper?

Hallo,

erstens sind es 3 und zweitens sind es Dioden. Koennte braun-braun-gelb, 
also 1N114 sein.

73

von sven (Gast)


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^^ Tut aber auch garnichts zur Sache hier

von Harald W. (wilhelms)


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Thomas Siebert schrieb:

> Ebenso vermute ich, dass mF für mikro Farad steht und sonst eher als uF
> geschrieben wird?

Ja, die (US-)Amerikaner hatten da schon immer Ihre eigenen
Vorstellungen, die sich mit denen der übrigen Welt nicht
unbedingt decken.
Gruss
Harald

von Thorsten S. (thosch)


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an den Tantals rechts ist definitiv was nicht ok:
Das schwarze zylindrische Bauteil, das liegend montiert ist und im 
Wesentlichen von den Tantalperlen verdeckt ist, hat an seinem vorderen 
Anschluß starke Korrosionserscheinungen, wie sie für ausgelaufenen 
Elektrolyt typisch sind.

Auf dem Bild ist nicht erkennbar, was das für ein Bauteil ist, könnte 
eine Diode im Plastik-Gehäuse sein, ich habe aber in US-Geräten schon 
ähnlich aussehende Elkos gesehen (waren IMHO von Sprague)

Bei näherer Betrachtung finden sich diese Korrosionsspuren noch an 
weiteren Teilen in der Nähe...
Das Foto ist leider zu schlecht für eine genauere Diagnose aber ich habe 
den entsprechenden Ausschnitt mal angehängt.

von Thomas S. (ledcalc)


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Danke für die schnellen Antworten und die Hinweise zu den Tantals die 
scheinbar doch nicht so vintage sind wie ich dachte.

Die kleinen schwarzen tropfenförmigen Kondensatoren rechts muss ich 
etwas in Schutz nehmen, die Ablagerungen an den Beinen stammen noch von 
der ausgelaufenen Batterie. Sie sitzen recht fest. Habe es schon 
mechanisch, mit Waschbenzin und mit Bremsenreiniger :( versucht. Glaube 
aber, dass das nicht mein Problem ist. Natürlich könnten sie dennoch 
defekt sein. Werde mir die ganzen Kondensatoren rausschreiben und 
wechseln und dann weiter suchen.

Den liegenden Elko habe ich übrigens selbst reingepfuscht. Kann mir noch 
jemand sagen, ob man den auch nehmen kann? Er ist für eine höhere 
Spannung ausgelegt (10V) was meinem Verständnis nach keinen Unterschied 
macht und hat statt 60uF 100uF. Ich denke es geht dabei um die Glättung 
des Strom vom Ladegerät (6V). Die Batterien (eigentlich 2 Akkus) liefern 
zusammen ja nur knapp 3V und brauchen sicher eher weniger Glättung.

von Bernhard D. (pc1401)


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Thorsten S. schrieb:
> an den Tantals rechts ist definitiv was nicht ok:
> Das schwarze zylindrische Bauteil, das liegend montiert ist und im
> Wesentlichen von den Tantalperlen verdeckt ist, hat an seinem vorderen
> Anschluß starke Korrosionserscheinungen, wie sie für ausgelaufenen
> Elektrolyt typisch sind.

In den Perlen ist üblicherweise nichts drin, was auslaufen kann:
http://de.wikipedia.org/wiki/Tantal-Elektrolytkondensator#Tantal-Elektrolytkondensator_mit_festem_Braunstein-Elektrolyten

> Bei näherer Betrachtung finden sich diese Korrosionsspuren noch an
> weiteren Teilen in der Nähe...

Bei ausgelaufenen Batterien bzw. Akkus ist es mit dem Austausch selbiger 
in der Regel nicht getan. Es muss sorgfältig gereinigt / neutralisiert 
werden, sonst schreitet die Zerstörung von Metallen weiter fort.

von hinz (Gast)


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Thomas Siebert schrieb:
> Die kleinen schwarzen tropfenförmigen Kondensatoren rechts muss ich
> etwas in Schutz nehmen, die Ablagerungen an den Beinen stammen noch von
> der ausgelaufenen Batterie. Sie sitzen recht fest. Habe es schon
> mechanisch, mit Waschbenzin und mit Bremsenreiniger :( versucht.

Wattestäbchen&Essig!

von Michael_ (Gast)


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Thomas Siebert schrieb:
> Den liegenden Elko habe ich übrigens selbst reingepfuscht. Kann mir noch
> jemand sagen, ob man den auch nehmen kann?

Ja!

von Peter D. (peda)


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Thomas Siebert schrieb:
> Den liegenden Elko habe ich übrigens selbst reingepfuscht. Kann mir noch
> jemand sagen, ob man den auch nehmen kann?

Ich würde da auch wieder einen Tantal einsetzen, 68µF oder 100µF.

von Ga R. (garath)


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Hallo Thomas,
ich würde langsam vom raten zum messen übergehen, daher möchte ich den 
Schaltplan für den HP21 in die Runde werfen.
Viel vergnügen bei der Fehlersuche, gruß Garp.


P.S. wenn in deinem Titel etwas von HP und Taschenrechner stünde, wäre 
es imho nicht verkehrt, dann hats die Forensuche später mal einfacher.

P.p.s. Quelle http://www.cs.ubc.ca/~hilpert/eec/calctd/HP21.gif

: Bearbeitet durch User
von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Thomas Siebert schrieb:
> Den liegenden Elko habe ich übrigens selbst reingepfuscht.

Da du nicht erkannt hattest, daß die Original-Elkos gepolt waren - hast 
Du denn bei dem auf die Polarität geachtet?

von MaWin (Gast)


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Das ist ja eine brutale Netzteilschaltung: Geht der Akku wegen 
Austrocknung kaputt oder fehlt er, wird die Schaltung mit 14V statt 2.5V 
gegrillt, mit Elkos die nur 6V aushalten. Meinst du nicht, dass der 
Trafo eher 3V hat?
Und bekanntlich nicht schaltfeste Tantaltropfen am Schaltreglerausgang.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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ga rp schrieb:
> ich würde langsam vom raten zum messen übergehen, daher möchte ich den
> Schaltplan für den HP21 in die Runde werfen.

Vielen Dank!
Der Verdacht richtet sich natürlich sofort auf die Kondensatoren auf der 
Sekundärseite des DC/DC Wandlers (die zur Siebung vom V+1 und V+2). Der 
60µF/6V kann da nix zu.

von Ga R. (garath)


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gerade fällt mir auf, dass da ja die Werte zu den Bauteilen fehlen, 
daher noch eine Quelle dazu:
http://www.jacques-laporte.org/Woodstock/ws_HW_main.htm

MaWin schrieb:
> wird die Schaltung mit 14V statt 2.5V gegrillt

Ohne Akku ist die Ersatzschaltung aus dem ersten Bild 21.gif oben rechts 
zu verwenden, sonst grillts, das stimmt.

von Michael_ (Gast)


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Einen Tantal würde ich an dieser Stelle nicht wieder reinmachen, die 
sind dafür gar nicht geeignet.
Ein komischer Kondensator ist das schon. Alle meine alten Tantal haben 
"-" am Gehäuse. Und dieser liederliche Aufdruck.

von Harald W. (wilhelms)


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hinz schrieb:

>> mechanisch, mit Waschbenzin und mit Bremsenreiniger :( versucht.
>
> Wattestäbchen&Essig!

Und wie kriegt man den Essig wieder weg?

von Thomas S. (ledcalc)


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Nochmal danke an alle, besonders für die Hinweise zu den Schaltplänen.

Habe es bisher vorgezogen den Austausch-Zombie zu machen. Das hat auch 
den Vorteil nicht so viel nachdenken zu müssen. Im Moment funktioniert 
der Rechner übrigens wieder. Ich denke der Kondensator war es nicht, ich 
habe einfach ein nicht ohne weiteres reproduzierbares Problem. Jedes mal 
wenn ich ihn auseinander baue und an ein Schaltnetzteil hänge 
funktioniert er wieder eine Weile.

Eigentlich habe ich sogar ein Schätzeisen Voltmeter aus dem Baumarkt und 
ein einfaches Oszi das mit den 120kHz des HP noch nicht überfordert sein 
sollte. Denke das werde ich mal anwenden.

Das Problem könnte ich übrigens durch Verpolung beim Einlegen der 
Batterien selbst erzeugt haben. Habe mal gelesen die Schaltung sei 
dagegen nicht sehr stabil.

Viele Grüße,

   Thomas

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