Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik pH Meter Schaltung aus kommerziellem Gerät


von Karl O. (knorke)


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Hallo,

hatte heute mal Gelegenheit in ein pH211 von Hanna, ein relativ teures, 
mittelaltes Mikroprozessor pH Meter reinzuschauen.
Da ja im Zusammenhang mit pH-Metern hier oftmals wilde 
Verschwörungstheorien und ausgefeilteste Schaltung auftauchen, dachte 
ich, ich poste mal, wie es im kommerziellen Bereich aussieht.
Und zwar folgendermaßen:

pH Elektrode geht an normale BNC-Buchse. Masse an Schaltungsmasse 
analog. Mittelpin BNC geht durch eine Ferritperle mit 5 Durchführungen 
über einen 10 MOhm Serienwiderstand an den Eingangspin eines ICL7612 in 
Impedanzwandlerkonfig. Parallel zum Pin geht ein 100 nF 
Folienkondensator (sieht billig aus, rund, gewickelt '100K') an Masse.
Interessant ist: der OP ist ein relativ normaler CMOS-Verstärker. 1 pA 
bis max. 50 pA Input bias. Also von wegen Femtoampereverstärker.
Nach dem ICL7612 direkt an den ADC (des verbauten Pics (?)). Irgendein 
Mikrocontroller halt. Der Pin ist hochgebogen und der Verstärker ist nur 
ca. 3 cm vom BNC Eingang entfernt. Kein Platinenkontakt im Eingangspfad. 
Das Gerät selbst ist innen mit Kupferfarbe bestrichen. Das wars dann 
auch. Nix weiter an Differenzverstärker etc. (allerdings wird die 
analoge Masse auch auf die Digitalplatine geführt. Kann sein, dass die 
ebenfalls relativ zur Digitalmasse digitalisiert wird und dann 
subtrahiert.) Die analoge Masse ist ebenfalls an die Farbe, an die 
Bodenplatte, an den "Ref" 4mm Buchseneingang und den Temperaturfühler 
angeschlossen. Letzterer wird über einen TLC272 konditioniert. Negative 
Versorgung für die OPs kommt von ICL76605.
Die Platine wurde nach dem letzten Verlöten jedenfalls nicht gewaschen. 
Tlw. Kolophoniumreste.

Apropos: der TLC271/272 hat sogar noch weniger Eingangsstrom. Kosten nur 
ein paar Cent! Damit wäre die Theorie vom teuren Elektrometerverstärker 
wohl endgültig beerdigt.

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Widerlegt? Der ICL7612 wirbt:

"Of particular significance is the extremely low (1pA) input current, 
input noise current of 0.01pA/√Hz , and 1012Ω input impedance. These 
features optimize performance in very high source impedance 
applications."

Der ist also schon sehr hochohmig und damit für pH Meter geeignet. Davor 
nahm man gerne den CA3140 (Greisinger) der mit 10pA typ schon deutlich 
schlechter ist. Einen AD549 will kein Hersteller bezahlen, ein AD8634 
gabs noch nicht.

Der Platinenaufbau mit Ferritperlen und fliegender Verdrahtung ist 
handelsüblich gut, der Kondensator ist eventuell besonders, hanna kennt 
sich schliesslich aus.

von Spreewald (Gast)


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Die werben vielleicht damit, aber die Werte schaffen viele OPAs.

von MaWin (Gast)


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Spreewald schrieb:
> Die werben vielleicht damit, aber die Werte schaffen viele OPAs.

Heute dank CMOS ja, aber der ICL7612 ist "aus dem vorherigen 
Jahrhundert", das hanna Design ebenso.

hanna ist ok, wenn man mal kurz pH messen will, aber nicht geeignet, 
ewig im Wasser zu hängen, dafür ist der Elektrodenstrom zu hoch. So 
richtige Hochpräzisions-pH-Meter waren das nicht, sondern Consumerware.

Keine Frage, es gab auch richtig üble Schätzeisen, beispielsweise mit 
einem uA-Drehspulmessgerät direkt im Wasser ohne Batterie, das 
funktioniert bei Batteriesäure, aber nicht in Leitungswasser.

Heute gibt es bessere OpAmps, für weniger Geld als der ICL7612 damals, 
also warum nicht bessere OpAmps nehmen, und den Einsatzbereich erweitern 
?

Mein Greisinger ist oftmals schon verdammt langsam in sauberem Wasser.

von Spreewald (Gast)


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was hat denn die Geschwindigkeit mit dem Opa zu tun? Dass hängt an der 
Elektrode und der Leitfähigkeit der Lösung. Jeder der dieses Hanna 
benutzt, hat es dauerhaft in KCl. Niemand nutzt das nur sporadisch. Die 
Elektroden halten locker 2 Jahre.

von MaWin (Gast)


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Spreewald schrieb:
> Die Elektroden halten locker 2 Jahre.

Uups, was mach ich mit meinen 20 Jahre alten, die immer noch gut 
kalibiert werden können ?

2 Jahre ist gerade über die Gewährleistung.

von Spreewald (Gast)


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Keine Ahnung, aber im Laboralltag hält keine Elektrode so lang. Die 
stirbt eher an den Lösungen die gemessen werden, Glasbruch etc. Nach 
maximal 5 Jahren fliegen die bei uns raus.

von Andi (Gast)


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Die Lebensdauer von pH- Elektroden wird wesentlich vom "sauberen"
Handling und Aufbewahren durch den Anwender bestimmt.

von Spreewald (Gast)


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eben. gibt es eigentlich irgendwo eine Berechnung, wie stark der 
Bissstrom die Elektrode degradiert? Also mal quantitativ.

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