Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Brummsiebung


von Maze (Gast)


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Hallo werte Gemeinde,

ich stehe gerade vor dem Problem eine günstige Stromversorgungs-Lösung 
für einen Audio-Mono-Verstärke zu basteln.

Es geht um ein gebrückten TDA7294. Herauskommen sollen etwa 50W an 8 
Ohm.
Bei der Dimensionierung der Siebelkos stehe ich vor einem Problem.

Wenn ich nach der Formel gehe C= dt/du * I  und mit einem 2x12V Ringkern 
Trafo arbeite (max 5 A) komme ich mit den Werten:
dt=10ms
du=0,5V
I=3,75A (1,5 Fache des benötigten Stroms)

auf circa 60mF. Die passenden Elkos da zu kosten mehr Als der 
Verstärker.

Jetzt zu meiner eigentlichen Frage:

Wenn ich einfach einen 2x15V Trafo nehme, dann erhöht sich damit doch 
die mögliche Ripple-Spannung und daraus folgt, dass der C zur Glättung 
kleiner werden kann. Der TDA kann die höhere Spannung ab und der 
Aufpreis ist im Verhältnis zu den 60mF vernachlässigbar. Die entnommene 
Leistung bleibt konstant maximal circa 50W.

mit freundlichen Grüßen und Danke
Maze

Oder Irre ich mich da?

von Udo S. (urschmitt)


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Mit 12V Wechselspannung kommst du mit dicken Elkos auf maximal 14V 
Gleichspannung unstabilisiert. Das heisst in Brückenschaltung kann der 
Verstärker dann so etwa +-12Vss Sinusausgangsspannung erzeugen, 
optimistisch geschätzt.
Das sind gerade mal 8,5Veff Sinuswechselspannung, was bei 8 Ohm 
Lautsprecher eine maximale Leistung von etwa 8W sinus macht.
Du brauchst eine wesentlich höhere Versorgungsspannung um auch nur 
annähernd an deine gewünschte 50W zu kommen.

: Bearbeitet durch User
von honk (Gast)


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von Maze (Gast)


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Hallo,

Diskussion ist immer erwünscht.

Also, laut Datasheat benötigt der TDA für 50Watt (10% Klirr) etwa +-26V. 
Im Brückenbetrieb sind das Dann noch +-13V.

12VAC zu DC ergibt dann 17V-1,4V = 15,6V.
Macht also 31,2V Spannung, durch 8 Ohm = 3,9A

3,9A * 15,6 V (Brückenbetrieb) = 60,84 W. (Idealiesiert)

Müsste optimistisch für maximal 50Watt reichen (Die 50 Watt, werden wohl 
nicht in der Realität benötigt).

Vorausgesetzt die Angaben im Datasheat sind korrekt.

Leider beantwortet das nicht meine eigentliche Frage, ob die Idee mit 
der höheren Spannung funktionieren wird. :(

von Peter D. (peda)


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Maze schrieb:
> Wenn ich einfach einen 2x15V Trafo nehme

Ich würde erstmal ausrechnen, wieviel Spannung brauche ich überhaupt.

In kommerziellen Verstärkern hat man selten mehr als 4,7 ... 10mF 
Siebelkos.

von Maze (Gast)


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Peter Dannegger schrieb:
> Maze schrieb:
>> Wenn ich einfach einen 2x15V Trafo nehme
>
> Ich würde erstmal ausrechnen, wieviel Spannung brauche ich überhaupt.
>
> In kommerziellen Verstärkern hat man selten mehr als 4,7 ... 10mF
> Siebelkos.

Ja eben :)

Also errechnet benötige ich maximal +15VDC damit der TDA7294 laut 
Datasheat im Brückenmodus seine optimistischen 50W ausgibt (10% Klirr). 
Das passt auch von Verstärkungsfaktor. Also wenn die Quelle 100% Ausgibt 
kommt rechnerisch 49Watt aus dem TDA!

Das heißt für mich das es oberhalb der 15V schwanken kann wie es will. 
Ich bin mir nur nicht Sicher ob das dann wirklich egal ist, ob die 
Spannung da locker um 5V brummt.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Maze schrieb:
> Es geht um ein gebrückten TDA7294. Herauskommen sollen etwa 50W an 8
> Ohm.

Wozu dann eine Brückenschaltung? Ein einzelner TDA7294 kann bei 
Versorgung mit +/-35V schon mindestens 60W, typisch 70W an 8 Ohm 
abgeben. Und das bei vernachlässigbarem Klirrfaktor.

> Bei der Dimensionierung der Siebelkos stehe ich vor einem Problem.
>
> Wenn ich nach der Formel gehe C= dt/du * I  und mit einem 2x12V Ringkern
> Trafo arbeite (max 5 A) komme ich mit den Werten:
> dt=10ms
> du=0,5V
> I=3,75A (1,5 Fache des benötigten Stroms)
>
> auf circa 60mF.

Nur warum rechnest du mit \delta U = 0.5V?

Gegenrechnung:

Ausgangspunkt sind die obigen 70W an 8R. Das entspricht einer Spitzen- 
spannung von 33.5V. Von den +/-35V Versorgung bleiben also ca. 1.5V in 
der Endstufe stecken. Das ist realistisch.

Für 50W an 8R braucht man 28.3V Spitzenspannung. Also muß die Versorgung 
minimal +/-30V liefern. Andererseits verträgt ein TDA7294 ohne Probleme 
+/-40V. Wir können also viel mehr als nur 0.5V Ripple auf der 
Betriebsspannung zulassen. Nämlich satte 10V, das zwanzigfache(!)

Wenn deine Rechnung oben stimmt, dann reichen mithin um Faktor 20 
kleinere Kondensatoren, also 3000µF.

Praktisch wird man eher auf handhabbare und preiswerte 10mF Elkos 
setzen. Dann den Ripple berechnen und den Trafo so wählen, daß die 
sekundäre Spitzenspannung gerade 30V + Ripple + Gleichrichterverluste 
ergibt. Zur Sicherheit würde man noch prüfen, ob bei maximaler 
Netzspannung die Spannung am TDA unter +/-40V bleibt.


XL

von Maze (Gast)


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Axel Schwenke schrieb:
> Für 50W an 8R braucht man 28.3V Spitzenspannung. Also muß die Versorgung
> minimal +/-30V liefern. Andererseits verträgt ein TDA7294 ohne Probleme
> +/-40V. Wir können also viel mehr als nur 0.5V Ripple auf der
> Betriebsspannung zulassen. Nämlich satte 10V, das zwanzigfache(!)

Danke, das bestätigt meinen Gedankengang.
Was ich vergessen hab zu erwähnen, ist das der vorhanden Platz sehr 
gering ist. Deswegen überhaupt erst die Brückenschaltung um weniger 
Versorgungsspannung nutzen zu können. der 2x15V 4A Ringkern von Reichelt 
würde halt noch rein passen ohne Großartig etwas zu modifizieren.

mit freundlichen Grüßen und vielen Dank
Maze

von Georg W. (gaestle)


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Maze schrieb:
> 12VAC zu DC ergibt dann 17V-1,4V = 15,6V.

Aber nicht unter Last, es sei denn du reißt es mit sehr großen 
Siebkondensatoren. Das geht dann aber zu Lasten von Gleichrichter und 
Trafo (Stromflusswinkel wird kleiner, da die Leistung aber gleich bleibt 
steigt der Spitzenstrom und damit die Verlustleistung). Die 17V sind die 
Spitzenspannung, Schwankungen der Netzspannung nicht mal berücksichtigt.
15V AC sind schon günstiger, da dann das zulässige dU auch größer wird, 
was zu praxisgerechteren Kondensatoren führt.

Du könntest aber auch gleich zwei Schaltnetzteile mit 15V nehmen, das 
kommt im Endeffekt u.U. günstiger.

von Maze (Gast)


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Georg W. schrieb:
> Du könntest aber auch gleich zwei Schaltnetzteile mit 15V nehmen, das
> kommt im Endeffekt u.U. günstiger.

Das habe ich mir auch schon überlegt. Aber ich habe etwas Angst wegen 
den Streufeld und den hochfrequenten Schwingungen. Ich kann nicht 
beurteilen wie weil dies die Audio Qualität beeinflusst.

Die Mean Well Netzteile müssten dafür ja geeignet sein, sofern man eine 
Schutzdiode verbaut.

mit freundlichen Grüßen
Maze

von Georg W. (gaestle)


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Ein Streufeld hast du beim konventionellen Trafo auch. Es (und auch der 
Brumm) liegt auch noch direkt im hörbaren Bereich.
Die hochfrequenten Schwingungen zeigen sich vor allem in Form von Nadeln 
(vielleicht 200mVss). Das lässt sich bei Bedarf noch weiter mit 
Ferritringen oder einem kleinen Pi-Filter drücken. Das alles spielt sich 
aber oberhalb des hörbaren Bereichs ab.
Ich habe mir einen Verstärker (Klasse D) mit analogem Eingangsteil 
(Vorverstärker, MUX und Lautstärkeregelung) aufgebaut. Versorgt wird das 
alles aus einem Schaltnetzteil. Irgend einen Unterschied zwischen 
Labornetzteil, Akku und Schaltnetzteil konnte ich weder messen noch 
hören. An Entstörung sind lediglich ein Netzfilter und ausgangsseitig 
ein Ferritring (alle Leitungen 2x durchgeführt) verbaut.
Wenn du Glück hast bekommst du auch ein passendes Dual-SNT, aber bei 
allen mir bekannten ist die negative Schiene schwächer ausgelegt.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Maze schrieb:
> Was ich vergessen hab zu erwähnen, ist das der vorhanden Platz sehr
> gering ist. Deswegen überhaupt erst die Brückenschaltung um weniger
> Versorgungsspannung nutzen zu können. der 2x15V 4A Ringkern von Reichelt
> würde halt noch rein passen ohne Großartig etwas zu modifizieren.

Mit Verlaub, aber das ist Unsinn.

Der Trafo muß die Bruttoleistung bringen können. Bei 50W netto raus und 
einem angenommenen Wirkungsgrad von 65% (rechnerisch sind es 78%, aber 
kommt noch Ruhestrom rauf etc.) brauchst du also mindestens einen 80W 
Trafo. Ob der jetzt 2x15V liefert oder 2x24V, ist vollkommen Wumpe.

Ebenfalls übersiehst du, daß im Brückenbetrieb höhere Ströme fließen. Du 
brauchst also dickere Gleichrichter und größere Elkos. Ganz davon zu 
schweigen daß im Brückenbetrieb zwei TDAs + Zugemüse gebraucht werden 
statt nur einer. Auch das nimmt Platz weg. Außerdem werden Klirrfaktor 
und Rauschen schlechter. Fazit: kein Mensch baut eine Brückenschaltung, 
wenns nicht wirklich nötig ist.


XL

von Peter D. (peda)


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Maze schrieb:
> Was ich vergessen hab zu erwähnen, ist das der vorhanden Platz sehr
> gering ist.

Ein Verstärker sollte reichlich Platz haben für den Kühlkörper und für 
den Luftaustausch.
Und die Elkos schön weit weg vom Kühlkörper.

Wenn man keinen Platz hat, muß man Schaltnetzteil und Class-D nehmen.

von Georg W. (gaestle)


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Peter Dannegger schrieb:
> Wenn man keinen Platz hat, muß man Schaltnetzteil und Class-D nehmen.

Das wäre am vernünftigsten, wenn der eigentliche Verstärker noch 
verhandelbar ist. Aber auch anspruchsvoller, da es dann um Frequenzen 
von einigen 100kHz geht. Es gibt aber hier irgendwo eine Diskussion über 
den Aufbau einer Schaltung, ich glaube mit einem TAS5630.

von Ulrich (Gast)


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Wenn man schon die nötige Spannung für den Brückenbetrieb aus dem 
Datenblatt ablesen will, dann aus dem Diagramm für 4 Ohm und für die 
halbe Leistung (25 W). In der Brücke bringt halt jeder Verstärker die 
halbe Leistung an die halbe Impedanz. Je nach Klirrfaktor braucht man 
dafür dann 14-16 V.

Bei der Trafoleistung muss man noch Berücksichtigen, dass der 
Leistungsfaktor mit einem Gleichrichter und großen Elkos relativ 
schlecht ist. Für 50 W Ausgangsleistung werden bei der idealen Spannung 
etwa 75 W DC benötigt, was für den Trafo so etwa 150 VA an Last 
bedeutet. Wenn die Spannung nicht passt - braucht man mehr Leistung beim 
Trafo, oder halt eine am die Spannung angepasste Impedanz. Ein Trafo 
kann aber auch kurzzeitig deutlich mehr als die Nennlast liefern - 
entsprechend darf der Trafo wieder kleiner werden - das gibt dann zwar 
nur 50 W als Musikleistung und nicht als Dauer-Sinusleistung. Ggf. wäre 
eine intelligente (träge) Überlastsicherung sinnvoll, auch als Schutz 
für die Lautsprecher - auch die können die Leistung oft nicht auf Dauer 
ab.

Der TDA7294 kann aber auch alleine 50 W Leistung liefern - die 
Brückenschaltung macht also keinen Sinn. Für 50 W an 8 Ohm braucht man 
nur etwa 27-29 V, also etwas weniger als die Hälfe wie für 50 W in der 
Brücke.

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