Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Elektronische Abschaltung eines Hochspannungstrafos


von Joey S. (joey55)


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Hallo liebe Community,
ich habe gerade erst das zweite Semester Elektrotechnik hinter mir und 
hänge an einem Problem fest. Ausgangslage: Ein Trafo transformiert mir 
230V vom Netz auf 5kV hoch. Maximal sollen 6mA fließen. Primärseitig ist 
der Trafo durch eine Sicherung gesichert. Diese reagiert aber zu 
langsam, der Trafo wird zu heiß, es bilden sich Risse im Verguss, dann 
hab ich Kriechströme usw. alles blöd. Deswegen würde ich gerne den Trafo 
ab 6mA abregeln. Da ich aber 5 parallele 5kV-Ausgänge am Trafo hab und 
diese gerne einzeln überwachen will, fällt die Möglichkeit mit einem 
Shunt am Fußpunkt zu messen weg. Da ich also am heißen Ende messen muss, 
dachte ich, am besten wäre eine galvanische Trennung. Aus den 
Vorlesungen waren mir Dunkel Rogowskispulen in Erinnerung. Also hab ich 
fix 2500 Windunken gewickelt und die Spule am heißen Ende angebracht. 
Siehe da, mit dem Multimeter erhalte ich ca. 20mV.

So, jetzt das Problem:
Wie kann ich das Signal vernünftig weiterverarbeiten. Also verstärken 
etc. Ich hatte es versucht mit einem Präzisionsgleichrichter mit 
Verstärkung. Aber meine Spule fängt natürlich auch einiges vom 
Netztbrummen auf. Das wiederum is so hoch, dass es mein eigentliches 
Signal überlagert. Dadurch erhalte ich immer einen hohen Pegel, auch 
wenn ich den Trafo vom Netz nehme. Ich seh also nach der Verstärkung 
keinen klaren Unterschied zwischen Trafo ein und Trafo aus. Das Oszibild 
dazu zeigt mir auch eher eine Art "Rauschen", dass mit dem Netzbrummen 
gemischt ist wenn der Trafo an is.  hat irgend jemand von euch eine 
Idee, wie ich dieses Problem am besten lösen könnte und mein Signal 
ordentlich verstärken kann um schlussendlich den Trafo mittels eines 
Relais abzuschalten?
Gegenüber anderen Ideen, die besser als die Messung mit Spule sind bin 
ich auch aufgeschlossen.

Vielen Dank und liebe Grüße
Joey

von Michael K. (Gast)


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Du schaltest einen 'passenden' Widerstand in die HV Leitung und 
schliesst parallel dazu einen HV festen AC Optokoppler an.
Fliesst zuviel Strom, werden die antiparallel geschalteten LEDs 
irgendwann leuchten.
Das ist nicht sehr genau und auch Alterungsanfällig, aber eine einfache 
Methode einfache Überschreitungen zu erkennen.

HV Optokoppler sind auch ganz einfach selbst zu bauen.
Pertinax Röhre + LED + Fototransistor und fertig.

von Peter R. (pnu)


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Joey S. schrieb:
> Also hab ich
> fix 2500 Windunken gewickelt und die Spule am heißen Ende angebracht.
> Siehe da, mit dem Multimeter erhalte ich ca. 20mV.

Und woher weißt Du, ob die Rogowski-Spule nicht auch das Streufeld des 
Trafo aufnimmt?

Übrigens der Strom in einer der Sekundärwicklungen ist hier kein gutes 
Belastungskriterium. Die Belastbarkeit einer Wicklung hängt da sehr von 
der Belastung der Nachbarwicklungen ab. Die Belastung der 
Primärwicklung, per Stromwandler ermittelt, wäre ein besseres Kriterium.

Wesentliche Größe bei der Belastung eines Trafo ist die Temperatur. Es 
ist also sinnvoller, die Temperatur der Wicklung zu messen. Am 
wirksamsten ist dabei die Messung möglichst im Innern der Wicklung oder 
wenigstens an der heißesten Stelle des Trafo.

von Michael K. (Gast)


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Peter R. schrieb:
> Wesentliche Größe bei der Belastung eines Trafo ist die Temperatur. Es
> ist also sinnvoller, die Temperatur der Wicklung zu messen. Am
> wirksamsten ist dabei die Messung möglichst im Innern der Wicklung oder
> wenigstens an der heißesten Stelle des Trafo.

Ja, da hast Du zwar Recht, aber das ist bei HV so eine Sache.
Der Sensor muss gut isoliert werden und nimmt dadurch erst mit geraumer 
Verzögerung einen Temperaturanstieg war.
Bei Kurzschluss dauert das aber unter Umständen nur sek. bis die 
Wicklungsisolation zusammenbricht weil die Drähte sehr dünn sind und 
sich schnell aufheizen.
Die Isolierfähigkeit sinkt ja mit der Temperatur.
Löst der Sensor aus ist das unter Umständen schon irreversibel.


Aus Erfahrung würde ich zusätzlich eine Spannungsüberwachung pro 
Wicklung einbauen. (z.B. kapazitiver Vorwiderstand + AC Koppler)
Bei Windungsschluss ist der Srom der innerhalb fliesst nicht zu sehen 
und Primärseitig oft nicht von einem korrekten Betrieb zu unterscheiden.
Damit kann man innerhalb von 2 Min einen großen Raum mit beißendem Qualm 
fluten.

von Harald W. (wilhelms)


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Joey S. schrieb:

> der Trafo wird zu heiß,

Da würde sich eine Temperaturüberwachung plus Thermosicherung anbieten.

von Joey S. (joey55)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Joey S. schrieb:
>
>> der Trafo wird zu heiß,
>
> Da würde sich eine Temperaturüberwachung plus Thermosicherung anbieten.

Wäre das nicht viel zu langsam? Bis dahin würde auch die Sicherung 
primärseitig durchbrennen. Ich brauche aber eine schnellere Abregelung.

von Joey S. (joey55)


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Peter R. schrieb:
> Und woher weißt Du, ob die Rogowski-Spule nicht auch das Streufeld des
> Trafo aufnimmt?

Genau das is ja das Problem. Eben diese Störungen will ich ja weghaben.

> Die Belastung der Primärwicklung, per Stromwandler ermittelt, wäre ein
> besseres Kriterium.

Dann kann ich aber nicht jeden Ausgang einzeln überwachen. Sinn dessen 
ist, dass ich direkt mittels Kontrollleuchte anzeigen kann WELCHER 
Ausgang zu viel zieht.

von Manuel K. (18tbx46)


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Warum eigentlich kein(e) Stromwandler auf der Sekundärseite ?

Ich könnte mir vorstellen, dass es mit fertigen Kompensationswandlern 
ala LEM ganz gut klappt,.. vielleicht 10 Windungen statt einer einzigen 
draufpacken. Isolation sollte man hinbekommen (Hochspannungskabel).

Grüße, Manuel

von Peter R. (pnu)


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Eine Lösung, die sich aufwändig anhört aber evtl. machbar ist:

HVseitig je Zweig eine Platine mit einem Kontroller (atmega8 oder 
atiny).
Stromversorgung mit Ringkern/100kHz Schaltfrequenz/Stabilisierung mit 
SMD-7805. Sekundärwicklung besteht dann aus wenigen Windungen mit für 
5kV geeigneter Isolierung.

Der Kontroller misst mit AD-Wandler oder Komparator den Strom und 
übergibt das Ein-Signal per HV-Optokoppler aufs Massepotential hinunter.

Da müsste man sich einige Gedanken machen, was Koronabildung, Sicherheit 
gegen Überschläge usw. angeht, aber unlöslich scheint es mir nicht.


Einfacher wären natürlich Stromwandler, Primärwicklung mit 50 Windungen 
auf HV-Ebene, Sekundärwicklung ein durchgesteckter dick isolierter 
Draht.Die 6mA auf HV-Ebene könnten dann auf 300mA auf der Masseebene 
heruntertransformiert werden und wären da gut auswertbar.

von Jochen F. (jamesy)


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Wie wäre es, einfach einen Optokoppler und eine Gegendiode für die LED 
in jeden HV-Zweig zu ijntegrieren? Man könnte dann potentialfrei 
auswerten, und den Abgleich könnte man ohne HV machen. Falls der Strom 
nicht in einem Ohm'schen Verbraucher geht, könnte man die Optokoppler 
auch antiparallel setzen. Die müsssen hat "nur" 5 KV isolieren - aber 
die gibt es.
Dann dürfte es auch keine Probleme mit der Geschwindigkeit der Auslösung 
geben.... ;-)

von Michael K. (Gast)


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Manuel K. schrieb:
> Warum eigentlich kein(e) Stromwandler auf der Sekundärseite ?

Jein.
Einerseits hat man da wieder die bösen Felder die auf Wickelgüter 
wirken, andererseits sind Ringkerndrosseln wenig empfänglich dafür.
Müsste man probieren.

Peter R. schrieb:
> Eine Lösung, die sich aufwändig anhört

Kanonen und Spatzen ...
Hochspannungsfelder und Mikrocontroller sind so eine Sache...
Da legt man sich auch schnell mal die Karten.
Unlösbar sicher nicht, aber warum sollte man sich das so schwer machen ?
HV sichere Spannungsversorgung + Datenübertragung + Schirmung + 
isolation + ...
Ich würde immer die einfachste LowTec Lösung wählen die noch zum Ziel 
führt.

Jochen Fe. schrieb:
> Wie wäre es, einfach einen Optokoppler und ...
Siehe erste Antwort

von S. D. (der_nachtfuchs)


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Was bringen die HV-Ausgänge denn bei Kurzschluss an Strom?

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