Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Audio V-Regler nach Walt Jung


von Jan93 (Gast)


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Hallo zusammen,

Walt Jung und Jan Didden haben in den 90ern rauscharme Spannungsregler 
mit negativem Ri speziell für Audioanwendungen entwickelt. Die 
Unterlagen sind auf der Homepage von Walt Jung zu finden:

http://waltjung.org/PDFs/Regs_for_High_Perf_Audio_1.pdf
http://waltjung.org/PDFs/Regs_for_High_Perf_Audio_2_A.pdf
http://waltjung.org/PDFs/Regs_for_High_Perf_Audio_3.pdf
http://waltjung.org/PDFs/Regs_for_High_Perf_Audio_4.pdf

Das dritte Dokument zeigt die Gesamtschaltung. Hintergrund ist das ich 
eine Spannungsquelle für 17-18V @ 700mA (nicht dauerhaft 700mA) benötige 
die für eine art kleine Endstufe mit Leistungs OPVs gedacht ist. Mit 
317t/337t würde das wohl auch gehen, ich möchte aber das die Versorgung 
so stabil wie möglich ist. (für den Kleinsignalteil wird es ein 
317t/337t mit nachgeschaltetem Tiefpass) Einziges Problem ist die 
mangelnde Kurzschlussfestigkeit, sofern der Einschaltstrom zum laden der 
Elkos bzw. deren nachladen kein Problem ist ist das i.O. für mich. Ich 
habe zusätzlich Klemmdioden vorgesehen die dafür sorgen das die 
Schaltung nicht ans Limit fahren kann wenn man keine Verbindung zwischen 
Sense und Versorgung herstellt, das geht weil der Spannungsabfall über 
die Leitung nie >0,7V betragen wird.
Das besondere ist, das über Sense Leitungen die Spannung direkt an der 
Last geregelt wird, der Kabelwiderstand zwischen Netzteil und Last wird 
damit kompensiert. (bei mir läuft alles über maximal 20cm 
Flachbandleitung) Meiner Meinung nach kann das aber zu Problemen mit der 
Stabilität führen im vierten Dokument wird darauf auch eingegangen.

In Dokument 4 gibt es ein paar Tipps, z.b. sollen die Sense Leitungen 
geschirmt sein (bei mir nicht der Fall - Flachbandleitung, ich denke das 
ist aber OK) oder die Kapazitive Last am Ausgang verringert werden. 
Letzteres finde ich prinzipiell richtig, zu hohe Kapazitäten an der 
Endstufe bringen mir nicht viel, ich habe 2x47µF an den Leistungs OPs + 
100nF Kerkos an allen OPs gewählt. Allerdings mit extrem geringen ESR, 
die Leiterplatte hat durchgehende Versorgungsflächen nur die 
Induktivität der Zuleitung bzw. deren Widerstand begrenzt hier den 
Impulsstrom wesentlich. Es steht als Hinweis in den Dokumenten parallel 
zu C4/C19 keinen Kerko zu schalten, prinzipiell scheint die Schaltung 
niederimpedante kapazitive Lasten nicht zu mögen was ein Problem sein 
kann...

Meine Frage ist nun, wovon genau hängt die Stabilität in der Schaltung 
ab und wie erhöhe ich sie?
Was ist bei niederohmiger kapazitiver Last zu beachten?

Gruß,
Jan

von Ulrich (Gast)


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Die üblichen Audioverstärker haben bereits eine recht gute Unterdrückung 
von Störungen aus der Versorgung. Entsprechend ist bei einer 
vernünftigen Auslegung der Verstärkerschaltung die Spannungsversorgung 
nicht kritisch. Ein LM317 / LM337 oder 78xx sollte da alle mal 
ausreichen - wichtiger als wenig Rauschen vom Netzteil ist da eher 
weniger Wärmeentwicklung und gute Kühlung, damit die Widerstände / ICs 
etwas weniger Rauschen. Die Teile die ggf. noch auf eine Hochwertige 
Spannungsregelung benötigen sind VCOs im Radio Tuner.

Wenn man mehr Aufwand treiben will, dann eher in Richtung HF 
Abschirmung, damit das Handy nicht so doll stört.

von Jan93 (Gast)


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>Die üblichen Audioverstärker haben bereits eine recht gute Unterdrückung
>von Störungen aus der Versorgung. Entsprechend ist bei einer
>vernünftigen Auslegung der Verstärkerschaltung die Spannungsversorgung
>nicht kritisch.

Laut Angabe der Chips rund 70dB PSSR @ 20kHz, bei angenommenem Ripple 
von der Versorgung von 100mV (was wohl praxisfremd ist bei 
stabilisierten Spannungen) also ca. 32µV Störungen am Ausgang. Ich sehe 
das ganze eher sportlich, die Standard 3-Beiner habe ich schon so oft 
verwendet, ich möchte mal etwas versuchen das ein wenig aufwendiger und 
besser ist - auch wenn man es am Ausgang niemals hören würde.

>wichtiger als wenig Rauschen vom Netzteil ist da eher
>weniger Wärmeentwicklung und gute Kühlung, damit die Widerstände / ICs
>etwas weniger Rauschen.

Im Maximum sinds 6W, also bei absoluter Vollast und übersteuerter 
Endstufe. Im Normalfall unter 1W. Die Regler werden mit dem Gehäuse 
verschraubt, so arg warm werden die nicht.

>Wenn man mehr Aufwand treiben will, dann eher in Richtung HF
>Abschirmung, damit das Handy nicht so doll stört.

Ist schon erledigt, auch das Netzteil selbst (Gleichrichtung) wird am 
Schluss kaum noch stören. (=

Gruß,
Jan

von Jan93 (Gast)


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>...rund 70dB PSSR...

Sollte PSRR heißen....

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Jan93 schrieb:
> Laut Angabe der Chips rund 70dB PSSR @ 20kHz, bei angenommenem Ripple
> von der Versorgung von 100mV (was wohl praxisfremd ist bei
> stabilisierten Spannungen) also ca. 32µV Störungen am Ausgang. Ich sehe
> das ganze eher sportlich, die Standard 3-Beiner habe ich schon so oft
> verwendet, ich möchte mal etwas versuchen das ein wenig aufwendiger und
> besser ist - auch wenn man es am Ausgang niemals hören würde.

Dann nimm einfach bessere 3-/5-Beiner, gibt ja genug low und ultra-low 
noise LDOs da draußen.

/e: Ich nehm an, dass es um dein KHV-Projekt geht?

: Bearbeitet durch User
von Jan93 (Gast)


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>Dann nimm einfach bessere 3-/5-Beiner, gibt ja genug low und ultra-low
>noise LDOs da draußen.

Die haben aber (meistens) das Feature mit den Sense Leitungen nicht (=
Außerdem wird es meines Wissens nach bei den Negativ Reglern ein wenig 
dünn, wobei ich mich mal bei den Chipherstellern umsehen werde.

Gerade ausgegraben:
http://www.funk-tonstudiotechnik.de/PWS-04a-FFT.pdf

Das Netzteil empfiehlt Herr Funk für seine KHVs, ob man >5µV Rauschen 
wirklich brauch ist eine andere Frage, der Jung Regler schafft das auch 
nicht ganz zu hohen Frequenzen.

>/e: Ich nehm an, dass es um dein KHV-Projekt geht?

Genau, ich habe alles außer das NT fertig wenn das passt folgt das 
Layout und der erste Testaufbau. (=

Gruß,
Jan

von Ulrich (Gast)


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Die üblichen fertigen 3 Bein-Regler geben etwa 60 dB Rippelrejektion 
(100 Hz). Ein einigermaßener Verstärker sollte noch einmal ähnlich viel 
geben - damit hat man 120 dB: d.h. aus 1 V vom Gleichrichter wird 1 µV 
am Verstärker.
Etwas Sinn macht es da noch wenn man ein schwache Signalquelle, wie ein 
Dynamisches Mikrofon oder den Aufnehmer am Plattenspieler hat. Die 
Methode der Wahl sind dann einfach 2 Regler in Reihe.

Schon um so gut zu werden wie der LM317 muss man sich etwas anstrengen - 
der ist in vieler Hinsicht gar nicht so schlecht. Als Zugabe gibt es 
Kurzschluss und Übertemperaturschutz. Mit dem Pass Transistor aus dem 
Link (D44H11 bzw. D45H11) wird man sich da im Bereich höherer Frequenzen 
vermutlich schon sehr schwer tun - da hilft dann auch ein schneller OP 
nichts.

Dass die Senseleitungen zu Problemen mit der Stabilität führen können 
ist richtig. Besonders störend ist dabei die Induktivität der Sense 
Leitung - die zu kompensieren überfordert relativ leicht die Regelung 
und macht sie instabil. Die Induktivität und der Widerstand der Leitung 
ohne Kompensation stört dagegen in der Regel nicht, bzw. kann sogar zur 
Stabilität beitragen.
Die Abschirmung der Sense-leitung ist meiner Meinung nach auch nicht 
nötig: das ist eine sehr niederohmige Signalquelle und reagiert 
entsprechend wenig auf kapazitiv eingekoppelte Störungen. Ein 
Flachbandkabel mit Sense und Strom parallel ist dagegen eine gute Idee, 
weil die Induktivität der Leitungen gekoppelt ist, und so für den Regler 
fast nicht sichtbar ist. Der Regler Kompensiert die Induktivität nicht, 
wird aber deshalb auch nicht so schnell instabil. Abhilfe kann man da 
auch schaffen indem man die HF mäßige Rückkopplung nicht über die 
Senseleitung macht, sondern über kleine Kondensatoren vom Ausgang direkt 
zum Sense Eingang. Also NF mäßig mit Sense aber HF mäßig direkt am 
Ausgang geregelt.

Die Reglerschaltung als ganzes ist kritisch, weil keine definierte 
Kompensation am OP vorliegt. Die Geschwindigkeit wird begrenzt durch den 
Ausgangstransistor und die Kapazitve Last. Entsprechend ist die 
Schaltung nur bei einer bestimmten, passenden (eher kleinen) Kapazität 
mit genügend ESR Stabil. Das ist einfach kein gelungene Regelschaltung 
sondern mehr Zufall wenn es nicht schwingt. Bei den sehr schnellen 
vorgeschlagenen OPs ohne direkte HF mäßige Rückkopplung wird auch schon 
das Layout kritisch.
Für einen stabilen Regler sollte man eher ganz von vorne beginnen - erst 
einmal ohne die Sense Leitungen. Die Sense Leitungen auf der GND Seite 
sind sowieso eher Problematisch wenn man mehr als einen Spannung hat.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Jan93 schrieb:
>>Dann nimm einfach bessere 3-/5-Beiner, gibt ja genug low und ultra-low
>>noise LDOs da draußen.
>
> Die haben aber (meistens) das Feature mit den Sense Leitungen nicht (=
> Außerdem wird es meines Wissens nach bei den Negativ Reglern ein wenig
> dünn, wobei ich mich mal bei den Chipherstellern umsehen werde.

Sense haben nicht so viele, ist aber kein sonderlich seltenes Feature. 
z.B. TPS7A45xx, 35 µVrms Rauschen, Sense, 1.5 A.

Die meisten neueren LDOs in dem Bereich dürfen allerdings nur 20 V am 
Eingang sehen, bei einem Trafonetzteil ist also oft ein Vorregler der 
älteren Generation erforderlich - da kanns ja wieder 78xx / LM317 sein.

von Jan93 (Gast)


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>Die üblichen fertigen 3 Bein-Regler geben etwa 60 dB Rippelrejektion
>(100 Hz). Ein einigermaßener Verstärker sollte noch einmal ähnlich viel
>geben - damit hat man 120 dB: d.h. aus 1 V vom Gleichrichter wird 1 µV
>am Verstärker.
>Etwas Sinn macht es da noch wenn man ein schwache Signalquelle, wie ein
>Dynamisches Mikrofon oder den Aufnehmer am Plattenspieler hat. Die
>Methode der Wahl sind dann einfach 2 Regler in Reihe.

Welche Regler sind den momentan was Raucharmut schnelle Lastausregelung 
angeht die "besten"? Ansonsten nehme ich wirklich wieder 317/337er mit 
Tantal C vom Adjust Pin gegen GND, da weis man was man hat. (=

>Schon um so gut zu werden wie der LM317 muss man sich etwas anstrengen

Der ist ja schon über 30 Jahre unverändert auf dem Markt, gibt es da 
keine bessere (integrierte) Lösung?

>Die Reglerschaltung als ganzes ist kritisch, weil keine definierte
>Kompensation am OP vorliegt. Die Geschwindigkeit wird begrenzt durch den
>Ausgangstransistor und die Kapazitve Last. Entsprechend ist die
>Schaltung nur bei einer bestimmten, passenden (eher kleinen) Kapazität
>mit genügend ESR Stabil. Das ist einfach kein gelungene Regelschaltung
>sondern mehr Zufall wenn es nicht schwingt.

Das hatte ich befürchtet )=
Dann wird es wohl besser wirklich ein integrierter Regler.

>Bei den sehr schnellen
>vorgeschlagenen OPs ohne direkte HF mäßige Rückkopplung wird auch schon
>das Layout kritisch.

Das ist ja an der nachfolgenden Schaltung nicht anders, vom Layout hängt 
genauso viel wie von der Entwicklung ab.

>Sense haben nicht so viele, ist aber kein sonderlich seltenes Feature.
>z.B. TPS7A45xx, 35 µVrms Rauschen, Sense, 1.5 A.
>
>Die meisten neueren LDOs in dem Bereich dürfen allerdings nur 20 V am
>Eingang sehen, bei einem Trafonetzteil ist also oft ein Vorregler der
>älteren Generation erforderlich - da kanns ja wieder 78xx / LM317 sein.

Wenn die Sense Leitungen tatsächlich so kritisch sind lasse ich die 
lieber weg, meine Flachbandleitung ist relativ kurz gehalten.


Gruß,
Jan

von Ulrich (Gast)


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Bei einem schnell Regler (d.h. merklich schneller als der LM317) kommt 
es halt auf parasitäre Größen an - entsprechend kommt es dann aufs 
Layout an. Ein fertiger 3-5 Pin Regler ist da halt einfacher.

Es gibt schon modernere Regler, aber viele halt nicht für hohe 
Eingangsspannung, und von der Tendenz oft auch für weniger Strom. 
Kritische Teile brauchen halt eher weniger als 100 mA. Ein LP38798 wäre 
ein möglicher besserer Kandidat - aber nur für wenig Leistung.

Wo der LM317 (und viele 3 Pin Regler) nicht so gut ist, ist das Rauschen 
von der internen Referenz. Da fehlt halt einfach eine Filterung und 
Rauscharme Ref. Spannung. Der alte LM723 ist vor allem wegen der Ref. 
(burried Zener) Spannung interessant und da deutlich besser als der 
LM317.

Für einen Kopfhörerverstärker reicht der LM317 oder ähnlich allemal aus. 
Sonst hat man beim Verstärker was falsch gemacht und müsste eher da nach 
bessern.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Ulrich schrieb:
> Für einen Kopfhörerverstärker reicht der LM317 oder ähnlich allemal aus.
> Sonst hat man beim Verstärker was falsch gemacht und müsste eher da nach
> bessern.

Ack. Relevantes Rauschen hier kommt eher von der Endstufe selbst.

von Jan93 (Gast)


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OK, wie ihr schon gesagt habt kommt es auf rauschen in meiner Schaltung 
nicht wirklich an. Wenn man weiter überlegt, durch die lokalen (kleinen) 
Kapazitäten an den Versorgungen der Endstufe ist der Strom durch den 
Spannungsregler nicht wirklich sehr hoch, (also "impulse" die die 
Endstufe zieht bekommt der Regler nicht in voller Höhe ab sondern läd 
nur "langsam" die Kondensatoren nach)
Ich werde noch eine Induktivität in Serie zum Verbraucher vorsehen damit 
wird das nochmals unkritischer. 10µH oder so, muss halt aufpassen das 
sich keine Resonanzen mit den Blockkondensatoren an den OPs ergeben, 
darüber eventuell eine kleine Diode zur Sicherheit.

Danke nochmal an euch für die Unterstützung! (=

Gruß,
Jan

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