Hallo Leute,
irgendwie habe ich lange überlegt, euch über dieses Thema zu
interviewen, allerdings bleibt mir seit der heutigen abendlichen
Besprechung keine andere Wahl, die mein innerliches Fass buchstäblich
zum Überlaufen gebracht hat:
Mich nervt einfach nur unglaublich das Kaffeetässchenhalten im und ums
Büro.
Die einen halten es "beschützend, umklammernd", während sie in ihrem
kaltblütigen und käsigen Leibe nach letzten Wärmequellen erhaschen, die
anderen umgreifen die "höhö...ich bin ja so
cool-Monster-Tasse-mit-zwei-Liter-Fassungsvermögen"-Tasse wie einen
Maßkrug auf dem Oktoberfest.
Wieder andere schlürfen an einem Espresso-Tässchen ganz zaghaft herum,
um zu zeigen, dass man unter den Kaffeekonsumenten eher der Genussmensch
und weniger der Konsument ist.
Genausosehr nerven mich diese ständigen In-Den-Raum-Rufer, die damit
suggerieren wollen, wie gestresst sie doch sind. A la "Jetzt brauche ich
einen Kaffee"-Leute oder "Kaffee? wer kommt mit?".
Als wäre Kaffee diese unglaubliche Droge, die das Denken und das soziale
Engagement zusammenfügt und es keine anderen Gründe gibt, die einen dazu
verleiten, sich in einer netten (wenn auch -wie immer- spießigen) Runde
zusammenfindet.
Woher kommt dieser Kaffee-Hype? Diese Kaffeetassen-Halte-Spezies?
Diese uralten Kaffee-AchDuMeineGüteDasIstEineDroge-Sprüche?
Sie sind so alt und haben aus meiner Sicht nur Daseinsberechtigung bei
alljenen, die zuhause ihre Ehefrau fragen müssen, ob sie als strikter
Veganer die Milchflasche für deren viertes Kind anrühren dürfen..
Eure Meinung ist gefragt.
Typisch Deutsch und/oder einfach eine Knigge?
Vik Tor schrieb:> Woher kommt dieser Kaffee-Hype?
Wieso Hype? Ich habe schon immer gern eine gute Tasse Kaffee getrunken,
das ist kein Hype. Klingt ja aus deinem Munde so, als wenn "plötzlich"
alle Leute Kaffe trinken, weil es "modern" ist.
Ich bevorzuge einen guten, selbstgerösteten Kaffee, in der Stempelkanne
zubereitet. Und natürlich ohne Milch, Aroma und so Zeugs. Kaffee eben
:-)
Dürfen die anderen nicht mal mehr ihren Kaffee so trinken wie sie es
wollen ohne dass du dir darüber das Maul zerreisst? Müssen es alle so
machen wie DU es für richtig hältst? Mit dir stimmt was nicht ...
Vik Tor schrieb:> Als wäre Kaffee diese unglaubliche Droge,
Genau so ist es.
Vergleichbar mit den Säufern in der Bahnhofskneipe nur sozial anerkannt
und vielleicht auch nicht soviel Nebenwirkungen.
Vor nicht wenigen Jahren haben die Kaffeeröster festgestellt, dass die
jungen Leute kaum noch Kaffee trinken - die Kaffeetrinker sozusagen
aussterben.
Daraufhin hat man den Kaffee, im wahrsten Sinne des Wortes, verjüngt.
Und die haben wahrscheinlich dabei ein bisschen übertrieben.
Heute trinkt man irgendetwas, möglichst identifizierbar in einer Dose
(Alu mit Blei und weichem Kunststoff geschmeidig gemacht)versteckt, und
ist in. Ich möchte ja nicht wissen, was die Lebensmittelchemiker da so
alles zusammenmischen. Gerüchteweise sollen aber immer noch Kaffeebohnen
daran beteiligt sein.
Übrigens, wenn ich 50 bis 60 €uronen für ein Kilo Kaffee ausgebe, so
muss sich dies auch ausgiebig (lautstark) bekanntmachen.
Ich halte es da mehr mit der guten alten Bohne. Das wird wohl auch nicht
mehr die Chemie-Waffen freie Zone sein, ist aber irgendwie persönlicher.
Hinzu kommt auch noch, dass die Zigarette, als soziale Institution, out
ist.
Seit ca. 15 Jahren bin ich beruflich oft in England.
Seitdem trinke ich keinen Kaffee mehr, sondern kräftigen
Schwarztee (Assam) mit Milch und ein bisschen Zucker.
Warum sagen die meisten immer: Iiigitt!
Ich hatte vor langer Zeit eine Doku über Kaffee gesehen, da wurde
gesagt, das die Deutschen schon immer recht viel Kaffee getrunken haben
im vgl. zur EU (denke Italien wurde hier außen vor gelassen). Persönlich
trinke ich schon seit meinem 14 Lebensjahr regelmäßig Kaffee und gehöre
eher zu den Espresso oder Mokka "Genießern".
Es klingt vielleicht ein wenig spießig, aber, was aktuell in den Städten
für "Kaffee" an "coole" Leute verkauft wird, macht einen ernsthaft
nachdenklich. Die billigste Röstung mit ordentlich H-Milch verklappt und
mit so viel Sirup und ähnlichem Blödsinn "verfeinert" das es ja nicht
mehr nach Kaffe schmeckt. So wie die Brauereien ihr Bier verunstaltet
haben um es wieder hip zu machen haben es auch die Röstereien getan.
Eigentlich schade für so traditionelle Getränke. Mir will auch nicht in
den Kopf wie man für einen normalen Kaffee aus dem Pappbecher teilweise
4€ plus Sirups zahlt. Dafür kriegt man in der kleinen Privatrösterei
oder der Italienischen Kaffeebar was richtiges und subventioniert nicht
auch noch ein amerikanischen Großkonzern mit fragwürdigem
Geschäftsmodell.
Mir scheint es so als würde unsere Gesellschaft den hohen
Lebensmittelstandart, den wir eigentlich haben, gar nicht mehr schätzen
und auch nicht mehr wollen.Essen und Getränke müssen so billig wie
möglich sein, auf die Qualität ist gesch*ssen, aber es darf/muss
sündhaft teuer sein wenn es nur von der richtigen Marke ist. Den wir
wissen ja alle, nur die Marke ist die beste Qualität...
Aber die Jugend kommt zumindest vom Computer weg, wenn sie sich für 1-2h
in einen Kaffeediscounter sitzt. Der hat ja meist Free-Wifi, dann muss
man sich auch schon nicht mit seinen Freunden unterhalten und kann auch
gleich dem Rest, der nicht dabei ist, ein Bild von seinem Doppeltem
Soja-Latte mit extra Schaum, Haselnusssirup und Karamellgeschmak posten.
Für diejenigen die sich, wie ich, auch gerne bei einem Tässchen Kaffee
mit den Kollegen mal zu einem kleinen Gedankenaustausch (seis zur Pause
oder zum kleinen spontan Meeting) gerne treffen, guten Genuss.
Vik Tor schrieb:> Eure Meinung ist gefragt.> Typisch Deutsch und/oder einfach eine Knigge?
Falls Du keine anderen Probleme hast, ist doch alles im grünen Bereich.
Mich nervt auch so einiges an einigen Kollegen, ich fürchte ich bin auf
meine Weise auch nervig.
Wenn es nur um "Boah, ich brauch 'nen Kaff" ist, .. ich hole mir jetzt
einen.
Wünsche einen schönen mehr produktiven als provokativen Tag.
Vik Tor schrieb:> irgendwie habe ich lange überlegt, euch über dieses Thema zu> interviewen, allerdings bleibt mir seit der heutigen abendlichen> Besprechung keine andere Wahl, die mein innerliches Fass buchstäblich> zum Überlaufen gebracht hat:
Hättest es doch einfach sein lassen...