Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Geschwindigkeitsmessung mit zwei Fotodioden


von Alex (Gast)


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Hallo,

ich würde ganz gerne die Geschwindigkeit einer heißen Strömung messen, 
die in Form eines für den Menschen gut sichtbaren Freistrahls (mittlere 
Durchmesser von einigen mm, Strahl-Länge etwa 20mm) mit einer 
unbekannten (mittleren) Geschwindigkeit aus einer Düse austritt. 
Aufgrund der hohen Temperaturen der Strömung sind hydrodynamische 
Messungen ausgeschlossen, weshalb ich die Messung mittels Fotodioden und 
entsprechender Auswerteelektronik in Erwägung ziehe:

Hierbei sollen zwei Fotodioden in definiertem Abstand (z.B. Strahlanfang 
x1 = 0mm und Strahlspitze x2 = 20mm, x2-x1 = delta-x = 20mm) angeordnet 
werden. Anschließend wird die Strömung bzw. der Gasauslass an der Düse 
aktiviert und der Messvorgang an den Fotodioden gestartet. Die Strömung 
bzw. der sich ausbildende Freistrahl erreicht nun zunächst die erste 
Fotodiode, die zum Zeitpunkt t1 anspringt. Kurze Zeit danach erreicht 
der Freistrahl die zweite Fotodiode zum Zeitpunkt t2. Aus der 
Zeitdifferenz t2-t1 = delta-t kann unter der Annahme identischer 
Trägheiten des Aufbaus schließlich in Kombination mit dem definierten 
Abstand die mittlere Geschwindigkeit des Strahls aus v = delta-x/delta-t 
abgeschätzt werden.

Nun zum Problem: Ich kann wohl mit dem Lötkolben umgehen und 
(unkomplizierte) Schaltpläne lesen und umsetzen, habe allerdings keine 
fundierten Kenntnisse aus der Elektronik/Elektrotechnik. Wie kann ich 
mein Vorhaben also mit diesem Hintergrund möglichst einfach realisieren?

Vielen Dank für jeden Tip!!

von Alex (Gast)


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Als kleiner Hinweis, den ich leider im ersten Post vergessen habe:
Eine grobe Abschätzung der Geschwindigkeiten lässt Werte im Bereich 
einiger Hundert m/s erwarten, so dass eine hohe Abtastfrequenz der 
Fotodioden / des Messaufbaus erforderlich sein wird.

Angenommen v = 500 m/s und der Abstand der Fotodioden delta-x = 20 mm = 
0,02m, wäre die Zeit, welche der Strahl zwischen den Fotodioden 
zurücklegt, gerade einmal 40 µs. Zur sicheren Erfassung (z.B. doppelte 
Abtastfrequenz) müsste die Abtastung also im niedrigen µs-Bereich 
liegen.

von m.n. (Gast)


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Ohne jetzt genau verstanden zu haben, wie Du Deine Fotodioden 
'bestrahlen' möchtest, die Auswertung der Zeit zwischen 
Start-Stopp-Signal ist rel. einfach: 
http://www.mino-elektronik.de/7-Segment-Variationen/LCD.htm#lcd6

An Stelle des 12MHz Quarzes kann man 20MHz nehmen, wodurch dann eine 
Auflösung von 50ns erreicht wird. Bei den 40µs Meßzeit wären das ca. 800 
Punkte, was (rechnerisch) einer Auflösung von 0,125% entsprechen würde.

von Fluider (Gast)


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Alex schrieb:
> hydrodynamische Messungen

Alex schrieb:
> bzw. der Gasauslass

Ja was nun, Flüssigkeit oder Gas?

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Verstehe ich das richtig, es soll nur einmalig zu Beginn des Ausströmens 
gemessen werden? Ansonsten müsste die Lichtschranke auf feine 
Schwankungen im Gasstrom ansprechen, das stelle ich mir kompliziert vor. 
Alternativ wäre an den Dopplereffekt im Mikrowellenbereich zu denken, 
aber auch da muss der Gasstrahl irgendwelche Diskontinuitäten aufweisen.

von Karl H. (kbuchegg)


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Alex schrieb:

> Angenommen v = 500 m/s


das sind 1800 km/h, also fast 2-fache Schallgeschwindigkeit.
Bist du sicher, dass du da nicht etwas zu hoch greifst?

von Alex (Gast)


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Oh klasse, gleich soviele Antworten. Hätte ich nicht erwartet - vielen 
Dank für euren Eifer ;-)

@Fluider:
Worauf willst du denn hinaus? Es geht um eine heiße Gasströmung. Falls 
es dir nur um Begrifflichkeiten geht, umfasst die Hydrodynamik m.W. 
sowohl bewegte Flüssigkeiten und Gase bzw. eben alle "Fluide", d.h. man 
könnte auf die Idee kommen, die Strömungsgeschwindigkeit des Gases auch 
durch Messung des Staudruckes (dynamischer Gasdruck) am Düsenausgang zu 
ermitteln. Dies ist aber aufgrund der hohen Temperaturen hier nicht 
möglich und soll nicht weiter verfolgt werden.

@Christoph Kessler:
Richtig. Es geht im Grunde nur um 1 Messung unmittelbar nach 
"Einschalten" des Gasstroms. Ungefähr so als würde ich ein Feuerzeug 
zünden und dabei die Geschwindigkeit (des Aufbaus) der sichtbaren Flamme 
erfassen.

@Karl Heinz:
Dein Hinweis ist gut. Meine Abschätzungen sind aber dennoch angebracht, 
da hier eine spezielle Düse eingesetzt wird, dessen Geometrie in 
Anlehnung an Lavaldüsen konvergente und divergente Bereiche aufweist, 
wodurch das Gas auf Überschallgeschwindigkeiten beschleunigt werden kann 
(Verdichtungsstöße möglich). Auch deswegen gestaltet sich eine 
"thermodynamische" Herangehensweise als schwierig.

von Ulrich (Gast)


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Die kurzen Zeiten sind kein wirkliches Problem. Schwieriger ist schon 
die Lichtschranke, die auch auf Störungen durch heißes Gas anspricht. 
Das sollte mit Laserstrahlen und etwas Abstand gehen - damit hat man 
dann auch genügend Intensität, damit man die Schaltung auf 
Geschwindigkeit, ohne großes Rücksicht auf Rauschen auslegen kann.

Bei z.B. 0,5 mW Laserleistung hätte man an der Fotodidode etwa 0,2 mA 
bzw. an 100 Ohm etwa 20 mV Spannung. Das ist nicht viel, kann aber schon 
für einen Komparator oder den Eingang eines fertigen Frequenzzählers 
ausreichen. Eine Alternative wäre ggf. ein DSO zur Datenaufnahme. 
Begrenzend ist auch eher die Messung der Position bzw. des Abstandes, 
denn der Laser wird einiges an Durchmesser haben.

Mikrowellendopplermessung klingt kompliziert, könnte aber ggf. mit 
fertigen Modulen funktionieren.

von Fluider (Gast)


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Hydro stammt vom griechischen Hydor = Wasser ab. Fremdwörter sollte man 
nur benutzen wenn man ihre Bedeutung kennt. Es macht schon einen 
Unterschied ob ich einen Gas- oder Wasserstrahl detektieren will.

von Gerald G. (gerald_g)


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Um welches gas handelt es sich denn?
Das detektieren scheint für mich der schwerste teil zu sein.
Ist es ein durchsichtiges gas, muss eventuell die Brechung des lichtes 
an dem gas genutzt werden.
Also der Strahl muss so gebrochen werden, dass er nicht mehr (oder 
weniger) auf die photodiode trifft.
Das geht auch nur wenn der Brechungsindex des Gases bei !=1 liegt.
Vielleicht reicht auch die Veränderung des Brechungsindex an der 
Luft/gas Grenze ganz vorne. Das muss getestet werden

: Bearbeitet durch User
von m.n. (Gast)


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Fluider schrieb:
> Fremdwörter sollte man
> nur benutzen wenn man ihre Bedeutung kennt. Es macht schon einen
> Unterschied

Reg Dich nicht auf, geh nach Hause und mache einen Unterschied.

von Alex (Gast)


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@Fluider:
Also wenn es dir nur um die Begrifflichkeiten geht, hast du natürlich 
Recht. Statt hydrodynamisch wäre dann wohl fluid- oder, in Anlehnung an 
deine Begründung, vermutlich aerodynamisch (das hier verwendete Gas ist 
ionisierte Luft) richtig. Zur Vollständigkeit sollten wir dann aber 
festhalten, dass Wasser auf griechisch "nero" heißt - "hydor" ist 
altgriechisch ;-) Um diesen Part der Diskussion dann zu beenden: hier 
geht es also um ein GAS.

@Gerald G.:
Es handelt sich um Luft - besser gesagt um lokal ionisierte Luft bei 
Temperaturen in einer Größenordnung von etwa 2000 K. Wie oben schon 
beschrieben, ist der Freistrahl durch die im Gas stattfindenden 
Ionisierungs- und Rekombinationsprozesse dadurch deutlich sichtbar 
(starke Lichtintensitäten im sichtbaren gelben Wellenlängenbereich 
~570...590 nm). Wenn die Fotodiodenf für diesen Bereich ausgewählt 
werden, sollte doch über den Intensitätsanstieg der Zeitpunkt, an dem 
der Strahl die Fotodiode erreicht, detektiert werden können.

von Ulrich (Gast)


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Beim Licht wird es deutlich einfacher schnell zu detektieren, wenn man 
eine hohe Intensität hat. Das Selbstleuchten schnell zu erkennen ist 
dagegen schon recht anspruchsvoll. Ob da eine normale Fotodiode 
ausreicht ist nicht klar. Schnell bedeutet halt viel Bandbreite und 
reagiert damit auch auf Rauschen. Die üblichen einfachen rauscharmen 
Verstärker für Fotodioden sind eher langsam. Das schnell zu machen ist 
schon ein etwas anspruchsvolles Elektronik-Projekt.

von Falk B. (falk)


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@ Ulrich (Gast)

>Beim Licht wird es deutlich einfacher schnell zu detektieren, wenn man
>eine hohe Intensität hat.

Wenn es weinger Intensität hat, braucht man halt mehr Verstärkung.

> Das Selbstleuchten schnell zu erkennen ist
>dagegen schon recht anspruchsvoll. Ob da eine normale Fotodiode
>ausreicht ist nicht klar.

Warum nicht?

>Schnell bedeutet halt viel Bandbreite und
>reagiert damit auch auf Rauschen. Die üblichen einfachen rauscharmen
>Verstärker für Fotodioden sind eher langsam.

Kaum. Selbst 0815 Photodioden erreichen Schaltzeiten von 5-10ns, wenn 
man den richtigen Transimpedanzverstärker hat.

> Das schnell zu machen ist
>schon ein etwas anspruchsvolles Elektronik-Projekt.

Es liegt deutlich über Arduino-Niveau, aber die ganz große Kunst ist es 
eher nicht.

"Nun zum Problem: Ich kann wohl mit dem Lötkolben umgehen und
(unkomplizierte) Schaltpläne lesen und umsetzen, habe allerdings keine
fundierten Kenntnisse aus der Elektronik/Elektrotechnik."

Das ist allerdings zuwenig für dieses Projekt.

von Falk B. (falk)


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@ Ulrich (Gast)

>Die kurzen Zeiten sind kein wirkliches Problem. Schwieriger ist schon
>die Lichtschranke, die auch auf Störungen durch heißes Gas anspricht.

Davon war nicht die Rede. Braucht man auch nicht, wenn der Strahl selber 
leuchtet.

>Das sollte mit Laserstrahlen und etwas Abstand gehen - damit hat man

Jaja, Laser, Laser, Laser! hast du eine Ahnung, wieviele Lichtschranken 
OHNE Laser blendend funktionieren (sic!).

>Bei z.B. 0,5 mW Laserleistung hätte man an der Fotodidode etwa 0,2 mA
>bzw. an 100 Ohm etwa 20 mV Spannung. Das ist nicht viel,

Schon mal was von einem Transimpedanzverstärker gehört?

>Mikrowellendopplermessung klingt kompliziert, könnte aber ggf. mit
>fertigen Modulen funktionieren.

Apfelmus ist Mus aus Äpfeln.

von d.o. (Gast)


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Also ich würde hier mit dem Brechungsindex versuchen zum Ziel zu kommen, 
wie Gerald G. vorgeschlagen hat.

Man könnte mit einem Laser nicht zentral durch den Gasstrom, sondern am 
Rande durchleuchten. Dann müsste er durch die verschiedenen Temperaturen 
im Strahl und den entsprechenden Brechungsindex-Veränderungen eigentlich 
abgelenkt werden. Eine Photodiode könnte das detektieren.

Allerdings ist die Geschwindigkeit am Rand bestimmt niedriger als im 
Zentralbereich des Gasstroms, oder? Ein Laseraufbau, der mm-genau 
fokussiert den Rand der Strömung touchiert, ist zwar nicht einfach, aber 
vielleicht machbar.

Wenn man die Änderungen vom Brechungsindex vom Zentralbereich messen 
möchte, dann wird eine Photodiode nicht ausreichen. Ich denke da an ein 
Interferometer - das wird dann aber echt aufwändig...

von d.o. (Gast)


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Habs gerade mit einem Laserpointer ausprobiert: beweg mal ein Feuerzeug 
durch den Strahl. Gibt bei mir an der Wand in 2m Entfernung einen 
Ausschlag von einigen Millimetern. Das kann eine Photodiode messen.

Der Aufbau doppelt mit anständiger Auswerte-Elektronik liefert die 
Geschwindigkeit (vom Randbereich des Stroms natürlich).

von Gerald G. (gerald_g)


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Auslenkungen sind einfach mit einer viersegmentfotodiode zu messen

von Ulrich (Gast)


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Ein Transimpedanzverstärker für die Fotodiode ist schon möglich, aber 
für eine hohe Bandbreite (z.B. 10 MHz) nicht trivial, wenn er auch noch 
rauscharm sein muss, weil man nur wenig Licht hat. Bei den Frequenzen 
ist man schon in dem Bereich wo man ggf. keinen OP mehr nutzt, sondern 
diskrete Transistoren / FETs in Basis bzw. Gateschaltung. Es ist dann 
auch nicht mehr mit dem Schaltplan getan, sondern auch das Layout muss 
passen.

Die Lösung mit Laser und entsprechend mehr Licht ist da einfacher und 
ggf. sogar noch passiv möglich.

von Alex (Gast)


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Danke erstmal an alle für die rege Diskussion.

Statt den Tendenzen Richtung Laser würde ich lieber gerne bei 
Photodioden bleiben, weil die Zugänglichkeit zu entsprechendem Equipment 
und der Aufwand m.E. für einen Laser-Aufbau nur noch schwieriger wird.

Wenn ich mal ein bisschen recherche finde ich durchaus einige Fotodioden 
(z.B. inkl. fertigem Verstärkermodul), die zumindest in die Richtung der 
hier erforderlichen Abtastraten für bezahlbares Geld zu bekommen sind. 
Wäre es in einer "Quick-and-Dirty"-Methode zunächst auch möglich, zwei 
solcher Fotodioden inkl. Verstärker an ein Oszilloskop zu hängen und 
einfach mal einen Versuch zu starten? Oder gäbe es da noch etwas zu 
beachten?

von uwe (Gast)


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Da sich Licht mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet bekomen beide Dioden 
fast zum selben Zeitpunkt Licht zu sehen, obe der Intensitätsunterschied 
(wenn das Plasma an der 2. Diode vorbeikommt) ausreicht?
Auf jeden fall mal Lochblenden bzw. 2 Röhrchen in der die Dioden 
drinnestecken.
Sich am Oszilloskop die ganze Geschichte mal anzugucken halte ich für 
eine gute Idee.

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