Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Zukunft der Maschinenbaubranche


von progressiv (Gast)


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Nabend zusammen,

Ich bin nun seit gut 10 Jahren in einem Maschinenbauunternehmen tätig. 
Ausbildung, Facharbeitertätigkeit, Studium und nun Projektabwicklung 
sowie Softwareentwicklung und Inbetriebnahme.

Nach dem Hoch im Jahr 2008, in dem ich mich entschied zu studieren und 
als Automatisierungstechniker meinen weiteren Weg zu ebnen, sah alles 
blendend aus. Umsatzverdoppelung, Stellenaufbau und ganze Abteilungen 
wurden neu hochgezogen.

Heute wird die Bezahlung schlechter, der Auftragseingang ist rückläufig 
und scheint sich zukünftig auf der Hälfte dessen, was 2008 in den 
Büchern stand zu manifestieren. Wenn es gut läuft.

Da ich nun meinen Master machen möchte (berufsbegleitend an der UDE), 
stellt sich mir die Frage, ob sich ein Automatisierungs-Master lohnt, 
oder ob ich versuchen sollte, in eine andere Richtung zu gehen. Für die 
Zukunft im Unternehmen ist ein Master nicht schlecht, aber nicht 
zwingend in der Automatisierungstechnik. Zumal ich von der 
Softwarentwicklung in den nächsten Jahren weg möchte, da die IBN 
Überhand gewinnt. Statt Outsourcing wird nun auch der letzte Rest ins 
Unternehmen verlagert, was den Stress und Zeitdruck in der Abteilung 
erhöht und ich mich eher im Projektmanagement mit Vertriebsunterstützung 
sehe.

Da ich den Maschinenbau aber kritisch beäuge, ist mir die Idee gekommen, 
in eine ganz andere Richtung zu schauen. Eine Richtung die mich schon 
vor Studienantritt interessiert hat: Die Energietechnik. Hier wäre wohl 
eine Anstellung bei einem Energieversorger interessant. Ein stabiles 
Energieversorgungsnetz wird immer gebraucht, die Frage ist aber, ob man 
überhaupt in Konzerne wie RWE oder EON reinkommt und wie man dort als 
Quereinsteiger angenommen wird.

Wie gesagt. Bleibe ich im Maschinenbau, ist eine Vertiefung in der 
Automatisierungstechnik nicht sinnig oder eher gesagt genauso sinnvoll 
wie ein ET-Master. Bloß wie werde ich in 4-5 Jahren als Ingenieur 
gesehen, der Berufserfahrung im Bereich Automatisierung hat und mit 
einem Energietechnik-Master in die Energieversorgung will?! Werde ich da 
überhaupt wahrgenommen? Oder etwa nur als Einsteiger = Einstiegsgehalt?

Ich überlege einfach, wo die Reise hingehen soll und wo die Zukunft ist. 
Noch bin ich erst Mitte 20 und ich will mit 40 nicht meinen Job 
verlieren, weil die Maschinenbau-Branche in Deutschland dann am Boden 
ist.

von Amateur (Gast)


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Wenn jemand, der nach eigenem Bekunden seit 10 Jahren im Maschinenbau 
tätig ist, nicht weis wohin der Hase läuft...

Natürlich kann Ihnen hier, in einem stark elektronik-lastigen Forum, 
qualifizierte Auskunft gegeben werden.
Die anwesenden Mathematiker werden es auch gerne nachrechnen.

von Fpgakuechle K. (Gast)


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progressiv schrieb:

> Noch bin ich erst Mitte 20 und ich will mit 40 nicht meinen Job
> verlieren, weil die Maschinenbau-Branche in Deutschland dann am Boden
> ist.

Statistisch gesehen verlieren wohl die mesiten Deutschen mindestens 
einmal im Leben ihren Job oder schmeisen ihn weg. Besser man gewöhnt 
sich schon in jungen Jahren daran, das das Leben einen haten linken 
Haken hat.

MfG,

von Marx W. (Gast)


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progressiv schrieb:
> Eine Richtung die mich schon
> vor Studienantritt interessiert hat: Die Energietechnik. Hier wäre wohl
> eine Anstellung bei einem Energieversorger interessant.
Vor 5 jahren hättest du da hin gehen können.
Heute? Haste ned die Nachrichten gelesen, gehört oder gesehen?
Die haben genügend Leute im Technikbereich die sie loswerden wollen. 
Einstellen? Nie und nimmer!
E.ON hat ca. 50-100 Tochter-GmbH`s und RWE will sich auch so aufstellen.
Was glaubste wohl ist der Grund dafür?
> Ein stabiles
> Energieversorgungsnetz wird immer gebraucht, die Frage ist aber, ob man
> überhaupt in Konzerne wie RWE oder EON reinkommt und wie man dort als
> Quereinsteiger angenommen wird.
Vergiß es! Die Konzerne schnappen zur Zeit nur noch wie ein Fisch an 
Land nach Luft! Die suchen alle Mittel und Weg um Personal los zu 
werden!
Brandneu Kraftwerke laufen kaum, oder  haben eine Auslausstung von unter 
30%!
Da wird echt Geld verbrannt. Die stillgelegten KKW müssen zurückgebaut 
werden. Die Betreiber werden aber die Rückstellungen ned anrühren, den 
dann kann`s ihnen passiern das sie in 2-5 Jahren vollkommen überschuldet 
sind!
Als "Einproduktanbieter"  können die Konzerne auch ned andere 
Einnahmequellen vorweisen. Das bißchen Gas und Fernwärme reicht ja ned 
auch ned um die Portokasse zu füllen. Die Auslandsinvestment sind 
Objektiv  gescheitert (RWE) oder Kokolores (E.ON) um von den Problemen 
im Inland abzulenken.
Bei Tennet&Co. brauchste auch ned zu hoffen. RWE,Vattenfall und E.ON 
stellen denen hochqualifizierte Leute vor die Tür die die Netzbetreiber 
für 12-24 Monate "umsonst" dann haben.
Kannste du mit deinem Wissen&Fähigkeiten solche Bedingungen der 
Konkurrenz ausstechen?

Der Aufbau der Netze wird def. ned viel mehr als 100-200 Ingenieure 
beschäftigen.
Da aber zur Zeit alle Projekte auf Eis liegen stellt man niemand ein!

Mach was in WiWi als Aufbaustudiengang, und hau aus NRW ab! Den dort 
wird in den nächsten 50 Jahren nix mehr kommen.
NRW wird so enden wie der Norden Englands!

von (prx) A. K. (prx)


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Marx W. schrieb:
> Die stillgelegten KKW müssen zurückgebaut werden.

Das dauert Jahrzehnte und frisst mehr Geld als der Aufbau.
Zukunftsträchtiger gehts derzeit kaum.

Am Ende kannst du dann deinem Enkel stolz die grüne Wiese mit weidenden 
Kühen zeigen: "Sieh her, das habe ich geschaffen!".

: Bearbeitet durch User
von Drogentherapeut (Gast)


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progressiv schrieb:

Mein Gott wie kann nur auf so krude Gedanken kommen?

Mein Rat: Hör auf zu saufen oder was immer du dir reinpfeifst.

von progressiv (Gast)


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Amateur schrieb:
> Wenn jemand, der nach eigenem Bekunden seit 10 Jahren im Maschinenbau
> tätig ist, nicht weis wohin der Hase läuft...
>
> Natürlich kann Ihnen hier, in einem stark elektronik-lastigen Forum,
> qualifizierte Auskunft gegeben werden.
> Die anwesenden Mathematiker werden es auch gerne nachrechnen.

Entschuldigung. Ich bin über Google hier gelandet.
Hier sind mehrfach Begriffe wie "Automatisierungstechnik" und 
"Maschinenbau" gefallen. Sonst hätte ich hier nicht geschrieben. 10 
Jahre ist relativ. In der Ausbildung (Berufsausbildung + Studium), sowie 
als Facharbeiter bekommt man wenig "von oben" mit. Das ist wohl erst so, 
seit ich eine Festanstellung habe.


Marx W. schrieb:
> Heute? Haste ned die Nachrichten gelesen, gehört oder gesehen?
> Die haben genügend Leute im Technikbereich die sie loswerden wollen.

Danke für deinen ausführlichen Beitrag
Bestätigt meinen Eindruck.


Marx W. schrieb:
> Mach was in WiWi als Aufbaustudiengang, und hau aus NRW ab!

WiWi wäre Plan B. Habe auch schon überlegt, mich an der Steinbeis 
Hochschule für einen MBE zu bewerben. Ich sehe tatsächlich zukünfitg 
wenn überhaupt das Basic Engineerung und Projektmanagement/Management in 
Deutschland. In meinem Ort hat ein Maschinenbauer seine komplette 
Produktion platt gemacht und hat nur noch 10 Leute zur Vormontage in der 
Werkstatt. Das Geschäftsfeld wurde entschlackt und so die Belegschaft 
von über 500 auf 100 gedrückt.

20 Kilometer ein ähnliches Spiel. Dort gibt es nur noch Verwaltung und 
Engineering. Mitarbeiterzahl von 1000 auf 300. Da fragt man sich 
einfach, wo man sich positionieren soll, denn als nächstes sind die 
Ingenieure am unteren Ende der Nahrungskette diejenigen, die das 
Nachsehen haben.

Plan C wäre es zu versuchen in der chemischen Industrie Fuß zu fassen. 
Wahrscheinlich auch schwierig. Plan D wäre der Quereinstieg zum 
Berufsschullehrer wenn es Ende 30 plötzlich nicht mehr brummt im 
Maschinenbau.


Drogentherapeut schrieb:
> Mein Gott wie kann nur auf so krude Gedanken kommen?
>
> Mein Rat: Hör auf zu saufen oder was immer du dir reinpfeifst.

Kannst du das auch ausführen oder bekommst du in deine Begründung nicht 
genügend Beleidigungen verpackt?

von Hendrik L. (lbd)


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So abwegig ist der Gedanke des Fragestellers nicht:

Ich habe an einer renommierten Uni Maschinenbau studiert - in einer sehr 
spezialisierten Fachrichtung, diese hat aber in meinem Berufsleben nie 
eine Rolle gespielt.

Habe danach noch WiWi als Zweitstudium (Schwerpunkt Jura) - parallel zu 
beiden Studien Informatik (Fernuni) - allerdings ohne Abschluss.

In den letzten Stationen arbeitete ich immer als Führungskraft (2. oder 
1. Ebene) in der Automatisierungsindustrie, die jetzige Firma ist 
weltweit (sehr erfolgreich) präsent, Wobei die Technische Informatik / 
Informatik immer dominanter wird!!!

Mit dieser Ausbildung habe ich von Anfang an meine Karriere über das 
Internationale Projektmanagement gemacht. (Testweise einmal Stepstone 
bemühen!)

Wenn ich heute das Fazit ziehe, welche Fachrichtungen oder 
Studieninhalte am wichtigsten waren:

* Maschinenbau als Nachweis des erfolgreichen Ingenieurabschlusses
* Informatik als wichtigster Fachinhalt
* Wirtschaftswissenschaften und Jura als Garant für eine (Schornstein-) 
Karriere bis auf die 1. Ebene!

Headhunter versuchen mehr oder weniger regelmäßig mich zu einem erneuten 
Wechsel zu bewegen.

Wenn ich noch einmal die Wahl hätte, würde ich aber E-Technik studieren 
- wird noch wichtiger - in allen Lebensbereichen!

Viel Erfolg!

von MaWin (Gast)


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progressiv schrieb:
> Da ich den Maschinenbau aber kritisch beäuge, ist mir die Idee gekommen,
> in eine ganz andere Richtung zu schauen. Eine Richtung die mich schon
> vor Studienantritt interessiert hat: Die Energietechnik.

Maschinenbau wird immer gebraucht, und immer mehr.
Wir brauchen Maschinen zum Erdbeerpflücken, Anoraks-nähen, 
selbstfahrende Mähdrescher und alte-Leute-die-Hose-zubinden Maschinen.

Neben der Machanik zählt auch die Elektronik, und vor allem die 
intelligente Elektronik mit Videoerkennung.

Energietechnik sollte sich auch entwicklen, aber es gibt viel weniger 
innovatives. Solartechnik ist 100 Jahre alt. Und es gibt nur wenige 
Konzerne. Aber natürlich lässt sich auch dor was finden, beispielsweise 
Überlandleitungsbau in Afrika.

von Drogentherapeut (Gast)


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progressiv schrieb:
> Kannst du das auch ausführen oder bekommst du in deine Begründung nicht
> genügend Beleidigungen verpackt?
Naja erst willst du in die Automatisierungstechnik, dann denn Master 
dann doch nicht, dann Energietechnik, weiter unten kommt dann noch 
Chemieindustrie, Lehrer,... bis Plan Z, d.h. du hast überhaupt keinen 
Plan was du willst. Was kommt morgen noch dazu, Töpfermeister? Bei so 
einer Sprunghaftigkeit erwartest du einen sinnvollen Rat?

Wenn du wirklich weg von der Technik willst dann mach WiWi wie es jemand 
weiter unten machte, dann aber nicht so eine Gummivertiefung wie 
Marketing, die Person oben hatte Jura gewählt, das ist dann schon was 
solideres. Damit hast den reinen BWLern mit deinem Technikbackground 
einiges voraus. Master in einem weiteren Technikfach halte ich für 
Zeitverschwendung, vor allem wenn du weg von der reinen Technik willst 
und schon 10 Jahre in dem Bereich aktiv warst.
Aber eine Garantie dass dich das beruflich wirklich weiter bringt gibts 
damit auch nicht, halte ich aber sinnvoller als z.B. den Master in 
Energietechnik und damit bei einem Energieversorger einsteigen zu 
wollen, das wird vermutlich eher nicht funktionieren und bist auch viel 
zu eng festgelegt.

von progressiv (Gast)


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MaWin schrieb:
> Maschinenbau wird immer gebraucht, und immer mehr.
> Wir brauchen Maschinen zum Erdbeerpflücken, Anoraks-nähen,
> selbstfahrende Mähdrescher und alte-Leute-die-Hose-zubinden Maschinen.

Logisch. Ich habe nur das Gefühl, dass sich Deutschland zu sehr auf den 
klassischen Maschinenbau und die Automobilbranche versteift und eine 
Innovation nach der anderen verschläft. Die Chinesen bauen immer bessere 
Maschinen und das zu günstigeren Preisen und (Achtung Buzzwords) Trends 
wie "Big Data" scheinen hier komplett verschlafen worden zu sein und 
werden komplett von Unternehmen in den USA bedient.


Drogentherapeut schrieb:
> Naja erst willst du in die Automatisierungstechnik, dann denn Master
> dann doch nicht, dann Energietechnik, weiter unten kommt dann noch
> Chemieindustrie, Lehrer,... bis Plan Z, d.h. du hast überhaupt keinen
> Plan was du willst. Was kommt morgen noch dazu, Töpfermeister? Bei so
> einer Sprunghaftigkeit erwartest du einen sinnvollen Rat?

Es mag wirken, als sei ich sprunghaft, aber ich lege mir nur Optionen 
zurecht. Es sind nichts als Alternativen. Wenn ich plane am Wochenende 
auf dem See um die Ecke segeln zu gehen und mir für schlechtes Wetter 
offen halte doch in die Kletterhalle zu gehen, dann ist das nichts als 
eine Alternative. Und genauso lege ich mir Alternativen zurecht. 
Chemieindustrie wäre übrigens im Bereich 
Automatisierung/Regelungstechnik und daher "nur" ein Branchenwechsel.


Hendrik L. schrieb:
> Viel Erfolg!

Danke!

von Marx W. (Gast)


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progressiv schrieb:
> Chemieindustrie wäre übrigens im Bereich
> Automatisierung/Regelungstechnik und daher "nur" ein Branchenwechsel.

Nur das  für die Dr. Chem  die E-technik eine Hilfswissenschaft ist.
Die großen Chemiefirmen haben die Anlagenplanung- projektierung in 
eigene Gesellschaften ausgelagert. Die Infrastruktur ist Kompeltt an 
Dienstleistern vergeben. Also besser als der Status Quo wird`s da auch 
ned sein.
Aber jetzt in den Schuldienst und nebenberufliche noch ein 
Lehramtsstudium oder WiWi-Studium um die volle Laufbahn machen zu 
können, währ echt ein Gedanke.

von Jo S. (Gast)


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Hendrik L. schrieb:
> Wenn ich heute das Fazit ziehe, welche Fachrichtungen oder
> Studieninhalte am wichtigsten waren:
>
> * Maschinenbau als Nachweis des erfolgreichen Ingenieurabschlusses
> * Informatik als wichtigster Fachinhalt
> * Wirtschaftswissenschaften und Jura als Garant für eine (Schornstein-)
>   Karriere bis auf die 1. Ebene!
>
> Wenn ich noch einmal die Wahl hätte, würde ich aber E-Technik studieren
> - wird noch wichtiger - in allen Lebensbereichen!

Hendrik, wenn Du der Meinung bist, daß ein Ingenieurstudium 
hauptsächlich als Leistungsnachweis dient, dann wäre es doch sinnvoller, 
gleich (Techn.) Informatik zu studieren, das zum Ing-Studium 
gleichwertig ist.

Wenn man als "Techniker" Karriere machen will, ist Wirtschaft / 
Wirtschaftsrecht selbstverständlich unverzichtbar.

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