Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Hifi-Verstärker: GND von Eingang und Ausgang galvanisch getrennt?


von Martin E. (martin_e65)


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Hallo Zusammen,

ich versuche grad einen alten Verstärker wiederzubeleben. Es gibt ein 
Service Manual dazu:
http://elektrotanya.com/sony_ta-a200.pdf/download.html
Im Verstärker werkelt ein STK4162. Laut Service Manual sollte an den 
Eingängen des STK4162 (Pin 1 und 18) -0,1V anliegen. Dort sind gegen GND 
(GND Ausgangsseite, Pin16)aber ca.-2,7V zu messen. Das gleiche Potential 
liegt aber auch auf dem Pin3, GND der Eingangsseite. Das Ganze bei 
ausgelötetem STK4162, der ist offensichtlich hin, im eingebauten Zustand 
lagen auf den Eingängen +20V. Ich habe einen neuen bestellt, möchte aber 
Vermeiden, daß es den gleich wieder zerschießt, wenn ich ihn einlöte...
Darum meine Frage: Ist es normal, daß Ein- und Ausgang bei 
Hifi-Verstärkern galvanisch getrennt sind? Die Spannungen im Service 
Manual beziehen sich doch wohl immer auf den ausgangsseitigen GND?
Gruß
Martin

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Martin E. schrieb:

> ich versuche grad einen alten Verstärker wiederzubeleben.
> Im Verstärker werkelt ein STK4162. Laut Service Manual sollte an den
> Eingängen des STK4162 (Pin 1 und 18) -0,1V anliegen. Dort sind gegen GND
> (GND Ausgangsseite, Pin16)aber ca.-2,7V zu messen. Das gleiche Potential
> liegt aber auch auf dem Pin3, GND der Eingangsseite. Das Ganze bei
> ausgelötetem STK4162, der ist offensichtlich hin, im eingebauten Zustand
> lagen auf den Eingängen +20V.

Du hast ziemlich offensichtlich Mist gemessen (wer mißt, mißt Mist). Im 
ausgebauten Zustand sagen die Meßwerte erst recht nichts aus.

> Darum meine Frage: Ist es normal, daß Ein- und Ausgang bei
> Hifi-Verstärkern galvanisch getrennt sind?

Sind sie nicht. Schau halt mal ins Datenblatt des STK, da ist auch eine 
Innenschaltung:

http://pdf1.alldatasheet.com/datasheet-pdf/view/41594/SANYO/STK4162.html

> Die Spannungen im Service
> Manual beziehen sich doch wohl immer auf den ausgangsseitigen GND?

Es gibt in der ganzen Schaltung nur ein Potential, das GND heißt.

Streng genommen hat der STK selber gar keinen GND Anschluß. Anschluß 
16 ist mit der Kühlfläche des Gehäuses verbunden (und mit sonst nix). 
Und Anschluß 3 muß auch nicht zwingend auf GND, sondern lediglich auf 
eine hinreichend positive Spannung bezogen auf die negative Versorgung. 
Allerdings ist Pin3=GND durchaus sinnvoll und in den Beispiel- 
Anwendungsschaltungen auch so vorgesehen.


XL

von Martin E. (martin_e65)


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Axel Schwenke schrieb:
> Es gibt in der ganzen Schaltung nur ein Potential, das GND heißt.

Ja, das ist ja grade das womit ich nicht klar komme. Eingangs- und 
Ausgangsseitig sind die "GND"-Leitungen im Schaltplan mit Massesymbol 
dargestellt. Aber im Platinenlayout haben die beiden Stränge eben keine 
direkte Verbindung, sie sind nur über den Kondensator C502 gekoppelt :-(

Gruß
Martin

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Martin E. schrieb:
> Axel Schwenke schrieb:
>> Es gibt in der ganzen Schaltung nur ein Potential, das GND heißt.
>
> Ja, das ist ja grade das womit ich nicht klar komme. Eingangs- und
> Ausgangsseitig sind die "GND"-Leitungen im Schaltplan mit Massesymbol
> dargestellt. Aber im Platinenlayout haben die beiden Stränge eben keine
> direkte Verbindung, sie sind nur über den Kondensator C502 gekoppelt :-(

Falsch.

Beide dicken Linien sind jeweils an ein GND-Symbol angebunden. Genauso 
wie das Netzteil übrigens. Vermutlich soll die Art wie das im Schaltplan 
gezeichnet ist, die übliche sternförmige Masseführung darstellen - GND 
von Vorstufe und Endstufe sind separat zum GND-Anschluß des Netzteils 
(dem Sternpunkt) geführt.

Was C502 da soll, erschließt sich mir aber auch nicht. Der liegt mit 
beiden Enden auf GND.


XL

von Carsten R. (kaffeetante)


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Wieso Falsch? Es geht doch um die real vorhandene Platine, bei der das 
getrennt ist. Und wenn die so aufgebaut ist... Oder habe ich da was 
Mißverstanden? Im Zweifelsfall würde ich auf der Platine nochmal erneut 
nachmessen ob das wirklich gerennt ist.

von Martin E. (martin_e65)


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Carsten R. schrieb:
> Wieso Falsch? Es geht doch um die real vorhandene Platine, bei der das
> getrennt ist.

Das ist genau der Punkt! Ich habe keine Stelle auf der Hauptplatine oder 
den Anschlußplatinen gefunden, an denen die Masse von Eingang und 
Ausgang verbunden sind. Kein Durchgang zwischen Lautsprecher Minus und 
Außenkontakt Chinch-Buchsen. Wären die verbunden, so dürfte ich ja auch 
zwischen Pin 3 vom STK4162 und dem GND-Anschluß des Netzteils keine 
Spannung messen können....

Gruß
Martin

von Jan Gnublin (Gast)


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> Was C502 da soll, erschließt sich mir aber
> auch nicht. Der liegt mit beiden Enden auf GND.

Hab jetzt nicht reingeschaut, aber das ist typisch für Endstufen. Zum 
Beispiel HF-mäßige Masseankopplung des Kühlkörpers oder anderer 
Metallteile. Im Schaltplan sieht man halt nicht, dass die beiden Massen 
HF-mäßig ganz verschieden sein können.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Carsten R. schrieb:
> Wieso Falsch? Es geht doch um die real vorhandene Platine, bei der das
> getrennt ist. Und wenn die so aufgebaut ist... Oder habe ich da was
> Mißverstanden?

Der Schaltplan von der elektrischen Tanja zeigt, daß GND von Vor- und 
Endstufe extern verbunden sind.

> Im Zweifelsfall würde ich auf der Platine nochmal erneut
> nachmessen ob das wirklich gerennt ist.

Das sowieso. Aber aus der Ferne kann ich nur den Schaltplan ansehen.


XL

von Carsten R. (kaffeetante)


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Axel Schwenke schrieb:
> Der Schaltplan von der elektrischen Tanja zeigt, daß GND von Vor- und
> Endstufe extern verbunden sind.

Ja, aber er sagt ja auch nur daß die Messungen an der realen Platine 
andere Ergebnisse liefern. Eventuell hängt ja auch genau das mit dem 
ursprünglichen Defekt zusammen.

von Martin E. (martin_e65)


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Carsten R. schrieb:
> daß die Messungen an der realen Platine
> andere Ergebnisse liefern.

Ich habe jetzt nochmal nachgemessen. Sachverhalt ist so wie beschrieben.
Kein Durchgang, nur ein Kondensator wird durch das Meßgerät langsam 
aufgeladen.....

Axel Schwenke schrieb:
> Der Schaltplan von der elektrischen Tanja zeigt, daß GND von Vor- und
> Endstufe extern verbunden sind.
> Aber aus der Ferne kann ich nur den Schaltplan ansehen.

Die Platinen-Layouts sind ja bei der Tanja auch dabei :-)
Wo wäre denn eine potentielle Stelle, wo Vor- und Endstufe verbunden 
sein könnten? Ich hatte den Kühlkörper in Verdacht, der ist über eine 
extra Schrauböse mit der endstufenseitigen Masse verbunden. Das ist aber 
ja über PIN 16 sowieso schon der Fall.

Gruß
Martin

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Martin E. schrieb:
> Wo wäre denn eine potentielle Stelle, wo Vor- und Endstufe verbunden
> sein könnten?

Der Massesternpunkt liegt ja genau unter C802. Von dort gehen schon mal 
dickere Leiterbahnen Richtung Endstufe, aber auf den ersten Blick keine 
einzige zur Vorstufe. Bei der  ist aber eine Verbindung zum Chassis 
eingezeichnet, nämlich zwischen den Phono und den Tuner Buchsen. Das 
gleiche findet sich übrigens auch direkt neben der Kopfhörerbuchse an 
der SP Platine. Die Frage ist jetzt, wo der Massesternpunkt von C802 mit 
dem Chassis verbunden ist, es könnte sich um eine Chassisschraube der 
Platine oder tatsächlich der Kühlkörper sein.
Ein technisches Problem sehe ich übrigens nicht, einfach eine Leitung 
vom Massesternpunkt zum o.a. Anschluss neben der Phonobuchse zu legen, 
um etwaigen Kontaktproblemen aus dem Weg zu gehen.

von Martin E. (martin_e65)


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Matthias Sch. schrieb:
> Bei der  ist aber eine Verbindung zum Chassis
> eingezeichnet, nämlich zwischen den Phono und den Tuner Buchsen.

Tatsächlich, da lag der Hund begraben! Die Lötstelle auf der Platine 
eben dieser Verbindung zum Chassis war gebrochen! Der STK4162 war gar 
nicht kaputt, ich hab ihn wieder reingelötet und voila, alles läuft! 
Klingt sogar gar nicht so schlecht, das alte Schätzchen!
Vielen Dank an alle!!!

Gruß
Martin

von Carsten R. (kaffeetante)


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Na da hatte ich doch richtig vermutet.

Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn.

von Martin E. (martin_e65)


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Ich hätte dann einen STK4162 abzugeben, wenn er ankommt..... :-)

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Martin E. schrieb:
> Tatsächlich, da lag der Hund begraben! Die Lötstelle auf der Platine
> eben dieser Verbindung zum Chassis war gebrochen! Der STK4162 war gar
> nicht kaputt, ich hab ihn wieder reingelötet und voila, alles läuft!

Na, dann ist ja alles gut.


XL

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Carsten R. schrieb:
> Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn.

Wieso blind? Ich hab mir einfach den Platinenplan mal etwas genauer 
angeschaut - und das sogar ohne Brille. In meiner aktiven Zeit habe ich 
dutzende dieser kleinen Amps repariert und mich öfter mal gewundert, das 
vor allem Sony spassige/undurchschaubare Masseführungen hat. Da die 
Jungs allerdings richtig viel Erfahrung mit Brummschleifen usw. haben, 
hat das alles bestimmt einen Sinn, hehehe.

von Martin E. (martin_e65)


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Matthias Sch. schrieb:
> Wieso blind?

Ich glaub Carsten hat das "Blind" auf sich selbst bezogen! Noch mal 
Danke für die schnelle Hilfe. Ich weiß garnicht, wie die Bastler früher 
ohne Internet zu Lösungen gekommen sind, ohne Hilfe von "alten Hasen" 
hätte ich schon manches Mal aufgegeben!

Gruß
Martin

von Carsten R. (kaffeetante)


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Ja, so war das gemeint ;-)

Hab einfach mal blind drauf losgeschossen, mit der Vermutung wenn 
Messung und Schaltpan nicht harmonieren, dann...

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