Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Kann diese Schaltung funktionieren ?


von Dirk H. (dirk09)


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Liebe Gemeinde,

ein Freund kam zu mir mit folgendem Problem:
Er hat versucht, die Schaltung aus dem Anhang zum Laufen zu bekommen. 
Dazu hat er sie auf einer Lochraster-Platine gelötet und verdrahtet.
Er schien ziemlich verzweifelt, denn die Schaltung tut nicht was sie 
soll.
Daraufhin hab ich ihm meine Hilfe angeboten und hab mir die Sache 
angesehen.
Die von ihm aufgebaute Schaltung entspricht dem Schaltplan, ein 
Verdrahtungsfehler kann somit zu 99,99% ausgeschlossen werden. Anstelle 
des Relais wurde 2 LEDs mit Vorwiderständen eingebaut um die Funktion 
gleich zu sehen.
Trotzdem tut die Schaltung auch bei mir nichts:
- die LEDs bleiben dunkel
- Bei Druck auf den Taster ist keine Reaktion zu erkennen.

folgendes habe ich getestet:
- LEDs i.o.
- Transistoren i.o.
- IC i.o.

Woran kann’s also liegen?

Kann von euch mal bitte jemand auf den Schaltplan schauen und 
einschätzen, ob diese Schaltung überhaupt gehen kann? Nach meiner 
Meinung stimmt hier was nicht. Z.B. hängt der C1 völlig in der Luft. An 
ihm sind nur Eingänge angeschlossen.

Hat jemand einen Vorschlag, die Schaltung so zu korrigieren, dass sie 
läuft?
Eine grundsätzlich andere Schaltung mit JK-Flipflop habe ich schon 
herausgesucht und getestet. Aber irgendwie muss doch der Fehler der 
ursprünglichen Schaltung zu finden sein...

Danke für Eure Hilfe!

von Harald W. (wilhelms)


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Dirk H. schrieb:

> ein Freund kam zu mir mit folgendem Problem:
> Er hat versucht, die Schaltung aus dem Anhang zum Laufen zu bekommen.

Warum sollte man unbedingt eine aufwändige Schaltung
aus vier Gattern bauen, wenn es fertige Taktflipflops
gibt? Sowas macht nur für Lehrzwecke Sinn.
Gruss
Harald

von Christian H. (netzwanze) Benutzerseite


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Die Schaltung scheint aus einer recht alten Elektor zu sein.
Eventuell gab es damals nichts anderes (für Hobbyelektroniker) zu 
kaufen.

von Otto (Gast)


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Wie sind die LED angeschlossen?
Falls an den Leistungstransistoren: wurden dieser Schaltungsteil auch 
mit Spannung versorgt?

von Georg G. (df2au)


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Die Schaltung ist Müll. Für ein FF fehlt die notwendige Rückkopplung. 
Die Eingänge 2 und 4 des HC86 und 5 des HC08 sind undefiniert, wenn die 
Taste offen ist.

von Otto (Gast)


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>Nach meiner Meinung stimmt hier was nicht. Z.B. hängt der C1 völlig in der Luft. 
An ihm sind nur Eingänge angeschlossen.

Nein  - er bildet eine Verzögerung

von Harald W. (wilhelms)


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Christian H. schrieb:

> Die Schaltung scheint aus einer recht alten Elektor zu sein.
> Eventuell gab es damals nichts anderes (für Hobbyelektroniker) zu
> kaufen.

Als die HC-ICs aufkamen, gab es schon jahrzehntelang 4000er Flipflops.
4000er ICs würde ich für eine solche Anwendung sowieso vorziehen, da
sie einen wesentlich grösseren Betriebsspannungsbereich haben.
Gruss
Harald

von MaWin (Gast)


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Dirk H. schrieb:
> Woran kann’s also liegen?

74HC86 haben keinen Schmitt-Trigger Eingänge und der Taster ist nicht 
entprellt.

Es handelt sich bei der Schaltung auch auf jeden Fall nicht um ein D-FF, 
denn es gibt keine Rückkopplung von den Ausgängen zu den Eingängen.

Die Schaltung tut also niemals das, was behauptet wird. Falsche 
Schaltung zum falschen Text. Auch ist zweifelhaft, ob Magnetartikel 
wirdklich dauerhaft bestromt werden sollten. Nicht alle 
Modellbahnartikel haben Endschalter, viele wollen nur pulsweise (so 
lange der Taster gedrückt wird) Strom.

So würde es funktionieren:
1
 +5V
2
  |                  74HC74       74HC08
3
 1k               +--------------+--|\
4
  |        74HC14 |  +-----+     |  | )--1k--|< BD677
5
  +--10k--+--|>o--+--|CLK Q|-----(--|/        |E
6
  |       |          |    _|     |           GND
7
Taster  100nF     +--|D   Q|--+--(--|\       
8
  |       |       |  +-----+  |  |  | )--1k--|< BD677
9
 GND     GND      +-----------+  +--|/        |E
10
                                             GND

Allerdings sind solche Schaltungen Humbug, weil die Elektronik nach dem 
Ausschalten nicht mehr weiss, wie der Magnetartikel steht, also beim 
nächsten Mal zu 50% falsch liegt. Ein Power On Reset mit dem alle 
Magnetartikel in die elektronisch bekannte Lage gebracht werden erfolgt 
auf Grund der Stromaufnahme besser nicht gleichzeitg sondern 
sequentiell, und damit zu aufwändig für einfache Elektronik. Nimm einen 
uC, der macht alles in einem Chip, und einen ULN2803, der bedient 4 
Magnetartikel. Nur Programmieren muss man ihn halt.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Dirk H. schrieb:
> Woran kann’s also liegen?

Dass die Schaltung so wie gezeigt Mist ist. Pins 2,4/86 und 5/08 sind 
halb offen. Der Taster zieht auf Low wenn geschlossen - aber wer sorgt 
für High wenn offen? Es fehlt ein Pullup-Widerstand am Taster. Und der 
Taster muss ein Schalter sein. Dann gibts bei jedem Stellungwechsel 
einen Puls an einem der Ausgänge.

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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A. K. schrieb:

> Es fehlt ein Pullup-Widerstand am Taster.

Vielleicht wurde diese Schaltung mal ursprünglich mit Standard-
74er-Bausteinen konzipiert. Dort kann man notfalls auf Pullups
verzichten. Irgendein Schlaumeier ist dann auf die Idee gekommen,
die Schaltung mit "HC"-Bausteinen "zu modernisieren. .-(
Gruss
Harald

von (prx) A. K. (prx)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Vielleicht wurde diese Schaltung mal ursprünglich mit Standard-
> 74er-Bausteinen konzipiert.

Eher nicht. Wäre zu asymmetrisch. Immerhin muss der Kondensator geladen 
werden.

Die Schaltung ergibt Sinn und wird symmetrisch, wenn der Taster ein 1xUM 
Schalter ist, auf 0V/5V. Dann braucht man auch keinen Pullup.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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MaWin schrieb:
> 74HC86 haben keinen Schmitt-Trigger Eingänge und der Taster ist nicht
> entprellt.

Der fehlende Schmitt-Trigger stört nicht wirklich. Im Durchgang von Pin 
5/86 ist der Ausgang zwar nicht sauber definiert, aber solange der 
Transistor dahinter nicht aufgrund fehlender Sättigung durchbrennt 
interessiert das wenig.

Die fehlende Entprellung kann zu schnell alternierenden Ausgängen 
führen. Wenn der Schalter aber schneller prellt als die Weiche schaltet 
merkt das auch niemand.

von (prx) A. K. (prx)


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Harald Wilhelms schrieb:
> 4000er ICs würde ich für eine solche Anwendung sowieso vorziehen,

Hier erst recht, weil 12V vorhanden.

von Christian M. (chrigi001)


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Ersetzte den Taster durch einen Schalter, der zwischen 5V und Masse 
umschaltet. Mit einem Taster wird die Schaltung ohne grosse Änderungen 
nicht Funktionieren.

von Marc V. (Firma: Vescomp) (logarithmus)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Vielleicht wurde diese Schaltung mal ursprünglich mit Standard-
> 74er-Bausteinen konzipiert. Dort kann man notfalls auf Pullups

 Taster schliesst C1 über R1 auf Masse, C1 kann sich aber nirgendwo
 vorher aufladen - wie soll das funktionieren - mit TTL oder HCT ?

von 123 (Gast)


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NEIN, Funktioniert nicht :P

von (prx) A. K. (prx)


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Marc Vesely schrieb:
>  Taster schliesst C1 über R1 auf Masse, C1 kann sich aber nirgendwo
>  vorher aufladen - wie soll das funktionieren - mit TTL oder HCT ?

Ein offener TTL Eingang ist High, wenngleich eher instabil, und 
unterhalb dieses Pegels fliesst ein wenig Strom raus. Somit würde hier 
C1 bei offenem Taster geladen. Arg unsauber und hier nicht gemeint. 
Zumal es nichts bringt, solange das ein Taster ist.

: Bearbeitet durch User
von Marc V. (Firma: Vescomp) (logarithmus)


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A. K. schrieb:
> unterhalb dieses Pegels fliesst ein wenig Strom raus. Somit würde hier
> C1 bei offenem Taster geladen. Arg unsauber und hier nicht gemeint.

 1000uF ?

von HildeK (Gast)


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A. K. schrieb:
> Ein offener TTL Eingang ist High, wenngleich eher instabil,

TTL ja, aber das sind CMOS! Da kann sich irgend ein Pegel einstellen, 
meist in Richtung UB/2.
Möglicherweise hat die Schaltung sogar mal funktioniert mit 74LSxx oder 
74xx.

> Arg unsauber

Da stimme ich dir zu!

von (prx) A. K. (prx)


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HildeK schrieb:
> TTL ja, aber das sind CMOS!

Richtig. Ich bezog mich aber auf Haralds These und Marcs Frage bzgl. 
TTL, Harald hatte auch wie Du schon auf TTL spekuliert.

> Möglicherweise hat die Schaltung sogar mal funktioniert mit 74LSxx oder
> 74xx.

Diese Schaltung speichert nichts auf Dauer. C1 dient nur der 
Pulserzeugung, damit die Weiche keinen Dauerstrom kriegt. Ohne Schalter 
statt Taster funktioniert sie nicht. Egal in welcher Technik.

: Bearbeitet durch User
von Käufer (Gast)


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Also, in CMOS-Technik (HC, HCT; 4000er, etc.) funktioniert diese 
Schaltung nicht. Es sei denn, man baut zwei Pullups ein. Einmal an den 
Taster, und einmal am Kondensator. Dabei kann man den Kondensator auch 
gleich kleiner machen und die Pullups größer wählen.

In LS-Technik funktioniert sie die Schaltung unverändert, aber der Text 
ist falsch.

In LS-Technik fließt aus den Eingängen der Strom heraus, und zwar über 
einen recht kräftigen Pull-Up. Da ist nichts instabil. Wenn der Schalter 
also nicht geschlossen ist, liegt da ein stabiler High-Pegel an.

Der Taster muss/kann durch einen Schalter ersetzt werden. Dann erzeugt 
die Schaltung beim schließen des Schalters einen Impuls auf Transistor 
T1 und beim öffnen des Schalters einen Impuls auf T2.

Die Schaltung funktioniert, weil der Knoten mit dem Schalter sofort 
reagiert, und der Knoten mit dem Kondensator verzögert:


1.) Wenn diese beiden Knoten High-Pegel haben, sind beide XOR-Ausgänge 
Low, und die UND-Glieder schalten nicht. Der Kondensator ist geladen.

2.) Wird nun der Taster gedrückt, werden beide XOR-Ausgänge High, und 
das obere UND wird aktiviert. Das untere UND ist durch das Low auf dem 
Taster-Knoten gesperrt. Der Kondensator entlädt sich über den Widerstand 
und Taster.

3.) Wenn der Kondensator ausreichend tief entladen ist, wird auch der 
zweite Eingang des unteren XOR Low und der Ausgang des unteren XORs auch 
Low. Dadurch sperrt das obere UND. Das untere UND ich nachwievor durch 
den Taster auf LOW gezwungen.

4.) Wird nun der Taster los gelassen, wird das obere XOR sofort Low und 
das untere XOR sofort High. Das untere UND wird durch das untere XOR und 
den Taster-Knoten mit High-Pegel aktiviert. Der Kondensator beginnt sich 
wieder zu laden.

Wenn der Kondensator geladen ist, sind wir wieder auf Schritt 1 zurück.


Eigentlich ganz einfach. Aber eben typisch zigfach kopierte Schaltung 
mit falschem Text und geänderten Bauteilwerten. Nichts ungewöhnliches.

von Teo D. (teoderix)


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A. K. schrieb:
> Diese Schaltung speichert nichts auf Dauer. C1 dient nur der
> Pulserzeugung, damit die Weiche keinen Dauerstrom kriegt. Ohne Schalter
> statt Taster funktioniert sie nicht. Egal in welcher Technik.

Die Schaltung sollte wohl mal zwei Taster, durch einen Schalter 
ersetzen. Wodurch am Stellwerk, durch die Schalterstellung ersichtlich 
wurde wie die Weichen gestellt sind. Auch eventuelle mechanische 
Fehlstellung der Weichen, werden beim einschalten, der kompletten 
Anlage, korrigiert.
Mal abgesehen vom fehlenden Pull-Up und dem falschem Text, war das in 
den 70ern eine nette Idee.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Teo Derix schrieb:
> Mal abgesehen vom fehlenden Pull-Up und dem falschem Text, war das in
> den 70ern eine nette Idee.

Mit Schalter 1xUM ist der Pullup unnötig.

von Harald W. (wilhelms)


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Käufer schrieb:

> In LS-Technik fließt aus den Eingängen der Strom heraus, und zwar über
> einen recht kräftigen Pull-Up. Da ist nichts instabil.

Selbst zu Zeiten wo es nichts besseres als TTL gab, wurde in Applika-
tionsberichten davor gewarnt, unbenutzte Eingänge offen zu lassen,
weil dadurch die Störempfindlichkeit grösser wurde. Beim Basteln hat
man sich allerdings nicht immer an diese Empfehlungen gehalten.
Gruss
Harald

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