Hallo, ich kann im Master als Vertiefung u. a. Modellierung und Simulation von Verkehrssystem wählen. Inhaltlich finde ich es interessant (Graphen, Algorithmen, Optimierung, KI, Simulation, ...). Nun frage ich mich aber, wie die beruflichen Perspektiven aussehen. Es würde darauf hinauslaufen, Software für Verkehrssysteme zu erstellen, damit die Planer (Verkehrsingenieure) damit arbeiten können. Ist das aber nicht eigentlich auch ein Gebiet der Verkehrsingenieure? Sprich: Können die nicht viel bessere ihre eigene SW schreiben? Andererseits sind Verkehrssysteme auch was für Informatiker, weil die Analogie zum Netzwerk offensichtlich ist. Ich habe nur Bedenken mich in einem Feld zu bewegen, das eigentlich für andere bestellt ist ... Grüße Fumar
Fumar schrieb: > Ich habe nur Bedenken mich in einem Feld zu bewegen, das eigentlich für > andere bestellt ist ... Die erste Frage ist: Wieviel Stellen gibts in dem Bereich? Imo zu pseudospeziell, d.h. einerseits exotisch andererseits machen die Jobs dann doch wieder andere wie eben Verkehrsings. Ich würde die Finger davon lassen und mich mit klassischen Themen befassen die breiter nutzbar sind also Vertiefung der Grundlagen und nicht so ein Modefurz den sich die Hochschule ausgedacht hat um damit naive Masterinteressenten anzulocken weil es dieses "Fach" sonst nirgendwo gibt, neben anderen Gründen für die Hochschule. Wenn du allerdings schon in dem Bereich zu entsprechdenen Firmen solide Kontakte hast, ist das was anderes, ansonsten: Finger weg.
es ist in der Tat ein sehr spezieller Schwerpunkt, wo es sicher nur sehr wenige Firmen gibt, wo man überhaupt arbeiten kann. Oder aber an ein paar Verkehrsinstituten an Unis. Insgesamt hat man damit wohl wenig Stellenauswahl, da würde ich mich lieber breiter aufstellen. Sonst aber stimmt es nicht, dass das unbedingt eine Domäne für Verkehrsingenieure ist. Es ist ja auch nicht so, dass Fahrzeugtechnik Ingenieure die Software für Autos schreiben. Es mag mal hin und wieder vor kommen, dass ein Ingenieur auch sowas macht, aber es ist schon eher Informatiker Arbeit. Eher arbeitet ein Ingenieur in der Spezifikation der Software.
Das mit der hohen Spezifikation ist mir auch ein Dorn im Auge. Es ist allerdings keine "Vertiefung" im klassischen Sinne, also kein Studienschwerpunkt. Eine Abteilung bietet halt Module in dieser Richtung an (und die Abschlussarbeit könnte ich dort schrieben). Alternativ könnte ich dann Richtung Logistik gehen. Also eher Wirtschaftsinformatik (Produktion, Supply Chain Management, etc. pp.). D. h. Fabriken planen, Ablaufplanung, Materialflusssimulation, Optimierung, Standortplanung, etc. pp. z. b. sowas. www.simplan.de Wobei ich da eher die SW schreiben möchte und nicht als Berater rumtingeln will. Aber da werden auch meistens Wirtschaftsingenieure gesucht (Produktion ..). Möglichkeit 3 ist dann eher Richtung Business Intelligence. Also eher in Richtung Statistik, Datenmodellierung, etc. pp. (Data Scientist?). Allerdings habe ich in den Jobbörsen gesehen, dass viele BI Stellen eher damit zu tun haben, solche technisch Systeme aufzubauen und weniger die Daten zu analysieren und aufzubereiten. Generell interessieren mich Methoden des Operations Research. Modellieren, Simulation, Optimieren. Ein Framework für typische Planungsprobleme in Betrieben weiterentwickeln etc. pp.
M.E. nach machen eh die wenigsten später das, worauf sie sich mal vertieft haben. Wenn es interessant ist, dann mach es. Mit dem Wissen daraus kann man auch viels andere erschlagen.
Fumar schrieb: > Nun frage ich mich aber, wie die beruflichen Perspektiven aussehen. Das sollte im Studium die unwichtigste Frage darstellen... es sei denn, Du willst einen Job haben, in dem Du jeden Tag das Gleiche machst. Wenn Du unterschiedliche interessante Aufgaben haben möchtest, so musst du ein breites Überblickswissen habenj, sowie die Fähigkeit Dich schnell in Gebiete detailiert einzuarbeiten. Nur doofe Personaler erwarten, dass Du schon alles weist. Ein Mitarbeiter der genau das Wissen und die Erfahrung für den Job vorgibt, schätzt sich entweder falsch ein, oder wird sich langweilen. Beschäftige Dich mit Verkehrssimulation, wenn Du das Thema interessant findest. Je breiter Du Dich streust um so besser.
Klaus Wachtler schrieb: > M.E. nach machen eh die wenigsten später das, worauf sie sich mal > vertieft haben. > Wenn es interessant ist, dann mach es. Mit dem Wissen daraus kann man > auch viels andere erschlagen. Genau deshalb würde ich die Grundlagen vertiefen: Logik, Graphentehorie,... da bist du viel universeller einsetzbar, als so eine Pseudovertiefung wo man von allem ein bischen 'verteift' + ein bischen domänenwissen. Ich behaupte mal in dem Bereich könnte jeder Informatiker, Physiker,... sofort arbeiten ohne diesen Pseudo-Master-Studiengang. Such dir ein Grundlagengebiet aus das dich interessiert und machst den entspr. Master. Diese anwendungsnahen Master halte ich alle für überflüssig. Vielleicht hat man es dort leichter aber lernen tut man dort nicht viel oder eben Pillepallekram den man sich selber nebenher draufsatteln kann.
Fumar schrieb: > Es würde darauf hinauslaufen, Software für Verkehrssysteme zu erstellen, > damit die Planer (Verkehrsingenieure) damit arbeiten können. Ich glaube, die Kenntnisse sind auf jede Art von Verteilsystemen anwendbar: Straßen-, Schienen-, Luftverkehr, Warenverteilung, Datenströme, Schwarmverhalten, Geldströme, Energieverteilung, ...
Fumar schrieb: > Ist das aber nicht eigentlich auch ein Gebiet der Verkehrsingenieure? > Sprich: Können die nicht viel bessere ihre eigene SW schreiben? Die wollen keine glaub ich keine Software schreiben :-) Wenn ich eine Embedded-Applikation schreiben möchte, interessiert mich der IDE auf meinem Entwicklungsrechner läuft, auch herzlich wenig. Muss halt funktionieren und wenn nicht, ist es scheisse. > Andererseits sind Verkehrssysteme auch was für Informatiker, weil die > Analogie zum Netzwerk offensichtlich ist. Eher mit theoretischen Sachen. GIS, Graphen, Statistik und nicht zu vergessen Algorithmen zur Wegsuche.
Ich kenne das Thema und tatsächlich habe ich auch beruflich damit zu tun. Man sollte sich nicht auf Verkehrssimulation versteifen, sondern Simulation allgemeiner betrachten. Im Prinzip alles das gleiche. Meistens verwendet man diskrete Ereignissimulation. Interessant finde ich für die Warteschlangentheorie und Bediennetze für analytische Zwecke. Hätte ich Personalverantwortung und suchte einen Entwickler, dann würde ich jemanden mit Kusshand nehmen, der Kenntnisse in diesem Bereich vorweisen kann. Gerade die von Ihnen angesprochenen Themen sind nicht so selbstverständlich, wie als Student dachte. Als Student dachte ich, jedes Curriculum der Informatik enthielte Graphentheorie, aber nach einigen Jahren im Beruf merke ich, dass dies nicht der Fall ist. Leider. Was ich bislang gemerkt habe: Deutschland ist recht konservativ und viele IT-Abteilungen wissen nicht einmal, dass sie Simulations- und Testfachleute benötigen. Ich kenne eine Firma, da hat man nach einigen Jahren Herumgewurschtle endlich den Bereich Simulation komplett überarbeitet. Plötzlich werden sogar Projekte pünktlich abgeschlossen. Andere Unternehmen der Branche ziehen nach mit eigenen Simulationswerkzeugen. Die gemachten Erfahrungen sind: Wenn man gute Entwickler im eigenen Haus hat, dann ist es Schwachsinn, die Simulation extern zu vergeben. Das war ja der typische Fehler in der betreffenden Firma. Jahrelang hat man gar nicht simuliert, dann hat man für teuer Geld eine externe Firma eine Simulation machen lassen, aber das Ergebnis war unbrauchbar. Seitdem das eigene Tool da ist, können die Entwickler selbst und ohne großes Blabla fehlende Simulationsbestandteile programmieren. Wer sträubte sich? Entwickler auf höheren Positionen, die mal vor Jahren in die Softwareentwicklung rutschten. Die sahen wohl ihre Felle davonschwimmen. Meines Erachtens ist das der Grund, warum die IT in Deutschland kaum vorangeht. Wenn es da den Mentalitätswechsel gibt und Test- und Simulationsexperten mehr Rückenwind bekommen (und ich meine richtige Experten, die sofort wissen, was sich hinter Abkürzungen wie DTSS, DEVS, DESS und SUT befindet,) dann ist es für jemanden, der die entsprechenden Kenntnisse hat, ein Hauptgewinn.
Fumar schrieb: > Das mit der hohen Spezifikation ist mir auch ein Dorn im Auge. > Es ist allerdings keine "Vertiefung" im klassischen Sinne, also kein > Studienschwerpunkt. Eine Abteilung bietet halt Module in dieser Richtung > an (und die Abschlussarbeit könnte ich dort schrieben). > > Alternativ könnte ich dann Richtung Logistik gehen. Also eher > Wirtschaftsinformatik (Produktion, Supply Chain Management, etc. pp.). > D. h. Fabriken planen, Ablaufplanung, Materialflusssimulation, > Optimierung, Standortplanung, etc. pp. > > z. b. sowas. www.simplan.de > Die Firma kenne ich. Ob die nur schlechte Arbeit machen, weiß ich nicht, aber ich hatte mal ein Projekt und ich war auf Simplan angewiesen. Es war eine Katastrophe. Ich hatte an der Uni nicht den Schwerpunkt Simulation, aber dennoch ein paar Sachen gehört und wusste schon mehr als Consultant, der nur gelernt hat, mit seinem Tool umzugehen. Wegen Simplan hat die von mir erwähnte Firma auch entschlossen, selber ein Simulationswerkzeug zu entwickeln. MIt grandiosen Erfolg. > Wobei ich da eher die SW schreiben möchte und nicht als Berater > rumtingeln will. Aber da werden auch meistens Wirtschaftsingenieure > gesucht (Produktion ..). > Das ehrt Sie. Berater sind wie Eunuchen, die einem erklären, wie man Kinder macht. :-) > Generell interessieren mich Methoden des Operations Research. > Modellieren, Simulation, Optimieren. > > Ein Framework für typische Planungsprobleme in Betrieben > weiterentwickeln etc. pp. Wo wohnen und studieren Sie? Vielleicht könnte ich Sie für einen Studentenjob oder ähnliches empfehlen.
hgjfj schrieb: > Ich behaupte mal in dem Bereich könnte jeder Informatiker, Physiker,... > sofort arbeiten ohne diesen Pseudo-Master-Studiengang. > Denke ich auch. Aber mal sollte das Thema Verkehrssimulation nicht größer machen, als es ist. "Fumar" hat in Klammern schon wichtige und interessante Themenschwerpunkte genannt. > Such dir ein Grundlagengebiet aus das dich interessiert und machst den > entspr. Master. Diese anwendungsnahen Master halte ich alle für > überflüssig. Vielleicht hat man es dort leichter aber lernen tut man > dort nicht viel oder eben Pillepallekram den man sich selber nebenher > draufsatteln kann. Ein Grund, warum ich die Master-Slave-Studiengänge nicht mag, ist das Aufmotzen der Studiengänge für Personalbüros. Und oft sind die Leute noch schlechter aufgestellt als die Generalisten. Ich denke da an Wirtschaftsinformatiker, die weder als Buchhalter taugen noch ordentlich Software entwickeln können. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Basiswissen ist das allerwichtigste. Hätte ich Personalverantwortung und suchte einen Entwickler oder Architekten, würde ich auch mal Fragen aus der Graphentheorie stellen, um zu testen. Leider werden viele FH-Studenten der Informatik betrogen, indem man ihnen nichts über Graphentheorie erzählt, ihnen aber einen Abschluss gibt.
Uwe Martens schrieb: >Fragen aus der Graphentheorie stellen Die Graphentheorie scheint es Dir angetan zu haben und ich gebe zu, dass ich davon nur den Namen kenne und damit wenig anfangen kann. Ich bewege mich aber auch auf einem anderen Arbeitsgebiet und dies ist nicht unbedingt die reine Informatik. Grundsätzlich erkennt man aber an solchen Themen sicher die dahint liegende Komplexität und die Aussage, welche sie über denjenigen macht, der sie beherrscht, daher gebe ich Dir Recht, was das fehlerhafte Verhalten der Industrie und Hochschulen angeht, auf billig und simpel zu setzen und qualifizierten Spezialisten ihren Wert nicht zuzugestehen. Da greift dieser Dunning-Krüger-Effekt, der im anderen Forenbereich angerissen wurde. Das war aber schon mal anders: Es gab Zeiten, da kamen nur die Besten zum Zuge. Heute sitzt überall das Mittelmass und das stellt lieber weiteres Mittelmass ein und die Hochschulen bilden es folgerichtig aus. Fragt sich, wie man das umkehren könnte? > Master-Slave-Studiengänge Köstlicher Satzkonstrukt :-)
Nach dem Studium sollte man einige Male jeweils nach 2..4 Jahren den Job wechseln um auf ein halbwegs vernuenftiges Gehalt zu koemmen.
Hallo, vielen Dank für die interessanten Rückmeldungen! Wie ich oben schon erwähnte, ist ein zweites interessantes Gebiet "Business Intelligence". Allgemein sehe ich (aus der Ferne ..) in Sachen ERP-Systeme den Trend zur Standardisierung und Auslagerung (Cloud). Ich sähe mich auch eher im Bereich "Big Data Analyst" und vermute, dass solche Aufgaben auch künftig nicht an Externe ausgelagert werden. Neben ERP-Systemen werden auch BI-Tools zukünftig mE vermehrt aus der Cloud kommen, d. h. vor allem KMU werden sich diese Dienste mieten, anstatt eine eigene IT-Infrastruktur aufzubauen und zu pflegen. Außerdem werden die Tools immer intuitiver und für DAU bedienbar. Werden dann in ein paar Jahren überhaupt noch "BI-Experten" gebraucht oder werden die Mitarbeiter in den jeweiligen Abteilungen selbst für ihre Datenanalyse zuständig sein, anstatt die IT-Experten zu befragen. Das ist ein Blick in die Glaskugel, aber meine sagt mir, dass es eher zu diesem Szenario kommen könnte und die MA wohlmöglich gar keine guten Kenntnisse in der Datenmodellierung, Statistik, Stochastik, etc. pp. brauchen, da diese "Intelligenz" in den BI-Tools liegt. In einem anderem Szenario würde es auch Standard-SW aus der Cloud geben, aber die Unternehmen wollen/brauchen weiterhin Experten für die Daten-Analyse. Welches Szenario haltet ihr für wahrscheinlicher?
Fumar schrieb: >vor allem KMU werden sich diese Dienste mieten, Fragt sich, WO, bei amerikanischen Firmen schon mal nicht. Da sehe ich Bedarf bei Deutschen Anbietern!
Achtung schrieb: > Fumar schrieb: >>vor allem KMU werden sich diese Dienste mieten, > Fragt sich, WO, bei amerikanischen Firmen schon mal nicht. Da sehe ich > Bedarf bei Deutschen Anbietern! Nicht unbedingt, wobei z. B. SAP mindestens Image-Vorteile haben dürfte ggü. ihren US-Mitbewerbern. Allerdings ist mE ausschlaggebend, dass das Rechenzentrum in Deutschland/Europa steht. Hochinteressant wird hier aber das MS-Urteil (Darf US-Regierung auf Daten von amer. Unternehmen außerhalb der USA zugreifen?) Sollte die US-Regierung Zugriff auf die Daten von amerk. Firmen in europ. Rechenzentren haben, hätte das natürlich immense Auswirkungen auf MS, IBM, Oracle und Co. Andernfalls reicht es mE aus, wenn diese Firmen ihre Rechenzentren in Deutschland/Europa betreiben (z. B. IBM Cloud-City). Dennoch ist mit dem Trend zur Cloud und Standard-SW klar, dass es weniger SW-Entwickler braucht. Fraglich, ob dies auch für Datenanalysten im BI-Umfeld gilt. Gehen wir von sehr intuitiv bedienbaren BI-Tools aus der Cloud aus, mit denen auch der "normale" MA ohne Kenntnisse im BI-Bereich gut umgehen kann: Wozu braucht es dann noch Datenanaylsten? Allerding gilt auch noch(?!): Wer nichts weiß, kann auch nicht denken. Kann die BI-SW dem MA das Denken/BI-Wissen abnehmen?
Uwe Martens schrieb: > Ich kenne das Thema und tatsächlich habe ich auch beruflich damit zu > tun. > > Hätte ich Personalverantwortung und suchte einen Entwickler, dann würde > ich jemanden mit Kusshand nehmen, der Kenntnisse in diesem Bereich > vorweisen kann. > Die gemachten Erfahrungen sind: Wenn man gute Entwickler im eigenen Haus > hat, dann ist es Schwachsinn, die Simulation extern zu vergeben. Das war > ja der typische Fehler in der betreffenden Firma. Wenn ich in Jobbörsen suche, scheinen "Simulationsexperten" noch eine relativ unbekannte Spezies zu sein. Ich bin dann schnell bei "Simplan" gelandet (kenne die Firma sonst aber überhaupt nicht). Die wenigen "Simulationsdienstleister" im Bereich Transport- und Produktion sind allerdings schnell zu finden. Ob der Bereich wächst? Noch scheuen viele Firmen diese Kosten, obwohl es viele Studien gibt, die zeigen, dass gute Planung (Simulation + Optimierung) im Endeffekt viele Kosten sparen kann.
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