Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Warum ein Oscilloskop?


von Julian Wieder (Gast)


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Hallo!

Ich möchte mit Elektronik anfangen und habe hier viele Artikel 
angesehen, die AVR gefallen mir gut da sie wohl leicht für den Einstieg 
sind.

Was ich nicht verstehe ist warum hier und sonst im Internet alle ein 
Oscilloskop für AVR und Arduino wollen. Das sind doch so wie ich es 
verstehe alles digitale signale also nur 0 und 1 oder high und low? 
Macht da ein Logic Analyzer nicth mehr sinn? Was fange ihc mit einem 
Oscilloskop an wenn ich nur digitale eingänge und ausgänge habe? Und 
wenn hier in den Tutorials steht das man am anfang auch ein analoges 
nehmen kann, dann kann man die singale doch nicht einmal am computer 
auswerten und verstehen?

Könnt ihr mir das erklären?

von Nonever (Gast)


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Für sehr viele Sachen im Bereich Avr macht ein la auch viel mehr Sinn. 
Aber ein Oszilloskop gehört einfach zum guten Handwerkszeug des 
Elektronikers. Sei es um die Versorgungsspannung zu beurteilen oder mal 
in analogen Schaltungsteilen zu messen. Beide Geräte haben ihre 
Daseinsberechtigung.

von Klaus W. (mfgkw)


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Ein logic analyzer geht halt davon aus, daß man stabile Signale hat und 
liest dementsprechen eine 0 oder eine 1.

Mit einem Oszi sieht man daggeen auch, wenn ein Signal eben nicht 
saubere Pegel hat, sondern verschmiert ist oder Störungen überlagert 
sind oder der Pegel einfach falsch ist.

Nichtsdestotrotz kann man lange ohne Oszi auskommen, je nachdem was man 
macht.

von tob (Gast)


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>das man am anfang auch ein analoges nehmen kann
Das ist Quatsch. Ein analoges Scope ist für Mikrocontroller-Probleme 
genauso sinnvoll wie ein Backthermometer.

Ein Oszilloskop ist kein Muss. Du wirst im Laufe Deiner Zeit immer 
wieder auf Probleme stoßen, wo Du die Uhrsache finden kannst.

in 80% aller Fälle reicht auch ein Multimeter.
in 99% reicht auch ein LogicAnalyser ohne Oszilloskop
in 99% reicht auch ein Oszilloskop ohne LogicAnalyser

von Max H. (hartl192)


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Ich habe mit ein DSO gekauft, da es meiner Meinung nach universeller 
ist: Mit einem Oszi kann man digitale und analoge Signale messen, mit 
dem Logic Analyzer hingegen nur Digitale.

von Georg G. (df2au)


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Julian Wieder schrieb:
> Was ich nicht verstehe ist warum hier und sonst im Internet alle ein
> Oscilloskop für AVR und Arduino wollen.

Ein gutes Skope ist die Kombizange des Entwicklers. Wenn man damit 
umgehen kann, ist es ein prima Werkzeug. Aber nur dann.

> Das sind doch so wie ich es
> verstehe alles digitale signale also nur 0 und 1 oder high und low?

Im realen Leben ist auch nicht alles schwarz oder weiß. Wenn du dir 
Störungen auf einer Versorgungsleitung oder Klingeln auf einer 
Datenleitung ansehen willst, bügelt der Analysator dir alles sauber und 
du siehst nichts. Der Logikanalysator nimmt dir die Entscheidung ab, ob 
das Signal wirklich HI oder LO ist. Aber was, wenn er sich irrt?

> Macht da ein Logic Analyzer nicth mehr sinn?

Für den Anfang ist es die preiswertere Lösung und hilft in vielen 
Fällen.

> dann kann man die singale doch nicht einmal am computer
> auswerten und verstehen?

Beim klassischen Scope wird direkt am Bildschirm des Meßgerätes 
ausgewertet. Da genügt dann oft der kurze Blick für den AHA-Effekt.

Wie gesagt, für beides brauchst du Erfahrung. Und die kommt nur vom 
Üben und immer wieder Fehler machen.

von Mike (Gast)


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Julian Wieder schrieb:
> Macht da ein Logic Analyzer nicth mehr sinn?

Eigentlich braucht man beides. Auch bei Mikrocontrollern hat man es oft 
mit analogen Ein- oder Ausgangssignalen an der Schnittstelle zur wahren 
Welt zu tun. Einen Minimal-LA gibt es für weniger als 10€ bei eBay ("8Ch 
24MHz"). Da erübrigt sich das "oder".

von HildeK (Gast)


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Julian Wieder schrieb:
> Was fange ihc mit einem
> Oscilloskop an wenn ich nur digitale eingänge und ausgänge habe?

Du siehst da die Pegel, so wie sie sind. Der LA hat das Problem mit dem 
exakten Zeitpunkt der Datenwechsel, man sieht nicht die Verläufe, 
Anstiegszeit, Pegel usw.
Ich arbeite großteils mit Digitalelektronik. Der LA ist in max. 5% der 
Fälle im Einsatz, in allen anderen Situationen brauche ich ein 
Oszilloskop. Probleme, den man in der Schaltung begegnet, sind 
Pegelsachen, Timingsachen, Reflexionen usw. Die sehe ich nur mit dem 
Skope richtig.
Ohne LA kann ich auskommen, ohne Skope nicht.

von Ralph B. (rberres)


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HildeK schrieb:
> Ohne LA kann ich auskommen, ohne Skope nicht.

Du sprichst mir aus der Seele

Ralph Berres

von Gregor O. (zappes)


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Seit ich ein Oszilloskop habe, weiß ich nicht mehr, wie ich ohne eines 
auskommen konnte. Ich benutze meines ziemlich oft zum Debuggen meiner 
Software auf dem AVR - wenn man im Code Testsignale auf die Ausgänge 
gibt und selbige mit dem Oszilloskop überwacht, ist das verdammt 
hilfreich, auch und gerade, wenn es um Timingprobleme mit Interrupts 
geht.

Falls das nicht komplett verständlich ausgedrückt war, entschuldige ich 
mich dafür und verweise auf ein kleines Video, das ich genau darüber 
gemacht habe: https://www.youtube.com/watch?v=_l7tUF8-Rww

von Noch einer (Gast)


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>Seit ich ein Oszilloskop habe, weiß ich nicht mehr, wie ich ohne eines
auskommen konnte.

Und seit ich ein DSO habe, weiß ich nicht mehr, wie ich mit meinem 
russischen 20MHz Oszi auskommen konnte :-)

Unsere Sammlung an Selbstentwickeltem beweist aber: Es geht auch ohne 
In-Circuit-Debugger und ohne Oszilloskop. Und man lernt eigentlich mehr, 
wenn man die Fehler durch nachdenken finden muss.

von Kevin K. (nemon) Benutzerseite


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Man kann einen schwingenden Opamp auch mittels DMM im AC-Modus finden. 
Manchmal. Man kann auch ein Scope anschließen und sehen, was da abgeht. 
Neben 2-3 Handmultimetern ist ein Scope für den bereits eingestiegenen 
Hobbyelektroniker eine gute Anschaffung. Wenn es nicht nur ein ganz 
altes 2-Kanal Analogscope ist, kommt man damit auch in der 
Digitalelektronik zurecht. Und selbst mit solch einem kann man einen 
SPI-Bus debuggen. Es ist eher die Frage wie geschickt und schmerzbefreit 
man ist.

von Georg G. (df2au)


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Kevin K. schrieb:
> Wenn es nicht nur ein ganz
> altes 2-Kanal Analogscope ist

Mein HM312 aus der Steinzeit tut immer noch gute Dienste. Theorie und 
Praxis sind eben doch zwei Paar Schuhe.

von MiWi (Gast)


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tob schrieb:
>>das man am anfang auch ein analoges nehmen kann
> Das ist Quatsch. Ein analoges Scope ist für Mikrocontroller-Probleme
> genauso sinnvoll wie ein Backthermometer.

Also hier hat ein 100MHz Analogoszi noch einiges an Arbeit zu tun, vor 
allem in dem Bereich in dem die ganzen preiswerten DSOs nicht mithalten 
können: Hüllkurven, sporadischer Signale, die am DSO mangels 
ausreichender Wiederholrate nicht aufscheinen.....

Und ja, 2 brauchbare DSOs und ein LA sind vorhanden und werden ebenso 
genutzt.

iaW: ein 100MHz-Oszi hat - gerade in nicht rein digitalen Umgebungen - 
nach wie vor eine Daseinsberechtigung. Daher - wenn TO mit einem 
schnellen Analogen (die noch dazu auch sehr preiswert sind) anfängt 
lernt er sehr sehr viel - auch über die digitale Welt. Und das mit wenig 
Geld.

Grüße

MiWi

von Michael S. (rbs_phoenix)


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tob schrieb:
>>das man am anfang auch ein analoges nehmen kann
> Das ist Quatsch. Ein analoges Scope ist für Mikrocontroller-Probleme
> genauso sinnvoll wie ein Backthermometer.

Das ist ja merkwürdig. Ich komme damit gut klar. Ist zwar ein altes 
Hameg, aber dafür für lau bekommen. Wurde ausgesondert, das einzige, was 
defekt war, war der Testschalter. Das hab ich repariert und nun hab ich 
ein funktionierendes Oszi. Was bei uC-Problemen meiner Meinung nach 
unverzichtbar ist, ist ein Speicheroszi. So Live ist ein 
Spannungseinbruch von ner Millisekunde schwer erkennbar.


Da auch ein Beispiel, weswegen ein Oszi besser als ein LA ist. Wenn ein 
IC von 4.5 bis 5.5V funktioniert, der LA ein High-Pegel aber ab 3,7V 
erkennt, sieht man nicht, wenn die Versorgung durch einen Fehler auf 4V 
abfällt. Der LA erkennt noch den Highpegel, das IC funktioniert aber 
nicht mehr. Da kommt man sicherlich nicht gleich auf ein 
Versorgungsspannungseinbruch, denn der ist ja dauerhaft High.

edit: Ich habe auf einer Messe auch ein Oszi gesehen (aber für mich 
nicht bezahlbar), das erkennt die Pegel aus dem Analogsignal. Somit kann 
man dann mit 3 Messspitzen ein SPI Bus debuggen, zeigt auch gleich die 
Bytes in hexzahlen an usw. Das gleiche mit USB usw..

: Bearbeitet durch User
von foo (Gast)


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tob schrieb:
>>das man am anfang auch ein analoges nehmen kann
> Das ist Quatsch. Ein analoges Scope ist für Mikrocontroller-Probleme
> genauso sinnvoll wie ein Backthermometer.

Als Hobbykoch solltest du besser nur Aussagen übers Kochen machen und 
nicht über Elektronik.

von Bastler (Gast)


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Mein altes Hameg, das mich Anfang der 80er 2 Wochen am Fließband 
gekostet hat, hilft mir auch heute noch. Wichtig ist das man weiß, wie 
man's benutzt. Letzteres fehlt erstaunlich oft, wenn hier mit teurer 
Ausrüstung geprahlt wird. Zum Backen brauch ich übrigens auch kein 
Backthermometer, da gilt das gleiche wie beim Oszi. Und demnächst ist 
mein Zwetschgenkuchen fertig, das sagen mir Nase und Augen ;-)

von foo (Gast)


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Bastler schrieb:
> nd demnächst ist
> mein Zwetschgenkuchen fertig, das sagen mir Nase und Augen ;-)

Gutes Stichwort! :D

von Georg (Gast)


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Hallo,

ein Multimeter zeigt zwar Spannungen an, aber keinen zeitlichen Ablauf - 
es kann genausogut der Mittelwert einer Impulsfolge sein, kurze 
Spannungsunterbrechungen sind überhaupt nicht sichtbar. Ein LA zeigt den 
zeitlichen Ablauf an, aber keine Spannungswerte. Daher braucht man ein 
Oszilloskop. Digital kann natürlich mehr, einschliesslich Analogwerte 
anzeigen, es gibt nur noch wenige HF-Anwendungen, wo ein Analogoszi 
Vorteile bietet.

Man kann mal ohne auskommen, wenn man viel Erfahrung hat, aber um die zu 
erwerben braucht man ein Oszilloskop...

Georg

von Gregor O. (zappes)


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Georg schrieb:
> Man kann mal ohne auskommen, wenn man viel Erfahrung hat, aber um die zu
> erwerben braucht man ein Oszilloskop...

Genau so ist es! Man lernt auch wahnsinnig schnell und anschaulich den 
Unterschied zwischen idealen Modellen und echten Schaltungen, wenn man 
einfach ein Bisschen mit dem Gerät rumspielt und Schaltungen durchmisst, 
von denen man dachte, dass man sie versteht. Ohne ein Oszilloskop und 
etwas Spieltrieb hätte ich vermutlich nie kapiert, wie so eine "astabile 
Kippstufe" funktioniert ... :)

von Lothar S. (loeti)


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> Was ich nicht verstehe ist warum hier und sonst im Internet alle ein
> Oscilloskop für AVR und Arduino wollen.

Das is' auch nicht in letzter Konsequenz zu Ende gedacht.
Man benötigt in Wahrheit nämlich ein MSO das digitale und analoge 
Signale zeitsynchron anzeigen kann.

Nur, da ist man, zur Zeit, ab 450€ aufwärts dabei und das ist dann echt 
noch nix Berühmtes.
Ein reines DSO gibt's jetzt schon ab 200€, auch nix Berühmtes, das ist 
weniger als die Hälfte und digitale Signale zeitsynchron anzeigen kann 
das auch, wenn auch nur zwei.
Ein gebrauchtes AnalogScope ab 30€ kann's auch, nur ohne Speichern und 
periodische Störungen auf der Versorgungsspannung findest Du damit noch 
am leichtesten.

Das Problem ist:
450€ das ist fast ein ganzer Bafög Höchstsatz. 30€ das ist eine billige 
Stange Zigaretten aus Polen, Tschechien oder vom Schwarzmarkt... .

Grüße Löti

von Auch schon drauf reingefallen (Gast)


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>Man lernt auch wahnsinnig schnell und anschaulich den
>Unterschied zwischen idealen Modellen und echten Schaltungen

Stimmt. Im idealen Modell werden Kapazität und Induktivität des 
Tastkopfes nicht berücksichtigt :-)

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