Forum: HF, Funk und Felder Antennen Verstärker


von Roberto (Gast)


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Hallo

ich möchte einen 430 MHz Verstärker für eine Antenne bauen.
Ich frage mich jetzt, in welcher Reihenfolge ich was einbauen soll:

- Limiter mit PIN-Dioden, damit der Verstärker vor zu grossen Signalen 
geschützt wird (brauche ich das überhaupt?)
- Bandpassfilter für den gewünschten Frequenzbereich
- MMIC oder diskret.

Habe schon bei QSL.net und hier

http://www.qsl.net/va3iul/Homebrew_RF_Circuit_Design_Ideas/Homebrew_RF_Circuit_Design_Ideas.htm

paar Ideen gesammelt, aber weiss noch nicht so genau wo ich anfangen 
soll. Habt ihr paar Tipps?

von Ralph B. (rberres)


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Ich würde bei Antennenverstärker ( also Verstärker, die direkt das 
Signal der Antenne verstärken sollen ) immer eine Selektion am Eingang ( 
also Bandpass ) anordnen.

Limiter wird bei einen Antennverstärker eher nicht gebraucht.

MMICs rauschen meist mit 3-6db. Da gibt es bessere Lösungen.

Galium-Arsenid Feldeffekttransistoren z.B. Eventuell auch normale 
Dualgate Mosfets. BF981 wäre so ein Kanidat für den Bereich unter 
200MHz.

Ralph Berres

von Roberto (Gast)


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Hallo

danke für die schnelle Auskunft. BF981 ist Dualgate. Da wäre es 
theoretisch möglich mit dem 2. Gate die Verstärkung zu variieren, oder?

von Ralph B. (rberres)


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Roberto schrieb:
> danke für die schnelle Auskunft. BF981 ist Dualgate. Da wäre es
> theoretisch möglich mit dem 2. Gate die Verstärkung zu variieren, oder?

Ja aber ich würde den auf höchste Verstärkung einstellen, wenn man mit 
dem zweiten Gate die Steilheit des Transistors reduziert, verschlechtert 
sich die Rauschzahl und das Großsignalverhalten. Wenn man unbedingt die 
Verstärkung regeln will, dann eher mit einen Pindioden-Pi Glied am 
Eingang des Verstärkers. Dann verbessert sich das Großsignalverhalten, 
mit zunehmender Abregelung. Ich hatte immer den Tda1053 dafür verwendet. 
Man kann es aber auch mit drei einzelenen Pindioden machen.

Noch was kontrolliere erst mal ob der BF981 sich auf 70cm auch noch so 
rauscharm verhält.

Ralph Berres

von Roberto (Gast)


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Naja es gibt ja noch den BF998. Der ginge bestimmt.

von Roberto (Gast)


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ah ja mir fällt noch was ein. Wenn ich am Eingang ein Bandpassfilter 
verwende. Wie lege ich fest, welche Ordnung dieses haben soll?

von sven (Gast)


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Roberto schrieb:
> Wenn ich am Eingang ein Bandpassfilter
> verwende. Wie lege ich fest, welche Ordnung dieses haben soll?

Mit der Anzahl der Filterelemente. Je mehr, desto hoeherer Ordnung 
entspricht das Filter. Wieviel Du brauchst, haengt von Dienen 
Anforderungen ab.

73

von Roberto (Gast)


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Ja klar, das ist mir bewusst :-) meine Hauptforderung ist, dass ich 
möglichst wenig Rauschen will. Daher brauche ich ganz sicher ein 
Eingangsfilter, denn dieses begrenzt ja dann auch die Rauschleistung. 
Wenn die Bandbreite schmaler wird, dann wird auch die Rauschleistung 
kleiner.
Aber wie entscheide ich, ob mein Bandpass jetzt 2., 3. oder 4. Ordnung 
sein soll? die unterscheiden sich ja nur in der Steilheit. Entscheidet 
man das etwa einfach anhand des Aufwands?

von DH1AKF W. (wolfgang_kiefer) Benutzerseite


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Es gibt auch rauscharme MMIC's:

http://www.qrpforum.de/index.php?page=Thread&threadID=6385

73, Wolfgang

von Matthias K. (Gast)


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Anhand des Aufwandes entscheidet sich eher nichts. Eher entscheidet, was 
Du machst. Ich selbst kenne den Begriff n-ter Ordnung nur von R-C 
Filtern.
Bei einem schmalbandigem Antennenverstaerker nimm einen Schwingkreis am 
Eingang und einen am Ausgang.
Beide dürfen nicht koppeln.
Bei Bandpaessen braucht man mehr Schwingkreise, z.b. 3.
Spätestens bei der Auswahl eines geeigneten Transistors läuft es jedoch 
auf eine ganze
Konstruktion hinaus, da kannst Du einmal schauen, was bereits von 
Amateurfunkern erdacht wurde.googlen

von Ralph B. (rberres)


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Du solltest ein 2 kreisiges Helixfilter am Eingang verwenden, welches 
eine möglichst geringe Durchlassdämpfung hat. Jedes FB Durchlassdämpfung 
am Eingang verschlechtert dir deine Rauschzahl.

Man könnte auch ein einkreisiges Filter ( welches man eh zur Anpassung 
braucht am Eingang verwenden und ein zweikreisiges Filter am Ausgang.

Das bringt eine bessere Rauschzahl und trotzdem noch ausreichende 
Weitabselektion.

Ich hatte vor Jahren mal mit den BF907 ein 70cm Vorverstärker mit 
Topfkreise an Ein und Ausgang aufgebaut. Die Kreise waren ca 5cm lange 
5mm Messingrohre mit einen Rohrtrimmer am Ende. Ein Kreis am Eingang ein 
Bandfilter am Ausgang. Da hatte ich eine schöne 10MHz breite 
Durchlasskurve hinbekommen. Es könnte sein das ich den Vorverstärker 
noch irgendwo liegen habe. Verstärkung war irgendwas um 16db. Rauschzahl 
konnte ich nie messen. Dieser Vorverstärker war für ATV auf 70cm in 
Einsatz.

Ralph Berres

von sven (Gast)


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Roberto schrieb:
> Aber wie entscheide ich, ob mein Bandpass jetzt 2., 3. oder 4. Ordnung
> sein soll? die unterscheiden sich ja nur in der Steilheit. Entscheidet
> man das etwa einfach anhand des Aufwands?

Wozu dient das Ganze am Ende? Was willst Du empfagne? Welche Antenne 
verwendest Du? Wo wohnst Du (auf einem Berg, in einem Tal, im Keller)? 
Wo steht die Antenne? Welchen Gewinn hat die Antenne?

Dient die Antenne dem Empfang von Amateurfunk waehrend ganz in Deiner 
Naehe vielleicht mehrere ISM Anwendungen genutzt werden ist eine hohe 
Flankensteilheit des Eingansbandpasses anzuraten. Allerdings erhoeht 
sich die Rauschzahl auch mit jedem passiven Bauelement am Eingang.

73

von Sven B. (scummos)


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Dieser Mensch hier hat zwei gute Pläne für 433 und 1296 MHz:
http://oz2oe.dk/radio/atf54143/54143.html

Die sind mit dem ATF54143, kostet so vier Euro pro Stück. Theoretisch 
kommt man damit wohl so bis 0.6 dB NF. In der Praxis ist das schwer 
nachzumessen natürlich :-)

Bandpassfilter und Limiter würde ich wenn irgendwie möglich unbedingt 
nach dem Vorverstärker einbauen. Die beeinträchtigen die Signalqualität 
schon stark wenn man sie davor macht (Limiter weiß ich jetzt nicht so, 
halte ich vor dem Preamp eh für Unsinn [wie sollen denn irgendwie mehr 
als +10dBm in deinen Preamp kommen?], aber Bandpass auf jeden Fall). Ich 
würde mich wegen des Limiters auf den Standpunkt stellen, wenn ein so 
extremes Ereignis passiert dass dein Preamp am Eingang überlastet ist, 
dann baust du dir halt einen neuen. Das wird m.E. sowieso nie passieren.

: Bearbeitet durch User
von Ralph B. (rberres)


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Sven B. schrieb:
> Bandpassfilter und Limiter würde ich wenn irgendwie möglich unbedingt
> nach dem Vorverstärker einbauen. Die beeinträchtigen die Signalqualität
> schon stark wenn man sie davor macht

Naja aber ein Schwingkreis für die Weitabselektion würde ich schon am 
Eingang noch anordnen, sonst wird jeder Fernseh und Rundfunksender den 
Verstärker schon weit aussteuern. Zumal ja am Eingang eh ein 
Schwingkreis zur Impedanzanpassung Antenne > FET notwendig ist.

Ralph Berres

von Sven B. (scummos)


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Wie du sagst ist ja da sowieso der Input Matching-Schaltkreis, der eine 
gewisse Selektion macht. Die Selektion ist meiner Erfahrung nach bei 
diesem Typ von Verstärker nach unten (niedrigere Frequenzen) recht 
scharf und fällt nach oben eher langsam ab. Man muss sich eben 
überlegen, ob man in dem Bereich, in dem der Verstärker noch ordentlich 
Gain hat, extrem starke Störer erwartet oder nicht. Wenn nicht würde ich 
nach wie vor dazu raten auf den Bandpass vor dem Preamp zu verzichten. 
Wenn der Bandpass nur 1.5dB Insertion Loss hat, ist das schon so als ob 
dein Vorverstärker 2dB NF statt 0.5dB NF hat. Hinter dem Vorverstärker 
hingegen hat der Bandpass keinerlei Einfluss auf die Signalqualität.

: Bearbeitet durch User
von Ralph B. (rberres)


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Sven B. schrieb:
> Wenn der Bandpass nur 1.5dB Insertion Loss hat, ist das schon so als ob
> dein Vorverstärker 2dB NF statt 0.5dB NF hat

Naja so niedrige Rauschzahlen machen allenfalls bei Sattelitenempfang 
oder EME wirklich Sinn. Bei normalen Terrestrichen Verbindungen ist das 
Atmosphärische Rauschen und vor allem das Rauschen durch Müll aus 
sonstigen Geräte größer als die 2-3 dB.

Ralph Berres

von Sven B. (scummos)


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Ok, von terrestrischen Verbindungen weiß ich nicht viel :-)

Warum ist da das atmosphärische Rauschen wichtiger als bei 
Weltraum-Kram? Weil die optische Weglänge durch die Atmosphäre größer 
ist?

von Ralph B. (rberres)


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Nur wenn du an einen Ort wohnst, wo garantiert keine durch technische 
Geräte verursachtes Rauschen zu erwarten ist, würde eine Verringerung 
der Gesamtrauschzahl auf  unter 3db was bringen. Aber schon in 
dörflichen Wohngebieten ist der Störnebel sehr viel größer, da due die 
Antenne ja nicht in den Himmel richtest, und dadurch auch solche 
Störungen aufnimmst.

Was anderes ist das, wenn du die Antenne in den Himmel richtest, ( nicht 
in die Sonne !! ).

Du hast weiterhin im Frequenzbereich bis ca. 800MHz mit starken Rundfunk 
und Fernsehsender zu tun, welches die Antenne natürlich auch mehr oder 
weniger stark empfängt. Diese Signale liegen auch am Eingang deines 
Vorverstärkers und verursachen auf Grund der nicht idealgeraden 
Kennlinie des Vorverstärkertransistors Intermodulationsverzerrungen und 
Mischprodukte, die dann Geistersignale produzieren können.

Da die Rundfunk und Fernsehsender oft im zweistelligen Kilowattbereich 
senden, sind die Feldstärken an deiner Antenne dementsprechend höher, 
als das schwache 430MHz Signal was du empfangen willst.

Übrigens gibt es noch CB-Funker, Funkamateure, und nicht öffentliche 
bewegliche Landfunkdienste , und behördliche Sicherheitsfunkdienste ( 
BOS also Feuerwehr Polizei usw. ), welches sich warscheinlich auch in 
deiner Nähe befinden, und dir Ärger machen können.

Schon deswegen ist es ratsam am Eingang wenigstens einen Einzelkreis 
vorzusehen, welches diese Signale abschwächt. Im Extremfall, wenn der 
50KW Sender der auf 470MHz sendet in nur ein paar Kilometer Entfernung 
steht, must du sogar richtige Geschütze zur Eingangsselektion auffahren, 
weil sonst der Vorverstärker hoffnungslos übersteuert ist.

Nicht umsonst schreibt die Bundesnetzagentur in Hausantennenanlagen vor 
, das Verstärker an die eine Antenne direkt angeschlossen werden soll, 
Selektionsmittel zur Bandbegrenzung eingebaut sein müssen.


Ralph Berres

von Roberto (Gast)


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Hallo zusammen

o.k. danke erstmal für eure Tipps.

Ich lass den Bandpass erstmal weg und werde es ohne versuchen.
Allerdings stehe ich gerade etwas auf dem Schlauch, wie ich den 
Verstärker mit dem BF998 dimensionieren soll.

Ich möchte eine Source Schaltung verwenden.

Als erstes habe ich mir das Datenblatt geladen:

http://www.nxp.com/documents/data_sheet/BF998.pdf

und dann in die Diagramme geguckt. Offenbar muss ich für maximale 
Steilheit das Gate 2 mit ca. 4 V ansteuern. Dort könnte ich meines 
Erachtens noch eine Art AGC einbauen, ja? also die Ausgangsamplitude 
irgendwie messen und dann da eine Rückführung. (Siehe Figur 6 im 
Datenblatt.)

O.K. soweit so gut. Und dann habe ich mir noch überlegt, anhand von 
Figur 5, wo ich den Arbeitspunkt legen soll. Ich will eine Source 
Stromgegenkopplung. Dort habe ich als Faustregel mal gelesen, dass über 
dem Source Widerstand ca. 1 Volt abfallen soll. Und der Arbeitspunkt 
muss im rechten Teil der Kennlinien liegen, dort wo ID nicht weiter 
ansteigt mit steigendem VDS, ja?

So komme ich auf einen Arbeitswiderstand von 250 Ohm. Das ist recht 
wenig, vor allem wird mein Gain sehr klein bei einem solch kleinen 
Drainwiderstand. Soll ich den weg lassen und stattdessen einen 
Schwingkreis einbauen?

von Matthias K. (kannichauch)


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Oder nimm doch den BF1009, gibts bei Pollin:
http://www.pollin.de/shop/downloads/D130854D.PDF

von Uwe S. (de0508)


Angehängte Dateien:

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Hallo Ralph Berres,

ich habe noch MGA-62563, für die hatte ich mal für eine 2m Vorverstärker 
einem anderen OM einige Platinen abgetreten.

Er war mit dem MGA-62563 sehr zufrieden.

Wie schätzt Du den Einsatzbereich des MGA-62563 für 70cm ein ?

Vdd = 5V und Idd = 0,06A.

An welchen Filtertpye denkst Du am Eingang ?

- Bandpass, SAW-Filter, oder andere Topologien?
- TP Filter
- HP Filter
- HP - TP Filter

von Jens G. (jensig)


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Sven B. wrote:

>Dieser Mensch hier hat zwei gute Pläne für 433 und 1296 MHz:
>http://oz2oe.dk/radio/atf54143/54143.html

>Die sind mit dem ATF54143, kostet so vier Euro pro Stück. Theoretisch
>kommt man damit wohl so bis 0.6 dB NF. In der Praxis ist das schwer
>nachzumessen natürlich :-)

Genau den hatte ich mir vor etlichen Jahren auch mal gebaut. 
Funktioniert wunderprächtig, und das Antennenrauschen hört man auch 
drausen in der Wildnis (wo der Störnebel also eher gering ausfällt). 
Rauschzahl ist damit also niedrig genug.
Da es sich hier aber um einen 12GHz-Transistor handelt, sollte man sich 
ziemlich genau an die Anleiztung halten, sonst hat man auch schnell 
einen Oszillator gebaut.

@ Ralph Berres (rberres)

>Nur wenn du an einen Ort wohnst, wo garantiert keine durch technische
>Geräte verursachtes Rauschen zu erwarten ist, würde eine Verringerung
>der Gesamtrauschzahl auf  unter 3db was bringen. Aber schon in

Würde ich so nicht sagen. Zumindest bei mir in dörflicher Umgebung 
scheint der Störnebel offensichtlich noch rel. gering zu sein, daß 
irgendwelche 0815 Verstärker (die lt. Anleitung so ein paar dB NF 
hatten) schon als rel. unempfindlich zu betrachten waren (da war nix von 
Antennenrauschen zu spüren), während obengenannter Vorverstärker eine 
deutliche Verbesserung brachte (Rauschen nahm deutlich zu, wenn Antenne 
angesteckt wurde).
Die von Dir genannten 3dB dürften eher für 2m gelten (optimistischere 
Angaben gehen von 2dB auf 2m aus, unter denen es keinen Sinn mehr macht, 
soweit ich mich noch richtig erinnern).
Aber Achtung: paar m RG58 zw. Antenne und Verstärker machen dessen 
niedrige Rauschzahl wieder zunichte (im praktischen Test hört man dann 
kein Antennenrauschen mehr - also unempfindlicher).

von Sven B. (scummos)


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Ja, ich würde auch empfehlen den Vorverstärker wenn irgendwie möglich 
direkt hinten an die Antenne zu schrauben, ohne Kabel dazwischen.

Re. Antennenrauschen: bei einem guten™ Setup würde ich erwarten, dass 
das Rauschen bei Anstecken der Antenne abnimmt (gegenüber "Eingang mit 
50 Ohm terminiert"), wenn die Antenne Richtung Himmel zeigt. Richtung 
Boden oder im Zimmer sollte das Niveau ungefähr gleich sein wie mit der 
Terminierung. Hier ist das jedenfalls der Fall.

: Bearbeitet durch User
von Wener (Gast)


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http://www.box73.de/product_info.php?products_id=3173

Rauschmaß 0,6 db !!
Ist einen Versuch wert.

von Ralph B. (rberres)


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Sven B. schrieb:
> Re. Antennenrauschen: bei einem guten™ Setup würde ich erwarten, dass
> das Rauschen bei Anstecken der Antenne abnimmt (gegenüber "Eingang mit
> 50 Ohm terminiert")

Das must du mir mal erklären, wieso der Fusspunktwiderstand von 50 Ohm 
einer Antenne weniger Rauschen soll als das thermische Rauschen eines 50 
Ohm Widerstand.

Betreibst du deine Antenne in flüssigen Stickstoff?

Ralph Berres

von Sven B. (scummos)


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Ralph Berres schrieb:
> Sven B. schrieb:
>> Re. Antennenrauschen: bei einem guten™ Setup würde ich erwarten, dass
>> das Rauschen bei Anstecken der Antenne abnimmt (gegenüber "Eingang mit
>> 50 Ohm terminiert")
>
> Das must du mir mal erklären, wieso der Fusspunktwiderstand von 50 Ohm
> einer Antenne weniger Rauschen soll als das thermische Rauschen eines 50
> Ohm Widerstand.

Die Antenne ist nicht gekühlt.
Ich bin mit dem Konzept des Fußpunktwiderstandes leider nicht vertraut 
und kann dir deshalb auch nicht so aus dem Stand sagen, wie das ist. Ich 
schau's mir mal an. Tatsache ist aber, dass man auch mit einem 
Empfangssystem komplett auf 290K Antennentemperaturen deutlich unter 
diesem Wert erreichen kann. Bei Radioteleskopen ist auch meist nicht die 
Antenne gekühlt, nur die Verstärker, und dort hat man 
Antennentemperaturen deutlich unter 290K (z.B. 60K, und die kommen 
großteils von der Atmosphäre o.ä.). Das muss irgendwie daran liegen, 
dass die Impedanz der Antenne kein realer "Widerstand" ist, sondern nur 
so ein Ersatz-Bauteil und deshalb auch kein Rauschen nach der 
Nyquist-Formel erzeugt.

Ich denke sogar dass die ideale Antenne mit dem idealen Verstärker 
dahinter in einem strahlungsfreien Raum eine Antennentemperatur von 0K 
hätte, auch bei Zimmertemperatur. Bin mir aber nicht sicher. Andersherum 
wüsste ich eben nicht, welche Komponente in dem Setup das Rauschen 
konkret erzeugen soll.

Wenn du mir nicht glaubst, kann ich aber auch gerne nochmal ein paar 
konkrete Messungen machen und die hier posten. Wobei ich die 
Antennentemperatur nicht absolut bestimmen kann, nur die Änderung 
relativ zum terminierten Zustand.

Viele Grüße,
Sven

: Bearbeitet durch User
von Ralph B. (rberres)


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Sven B. schrieb:
> Bei Radioteleskopen ist auch meist nicht die
> Antenne gekühlt, nur die Verstärker, und dort hat man
> Antennentemperaturen deutlich unter 290K (z.B. 60K, und die kommen
> großteils von der Atmosphäre o.ä.). Das muss irgendwie daran liegen,

Ich bin mir jetzt auch nicht ganz sicher. du könntest recht haben.

Die Antenne kann man als eine Art Transformator ansehen, welches die 377 
Ohm Freifeldwiderstand in die 50 Ohm Fusspunktwiderstand transformiert.

Auf jeden Fall ist eine Leistungsanpassung des Empfängereinganges an den 
Freifeldwiderstand angestrebt, um die Freifeldleistung maximal in den 
Empfänger zu bekommen.

Der 377 Ohm Freifeldwiderstand rauscht im Weltall natürlich mit seinen
 3 Kelvin Hintergrundrauschen. Da macht  es dann auch Sinn, den 
Vorverstärker zu kühlen.

Aber auf der Erde sind es ca. 293 Kelvin mit der der Freifeldwiderstand 
rauscht. Dieses Rauschen wird auf den Fusspunktwiderstand von 50 Ohm 
transformiert. Hier bringt der gekühlte Vorverstärker m.E. nichts.

Hinzu kommt das Hintergrundrauschen, welches durch den technischen 
HF-Müll von uns Erdlingen selbst produziert wird.

Das ist heute selbst im Dorf nicht mehr vernachlässigbar. Auch im Dorf 
werden Energiesparlampen , Steckdosenwanzen PCs Schaltnetzteile aller 
Art benutzt, die erheblich zum Störnebel beitragen.

Ich hoffe das ich hier jetzt richtig liege.

Ralph Berres

von Sven B. (scummos)


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Ralph Berres schrieb:
> Die Antenne kann man als eine Art Transformator ansehen, welches die 377
> Ohm Freifeldwiderstand in die 50 Ohm Fusspunktwiderstand transformiert.
Ich denke auch, dass so etwas die bessere Betrachtungsweise ist.

> Aber auf der Erde sind es ca. 293 Kelvin mit der der Freifeldwiderstand
> rauscht.
Das ist m.E. nicht ganz richtig. Die 293 K sind das, was man sieht, wenn 
man auf den Boden schaut. Schaut man in den Himmel, so sieht man _ein 
bisschen_ Atmosphäre mit 293 K -- die ist aber teilweise durchsichtig. 
Nur wenn die Atmosphäre quasi jedes Photon von außen absorbieren würde 
und alles neu abstrahlt würde man die 293 K sehen. Das ist aber bei 
weitem nicht der Fall, weil sie so optisch dünn ist (bei diesen 
Wellenlängen). Deshalb sieht man die Strahlung von außen (3K Hintergrund 
+ eventuelle Signale) überlagert mit einem geringen (je nach Wellenlänge 
auch weniger geringen) Prozentsatz der 293 K Wärmestrahlung.
Ich glaube, ein guter anschaulicher  Beleg für diese Sichtweise ist, 
dass ja auch im Weltraum ein bisschen Materie ist (dünnes Gas) mit 
teilweise sehr niedrigen, teilweise aber auch unglaublich hohen 
Temperaturen. In über 100km Höhe steigt die Temperatur zum Beispiel 
erstmal sehr stark an [1] und bleibt längere Zeit so. Könnte man die 
optische Dicke vernachlässigen, so müssten ja die ganzen 
Weltraumteleskope die über 1000 K sehen, die da eingezeichnet sind -- 
das ist aber nicht so, eben weil das Gas so dünn ist.

> Hinzu kommt das Hintergrundrauschen, welches durch den technischen
> HF-Müll von uns Erdlingen selbst produziert wird.
Das ist sicherlich ein Problem. Wenn hier der Fernseher an ist, sehe ich 
gar nichts mehr. Deshalb bauen die Radioastronomen ihren Kram auch immer 
im tiefsten Tal, was sie finden können.

Grüße!

_______
[1] 
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e1/Atmosph%C3%A4re_Temperatur_600km.png

von Heinz Wäscher (Gast)


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Ralph Berres schrieb:
> Auf jeden Fall ist eine Leistungsanpassung des Empfängereinganges an den
> Freifeldwiderstand angestrebt, um die Freifeldleistung maximal in den
> Empfänger zu bekommen.


Für die Ankopplung einer Antenne im Empfangsweg ist auf UKW nicht 
Leistungsanpassung, sondern Rauschanpassung wichtig. Diese kann von der 
Leistungsanpassun ( ZAntenn = ZVerstärkereingang) abweichen.

Dual Gate FETs wurden zwar häufig verwendet, sind aber in Bezug auf das 
Großsignalverhalten nicht optimal. Hier sind rauscharme hochlineare 
Cable-TV Transistoren der neueren Generation oder rauschoptimierte MMIC 
der neuen Generation vorzuziehen.

Nachbausichere Vorschläge für Low-Noise-Amplifier mit Messungen und 
Vergelichen findest du hier:

http://www.qsl.net/yu1aw/LNA/bfp196peng.htm

Grüße

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