Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schwingkreis Physik


von Tom (Gast)


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Ich habe eine Frage zum elektrischen Schwingkreis. Wenn der Kondensator 
voll geladen ist (siehe Abb.) wird der Schalter umgeschalten. Auf allen 
Seiten im Internet steht, dass der Stromfluss durch die Spule zu diesem 
Zeitpunkt t=0 GLEICH NULL ist, da in der Spule eine Selbstinduktion 
statt findet welche eine Spannung induziert die vom Betrag her gleich 
der Spannug des Kondensators ist von der Polung jedoch entgegengesetzt.
Aber wie soll eine Induktion in der Spule ohne Stromfluss statt finden?!

Kann mir jemand bei meinem Verständnisproblem weiterhelfen?

Vielen Dank im Vorraus
Tom

von Achim S. (Gast)


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Tom schrieb:
> Aber wie soll eine Induktion in der Spule ohne Stromfluss statt finden?!

Ein konstanter Strom erzeugt an einer idealen Induktivität keine 
Spannung, egal ob der konstante Strom 0A oder 10A beträgt. Nur eine 
Stromänderung induziert eine Spannung. Der induktive Spannungsabfall 
an der Spule hängt also von der Änderungsgeschwindigkeit di/dt des 
Stroms ab (U=L*di/dt)

Ab dem Zeitpunkt t=0 sieht die Spule die Spannung U. Der Wert von i zu 
diesem Zeitpunkt hängt von der Vorgeschichte ab (ist also in deinem Fall 
0, weil zuvor der Schalter offen war. Jeder andere konstante Stromwert 
wäre aber ebensogut). Durch die Spannung ergibt sich ab t=0 ein di/dt 
ungleich 0, der Strom steigt also mit di/dt=U/L an.

Das widerspricht ein wenig der Alltagserfahrung, weil jede reale Spule 
(na ja, abgesehen von Supraleitern) auch einen parasitären ohmschen 
Widerstand R hat, so dass man für einen konstanten Stromfluss auch eine 
konstant Spannung braucht. Aber beim Schwingkreis ohne Dämpfung 
betrachtet man keine realen Spulen sondern ideale Induktivitäten.

von Matthias K. (Gast)


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Die Beschreibung scheint etwas kompliziert zu sein, nimmt doch einmal 
das Diagramm zur Induktivität.

Das Prinzip der
Gegeninduktion sieht man besser im physikalischen Versuch mit Magneten 
und Leitern.
Und zwar ist ein Strom durch eine Spule zwangsläufig mit der Erzeugung 
eines Magnetfeldes verbunden, das braucht jedoch Energie zum entstehen.
Diesenotwendige Energie wird mit einem Eisenkern groesser.
Man kann sich leicht merken:
Ohne Strom kein Magnetfeld, und ohne Magnetfeld kein Strom bei einer 
Induktivität.

von Tom (Gast)


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Aber dann währe der Kondensator ja kurzgeschlossen und somit der 
Stromfluß ziemlich groß, oder?

von Matthias K. (Gast)


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Ich sage nochmal, schau Dir ein Diagramm zur
Induktivit an. Wikipedia, Induktivität koennte gehen.
Der Strom steigt nur so lange an, bis der Kondensator leer ist.

von Achim S. (Gast)


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Tom schrieb:
> Aber dann währe der Kondensator ja kurzgeschlossen und somit der
> Stromfluß ziemlich groß, oder?

Wieso kurzgeschlossen? Es liegt doch die Induktivität in Serie, die auch 
einen Einfluss auf den Stromfluss hat.

Je größer der Strom wird, desto geringer wird gleichzeitig die Spannung 
des Kondensators. Wenn die Spannung des Kondensators auf Null geht, hat 
der Strom seinen Maximalwert erreicht. Danach wir die Spannung am 
Kondensator negativ,dadurch sinkt der Strom wieder und erreicht 
irgendwann den Wert Null (sobald der Kondensator auf den negativen Wert 
von U aufgeladen ist). Und so schwingt der ungedämpfte Schingkreis 
fröhlich vor sich hin...

von Tom (Gast)


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Was passiert wenn das magnetische Feld komplett aufgebaut ist? Dann ist 
die Gesamtspannung = 0V. Nimmt dadurch der Stromfluss ab und somit auch 
das Magnetfeld. Oder nimmt der Strom aufgrund des Abbaus des 
magnetischen Feldes ab?

von J. T. (chaoskind)


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Wenn du ideale Komponenten hast, nimmt der Strom durch die Spule ab, da 
dieser den Kondensator wieder auflädt (mit umgedrehter Polarität). Die 
Spannung die sich durch die Ladung am Kondensator aufbaut, sorgt dafür 
das der Strom an der Spule sinkt. Ist der Strom wieder null ist die 
Spannung maximal (andere Polarität) und das Spiel geht wieder von vorn 
los. Die Spannung "drückt" den Strom wieder in die andere Richtung, der 
Strom wird größer bis die Spannung wieder null ist, und dann wird die 
Spannung wieder in der ursprünglichen Polarität größer, bis der Strom 
null wieder null ist. ad infinutm, zumindest wie shcon erwähnt, bei 
idealen Bauteilen. In der harten Realität kommen da natürlich noch die 
parasitären Eigenschaften deiner Bauelemente hinzu, welche dafür sorgen 
dass dein Schwingkreis doch bedämpft ist.

von Garden (Gast)


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von Achim S. (Gast)


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Tom schrieb:
> Dann ist
> die Gesamtspannung = 0V. Nimmt dadurch der Stromfluss ab und somit auch
> das Magnetfeld.

j.t. hat es schon beschrieben, ich sag's nochmal in meinen Worten:
Wenn die Spannung 0 bleiben würde, dann würde der Strom (und das 
Magnetfeld) von da an einfach konstant bleiben: keine Spannung -> kein 
di/dt. So was könntest du theoretisch erreichen, wenn parallel zur 
Induktivität eine "ideale Freilaufdiode" geschaltet wäre.

Die Spannung bleibt aber nicht 0, weil der Strom ja auch durch den 
Kondensator fließt. Der lädt sich negativ auf, und die negative Spannung 
sorgt dafür, dass der Strom (und damit das Magnetfeld) absinkt (negative 
Spannung -> negatives di/dt).

Tom schrieb:
> Oder nimmt der Strom aufgrund des Abbaus des
> magnetischen Feldes ab?

Was dir wahrscheinlich im Kopf umgeht ist ein von außen variiertes 
Magnetfeld, das eine Spannung in der Spule induziert. Den Fall hast du 
z.B. beim Bewegen eines Magneten durch eine Spule oder beim 
Transformator. Ein Trafo baut mit einer Spule ein Magnefeld auf, das in 
der zweiten, gekoppelten Spule eine Spannung und (bei passender 
Beschaltung) einen Stromfluss bewirkt. Der Fall liegt hier nicht vor. 
Hier hast du nur eine Induktivität und nur eine Spannung an der 
Induktivität, die proportional zu di/dt ist.

Zur Unterscheidung spricht man manchmal bei extern getriebenen 
Magnetfeldern (Trafo) von induzierter Spannung, bei dem hier 
betrachteten Fall von induktiver Spannung.

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