Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Probleme im beruf


von berufsfrustriert (Gast)


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Ich weiß dass es nicht gut ankommt, sich hier auszuheulen, aber ich 
möchte wissen, ob es anderen auch so geht wir mir:

Die Leute die was zu sagen haben, werden von jenen Leuten, die keine 
blanke Ahnung haben, aber dafür tonnenweise heiße Luft von sich geben 
schlichtweg übertrumpft. Letztlich hatte ich in mühevoller Kleinarbeit 
ein Problem bis ins kleinste Detail analysiert. Alles passte zusammen, 
die Lösung lag am Tisch. Als ich das Ergebnis dann vorlegte, war niemand 
in der Lage, meinen Ausführungen zu folgen, da es überall an den 
Grundlagen scheiterte. Stattdessen versuchte mir einer meiner Chefs dann 
dauernd zu erklären, wie man es richtig macht...Ich kam mir dabei vor, 
wie ein Mathematiker mit Doktorabschluß dem man versucht zu erklären, 
dass drei die Wurzel aus neun sei, und wie froh man doch sein könne, 
endlich jemanden gefunden zu haben, der einem das beibringt. Letztlich 
kam dabei raus, dass sich das noch jemand anderer anschaut bzw. man so 
weitermache wie bisher, denn wenn bisher 2x2 gleich fünf war, dann 
können wir auch weiterhin so tun, und brauchen niemanden, der plötzlich 
sagt es müsse vier sein. Und wenn man dann im Detail zeigt, wo das 
Problem liegt, mag niemand mehr zuhören, da ich ja "Mathematik" verwende 
die niemend versteht, und auch so mancher Entwickler sein Gesicht 
verlierte und eingestehen müsste, sich etwas nicht 100% gut überlegt zu 
haben.

Ich muss zugeben, dass mich derartiges derart frustriert, dass ich schon 
manchmal daran denke, meinen Job zu wechseln. Die Frage ist aber, ob es 
wo anders besser zugeht...?

Vielleicht hat jemand einen Tip, wie man hier vorgehen könnte.

von foo (Gast)


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berufsfrustriert schrieb:
> Stattdessen versuchte mir einer meiner Chefs dann dauernd zu erklären, wie man 
es richtig macht...

Das Privileg deines Chefs und wenn dir das nicht passt, dann wirst du 
selbst Chef werden müssen.

von tsag (Gast)


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für mich klingt das so, als wenn du deine meinung/ergebnisse viel zu 
unsicher vertreten hast.
stell dir vor auch wenn es für dich so aussieht, als hättest du etwas 
schwarz auf weiß dargelegt, kann es für andere immmer noch der falsche 
weg sein. es muss nichtmal richtig sein.

von Michael B. (laberkopp)


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berufsfrustriert schrieb:
> Die Leute die was zu sagen haben, werden von jenen Leuten, die keine
> blanke Ahnung haben, aber dafür tonnenweise heiße Luft von sich geben
> schlichtweg übertrumpft

Schön wenn die Leute die keine heisse Luft von sich geben sondern Ahnung 
haben sogar die sind, die in deiner Firma was zu Sagen haben. 
Normalerweise ist es andersrum.


> Ich kam mir dabei vor, wie ein Mathematiker mit Doktorabschluß dem
> man versucht zu erklären, dass drei die Wurzel aus neun sei

Na das ist doch super, sagt zumindest, daß der, der dir das beibringen 
will, sogar fachlich richtig liegt. Auch ein "Mathematiker" sollte bei 
Dingen, die richtig sind, nicht gleich die Krise kriegen weil ihm das 
erklärte zu simpel ist, sondern sich freuen, daß es sogar richtig ist. 
Es kann schlimmer kommen.


> manchmal daran denke, meinen Job zu wechseln.

Natürlich solltest du das rechtzeitig tun, denn solche (NICHT die, die 
du oben beschreibst, sondern solche in denen die, die das sagen haben 
keine Ahnung haben und dir Wurzel aus 9 als 4 verkaufen wollen) Firmen 
haben auch keine strahlende Zukunft.

Aber Vorsicht: 90%, wenn nicht 98% der Firmen sind so.

Denn die, die fachlich keine Ahnung haben, haben den ganzen lieben 
langen Tag nichts anderes zu tun, als ihre Karriere zu fördern. Du 
hingegen beschäftigst dich lieber mit fachlichen Problemen.

von Max (Gast)


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Hi,
Irgendwo hab ich mal gehört/gelesen, dass man erkennen kann ein etwas 
wirklich durchschaut zu haben, wenn man es jemandem erklären kann. Der 
Spruch hat zwar irgendwo seine Grenzen, aber es steckt schon viel 
Wahrheit drin, würd ich meinen.
Vielleicht kannst du dir mal überlegen, wie du das Problem wirklich ne 
Ecke simpler darstellen kannst, oder dir Analogien überlegen, die es 
anschaulicher machen.
Aber wie darf ich es verstehen, dass es in deinem Umfeld vollkommen am 
Grundlagen mangelt, dass Problem zu durchschauen bzw. die Lösung 
nachzuvollziehen. Wenn ich mir mein Umfeld ansehe, dann sehe ich für 
typische Probleme auch immer irgendwo Grundlagen bei den Leuten.

von jo (Gast)


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Ach wem erzählst du dass, mir ist mal ein eklatanter Fehler in der 
Berechnung eines Forecasts für eine Gewinnermittlung aufgefallen, dabei 
war vollkommen klar dass da schön gerechnet wird. Was machst du dann 
wohl, he?
Ist doch klar. Du informierst deinen Chef über den Fehler per email 
(Dokumentation) und vergisst ihn sofort wieder.

Gruß Jonas

von Dumdi D. (dumdidum)


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Erstens: Du musst an Deinen Präsentationsfähigkeiten arbeiten.

Was ich damit meine: In welchem Rahmen war das Problem. Du sagst, es gab 
schon eine (falsche) Lösung. Funktioniert die? Funktioniert die nicht?
Wenn die Lösung falsch war, warum machst sich das nicht bemerkbar? Oder 
eher wie macht sich das bemerkbar?

Mit Deiner (richtigen) Lösung: wie viel Arbeitszeit oder Geld spart die 
für die Firma.

Solche grundlegenden (=radikale) Änderungen muss man vorsichtig 
platzieren. Hast Du Deine Ergebnisse vorher einem Kollegen zur 
Überprüfung vorgelegt?

von UG (Gast)


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Das ist ganz einfach: Du hast zu viele Details in zu großer Tiefe 
gezeigt und damit das Auditorium überfordert.

Der Aufbau muss andersherum gehen:

"Ich habe die Lösung für x.
Diese Lösung erspart uns y Kosten im Jahr/bringt y Gewinn pro Jahr.
Die Umsetzung der Lösung für x kostet z.
Wenn Details gewünscht sind, habe ich hier noch eine ausführliche 
Erläuterung."

Für Details hat in meinem Laden auch keiner mehr Zeit oder Lust, außer, 
es stand was im Manager-Magazin oder in der BamS, was man erläutern 
muss.

von jo (Gast)


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Oder was auch immer gut kommt, erst die bekannte Lösung ausreichend 
selber evaluieren, dokumentieren, testen etc. und dann auch im ersten 
viertel der Präsi vorstellen. Dann langsam die Macken aufzeigend 
präsentierst du deine Lösung und die Vorteile dieser. Verstehste de?

Gruß Jonas

von Logger (Gast)


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foo schrieb:
> Das Privileg deines Chefs und wenn dir das nicht passt, dann wirst du
> selbst Chef werden müssen.

Damit wird das Problem doch nur verlagert, denn der Chef hat dann
ja Kunden, die in die Fußstapfen treten.

Michael Bertrandt schrieb:
> Firmen haben auch keine strahlende Zukunft.

Der Volksmund sagt: Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln.
Das ist dann auch meist auf andere Fälle übertragbar.

Solche Episoden gehören halt zum Leben. Da kann man nur wechseln
und hoffen, dass man nicht vom Regen in die Traufe kommt. Garantien
gibts da keine und Nerds sind verbreiteter als man glaubt.

von asdf (Gast)


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"Was bringt das mir? Was habe ich davon?"

Kannst Du diese unausgesprochenen Fragen Deiner Kollegen beantworten?

von Preßtiesch-Berater (Gast)


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asdf fragte:
>"Was bringt das mir? Was habe ich davon?"

Drecks-Egoismus-Gesellschaft!
:-(

Gut, da das nun mal so (geworden) ist: Der mit der größten und
schnellsten Schnauze hat Recht. Gib ihm sein Recht, denke nicht
weiter drüber nach -es ist so gewollt. Du wirst bezahlt -das ist
das Wichtigste.

von Ingeni (Gast)


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Habe ich auch schon erlebt. Machst mich aber neugierig.
Würdest du mir mehr verraten was da ablief?
Wie du was erklärt hast, wie lang es ging, wie sie reagiert haben?

Welche Reaktion du erwartet hast, usw.

Kannst mich gern privat anschreiben: stevenarcher88@yahoo.com

von ichbins (Gast)


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Du musst die Leute von dort abholen wo sie stehen. Versuche deine 
Präsentation so zu machen, dass sie eine klare Struktur hat. Die Details 
musst du nicht alle ansprechen. Das Wesentliche muss im Vordergrund 
stehen.

Wenn du eine revolutionäre Neuerung hast, dann musst du die in Etappen 
einbringen.

Ich denke du bist ein Berufsanfänger. Da hat man als Chef und Kollege 
grundsätzlich erst mal zurecht weniger Vertrauen. Wenn du 3 Jahre dabei 
bist und bis dahin die meisten Sachen richtig gemacht hast wird dein 
Wort auch viel mehr Gewicht haben.

von Myxo M. (myxom)


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Nimm den Rest der Welt, die hier mitliest, auch gleich mit :-)
Oder poste dein Problem gleich im Frazenbuch, dann wird es für die 
Ewigkeit konserviert.

von Possetitjel (Gast)


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berufsfrustriert schrieb:

> Letztlich hatte ich in mühevoller Kleinarbeit ein
> Problem bis ins kleinste Detail analysiert. [...] Als
> ich das Ergebnis dann vorlegte, war niemand in der Lage,
> meinen Ausführungen zu folgen, [...]

 "Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt
  hohl, ist das allemal im Buch?“ (Georg Christoph Lichtenberg)

Vielleicht sind Deine Zuhörer alle dumm; vielleicht waren
Deine Ausführungen auch unverständlich.

Welche der beiden Annahmen gibt Dir die Möglichkeit, beim
nächsten Mal erfolgreicher zu sein?

> [...]
> Und wenn man dann im Detail zeigt, wo das Problem liegt,
> mag niemand mehr zuhören, da ich ja "Mathematik" verwende
> die niemend versteht, und auch so mancher Entwickler sein
> Gesicht verlierte

...verlöre...

> und eingestehen müsste, sich etwas nicht 100% gut überlegt
> zu haben.

  "Die wichtigste Tugend eines Revolutionärs ist die Geduld."
   (Lenin bzw. Rosa Luxemburg zugeschrieben)

  "Man kann keinen Menschen überzeugen, den man nicht wertschätzt."
  (frei nach Tom DeMarco)

> Ich muss zugeben, dass mich derartiges derart frustriert,
> dass ich schon manchmal daran denke, meinen Job zu wechseln.

Falsche Sichtweise (meiner Meinung nach).

Je stärker Deine Lösung von der "traditionellen" Sichtweise
(in Deinem Umfeld) abweicht, desto größer ist die Massenträgheit,
die Du überwinden musst, um eine Änderung der Richtung herbei-
zuführen.

Das hat i.d.R. nichts mit bösem Willen oder Dummheit zu tun.
Radikal vom Althergebrachten abweichende Gedanken sind den
Menschen nicht so leicht zugänglich... das geht mir selbst auch
nicht anders.
Es ist wichtig, dass Du den gegenwärtigen (für Dich unbefriedigenden)
Stand nicht diffamierst, sondern klar darstellen kannst, wie dieser
Zustand durch eine Kette naheliegender, vernünftiger Entscheidungen
entstanden ist (!).
Erst dadurch, dass Du die Vorleistungen der anderen anerkennst,
öffnest Du Dir eine Tür zur Verbesserung.

von DarkAngel (Gast)


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Willkommen in der Realität...
1) Die bestehende Lösung stammt von einem Entwickler der schon länger in 
der Firma ist, und somit oft mit einer Stimme die mehr Gewicht hat als 
deine. Viele verstehen da neue/bessere Lösungen als Kritik... gegen 
Kritik wehrt man sich...

2) Gerade ältere Entwickler sind teils (sicher nicht alle) so weit aus 
dem theoretischen Wissen draußen, dass sie dir nicht folgen können. Die 
grösse dies zuzugeben, hat jedoch kaum einer... --> Erkläre deine 
Lösungen so, dass es auch auch ein 15 jähriges Kind verstehen würde... 
weil was man nicht versteht, lehnt man meist ab...

3) Sind bei deiner Präsentation mehrere Leute dabei (was ich annehme) 
überrumple sie nicht mit etwas ganz neuem... Such dir vorher schon 
"Verbündete" die deine Lösung bereits kennen und dich unterstützen 
werden... (am besten kommt es leider an, wenn man diese bei etwas um Rat 
fragt was sie wissen (das man es selbst auch wüsste ist ja irrelevant))

4) Habe einem gewissen Dummschwätzer auch schon extra so schwach 
widersprochen das zwar klar war das ich es anders sehe, sich seine 
Lösung aber durchsetzt... nur damit er bewusst scheitert...

5) scheissegal Gen aktivieren, wenn die scheisse produzieren wollen lass 
sie halt...

von Falk B. (falk)


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@ berufsfrustriert (Gast)

>Ich muss zugeben, dass mich derartiges derart frustriert, dass ich schon
>manchmal daran denke, meinen Job zu wechseln.

Das ist nur natürlich. Wenn gleich es das Problem nur selten löst.

>Die Frage ist aber, ob es
>wo anders besser zugeht...?

Jain ;-)

>Vielleicht hat jemand einen Tip, wie man hier vorgehen könnte.

Beitrag "Re: Dunning-Kruger-Effekt in Unternehmen"

Kurz gesagt. Die politsch-psychiologische Seite eines Problems hat 
deutlich Priorität vor dem sachlichen Inhalt! Du kannst 100mal das alles 
objektiv korrekt machen, wenn du

- es nicht mit einfachen Worten dem Publikum vermittlen kannst
- und damit nicht alle Leute, die den Status Quo verursacht haben vor 
den Kopf stößt

Hast du verloren!

von IBN (Gast)


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Ging mir am Anfang meines Jobs genauso. Ich habe mich dann selbst 
hinterfragt, ob ich an meinen Erklärungen etwas ändern sollte und ich 
habe Kollegen gefragt, wie sie die Erklärung fanden.
Resultat: Ich hatte nicht genügend Selbstvertrauen, was man mir ansah 
und meine Erklärungen gingen zu schnell ins Detail.

Heute bringe ich den Leuten das schonend bei. Zeige den urspünglichen 
Lösungsweg auf (auch wenn alle darüber Labern, kennt ihn nicht jeder in 
der Runde) bis das Problem (Rechenfehler etc.) entsteht. Schwenke dann 
zu deiner Lösung um und gib den Leuten Zeit. Die meisten hinterfragen 
deinen Lösungsweg, also sei dir sicher in deiner Erklärung! Wirke dabei 
immer freundlich! Ich bringe zum Schluss oft ein ganz klein wenig 
(freundlichen) Sarkasmus rein, so dass die Leute mit einem lächeln den 
Raum verlassen.

von Paul B. (paul_baumann)


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Wenn man sich nicht klar ausdrücken kann, ist es ratsam, von den Besten
zu lernen:
https://www.youtube.com/watch?v=uF6u0S61soI

https://www.youtube.com/watch?v=Sgn0dWnfFx4
;-)
MfG Paul

von joey (Gast)


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Wahrscheinlich frisch von der Uni und gleich mal das "tolle" Wissen 
anwenden. Die Lösung vielleicht genauer, aber überflüssig, zu teuer ... 
Und natürlich haben alle anderen keine Ahnung. Geh zurück zu Mama 
heulen.

von horst (Gast)


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Die technischen Details interessieren niemanden.
Finde heraus, was deinen Chef interessiert. (z.B. was bringt es, was 
kostet es, welcher Aufwand ist nötig) Das faßt du dann als Einleitung 
zusammen. Sind Details von Interesse, dann kommen Nachfragen. Die 
beantwortest Du dann, als würdest Du mit einem kleinen Kind reden. (z.B. 
statt mit mathematischer Formeln um Dich zu werfen umreißt Du grob das 
Prinzip oder den Ablauf)

von horst (Gast)


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p.s.: Ob 2x2 vier oder fünf ist, das liegt oft im Bereich 
"Messungenaugkeit & Rundungsfehler" und interessiert dann genau 
niemanden.

von Marek N. (Gast)


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Kommt mir bekannt vor.
Und jetzt muss ich auch wieder zu diesem ganz normalen Wahnsinn und es 
ist erst Montag :-(

von Roland D. (roland_d92)


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keine sorge du bist nicht allein :)

https://www.youtube.com/watch?v=BKorP55Aqvg

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