Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ringkern wickeln bei Massenfertigung ?


von Ringelnatz (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

z.B. in einen typischen Computerschaltnetzteil befinden sich ja jede 
Menge verschiedenster Spulen in Ringkernform.
Wie werden diese Ringerkerne eigentlich gewickelt ?

Sowas werden selbst asiatische Wanderarbeiter nicht von Hand wickeln 
wollen (es geht ja um große Mengen) und auch bei deren Hungerlöhnen ist 
sowas als Handarbeit wohl nicht bezahlbar.

Wie große Ringkernnetztransformatoren gewickelt werden kann man sich bei 
Youtube anschauen - eine sehr trickreiche und interessanta Sache - aber 
wie fuktioniert das bei den doch teilweise sehr kleinen Ringkernen in 
Schaltnetzteilen bzw. winzigen Ringkernen für HF Anwendungen ?

mfg

  Ringelnatz

von 0815 (Gast)


Lesenswert?

Es gibt dazu speziell gezüchtete Mäuse, die darauf trainiert sind, immer 
wieder in das Loch des Ringkerns zu laufen. Auf dem Rücken dieser Mäuse 
wird eine Rolle Kupferlackdraht befestigt, die sich dabei dann abrollt.
Solch eine Kabelbongo-Maus ist fertig abgerichtet übrigens nicht gerade 
billig, bewickelt dafür aber in nur einer Nacht bereitwillig hunderte 
Ringkerne.

Bei Ringkernen kleinergleich 5mm behalten die Hersteller ihre 
Wickeltechnik natürlich geheim. Es ist aber längst bekannt, daß es 
Versuche mit kabelgebundenen Insekten gegeben hat, sowie linksdrehenden 
Bakterien.

von PETA (Gast)


Lesenswert?

0815 schrieb:
> Es gibt dazu speziell gezüchtete Mäuse, die darauf trainiert sind,

Mäuse sind intelligente und fühlende Lebewesen! Es ist absolut 
untragbar, sie für solche Tätigkeiten einzusetzen. Danke dass du uns 
darauf aufmerksam gemacht hast.
Wir werden unsere Agenda entsprechend erweitern - zusätzlich zu unserem 
Kampf gegen Computermäuse. Besonders abstossend ist der Brauch, durch 
Amputationen der Mäuse "drahtlose" Mäuse anbieten zu können.

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Ringelnatz schrieb:
> Sowas werden selbst asiatische Wanderarbeiter nicht von Hand wickeln
> wollen (es geht ja um große Mengen) und auch bei deren Hungerlöhnen ist
> sowas als Handarbeit wohl nicht bezahlbar.

Doch doch, die kleinen werden sehr wohl von Hand gewickelt. Für große 
gibts Maschinen:

https://www.youtube.com/watch?v=oBdJvT7tpSM

von 0815 (Gast)


Lesenswert?

Icke ®. schrieb:
> Doch doch, die kleinen werden sehr wohl von Hand gewickelt.

Habe hier etwa 20.000 bewickelte Ringkerne mit ca. 4mm Durchmesser 
(SMD-Trafos). Irgendwann mal für vielleicht 20 Euro bei Ihbey gekauft.
Werde die ab sofort sehr ehrfürchtig behandeln, denn erst jetzt weiß 
ich, daß dafür die Lebens-Arbeitszeit von 30 oder 50 Chinesen 
draufgegangen ist...

von Hermann (Gast)


Lesenswert?

Das Video zeigt zwar das Prinzip, aber ganz klar wird es wohl nicht. Das 
habe ich auch schon praktiziert - also:
Man braucht einen Ring als Wickelkörper für den Drahtvorrat (der große 
Metallring) Dieser Wickelkörper ist an einer Stelle aufgeschnitten, so 
dass man ihn in den Ferritkern einfädeln kann. Eingefädelt wird er mit 
dem Draht bewickelt. Jetzt dreht man ihn durch den Kern und dabei wird 
der Draht auf den Kern gewickelt.
Falls das jetzt klar geworden ist, ist das Prinzip ganz einfach. Aber in 
der Praxis doch Fummelarbeit. Erstmal braucht man die geteilte Spule, 
die durchpasst und dann ist es schierig stramm zu wickeln, da Ferritkern 
total anderen Durchmesser als die Spule hat. Im Film kann man sehen, das 
die freie Drahtlänge zum Metallring sich bei jeder Umdrehung ändert. Der 
Automat zieht dann den Draht immer wieder zurück.
Also per Hand geht das, ist aber so fummelig, dass ich weiter per Hand 
fädele. Das zu probieren ist aber sehr interessant.

von hinz (Gast)


Lesenswert?

0815 schrieb:
> Habe hier etwa 20.000 bewickelte Ringkerne mit ca. 4mm Durchmesser

Die lassen sich ja sogar mit einer ganz einfachen Maschine wickeln.

http://ruff-worldwide.de/Ruff%20Toroidal%20Winding%20Mini%20Basic.php

Aber auch die ganz kleinen Kerne in den Netzwerkübertragern werden von 
Automaten gefertigt.

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Hermann schrieb:
> Aber in der Praxis doch Fummelarbeit.

Das Einlegen zunächst schon. Die Maschine kann jedoch wesentlich 
gleichmäßiger und präziser wickeln, als es in Handarbeit möglich wäre. 
Der Knackpunkt für den Zeitaufwand ist hauptsächlich die Windungszahl. 
Eine kleine Drossel mit bspw. 10-20 Windungen hat man schneller mit der 
Hand gewickelt als den Automaten bestückt. Bei vielen Windungen wird die 
Bestückungszeit wiederum nebensächlich.

von Hermann (Gast)


Lesenswert?

Vielleicht habe ich mich unklar ausgedrückt. Ich wollte nur das Prinzip 
mit dem aufgeschnittenen Wickelkörper erklären. Alles was ich über 
Fummelarbeit gesagt habe, bezog sich nicht auf den Automat, sondern auf 
einen selbstgebauten Wickelkörper und das Wickeln damit in Handarbeit.
Ich glaube nicht, dass bei einer Großserie da einer rumfummelt. Das kann 
man mit entsprechendem Aufwand auch automatisieren. Das ist aber nicht 
von Pappe. Das Aufwickeln des Drahtes auf den großen Ring muss bei jedem 
Kern getrennt erfolgen, sonst läßt sich der Wickelkörper zum Einfädeln 
in den Kern nicht mehr öffnen.

von Lattice User (Gast)


Lesenswert?

Icke ®. schrieb:
> Hermann schrieb:
> Eine kleine Drossel mit bspw. 10-20 Windungen hat man schneller mit der
> Hand gewickelt als den Automaten bestückt.

Dafür gibt es Hook-Winder:

https://www.youtube.com/watch?v=-M0rKoK8cEo

von Arc N. (arc)


Lesenswert?

Lattice User schrieb:
> Icke ®. schrieb:
>> Hermann schrieb:
>> Eine kleine Drossel mit bspw. 10-20 Windungen hat man schneller mit der
>> Hand gewickelt als den Automaten bestückt.
>
> Dafür gibt es Hook-Winder:
>
> https://www.youtube.com/watch?v=-M0rKoK8cEo

Und in etwas größer ;)
https://www.youtube.com/watch?v=D-8NXSvUlbw

von Gerald B. (gerald_b)


Lesenswert?

Hallo,

vor fast 30 Jahren habe ich in der Lehre ein paar Wochen in der Wickelei 
zugebracht. Da habe ich Ringkern Netzdrosseln bewickelt, die hatten aber 
ca. 10 cm Durchmesser. Bewickelt wurden die mit 1,0 mm CuL. Dazu 
bediente man sich einer Alu-Leiste, die ähnlich aussah, wie ein 
Schiffchen am Webstuhl. Ein Flachprofil mit Schlitzen an beiden Enden. 
Die Schlitze wurden mit Lackdraht vollgewickelt und dann schob man diese 
Leiste wie eine Stopfnadel Windung für Windung durch den Kern.

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Lattice User schrieb:
> Dafür gibt es Hook-Winder:
>
> Youtube-Video "Jovil JV75"

Aha, interessant. Bissel Handarbeit ist da aber noch dabei. Gibts 
eigentlich vollautomatische (Ringkern-) Wickelmaschinen, die das 
Einlegen etc. auch erledigen? Sprich, vorne Drahtrolle und Kerne rein, 
hinten bewickelte Trafos raus, ohne das ein Mensch Hand anlegen muß?

von Hermann (Gast)


Lesenswert?

Super Videos. Jovil JV75 gefällt mir am besten, das ist ja eine richtige 
Nähmaschine. Aber ein Sonderfall: geht nur für kurze Drahtenden. Der 
greift ja unten immer das von der Häkelnadel durchgezogene Ende und legt 
es oben wieder vor die Nadel.

Gerald B. schrieb:
> Schiffchen am Webstuhl.

Dann ist meine eigene Praxis ja gar nicht schlecht. Ich nehme immer die 
Kaffee-Rührhölzer von der Raststätte und schnitze mir daraus passende 
Schiffchen - an den Enden einfach einen Keil nach innen.

von eProfi (Gast)


Lesenswert?

Das "sich drehende" besteht aus zwei Teilen, welche sich beim Bewickeln 
mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten drehen: die Spule und der Ring 
mit der Öse, der die eingentliche Bewicklung durchführt.

Da die Miniaturisierung weit fortgeschritten ist, kann man ebenso ganz 
kleine Ringe vollautomatisch bewickeln.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.