Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Endstufe von Wharfedale SVP-12PM reparieren


von Jojo (Gast)



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Hallo,

ich habe ein Wharfedale SVP-12PM Lautsprecher, bei dem offensichtlich 
die Endstufe versagt hat.

Es sind sowohl in der Endstufe direkt als auch im Netzteil Bauteile 
durchgebrannt.
In der Endstufe selbst sind es die Transistoren Q19 und Q20 
(Wharfedale_SVP-12PM_schematic2.png).
Im ausgelöteten Zustand sind bei Q19 alle drei Pins kurzgeschlossen, bei 
Q20 ist die CE-Strecke kurzgeschlossen. Die anderen Transistoren haben 
keine Kurzschlüsse, vereinzelte haben allerdings (im eingelöteten 
Zustand, daher wohl durch umgebenden Schaltung verursacht) ungewöhnliche 
Spannungsabfälle (bspw. auf der CE-Strecke) (Multimeter im 
Diodentest-Modus).

Durch den Kurzschluss haben sich wohl im NT die Mosfets Q11 und Q12 
verabschiedet (Wharfedale_SVP-12PM_schematic1.png), weshalb die 
Sicherung (F2) durchgebrannt ist. Weitere Kurzschlussstellen konnte ich 
bisher nicht finden.

Ich frage mich nun,
1.) Wie konnten die Transistoren durchbrennen? Die Endstufe wurde weder 
mit allzu hohem Signal, noch mit Überlast betrieben.

2.) Wenn ich die Transistoren & Mosfets ersetzen werde, könnten mir die 
Teile nochmal durchbrennen?

3.) Wie kann ich 2.) ggf. verhindern?

Vielleicht kann mir ja jemand helfen, bevor ich mein Glück probiere.

Viele Grüße,
Johannes

von Old P. (Gast)


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Hallo,
In der Endstufe mindestens alle vier Transistoren tauschen, im Netzteil 
halt die beiden.
Wie sehen die Emitterwiderstände der Endstufe aus? Wie R37 im Netzteil?

Ist die Endstufe direkt im Lautsprecher verbaut?
Ursache ist vieles möglich:
Kurzschluss der LS-Zuleitungen
Zu hohe Netzspannung (Gewitter in der Nähe)
Zu knapp dimensionierte Bauteile
Einschaltploppen (muss dann aber schon einen Mörderknall gegeben haben)
Fremdkörper auf Platine gefallen (lose Schraube...)

Ich würde zunächst im Netzteil alle BE einseitig auslöten und nachmessen 
(wirklich alle um die Transistoren und das Steuer-IC). Dann das NT 
reparieren, mit irgendwas eine Last erzeugen (100W-Glühbirne zwischen 
+-65V) und dann testen. Wenn ok, dann halt die Endstufe reparieren und 
testen. Auch hier alle BE zurück bis Q10-13 einseitig auslöten.

Ob sich das Ganze lohnt? Bei TL074 im Eingang ist das wohl nur eine 
Durchschnittskiste ;-)

Old-Papa

von dolf (Gast)


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Old Papa schrieb:
> Bei TL074 im Eingang ist das wohl nur eine
> Durchschnittskiste ;-)

für viele anwendungen ist der preiswerte 07x völlig ausreichend.

von Old P. (Gast)


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dolf schrieb:
> Old Papa schrieb:
>> Bei TL074 im Eingang ist das wohl nur eine
>> Durchschnittskiste ;-)
>
> für viele anwendungen ist der preiswerte 07x völlig ausreichend.

Dat stimmt, ick sachte ja Durchschnitt... ;-)
Geht natürlich!
Derzeit fummel ich gerade an Oldimer-Mischpulten rum, hauptsächlich 
wegen Rauschen im Eingangsbereich. Und genau da sind diese Dinger auch 
drin.
Vielleicht habe ich daher gerade eine Phobie gegen diese Dinger. Den 
berüchtigten 741 habe ich da auch schon gefunden.

Das wird aber OT, der TS wird das schon packen.

Old-Papa

von Jojo (Gast)


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Hallo,

Old Papa schrieb:
> Ist die Endstufe direkt im Lautsprecher verbaut?
Ja, das ist sie. Allerdings gibt es zusätzlich noch einen direkt mit dem 
Endstufenausgang verbundenen herausgeführten Ausgang (6.3mm-Buchse), um 
einen weiteren, externen Lautsprecher zu versorgen.

Old Papa schrieb:
> Zu hohe Netzspannung (Gewitter in der Nähe)
> Zu knapp dimensionierte Bauteile
Das kann ich nicht ausschließen, halte ich aber für unwahrscheinlich 
(Gewitter sind mir auch keine aufgefallen).

Old Papa schrieb:
> Einschaltploppen (muss dann aber schon einen Mörderknall gegeben haben)
> Fremdkörper auf Platine gefallen (lose Schraube...)
Glaube ich auch nicht, denn dann hätte ich ja irgendeinen Fremdkörper 
finden müssen. Ein Knall beim Einschalten ist auch nicht vorgekommen 
(nur das leichte 'Plopp' der Sicherung).

Old Papa schrieb:
> Ursache ist vieles möglich:
> Kurzschluss der LS-Zuleitungen
Das könnte auftreten sein. Denn wenn während des Betriebs in dem 
zusätzlichen Endstufenausgang ein Kabel gesteckt / gezogen wurde, denn 
dann wird die Endstufe kurz kurzgeschlossen (wg. dem Klinkenstecker).

Old Papa schrieb:
> Ich würde zunächst im Netzteil alle BE einseitig auslöten und nachmessen
> (wirklich alle um die Transistoren und das Steuer-IC).
Ich bin jetzt fertig geworden, das Netzteil durchzutesten (s. Anhang). 
Das Netzteil scheint bis auf die beiden Mosfets funktionstüchtig zu 
sein.
Die Übertrager T2/T3 kann ich mangels Funktionsgenerator und Oszi nicht 
testen. Der OK (IC5) weist keine Kurzschlüsse auf, näher habe ich ihn 
nicht untersucht.

Old Papa schrieb:
> Wie sehen die Emitterwiderstände der Endstufe aus?
Die sehen soweit ganz gut aus. Der Widerstand ist jeweils etwa 0,2 Ohm; 
Belastungstests habe ich nicht gemacht.

Old Papa schrieb:
> Auch hier alle BE zurück bis Q10-13 einseitig auslöten.
Das werde ich jetzt als nächstes machen.

von Jojo (Gast)


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Hallo,

Jojo schrieb:
> Old Papa schrieb:
>> Auch hier alle BE zurück bis Q10-13 einseitig auslöten.
> Das werde ich jetzt als nächstes machen.
Die Endstufe ist jetzt auch durchgetestet. Der Schaltplan ist im Anhang.
Auch hier konnte ich bis auf die beiden Transistoren keine weiteren 
defekten Teile feststellen.

Alle Transistoren habe ich (wie schon beim Netzteil) nur mittels 
Dioden-Test-Modus geprüft, ohne hFE zu testen. Bei den Kondensatoren und 
Widerständen habe ich jeweils die Ladung bzw. den Widerstand gemessen.


Also denke ich, dass es nun ausreicht, wenn ich eben die vier 
Transistoren Q18-Q21 und die Mosfets Q11 & Q12 ersetze, um die Endstufe 
wieder zum Laufen zu bringen.

Old Papa schrieb:
> Dann das NT reparieren, mit irgendwas eine Last erzeugen
> (100W-Glühbirne zwischen +-65V) und dann testen.
So werde ich dann vorgehen.

Danke für die bisherige Hilfe.

Viele Grüße,
Johannes

von MaWin (Gast)


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Jojo schrieb:
> Ich frage mich nun,
> 1.) Wie konnten die Transistoren durchbrennen? Die Endstufe wurde weder
> mit allzu hohem Signal, noch mit Überlast betrieben.

Kurzschuss am Lautsprecherausgang. Das Teil hat keinerlei 
Kurschlussschutz (sondern nur gegen DC am Ausgang) und der 
Überstromschutz im Primärteil des Schaltnetzteils ist offenbar zu 
langsam.

> 2.) Wenn ich die Transistoren & Mosfets ersetzen werde, könnten mir die
> Teile nochmal durchbrennen?

Kann schon, es könnte ja noch mehr kaputt sein.

Hab ich den Amp nicht schon vor 2 Monaten hier gesehen?

von Jojo (Gast)


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Hallo,

MaWin schrieb:
> Hab ich den Amp nicht schon vor 2 Monaten hier gesehen?
Ob du diese Endstufe schon mal im Forum gesehen hast, kann ich nicht 
sagen. Ich habe (bevor ich diesen Thread geöffnet habe) mit der 
Forensuche geschaut, ob es dazu schon was gab, und bin nicht fündig 
geworden. Der SVP-12PM wurde mir defekt auch erst vor ein, zwei Wochen 
überlassen.

MaWin schrieb:
>> 2.) Wenn ich die Transistoren & Mosfets ersetzen werde, könnten mir die
>> Teile nochmal durchbrennen?
>
> Kann schon, es könnte ja noch mehr kaputt sein.
Darum habe ich ja versucht, einen Defekt an möglichst vielen BE in der 
Umgebung auszuschließen. Dann muss ich wohl noch vorsichtiger sein....

Ich werde jetzt erstmal bei Reichelt bestellen und schauen, was 
passiert, wenn ich die Teile einbaue.

Viele Grüße,
Johannes

von Thomas D. (thomasderbastler)


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Die Transistoren würde ich aus eigener Erfahrung lieber bei Bürklin und 
Co. bestellen.

Siehe :
Beitrag "Re: Wo bstellt man besser - reichelt oder conrad"
oder
Beitrag "Re: Wo bstellt man besser - reichelt oder conrad"

von Ulrich H. (lurchi)


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Da ist schon noch ein Kurzschlussschutz drin, über Q14 und Q15. Der ist 
aber etwas versteckt und nicht ganz wie üblich. Ob er wirklich gut 
funktioniert, hängt auch von der Kühlung von Q16/Q17 ab.

von Korbi G. (Firma: Möhrchenzucht) (korbinian_g53)


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In Zukunft Speakon oder wenigstens XLR benutzen.
Klinke ist gemeingefährlich und gehört im Lastbereich eigentlich 
verboten, Stichwort Berührungsschutz. Gut, das ist bei XLR nicht viel 
besser, aber da ist es wenigstens nur ein Ende.

von Peter D. (peda)


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Ulrich H. schrieb:
> Da ist schon noch ein Kurzschlussschutz drin, über Q14 und Q15. Der ist
> aber etwas versteckt und nicht ganz wie üblich.

Das dürfte eher die Arbeitspunkteinstellung für Q16, Q17 sein. Der 
Arbeitspunkt wird aussteuerungsabhängig über Spitzenwertgleichrichter 
verschoben. Aber allein durch die Ausgangsspannung, der Ausgangsstrom 
beeinflußt diese Stufe kein bischen.

Einen Überstromschutz macht man üblicher Weise mit Abgriff von den 
Emitterwiderständen der Endtransistoren (RB1, RB2) und da ist nichts.
Oder man clampt die Basisspannung der Endtransistoren, da ist aber auch 
nichts.
Es gibt daher keinen Schutz gegen Kurzschluß.
Die Ausfallursache wird daher mit ziemlicher Sicherheit ein Kurzschluß 
gewesen sein.
Einen gut funktionierenden Kurzschluß- und Überlastschutz habe ich 
bisher nur in professionellen Verstärkereinschüben für ELA-Anlagen 
gesehen.

Die ganze Schaltung ist schon recht verrückt. Die pnp- und 
npn-Differenzstufen kennt man sonst nur von R2R-OPVs mit dem Nachteil 
von Übernahmeverzerrungen, da die Offsetspannungen der Pärchen ja nie 
exakt gleich sind. Deshalb werden für Präzisionsanwendungen ja auch 
keine R2R-OPVs verwendet, sondern klassische OPVs mit nur einer 
Differenzstufe.

Die Lautstärkeabschwächung über einen Fotowiderstand bei Übersteuerung 
ist recht lustig, allerding hätte man dann auch eine 2. LED zur Anzeige 
dieses Zustandes spendieren können.

Das Netzteil ist kein Schaltregler, sondern nur ein Zerhacker, um den 
Trafo klein zu halten. Ein Hochlaufen ist damit schonmal nicht möglich 
und stabilisieren muß man eine Endstufenversorgung ja auch nicht.
Allerdings scheint die Strombegrenzung über R37 und IC5 nichts zu taugen 
(wird wohl zu träge sein). Daher hats die Q11, Q12 mitgerissen.
Und den Verstärker konnte sie ja auch nicht schützen.

: Bearbeitet durch User
von Jojo (Gast)


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Hallo,

ich bin früher nicht dazu gekommen, bei Reichelt zu bestellen. Heute ist 
das Paket angekommen. Muss ich beim Austauschen der Bauteile auf 
irgendwas besonderes achten?

Wie sieht es mit dem Einstellen des Basisstroms aus? Ich meine mal 
gelesen zu haben, dass das bei Verstärkern nach dem Tauschen der 
Transistoren nötig ist, bin mir aber nicht mehr sicher.

Viele Grüße,
Johannes

von Manuel K. (18tbx46)


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(1) Das Design der Ausgangsstufe und der zugehörigen Schutzschaltung 
unterscheidet sich etwas vom "Mainstream". Es wurde halt eine lokale 
Feedbackloop gewählt wegen der guten Linearität und des einfacheren 
thermischen Designs,.. Allerdings halt auch anfälliger für lokale 
Instabilität,... deswegen wohl C40/41.

(2) Jetzt kommt die Sache mit dem SOA/Überstrom/usw.. Schutz dazu.

Peter Dannegger schrieb:
> der Ausgangsstrom
> beeinflußt diese Stufe kein bischen.
>...Es gibt daher keinen Schutz gegen Kurzschluß.

Die "klassische" Schaltung, die jeder erwarten würde (so mit Spannung an 
den Emitterwiderständen überwachen) ist ja ebenfalls wieder eine 
Feedbackloop (und dazu durch den schlagartigen Anstieg der Loopgain beim 
Eingreifen schön nichtlinear),.. das ist eine höchstgiftige Kombination 
in Verbindung mit (1)
und das haben sie nicht hingekriegt bzw. wollten sie nicht riskieren.

(3) Also nimmt man "ersatzweise" die Basisspannung der Treiber. Nicht so 
richtig 100% "politisch correct" aber auch nicht frei von einer gewissen 
Eleganz,.. wenn es denn gescheit ausgelegt ist und das Überleben sichert 
(zumindest meistens). QSC verwendet seit Jahr und Tag das gleiche 
Prinzip in fast allen Endstufen (service manuals downloadbar).

Und so am Rande:

Peter Dannegger schrieb:
> Die pnp- und npn-Differenzstufen kennt man sonst nur von R2R-OPVs mit
> dem Nachteil von Übernahmeverzerrungen...

Da gibts nicht mehr oder weniger Nachteile mit Überbahmeverzerrungen als 
bei einer einfachen Diff Stufe auch (nämlich im Übersteuerungsfall), 
dafür aber doppelte Verstärkung und symmetrische SlewRate.
Die Vorstellung mit den Offsetspannungen ist falsch, da beide 
Differenzverstärker im A Betrieb laufen und dadurch im Normalbetrieb nie 
nichtleitend werden und "kommutieren" müssten.

@ Jojo
Hoffentlich hast du "gute" Transistoren erwischt.
Schau halt dass das SMPS erstmal wieder läuft danach könntest du den 
Verstärker mal OHNE die dicken Q18-Q21 in Betrieb nehmen (dann natürlich 
ohne Last).

Mittels Oszi (verfügbar ?) den Ausgang beobachten. Wenn ungefähr 0V (+/- 
50mV), dann mittels Signalgeneartor 1kHz einspeisen und weiter 
beobachten (Asymmetrien, Clipping, Schwingungsbursts...).

Wenn soweit ok, dann die EndTs einbauen. Ruhestromtrimmer TP3 
sicherheitshalber ganz aufmachen (so dass er wie 1kOhm wirkt, dann ist 
der Ruhestrom am geringsten), vorher alte Position markieren. Stoßgebet. 
Einschalten. Wenns wieder knallt waren die neuen Ts nicht gut. Wenn 
unauffällig die Tests von vorhin wiederholen.

Dann mit TP3 Ruhestrom einstellen, dazu Spannung über einem der 
Emitterwiderstände mit Voltmeter im 200mV DC Bereich überwachen. 
Langsam(!) auf auf Sollwert hochdrehen (wenn keine Angabe vorhanden 
würde ich 5..7mV (= 20-30mA / Zweig) einstellen). Dann mal 
Lastwiderstand dran und wieder Signal drauf + Beobachtung mittels Oszi. 
Wenn unauffällig, mal etwas Gas geben,.. (aber Achtung,.. mit 
Sinussignalen wird der Verstärker viel schneller heiß als mit Musik, 
also nicht zu lang) Ruhestrom einstellung noch mal überprüfen und ggf. 
korrigieren.

so long, Manuel

von Jojo (Gast)


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Hallo,

Manuel K. schrieb:
> Schau halt dass das SMPS erstmal wieder läuft

Ich habe jetzt die Mosfets ersetzt und das NT erstmal mit 2x 100W 
Glühfutter als Last laufen lassen; bis jetzt sieht alles ganz gut aus.

Manuel K. schrieb:
> danach könntest du den
> Verstärker mal OHNE die dicken Q18-Q21 in Betrieb nehmen (dann natürlich
> ohne Last).
> Mittels Oszi (verfügbar ?) den Ausgang beobachten. Wenn ungefähr 0V (+/-
> 50mV), dann mittels Signalgeneartor 1kHz einspeisen und weiter
> beobachten (Asymmetrien, Clipping, Schwingungsbursts...).

Ans Oszi könnte ich frühestens am Montag ran; bis dahin muss ich mich 
mit den Tests wohl gedulden.

Viele Grüße,
Johannes

von Jojo (Gast)


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Hallo,

ich hab jetzt ein Oszi bekommen.

Manuel K. schrieb:
> Schau halt dass das SMPS erstmal wieder läuft danach könntest du den
> Verstärker mal OHNE die dicken Q18-Q21 in Betrieb nehmen (dann natürlich
> ohne Last).
>
> Mittels Oszi (verfügbar ?) den Ausgang beobachten. Wenn ungefähr 0V (+/-
> 50mV)
Hab ich gemacht... unmittelbar nachdem ich die Endstufe eingeschaltet 
hatte, lag ein recht schnell schwingendes Signal (>1kHz) - ohne 
Eingangssignal - am Ausgang an. Das ganze ging etwa 2-3 Sekunden so, bis 
es von der Endstufen-Platine ein orangenes Flackern gab, knackendes 
Rauschen zu hören war und dunkler, stinkender Rauch von der Platine 
aufstieg.
Natürlich habe ich das ganze dann sofort vom Netz genommen; ich werde 
morgen wohl mal schauen was genau jetzt nicht überlebt hat.

Viele Grüße,
Johannes

von Peter D. (peda)


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Jojo schrieb:
> und dunkler, stinkender Rauch von der Platine
> aufstieg.

Du bist aber mutig.
Solche komplexen Geräte sollte man nur etappenweise und mit 
Labornetzteil (einstellbare Strombegrenzung!) in Betrieb nehmen.
Insbesondere, wenn man schon ahnt, daß die internen Schutzschaltungen 
nichts taugen.

Ich kann mir schon denken, warum man auf die üblichen Schutzschaltungen 
mit Emitterwiderständen verzichtet hat. Man wollte die 
Endstufenkollektoren ohne Isolierfolie direkt auf den Kühlkörper 
montieren, d.h. mit einem kleineren Kühlkörper auskommen. Solche 
Sparsamkeit bestraft sich leider oft.

In einem alten DDR ELA-Einschub habe ich eine sehr schöne 
Schutzschaltung gesehen. Sie funktioniert als Meßbrücke für die 
Ausgangsimpedanz. D.h. bei zu kleinem Lastwiderstand begrenzt sie schon 
viel früher und nicht erst bei Erreichen des Maximalstromes. Quasi wie 
ein Netzteil mit Foldback Kennlinie.
Diese Einschübe sind auch nie kaputt gegangen.

von Peter D. (peda)


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Manuel K. schrieb:
> Die Vorstellung mit den Offsetspannungen ist falsch, da beide
> Differenzverstärker im A Betrieb laufen und dadurch im Normalbetrieb nie
> nichtleitend werden und "kommutieren" müssten.

Die Offsetspannungen sind schon das Problem, da es sich um 
Einzeltransistoren mit Parameterstreuungen handelt. Das Zusammenkleben 
hat nur Alibifunktion.
Bei einer einfachen Differenzstufe ergibt ein Offsetfehler nur ein paar 
mV DC am Lautsprecher, das stört nicht.
Bei der doppelten Differenzstufe geht das nicht mehr und die 
Transistoren können sehr unsymmetrisch arbeiten. Die Arbeitspunkte 
stellen sich rein zufällig ein oder man müßte die Transistoren vorher 
paarig ausmessen.
Ich hab früher mal Transistor-Arrays gesehen mit 2 npn + 2 pnp in einem 
Gehäuse. Die wären für sowas geeignet, aber nicht 4 Einzeltransistoren.

von Jojo (Gast)


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Hallo,

durch unsaubere Lötstellen an den Pins von Q16 und Q17 ist an der 
BC-Strecke bzw. an der CE-Strecke die Spannung übergeschlagen (im 
Schaltplan rot punktiert), wodurch es R50/R55 zerfetzt hat und am PCB 
Teile weggeschmort sind.

Ich habe jetzt (hoffentlich alle) unsauberen Lötstellen behoben, beide 
Widerstände ausgetauscht und ein paar Bauteile erneut durchgetestet (s. 
Anhang). Abgesehen von den Widerständen scheint nichts kaputt gegangen 
zu sein.

Peter Dannegger schrieb:
> Man wollte die
> Endstufenkollektoren ohne Isolierfolie direkt auf den Kühlkörper
> montieren, d.h. mit einem kleineren Kühlkörper auskommen. Solche
> Sparsamkeit bestraft sich leider oft.
Das glaube ich nicht, denn Wharfedale hat doch tatsächlich für alle vier 
Endstufentransistoren jeweils Glimmer-Scheiben und Plastikringe an den 
Schrauben verwendet...

Peter Dannegger schrieb:
> Solche komplexen Geräte sollte man nur etappenweise und mit
> Labornetzteil (einstellbare Strombegrenzung!) in Betrieb nehmen.
> Insbesondere, wenn man schon ahnt, daß die internen Schutzschaltungen
> nichts taugen.
Ein Labornetzteil mit +/-65V habe ich leider nicht zur Hand.

Jojo schrieb:
> Manuel K. schrieb:
>> Schau halt dass das SMPS erstmal wieder läuft danach könntest du den
>> Verstärker mal OHNE die dicken Q18-Q21 in Betrieb nehmen (dann natürlich
>> ohne Last).
>>
>> Mittels Oszi (verfügbar ?) den Ausgang beobachten. Wenn ungefähr 0V (+/-
>> 50mV)
Diesen Test werde ich dann gleich wiederhohlen.

von Jojo (Gast)


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Hallo,

ich habe die Endstufe nun mit 1kHz, 2kHz und 500Hz Sinus-Signalen
getestet.
Bei allen dreien ist am Ausgang ein sehr ansehnlicher Sinus ohne
Überschwingern, Ungleichmäßigkeiten oder ähnlichem aufgetreten.

Allerdings hat es beim 500Hz-Sinus gegen Ende einmal kurz "Peng" gemacht
und es sind ein paar Funken von der Platine geflogen.
Da ich nicht damit gerechnet hatte, dass alles auf Anhieb klappt, habe
ich den gesamten Testdurchlauf gefilmt. Einzelbilder sind im Anhang -
man erkennt recht gut, dass die Schraube (GND), an der die Platine
befestigt ist, wohl mit für den Funkenschlag verantwortlich war.

Was genau kann ich machen, um weitere Funkenschläge zu unterbinden
(abgesehen vom Umpositionieren der Schraube)? Sollte ich zusätzlich die
betroffene Leiterbahn mit Draht überbrücken?

Viele Grüße,
Johannes

von Peter D. (peda)


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Lt. Bild berührt die Schraube ja direkt das Lötauge.
Ist das wirlich die original Schraube?
Entweder ne Schraube mit kleinerem Kopf oder ne Isolierscheibe drunter 
legen.

von Jojo (Gast)


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Hallo,

Peter Dannegger schrieb:
> Lt. Bild berührt die Schraube ja direkt das Lötauge.
Nein, das täuscht. Auf dem Vorher-Nacher-Bild kann das nur schlecht 
erkennen, aber die Schraube berührt nur die Leiterbahn. Das, was du mit 
Lötauge meinst, ist die verschmorte Stelle auf der Leiterbahn, an der 
der Strom über die Schraube abgeflossen ist.

> Ist das wirlich die original Schraube?
Ich hoffe es mal... vertauscht habe ich die Schrauben meiner Meinung 
nach nicht...

> Entweder ne Schraube mit kleinerem Kopf oder ne Isolierscheibe drunter
> legen.
Auf letzteres wird es wohl hinauslaufen.

Viele Grüße,
Johannes

von Jojo (Gast)


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Hallo,

Manuel K. schrieb:
> Mittels Oszi (verfügbar ?) den Ausgang beobachten. Wenn ungefähr 0V (+/-
> 50mV), dann mittels Signalgeneartor 1kHz einspeisen und weiter
> beobachten (Asymmetrien, Clipping, Schwingungsbursts...).
>
> Wenn soweit ok, dann die EndTs einbauen. Ruhestromtrimmer TP3
> sicherheitshalber ganz aufmachen (so dass er wie 1kOhm wirkt, dann ist
> der Ruhestrom am geringsten), vorher alte Position markieren. Stoßgebet.
> Einschalten. Wenns wieder knallt waren die neuen Ts nicht gut. Wenn
> unauffällig die Tests von vorhin wiederholen.
Bis dahin ist alles kein Problem.

Manuel K. schrieb:
> Dann mit TP3 Ruhestrom einstellen, dazu Spannung über einem der
> Emitterwiderstände mit Voltmeter im 200mV DC Bereich überwachen.
> Langsam(!) auf auf Sollwert hochdrehen (wenn keine Angabe vorhanden
> würde ich 5..7mV (= 20-30mA / Zweig) einstellen).
Wenn TP3 bei 1kOhm steht, fallen an RB1 lt. Multimeter (im 200mV 
Bereich) 0 Volt ab.
Bei einer anderen SVP-12PM-Endstufe (deren einziger Defekt darin liegt, 
dass das Clipping zu früh beginnt) fällt an RB1 im Leerlauf (Eingang 
nicht beschaltet) eine Spannung von ca. 0.6-0.7mV ab (und ich bin mir 
sicher, dass das 0.6mV und nicht 6mV oder 0.006V sind) - das ist aber 
sehr viel kleiner als die von  Manuel K. angegebenen Werte.
Sind solche Werte (2-3mA) für den Ruhestrom realistisch oder stimmt 
etwas mit der anderen Endstufe nicht?

Manuel K. schrieb:
> Dann mal
> Lastwiderstand dran und wieder Signal drauf + Beobachtung mittels Oszi.
Muss es ein ohmscher Lastwiederstand sein oder kann auch schon direkt 
der Lautsprecher dran?

Viele Grüße,
Johannes

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