Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Konzeptfrage Schaltung: Temperatur Messen und Heizen über das selber PT100


von Bernhard S. (morbus)


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Hallo zusammen,

für ein Projekt möchte ich einen temperaturabhängigen Widerstand (z.B. 
Pt100, ggf. auch ein anderer) als Heizung nutzen, indem ich schlicht 
Strom durchschicke. Gleichzeitig interessiert mich die Temperatur des 
Sensors, die ich möglichst konstant halten möchte.

Hierzu möchte ich einen simplen digitalen (PID) Reglern auf 
Mikrocontroller-Basis nehmen.

Ich überlege nun, wie ich am geschicktesten den analogen Schaltungsteil 
aufbaue, also gleichzeitig die Temperatur messe und heize:

Eine Möglichkeit wäre aus meiner Sicht, den Widerstand zu beheizen und 
zusätzlich einen 1-Ohm Shunt in den Kreis einzubauen. Gleichzeitig dann 
über dem Shunt mit einem CURRENT-MONITOR-IC (INA21x, z.B.) den Strom 
messen. Gleichzeitig die Spannung vor dem PT100 über einen zweiten 
AD-Wandler messen und so übers Ohm'sche Gesetz den PT100-Widerstand 
berechnen und auf eine Temperatur zurück rechnen.

Mir fehlt hier die Erfahrung, ob das eine Herangehensweise ist, die 
überhaupt stabil laufen kann, wenn ich mit diesem Wert dann versuche zu 
regeln. Mit welcher Güte müsste ich hier überhaupt die AD / DA 
Wandlungen machen?

Eine Alternative, die mir einfällt ist, eine Schaltung aufzubauen, die 
in kurzen Abständen zwischen Messen und Heizen umschaltet. Also zum 
Messen einen kleinen konstanten Messstrom liefert und zum Heizen dann 
auf den Heizstrom umschaltet. Das wäre sicher aufwändiger und ich  habe 
Zweifel, dass das so funktioniert.

Welche Herangehensweise haltet ihr für Sinnvoll / Zielführend? Gibt es 
vielleicht alternative Konzepte, auf die ihr mich stoßen könnt?

Bin für Anregungen und Kritik dankbar!

von Karl H. (kbuchegg)


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Das Hauptproblem, das ich dabei sehe (egal welche Herangehensweise) 
besteht darin, dass du nicht so einfach lapidar sagen kannst: dann 
schick ich eben mehr Strom durch.

Denn der Stromfluss ist bei gegebener Spannung ja durch den 
Widerstandswert vorgegeben. Wenn du mehr Strom durch den PT100 jagen 
willst, dann bedeutet das, dass du mit der Spannung über dem PT100 
raufgehen musst. Das kannst du aber nicht beliebig hoch machen, denn am 
PT100 hängt ja auch der ADC vom µC. Und der kann nicht beliebig hohe 
Spannungen ab.

: Bearbeitet durch User
von Bernhard S. (morbus)


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Hallo Karl Heinz, danke für deine schnelle Rückmeldung.

Dafür hab ich eine Lösung, mit der ich erst mal zufrieden bin und daher 
oben auch nicht näher drauf eingegangen bin:

Ich nehme als DAC einen PWM Pin und gebe das 0..5V-Signal auf einen OPV, 
der mit 10V betrieben wird und mit dem Faktor 2 verstärkt. Dahinter 
hängt ein Transistor, der das so weitergibt.

Hiermit erreiche ich mit einer hohen Dynamik die Temperaturen, die ich 
brauche (RT bis über 200 °C).

Vor dem Pt100 liegen damit maximal 10V an, die würde ich zwecks Messung 
mit einem hochohmigem Spannungsteiler halbieren und dann über einen ADC 
in den Mikrocontroller einlesen.

So gesehen war meine Formulierung oben etwas blöd: ich variiere zum 
Heizen die Spannung und der Strom ergibt sich daraus.

von MaWin (Gast)


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Bernhard S. schrieb:
> Eine Möglichkeit wäre aus meiner Sicht, den Widerstand zu beheizen und
> zusätzlich einen 1-Ohm Shunt in den Kreis einzubauen

Sicher. Du musst wissen, welche Spannung und welchen Strom du durch den 
Pt100 schickst, um seinen Widerstandswert ausrechnen zu können und damit 
dessen Temperatur zu erfahren.
Falls die Zuleitungen zu lang sind, musst du eine 4-Draht-Messung 
machen.

Auf PWM würde ich verzichten, sondern rein linear analog.

von Harald W. (wilhelms)


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Bernhard S. schrieb:

> für ein Projekt möchte ich einen temperaturabhängigen Widerstand (z.B.
> Pt100, ggf. auch ein anderer) als Heizung nutzen, indem ich schlicht
> Strom durchschicke.

Theoretisch geht das schon. Die hohe Genauigkeit eines PT100-Sensors
kannst Du so aber nicht nutzen. Nimm lieber einen normalen Wider-
standsdraht und nimm von dem eine Temperaturkurve auf.
Gruss
Harald

von Karl H. (kbuchegg)


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Irgendwie hab ich da trotzdem noch einen Knopf im Gehirn bei dem 
Konzept.

Wenn du den so bestromst, dann kannst du doch nur die Temperatur des 
PT100 feststellen. Da du den aber aktiv 'beheizt' hat seine Temperatur 
nichts mehr mit der Temperatur des zu beheizenden Gutes zu tun?

von Ulrich H. (lurchi)


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So abwegig ist die Anwendung nicht, etwa um damit einen Gasstrom zu 
messen. Man bestimmt dann nicht die Temperatur, sondern die Leistung, 
die nötig ist um die Solltemperatur zu halten. Das ist dann ein Maß für 
den Luftstrom. Das wird so ähnlich auch gemacht - etwa im Luftmassen 
Sensor im Auto, in der Luftstromüberwachung bei gewerblichen 
Staubsaugern oder im Pirani Vakuum-Sensor.

Das kann ggf. sogar bei der Temperatur noch genau sein - beim 
Differential Kalorimeter durchaus besser als 0,5 Grad bei der 
Temperatur, wenn auch da eher PT25 oder so. Es ist halt eine Frage der 
thermischen Kopplung und wie viel man da kompensieren kann.

Die Methode der Wahl wird wohl PWM zur Regelung sein, ein relativ 
schneller ADC und dann eine Brückenschaltung zur Auswertung. Je nach 
Bereich der Heizleistungen hilft ggf. auch eine 2. Stufe mit weniger 
Strom für die Messung. Bei Konstanter Temperatur ist auch der Widerstand 
konstant, zumindest so weit, dass die Regelung davon ausgehen kann. So 
genau, dass es auf ein paar Prozente ankommt sind die Regelparamter in 
der Regel sowieso nicht.

von Mike (Gast)


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Karl Heinz schrieb:
> Wenn du mehr Strom durch den PT100 jagen
> willst, dann bedeutet das, dass du mit der Spannung über dem PT100
> raufgehen musst. Das kannst du aber nicht beliebig hoch machen, denn am
> PT100 hängt ja auch der ADC vom µC.

Bei einer 4-Leiter Messung kann man an den Sense-Anschlüssen relativ 
hochohmig arbeiten. Da wird einem schon was als Schutz für den ADC 
einfallen. Ein simpler Widerstand, der den Strom durch die 
Eingangsschutzdiode begrenzt, könnte da schon reichen.

von Peter D. (peda)


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Bernhard S. schrieb:
> Hiermit erreiche ich mit einer hohen Dynamik die Temperaturen, die ich
> brauche (RT bis über 200 °C).

Im Datenblatt des PT100 steht die maximal zulässige Leistung.
200°C dürften eher nicht drin sein, ohne ihn zu überlasten.

Und wie schon gesagt wurde, Du mißt dann nur die Temperatur des 
Heizelements, aber nicht die des zu beheizenden Gutes.

von Ernst O. (ernstj)


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Schau mal hier auf Seite 12:
http://cds.linear.com/docs/en/datasheet/10134fd.pdfhttp://cds.linear.com/docs/en/datasheet/10134fd.pdf

Da ist ein Opamp mit einer "geköpften" Lampe so beschaltet, dass der 
Heizdraht eine konstante Temperatur hält. Vielleicht kannst du das 
adaptieren mit einem PT100 anstelle des Glühfadens?

von Amateur (Gast)


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Wie soll denn die Temperatur von der Temperatur unterschieden werden?

Zum einen willst Du den PT100 und natürlich seine Aufnahme und Umgebung 
aufheizen. Zum anderen willst Du mit ebendiesem PT100 die Temperatur 
messen.

Auf Grund des Aufwandes, einen PT100 zur Messung heranzuziehen, schließe 
ich mal, dass das Ganze genau werden soll...

von c-hater (Gast)


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Bernhard S. schrieb:

> Eine Alternative, die mir einfällt ist, eine Schaltung aufzubauen, die
> in kurzen Abständen zwischen Messen und Heizen umschaltet. Also zum
> Messen einen kleinen konstanten Messstrom liefert und zum Heizen dann
> auf den Heizstrom umschaltet. Das wäre sicher aufwändiger und ich  habe
> Zweifel, dass das so funktioniert.

Ich bin nicht sicher, ob das wirklich aufwendiger wäre, denn die Hälfte 
der Sache hast du ja sowieso schon drin: du willst die Heizleistung 
regeln, daß geht am einfachsten per PWM. PWM heißt nix anderes, als daß 
der Widerstand nur Teilzeit-Heizer ist. Da bietet sich ja förmlich an, 
ihn in seiner Freizeit zum Meßinstrument zu machen.

Nimmt man einen Timer mit zwei PWM-Kanälen, hat man eine einfache 
Möglichkeit, ein Steuersignal beliebiger Polarität für den Meßstrom 
bereitzustellen und das in beliebiger (aber kontrollierter) Phasenlage 
zum Heizzyklus.

Nimmt man weiterhin einen Timer, der in der Lage ist, die ADC zu 
triggern, hat man auch noch die Messung in einer festen Phasenlage zu 
einem der beiden PWM-Signale (sinnvollerweise natürlich dem für den 
Meßstrom).

D.h. in Summe: du brauchst außen nur noch zwei schaltbare Stromquellen 
für Heiz- und Meßstrom und mußt diese an die beiden PWM-Ausgänge tüdern 
und den Meßpunkt bzw. die Meßpunkte an einen oder zwei ADC-Eingänge. Der 
Rest ist Software. Einmaliges Setup von Timer und ADC und eine ISR für 
den ADC, die das Meßergebnis holt und einen Reglerlauf triggert. Ohne 
Regler sind das nur etwa 20 Zeilen Code.

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