Forum: Offtopic Stabilität einer Mauer, wenn man unten einen Stein auswechselt


von J. A. (gajk)


Lesenswert?

Klassischerweise baut man ja ein Gebäude so, dass man die Mauern macht 
und dann kommt eine Decke usw.

Wie ist es, wenn man aus einer Mauer einen Stein komplett rausmeiselt 
und dann einen neuen einzementiert: Hat die Mauer danach die gleiche 
Festigkeit?

Eine ähnliche Frage wäre, ob man eine Mauer stabiler macht, wenn man 
Fensteröffnungen nachträglich zumauert.

Es könnte ja sein, dass das nachträgliche Einmauern nach oben hin 
Zugkräfte statt Stützkräfte entwickelt, weil sich vielleicht der Beton 
beim Trocknen zusammenzieht.

von Bernd F. (metallfunk)


Lesenswert?

Dazu verwendet man einen speziellen Mörtel. Quellmörtel.

Der hat keine Schrumpfung.

Grüße Bernd

von J. A. (gajk)


Lesenswert?

Bernd Funk schrieb:
> Dazu verwendet man einen speziellen Mörtel. Quellmörtel.
>
> Der hat keine Schrumpfung.
>
> Grüße Bernd

Perfekt! Danke für den Tipp! Wenn du mal in München bist - lass dir von 
mir ein Bier ausgeben!

von Max M. (jens2001)


Lesenswert?

Bernd Funk schrieb:
> Dazu verwendet man einen speziellen Mörtel. Quellmörtel.
>
> Der hat keine Schrumpfung.
>
> Grüße Bernd

Das erzähl mal einem Maurer der grad dabei ist ein Loch zu zu mauern.
Der fällt vor lachen vom Gerüst!

von Kurt B. (kurt-b)


Lesenswert?

Max Mustermann schrieb:
> Bernd Funk schrieb:
>> Dazu verwendet man einen speziellen Mörtel. Quellmörtel.
>>
>> Der hat keine Schrumpfung.
>>
>> Grüße Bernd
>
> Das erzähl mal einem Maurer der grad dabei ist ein Loch zu zu mauern.
> Der fällt vor lachen vom Gerüst!

Löcher so weit oben sind nicht erlaubt.

 Kurt

von J. A. (gajk)


Lesenswert?

Max Mustermann schrieb:
> Bernd Funk schrieb:
>> Dazu verwendet man einen speziellen Mörtel. Quellmörtel.
>>
>> Der hat keine Schrumpfung.
>>
>> Grüße Bernd
>
> Das erzähl mal einem Maurer der grad dabei ist ein Loch zu zu mauern.
> Der fällt vor lachen vom Gerüst!

Leider. Dem zugemauerten Loch sieht man es ja nicht an, ob es stützt 
oder "hängt".

Es gab auch mal einen Spezialputz zum Wärmedämmen, dessen 
Dämmeigenschaften sehr kritisch von der Rührzeit abhingen 
(Forschungsprojekt). Im praktischen Einsatz ist so etwas kaum 
einsetzbar, da auf dem Bau viel nach 3 mal daumen geht und auf Details 
keine Rücksicht genommen wird.

Dementsprechend sah z. B. die Mauer hinter einer Holzverkleidung aus: 
Schlampig gesetzte Steine allenthalben, große Löcher und und und. Sieht 
ja keiner, eh wurscht.

von Jörg E. (jackfritt)


Lesenswert?

Bernd Funk schrieb:
> Dazu verwendet man einen speziellen Mörtel. Quellmörtel.
>
> Der hat keine Schrumpfung.
>
> Grüße Bernd

Ja genau, damit kann man nachträglich auch Rundbögen und ganze 
Kathedralen erstellen ;)

von J. A. (gajk)


Lesenswert?

Nun bin ich doch etwas ins Nachdenken gekommen wg. des Quellmörtels.

Dass er sich ausdehnt wie ein Montageschaum (vom Prinzip her) ist klar. 
Doch damit ich einen Druck nach oben bekomme, müsste ich doch links und 
rechts quassi "zuhalten" - sonst quillt der Mörtel doch einfach raus wie 
ein Hundehaufen unter dem Absatz...

Der Mörtel müsste also so beschaffen sein, dass er das Ausdehnen 
anfängt, wenn die äußere Form schon "getrocknet" ist und das Material 
dann noch mal an "Höhe" gewinnt. An die Materialforschung sicherlich 
eine große Herausforderung.

von Fabian F. (fabian_f55)


Lesenswert?

J. Ad. schrieb:

> Der Mörtel müsste also so beschaffen sein, dass er das Ausdehnen
> anfängt, wenn die äußere Form schon "getrocknet" ist und das Material
> dann noch mal an "Höhe" gewinnt. An die Materialforschung sicherlich
> eine große Herausforderung.

Ich glaub du überschätzt die Quellwirkung etwas. Quellmörtel dehnt sich 
rund 0,2mm aus der Fuge aus. Der heißt nur Quellmörtel weil er nicht 
schrumpft..

Wir haben mal einen Druchbruch für einen Heizkessel damit zugemauert. 
Geht wunderbar. Oben im Mauerwerk gabs keine Risse

von Bernd F. (metallfunk)


Lesenswert?

Halt.

Normaler Mörtel hat beim Abbinden eine Schrumpfung.
Das sind zwar nur Hundertstel oder Zehntel Millimeter.

Zum Befestigen von Stahlträgern im Mauerwerk ( Auflager ),
oder statisch relevanten Sachen ( wie dem Auswechseln von
Fundamentsteinen) nimmt man Quellmörtel.

Das muss man sich nicht wie Bauschaum vorstellen.
Dieser Mörtel quillt ein zehntel Millimeter. Gerade soviel,
dass wirklich Last übertragen wird.

So werden z. B. Stahlstützen auf Betonfundamenten mit
Gewindestangen verschraubt. Muttern unterhalb der Fußplatte
erlauben eine Feineinstellung.

Die volle Belastbarkeit wird mit Ausstopfen des Raumes zwischen
Fußplatte und Fundament mit Quellmörtel erreicht.

Bei der Verarbeitung merkt man keinen Unterschied zu normalem
Mörtel.

Grüße Bernd

: Bearbeitet durch User
von Bernd F. (metallfunk)


Lesenswert?

J. Ad. schrieb:

> Der Mörtel müsste also so beschaffen sein, dass er das Ausdehnen
> anfängt, wenn die äußere Form schon "getrocknet" ist und das Material
> dann noch mal an "Höhe" gewinnt. An die Materialforschung sicherlich
> eine große Herausforderung.

Nö, war wohl eher eine Zufallsentdeckung.

Diesen Mörtel kriegt man auch in jedem Baumarkt.

Wenn man ein Fenster zumauert, nimmt man ihn für die letzte Stein-
reihe. Ein Statiker schreibt das meist auch explizit vor, weiß
er doch um den recht beschränkten Wissenshorizont am Bau. :)

Grüße Bernd

: Bearbeitet durch User
von J. A. (gajk)


Lesenswert?

Bernd Funk schrieb:
> Halt.
>
> Normaler Mörtel hat beim Abbinden eine Schrumpfung.
> Das sind zwar nur Hundertstel oder Zehntel Millimeter.

Bezogen auf welche Dicke?

von Bernd F. (metallfunk)


Lesenswert?

J. Ad. schrieb:
> Bernd Funk schrieb:
>> Halt.
>>
>> Normaler Mörtel hat beim Abbinden eine Schrumpfung.
>> Das sind zwar nur Hundertstel oder Zehntel Millimeter.
>
> Bezogen auf welche Dicke?

Datenblatt?

Im normalen Bauleben spielt das doch keine Rolle, du fängst am
Fundament an und wenn die Zwischendecke kommt, sind ein paar
Zehntelmillimeter wurscht .


http://www.kaiser-baustoffwerke.de/PDF/TM910JUL2007.pdf


Grüße Bernd

: Bearbeitet durch User
von Jens G. (jensig)


Lesenswert?

@ J. Ad. (gajk)

>Klassischerweise baut man ja ein Gebäude so, dass man die Mauern macht
>und dann kommt eine Decke usw.

>Wie ist es, wenn man aus einer Mauer einen Stein komplett rausmeiselt
>und dann einen neuen einzementiert: Hat die Mauer danach die gleiche
>Festigkeit?

Ein einzelner Stein aus einer größeren Ansammlung von vermauerten 
Steinen bewirkt keine praktischen Einschränkungen. Man hat zwar damit 
eine Art Sollbruchstelle geschaffen, und die benachbarten Steine müssen 
die die jetzt fehlende Stützkraft übernehmen, aber da so eine Mauer 
bezüglich Festigkeit bei weitem nicht auf Kante genäht ist, hat man da 
genug Reserve. Die hält auch noch, wenn man eins/zwei Meter und mehr von 
der Steinreihe rausnimmt (der Mörtel sollte natürlich keine Festigkeit 
wie Pfefferkuchen haben).
Wenn der Stein aber wieder eingemauert wird, dann ist zumindest mit 
Quellmörtel keine Festigkeitseinbuße zu befürchten (selbst mit normalem 
Mörtel gibts eigentlich nix zu befürchten).

>Eine ähnliche Frage wäre, ob man eine Mauer stabiler macht, wenn man
>Fensteröffnungen nachträglich zumauert.

Sicher ist die dann stabiler. Ist ja schließlich mehr Material 
vorhanden, was Kräfte aufnehmen könnte. Wäre nur die Frage, ob es auch 
wirklich Sinn macht, die Fenster zu zu machen, nur um die Mauer etwas 
stabiler zu machen, obwohl eigentlich bis auf Ausnahmen nicht nötig.

>Es könnte ja sein, dass das nachträgliche Einmauern nach oben hin
>Zugkräfte statt Stützkräfte entwickelt, weil sich vielleicht der Beton
>beim Trocknen zusammenzieht.

Dann würde er reisen, bevor er richtig fest wird.
Auserdem ist es eigentlich ein bekannter Effekt, daß Material, welches 
unter innerer Spannung gehalten wird, sogar fester wirkt.

Grundsätzlich würde ich also sagen, daß man sich wegen einem Steinchen 
keinerlei Sorgen machen muß, so daß es bei solchen Dingen nicht auf 
Quellmörtel ankommt.

von Bernd F. (metallfunk)


Lesenswert?

Hallo Jens,

ich muss dir rechtgeben, meist wird es wurscht sein, ob ich
normalen oder Quellmörtel nehme.

Nicht ganz egal sind einem spätere Putzrisse ( Innen und Außen) .

Die lassen sich durch gekonnten Einsatz verfügbarer Mittel min-
imieren.

Grüße Bernd

von B. O. (t_65)


Lesenswert?

Bernd Funk schrieb:
> Nicht ganz egal sind einem spätere Putzrisse ( Innen und Außen) .
>
> Die lassen sich durch gekonnten Einsatz verfügbarer Mittel min-
> imieren.

Ein übliches Mittel ist, das Mauerwerk gründlich aushärten/austrocknen 
zu lassen, bevor man den Putz aufträgt.
;-)

von Bernd F. (metallfunk)


Lesenswert?

B. Obachter schrieb:
> Bernd Funk schrieb:
>> Nicht ganz egal sind einem spätere Putzrisse ( Innen und Außen) .
>>
>> Die lassen sich durch gekonnten Einsatz verfügbarer Mittel min-
>> imieren.
>
> Ein übliches Mittel ist, das Mauerwerk gründlich aushärten/austrocknen
> zu lassen, bevor man den Putz aufträgt.
> ;-)

Zu einfach gedacht.

Wir hier:( Südpfalz), haben 20- 30 leichte Erdbeben/ Jahr.
Alle 5- 10 Jahre ein Mittleres. ( 3-5 Richter )
( Alle 500 Jahre ein Starkes, mehr als 10 )

Stabilität bei Umbauten ist durchaus nicht nur ein kosmetisches
( Putzrisse) Problem.

Grüße Bernd

von J. A. (gajk)


Lesenswert?

Bernd Funk schrieb:

> Im normalen Bauleben spielt das doch keine Rolle, du fängst am
> Fundament an und wenn die Zwischendecke kommt, sind ein paar
> Zehntelmillimeter wurscht .

Ich habe wohl selber eine "Bausünde" begangen. Da ich mit einem 
Schrumpfeffekt von normalem Mörtel /Kleber gerechnet habe, habe ich 
darauf geachtet, dass die Mörtel/Kleberschicht nur wenige mm hatte.

von Jens G. (jensig)


Lesenswert?

>Nicht ganz egal sind einem spätere Putzrisse ( Innen und Außen) .

Ja, aber nicht wegen ein paar Ziegel, die man da entfernt.

: Bearbeitet durch User
von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

Man darf eben nicht immer auf den Putz hauen wollen...
;-)

MfG Paul

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.