In einem von unserem Konzern inzwischen abgespaltenen Unternehmensteil, der zwar noch auf dem Gelände ist, aber zu einer anderen Firma gehört, gibt es interessante Vorgänge: Durch die geplante Verschmelzung dieser Geschäftseinheit mit dem neuen headquarter wird es weniger Arbeitsplätte geben, ausserdem sollen von denen einige verlagert werden, was dazu führen soll, dass der Standort 20% der MA verlieren wird. Dies hat dazu geführt, dass sich einige Mitarbeiter schon nach Alternativen umgesehen haben und so sind einige zu uns gekommen. Für viele aber heisst es wohl Abschied nehmen oder umziehen. Soweit ein normaler Vorgang. Was ich ganz und garnicht normal finde, ist, dass die Firma das auch noch beschleunigt, indem sie Mitarbeitern einen Aufhebungsvertrag anbietet, bei gleichzeitiger Weiterbeschäftigung als Externer. Das haben immer mehr angenommen und so laufen jetzt viele ehemalige Kollegen mit gelben Ausweisen herum, die sozusagen eine Art Judensternfunktion haben und sie deutlich sichtbar als Externe ausweisen. Praktisch sitzen sie gewissermassen in Abschiebehaft, was ihnen nichts auszumachen scheint, weil sie sich ohnehin was anderes suchen werden, wie man hört. Jetzt frage ich mich natürlich, welche Zwecke die Firma damit beabsichtigt, vorab massenhaft Leute in Externe zu verwandeln? Mein Verdacht: Man möchte ganze Abteilungen leerräumen, gibt den Benötigten einen gelben Ausweis, um dann die Abeiltung formell schließen- und die anderen, nicht mehr Benötigten einfacher rauswerfen zu können. Laut einem Bekannten hier im Betriebsrat ist es nämlich so, dass der Betriebsrat nichts dagegen machen kann, wenn eine Abteilung komplett geschlossen wird. Dann gibt es auch für die Mitarbeiter nichtmal eine Abfindung, wie er meinte. Um bei den Farben der Ausweise zu bleiben, wäre das dann die rote Karte: die dürften nur noch als Besucher aufs Gelände.
kleines Rädchen schrieb: > die sozusagen eine Art Judensternfunktion haben Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich.
kleines Rädchen schrieb: > Jetzt frage ich mich natürlich, welche Zwecke die Firma damit > beabsichtigt, vorab massenhaft Leute in Externe zu verwandeln? Externe können (fast) jederzeit ohne Nennung von Gründe und ohne Absprache mit dem Betriebsrat abgemeldet werden. Ganz einfach, danke für Ihre Mitarbeit und Tschüsss - ohne Abfindung.
Ich schrieb: > ohne Abfindung. Das ist der Hauptgrund. Deshalb nie einen Aufhebungsvertrag unterschreiben.
Dieses Vorgehen erleichtert die Planung. Man muss sich nicht mehr um die Auslastung von Personal kuemmern, sondern kauft Dienstleistungen zu einem Projekt ein. Externe laufen ueber eine andere Kostenstelle, uber ein anderes Budget. Also nicht ueber Personal, sondern ueber Dienstleistungen. Dienstleistungen zu einem Projekt. Da sind andere Bedingungen dran. Wenn das Projekt gekuebelt wird, sind die Dienstleistungen nicht mehr noetig. Es haengt kein Sozialplan dran.
Du bist offensichtlich in einer Firma, die auf ihren guten Ruf achtet. Soll die Belegschaft reduziert werden, so geschieht dies normalerweise nicht in einem Ruck, sondern in mehreren Stufen. 1. Stufe: Gerüchte und Halbwahrheiten schaffen ein mulmiges Gefühl. Alle die ungebunden sind, oder keine besondere Beziehung zum Betrieb aufgebaut haben, schauen sich nach einem neuen Arbeitgeber um. Die, nach eigener Einschätzung guten, sogar im Zielbetrieb. 2. Stufe: Halbzwang. Hier werden mehr oder weniger gute Angebote verteilt, den Arbeitgeber zu wechseln. Oft ist das auch die Zeit, in der sehr viele Abmahnungen ausgeteilt werden. Die Gerüchte nehmen zu. Das Minimum bei einem neuer Arbeitsvertag ist, Du bist neu im Betrieb. Hinzu kommt noch oft eine Schlechterstellung. 3. Stufe: Jetzt wird es happig. Nein, wir wollen Sie nicht entlassen. Aber wir bieten Ihnen eine Stelle bei einem externen Dienstleister an. Wie Sie sicher sehen können, haben wir auch wirklich keine Arbeit. Dafür gibt es auch sehr gut funktionierende Verfahren. Der Sinn der Sache ist der: Es werden keine oder fast keine Mitarbeiter entlassen. Beim ursprünglichen Arbeitgeber. Die direkte Ausgliederung in eine neue Firma, bei unveränderten Arbeitsverhältnissen war einig Zeit die Spezialität einer großen Bank - die mit der Elektrofiliale. Die ausgegliederte Firma war natürlich zu keinem Zeitpunkt überlebensfähig. Aber am Ende war es ja eine fremde Firma.
> ... die sozusagen eine Art Judensternfunktion haben ...
Unsäglicher Vergleich oder werden die Mitarbeiter in ein KZ gesteckt und
totgeschlagen?
Fränk schrieb: > Klingt nach Elektrokonzern mit großer Tradition?! Das ist nicht nur beim großen S so üblich.
Wie man wieder sieht sind Großkonzerne halt die tollsten Arbeitgeber.
Klar. Das ist wie mit gutaussehenden Frauen. Die sind natürlich weniger treu, da ja jederzeit neuer Nachschub zur Verfügung steht. Durschnittliche Frauen überlegen sich eine "Entlassung" vorher.
Udo Schmitt schrieb: > Wie man wieder sieht sind Großkonzerne halt die tollsten > Arbeitgeber. Die Kleinen schmeißen die Mitarbeiter halt gleich raus, das ist natürlich so viel besser.
Flatulenzius schrieb: > Deshalb nie einen Aufhebungsvertrag unterschreiben. Bei betriebsbedingter Kündigung dürfte der kaum noch angeboten werden.
> Unsäglicher Vergleich oder werden die Mitarbeiter in ein KZ gesteckt und > totgeschlagen? KZ = Kompetenz-Zentrum
Linker schrieb: > KZ = Kompetenz-Zentrum Dieser Begriff scheint um sich zu greifen. Auch bei uns haben sie vor einiger Zeit die Einzelbereiche in sogenannte "KZs" umbenannt und die Witze in der Firma über den Begriff waren dieselben. Praktisch bedeutet es, dass jedes dieser KZs für sich selber verantwortlich ist und auch selber bilanziert, wodurch jetzt das Gerangel um die Kosten begonnen hat. Jeder will nur noch die Foschungsbudgets haben und keine Arbeit mehr leisten, weil die ja Kosten verursacht. Also schieben sie sich die Arbeit gegenseitig zu und jeder macht das Nötigste! Eine Schande, was da momentan läeuft. Die Firma geht wahrscheinlich früher oder später unter.
kleines Rädchen schrieb: > Was ich ganz und garnicht normal finde, ist, dass die Firma das auch > noch beschleunigt, indem sie Mitarbeitern einen Aufhebungsvertrag > anbietet, bei gleichzeitiger Weiterbeschäftigung als Externer. Sehe ich bei uns auch. Komisch aber wahr: Man bereitet sich so auf das endgültige Schliessen einer Abteilung vor. Das ist billiger, als 50 Leute mit Abfindungen auszustatten.
Faszinierend. Ich könnte mir vorstellen, daß bei sofortiger Weiterbeschäftigung als Externer die Aufhebung vielleicht keinen Bestand hat?
Helge A. schrieb: > Faszinierend. Ich könnte mir vorstellen, daß bei sofortiger > Weiterbeschäftigung als Externer die Aufhebung vielleicht keinen Bestand > hat? Interessante Überlegung, aber die werden ja nicht weiterbeschäftigt sondern beauftragt.
Klaro schrieb: > Bei betriebsbedingter Kündigung dürfte der kaum noch angeboten werden. Nicht alles, was so gemeint war, ist auch eine. Gerade Firmen brauchen verlässliche Planungssicherheit und "betriebsbedingt" geht da manchmal schief und dann wirds teuer. Da geht der Verteilungskampf dann munter weiter. Leider kann dadurch so manche Existenz ruiniert werden.
Bayer schrieb: > Also schieben sie sich die > Arbeit gegenseitig zu und jeder macht das Nötigste! Eine Schande, was da > momentan läeuft. Die Firma geht wahrscheinlich früher oder später unter. Nicht-Kooperatives Verhalten wird gefördert! Mehr sag ich halt nicht.
Gibt es einen Grund, dass dieser Thread nach 6 Monaten wieder ausgegraben wird?
> Gibt es einen Grund, dass dieser Thread nach 6 Monaten wieder > ausgegraben wird? das Sommerloch mit der Urlaubspause steht bevor, da kommen manche Leute wieder auf seltsame Gedanken? Bzgl. finito Massenabfindungen aber dafür Rauswurf / Kündigung, da kann man also den Globalplayer und Großkonzern für die damals durchgezogenen Entlassungs-Maßnahmen aus heutiger Sicht sogar Loben? Personalprobleme sind wohl so ziemlich die kompliziertesten weltweit! Aber mal dazu > Jeder will nur noch die Foschungsbudgets haben und keine Arbeit mehr > leisten, weil die ja Kosten verursacht. Also schieben sie sich die > Arbeit gegenseitig zu und jeder macht das Nötigste! das kann ich nicht so ganz verstehen, mit Produktion = Arbeit > Schaffung von Werten und Bodenständigkeit hat das wohl gar nichts mehr zu tun? > Eine Schande, was da momentan läeuft. Die Firma geht wahrscheinlich früher > oder später unter. mit solchen Typen und Einstellungen wundert es eigentl. dass sie so noch besteht! Wahrscheinl. alles keine älteren Semester in der Führung?
Marx W. schrieb: > Nicht-Kooperatives Verhalten wird gefördert! Das ist die richtige Wertung der Situation.
Jemand schrieb: >> Eine Schande, was da momentan läeuft. Die Firma geht wahrscheinlich früher > > oder später unter. Eventuell doch zur "Klitsche" wechseln? Für die Hälfte des Gehalts, aber dafür vernünftiger Behandlung, netten Kollegen und guter Work-Life-Balance? Und sinnvollen Tätigkeiten, die tatsächlich zur Wertschöpfung beitragen? Einfach mal darüber nachdenken. 35h und Tarif sind nicht alles.
Großkonzern schrieb: > Udo Schmitt schrieb: >> Wie man wieder sieht sind Großkonzerne halt die tollsten >> Arbeitgeber. > > Die Kleinen schmeißen die Mitarbeiter halt gleich raus, das ist > natürlich so viel besser. Immerhin ehrlicher.
Niemand schrieb: > Einfach mal darüber nachdenken Woher hast Du die Erkenntnis, dass es bei kleineren Firmen ruhiger zuginge?
Wenn ich als Selbständiger nur für einen Auftraggeber tätig bin könnte ja der Verdacht der Scheinselbständigkeit auftauchen - mit allen Konsequenzen, inbesondere auch für die Firma, für die ich tätig bin. Da sollte man doch mal weiterdenken und auch für solche aus dem Nichts geschaffenen Pseudo-Firmen zwecks Dezimierung der Mitarbeiterschaft bzw. Weiterführung bei schlechterer Bezahleung auch mal so eine "Schein"-Unternehmenstätigkeit einführen: Eine Firma, die nur eine einzige Firma als Auftraggeber hat, sollte an deren Sozial- und Arbeitnehmerregeln gebunden sein. Dann wäre Schluß mit diesem unsäglichen Ausgliedern, Billigmachen etc. , was als Nebeneffekt nur wieder noch einen Geschäftsführer nebst Sekretariat und Buchhaltung, Firmenwägen und und und hervorbringt und keine wertschöpfende Substanz hat.
Mark Brandis schrieb: > kleines Rädchen schrieb: >> die sozusagen eine Art Judensternfunktion haben > > Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Oh, ein Threat bei dem sich der Deutsche schuldig fühlen muss :-) Trifft mich zum Glück nicht! :-D
Jemand schrieb: > zgl. finito Massenabfindungen aber dafür Rauswurf / Kündigung, da kann > man also den Globalplayer und Großkonzern für die damals durchgezogenen > Entlassungs-Maßnahmen aus heutiger Sicht sogar Loben? Wieso?
J. A. schrieb: > Wenn ich als Selbständiger nur für einen Auftraggeber tätig bin könnte > ja der Verdacht der Scheinselbständigkeit auftauchen - mit allen > Konsequenzen, inbesondere auch für die Firma, für die ich tätig bin. Das passiert so schnell nicht. Man darf eben nicht starten und nur für einen tätig sein. Zwischendrin, in einer langen Periode der Selbständigkeit ist es kein Problem, mal 2-3 Jahre für einen tätig zu werden.
Rolf S. schrieb: > Das passiert so schnell nicht. Man darf eben nicht starten und nur für > einen tätig sein. Zwischendrin, in einer langen Periode der > Selbständigkeit ist es kein Problem, mal 2-3 Jahre für einen tätig zu > werden. Blödsinn! Wenn man sich selbständig macht hat man selten gleich eine Stange Kunden. Gerade da gibt es eine Kulanzzeit!
Frager (Gast) Jemand schrieb: >> zgl. finito Massenabfindungen aber dafür Rauswurf / Kündigung, da kann >> man also den Globalplayer und Großkonzern für die damals durchgezogenen >> Entlassungs-Maßnahmen aus heutiger Sicht sogar Loben? > Wieso? wenn dir der dahinter liegende Sachverhalt zu einer "Volks"-Aktie nichts sagt, ist das mehr als schwierig neutral zu erklären. Beim Globalplayer und immer noch Großkonzern wurden damals satte Abfindungen als Anreiz zum Gehen gezahlt. Das hat aber viele (Beamte) nicht davon abgehalten noch länger dazubleiben. Heute wird das alles anders und viel billiger u.v.a. rigoroser gehandhabt. es geht auch ohne BWL meinte > Gerade da gibt es eine Kulanzzeit! und wovon träumst du des Nachts? Kulanzzeit, wenn das mehr als 3 Monate so läuft ist damit Ende > Ausstieg aus einer Firma und Weiterbeschäftigung als externer Selbständiger. Da kommt dann höchstens die Bearbeitungszeit beim Amt entschärfend dazu, mehr aber nicht.
es geht auch ohne BWL schrieb: > Blödsinn! Nicht jeder Satz, den Du nicht richtig verstanden hast, ist Blödsinn. Spare Dir die Beleidigungen am Beginn Deiner Argumentation, dann nimmt Dich auch jemand ernst. Zeige uns mal den Paragraphen mit der Karrenz!
Hallo wenn ich mir das durchlese bin ich froh im Öffentlichen Dienst zu arbeiten: Zwar leicht unterdurchschnittliche Bezahlung, aber überdurchschnittliche Arbeitsplatzsicherheit und der Arbeitsdruck (die Arbeitsbedingungen) ist sind meistens wesentlich humaner als bei den besser zahlen Großkonzernen die nur auf Gewinnmaximierung aus sind, und meinen mit China (aber da wachen die Arbeiter und Angestellten auch langsam auf) oder Indien mithalten zu müssen. Stress und Druck kommen vor sind aber kein Dauerzustand. Natürlich weniger was für Karrierehengste und Stuten die auf jeden Fall aufsteigen wollen und es geil finden >>5kEuro/Monat überwiesen zu bekommen, aber die Möglichkeiten die dieses bietet Geld nicht ausnutzen können da sie täglich deutlich mehr als 12 Stunden Lebenszeit für die Arbeit vernichten müssen, und möglichst auch noch rund um die Uhr erreichbar sein sollen damit jedes Problemchen am besten direkt abgearbeitet wird. Irgendwas ist krank an unseren (eigentlich sogar das Weltweite) Wirtschaftssystem und den Umgang mit der letztendlich doch arg beschränkten Lebenszeit... ÖD
ÖD schrieb: > bin ich froh im Öffentlichen Dienst zu > arbeiten Ja genau, der Meister der Zeitverträge und Befristung! Toll! Glückwunsch!
Jemin K. schrieb: > Ja genau, der Meister der Zeitverträge und Befristung! Toll! > Glückwunsch! ... und der Versorgungsposten für die unterhaltspflichtige Ex, politischen Nachwuchs, Sippenversorgung und sonstige Parteibuchinhaber!
Oder einfach nur fest eingestellter Arbeiter. Vorurteile, Verallgemeinerungen, Unwissenheit? Überall nur nicht hier im µC.net.... ÖD
Rolf S. schrieb: > Nicht jeder Satz, den Du nicht richtig verstanden hast, ist Blödsinn. > Spare Dir die Beleidigungen am Beginn Deiner Argumentation, dann nimmt > Dich auch jemand ernst. > > Zeige uns mal den Paragraphen mit der Karrenz! Was soll denn das? Fass Dich mal an die eigene Nase mit "Beleidigungen!" Ich spreche zumindest aus Erfahrung - und logisch ist das obendrein; hast Du denn einen Paragraphen mit Deiner Behauptung "Man darf eben nicht starten und nur für einen tätig sein."? Ich bleibe dabei: Das Finanzamt prüft erst nach einer angemessenen Zeit (und das sind nicht nur ein paar Monate!), ob eine Scheinselbständigkeit vorliegt und nicht zu Beginn! Aber meine Sätze verstehst Du offenbar wirklich nicht. Ich hingegen Deine schon! Gute Besserung!
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