Forum: PC Hard- und Software Während einem Download extrem langsames Internet


von Max M. (jack123)


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Man mag meinen, es sei normal das dass Internet langsam ist wenn gerade 
ein Download mit voller Auslastung der Bandbreite läuft, aber dass ist 
es nicht!

Vielleicht könnt ihr mir weiter helfen, nachdem ich in einem anderen 
Forum anscheinend niemandem klar machen konnte das es sich um kein 
normales Verhalten handelt.

Folgendes: Wenn auf meinem Linux (Arch Linux) ein Download mit voller 
Auslastung läuft, dann wird das Internet extrem langsam, z.B. wenn ich 
im Browser eine Webseite öffnen will dauerte es viele Sekunden bis sich 
was tut.
Auch der Windows Rechner, der an den gleichen Router wie mein Linux 
Rechner angeschlossen ist, hat ebenfalls in dem Moment ein extrem 
langsames Internet.

Man beachte:
1. Das war vorher nicht so, dass bei einem Download voller Auslastung 
das Internet langsamer wird ist logisch, aber so extrem war es noch nie.
2. Boote ich auf dem selben Rechner mit Windows statt mit Linux und und 
lasse  den selben Download mit voller Auslastung laufen, gibt es das 
Problem nicht!

Es liegt offensichtlich an meinem Linux. Irgendwas hat sich da getan. Es 
scheint so, als hätte Linux irgendwie eine besondere Priorität für die 
Bandbreite erhalten.
Läuft erst einmal ein Download in Firefox oder Chromium, bekommen nicht 
mal andere Anwendungen in Linux eine faire Bandbreite zugeteilt, alles 
andere ist dann extrem benachteiligt.

Leider weiß ich nicht wie man ein solches Verhalten konfigurieren kann, 
habt ihr etwas, was mir weiter helfen kann?

von Läubi .. (laeubi) Benutzerseite


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Um was für Downloads dreht es sich denn? Hast du überhaupt einen Router 
der QoS unterstützt und was ist dort aktiviert?

von Max M. (jack123)


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Ganz normale Browser Downloads.
Am Router hat sich nichts geändert und es läuft ja auch problemlos mit 
den Windows Rechnern.
Nur bei Linux machen die Downloads Probleme.

von verwirrt (Gast)


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Max M. schrieb:
> Es liegt offensichtlich an meinem Linux. Irgendwas hat sich da getan. Es
> scheint so, als hätte Linux irgendwie eine besondere Priorität für die
> Bandbreite erhalten.
> Läuft erst einmal ein Download in Firefox oder Chromium, bekommen nicht
> mal andere Anwendungen in Linux eine faire Bandbreite zugeteilt, alles
> andere ist dann extrem benachteiligt.

Versuch den selben test mal mit wget.
Ansonsten kannst du ja mal Firefox, Chromium und was du sonst an 
Browsern nutzt runterwerfen und neu installieren.
Vielleicht löst das dein problem schon.

von (prx) A. K. (prx)


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Das könnte weniger mit der Bandbreite als mit der Latenz zu tun haben. 
Deine Seite hat bei der Bandbreite nur begrenzt mitzureden, da beim 
Download der Upstream irrelevant ist und das Queueing im Downstream eher 
vom Server und dem Router deines Providers bestimmt wird. QoS betrifft 
eher VoIP parallel zum Download.

Ping mal einen externen Server an, während solch ein Download läuft. In 
Linux wie in Windows (z.B. ping www.mikrocontroller.net). Wenn sich da 
ein erheblicher Unterschied ergibt, also Linux viel gösser als Windows 
ausfällt, dann ist das der Grund. Die Client-Server Interaktion dauert 
dann zu lang und das bremst Webseiten aus zig bis hunderten Elementen 
erheblich. Könnte dann eine Folge deutlich unterschiedlicher TCP-Windows 
sein.

: Bearbeitet durch User
von Frank (Gast)


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Du kannst das Verhalten mit Einstellungen im Router beeinflussen, 
allerdings nur, sofern fürs Surfen und Downloaden verschiedene 
Protokolle, Ports oder Quellen verwendet werden. Das Schlüsselwort nennt 
sich "Priorisierung", hat entfernt was mit "QOS" zu tun ...

von (prx) A. K. (prx)


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Frank schrieb:
> Das Schlüsselwort nennt
> sich "Priorisierung", hat entfernt was mit "QOS" zu tun ...

Dein Router definiert nur, was mit den Frames passiert, die er 
raussendet. Was mit den eingehenden Frames passiert, die er von der 
bösen Aussenwelt erhält, definiert die Gegenseite. Dummerweise geht es 
hier um die eingehenden Frames.

von Max M. (jens2001)


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A. K. schrieb:
> Frank schrieb:
>> Das Schlüsselwort nennt
>> sich "Priorisierung", hat entfernt was mit "QOS" zu tun ...
>
> Dein Router definiert nur, was mit den Frames passiert, die er
> raussendet. Was mit den eingehenden Frames passiert, die er von der
> bösen Aussenwelt erhält, definiert die Gegenseite. Dummerweise geht es
> hier um die eingehenden Frames.

Der UPLINK ist schon wichtig!

Der Empänger eines eines TCP-Frames muß dem Absender den Empfang nämlich 
mit einem ACK-Frame quittieren. Tut er das nicht innerhalb einer 
gewissen Zeitspanne so hört der Sender auf neue Frames zu senden und der 
Download kommt ins stocken.Wen nun mehrere Clients gleichzeitig 
Downloads laufen haben kann es u.U. dazu kommen das einer den Uplink mit 
seinen ACK zustopft und der Andere keine Daten mehr vom erhält.

Schön wäre darum zu wissen was das für eine INet-Verbindung ist und was 
das für ein Router ist.

von (prx) A. K. (prx)


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Max Mustermann schrieb:
> Der UPLINK ist schon wichtig!

Du beziehst dich auf das klassische Problem des absaufenden Downlinks 
bei verstopftem Uplink. Weshalb es sich lohnt, im Uplink ACK Frames zu 
priorisieren.

Hier geht es aber um einen unbedienbaren Browser bei parallel laufendem 
Download. Da ist der Downlink verstopft, der Uplink aber nur schwach 
belastet. Priorisierung auf dem Uplink bringt folglich nichts.

: Bearbeitet durch User
von Max M. (jens2001)


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A. K. schrieb:
> Da ist der Downlink verstopft, der Uplink aber nur schwach
> belastet.

Woher beziehst du diese Gewissheit?
Ich lese nichts über die Art der INet-Verbindung.

von (prx) A. K. (prx)


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Max Mustermann schrieb:
> Woher beziehst du diese Gewissheit?

Aus seiner Beschreibung, in der nichts über Uploads steht. Kann 
natürlich sein, dass sein Linux klammheimlich sein ganzes Fotoarchiv 
zwecks Begutachtung zum BKA transferiert und deshalb das Uplink zu ist, 
während in Windows die Leitung frei ist. ;-)

> Ich lese nichts über die Art der INet-Verbindung.

Half-Duplex Verbindungen sind etwas aus der Mode gekommen und UUCP habe 
ich auch schon länger nicht mehr gesehen. Die Belegung des Uplinks durch 
TCP-Downloads ist jedenfalls überschaubar.

: Bearbeitet durch User
von Max M. (jens2001)


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A. K. schrieb:
> Half-Duplex Verbindungen sind etwas aus der Mode gekommen und UUCP habe

Ich binn mal von DSL-irgendwas ausgegangen.
Aber da macht der TO ja ein Geheimnis draus.

von (prx) A. K. (prx)


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Max Mustermann schrieb:
> Ich binn mal von DSL-irgendwas ausgegangen.

Für die Frage dürfte es egal sein, ob DSL oder Kabel.

von Max M. (jack123)


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A. K. schrieb:
> Das könnte weniger mit der Bandbreite als mit der Latenz zu tun haben.

Gut erkannt!

Hier der Ping Test auf www.mikrocontroller.net:

Linux
Ohne Download, vier Ping Packete:
21.7 ms
23.2 ms
22.0 ms
22.3 ms

Linux
Mit Download:
1990 ms
1577 ms
1649 ms
1683 ms


Windows
Ohne Download, vier Ping Packete:
22 ms
23 ms
24 ms
24 ms

Windows
Mit Download:
45 ms
53 ms
47 ms
63 ms



Krasse Unterschiede, nur voran liegt das??

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Vielleicht hilft dir das hier: 
http://en.wikipedia.org/wiki/TCP_window_scale_option
Also probier mal aus, was dabei rauskommt, wenn du das bei dem System 
mit dem Download abschaltest.

: Bearbeitet durch User
von Max M. (jack123)


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A. K. schrieb:
> Vielleicht hilft dir das hier:
> http://en.wikipedia.org/wiki/TCP_window_scale_option
> Also probier mal aus, was dabei rauskommt, wenn du das bei dem System
> mit dem Download abschaltest.

Tatsächlich. Die Deaktivierung mit
sysctl -w "net.ipv4.tcp_window_scaling=0"

hat das Problem nun behoben, die Ping Werte sind wieder normal.

War vielleicht der Wert für diese TCP window scale falsch eingestellt 
bzw. habe ich ein Nachteil durch die Deaktivierung?

von (prx) A. K. (prx)


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Max M. schrieb:
> habe ich ein Nachteil durch die Deaktivierung?

Bei langer Leitung (Laufzeit, nicht Meter) könnte der Download 
verlangsamt werden. Ohne Scaling ist nämlich die Speicherkapazität der 
Strecke zwischen Server und deinem PC auf 64KB begrenzt, also das 
Produkt aus Durchsatz und Laufzeit.

Wie du hier sehen kannst ist eine automatische Optimierung einer TCP 
Strecke nicht ganz so einfach.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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von (prx) A. K. (prx)


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Nützliches Tool zur Netzwerkanalyse. Ggf. Info lesen, die sammeln damit 
natürlich auch Daten zur weltweiten Netzwerkqualität:
http://netalyzr.icsi.berkeley.edu/

von Udo S. (urschmitt)


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Vielen Dank A.K.
wieder was gelernt :-)
Mfg Udo

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