Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Profis und Arduinos


von Sina A. (sinapse)


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Hallo,

mal sehen, ob ich diese Frage stellen kann ohne einen Glaubenskrieg 
auszulösen ;)

Mich interessiert, ob jemand, der beruflich Mikrocontroller 
programmiert, sich die Zeit genommen hat, aus welchen Gründen auch 
immer, sich die Arduinos tiefergreifend anzuschauen (sagen wir mal mehr 
als 3Monate Arduino programmiererfahrung).

Von solchen Personen würde ich gerne eine Meinung einholen zu:

- Allgemeine Einschätzung, ob oder für welche Art von Projekten, so 
etwas auch im Berufsleben eingesetzt werden kann (z.B. Kunde brauch nur 
Kasten mit 1xSensor drin und USB Anschluss zum Auslesen... und davon 
50Stück)

- Ab wann lohnt sich ein Arduino nicht mehr und warum? (ab welcher 
Projektgröße? Verfügbarkeit von libs? Stabilität von Libs?)

- Beruhen die libs alle auf Polling (also keine IRQs) oder wie erfüllen 
die ansonsten das Versprechen einer einfachen Programmierung?


lg

von Philipp K. (philipp_k59)


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Naja hab zwar keine ahnung davon aber ein Arduino ist ja nur ein 
Anfänger Developer Board mit Uart Bootloader für den Upload und eine 
hilfreich angepasste Programmierumgebung.

Am Ende passiert ja das gleiche an den ausgängen des chips, egal welche 
IDE, Board oder Uploadlösung man bevorzugt.

Man kann jetzt:

1. Die Eclipse IDE als AVR-C Editor verwenden und die Programme mit Uart 
auf ein Arduino Board uploaden.

2. Auf der Arduino IDE Programmieren und mit einem originalem ISP 
Programmer einen Standalone AVR mit 5 Bauteilen auf einer Platine 
flashen.

3. Einen neuen Standalone AVR mit einem UART Bootloader versehen, 
Programmieren mit was Du willst und per UART Deine Programme hochladen.

: Bearbeitet durch User
von c-hater (Gast)


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sina anargo schrieb:

> mal sehen, ob ich diese Frage stellen kann ohne einen Glaubenskrieg
> auszulösen ;)

Sicher nicht.

> Mich interessiert, ob jemand, der beruflich Mikrocontroller
> programmiert, sich die Zeit genommen hat, aus welchen Gründen auch
> immer, sich die Arduinos tiefergreifend anzuschauen (sagen wir mal mehr
> als 3Monate Arduino programmiererfahrung).

Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Um sich einen Überblick über 
die Möglichkeiten und Grenzen der Arduino-Architektur zu verschaffen, 
braucht man keine 3 Monate Arduino-Programmiererfahrung. Man muß einfach 
nur C++ und Lesen können und ein paar Schaltpläne begutachten.

Wenn man schon beim Lesen des Basiscodes kichernd den Editor schließt 
(für professionelle Programmierer abseits des Arduino-Ökosystems der 
Regelfall), dann war's das, dann kommt es niemals zu den 3 Monaten 
Arduino-Programmiererfahrung.
D.h.: schon deine Vorgabe schließt alle Leute von der Meinungsäußerung 
aus, die a) Ahnung haben und b) nicht an den Arduino-DAUs verdienen.

Das ist ein typischer Weg, um das Ergebnis von Meinungsumfragen/Studien 
vorab festzulegen, man schließt einfach die aus, die wirklich Ahnung von 
der Sache haben und denen das Ergebnis der Studie/Meinungsumfrage 
eigentlich Wurscht ist.
Was bleibt, sind die unwissenden Fanboys und die Leute, für die ein 
bestimmtes Ergebnis der Studie/Meinungsumfrage bares Geld bedeutet.

Was mag da wohl bei herauskommen...

von Miu (Gast)


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Bei uns würde ein Arduino oder gleichwertige Produkte schon auf Grund 
der nicht gewährleisteten Verfügbarkeit scheitern.

von mn (Gast)


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Jehova!

von Sina A. (sinapse)


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Es sind halt so dinge wie das Ethernetshield vom Arduino... da denke 
ich, ich würde das nicht mal so eben hinzaubern einen uC internetfähig 
zu machen. ich habe halt die vermutung, dass arduinos fuer kleinserien 
sehr interessant sein koennten. und da wollt ich gerne wissen, wo die 
grenzen von diesen arduinos liegen...

von Markus (Gast)


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Hi,

sina anargo schrieb:
> - Beruhen die libs alle auf Polling (also keine IRQs) oder wie erfüllen
> die ansonsten das Versprechen einer einfachen Programmierung?

such halt mal nach "isr(" in den Lib-Sourcen (IDE/hardware). Da findet 
sich einiges.
In einer Arduino-Library (das sind alles eher nur Treiber) Interrupts zu 
verwenden, bedeutet nicht automatisch, daß diese umständlich oder 
aufwendig zu benutzen wäre.

Grüße, Markus

von Scelumbro (Gast)


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sina anargo schrieb:
> Es sind halt so dinge wie das Ethernetshield vom Arduino... da
> denke ich, ich würde das nicht mal so eben hinzaubern einen uC
> internetfähig zu machen. ich habe halt die vermutung, dass arduinos fuer
> kleinserien sehr interessant sein koennten. und da wollt ich gerne
> wissen, wo die grenzen von diesen arduinos liegen...

Ich bin kein Profi. Aber ich könnte mir vorstellen, dass man in so einem 
Fall einfach einen ARM / PIC mit eingebautem Ethernet oder sogar ein 
embedded Linux Board nimmt. Dazu die passende Libs Vom Hersteller / aus 
Linux.
AVR ist für Netzwerkfähigkeit einfach nicht der richtige uC.
Arduino spezifisch würde ich sagen, dass viele Libs schnelle 
Erfolgserlebnisse bringen, aber besonders third party Libs sind häufig 
Pfusch.

von Ulrich F. (Gast)


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Das Ethernetshield ist eher trivial konstruiert.


>grenzen von diesen arduinos
Wofür sie gemacht sind, oder was sie nicht können?

Strom sparen, da haperts....
Fix mal eben einen Prototypen basteln, das geht damit.


Zu der Arduino IDE gibts geteilte Meinungen....
Ich mag sie, obwohl sie einige Fallstricke beinhaltet.

von Dussel (Gast)


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Du musst erstmal sagen, was du mit Arduino meinst, das Board oder die 
Bibliotheken.

Die Boards sind einfache AVR-Boards, die für Prototypen mal genommen 
werden, weil sie billig sind. Selber habe ich das noch nicht erlebt, 
aber aus erster Hand gehört.

Die Arduinobibliothek wird wahrscheinlich kein professioneller 
Programmierer einsetzen (nehme ich an), weil die Flexibilität fehlt und 
der Zeitvorteil in der Entwicklung das nicht aufwiegt. Ohne die 
Bibliotheken genau zu kennen, sage ich mal, dass jeder Programmierer die 
Funktionen in kurzer Zeit selber schreiben und an die Bedürfnisse des 
Produkts anpassen kann.

von Joachim B. (jar)


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ich glaube ich darf

sina anargo schrieb:
> Von solchen Personen würde ich gerne eine Meinung einholen zu:
>
> - Allgemeine Einschätzung, ob oder für welche Art von Projekten, so
> etwas auch im Berufsleben eingesetzt werden kann

In meine Umgebung für alles.

Ich baue nur Einzelstücke und sehe die Vorteile das ich keine MC Platine 
mehr bauen muss. Für 5€ - 20€ kann ich das nicht mehr bauen.

Alles drum rum wird wie immer manuell auf Lochraster gebaut, DAC - 
Stromversorgung - OP - Gehäuse.

Ich baue gerade einen Messeinschub mit Touch TFT (2.8") & Mega 2560 zur 
Steuerung im Labor.

von Waldemar Z. (waldemar_z39)


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Ich benutze mein Arduino-Board nur als ISP, d.h. ich beschreibe damit 
einen externen uC z.B. auf einem Breadboard.
Mir persönlich gefällt die Arduino-Software nicht, da ich mich damit 
Eingeschränkt fühle, nicht programmier-, sondern bedientechnisch.
Ich verwende Eclipse.

Was die Arduino-Lib angeht:
Sie Vereinfacht die Programmierarbeit zwar, dafür fällt das vom Compiler 
erzeugte Programm um einiges größer aus. Wo ein mit konventionellen 
Mitteln geschriebenes Programm auf dem kleinsten uC genug Platz findet, 
tut es das gleiche Programm unter verwendung der Lib nicht, benötigt 
damit einen größeren und damit teureren uC. Dieser große Code bereitet 
dem uC ganz sicher auch mehr Rechenarbeit, womit der Stromverbrauch 
steigt.

Wie schon oft gesagt, Arduino ist hauptsächlich für Einsteiger gedacht.
Ich empfehle die Boards und die Lib nicht für kommerziellen Einsatz.

von Frankman (Gast)


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Wir verwenden arduinos, wenn mal schnell ein Testaufbau notwendig ist. 
Z.b um ein Relais für einen Test anzusteuern.

von PittyJ (Gast)


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Wird benutzt. Als schnelles Eval-System, mal was Quick und Dirty über 
SPI oder I2C testen.

Und als Komponententest für die Fertigung. Buchse dran, rote und grüne 
LED dazu, fertig das Teil. Halber Tag SW.

Das Ding (Original) kostet 20 Euro. Für ein Mannstunde Arbeitszeit kann 
ich mehrere kaufen. Da lohnt sich kein selber fertigen aus eine Platine 
designen.

von WehOhWeh (Gast)


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Der schlagende, alles vernichtende Grund:

-> Ein Controller mit gleicher Leistungsfähigkeit kostet <10% des 
Preises eines Adruinos.

Inklusive Beschaltung ausßenherum.
Stell dir das <10% in Schriftgröße 72, rot und blinkend vor. Das sind 
1000% Mehrkosten. Verkaufe das mal einem Projektleiter ;-)

Für irgendwelche Testaufbauten ginge es vielleicht, eher aber auch 
nicht, weil auch hier die "firmeneigene" Controllerfamilie mehr Sinn 
macht. Wir verwenden für sowas die Testboards eben jener - weil unsere 
Softwerker sich damit viel besser auskennen und eine Codebasis vorhanden 
ist.

Von EMV, Temperaturbereich, Fläche fange ich jetz gar nicht erst an.

von Bernd K. (prof7bit)


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sina anargo schrieb:

> Mich interessiert, ob jemand, der beruflich Mikrocontroller
> programmiert, sich die Zeit genommen hat, aus welchen Gründen auch
> immer, sich die Arduinos tiefergreifend anzuschauen

Es gibt

* (1) Arduino, die Hardware (geklont auch aus China)
* (2) Arduino, die Hardware und Arduino Libraries
* (3) Arduino, die Hardware und Arduino Libraries und Arduino "IDE"

ersteres (ohne 2 und 3) ist ganz praktisch für schnelle 
Versuchsaufbauten und damit von der selben beruflichen Relevanz wie 
andere Evaluation-Boards, Lochraster, Lötkolben, DIL-Packages, oder 
bedrahtete Widerstände.

von Alexander S. (esko) Benutzerseite


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Bernd K. schrieb:
> * (1) Arduino, die Hardware (geklont auch aus China)
> * (2) Arduino, die Hardware und Arduino Libraries
> * (3) Arduino, die Hardware und Arduino Libraries und Arduino "IDE"
  * (4) Arduino, nackter µC   und Arduino Libraries und Arduino "IDE"

von Sina A. (sinapse)


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Der Grundtenor scheint ja schon ziemlich eindeutig zu sein.

- Für Profis kaum Zeitgewinn, da entweder eigene Codebasis/eigener uC 
vorhanden oder Arduino libs so einfach, dass man das schnell selbst 
geschrieben hat.

- Manchmal brauch man mal eben was, was man selber nicht da hat, aber 
der Arduino zufällig anbietet. Ist dann nicht Teil des Kernprodukts, 
sondern ein Hilfsmittel/Zwischenschritt.



Bernd K. schrieb:
> * (2) Arduino, die Hardware und Arduino Libraries
> * (3) Arduino, die Hardware und Arduino Libraries und Arduino "IDE"

hatte das erstmal offen gelassen, aber ging es mir in erster linie um 
(3) und auch um (2), wenn sich die libs auch ohne Arduino IDE nutzen 
lassen (weiss ja nicht was die IDE da an an Preprozessierung vornimmt). 
Nicht zu vergessen die vorgefertigten Shields. Also, so nach dem Motto: 
Lass uns mit den Anfängertools arbeiten, wenn diese die geforderten 
Funktionalitäten abdecken. Das ist dann so einfach, das ein Profi nur 
noch einen Bruchteil an Entwicklungszeit benötigt. Nur frage ich mich, 
wo hört das dann auf sinnvoll zu werden? Sprich wo sind die Schwächen.

von Michael S. (rbs_phoenix)


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sina anargo schrieb:
> Das ist dann so einfach, das ein Profi nur
> noch einen Bruchteil an Entwicklungszeit benötigt. Nur frage ich mich,
> wo hört das dann auf sinnvoll zu werden? Sprich wo sind die Schwächen.

Aus meiner Sicht würden gegen Verkauf eines Produkts, das u.a. aus einem 
Arduino besteht, folgendes sprechen:
zu Groß, zu hoher Verbrauch, zu lahm, falsche Form, zu teuer ab einer 
gewissen Anzahl an verkauften Produkten (da muss man halt gucken, wie 
teuer das Board+Shields ist und wieviel [Material und Entwicklung] eine 
neue, eigene Platine kostet), es gibt keine Shields für den gewünschten 
Einsatzzweck, usw...
ggf. ist es manchen Kunden zu unprofessionell, wenn sie in jedem 
Produkt, das entwickelt wurde, nur nen Arduino sehen.

Dazu kommt noch der Bereich. Meines Wissens wurde Arduino entwickelt, um 
Leuten eine elektronische Modifizierung zu ermöglichen, die von Tuten 
(Elektronik) und/oder Blasen (Programmierung) keine oder wenig Ahnung 
haben. Also nicht zwangsläufig Anfängern im Bereich Elektronik.

Wenn jemand aus Holz ein Kunstwerk baut und möchte es mit einem 
speziellen Farb-Fading beleuchten, reicht ein Arduino und eine 
Eigenentwicklung wäre teurer und deutlich schwerer, weil vermutlich die 
meisten Künstler nicht über das Know-How verfügen. Das bedeutet aber 
nicht, dass es nicht professionell ist.

von Joachim B. (jar)


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sina anargo schrieb:
> - Für Profis kaum Zeitgewinn, da entweder eigene Codebasis/eigener uC
> vorhanden oder Arduino libs so einfach, dass man das schnell selbst
> geschrieben hat.

habe ich nie geschrieben ! ich kann nicht mal die komplette Platine mit 
allen Bauteilen zu dem Preis aufbauen !

von Sina A. (sinapse)


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ja, ist ein bisschen kurz geworden meine Antwort. Hatte mich dabei eher 
auf die Leute bezogen, die zwischen "plain" uC und Arduino switchen 
könnten.

Bei kleinserie nur Arduino geht natürlich viel mehr der 
Hardware-Preisfaktor und der Zeitgewinn mit einher, den man einspart, 
weil man keine Codebasis von null aufziehen muss.

von Philipp K. (philipp_k59)


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Ich hab mich nach den ersten 2 Projekten mit allen möglichen Arduinos 
hauptsächlich Minis von der Bucht eingedeckt..

Tja jetzt liegen die rum.. hier und da landet mal noch einer für 
Quick&Dirty Sachen auf dem Lochraster. Jetzt hau ich gleich die DIP ICs 
direkt drauf.. Quarz, Kondensator 5pin Uart Programmer Pinleiste und die 
Pins muss man dann halt löten und auf die Reihen umplanen.. Fertig.

Man muss halt überhaupt anfangen dann kommt man schon drauf und wenn man 
den richtigen Compiler nutzt und überhaupt AVR-C beherrscht kann und 
muss man einiges nachträglich in diversen Libs optimieren bzw die 
einfachen mitgelieferten StandardLibs werden schon gut vom Compiler 
optimiert.

Arduino auf Win und Linux macht auch mal ausversehen 5kb (weniger) in 
linux  aus.

Außerdem würde ich mich ver*****t fühlen wenn ich nen bestelltes Gerät 
aufmache und da tängelt nen China-Arduino rum. (1/8 Preis ohne Qualität)
Gibts da überhaupt zulassungen für Gewerbliche Nuzung, im 30€ Original 
bestimmt, da würde ein Arduino nicht mehr lohnen. (denk ich mal, kenn 
mich nicht aus)

von Rudolph (Gast)


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Arduino Software? Keine Ahnung, ich programmiere in C und das ist jetzt 
nicht abwertend gemeint, einfach neutral.

Die Arduino Hardware klassifiziere ich inzwischen für mich als Schrott 
und rate vor allem Kollegen dringend davon ab.
Alleine die Stromversorgung vom LDO bis zum Controller halte ich für für 
eine Katastrophe.
Und ja, nicht China-Clone, sondern Original Boards.

Aber die Leute kommen auf die seltsamsten Ideen, bei mir auf der Arbeit 
hat gerade jemand mit nem Raspberry eine LED blinken lassen und nicht 
mal viel mehr als das - weil er mit dem Ding umgehen kann.

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