Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik OP für aktiven Filter 1-2MHz fg fesucht


von asd (Gast)


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Hallo,

ich will aktive Tiefpassfilter bauen, Grenzfrequenz im Bereich 1-2MHz. 
Die Verstärkung muss nicht hoch sein, im Bereich 1 bis 5. Wie viel GBW 
(Gain-Bandwith-Produkt) muss man für swoas einplanen? Wenn ich das 
richtig verstanden habe solle ich von Sallen-Key die Finnger lassen weil 
da immer hochfrequenze Anteile durchsauen wenn der OP nicht schnell 
genug ist.
In diesem Fall hat mir die (sonst sehr nützliche) Liste mit 
Standardbauteilen nicht weiter geholfen:
http://www.mikrocontroller.net/articles/Standardbauelemente
Die OPs dich ich da gefunden habe haben entweder eine GBW von <4MHz, bei 
dich nicht sicher bin ob das reicht, sind übertrieben schnell (GBW 
>1GHz) oder kosten eine Stange Geld - ich brauch so 10-20 Stück und es 
soll ein Hobby-Budget nicht überschreiten.
5V unipolar oder +/-5V Versorgung wären super, +/-8V sind auch ok wenn 
sein muss. Ein bis 4 OPs pro Chip.
Ob ich das auch mit passiven Filtern machen kann weiß ich nicht genau, 
es sollen verschiedene Varianten von Pulse Shapern werden, deswegen 
passen die typischen LC-Filter Designprogramme nicht, und die Beispiele 
im Netz sind alle mit aktiven Filtern.
Habt ihr Vorschläge für passende schnelle OPs die man bei Reichelt 
bekommt?

von HildeK (Gast)


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asd schrieb:
> Wenn ich das
> richtig verstanden habe solle ich von Sallen-Key die Finnger lassen weil
> da immer hochfrequenze Anteile durchsauen wenn der OP nicht schnell
> genug ist.
Das ist bei anderen Strukturen auch so, vielleicht nicht ganz so 
ausgeprägt.
Hängt auch davon ab, wie weit den Sperrbereich auch wirklich als solcher 
gelten soll.

> Die OPs dich ich da gefunden habe haben entweder eine GBW von <4MHz, bei
> dich nicht sicher bin ob das reicht,
4 MHz reichen auf jeden Fall nicht. Eher 400MHz.

von asd (Gast)


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Hmm... wenn ich das richtig verstanden habe müsste ich auch Video-Puffer 
nehmen können und, ganz ohne Rückkopplung, die einzelnen R-C-Glieder für 
die Pole dazwischen schalten. Die beiden in der Bauteilliste
http://www.mikrocontroller.net/articles/Standardbauelemente
erwähnten Typen sind jedoch balanced und brauchen mindestens +/-6V.
Wie sucht man gezielt nach solchen Verstärkern, die am besten schon für 
Verstärkung 1 oder 2 vorkonfiguriert sind? Bei Reichelt kann man nur 
nach Typnummer suchen, und auch bei Digikey ist das eher Zufall...

von asd (Gast)


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> erwähnten Typen

Ich meinte die NE592 uns uA733

von Ulrich H. (lurchi)


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Das mindeste wären etwa 10 MHz Bandbreite, also etwa gute Audio OPs wie 
NE5532,OPA137 und ähnliche. Da ist man aber schon mit der Amplitude 
eingeschränkt.
Passender wären wohl OPs mit GBW so im Bereich 100-400 MHz, etwa AD8055 
oder ähnlich. Bei den schnellen OPs geht es sowieso in Richtung +-5 V 
oder ähnlich. Was man genau braucht hängt von den Anforderungen ab.

Wegen der Unterdrückung hoher Frequenzen die der OP nicht so gut kann, 
ist die Kombination mit einer LC Fitlerstufe nicht so falsch: also LC 
fürs grobe und der aktive Filter fürs feine.

von Dampfnilp (Gast)


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Man sollte die Funktionalitaet nicht vergessen. Ein Tiefpass von 1MHz 
soll das drueber daempfen. Was man damit meint ? zB 10MHz ? zB 20MHz ? 
50MHz ?

Wasauchimmer. Bei dieser Frequenz sollte der Opamp dann auch noch was 
koennen. Wenn der OpAmp bei 5MHz schon zu Ende ist, bringt's wenig.

von Klaus R. (klara)


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Hallo asd,
eine wichtige Frage: welche Ordnung soll denn Dein Tiefpass haben? 
Vielleicht genügt Dir ja auch ein RC-Tiefpass. Je höher die Ordnung, je 
mehr Bandbreite ist erforderlich.
mfg klaus

von asd (Gast)


Angehängte Dateien:

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Insgesamt wird es 6. oder 8. Ordnung werden, das wird sowieso aus 
Blöcken 2. Ordnung zusammen gesetzt. Wegen der Sperrdämpfung zu hohen 
Frequenzen hin habe ich an Blöcke 2. Ordnung mit Mehrfachrückkopplung 
gedacht (siehe Bild), die sollten doch nach der Theorie oberhalb der 
Frequenz bei der der OP noch wirksam ist, eine Dämpfung zumindest wie 
ein Tiefpass 1.Ordnung haben. Liege ich da richtig?
Bei Fg=2MHz kann man langsam schon über LC-Filter nachdenken. Die 
gängigen Designprogramme bieten Bessel, Butterworth und Tschebycheff an. 
Da es bei meinem Filter um einen Pulse Shaper geht, und die Physiker 
eher im Zeitbereich denken nehmen die immer die selbe Zeitkonstante für 
alle Stufen. Die Option hat keins der Designprogramme für LC-Filter. 
Weiß hier jemand ob es das gibt, und wenn nicht, ob es Probleme gibt 
wenn ich ein Bessel nehme? Die Sprungantwort im Tietze-Schenk sieht sehr 
ähnlich aus.

von Michael L. (Gast)


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Hallo,

> Bei Fg=2MHz kann man langsam schon über LC-Filter nachdenken. Die
> gängigen Designprogramme bieten Bessel, Butterworth und Tschebycheff an.
> Da es bei meinem Filter um einen Pulse Shaper geht, und die Physiker
> eher im Zeitbereich denken nehmen die immer die selbe Zeitkonstante für
> alle Stufen.
Das ist ungünstig.

>Die Option hat keins der Designprogramme für LC-Filter.
Wenn Du drei identische Stufen hintereinanderschaltest, kommt 
normalerweise etwas ganz anderes heraus als gedacht. Konkret würde ich 
annehmen, dass Du Dir bei einer solchen Konstruktion bei irgendeiner 
Frequenz eine satte Resonanzüberhöhung einhandelst.

Als Anfänger im Filterbau würde ich an Deiner Stelle erstmal mit Filtern 
maximal 4. Ordnung anfangen. Sonst würde ich vermuten, dass Dir die 
Probleme schnell über den Kopf wachsen. Du musst ja nicht nur auf die 
Übertragungsfunktion achten, sondern auch auf Toleranzen der Bauteile, 
Schwingungsneigung der Schaltung, Übersteuerung der OPV (nicht nur am 
Ein- und Ausgang schauen, sondern auch auf die Stufen dazwischen) und 
allgemeine Layoutprobleme. Beachte, dass viele der schnellen OPV eine 
Mindestverstärkung von 2, 5 oder 10 benötigen. Sonst schwingen sie.

Sofern nichts anderes gefordert wird, wählst Du ein Standardfilter.
- Butterworth-Filter haben den Vorteil, dass die Übertragungsfunktion im 
Durchlassbereich näherungsweise konstant ist.
- Besselfilter sorgen für eine möglichst gleichbleibende Signalform.

Geeignete Operationsverstärker und ein Programm (LT-Spice) zum 
Simulieren findest Du hier:
http://www.linear.com/products/High_Speed_Amplifiers
http://www.linear.com/designtools/software/

Aufgrund Deiner Beschreibung vermute ich, dass Du Student bist und in 
einem Physik-Forschungsinstitut als SHK zur Elektronikentwicklung 
engagiert bist. Daher ein paar Worte vorab zu dieser Konstellation:

Physiker in dieser Konstellation haben in der Regel viel Ahnung von 
Ihren Anwendungen, aber nur ein gefährliches Halbwissen von 
Schaltungsentwicklung. Sie drängen daher ihre SHKs gerne dazu, erstmal 
freifliegende Elektronikaufbauten anzufertigen.

Wenn Du Dein Projekt möglichst schnell und erfolgreich beenden willst, 
ignorierst Du diesen Wunsch und baust gleich den ersten Entwurf auf 
einer Leiterplatte mit Massefläche auf.

Für die Spannungsversorgung nimmst Du bevorzugt Linearregler (auch, wenn 
die Spannungsversorgung von einem Labornetzteil kommt), z. B. die 
Standardbauteile 7805/7905. Die Spannung am Ein- und Ausgang der 
Linearregler pufferst Du jeweils mit 100µF (Elko) parallel 100nF 
(Keramik 0805/0603) gegen die Massefläche ab. In unmittelbarer Nähe der 
OPV entstörst Du die Versorgungsspannung dann nochmal jeweils mit 100nF 
(Keramik) gegen die Massefläche.



Viele Grüße
Michael

von asd (Gast)


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Vielen Dank für die Tipps

von Helmut L. (helmi1)


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asd schrieb:
> Wenn ich das
> richtig verstanden habe solle ich von Sallen-Key die Finnger lassen weil
> da immer hochfrequenze Anteile durchsauen wenn der OP nicht schnell
> genug ist.

Da der OP bei Sallen Key meistens die Verstaerkung von 1 hat kann man 
den auch durch einen Emitterfolger ersetzen. Und der ist weitaus 
schneller als ein OP.

von Helmut S. (helmuts)


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Helmut Lenzen schrieb:
> asd schrieb:
>> Wenn ich das
>> richtig verstanden habe solle ich von Sallen-Key die Finnger lassen weil
>> da immer hochfrequenze Anteile durchsauen wenn der OP nicht schnell
>> genug ist.
>
> Da der OP bei Sallen Key meistens die Verstärkung von 1 hat kann man
> den auch durch einen Emitterfolger ersetzen. Und der ist weitaus
> schneller als ein OP.

Nur ist es dann mit der Genauigkeit vorbei da die Verstärkung nur 0,9x 
beträgt und der niedrige Eingangswiderstand auch noch zusätzliche 
Offsetfehler bewirkt. Die temperaturabhängige Ube Spannungsverschiebung 
will man auch nicht haben.

von Possetitjel (Gast)


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Helmut S. schrieb:

>> Da der OP bei Sallen Key meistens die Verstärkung von 1
>> hat kann man den auch durch einen Emitterfolger ersetzen.
>> Und der ist weitaus schneller als ein OP.
>
> Nur ist es dann mit der Genauigkeit vorbei da die Verstärkung
> nur 0,9x beträgt

räusper
Die Zeit, in der Bipolartransistoren eine Stromverstärkung von 10
hatten, ist seit ungefähr 40 Jahren vorbei.

> und der niedrige Eingangswiderstand [...]

Ähhh..?!
100kOhm ist bei 2MHz i.d.R. mehr als genug. Ein einzelnes
Picofarad steuert bei 2MHz schon 80kOhm Scheinwiderstand bei.

> [...] auch noch zusätzliche Offsetfehler bewirkt.
> Die temperaturabhängige Ube Spannungsverschiebung
> will man auch nicht haben.

Nicht alle Schaltungen müssen DC-gekoppelt sein.

von Helmut S. (helmuts)


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> Nicht alle Schaltungen müssen DC-gekoppelt sein.

Der gefragte Tiefpass aber schon. Es immer wider interessant, dass Leute 
die Anforderungen nicht lesen.
Sallen Key Filter hat man vor 40 Jahren mit einem Emitterfolger gebaut. 
Heutzutage gibt es dafür "Notenabzug".

: Bearbeitet durch User
von Possetitjel (Gast)


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Helmut S. schrieb:

>> Nicht alle Schaltungen müssen DC-gekoppelt sein.
>
> Der gefragte Tiefpass aber schon.

Meine Güte.
Natürlich ist ein Tiefpass DC-gekoppelt. Das liegt wohl
in der Natur der Sache...

Gemeint war: "Nicht immer benötigt man die Präzision bei
Gleichspannung, die mit einem OPV erreichbar ist."

War das jetzt so schwierig?

> Es immer wider interessant, dass Leute die Anforderungen
> nicht lesen.

Meine "Anforderung" war nur, Deine - in meinen Augen merkwürdigen -
Ansichten richtigzustellen:

1)
"Geringe Genauigkeit wegen v=0.9" stimmt mMn nicht. Mit
einem einfachen Emitterfolger ist man mindestens bei
v=0.98; mit einer Komplementär-Darlington-Schaltung sollte
man auch v = 0.999 erreichen können. So viel besser ist ein
OPV auch nicht.

2)
"Große Fehler wegen geringen Eingangswiderstand" stimmt mMn
auch nicht. Die Fehler liegen bei vernünftiger Auslegung im
Bereich von 0.1%.

3)
"Schlechte DC-Genauigkeit" stimmt teilweise; es ist ohne Differenz-
verstärker und mit diskreten Transistoren schwierig, gute DC-
Genauigkeit (=geringen Offset) hinzubekommen.
Vielfach ist das jedoch gar nicht nötig; es genügt häufig eine
geringe Offset-Drift. Das ist aber machbar.

> Sallen Key Filter hat man vor 40 Jahren mit einem Emitterfolger
> gebaut.

Ich bin nicht "man". Und Du bist - Gott sei Dank - weder mein
Lehrer noch mein Chef.

> Heutzutage gibt es dafür "Notenabzug".

Genau. Der deutsche Absolvent klagt, wenn er für einen MHz-Verstärker
keinen passenden GHz-OPV findet. Der Chinese nimmt ein paar 300MHz-
Transistoren für ein Hundertstel des Preises und rollt den Markt auf.

Alles erfunden, nicht wahr...?!

von Helmut S. (helmuts)


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> Vielfach ist das jedoch gar nicht nötig; es genügt häufig eine
geringe Offset-Drift.

Geringe Drift gibt es mit diskreten Transistoren niemals. Schon 1°C 
Temperaturdrift machen 2mV aus. Zum Glück sucht der Fragesteller einen 
Opamp. Damit ist er auf jeden Fall auf dem richtigen Weg.

von Helmut L. (helmi1)


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Helmut S. schrieb:
> Geringe Drift gibt es mit diskreten Transistoren niemals. Schon 1°C
> Temperaturdrift machen 2mV aus.

Dann nimmt man einen komplementär Emitterfolger dann hat man die Drift 
nicht.

Possetitjel schrieb:
> Genau. Der deutsche Absolvent klagt, wenn er für einen MHz-Verstärker
> keinen passenden GHz-OPV findet. Der Chinese nimmt ein paar 300MHz-
> Transistoren für ein Hundertstel des Preises und rollt den Markt auf.

Full Ack. Die heutige Mentalität ist wenn es kein passendes ICs für die 
Aufgabe gibt ist die Sache nicht lösbar.

von Possetitjel (Gast)


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Helmut S. schrieb:

>> Vielfach ist das jedoch gar nicht nötig; es genügt häufig
>> eine geringe Offset-Drift.
>
> Geringe Drift gibt es mit diskreten Transistoren niemals.
> Schon 1°C Temperaturdrift machen 2mV aus.

Wie heißt es so schön? "Wer will, findet Wege. Wer nicht
will, findet Gründe". Im Finden von Hinderungsgründen
bist Du offenbar Spitze.

Differenzverstärker (mit diskreten Transistoren) wurden
erfunden. Gegenkopplung wurde erfunden. Temperaturkompensation
wurde erfunden. Verbundverstärker mit getrennten Signalwegen
für NF und HF wurden auch erfunden.

> Zum Glück sucht der Fragesteller einen Opamp. Damit ist er
> auf jeden Fall auf dem richtigen Weg.

Jeder wie er mag... ;-)

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