Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Warum gibt es Dienstleister?


von Fritz G. (Gast)


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Hi zusammen

Blöde Frage, die ich mir schon länger gestellt habe,

Welchen Existenzgrund haben eigentlich Dienstleister?

Im Arbeiterbereich ok, um Auftragsspitzen abzudecken..

Aber im Ing. Bereich?

Was ist für den Kunden der Anreiz, einen externen Ing. über einen DL 
einzustellen ? Gibt es wirklich nur den, dass man ihn leicht wieder los 
wird?

Oder ist es quasi eine "langgezogene " Probezeit manchmal jahrelang, um 
den Ing. dann zu übernehmen? Wenn er gut ist und sonst wird er halt 
gegangen?

: Gesperrt durch Admin
von Fritz G. (Gast)


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Hab wenig Einblick in die Branche, da ich in nem provinziellen 
Industriegebiet in Ö. aufgewachsen bin, DL für Ings gibt's eher in 
Wien..

von Peter X. (peter_x)


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Es gibt Dienstleister, weil es bequeme Menschen gibt. Du könntest auch 
die Frage stellen, warum es Pediküre gibt.

von Mladen G. (mgira)


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Meine Erfahrungen (SW Entwicklung):
Einerseits gibt es Spezialisten die für bestimmte Dinge temporär ins 
Haus geholt werden, ist eher selten, richtige Consultants.

Andererseits gibt es viele "billige Bimbos" die als 
Zeitarbeiter/Prostituierte geholt, verheizt und dann wieder ausgespuckt 
werden.
Sind für den Freier besonders praktisch, weil unterwürfig, "höflich", 
gut angezogen und wenn es sein soll schon morgen nicht mehr da.
Keine richtigen Consultants eben, ANÜler oft mit wenig Berufserfahrung.

von Successful (Gast)


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das Problem ist halt, dass gerade im technischen Bereich die klassischen 
Firmen an IG Metall Tarife gebunden sind. Diese haben ein sehr hohes 
Lohnniveau und häufig einen sehr hohen Kündigungsschutz, weitaus stärker 
als der Gesetzliche. Da darf man nicht einfach jemanden entlassen, nur 
weil die Leistung nicht mehr stimmt oder weil man etwas weniger Bedarf 
hat. Selbst wenn aus betrieblichen Gründen gekündigt wird, dann nicht 
ohne saftige Abfindungen. Dazu noch das Lohnniveau. Wenn man Leute per 
Dienstleister oder als Freelancer für 50-65 Euro die Stunde "mieten" 
kann, wozu sollte man sich dann erfahrene Ingenieure für 70-75k und 35h 
Woche + Betriebsrente + hohe Lohnzusatzkosten + extremer 
Kündigungsschutz sowie ggf. bei Kündigung sehr hoher Abfindung, sich ans 
Bein binden?

35 h Woche bedeutet inkl. Urlaub etc. ein Arbeitsjahr von 1500 Stunden. 
70-75k sind inkl. aller Lohnzusatzkosten locker insgesamt 100k Euro. Das 
ergibt 66,66 Euro die Stunde, + häufig noch Betriebsrente, also locker 
mal 70 Euro die Stunde. Das ist in vielen Bereichen schon über dem was 
man die Stunde für einen DL Ingenieur bezahlt. Nur letzeren wird man 
einfach wieder los, den tariflich Angestellten aber nicht.

von Der Robert (Gast)


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Wenn man nur vor dem Studium gewusst hätte, auf was man sich da einlässt

von operator (Gast)


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Ein Beispiel aus meinem Betrieb wäre noch zu nennen, dass es kleine 
Firmen gibt, deren Hauptgebiet nicht in der Elektrotechnik liegt. Da man 
mit dem technischen fortschritt mithalten muss, müssen halt trotzdem 
Projekte aus dem E-Ing Bereich durchgeführt werden. Wenn dabei ein 
projekt 2 Jahre dauert und danach kommt nichts mehr, lohnt sich der 
Dienstleister. Ansonsten müsste man die gesamte Infrastruktur aufziehen 
und danach den Ing wieder feuern. Übrig bliebe viel "Abfall" die in 
anderen Bereichen der firma nicht gebraucht werden. (IDE, Oszilloskop, 
SW Lizenen,...)

von Mladen G. (Gast)


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> Mladen G. schrieb:
> "billige Bimbos"
>
> Sind geliehene Ingenieure in den Unterhaltskosten nicht deutlich teurer
> als fest angestellte?

Bei der EADSM/Cassidian hat man damals ca. 100-110 € pro Stunde für 
Interne gerechnet, zumindest hat man mir das so vorgerechnet.

War 12 Jahre lang selber auf dem Strich ;)

Mql schnell die Gewinnprognose/Börsenkurs korrigieren?
Kein Problem, einfach alle externen raushauen, dann nach 3 Monaten neue 
bestellen.
Die Teamleiter/Projektleiter hats nicht gefreut, aber wer legt sich 
schon mit dem Headoffice an?

Klar gibt es auch andere Formen von DL als Bodyleasing, Zulieferer zB., 
hab ich mir dann erspart.

: Bearbeitet durch Admin
von Klaro (Gast)


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Der Robert schrieb:
> Wenn man nur vor dem Studium gewusst hätte, auf was man sich da einlässt

Ein Irrglaube, dass das nur Akademiker betrifft, denn die sind nicht
allein auf der Welt. Die wenigsten Dienstleister sind nur auf diese
Klientel spezialisiert.

operator schrieb:
> Übrig bliebe viel "Abfall" die in
> anderen Bereichen der firma nicht gebraucht werden. (IDE, Oszilloskop,
> SW Lizenen,...)

Seid wann liefert ein Dienstleister das Equipment gleich mit?
Oder habe ich was missverstanden?

> Sind geliehene Ingenieure in den Unterhaltskosten nicht deutlich teurer
> als fest angestellte?

Und? Das eine ist ein Posten in den Betriebskosten, das andere ein 
Posten
in den Personalkosten. Unterm Strich nimmt sich das nicht, aber ein
Dienstleister ist viel bequemer für den Entleiher.

: Bearbeitet durch Admin
von rcc (Gast)


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Klaro schrieb:
> Seid wann liefert ein Dienstleister das Equipment gleich mit?
> Oder habe ich was missverstanden?

Entwicklungsdienstleister ist nicht gleich Personaldienstleister...

von Heiner (Gast)


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Gegenfrage: Warum gibt es Trolle?

lg Heiner

von Markus F. (Gast)


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> ind geliehene Ingenieure in den Unterhaltskosten nicht deutlich teurer
> als fest angestellte?

Nein, die bekommen keine Fortbildung und internen Maßnahmen gezahlt. Sie 
bekommen auch keinen Urlaub gezahlt und Krankheit. Wenn einer z.B. 
öfters krank ist, als der Durchschnitt, macht der Unternehmer einen 
Gewinn, weil in die Kosten der Dienstleister ein 
Durchschnittskrankheitswert berücksichtigt ist. Diese katastrophalen 
Ausfälle, wo ein Motorradfahrer mal gleich 9 Wochen in der Klink ist, 
fallen weg. In so einem Fall, wird das Projekt beendet und der DL kann 
dem Mitarbeiter kündigen.

Das Einschalten von Dienstleistern, insbesondere in den Fällen, wo es 
auch mit Internen ginge, ist eine Abkehr vom Sozialsystem. Daran 
verdienen nur die Firmen, die Banken (Initiale Finanzierung der Firmen), 
die Versicherungen (Kostenübernahme bei Schäden durch Gewerk) und eben 
die Dienstleister, die nur die fittesten und gesündesten behalten.

Das sind die Fakten!

Meine Konsequenz als ehemaliger Auszunutzender: Ich habe mich Anfang des 
Jahres selbstständig gemacht und meinen Arbeitnehmerüberlasser, den ich 
zuletzt hatte, in den Wind geschossen.

Ich kann das nur empfehlen! Selbständigkeit ist das Beste!

: Bearbeitet durch Admin
von Fritz G. (Gast)


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> Mladen G. schrieb:
> "billige Bimbos"
>
> Sind geliehene Ingenieure in den Unterhaltskosten nicht deutlich teurer
> als fest angestellte?

Genau das habe ich mich auch gefragt.

Aber anscheinend ists wirklich nur das:
Um Ings zu leihen und schnell wieder loszuwerden.

Was ich da schon gehört habe..

Oft werden mal ein paar Ings. geliehen, um die Drecksarbeit zu machen 
für die Stammbelegschaft also für die Internen..

: Bearbeitet durch Admin
von Fritz G. (Gast)


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Hab jetzt glaube ich die Idee:

Werd selbst eine Ing  bzw. IT Dienstleisterfirma gründen.  Ein paar 
Ings. verleasen und damit es nicht ein reiner Sklavenhändler wird, etwas 
Inhouse Entwicklung aufziehen!

zB Apps, Webanwendungen oder gute industrielle Software.. hätte da schon 
ein paar Ideen..

von Markus F. (Gast)


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Fritz G. schrieb:
> zB Apps, Webanwendungen oder gute industrielle Software.. hätte da schon
> ein paar Ideen..

Solche Ideen haben viele. nur diese Massensoftware wie APPs werden im 
Auftrag an Studenten vergeben und zu 39,- die Stunde programmiert (kein 
Witz, der Wert ist real), und die richtig guten Verdiener-Apps gibt es 
alle schon. Da bist du 10 Jahre zu spät. Hättest Du PDA-Zeiten 
einsteigen müssen.

von Karl (Gast)


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operator schrieb:
> Da man
> mit dem technischen fortschritt mithalten muss, müssen halt trotzdem
> Projekte aus dem E-Ing Bereich durchgeführt werden. Wenn dabei ein
> projekt 2 Jahre dauert und danach kommt nichts mehr, lohnt sich der
> Dienstleister. Ansonsten müsste man die gesamte Infrastruktur aufziehen
> und danach den Ing wieder feuern. Übrig bliebe viel "Abfall" die in
> anderen Bereichen der firma nicht gebraucht werden. (IDE, Oszilloskop,
> SW Lizenen,...)

Warum dann ein LeihIng und nicht einfach den ganzen Auftrag an ein 
externes Ingenieurbüro auslagern, die die Technik (IDE, Oszilloskop,
SW Lizenen,...) sowieso vorhalten?

von Progger (Gast)


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Fritz G. schrieb:
> Was ist für den Kunden der Anreiz, einen externen Ing. über einen DL
> einzustellen ? Gibt es wirklich nur den, dass man ihn leicht wieder los
> wird?

Es gibt auch noch einen etwas skurrilen Grund, wenn weiter oben ein PHB 
sitzt, der Management-by-Numbers betreibt.

Intern besetzt hättest du dann 10 Mannjahre plus 100.000 € Budget. Da 
leuchten beim PHB schon die Alarmglocken: so hohe Personalkosten für so 
ein kleines Projekt.

Dann doch lieber nur 5 Mannjahre intern und 5 extern besetzen. Der PHB 
sieht dann nur die halben Personalkosten, dafür 1.100.000 € Budget. Na 
bitte geht doch, ein 11 Mal so wichtiges Projekt mit halb so vielen 
Leuten, der Projektleiter wird befördert.

von Karl (Gast)


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Fritz G. schrieb:
>> Sind geliehene Ingenieure in den Unterhaltskosten nicht deutlich teurer
>> als fest angestellte?
>
> Genau das habe ich mich auch gefragt.
>
> Aber anscheinend ists wirklich nur das:
> Um Ings zu leihen und schnell wieder loszuwerden.

Die großen Dienstleister haben meist zahlen zu Umsatz zu Mitarbeiter 
online. Wenn mann dann ein bisschen rechnet hat man das Bruttogehalt der 
Mitarbeiter. Das muß man nur noch mit dem IGM-Tarif vergleichen, dann 
weißt man, wie günstig ein LeihIng im Vergleich zum Festangestelltem 
ist.

von Mark B. (markbrandis)


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Fritz G. schrieb:
> Hab jetzt glaube ich die Idee:
>
> Werd selbst eine Ing  bzw. IT Dienstleisterfirma gründen.

Die Idee hatten schon zehntausend Leute vor dir. Mit dem Kenntnisstand, 
den du hier demonstrierst, wird die Firma ganz sicher kein Erfolg.

Falls es überhaupt ernst gemeint war und nicht sowieso nur Rumgetrolle.

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