Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Wenn nicht jetzt, wann dann?


von anmelden (Gast)


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Ich würde beruflich gerne mehr erreichen als ich jetzt habe. Nur müsste 
ich dazu umziehen, also meine Heimat verlassen.
Bisher hatte ich immer gezögert da ich meinen Freundeskreis nicht 
verlassen wollte. Nur werden die Freundschaften mit den Jahren auch 
immer weniger.
Nun denke ich mir, dass ich hier nichts mehr verpasse und ich will auch 
nicht der sein der auf der Strecke bleibt.
Wie haben sich bei euch die sozialen Kontakte so entwickelt nachdem ihr 
irgendwo hingezogen seit wo ihr niemanden gekannt habt?
Das ist für mich nämlich die größte Sorge, dass ich eben dann total 
allein bin.
Mich würde daher mal interessieren wie es bei euch so gelaufen ist. Hier 
gibt es doch mit Sicherheit genug Leute die das schon gemacht haben.
Würdet ihr grundsätzlich eine Stadt empfehlen? Im Grunde brauch ich das 
Leben in der Stadt ja nicht, aber für ein paar Jahre in der Stadt leben 
wäre durchaus okey

von Markus F. (Gast)


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anmelden schrieb:
> Wie haben sich bei euch die sozialen Kontakte so entwickelt nachdem ihr
> irgendwo hingezogen seit wo ihr niemanden gekannt habt?
ziemlich mai, total abgenommen, aber das muss für dich nichts heissen

sieh zu, dass du einen guten job hast -

wenn du das jetzt nicht machst, aergerst du dich in einigen jahren tot

ich habe das auch gemacht und habe einen super Job -

und neue soziale kontakte

... bzw "kontaktin" :-)

von anmelden (Gast)


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vielleicht hab ich mich etwas unglücklich ausgedrückt. Ich meinte 
natürlich wie haben sich die Kontakte am neuen Standort entwickelt ;)

Ich kenne 3 persönlich die weggezogen sind. Zwei kommen regelmäßig am 
Wochenende wieder zurück, ist also nicht so das wahre am neuen Standort. 
Der dritte kommt nur eine Woche im Jahr zurück um mit uns alten Kumpels 
zu saufen.

von Single (Gast)


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anmelden schrieb:
> Bisher hatte ich immer gezögert da ich meinen Freundeskreis nicht
> verlassen wollte.

Ist nur die Frage ob es echte Freunde sind oder nur ein matter Abglanz.
Was zeichnet einen Freund denn aus? Gibt nämlich solche und solche.

> Nur werden die Freundschaften mit den Jahren auch
> immer weniger.

Nicht unbedingt, kommt halt auf die Freizeitaktivität, z.B. in Vereinen
an. Kneipen verlieren dagegen immer mehr an Bedeutung.

> Nun denke ich mir, dass ich hier nichts mehr verpasse und ich will auch
> nicht der sein der auf der Strecke bleibt.

Jedem wie es ihm beliebt. Die Hoffnung stirbt zu Letzt.

> Wie haben sich bei euch die sozialen Kontakte so entwickelt nachdem ihr
> irgendwo hingezogen seit wo ihr niemanden gekannt habt?

Bei Ortsveränderung riss bei mir der Faden sofort ab. Da war auch
keiner da, der beim Umzug geholfen hätte. Waren also keine echten
Freunde, sondern nur Schmarotzer, die sich bei einem haben gut
gehen lassen.

> Das ist für mich nämlich die größte Sorge, dass ich eben dann total
> allein bin.

Da bin ich schon weiter, weil sich der Zustand schon festgesetzt hat.
Sozialkontakte, z.B. über den Job, Fehlanzeige, war anscheinend für
niemanden interessant. Vereinsmitgliedschaft war auch ein Flopp.

> Mich würde daher mal interessieren wie es bei euch so gelaufen ist. Hier
> gibt es doch mit Sicherheit genug Leute die das schon gemacht haben.

Sicher nichts, auf das man stolz sein kann.

> Würdet ihr grundsätzlich eine Stadt empfehlen?

Wenn, würde ich einen Ort mit reichlich Freizeitaktivitäten empfehlen,
aber eine Garantie für Sozialkontakt ist das natürlich nicht.
Auf das Vorhandensein eines Puffs sollte man achten, für den schlimmsten
Fall.

> Im Grunde brauch ich das
> Leben in der Stadt ja nicht, aber für ein paar Jahre in der Stadt leben
> wäre durchaus okey

Klar, Versorgung super, prüde oder militante Nachbarschaft,
Wohnkosten mit zunehmender Tendenz bzw. Abzocke pur und
Parkplatzsuche Stress pur. Was will man mehr?

von Single (Gast)


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anmelden schrieb:
> Der dritte kommt nur eine Woche im Jahr zurück um mit uns alten Kumpels
> zu saufen.

Wenn die Runde immer ein anderer zahlt, ist das auch okay.

von MaWin (Gast)


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Für einen Job umziehen lohnt sich erst wenn das Gehalt DEUTLICH besser 
wird, ich sage mal verdoppelt. Das ist bei Arbeitslosigkeit natürlich 
eher der Fall als bei einem guten Job.

Denn normalerweise hat man am Heimatort, wo die Eltern wohnen, viele 
Möglichkeiten die bares Geld wert sind: Im Haus der Eltern wohnen, 
eventuell auf dem Grundstück der Eltern ein Eigenes bauen, man muss für 
die spätere Pflege der Eltern nicht unbedingt entfernt eine Betreuung 
organisieren, man kann gemeinsamen Hausrat nutzen.

Wer wegzieht, wirft letztlich alles weg was die Eltern erwirtschaftet 
haben. Wenn die eh alles versoffen haben - egal, aber oftmals haben sie 
einen bescheidenen Wohlstand den man selbst schon mal nicht erneut 
aufbaeun muss sondern auf dem man aufbauen kann.

Da gehört auch der Karpfenteich oder die Bekanntschaft in Feuerwehr 
dazu, und man selbst hat Kontakte die einem das Auto reparieren oder 
beim tapezieren helfen.

Das alles lässt sich auch mit Geld machen, aber der Job muss dann eben 
so viel Geld abwerfen, daher "das doppelte".

Zumal so einen Firma keine Familie ist und keine Loyalität besitzt: Die 
könne dich, obwohl die hingezogen bist, dewegen ein Auto geleast hast, 
einen Handyvertrag abgeschlossen hast und einen Mietvertrag eingegangen 
bist mit neuer Telefonvertrag und neuen Versicherungen, schon in der 
Probezeiot wieder rauswerfen - dann war der Umzug ein fettes MINUS auf 
deinem Sparbuch.

Denn Firmen haben bei ihren Produkten (Auto, Wohung, Handy, Telefon) 
stets besseren Kündigungsschutz als du ihn jemals bei deinem Arbeitgeber 
bekommst.

von P. M. (o-o)


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anmelden schrieb:
> Mich würde daher mal interessieren wie es bei euch so gelaufen ist. Hier
> gibt es doch mit Sicherheit genug Leute die das schon gemacht haben.

Sozialkontakte in der Stadt und auf dem Land sind anders. Auf dem Land 
schreibst du am Freitag Abend zwei, drei deiner Kumpels, ob sie auch 
einen trinken kommen. Man trifft sich dann mal in dieser, mal in einer 
anderen Kombination - kennt sich ja eh jeder. Sozusagen ein grosses 
soziales Netz, das den Namen "Netz" tatsächlich verdient hat. In der 
Stadt sind die Freundschaften viel mehr Punkt-zu-Punkt. Du triffst dich 
mal mit diesem Freund, mal mit diesen zwei Bekannten. Mir persönlich 
fehlt da die Spontaneität und die Vielfalt.

von Zocker_41 (Gast)


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> Wie haben sich bei euch die sozialen Kontakte so entwickelt nachdem ihr
> irgendwo hingezogen seit wo ihr niemanden gekannt habt?

Wenn du schon weg gehst dann richtig, mach Inbetriebnahme in Thailand, 
auf Hawai, den Phillipinen oder Brasilien.

Dort stimmt die Kasse und gutes Essen und Trinken sind die drei Sachen 
auf die du nicht verzichten must.

Und nach einem halben Jahr sind die Pickel weg und du mußt dich jeden 
Tag rasieren.

Natürlich hast du eine Leber so groß wie ein Putzeimer und ein paar Kilo 
Teer in der Lunge und bist von oben bis unten Tätowiert.

Kannst aber auch versuchen über Vereine Leute kennenzulernen. In der 
Disko lernst du nur Schrott kennen.

Hier bieten sich Schützenvereine, der Reservistenverband, eine 
Kampfsportschule, Jägerprüfung ablegen, ... an.

Bei der Diekussionsrunde der Alternativen Gruppe lernst du nämlich nur 
Sschwätzer, die nichts draufhaben, kennen.

von Holger J. (trac3r)


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Diese Frage ist typisch für die heutige Zeit. Soziale Kontakte werden 
der Karriere oder den ökonomischen Zwängen, überhaupt einen Job zu 
haben, unterworfen. Weil das Geld auf dem Konto kann man halt überall 
hin mitnehmen, deine Freunde und Familie eben nicht. Ein typisches 
Entfremdungsproblem.

Vielleicht wäre der beste Rat, sich erst einmal über seine Prioritäten 
klar zu werden. Was ist es, was dir an deiner Heimat gefällt und was 
gefällt dir an deinem Job nicht? Ließe sich der Zustand an deinem 
jetzigen Arbeitsplatz durch Eigeninitiative und solidarische Aktionen 
mit den Kollegen verbessern?

Wenn du woanders hinziehst, nur um dort mehr zu verdienen, und dabei die 
Lebenshaltungskosten (s. Süddeutschland) ignorierst, dann wäre das eine 
ziemlich blöde Idee. Wenn du woanders hinziehst und dort in einer Umwelt 
(Natur oder Stadt) leben kannst, die dich in ihren Bann zieht, dann ist 
schon das allein eine Verbesserung. Und dann wärst du auch genug 
unterwegs, um andere Leute kennenzulernen. Beziehungen brauchen nämlich 
Gelegenheit. Wenn du nen Job machen kannst, der dir Spaß macht, wo du am 
Besten nicht mal das Gefühl hast zu arbeiten, dann ist auch das schon 
eine Verbesserung.

Wenn du nur aufs Geld schielst und deinen Mangel an sozialen Kontakten 
durch Konsum kompensieren musst, dann machst du was falsch. Geld ist 
nicht alles. Das Leben besteht aus den persönlichen Erfahrungen, die man 
macht. Und das letzte Hemd hat keine Taschen. Tatsächlich wäre es (für 
mich) sinnvoller, für eine Frau umzuziehen als für einen Job. Aber wie 
gesagt: Werd dir erstmal über deine Prioritäten klar.

Ich bin für nen Job umgezogen und obwohl ich politisch aktiv bin und 
darüber andere Leute kennenlerne, hat sich das für mich eigentlich nur 
monetär gelohnt. Ich schau deswegen auch ständig wieder nach 
Gelegenheiten/Gründen, um von hier wegzukommen. Deswegen kann ich einen 
Umzug nur wegen des Jobs nicht empfehlen.

von Linker (Gast)


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Ich würde dem Job immer die höhere Priorität geben.
Wenn es da gut läuft, dann geht's auch im Privatleben gut.

Umgekehrt, bist Du im Job ein Verlieren, interessieren sich deine 
"Freunde" auch nicht mehr für dich.

von Karl (Gast)


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P. M. schrieb:
> Sozialkontakte in der Stadt und auf dem Land sind anders. Auf dem Land
> schreibst du am Freitag Abend zwei, drei deiner Kumpels, ob sie auch
> einen trinken kommen. Man trifft sich dann mal in dieser, mal in einer
> anderen Kombination - kennt sich ja eh jeder. Sozusagen ein grosses
> soziales Netz, das den Namen "Netz" tatsächlich verdient hat. In der
> Stadt sind die Freundschaften viel mehr Punkt-zu-Punkt. Du triffst
> dich mal mit diesem Freund, mal mit diesen zwei Bekannten. Mir
> persönlich fehlt da die Spontaneität und die Vielfalt.

Das war das intelligenteste, was ich in diesem Forum je zu Thema abseits 
der Technik gelesen habe.

von Lars (Gast)


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Ich bin in den letzten 8 Jahren 5 mal umgezogen, einmal wegen sehr
schwieriger Mietverhältnisse (psychopathische Vermieterin) und noch
einmal weil ich auf die Schnelle nichts gefunden hatte und in ein
winziges Ein-Zimmer-Loch ziehen musste, da bin ich nach einem
dreiviertel Jahr wieder raus, der Rest war alles berufsbedingt. Man ist
ja jung und muss flexibel sein. Freunde hatte ich schon vor 3 Umzügen
keine mehr, lag nicht nur am umziehen, sondern auch an den
Arbeitsbedingungen und den eher 60h die Woche. Bei meinem jetzigen AG
muss ich nicht soviel Arbeiten, aber die Verkehrssituation ist sehr
schwierig und ich bin jeweils eineinhalb Stunden unterwegs und somit gut
13 Stunden täglich außer Haus.

Mittlerweile bin ich Anfang 30 und komplett alleine, hab zwar alle noch
in Facebook, aber wohne mindesten 150km entfernt. Noch dazu bin ich auch
nicht gerade der Weggeher, unter der Woche gibt es eh nur die Arbeit und
am Wochenende kommt dann der ganze Haushalt und den Rest an Freizeit
verbringe ich am Computer, meistens gibt es irgendwelche Frameworks oder
Konzepte zum einarbeiten. Allerdings habe ich keinen Hochschulabschluss,
von daher muss ich schon sehr nach entsprechenden Firmen suchen die
halbwegs akzeptable Bedingungen bieten. Ich denke sehr oft ich hätte bei
der vorletzten Firma bleiben sollen, dann hätte ich noch den
Freundeskreis, allerdings auch nur 25k Brutto im Jahr.

von klausi (Gast)


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Karl schrieb:
> Das war das intelligenteste, was ich in diesem Forum je zu Thema abseits
> der Technik gelesen habe.

Ja das find ich auch ganz gut. Wenn ich das richtig verstehe, dann 
impliziert das, man hat am Land eher noch ein gutes Netzwerk, weil da 
jeder jeden kennt und man ggf. aufeinander aufpasst ;-)

Aber.. das kann auch Nachteile haben.. wenn mal wer mit der oder der 
geschlafen hat oder Krach herrscht, weiß das das ganze Dorf. Oder eine 
besonders neugierige "Mitzi-Oma" ,  die immer genau weiß, was im Dorf 
abgeht und alle Nachbarn genau auf Schritt und Tritt beobachtet.

Alles schon erlebt :-)

von klausi (Gast)


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Lars schrieb:
> Noch dazu bin ich auch nicht gerade der Weggeher, unter der Woche gibt
> es eh nur die Arbeit und am Wochenende kommt dann der ganze Haushalt und
> den Rest an Freizeit verbringe ich am Computer, meistens gibt es
> irgendwelche Frameworks oder Konzepte zum einarbeiten.
Du armer!!
Allerdings habe
> ich keinen Hochschulabschluss, von

Oje, unbedingt nachholen!

von Lars (Gast)


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klausi schrieb:
> Allerdings habe
>> ich keinen Hochschulabschluss, von
>
> Oje, unbedingt nachholen!

Habe ich schon öfter dran gedacht, aber mal ganz von dem Zeitmangel 
abgesehen, denn mit einem Tag in der Woche wird das nichts, wäre ich 
dann 39-40 wenn ich den Bachelor in der Tasche habe. Und was kommt dann, 
wieder als Junior einsteigen?

von stefan M. (der_tony)


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P. M. schrieb:
> Sozialkontakte in der Stadt und auf dem Land sind anders. Auf dem Land
> schreibst du am Freitag Abend zwei, drei deiner Kumpels, ob sie auch
> einen trinken kommen. Man trifft sich dann mal in dieser, mal in einer
> anderen Kombination - kennt sich ja eh jeder. Sozusagen ein grosses
> soziales Netz, das den Namen "Netz" tatsächlich verdient hat. In der
> Stadt sind die Freundschaften viel mehr Punkt-zu-Punkt. Du triffst dich
> mal mit diesem Freund, mal mit diesen zwei Bekannten. Mir persönlich
> fehlt da die Spontaneität und die Vielfalt.

Ich bin immer wieder überrascht wie das Landleben dargestellt wird. Bin 
auf dem Land aufgewachsen, zur Schule gegangen, Studium in der Grosstadt 
nach dem Studium hierher zurück und durch Glück/Zufalle eine 
Ingenieurstelle bekommen. Das soziale Netzwerk sieht hier aber gewaltig 
anders aus als bei den Landfrauen/Landköchinen im BR Fernsehen. Von 
meiner Schulzeit sind vielleicht 30-40% noch hier. Anspruchsvolle Jobs 
gibt es hier nicht. Manche von der Schulzeit sind Hausfrauen, eigene 
Praxis etc... Das soziale Netz existiert hier genauso wenig, da hilft 
dir auch keiner bei der Autoreparatur.
Ingenieur ist hier auch wirklich die Ausnahme, dir begnegnet vor allem 
Neid durch diese Pressehetzerei...


klausi schrieb:
> Aber.. das kann auch Nachteile haben.. wenn mal wer mit der oder der
> geschlafen hat oder Krach herrscht, weiß das das ganze Dorf. Oder eine
> besonders neugierige "Mitzi-Oma" ,  die immer genau weiß, was im Dorf
> abgeht und alle Nachbarn genau auf Schritt und Tritt beobachtet.
>
> Alles schon erlebt :-)
Ich kann mittlerweile nicht mehr im nächsten Supermarkt einkaufen da 
hier ständig zwei ehemalige Arbeitgeber meiner Frau einkaufen gehen. 
Beide leben auf grossen Fuss und wir mussten jeweils 4x Monatsgehälter 
einklagen.

Holger J. schrieb:
> Vielleicht wäre der beste Rat, sich erst einmal über seine Prioritäten
> klar zu werden. Was ist es, was dir an deiner Heimat gefällt und was
> gefällt dir an deinem Job nicht? Ließe sich der Zustand an deinem
> jetzigen Arbeitsplatz durch Eigeninitiative und solidarische Aktionen
> mit den Kollegen verbessern?
Wenn der Chef nicht bereit ist mehr als 39k für nen Ingenieur zu 
zahlen,hilft alle Solidarität nichts. Hast irgendwelche religiösen 
Spinner auch nciht.

> nicht alles. Das Leben besteht aus den persönlichen Erfahrungen, die man
> macht. Und das letzte Hemd hat keine Taschen. Tatsächlich wäre es (für
> mich) sinnvoller, für eine Frau umzuziehen als für einen Job. Aber wie
> gesagt: Werd dir erstmal über deine Prioritäten klar.
Nein Geld ist nicht alles, Familie ist wichtig, Familie versorgen können 
noch wichtiger. Aber 40 Jahre für nen Landlohn blöd zu schuften bringt 
dir auch nichts.


MaWin schrieb:
> Denn normalerweise hat man am Heimatort, wo die Eltern wohnen, viele
> Möglichkeiten die bares Geld wert sind: Im Haus der Eltern wohnen,
> eventuell auf dem Grundstück der Eltern ein Eigenes bauen, man muss für
> die spätere Pflege der Eltern nicht unbedingt entfernt eine Betreuung
> organisieren, man kann gemeinsamen Hausrat nutzen.
>
> Wer wegzieht, wirft letztlich alles weg was die Eltern erwirtschaftet
> haben. Wenn die eh alles versoffen haben - egal, aber oftmals haben sie
> einen bescheidenen Wohlstand den man selbst schon mal nicht erneut
> aufbaeun muss sondern auf dem man aufbauen kann.
>

Stimmt soweit ja alles, aber auch Erbhäuser kann man verkaufen. Und 
nicht jede Frau (wohl fast keine) will im Haus der Schwiegereltern 
wohnen.

von Tmega (Gast)


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Holger J. schrieb:
> Tatsächlich wäre es (für
> mich) sinnvoller, für eine Frau umzuziehen als für einen Job.

Falsch.

Für eine Frau sollte man das nicht machen. Für einen Job schon eher
Die Frau sollte umziehen.

von P. M. (o-o)


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stefan Müller schrieb:
> Ich bin immer wieder überrascht wie das Landleben dargestellt wird. Bin
> auf dem Land aufgewachsen, zur Schule gegangen, Studium in der Grosstadt
> nach dem Studium hierher zurück und durch Glück/Zufalle eine
> Ingenieurstelle bekommen. Das soziale Netzwerk sieht hier aber gewaltig
> anders aus als bei den Landfrauen/Landköchinen im BR Fernsehen.

Ich würde auch nie behaupten, auf dem Land herrsche überall wärmste 
Schützenvereinromantik. Aber die Basis für ein breit abgestütztes 
Sozialleben ist da einfach weit besser als in der Stadt. In der Stadt 
muss eigentlich jeder Sozialkontakt explizit gepflegt werden, auf dem 
Land triffst du den alten Schulkumpel auch mal wieder auf dem Dorffest 
oder beim Einkauf..

Natürlich sind diese Kontakte zunächst oberflächlich, aber man kennt 
einen grossen Pool von Leuten, aus dem man sich einige Freunde 
"aussuchen" kann. Wenn man hingegen in der Stadt kein Schwein kennt, 
dann ist es schwierig Freundschaften aufzubauen.

von Linker (Gast)


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> Wenn der Chef nicht bereit ist mehr als 39k für nen Ingenieur zu

Das Aufgaben, die man bearbeitet, entscheidet über das Gehalt, nicht die 
Ausbildung dazumal.
Da kann es schon mal vorkommen, dass ein autodiktischer Techniker im 
6-stelligen Bereich verdient, und ein promovierter Ing von H4 lebt.

von Holger J. (trac3r)


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Tmega schrieb:
> Holger J. schrieb:
>> Tatsächlich wäre es (für
>> mich) sinnvoller, für eine Frau umzuziehen als für einen Job.
>
> Falsch.
>
> Für eine Frau sollte man das nicht machen. Für einen Job schon eher
> Die Frau sollte umziehen.

Das Patriarchat ist offensichtlich in vielen Gegenden noch sehr stark, 
so wird das mit der Gleichberechtigung nie was.

Jedenfalls schrieb ich ja oben, dass mir persönlich Beziehungen und 
Erfahrungen wichtiger sind als eben Geld. Wenn ich überlege, dass ich 
nochmal die gleiche Zeit wie meine bisherige Lebenszeit noch den Traum 
eines anderen durch Lohnarbeit statt meiner eigenen Träume verwirklichen 
soll, dann wird mir schon übel. Lieber erlebe ich die Rente nicht und 
habe vorher ein erfülltes Leben umgeben mit Personen die ich liebe und 
schätze. Mit meinem Studium hatte ich eigentlich vor, mein Hobby zum 
Beruf zu machen, aber das klappt nicht, wenn der Sinn der eigenen Arbeit 
verloren geht. So setzt halt jeder seine Prioritäten selbst.

Ich hab auch keine Lust mich von Arbeitgebern zur Hyperflexibilisierung 
unter der Agenda "Generation Y" ausbeuten zu lassen. Wer nicht begreift, 
dass die auch hier so gern propagierte Leistungsbereitschaft eigentlich 
den eigenen Interessen entgegensteht, der hat mMn nichts verstanden. Und 
das ist auch keine religiöse Spinnerei, wie @stefan Müller oben wohl 
gemeint hat (ich hab nicht wirklich verstanden, was der Satz sagen 
sollte). Es ist schlicht dass ich keine Lust mehr auf die 
Radfahrerhaltung habe (nach oben buckeln, nach unten treten) und 
abgestiegen bin. Mir ist persönliche Freiheit wichtiger als alles andere 
und ich verwechsle die auch nicht mit materieller Unabhängigkeit. 
Letztere gibt es sowieso nur für Leute, die ihr Geld für sich arbeiten 
lassen. Und dahin schaffen es nur die wenigsten Mittelschichtler.


"Ein Mann, der einmal sein Leben riskiert hat, weiß, wie bedeutungslos 
seine Karriere ist. Ein Mann, der seine Karriere nicht riskieren würde, 
hat hingegen ein bedeutungsloses Leben."
  -- Orson Scott Card

: Bearbeitet durch User
von stefan M. (der_tony)


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Holger J. schrieb:
> das ist auch keine religiöse Spinnerei, wie @stefan Müller oben wohl
> gemeint hat (ich hab nicht wirklich verstanden, was der Satz sagen
> sollte). Es ist schlicht dass ich keine Lust mehr auf die
Rel. Spinner sind für mich christliche Fundamentalisten, ZJ, ...
Da kannst du noch so versuchen deinen aktuellen Arbeitsplatz positiv für 
dich zu gestalten.

Linker schrieb:
>> Wenn der Chef nicht bereit ist mehr als 39k für nen Ingenieur zu
>
> Das Aufgaben, die man bearbeitet, entscheidet über das Gehalt, nicht die
> Ausbildung dazumal.
> Da kann es schon mal vorkommen, dass ein autodiktischer Techniker im
> 6-stelligen Bereich verdient, und ein promovierter Ing von H4 lebt.

Aha, interessant wie du von der Bezahlung auf die Tätigtkeit/Aufgaben 
schliesst. Wenn es gerechte Entlohnung gibt, dann brauchen wir hier 
vermutlich 50% der Threads nicht mehr.

von Linker (Gast)


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stefan Müller schrieb:
>> Da kann es schon mal vorkommen, dass ein autodiktischer Techniker im
>> 6-stelligen Bereich verdient, und ein promovierter Ing von H4 lebt.
>
> Aha, interessant wie du von der Bezahlung auf die Tätigtkeit/Aufgaben
> schliesst.

Ich würde nicht behaupten wollen, dass alle Preise durch das 
Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage entstehen, aber im Prinzip 
stimmt das schon noch.
Um als Ingenieur in höhere Gehaltsstufen zu kommen, muss man halt 
gewisse Skills haben/sich aneignen.
Da hilf es nicht zu sagen: "Ich hab ja studiert, also verdiene ich 
diesen Betrag".

von stefan M. (der_tony)


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Linker schrieb:
> stefan Müller schrieb:
>>> Da kann es schon mal vorkommen, dass ein autodiktischer Techniker im
>>> 6-stelligen Bereich verdient, und ein promovierter Ing von H4 lebt.
>>
>> Aha, interessant wie du von der Bezahlung auf die Tätigtkeit/Aufgaben
>> schliesst.
>
> Ich würde nicht behaupten wollen, dass alle Preise durch das
> Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage entstehen, aber im Prinzip
> stimmt das schon noch.
> Um als Ingenieur in höhere Gehaltsstufen zu kommen, muss man halt
> gewisse Skills haben/sich aneignen.
> Da hilf es nicht zu sagen: "Ich hab ja studiert, also verdiene ich
> diesen Betrag".

und wenn du jetzt in einer Firma hockst wo das so nicht? Weil Vitamin B 
mehr Wert ist als Leistung? Was dann?

von Holger J. (trac3r)


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stefan Müller schrieb:
> Holger J. schrieb:
>> das ist auch keine religiöse Spinnerei, wie @stefan Müller oben wohl
>> gemeint hat (ich hab nicht wirklich verstanden, was der Satz sagen
>> sollte). Es ist schlicht dass ich keine Lust mehr auf die
> Rel. Spinner sind für mich christliche Fundamentalisten, ZJ, ...
> Da kannst du noch so versuchen deinen aktuellen Arbeitsplatz positiv für
> dich zu gestalten.

Die religiösen Spinner, mit denen ich mich rumschlagen muss, glauben nur 
an einen Gott: Mammon. Sowohl in meinem Job als auch täglich auf der 
Straße. Da braucht es keine christlichen Fundamentalisten, um sich 
völlig entfremdet von der eigenen Arbeit oder der Gesellschaft zu 
fühlen. Und für mich ging es oben um sowas wie eine Betriebsgruppe, die 
GEGEN den Chef bessere Arbeitsbedingungen erkämpft. Für die meisten 
Mammon-Gläubigen ist das aber ein unvollstellbares No-Go. Kein Wunder 
als, dass sich Leute hunderte von Kilometern aufmachen, um den angeblich 
besseren Arbeitsbedingungen hinterher zu jagen. Das Gras auf der anderen 
Seite ist immer grüner, oder so. Vielleicht liegt das daran, dass man zu 
wenig säht, um bei dieser Analogie zu bleiben, und zu sehr auf einem 
solidarischen Miteinander herumtrampelt, um einen imaginären 
persönlichen Vorteil zu erlangen. Mittel- bis langfristig sägen wir 
damit am eigenen Ast. Durch die politisch geförderte Entsolidarisierung 
nicht nur der letzten Dekade zwischen den abhängig Beschäftigten und der 
Sozialpartnerschaft mit den Arbeitgebern ist unsere Armutsgefahr in 
Deutschland z.B. europäische Spitze.
http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Europa-Internationales/Datensammlung/PDF-Dateien/abbX9_Grafik_Monat_11_2014.pdf

von Linker (Gast)


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>> Da hilf es nicht zu sagen: "Ich hab ja studiert, also verdiene ich
>> diesen Betrag".
>
>und wenn du jetzt in einer Firma hockst wo das so nicht? Weil Vitamin B
>mehr Wert ist als Leistung? Was dann?

Man kann ja sich bewerben und seinen Marktwert abschätzen.
Wenn dieser wesentlich höhen sein sollte als das aktuelle Gehalt, dann 
wechseln. Klar.
Wobei ein kluger Chef macht so was nicht, wenn, dann nur bei 
Mitarbeiter, wo es klar ist, dass ein Wechsel sehr schwierig wäre 
(Behinderte, große Familie, Alte 50+, ...)

von Markus F. (Gast)


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Linker schrieb:
> Ich würde dem Job immer die höhere Priorität geben.
> Wenn es da gut läuft, dann geht's auch im Privatleben gut.

Leute, das ist doch keine Ja/ Nein Frage!

Man kann seine Freunde auch dann besuchen, wenn man weiter weg ist. Mit 
genug Kohle, fahre ich mit meinem Auto überall hin. Problematisch ist 
nur, wenn man eine Fernbezehung führen muss.

von Successful (Gast)


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stefan Müller schrieb:
> Stimmt soweit ja alles, aber auch Erbhäuser kann man verkaufen. Und
> nicht jede Frau (wohl fast keine) will im Haus der Schwiegereltern
> wohnen.

richtig. Außerdem hat nicht jeder solche Eltern mit so großem Haus bzw. 
so großem Grundstück, dass man ein zweites Haus drauf bauen könnte. Wenn 
man das hat, ist es wie MaWin beschrieb. Da müsste der neue Job schon 
deutlich mehr abwerfen, um die Nachteile der Wohnkosten auszugleichen.

Wobei man einfach bedenken muss, dass es halt nicht überall so billig 
ist wie bei MaWin. In meiner Gegend kann man ein geerbtes Haus für sehr 
teuer Geld verkaufen und bekommt dafür in MaWins Gegend mindestens 3 bis 
4 vergleichbare Häuser mit vergleichbarem Grundstück. Dann würde sich 
ein Jobwechsel sogar lohnen, wenn man nicht weniger verdienen würde.

Oder ein Münchner könnte auch woanders hin wechseln ohne 
Gehaltsaufschlag, wenn es dort dafür deutlich billiger ist. Hier war mal 
einer der bekam als 25 jähriger Anfänger ein fast 50k Angebot von 
Porsche in Leipzig. Damit lebt der locker wie jemand mit 80k in München.
Mindestens. Wer ein Eigenheim mal möchte, lebt in Leipzig dann eher wie 
jemand mit 100k in München.

von stefan M. (der_tony)


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Successful schrieb:
> Wobei man einfach bedenken muss, dass es halt nicht überall so billig
> ist wie bei MaWin. In meiner Gegend kann man ein geerbtes Haus für sehr
> teuer Geld verkaufen und bekommt dafür in MaWins Gegend mindestens 3 bis
> 4 vergleichbare Häuser mit vergleichbarem Grundstück. Dann würde sich
> ein Jobwechsel sogar lohnen, wenn man nicht weniger verdienen würde.

Interesant da du gerade einen Neid-Thread gestartet hat.

Diese Diskussionen laufen immer im Krei. Ich wohn in einer sehr 
preiswerten Gegend: 4 Reihenhäuser dürften einem München enstprechen. 
Das hilft mir blos absolut nichts, weil es hier keine Jobs gibt. Genauso 
wenig hilft mir dass wenn ich hier ein 10ha Grundstück erbe, wenn es 
hier keine Jobs für I. gibt.

Es endet immer ein einer Diskussion Schwarz/Weiss, München (teuer) gegen 
Rest Deutschland, Mietwohnung gegen Einzelhaus. Ich denke den ganzen 
Mist kann man nicht so polarisierend sehen.

Es gibt sicherlich sicherliche Gegenden in  D. die für Ingis 
interessanter sind als andere und die es einem auch ermöglichen 
preiswert zu leben, aber die will hier niemanden verraten. Ich hab das 
schon in mehreren Threads hier gelesen!
Bislang besteht meine Liste aus Region Nürnberg, Aschaffenburg, 
Schweinfurt, Pott. Wobei letztes schliesse ich für mich pers. aus.

von Wolfgang E. (Firma: janeeisklar) (whattheheck)


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anmelden schrieb:
> Mich würde daher mal interessieren wie es bei euch so gelaufen ist. Hier
> gibt es doch mit Sicherheit genug Leute die das schon gemacht haben.
> Würdet ihr grundsätzlich eine Stadt empfehlen? Im Grunde brauch ich das
> Leben in der Stadt ja nicht, aber für ein paar Jahre in der Stadt leben
> wäre durchaus okey

Nach ein paar Wohnorten kristallisieren sich die richtigen Freunde 
heraus. Für die ist unwichtig, wo du wohnst und arbeitest. Den 
"unrichtigen" Freunden trauere ich nicht nach.
An neuen Wohnorten lernt man auch neue Freunde kennen, wenn man sich 
nicht in seiner Bude verkriecht.

von Mat (Gast)


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anmelden schrieb:
> Ich würde beruflich gerne mehr erreichen als ich jetzt habe. Nur
> müsste
> ich dazu umziehen, also meine Heimat verlassen.
> Bisher hatte ich immer gezögert da ich meinen Freundeskreis nicht
> verlassen wollte. Nur werden die Freundschaften mit den Jahren auch
> immer weniger.
> Nun denke ich mir, dass ich hier nichts mehr verpasse und ich will auch
> nicht der sein der auf der Strecke bleibt.
> Wie haben sich bei euch die sozialen Kontakte so entwickelt nachdem ihr
> irgendwo hingezogen seit wo ihr niemanden gekannt habt?
> Das ist für mich nämlich die größte Sorge, dass ich eben dann total
> allein bin.

Kommt auf dich an. Es kann einfach und vergnügend werden, es kann aber 
auch von starker Einsamkeit geprägt sein.

Es hilft, sich selbst klar zu machen, was genau Freundschaft für einen 
bedeutet.

Ein Beispiel aus meinem Leben.
Eine Bekannte hat große Angst aus ihrer Gegend auch nur marginal (+- 40 
km) wegzuziehen und damit die alten Freunde zu verlieren. Man kenne sich 
schon so lange, das könne man am neuen Ort nie wieder aufbauen.
DAS ist genau die Interpretation und letztendlich das "Problem" das 
viele Menschen haben. Sie definieren Freundschaft durch die Menge an 
miteinander verbrachter Zeit. Dann wirds natürlich schwierig eine 
"Kindergartenfreundschaft" in einer neuen Stadt aufzubauen. Dabei sind 
viele dieser Freundschaften mit den Jahren oft nur pro-forma und 
oberflächlich weil man sich schlicht auseinander lebt. Die Schnittmenge 
wird kleiner. Die Vergangenheit rechtfertigt die Freundschaft.

Im Alter tun sich viele Menschen deshalb schwer tiefe Freundschaften 
entstehen zu lassen. Sie setzen diesen Zeit-Maßstab an neue 
Freundschaften an und kann natürlich nicht mehr so erfüllt werden wie in 
jungen Jahren.

Aber was kann denn noch Freundschaft sein? Eine große Schnittmenge 
persönlicher Lebensansichten und Hobbies zum Beispiel. Und solche 
Menschen wird man, gerade in größeren Städten, finden. Man muss sich nur 
mal ehrlich fragen wie man denn seine bisherigen Freunde kennengelernt 
hat? Das war i.d.R. nicht geplant, sondern purer Zufall. Und lässt man 
es zu, so wird so ein Zufall immer wieder passieren.

Gleichzeitig kann man sich mit seinen bisherigen "zweifelhaften 
Freundschaften" die Frage stellen: Würde ich diese Person heute zum 
ersten Mal kennenlernen, würde ich gerne mehr Zeit mit ihr verbringen? 
Wenn die Antwort klar "nein" lautet rechtfertigt es nicht die 
Freundschaft aufgrund der vergangenen x Jahre am Leben zu erhalten. Dann 
beruht sie zu sehr auf der Vergangenheit.

von klaro (Gast)


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Freundschaften zeichnen sich dadurch aus, wie sie gelebt werden, nicht
wie sie entstanden. Wenn die Initiative der Freundschaftspflege
(keiner ruft einen an) immer nur bei einem selbst bleibt, oder
Versuche eine Unternehmung zu planen scheitern, dürfte die
Situation wohl klar sein. Gerade bei geschlechtsübergreifende
Freundschaften kann sich der Wert des Ganzen schnell heraus
kristallisieren. Ware Freunde übernehmen auch mal ein Opfer
und verhalten sich entsprechend leidenschaftlich.

von Linker (Gast)


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> Wenn die Initiative der Freundschaftspflege (keiner ruft einen an) immer nur bei 
einem selbst bleibt,

Das könnte auf mich zutreffen.
Aber soll man dagegen machen?
Solange auf Initiative eines anderen warten, bevor man selbst aktiv 
wird?
Das könnte einen gefährlichen Rückzug bedeuten zur totalen Isolation.

von P. M. (o-o)


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Wolfgang Erbes schrieb:
> Nach ein paar Wohnorten kristallisieren sich die richtigen Freunde
> heraus

Nach einem Umzug entwickeln sich leider auch sehr gute Freundschaften 
oft in eine anstrengende Richtung. Ein Kumpel, der früher dein Nachbar 
war, der dich durch allen Blödsinn begleitet hat und jederzeit auf Abruf 
für Spass oder Hilfestellung zu haben war, ist einfach nicht mehr 
derselbe, wenn man sich plötzlich nur noch dreimal im Jahr trifft. Es 
fehlt dann plötzlich der gemeinsame Erfahrungsschatz, die 
Gesprächsthemen gehen in ein trockenes "Und-was-machst-du-so?" über und 
die Situationen in denen man sich trifft (auf zwei Bier auf Durchreise, 
oder im schlimmsten Fall sogar auf ein Essen mit der Freundin...), hat 
sowieso nichts damit zu tun, wie die Freundschaft früher gelebt wurde 
(besoffen um halb 4 in der Dorfbar, beim gemeinsam etwas basteln, auf 
dem Campingplatz, ...).

von klaro (Gast)


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Linker schrieb:
> Das könnte einen gefährlichen Rückzug bedeuten zur totalen Isolation.

Solange man davon nicht krank wird, kann man das wohl ertragen.
Zumindest kann es einen nicht schaden, wenn es um Geld oder Besitz geht,
Stichwort: Scheidung. Kehrseite ist dann aber, dass man ohne jemanden
da steht, wenn man mal jemanden nötig hätte.

von P. M. (o-o)


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klaro schrieb:
> Solange man davon nicht krank wird, kann man das wohl ertragen.

Nach dem Studium bin ich diesbezüglich sehr hart gelandet. Ich war 
eigentlich immer der Typ, der am Abend oder Wochenende kein permanentes 
Bedürfnis nach Sozialkontakt hatte. Habe deshalb auch nie besonders 
viele Freundschaften gepflegt und allein sein war nie ein Problem. Nach 
dem Studium wusste ich dann, warum: Weil man am Gymnasium und an der Uni 
automatisch immer so viele Leute um sich hat, dass der "Grundbedarf" an 
Sozialkontakt problemlos gedeckt wurde. Wenn du den ganzen Tag mit 
deinen Kumpels verbringen kannst, dann bist du am Abend richtig froh, 
mal deine Ruhe zu haben.

Nach dem Studium, plötzlich in einem Büro mit lauter introvertierten, 
unnahbaren Ingenieuren in ganz anderen Lebenssituationen, hast du den 
ganzen Tag nichts, was sich "Sozialkontakt" nennen könnte. Bist du dann 
am Abend auch noch alleine, so wird das schnell zum Problem. Saufen mit 
der Fachschaft, WG-Leben oder Studiparties fallen dann auch weg... Da 
muss man schon schauen, wie man sich sein Sozialleben erhält.

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