Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik .Rückfluss-Diode, Sinnhaftigkeit?


von __Son´s B. (bersison)


Lesenswert?

Hallo!
Bin auf einen Artikel über eine "Rückfluss-Diode" gestolpert;
http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/ureg3pin.htm
Klingt absolut einleuchtend! Eine kleine Funktion, von der ich selten 
gehört und die ich noch nie gesehen habe.

Wenn sich diese Funktion in der Praxis bewährt hat, würde ich das 
zukünftig in jede Spg-Reglung einbauen. 78xx, LM317. Kostet nichts, 
nimmt kaum Platz weg.

Wie sind eure Erfahrungen?

von Peter R. (pnu)


Lesenswert?

__Son´s Bersi__ schrieb:
> Klingt absolut einleuchtend! Eine kleine Funktion, von der ich selten
> gehört und die ich noch nie gesehen habe.

Eigentlich immer dann notwendig, wenn Speisung von der geregelten Seite 
des Reglers möglich ist, z.B. bei Akku-Ladegeräten.

Eigentlich in jedem ausführlichen Datenblatt für Spannungs-Regel-ICs zu 
finden.

Auch dann notwendig, wenn die ungeregelte Spannung für weitere Lasten 
benutzt wird und am Ausgang des Reglers ein relativ großer Kondensator 
vorhanden ist.
Dann sinkt beim Ausschalten die ungeregelte Spannung sehr schnell, die 
Ausgangsspannung relativ langsam -> Rückspeisung.

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Peter R. schrieb:

> __Son´s Bersi__ schrieb:
>> Klingt absolut einleuchtend! Eine kleine Funktion, von der ich selten
>> gehört und die ich noch nie gesehen habe.

> Eigentlich immer dann notwendig, wenn Speisung von der geregelten Seite
> des Reglers möglich ist, z.B. bei Akku-Ladegeräten.

Aber normalerweise nur bei Reglerspannungen über ca. 6V. Setzt man
sie bei kleineren Spannungen ein, schadet sie zwar nicht, bringt
aber auch keinen Zusatznutzen.
Gruss
Harald

von M. K. (sylaina)


Lesenswert?

Harald Wilhelms schrieb:
> Aber normalerweise nur bei Reglerspannungen über ca. 6V. Setzt man
> sie bei kleineren Spannungen ein, schadet sie zwar nicht, bringt
> aber auch keinen Zusatznutzen.

Kommt wohl auch drauf an. So ein 7805 findet ne Rückspeisung auch nicht 
unbedingt super.
Ich denke das kommt hauptsächlich auf die Anwendung an.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

__Son´s Bersi__ schrieb:
> Wie sind eure Erfahrungen?

Angstdiode.

Wird von den Leuten eingebaut, die keine Datenblätter lesen (können).

Denn dort steht eindeutig drin, wann so eine Diode angebracht ist.

Wenn die Ausgangsspannung über 7V liegt (also nicht beim 7805)
und der Rückstrom über den Spannungsregler erheblich sein kann.
Das ist niemals der Fall, wenn die Eingangsspannung nur langsam
sinken kann weil sich dort der Siebelko langsam entlädt,

sondern nur, wenn von diesem Siebelko erheblicher Strom abgezogen
werden kann, beispielsweise durch eine parallel versorgte
niederohmige Last oder Kurzschluss,

UND am Ausgang des Spannungsreglers ein unsinnig grosser Elko
sitzt, also nicht die empfohlenen 100nF.

Die Rückstromdiode ist also nur nötig:
wenn Spannungsreglerspannung über 7V
wenn am Siebelko (Spannungsreglereingang) nicht ein erheblicher 
Verbraucher hängt.
wenn am Spannungsreglerausgang eine Spannungsquelle sitzt, die
sich langsamer entlädt, als der Sieblkso (also ein Akku oder
ein übermässig grosser Elko).

Diese 3 Bedingungen zusammen sind praktisch nie der Fall.

Wenn man einen 12V Akkulader hätte, dessen Siebelko noch
entladen ist weil das Netzteil nicht drin steckt und der
nun an den Ausgang den Akku geklemmt bekommt, DANN ist die
Diode mal ok.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

__Son´s Bersi__ schrieb:
> Wie sind eure Erfahrungen?
Das hat mit "Erfahrungen" nichts zu tun, sondern mit "Erfahrung" und 
"Datenblattlesen". Denn dann sieht man, wogegen die Diode ist, und 
was sie bewirkt. Und dann kann man auch leicht einschätzen wann man 
sie braucht. In gut 99,5% aller Fälle ist die schlicht unnötig.

Man braucht sie nämlich nur, wenn die Ausgangsspannung des 78xx Reglers 
mehr als 6V..8V über der Eingangsspannung liegen und dabei noch ein 
nennenswerter Strom fließen kann.

In der Praxis kann das (mal von einem fehlerhaften Einspeisen einer 
anderen Spannung abgesehen) nur dann passieren, wenn die 
Eingangsspannung so schnell abfällt, dass die Ausgangsspannung 
größer als die Eingangsspannung wird, und eine so große 
"Rückwärtsspannung" auftreten könnte, dass der Regeltransistor rückwärts 
durchbricht. Das kann bei einem 5V-Regler niemals der Fall sein.
Und bei einer "üblichen" Versorgung sinkt die Ausgangsspannung 
schneller als die Eingangsspannung, weil am Ausgang ja die Last hängt.

Peter R. schrieb:
> Eigentlich immer dann notwendig, wenn Speisung von der geregelten Seite
> des Reglers möglich ist, z.B. bei Akku-Ladegeräten.
Nur, wenn dort dann ein nennswerter Strom fließen würde. Ein simpler 
2mF-Glättungskondensator am Eingang reicht zum Zerstören des Reglers 
nämlich nicht aus. Wenn also z.B. ein 12V-Zweig von einem Akku und einem 
Spannungsregler versorgt werden kann, und zudem am Eingang des 
Spannungreglers dann noch weitere Verbraucher hängen würden, dann wäre 
so eine Diode angebracht. Dann sollte man sich aber auch besser eine 
andere Art von Versorgungskonzept ausdenken...

MaWin schrieb:
> Wenn man einen 12V Akkulader hätte, dessen Siebelko noch
> entladen ist weil das Netzteil nicht drin steckt und der
> nun an den Ausgang den Akku geklemmt bekommt, DANN ist die
> Diode mal ok.
Und selbst dann geht der Regler nicht kaputt, denn sein Tod wäre bei 
diesem Vorgang ein thermischer. Aber die Energie, die in den 
Pufferkondensator eingelagert und über den Transistor muss, ist nicht 
groß genug...

: Bearbeitet durch Moderator
von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Lothar Miller schrieb:

> Das hat mit "Erfahrungen" nichts zu tun, sondern mit "Erfahrung" und
> "Datenblattlesen". Denn dann sieht man, wogegen die Diode ist, und
> was sie bewirkt.

Hmm, in Datenblättern habe ich aber noch keine Erklärung für diesen
Effekt gefunden. Hast Du da mal einen Link? Wichtig ist da ja das
Wissen, das heutige Transistoren, auch die in den ICs, eine begrenzte
Sperrfähigkeit der BE-Diode von ca. 7V haben.
Gruss
Harald

von Daniel H. (Firma: keine) (commander)


Lesenswert?

Harald Wilhelms schrieb:
> Hast Du da mal einen Link?

http://www.ti.com/lit/ds/symlink/ua7805.pdf

1
Reverse-Bias Protection 
2
Occasionally, the input voltage to the regulator can collapse faster than the output voltage. 
3
This can occur, for example, when the input supply is crowbarred during an output overvoltage 
4
condition. If the output voltage is greater than approximately 7 V, the emitter-base junction 
5
of the series-pass element (internal or external) could break down and be damaged. To prevent 
6
this, a diode shunt can be used as shown in Figure 8 .

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Daniel H. schrieb:

> http://www.ti.com/lit/ds/symlink/ua7805.pdf
> Reverse-Bias Protection...

Schön, damit dürften dann ja alle Unklarheiten beseitigt sein. :-)
Vielen Dank.
Gruss
Harald

von Peter R. (pnu)


Lesenswert?

... und was ist mit Motoren am Netzteil? Die können an den Ausgang ganz 
schön große Spannungen liefern, auch wenn es sich um einen 7805 handelt.

Die Angstdiode frisst kein zusätzliches Futter und ist immer dann 
angebracht, wenn die Verwendung des Spannungsreglers wechseln kann und 
daher auch ungünstige Fälle einschließt. Im  Netzteil eines fertigen 
Geräts kann man sie sich natürlich meistens ersparen.

Bei Labornetzteilen ist sogar eine weitere Angstdiode angebracht: Die 
Diode vom Ausgang nach Masse, die falsch gepolte Spannung abfängt.

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Peter R. schrieb:

> Die Angstdiode frisst kein zusätzliches Futter

Genau! Der Hund ist tot. Besser ists, wir binden ihn an!

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

Peter R. schrieb:
> ... und was ist mit Motoren am Netzteil? Die können an den Ausgang ganz
> schön große Spannungen liefern, auch wenn es sich um einen 7805 handelt.

Erklär das bitte mal.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Peter R. schrieb:
> ... und was ist mit Motoren am Netzteil? Die können an den Ausgang ganz
> schön große Spannungen liefern, auch wenn es sich um einen 7805 handelt.

Wen ein Motor im Generatorbetrieb am 7805 Ausgang eine höhere Spannung 
als 5V liefert, muss man um ganz andere Bauteile Angst haben als gerade 
den Spannungsregler.

Und da hilft dann auch keine Rückstromdiode, sondern eher ein 
Bremschopper.

von __Son´s B. (bersison)


Lesenswert?

DANKE für die konstruktiven Reaktionen!
Das Prinzip war klar und die Einsatzsinnhaftigkeit wurde ausreichend 
erleutert. Bei "Grauzonen" würde ich zukünftig auf diese Diode zurück 
greifen - dann "Frist die wirklich kein Futter"

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> Wen ein Motor im Generatorbetrieb am 7805 Ausgang eine höhere Spannung
> als 5V liefert, muss man um ganz andere Bauteile Angst haben als gerade
> den Spannungsregler.
Ja, das kenne ich auch...
Udo Schmitt schrieb:
> Erklär das bitte mal.
Schalgae: eine PWM-gesteuerte H-Brücke zieht über einen DC Motor eine 
Schwimmbadabdeckung zur Seite und wirder auf den Pool drauf. Das geht 
auch tadellos, bis einer auf die Idee kommt, die Andeckung nach oben 
wegzuziehen und unter der Markise zu verstecken. Das Hochziehen und 
Anhalten ging auch noch gut. Aber anschließend war so viel Lageenergie 
in der Abdeckung gespeichert, dass die Zwischenkreisspannung beim 
Abrollen beliebig weit anstieg. Brrrrzzzel...  :-/

> Und da hilft dann auch keine Rückstromdiode, sondern eher ein
> Bremschopper.
So ist es...

Peter R. schrieb:
> Bei Labornetzteilen ist sogar eine weitere Angstdiode angebracht: Die
> Diode vom Ausgang nach Masse, die falsch gepolte Spannung abfängt.
Wie schon bei der Rückstromdiode gesagt:
>>> In gut 99,5% aller Fälle ist die schlicht unnötig.
Das gilt für die Verpolschutzdiode noch mehr: in 99,99% aller Fälle 
unnötig. Denn so viele Labornetzteile werden in etwa auf "normale" 78xx 
Netzteile kommen...

Man kann diese Dioden aber selbstverständlich einbauen. Das bestreitet 
niemand.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.