Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schottky-Diode parallel schalten (Spannungsabfall reduzieren)


von Kim X. (froeschlein)


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Hi,
mein erster Eintrag hier, also nicht direkt beißen ;)

Bevor jemand den Löschbutton sucht: Ich habe hier einige Stunden 
gelesen, die Forensuche benutzt und gegoogled.
Mir ist bewusst, dass es einen Thread gibt, der einen fast 
gleichlautenden Titel hat, aber dort geht es um den Strom, nicht um die 
Spannung, wenn ich das richtig verstanden habe.


Es geht um einen aktiven(selfpowered) USB Hub am Raspberry Pi.
Ich weiß, dass die meisten USB Hubs sich nicht exakt an die Norm halten, 
besonders bei der "Rückspeisung" zum USB Host.
Schließe ich den aktiven Hub an den Raspberry Pi an, fließt Strom zurück 
an den RasPi-USB-Port. Das möchte ich gern unterbinden.

Die einfache Möglichkeit ist ja, die 5V+ Leitung zwischen dem Host und 
dem Hub zu trennen. Das hat allerdings den Nachteil, dass man das Hub 
dann nicht mehr passiv nutzen kann. Fürs erste trenne ich die Leitung, 
da ich eh keine passende Diode hier hab. Zukünftig möchte ich aber dort 
eine Schottky-Diode zwischenlöten.
Was mir da durch den Kopf geht, ist, dass USB mit 5V arbeitet und die 
Toleranz laut Norm 0,25V beträgt. Die Schottky-Dioden, die ich mir 
angeguckt hab haben bei Zimmertemperatur 0,3V Spannungsabfall. Ich wäre 
also schon an der Grenze.

1. Kann man nicht einfach zwei Schottky-Dioden parallel nutzen und so 
den Spannungsabfall reduzieren?

2. Der USB Port unterstützt 500 mAh/5V DC. Welche Diode wäre da passend? 
Preis ist relativ egal, weil ich das nur einmal brauche, sollte halt 
nicht mehr als das ganze Hub kosten ;)

3. Wie hoch ist denn da bei einer passenden Diode der Rücklaufstrom Pi 
mal Daumen? Ich nehme mal an weit unter 100 mAh oder? Ich hab versucht, 
das im Datenblatt einiger Dioden zu finden, aber ich weiß nicht wo dort. 
Falls mir noch jemand sagen kann, wie ich den Wert selbst finden kann 
wäre ich dankbar.

Bitte halbwegs idiotensicher erklären. Ich hab zwar diverse 
Grundkenntnisse, aber das dürfte noch unter gefährliches Halbwissen 
fallen - ich bin aber lernfähig.

So, ich denke ich habe alles ausführlich genug erklärt. Falls doch noch 
Fragen offen sind beantworte ich die gern.

lg, Kim

von Falk B. (falk)


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@Kim X. (froeschlein)

>Schließe ich den aktiven Hub an den Raspberry Pi an, fließt Strom zurück
>an den RasPi-USB-Port.

Wie hast du das gemessen?

> Das möchte ich gern unterbinden.

Warum? Was geht denn damit nicht?

>1. Kann man nicht einfach zwei Schottky-Dioden parallel nutzen und so
>den Spannungsabfall reduzieren?

Nein.

>2. Der USB Port unterstützt 500 mAh/5V DC. Welche Diode wäre da passend?
>Preis ist relativ egal, weil ich das nur einmal brauche, sollte halt
>nicht mehr als das ganze Hub kosten ;)

Es gibt sog. Power-OR Dioden (amerikanische Wortschöpfung). Dort wird 
mittels aktiver Elektronik der Stromfluss gemessen und entsprechen ein 
MOSFET ein oder ausgeschaltet. Das könnte man hier nutzen, wenn es denn 
WIRKLICH nötig ist.

http://www.linear.com/products/powerpath_controllers_*_ideal_diodes

>3. Wie hoch ist denn da bei einer passenden Diode der Rücklaufstrom Pi
>mal Daumen? Ich nehme mal an weit unter 100 mAh oder?

Stöme werden in mA oder A angegeben, nicht mAh.
Der Sperrstrom von Schottkydioden liegt im Bereich von 1mA und weniger.

>Falls mir noch jemand sagen kann, wie ich den Wert selbst finden kann
>wäre ich dankbar.

Reverse current.

von Falk B. (falk)


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von Mike (Gast)


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Kim X. schrieb:
> 1. Kann man nicht einfach zwei Schottky-Dioden parallel nutzen und so
> den Spannungsabfall reduzieren?

Kann man, bringt aber für den Spannungsabfall nur eine minimale 
Änderung. Guck dir einmal im Datenblatt die Kurve "Typical Forward 
Characteristics" an und beachte, dass der Strom logarithmisch 
dargestellt ist.

> 2. Der USB Port unterstützt 500 mAh/5V DC. Welche Diode wäre da passend?
> Preis ist relativ egal, weil ich das nur einmal brauche, sollte halt
> nicht mehr als das ganze Hub kosten ;)

z.B. SB320

> 3. Wie hoch ist denn da bei einer passenden Diode der Rücklaufstrom Pi
> mal Daumen? Ich nehme mal an weit unter 100 mAh oder?

Die Angabe 100mAh deutet auf eine Angabe zur Ladungsmenge hin. Was 
meinst du mit "Rücklaufstrom"?

von Leistungselektroniker (Gast)


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Zu 1: Ja, man kann Dioden parallel schalten, du solltest aber nicht 
erwarten, dass sich dadurch der Belastungsstrom verdoppelt. Einen 
(wesentlich) geringerer Spannungsabfall wird damit nicht erreicht.
Es ist eine Eigenschaft der Dioden, dass sie auch bei geringen Strömen 
eine minimale Leitspannung benötigen.

Zu 2.: Du meinst 500mA, nicht 500mAh. Eine 1A Diode sollte reichen.

Zu 3.:Suche im Datenblatt nach "reverse current", häufig kann man diesen 
in Abhängigkeit von Temperatur und Spannung an einer Grafik ablesen; bei 
Zimmertemperatur sollte er unter 100uA liegen.
Du wirst evtl. auch den "reverse recovery current" finden, das ist ein 
kurzzeitig (<1us) fließender Strom in Sperrrichtung. Um diesen brauchst 
du dich nicht zu kümmern.

Der zuässige Spannungsbereich der USB-Versorgung liegt m.W. zwischen 
4,75..5,25V.

von Kim X. (froeschlein)


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Oh, sehr aktives Forum :)
Hätte erst morgen mit Antworten gerechnet.

> Wie hast du das gemessen?

Gemessen/festgestellt hab ich das auf zwei Arten: Der Raspberry Pi hat 
einen microUSB Anschluss, mit dem man ihn mit Strom versorgt und 2 
"normale" USB-A-Ports für Geräte/Datenkommunikation. Am USB-A-Port ist 
das Hub, am MicroB ein normales Netzteil, um den Raspi mit Strom zu 
versorgen. Ziehe ich nun das Netzteil am microUSB ab, bleibt der RasPi 
an, kann also nur vom Hub gespeist werden.
Per Multimeter nachgemessen: auf dem Anschlusskabel des Hubs liegt 5V 
DC.

> Warum? Was geht denn damit nicht?

Ich möchte den RasPi gerne von dem eigentlichen Netzanschluss(microUSB) 
speisen, hauptsächlich, weil dort der Eingang mit einer Sicherung 
versehen ist. Die Sicherung am anderen USB-A dürfte dafür nicht 
ausreichen.

> wenn es denn WIRKLICH nötig ist.

Ich glaube, MOSFET und aktive Schaltungen sind dann doch etwas zuviel 
des Guten, dann wird es im Notfall eher ein Microschalter. Ist nicht so 
elegant, funktioniert aber definitiv.

> Stöme werden in mA oder A angegeben, nicht mAh.

stimmt, jetzt wo ich drüber nachdenke fällt mir der Fehler auch auf.

Danke!

> LTC4411

Sieht interessant aus, aber ich hab ihn nur bei Conrad für 6 Euro 
gefunden und das ist mir dann doch zuviel. Für den Hub hab ich 7 Euro 
bezahlt, weil die Verpackung quasi hinüber war, hätte ich vielleicht 
erwähnen sollen.

> z.B. SB320

Der sieht gar nicht schlecht aus und kostet auch fast nix.
Als Alternative, aber einen Tick schlechter hab ich noch den 1N5817 
gefunden.

> Was meinst du mit "Rücklaufstrom"?

Der Strom, der zum Host zurück läuft. Trotz Sperrrichtung.
Dürfte der Sperrstrom sein, wenn ich das oben richtig verstanden habe.
Ich wusste nicht, dass der nur 1 mA beträgt, ich las nur, dass die 
Sicherung auf dieser Seite am RasPi 100 mA aushält.

> Der zuässige Spannungsbereich der USB-Versorgung liegt m.W. zwischen
4,75..5,25V.

Ja, wären es genau 5V vom RasPi, hab ich keine 0,3 V mehr, um in der 
Norm zu bleiben und wenn man sich die Werte vom RasPi so anschaut, sind 
die vorhandenen 1200 mA schon an der Grenze und er kann eh keine ganzen 
500 mA mehr über den USB ausgeben.
Ich gehe also stark davon aus, dass er nicht mehr als 5V auf dem USB 
hat.

Danke für die hilfreichen Antworten!

von Alexander S. (esko) Benutzerseite


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Kim X. schrieb:
> Was mir da durch den Kopf geht, ist, dass USB mit 5V arbeitet und die
> Toleranz laut Norm 0,25V beträgt.

Laut Wikipedia ist die Toleranz viel größer:
>> Am Ausgang des USB-Host muss die Spannung zwischen 4,65 V und 5,25 V
>> liegen, allerdings ist ein Spannungsabfall bis auf 4,40 V am Ende eines
>> USB-Kabels zulässig, hinter einem passiven USB-Hub sind sogar 4,00 V
>> erlaubt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Universal_Serial_Bus#Spannungsversorgung

Daher sollte eine Schottky-Diode kein Problem sein. Empfehlen würde ich 
SB120, 1N5817, MBRS130LT3G oder eine gleichwertige.

Ein günstiger Versender ist z.B. csd-electronics.de oder ebay.

von Ulrich H. (lurchi)


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Bei so kleinem Strom lohnt es noch nicht Dioden parallel zu schalten. 
Das ist ohnehin Problematisch, da nicht sicher ist das sich der Strom 
gleichmäßig verteilt. Da lieber eine etwas größere Diode, wie die oben 
vorgeschlagene SB320 oder ähnliches. Es ist halt eine Abwägung zwischen 
Sperrstrom (besser bei kleinerer Diode) und weniger Spannungsabfall 
(besser bei größerer Diode und weniger Spannungsfestigkeit).

USB Geräte sollten relativ tolerant gegen etwas weniger Spannung sein. 
Nur dem Atmel Dragon Programmer für die AVRs sollte man damit nicht 
zusätzlich quälen.

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